Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Es ist nicht mein Boot, aber ich habe das gleiche. Was hältst du davon, einen seperaten Thread zu eröffnen "Besonderheiten Trolling BC" oder so ähnlich, damit dein toller Berichtsthread nicht zerstückelt wird?
Dann würde ich der der Stelle antworten.
Danke für die Einladung. Die würde ich gerne in den nächsten Jahren einmal annehmen. Dieses Jahr wird das leider nichts.
Grüße
Marco
 
4.5.2013; Sidney, BC

Alles klar, HG. Ich oeffne ein neues Thema weiter oben unter Trolling Spezial.
So, Samstag war Derby-Tag in Sidney. Mit 300 Tickets verkauft war die Veranstaltung ausverkauft. Da unsere neue Angler-Interessengemeinschaft einen Stand in der Veranstaltungshalle hatte und wir nunmal sowieso schon dort waren, dachten wir es waere sinnvoll und Spass auch gleich am Wettkampf teilzunehmen und ein Team zu stellen. Chris Miller stellte sein komfortables 21 Fuss Aluboot (Silverstreak) zur Verfuegung und der Praesident der Interessengemeinschaft, noch ein Chris, gesellte sich gerne dazu.

Die beiden kamen etwas spaet zur Bootsrampe so dass wir erst kurz nach 6:00 Uhr starten konnten. Einen Vorteil hatte die Verspaetung allerdings: alle anderen Boote waren schon draussen und wir hatten die Rampe fuer uns alleine! Eine Stunde frueher waere da wohl die Hoelle losgewesen. Keiner von uns hatte schon mal richtig auf Lachs vor Sidney geangelt. Sidney liegt am Nordzipfel der Saanich Halbinsel vor Victoria und ist der Eingang zu den Gulf Islands – die Inselwelt zwischen Vancouver Island und Vancouver – Stadt auf dem Festland. Zwar kommen immer noch einige Lachszuege an Sidney vorbei, jedoch ist es nur noch ein Schatten seiner alten beruehmten Tage. Die Einheimischen wissen aber wo man noch hier und da Erfolg hat.

Wir suchten uns drei bekannte und erfolgsversprechende Stellen auf der Karte heraus und steuerten zuerst Fairfax Point an. Eine recht steile Felskueste, vor der man bis dicht unter Land schleppen kann weil es schnell tief abfaellt. An zwei Stellen entdeckten wir Koederschwaerme auf dem Echolot und konzentrierten uns auf diesen Abschnitt. Wir versuchten es mit Koederfischmontage und Plastik und Metall. Es ging nichts. Kein Biss. Wir sahen auch auf den anderen Boot ringsum keinerlei Action. Ueber Funk wurden jedoch die ersten guten Fische bei der Derbyzentrale registriert. Immerhin, es ging um $11000 fuer den Gewinner!

Nach 2-3 Stunden entschieden wir eine andere Stelle aufzusuchen. 10 Minuten Fahrt mit dem schnellen und bequemen Silverstreak und wir kamen am Saanichton Spit an. Eine sandig/kiesige Landzunge, die von starker Stroemung umspuelt wird. Wieder markierten wir Koederschwaerme – diesmal dicht am Grund in 30 m Tiefe. Hin und wieder tauchten auch einige grosse Fischsicheln direkt ueber Grund auf. Wir schleppten nun hart am Grund was auf Dauer ganz schoen anstrengend ist weil man staendig den Downrigger und die Angelschnur rein- oder auslassen muss. Ein Haufen Schwimmkraut machte das Angeln nicht gerade einfacher. Wir kamen bei 25 Grad und praller Sonne ganz schoen ins Schwitzen.

Als ich mal wieder den schwenkbaren Downriggerarm mit der Rute im Halter hochklappte um die Schnur und Kabel vor vorbeischwimmendem Kraut zu schuetzen, ruettelte es ploetzlich stark am Downrigger als ich ihn noch in der Hand hielt. Ich sah auch die Angelrute kraeftig pumpen – dachte aber im erstem Moment, dass das Blei und Koeder hart ueber Grund rumpelten. Als dann die Rute jedoch ausloeste und sich tief verneigte und die Rolle zu kreischen anfing, schrie ich Fish On! Das konnte nur ein guter Fisch sein. Waehrend ich die Rute aufnahm und mich um den rasenden Fisch kuemmerte, raeumten meine beiden Kollegen die 2. Rute und beide Downrigger schnell ein. Mein Fisch riss immernoch rasend Schnur von der Rolle. Da ich noch gar keine Chance hatte die Bremse zu justieren, zog der Fisch gegen eine relative hart eingestellte Bremse. Ich wollte einfach nicht riskieren meine Finger zwischen die sich rasend schnell drehenden Kurbelgriffe zu stecken und an dem Bremsknopf zu drehen. Erstens tut es ausserordentlich weh wenn die fliegenden Kurbelgriffe bei einer derartigen Geschwindigkeit auf die Finger knallen und zweitens koennte ein ploetzliches Blockieren des Schnurabzug das Geschirr zum Bersten zu bringen. Also liess ich ihn hart ziehen.

