Mit dem E-Auto ins gelobte Land

Illex08

Falsch ist nicht das Gegenteil von richtig...
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Hallo Naffen, der technische Fortschritt geht bekanntlich immer weiter und macht auch bei unseren Autos nicht halt. Immer mehr Autos mit der Klassifizierung als Elektro Fahrzeug bewegen sich auf unseren Straßen. Für mich als bekennender Turbodiesel Besitzer ist es bisher undenkbar gewesen mit einem solchen Fahrzeug aus dem Ruhrgebiet gen Norden aufzubrechen. Nun ist es doch geschehen und ganz aktuell befinde ich mich als Mitfahrer in einem E-SUV inkl. Anhänger auf dem Weg von Niedersachsen nach Flatanger. Was wir gerade erleben ist genau nicht das, was man unter einer unkomplizierten Anreise versteht. Gelernt habe ich bisher das es sich hierbei in der Einheit kw/h darum geht, dass ein Akku eines Fahrzeuges mit einer bestimmten Geschwindigkeit vollgeladen wird und dann XXX Kilometer weit fahren kann.
Unser Fahrzeug ist dieses hier :

IMG_20221003_021920.jpg

Komplett reisebereit inkl. Hänger sieht er so aus : IMG-20221002-WA0006.jpg

Unser Akku sagt uns dazu eine Km-Leistung ohne Hänger voraus:IMG-20221002-WA0005.jpg

Kalkuliert war, alle 300 Km zu laden und bei 125 kw/h pro Ladestation etwas mehr als 30 min. für einen Stop zu benötigen.

So sah zumindest unser Plan aus.

Unsere Erfahrungen in der Praxis konnten das leider in keinster Weise bestätigen.
Die mit Abstand schnellsten Ladezeiten bekommt man ausschließlich an den vielen Tesla Stationen mit 350 kw/h.
Entsprechend voll sind die ausschließlich für Teslas nutzbaren Stationen :
Anhang anzeigen VID-20221002-WA0014.mp4
Wir wollten unsere möglichen 125 kw/h nutzen, kommen jedoch bei weitem nicht an diese Werte.
An Ladestopp 1 startet der Vorgang an einer Säule mit mehr als 300 kw/h damit, dass wir lediglich mit 73 kw/h bedient werden. Tendenz mit voller werdender Batterie - stark sinkende Geschwindigkeit. Wir bleiben bereits hier rund 15 min länger im Ladevorgang als geplant.
Zwar können wir mit ifealer Reisegeschwindigkeit von 85 kmh theoretisch die 300 km Reichweite erzielen, fahren jedoch die Tankstationen wegen der notwendigen Sicherheitsreserve nach 200 bis 240 km bereits an.
Dies verlängert natürlich unsere Standzeiten deutlich. Erschwerend hinzu kommt das an bisher keiner einzigen Station die mögliche Ladegeschwindigkeit (125 kw/h) erreicht wurde. Es beginnt immer unter 100 und sinkt bei 85 - 90 % Ladung teilweise unter 50(!).
Dazu kommen Falschinformationen aus Online - Medien. Wir sind gerade mitten in der Nacht um 01.30 Uhr rund 200 km vor Oslo angekommen und haben die Batterie bis auf 12 % runtergefahren.
Die Tankstelle hatte 4 Ladestationen von e-on mit je 175 kw/h. Klasse!
Station 1 war defekt.
Station 2 konnte weder manuell noch per Smartphone gestartet werden.
Station lief an und wir bekamen unseren Strom nicht mit 175 kw/h Geschwindigkeit sonfern lediglich mit 32 kw/h und wir hätten knapp 3 Stunden bis zur vollständigen Aufladung benötigt (!!!). IMG_20221003_012204.jpg

So etwas brauchst du nicht nachts mitten in Norwegen!!
Ergo wurde der Stecker gezogen und wir haben uns an einer 50er Station in 1 Std. 15 min. bedient und befinden uns jetzt gerade in der Anfahrt nach Oslo, wo es in knapp 200 km zur nächsten Ladestation geht.
Beifahrer Kai sucht während der Fahrt für Naffe Andreas (Hippi) per Smartphone möglichr Stationen aus da das neueste Software Paket unseres Pkw doch sehr, sehr lückenhaft ist.
Die ganze Aktion gestaltet ziemlich kompliziert und ist echt nur etwas für ein Team mit technischem Verständnis.
Wir haben immer noch rund 850km bis Flatanger vor uns und liegen bereits knapp 3 Stunden hinter unserem Zeitplan zurück.

