Nordnorwegen, Kongshüs ein kleines Anglerparadies im Altafjord

S.Reifke

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Nordnorwegen, Kongshüs ein kleines Anglerparadies im Altafjord

Das kann ich, Sven Reifke, mit meiner 25jährigen Angelvita wohl gut einschätzen. In diesen Jahren habe ich mich bis zum Nordkap hoch geangelt. Die Fische wurden in Richtung Norden immer größer. Inzwischen habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Anglergruppen in Norwegen kulinarisch und organisatorisch zu betreuen. Das macht mir große Freude.
Der Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen, das Abenteuer beim Angeln und nicht zuletzt die herrliche Landschaft lassen mich einfach nicht mehr los.
In diesem Sommer 2023 machte ich mich also wieder auf große Reise. Ich möchte beschreiben, wie diese Reise verlief um noch mehr Angler, oder solche die es werden wollen, zu begeistern.

Am 04. 07.2023 startete ich mit meinem komfortablen Ford Reisebus in Börgitz, in der Nähe von Stendal, um 14.00 Uhr. Mein Ziel war zunächst Rostock – Warnemünde. Dort musste ich die Fähre um 20.00 Uhr erreichen. An diesem Tag kam ich sehr gut voran, deshalb war ich bereits um 17.30 Uhr vor Ort. Ich hatte Glück und konnte die 18.00 Uhr Fähre nehmen. Nach zwei Stunde kamen ich in Gedser DK an. Nun fuhr ich in Richtung Helsingor. Von dort nahm ich die Fähre nach Helsingborg Schweden. Die Überfahrt dauerte nur ca. 15 Minuten. Nach zweistündiger Weiterfahrt auf der E4 brauchte ich eine Schlafpause von 6 Stunden.
Ausgeruht, bei schönstem skandinavischem Wetter, fuhr ich nun über Jönköping, Stockholm und Umea auf der E4. Weiter ging es nach einer kleinen Schlafpause von 3h über Tornio auf der finnischen Seite des Flusses Torne (bei Mitsommernacht) begleitet von Rentieren in Richtung Alta Nordnorwegen. Zu dieser Zeit gab es kaum Autoverkehr. Nach insgesamt 40 h Fahrt, inkl. Schlafpause, erreichte ich den Fähranleger in Alta, wo ich die Fähre zur Insel Äroja um 8.15 Uhr nahm. Die Überfahrt dauerte nur 35 Minuten.
Endlich, nach 2650 km, war ich in Konghüs angekommen!!! Mich erwartete der 75jähriger Kjell, der Besitzer der Anlage. Wir verstanden uns sofort. Offen, frech und fröhlich nannte er mich Sven the cook. Wir verständigten uns mit meinem „svenglisch“, eine bunte Mischung aus Deutsch und Englisch. Meistens reise ich schon einen Tag früher an, um mich auf die Gäste vorzubereiten. Das heißt, ich sortiere die mitgebrachte Verpflegung. Aber an diesem Tag hatte ich wegen Terminüberschneidungen nur wenig Zeit, da ich am gleichen Tag noch Gäste vom Flugharfen abholen wollte. Also verstaute ich ruck zuck alles aus dem Bus und Anhänger in der großzügigen Küche. 15 Uhr wartete die Fähre auf mich, um nach Alta zukommen. Ich erledigte noch ein paar Einkäufe für meine Fluggäste. Nun merkte ich aber wirklich die zurückliegenden Strapazen. Mein faltbares Bett und 2 Bier haben mich in den Schlaf gewogen.

22:30 landeten die erste Gruppe aus Berlin. Andre ein Klempner, Michael ein Architekt, Andreas und Lasse, beide Zimmermänner, begrüßten mich. Nach dem Verstauen des Gepäcks ging es dann nach Mikkelsb, einem alter Fährhafen. Dort war nun der Standort meines Busses von dem aus wir pendeln konnten. Zum Erstaunen der Berliner holte uns Kjell mit seinem Blue Boot vom Festland ab. Nach kurzer Überfahrt erreichen wir um 24 Uhr das Haus. In der Zwischenzeit waren auch Hannes und Dennis, beides Landwirte, von der Nord- und Ostsee im Kongshüs mit eigenem PKW angekommen.