Als der Fisch endlich stehen blieb, lockerte ich die Bremse etwas und machte Druck. Ich gewann einige Meter zurueck und spuerte starke Kopfschlaege. Ploetzlich liess der Widerstand nach. Er rast auf’s Boot zu dachte ich, und begann so schnell zu kurbeln wie ich konnte. Gleichzeitig drehte Chris den Motor auf um es mir zu erleichtern wieder Spannung zu bekommen. Nichts mehr, der Fisch war weg! So ein Mist! Wir philosophierten aufgeregt, dass das die Risiken der Schonhaken waren. Als ich eingezogen hatte, staunten wir nicht schlecht: Der Einzelhaken an dem kleinen Coho Killer Blinker war am Schaft glatt abgebrochen! Gibt’s doch gar nicht dachten wir uns.

Wir fischten konzentriert weiter – nun mit 2 Coho Killer Blinkern (aber mit neuen Haken an beiden) an beiden Ruten. Es sollte sich aber nichts mehr tun. Wir wechselten noch einmal die Stelle und fischten die letzten 2 Stunden des Derbies dort. Chris hatte dort auch noch einen guten Biss auf Koederfisch am System aber auch der hing nicht. Es sollte einfach nicht sein an diesem sonst herrlichen Tag.

Beim Dinner und der Preiszeremonie stellte sich heraus, dass ein 22,5 Pfund Chinook den Toppreis gewonnen hatte. Wir schauten uns vielsagend an und waren uns einig, dass mein Fisch wahrscheinlich groesser gewesen war. Ob ich den chinesischen Hersteller verklagen kann....lol? Auf jeden Fall geh ich demnaechst mal ganz genau durch meine Blinkerkisten durch und tausche grosszuegig einige Originalhaken aus.

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

vielen Dank für deine interessanten Berichte, und beim Betrachten deiner Stimmungsbilder weiß ich dann wieder, daß du Glückspilz in einer ganz anderen Anglerwelt zu Hause bist, schön daß es so etwas gibt! Viel Spaß weiterhin beim Angeln, und viele unvorhersehbare Erlebnisse, die du uns ja wieder schreiben kannst .
Ich versuche bei uns weiterhin den Kampf mit "Zahnschleien und Raubgüstern" zu gewinnen, der Spaß ist wichtig! dann Petri Heil von Maisel
 
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Wieder eine sehr spannend geschriebene Geschichte und traumhafte Fotos. Es ist richtig, hier auch von Mißerfolgen zu berichten. So werden Enttäuschungen von Nacheiferern hoffentlich vermieden. Schön, daß Du den Tag trotzdem als tolles Erlebnis empfindest.

Petri

Hans
 
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oh mann, das ist ja ärgerlich mit den Haken. Aber mir passierts auch immer mal, dass ich einfach darauf vertraue dass die Haken an den gekauften Lures gut sind. Nein! Prüfen und du erlebst dein blaues Wunder!:angry:
 
31.5.2013; East Sooke

Letzten Freitag bin ich mal ganz frueh solo zur Lachsjagd aufgebrochen. Ich wollte mal sehen ob sich schon paar Gross-Chinooks vor der East Sooke Kueste herumtreiben. Einige Geruechte liessen das vermuten.

Es war ein traumhafter Sonnenaufgang mit herrlich ruhigem Wasser und lauen Temperaturen. Nur leider liess sich kein Silber ueberreden. Ein Nachbarboot ganz frueh zeitig konnte in Sichtweite von mir einen ordentlichen vielleicht 15 Pfuender landen (Boot im Bild unten). Etwas spaeter an der Trap Shack sah ich ein aelteres Paerchen im Kleinboot im Doppeldrill mit Grosslachs. Konnte nicht erkennen ob die auch beide landen konnten. Fuer mich tat sich leider nichts.