Jetzt interessiert uns welche Erfahrungen ihr bis jetzt gesammelt habt.
Grüße von Kai, Hippi und Illex. :flaggen14:
 
Genau das ist der Grund das ich einen Hybrid gekauft habe das ganze habe ich so und noch viel schlimmer erwartet. Ich komme in der Stadt super mit dem Strom hin und wenn es länger geht dann eben doch noch mal Benzin ist so und wird sich für mich auch nicht ändern. Schwierig wird es auch mit eurem kleinen Hänger hinter das mögen E Autos auch nicht ubedingt. Wünsche euch noch eine unbeschwerte gute Weiterfahrt. In Norwegen sollte das laden ja einfacher gehen, und Zeit müßt ihr euch halt nehmen das ist die neue Komfortzone wegen der Zeitenwende.
 
Auf jeden Fall mutig und interessant, dass ihr die Reise nach Norwegen mit einem E-Auto plus Hänger gewagt habt. Chapeau!

Auch ich fahre einen Skoda Citygo E, den ich mehrheitlich über unser PV-Dach laden kann. Für kurze Strecken in unserer Region eine super Sache. Aber für meinen Beruf als Musiker bin ich nach wie vor auf unseren Bulli angewiesen, damit ich Nachts wieder nach Hause komme. Was ich damit sagen will: Es kommt sehr stark auf das gewünschte Fahrprofil eines Anwenders an, ob sich ein E-Auto für seinen Zweck funktioniert, oder eben auch weniger.

Ich halte erst sehr wenige E-Autos für wirklich langstreckentauglich. Eines, welches ich mir dafür vorstellen könnte, wäre ein Tesla Model Y Longrange. Mit seinem gewaltigen Kofferraum, plus grossem Frunk vorne, kann man auf einen reichweitenfressenden Hänger verzichten. So wäre bei den erlaubten Reisegeschwindigkeiten im Norden eine Reichweite von 450 Km durchaus realistisch. Also eine Fahrzeit, wo man sowieso mal eine Lade oder Kaffe-Pause einlegen sollte. Wenn ich es mir leisten könnte, wäre ein Model Y (ohne Hänger) darum der Favorit für ein solches Vorhaben.

Ich wünsche Euch eine gute Weiterreise und danke, dass Ihr darüber berichtet.

Gruss Fredi
 
Ich bewundere eure Gelassenheit, Respekt! Ich wünsche für die weitere Reise alles Gute.
Für mich als nicht Autokenner, fahre einen Toyota Verso seit 22Jahren, ist das mal eine Aussge aus erster Hand.
Denn langsam muß ich über eine Neuanschaffung nachdenken.
Danke für diesen Erfahrungsbericht.
 
Klasse, endlich mal ein Fahrbericht unter realistischen Bedingungen. Ich denke mal mit fallenden Temperaturen im Norden wird die Sache noch spannender als sie jetzt schon ist. Schei....auf das Angeln, der Weg ist das Ziel.
Leider kann ich keine Erfahrung beisteuern, aber deine Erfahrung bestärkt mich in meiner Meinung, das ein E- Fahrzeug bei meinem derzeitigen Fahrprofil, für mich nichts ist.
Vielen Dank dafür !!!!
 
Klasse, endlich mal ein Fahrbericht unter realistischen Bedingungen. Ich denke mal mit fallenden Temperaturen im Norden wird die Sache noch spannender als sie jetzt schon ist. Schei....auf das Angeln, der Weg ist das Ziel.
Leider kann ich keine Erfahrung beisteuern, aber deine Erfahrung bestärkt mich in meiner Meinung, das ein E- Fahrzeug bei meinem derzeitigen Fahrprofil, für mich nichts ist.
Vielen Dank dafür !!!!
Für mich ebenso.
Städtern kommen die E Autos entgegen.
Für Langstreckenfahrer ist das bis Dato nix.
Danke an Thread Eröffner. Interessanter Praxistest. Danke 👍🏻
 
Vielen Dank für die interessanten Informationen, ...ich würde vermutlich ausrasten. 200 km fahren und eine Stunde laden, ...unglaublich.
Bewahrt euch eure gute Laune, ...ich ziehe meinen Hut. 👍
 
der Bericht von Illex ist mal was praktisch-handfestes zum neuen Trend elektro.
Im Urlaub in Harbak war ein Osloer mit E- Pkw und Boot angereist, der war auf der Suche nach großen Rotbarschen, größer 60cm, hat aber dort keine gefunden
Er sagte, daß er früher Oslo bis Trondheim mit Diesel 1 Tag brauchte mit Boothänger. Jetzt mit elektro muß er anders planen und muß jetzt 2 Tage einplanen.
Da er aber 6 Wochen Urlaub zur Großbarschsuche einplant, ist die längere Anreise nicht so schlimm, doch nicht jeder Angler kann so planen.
 