Unterkunft

Das zweistöckige Haus mit einem ausgebauten Dachboden ist für Anglergruppenreise und Einzelreisende einfach perfekt. Schon von weitem leuchtet das rustikale typische Norwegenhaus welches im Falunrot gestrichen ist. Es gibt im Haus ein Zweibettzimmer und 7 Einzelzimmer. Als zusätzliche Schlafmöglichkeit dient das Dachgeschoss mit einem Einzelzimmer und einem Vierbettzimmer. Demnach ist das gesamte Haus für 13 Leute ausgestattet.
Im Erdgeschoss befinden sich ein Bad mit Waschmaschine, zwei Duschen, zwei Toilette und eine kleine Sauna. Eine großzügige Küche, das Gemeinschaftswohnzimmer und eine Toilette sind dort auch untergebracht. Vom Wohnzimmer geht es auf eine ausladenden Sonnenterasse mit einem wunderschönen Blick in die Landschaft. Die Schlafzimmer befinden sich in der ersten und zweiten Etage, ausgestattet mit zwei Toiletten und einer Dusche.
Zur Unterkunft gehört ebenfalls ein großes Filetierhaus mit Gefriertruhe und ein Haus zum Umkleiden. Das alles einen Katzensprung entfernt. Angrenzend ist das Office vom Anlagenbesitzer Kjell. Er betreibt dort einen gut sortierten Laden, in dem man Anglerbedarf ausleihen aber auch erwerben kann.

Zur Unterkunft gehören ebenfalls 4 Boote: 1 Excedo Fisher- 21 Fuß/90 PS, Echolot/ Plotter und 3 19 Fuß Kverno Alu Boot mit 60 PS, Echolot und Kartenplotter.

1.Woche

Nach Ankunft der ersten Gruppe am 05.07.2023 unternahmen wir eine achtstündige Orientierungsfahrt mit Kjells großem Kutter. Zum Greifen nah, begleiteten uns lebensfrohe Delfine die um unser Boot tanzten. Einfach ein tolles Schauspiel! Leider gestaltete sich diese Ausfahrt mit einer sperrliegen Ausbeute. Ein paar große Lumben, ein paar Rotbarsche, kleine Dorsche und eine Menge Futterfisch gingen ans Band. In den nächsten zwei Tagen brauchten wir beim Fischen viel Geduld, um etwas an den Haken zu bekommen.
Andreas hatte am zweiten Tag mehr Glück. Er konnte eine schöne Platte und einen guten Tosk Neptuns Reich entreißen. An den nächsten Tagen wurde es ein wenig besser, Steinbeißer , Drosch und Rotbarsch sind in den Tiefkühltaschen gelandet

Ein wenig zum Trost und auf Wunsch, unternahm ich mit dieser Gruppe am 4 Tag eine dreistündige Anfahrt mit meinem Bus zum Nord Cap. Auf dieser Tour über den Hochebenen begegneten wir Hunderten von Rentieren. Ein imposanter Anblick! Am Nord Cap verweilten wir eine geraume Zeit und genossen die Aussicht in die unendliche Weite des Nordatlantik.

Das besondere Erlebnis dieses Tages folgte aber nun. Ich brachte die Gruppe nach einer zwanzigminütigen Fahrt nach Skarsvag ins Camp Marina. Dort erwartete uns mein Freud Ruben. Bei ihm mieteten wir zwei Boote. Hannes, Dennis, Andre und Michale hatten noch nie am Nord Cap geangelt. Ich merkte sofort, wie emotional diese Ausfahrt für sie war. Entdeckte ich da nicht etwa“ Pippi“ in ihren Augen? Auch die Ausbeute dieser Fahrt war zufriedenstellend gute Dorsche von 90 cm und Köhler von 80 cm wurden gefangen.
Die Anglergruppe war mit dem Fang zufrieden. Zum Camp Marina zurückgekehrt, wurden dort die Fische filetiert. Die Rückfahrt gestaltete sich ein wenig „beschwerlich“. Gruppen von Rentieren versperrten uns immer wieder die Straße. Aber das tat dem besonderen Tag keinesfalls einen Abbruch. Nach 6 Tagen verabschiedeten wir die vier Berliner, die nach 7 h Flugzeit in Berlin ankamen.
Hannes und Dennis begleiteten mich noch eine weitere Woche auf Kongshus. Sie hatten einen 14 Tage Tripp gebucht, was sich später als Glücksfall herausstellte.

Nach der Abreise der ersten Gruppe, reisten die neuen Angler an.

2.Gruppe

Leider konnte ich sie aus Krankheitsgründen nicht vom Flugharfen abholen. Mich plagte Fieber, Erbrechen und mein linkes Bein war feuerrot und dick geworden. Hannes und Dennis waren so freundlich und haben die neuen Gäste vom Flieger abgeholt. Einen herzlichen Dank noch einmal dafür. Die neuen Gäste habe ich dann erst am nächsten Morgen kennen gelernt. Dazu gehörten Martin aus Hamburg, der dort eine Werbefirma betreibt, Andre aus Bremen, ein Rentner, Thomas aus Österreich, ebenfalls ein Rentner, Andreas ein Guide auf Mallorca und Dirk ein Autoverkäufer.

Martin kannte sich im Anglerrevier bereits aus. Er war schon vor acht Jahren Vorort. Von seinen und meinen Erfahrungen konnten die nächsten Gruppen bestimmt profitieren. Die Fänge wurden immer besser. Alle Jungs haben in dieser Woche 18 kg Filet erreichen können. Dirk und Martin die Zwei waren besonders fanatisch. Noch sieben Stunden vor ihrer Rückflug standen sie an Bord und ließen die Pilker zu Grunde sinken.

