Neues Forschungsprojekt zum Aal in Norwegen

smolt

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Momentan wird ja viel um den Bestand des Europäischen Aal und evtl. Schutzmassnahmen diskutiert.

In einem neuen Forschungsprojekt will Caroline Durif vom norwegischen Havforskningsinstitut nun heraus finden was eigentlich die Ursache ist, das eine Reihe von Aalen niemals ins Süsswasser wandert, sondern das ganze Leben im Salzwasser verbringt.

Im Gegensatz zu den Europäischen Aalen in Süd-Europa, die fast alle ins Süsswasser gehen, sieht man in Norwegen das viele Aale den Aufstieg ins Süsswasser weglassen und sich entlang der Küste aufhalten.

Bisher dienten zur Bestandsschätzung vorwiegend Kenntnisse die man aus Süsswasserfängen gewonnen hat, über das Leben der Aale im Salzwassser weiss man dagegen noch ziemlich wenig.
Durch die Gewinnung von Daten, wie hoch der Anteil der Aale ist, die ihr Leben lang im Meer bleiben, könnte sich das bisherige Bild über die Bestandsgrösse etwas ändern.
Gerade im Zusammenhang mit dem durch die EU in Erwägung gezogenen Fangverbotes sind solide Bestandsschätzungen extra wichtig, meint die Forscherin.

https://www.imr.no/hi/nyheter/2017/12/saltaal

Mal wieder ein ziemlich spannendes Projekt, über eine extrem interessante Fischart von der man trotz hoher ökonomischer Bedeutung immernoch kaum was weiss.
Ich hoffe ja mal es gibt heute immer noch mehr Aal als man bisher annimmt, und das die Jungs vielleicht nur ne andere (Über-)lebensstrategie angenommen haben.

Viele Grüsse
smolt
 
Sehr interessant.
Ich stelle mir schon die Frage, wie es ausieht mit den Beständen dieser Salzwasseraale auch in heimischen Regionen. In meiner Kindheit/ Jugend hab ich jedenfalls ne Menge solcher Jungs aus dem Wattenmeer (Terschelling - NL) rausgezuppelt, bis hin zu einem fast Conger ( mit meinen damaligen Augen) von roundabout 120cm.
 
Ich bin hier auch jedesmal wieder überrascht was für fette Aale als Beifang in die Körbe der Lippfischfischer gehen.

In der älteren (deutschen) Literatur habe ich mehrfach gelesen, das man davon ausgeht, dass es vorwiegend die Männchen, also kleinere Aale sind die an der deutschen Küste im Salzwasser bleiben und es vorwiegend die grösseren Weibchen sind, die in die Flüsse und Seen aufsteigen.
Zumindest hier für Norwegen habe ich das Gefühl, das diese Annahme nicht stimmt. Hier sind jede Menge dicke, also weibliche Aale scheinbar die ganze Zeit im Meer unterwegs.
Wird interessant zu sehen, was die Auswertung der Gehörsteine der Aale im Forschungsprojekt bringt. Dabei lässt sich auf jeden Fall herausfinden ob und wie lange der Aal im Süsswasser war.

Vielleicht gibt es ja beim Europäischen Aal, ähnlich wie bei anderen Fischarten (z.B. Salmoniden) auch unterschiedliche Stämme, die jeweils unterschiedliche Habitate besetzen und somit mehr oder weniger von den verschiedenen Umwelteinflüssen beeinflusst werden?
Wäre auf jeden Fall interessant zu wissen, so könnte man Managmentpläne zur Bestandserhaltung viel gezielter ansetzen, als generell den Fang zu verbieten.

Viele Grüsse
Smolt
 
Hab hier noch einen bereits etwas älterern Artikel gefunden, der weitere Anregungen zum Nachdenken über mögliche Ursachen des Rückgangs der Aale gibt. Super interessant, wie ich finde:

https://forskning.no/2016/10/satell...nsiert-av/norsk-institutt-naturforskning-nina

Ein internationales Forscherteam, unter ihnen der Norweger Finn Økland vom Norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) haben über mehrere Jahre hinweg Aale in mehreren Gebieten Europas mit Satteliten-markierungen ausgestattet und ihre Wanderung in die Sargassosee zumindest bis zu den Azoren verfolgen können.
Dabei wurden verschiedene Daten wie die Schwimmgeschwindigkeit, die Wanderungsroute, und die Tiefe in der die Fische schwammen aufgezeichnet.

Aus historischen Daten weiss man bereits ziemlich sicher das die Laichzeit der Aale in den Monaten Dezember bis April mit einem Top im Februar liegt.
Aus den aufgezeichneten Daten im Projekt ging hervor das die Aale mit einer Geschwindigkeit von bis zu 47 km/Tag unterwegs waren, die durchschnittliche Wandergeschwindigkeit aber bei ca. 20 km pro Tag lag. Somit brauchten die Aale also für die durchnittliche Strecke bis zur Sargassosee (ca. 6500 km) ca. 320 Tage.
Das bedeutet das zwar ein Teil der Blankaale, die im Herbst ihre Laichwanderung von Europa aus antreten, zur Laichzeit die Laichplätze in der Sargassosee erreicht, der Grossteil allerdings einfach zu spät kommt.
Was mit diesen Aalen passiert ist unklar. Schaffen sie es ohne jegliche Nahrungsaufnahme bis zur nächsten Laichzeit zu warten und dann mit abzulaichen, oder verenden sie?
Möglicherweise waren die Aale früher ja schneller und es kamen mehr von ihnen zum Ablaichen als heute?

Generell geht man davon aus, das maximal die Hälfte der Blankaale die Laichgebiete erreicht. Der Rest wird zum Grossteil von Predatoren wie Walen und grösseren Raubfischen gefressen.

Ziemlich interessant finde ich auch, das man festgestellt hat, das die Aale im Laufe des Tages die Schwimmtiefe teilweise extrem wechseln. So sind sie am Tage in Tiefen bis zu 800m anzutreffen, während sie in der Nacht in höheren Wasserschichten unterwegs sind. Die Ursache dafür ist immernoch unklar, Möglicherweise ist dies eine Strategie potentiellen Fressfeinden auszuweichen.


...Obwohl ich Aale schon lange nicht mehr als meine bevorzugten Fische an der Angel betrachte, fasziniert der Fisch jedoch noch immer und umso mehr man über ihn liest desto interessanter wird er irgendwie.
:a0155:

Viele Grüsse
smolt
 
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