Spannende Sache. Aber wir sollten das nicht gleich verteufeln. In naher Zukunft kommen wir um solche Elektro-Auto Reichweiten Kalkulationen nicht mehr herum. Selbst in der Stadt ohne eigene Ladestation kommt für mich kein E-Auto in Frage. Ladestationen sind noch Mangelware. Von daher wird es im Frühjahr wohl ein Hybridfahrzeug. Aber drei Stunden hinterm Zeitplan ohne Termindruck wegen Fähre oder so finde ich nicht so schlimm. Der Weg ist das Ziel.
 
Hallo Naffen, der technische Fortschritt geht bekanntlich immer weiter ....
Mit deinem Bericht hast du die Eingangsthese ja praktisch gleich widerlegt !!
Aber danke für den Bericht.
Sehr informativ.
Ich nutze meinen privaten PKW bald nur noch für die Reise nach Norwegen !
Zum Glück ist der noch gut in Schuß, somit erspare ich mir die Qual der Wahl für was neues !
 
Wer zu viel Zeit hat, der kauft sich eine E Kiste und geht auf Reisen.

Beste Grüße
Axel
 
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Danke für deinen Bericht.
Im Prinzip ist es keine Überraschung für die sie sich mit dem Thema E-Mobilität wenn auch nur Theoretisch ausseindergesetzt haben.
Es ist jetzt bei Euch auch ein Extemfall, wo man die Schwächen des E-Autos wie die Fahrt mit dem Hänger, Langstrecke, dazu noch kein Tesla konzentriert hat.
Man sagt die Tesla Ladestationen sind das größte Argument für den Kauf eines Teslas, weil die in der Regel gut funktionieren und die anderen nicht.
Ansonsten beim E-Autokauf oder nicht muss jeder Individuell kalkulieren, was habe ich für Vorteile und was für Nachteile.
Wenn einer das ganze Jahr in eigener Garage oder auf der Arbeit nebenher ladet, hat er ja schon eine Menge Zeit gespart gegenüber dem der an die Tankstelle muss und diese Zeit muss er wahrscheinlich bei der Urlaubsfahrt wieder rein investieren.
Wenn ich jetzt ein Neues Auto bei meinem Fahrprofil Privat bräuchte, dann würde ich einen Gebrauchten Verbrenner für ein paar Jahre als Zwischenlösung kaufen bis die E-Autos weiter für mich zufriedenstellend ausgereifft sind.
Meiner Frau würde ich ein E-Auto eher kaufen, sobald ein passendes mit Li-Eisenphosphat Baterien verfügbar sind.
Weil die Baterie nicht brennt wie ein Li-Iononen Baterie und ich in meiner Tiefgarage laden muss.
Außerdem ist die langlebiger, hat aber den Nachteil geringerer Kapazität bei gleicher Größe und Gewicht.
Da meine Frau zu ca. 80% Stadverkehr fährt und die restlichen 20% sich auch im Bereich bis ca. 50km ums Zuhause rum drehen, bräuchte die so gut wie nie an eine öffentliche Säule.
So gibt es verschiedene Gründe für oder gegen ein E-Auto.
 
Zuletzt bearbeitet:
Spannende Sache. Aber wir sollten das nicht gleich verteufeln. In naher Zukunft kommen wir um solche Elektro-Auto Reichweiten Kalkulationen nicht mehr herum. Selbst in der Stadt ohne eigene Ladestation kommt für mich kein E-Auto in Frage. Ladestationen sind noch Mangelware. Von daher wird es im Frühjahr wohl ein Hybridfahrzeug. Aber drei Stunden hinterm Zeitplan ohne Termindruck wegen Fähre oder so finde ich nicht so schlimm. Der Weg ist das Ziel.
Hybrid, wenn es ein Plug in ist muss man sich aber auch teuer erkaufen.
Nach Liste waren die vor ca. 3 Jahren als ich mich für die Interesiert habe ca. 7-8000 teurer als ein Verbrenner mit Ähnlicher Leistung.
Dazu auch noch das sehr viel höhere Gewicht.
Dazu noch doppelte Technik drin wo was kaputt gehen kann und gewartet werden muss.
Fällt vieleicht in der Garantiezeit nicht so ins Gewicht, aber wenn das Auto älter wird.
Bin von dem dann Hybrid dadurch abgekommen.
Auch vom SUV. Hatte einen Mitsubishi Outlander Diesel, Automatik, Allrad.
Dann bekamm ich einen Skloda Octavia neustes Modell als Geschäfftsauto, auch Diesel, Automatik und auch 150PS.
Vom Ladevollumen wichtig für Urlaubsfahrt sind die ziemlich gleich, auch mit dem E-Auto Enyag aus dem Bericht hier
Verbrauch vom Outlander war 8Liter und vom Skoda 4.5 Liter bei meinem Fahrprofil.
Das hat mich doch so sehr überrascht.
 