Am 20.07. brachte ich die norddeutsche Truppe zum Airport. Auch von Dennis und Hannes verabschiedete ich mich an diesem Tag. Sie fuhren mit ihren PKWs über Finnland und Schweden nach Deutschland zurück.

3.Gruppe

Nun erwartete ich Norbert, Mechaniker aus Sachsen, und holte ihn von der Fähre in Kongshüs ab. Es war ein bekanntes Gesicht aus dem letzten Jahr. Am Abend trafen nun Helmut aus Achen und meine Freude aus meiner Heimatumgebung ein. Auf diese Truppe freute ich mich besonders. Helmut, ein Rentner, Christian ein Tischler und Achim ein Kfz-mechaniker. Kristian aus Freiburg stieß am nächsten Tag dazu. Auch sie erlebten, wie die erste Gruppe, eine Bootsfahrt mit Kjells Kutter. Und auch an diesem Tag begleiteten uns die wellenreitenden Delfine in greifbarer Nähe. Die Ausfahrt war erfolgreich. Wir holten unzählige Dorsche in die Kisten.

Helmut, Norbert und ich angelten am nächsten Tag gemeinsam und es geschah, dass dich unsere Angelruten zur gleichen Zeit krümmten. Helmut erlebte das, zum ersten Mal in seinem Anglerleben. Nach einigen Stunden am Abend, wir wollten eigentlich schon Schluss machen, holten wir noch einen stark kämpfenden Heilbutt von 126m und 26kg an Bord. Ich freute mich, dass meine Mitstreiter mir diesen Fang vergönnten.

Revier/ Fangstatistik

Mit Booten auf eigene Faust ins Anglerrevier unterwegs, erwiesen sich zwei Hot Spots als gut zu befischen. Der erste war ein Unterwasserberg mit 15m, der zweite ein 21m Berg mit abfallenden Kanten bis 170m. Ausbeute 11 Heilbutts zwei mit einer Länge von 126cm und 26kg schwer, einer mit 116cm und 16kg, einer mit 108cm und die anderen 96cm, die kleineren gingen ins Reich von Neptun zurück. Weiter fischten wir gute Dorsche, Köhler, Rotbarsche, Schellfisch, Steinbeißer und Lengs, aber auch die Lumps ärgerten uns oft. Nur fünf Minuten von unserer Unterkunft entfernt, erlebten wir eine Überraschung. Eine Stelle mit ca. 17 bis 20m erwies sich als Steinbeißerwiese. Hier überlisteten wir einige Steinbeißer, Heilbutts und Köhler.

Abreise

Die dritte Gruppe musste nun auch abreisen. In dieser Gruppe waren meine Freunde. Sie konnten mit dem besten Fang nach Hause reisen. Nach dem ich Helmut zum Flughafen gebracht hatte, begaben sich Norbert und Kristian auf eigene Abreise. Achim, Heino und Christian fuhren mit mir zurück nach Deutschland.
Ich habe ja erwähnt, dass ich die Anreise der zweiten Gruppe aus gesundheitlichen Gründen nicht abholen konnte. Die Schwellung an meinem Bein hielt weiter an. Das mache mir schon ein bisschen Sorgen. Nach Ankunft in meinem häuslichen Umfeld wurde mein Bein von meinen medizinisch ausgebildeten Kindern als Eryisipel (Wundrose) diagnostiziert, wahrscheinlich hervorgerufen, weil ich am Nordkap mit kurzen Hosen geangelt habe und das Meereswasser von den Quallen behafteten Schnur auf meinen Unterschenkel ständig benässt wurde.

Also immer schön die Höschen anziehen!!!!

Fazit

Ich kann nur sagen, die drei Wochen waren wieder ein unvergessliches Erlebnis. Danke an alle Mitstreiter. Wir waren ein tolles Team. Bedanken möchte ich mich auch bei Kjell für seine Unterstützung in jeder Lebenslage.

Ich freue mich auf die nächste Tour und die erwartungsvollen Angelfanatiker. Wir planen schon für den Juli 2024.

Petri Heil und Petri Dank sagt euer Sven.

ps: Bilder folgen

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sven,
das war eine der schönsten Angeltouren, die ich jemals gemacht habe. Top Anlage, Tolle Truppe, Top-Revier. Viel Fisch, alles, was das Nordmeer zu bieten hat.
Der Drill mit dem Heilbutt war der Hammer und die Landschaft herrlich Wetter war top keine Ausfalltage.
De Cok wie Kjell immer sagte, hat uns versorgt wie bei Muttern zu Hause. Vielen Dank Sven für die schönen Tage mit Dir da oben.:a020:
:flaggen14:PS ich komme wieder mit, wenn das klappt, mit der Zeit in 24
 
Also die Delphine und dazu dieses Wetter, der Hammer. Tolles Erlebnis... 👍🏻
 
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