Wenn der Technische Fortschritt nur von der Reichweite abhängt dann hätte man ja mit dem Einbau eines größeren Tanks beim Verbrenner den größten Fortschritt.
Tja, hast wohl leider nicht verstanden, was ich meine !
Die Ladegeräte als solche und der Ausbau der Infrastruktur zum Aufladen, zähle ich auch zur Technik.
Und da isses mit dem Fortschritt ja nun nicht weit her ( noch nicht ?) !
 
Ich betrachte E-Auto und Ladeinfrastruktur getrennt.
Weil denke ein Großteil der E-Mobilisten die Ladenifrastuktur kaum braucht durch laden zuhause oder auf der Arbeit.
( bin gerade aus dem Urluab in Spanien gekommen. Jede Menge Parkplätze auf den Raststäten mit Ladestationen gesehen, aber fast niemand gesehen der geladen hat)
Wir Norwegenfahrer sind da eher eine Ausnahme die das Auto mit Ladevollumen für größere Langstecken brauchen und auf öffentliche Säulen dann angewiesen wären.
Ansonsten wie ein Kollege mit Koreanisches E-Auto schon vor 3-4 Jahren gekauft mir mal geantwortet hat als ich Ihn auf die Nachteile mit Urlaub angesprochen habe.
Ich bin ein Mensch. Ich kann denken und mich anpassen. In den Urlaub fliege ich halt wenn es mir vom Fahren her nicht passt.
So kann man es auch sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin ja am Wochenende beim Herbstfest gewesen, auch mit einem E-Auto.
Die Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen ist m.E. sehr gut. Es gibt genügend HPC Ladepunkte, und ich war an keinem von Tesla. Bis 80% Ladeleistung volle 148 kWh geladen, danach nimmt die Ladeleistung kontinuierlich ab, ist aber auch so gewollt.
Ich hab nie länger als 25 Minuten gestanden. Finde ich Ok.
 
Das mit den 80% schnell, dann langsam, kann ich auch beim Enyaq bestätigen.
Ich habe den auf 80% der Ladekapa gestellt (Cockpit Einstellungen). Das mildert das etwas, kostet halt aber Reichweite (sind dann halt nicht nominal ü400 wie oben im Bild sondern nur ca. 380 oder ähnlich).

Für längere Touren lade ich vor dem Start auf 100% und dann zur Abfahrt wird auch 80% gestellt fürs Laden unterwegs.

Das eigentlich ärgerliche sind die Säulen sowie die Apps. Bei den Säulen gibt es nach meiner Erfahrung sehr viele, die nicht funktionieren - sprich defekt sind. Das kann auch ne app nicht kompensieren.

Bei den Apps kommt es sehr drauf an, wie die Aktualisierung erfolgt (und auch, wie die initial Datenqualität war). Da haben wir auch schon Enttäuschungen erleben müssen.

Beim Enyaq übrigens muss man das "Poweladen" als Zusatzausstattung extra bezahlen. Lohnt sich aber von der Zeitersparnis.
Man darf nur nicht vergessen, das man den Adapter nutzen muss.

@Illex08 und Truppe: wirklich interessante Aktion mit zugegeben etwas Abenteuer.
Drücke Euch die Daumen für den Rest der Reise und Euren Urlaub. Okok, und später die Rückfahrt!
 
Erinnert mich an früher, als man noch mit dem Käfer über den Brenner gefahren ist und man schon in den Kassler Bergen den 2ten Gang hoch gejuckelt ist. Vielen Dank Illex für dieses Auto Abenteuer, wünsche Dir und Deiner Truppe eine gesunde Anreise:a020::a010:
 
Hmmm, meine App im Auto zeigt mir die Ladestationen und die freien Plätze an. Ob da defekte Ladestationen gleich rausgefiltert werden, kann ich nicht sagen. Aber es stimmt, viele Säulen sind defekt.
 
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