Am Beechey Head traf ich dicht an der felsigen Kueste auf grosse Kleinfischschwaerme und das Echolot zeigte auch groessere Fischsicheln herum an. Ich nahm meine Pilkrute und versuchte es eine zeitlang auf diese Weise einen Lachs zum Anbiss zu ueberreden. Wenn ich auch sonst die ganze Fischpalette fing, mit Lachs sollte es an diesem Tag fuer nicht einfach nichts werden. Ich habe Euch aber mal paar Fotos von den ueblichen Fisch-Spezien hier gemacht. Waren keine Riesen aber viele der Fische hier sind super-schoen gezeichnet. Von den schwarzen Felsenbarschen muss ich wohl an die 20 nach oben gebracht haben. Einer davon hatte sich heftig verhakt und wurde dann eine leckere Mahlzeit spaeter. Alles andere schwimmt wieder gesund und munter.

Viel Spass!

Fotos 1-3: USA Seite der JDF Strait
Fotos 4,5: Beechey Head, East Sooke
6: Gluecklicher Lachsfaenger
7: Black Rockfish
8: Copper Rockfish
9: Baby Ling Cod
10, 11: Maennliche Greenlings

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11.6.2013; Sooke

Jetzt rappelt es vor Sooke. Die dicken Kerle sind da. Leider muss ich noch bis zum Wochenende warten - dann findet das Banana Challenge Derby statt. Ein Kumpel von mir erwischte gestern 2 Chinooks von ueber 35 Pfund (geschaetzt weil wieder freigelassen) - und hat immer noch eine beachtliche Strecke gelegt - siehe Fotos unten. Es kribbelt in den Fingern.....hoffentlich lassen die noch was fuer mich!!!:angler:

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Stramme Kerle:Smilie4: Danke für die Bilder und deine sonst so fesselnden Berichte:dankeschoen:
Für`das Wochenende wünsch ich dir dann ein dickes Petri beim:angler: und vielleicht wird es ja ein 35+.

Gruß enrico
 
15.6.2013; Victoria-Banana Challenge 1-2

Letztes Wochenende stand ein lokales zweitaegiges Angeltournier an; Lachs und Heilbutt waren die Zielobjekte dieser Spendenaktion um der South Vancouver Island Anglers Coalition auszuhelfen. Das ist, eine Freiwilligen-Gesellschaft zur Interessenvertretung von Fisch und Angler – praktisch eine lokale Version von DAV oder VDSF; fuer hier ein ziemlich neues Modell um das bestimmende Fischereiministerium zur Rechenschaft zu ziehen (www.anglerscoalition.com). Ich bin in dieser Gesellschaft stark engagiert und musste natuerlich an diesem Event auch teilnehmen und offizielle Pflichten uebernehmen. Da es ausserdem hier Vatertagswochenende war, hatte ich zwei schoene Angeltage mit meinen aelteren Sohn Ricardo und meinem guten Freund Dave geplant. Das Tournier hatte einen ganz relaxten Stil, jeder eingewogene Fisch, unabhaengig von Groesse, liess einem an der Preislotterie teilnehmen. Also keinen Druck um einen moeglichst grossen Fisch zu fangen! Der Faenger des groessten Lachses und des groessten Heilbuttes (bis zum Maximalmass von 126 cm) erhielten jeweils einen begehrten Wanderpokal. Die ganze Veranstaltung war desweiteren von der hiesigen sehr beliebten Angelwebseite Sportfishing BC inklusive des dortigen Online-Angelforums gesponsort. War praktisch wie ein Naffen-Tournier...lol Es gab auch eine Juniorpreiskategorie – ein tolles Mountainbike war zu gewinnen und Ricardo hatte sich schon in die Idee es zu gewinnen, verliebt.

Dave, Ricardo und ich hatten uns in den Tagen zuvor einen Angelplan zurechtgelegt. Das Wetter sah fuer Sa fantastisch aus und die Gezeiten/Stroemungen bestens fuer Sa und So. Sonntag sollte der Wind zunehmen. Wir entschlossen uns, auf frischen Forum-Onlineberichten basierend, Sa bei Sonnenaufgang Constance Bank unsicher zu machen um ein paar schoene Lachse zu ueberlisten. Es wurde da in den Tagen vor dem Tournier sehr gut gefangen, wenn auch keine Riesen, so doch Fische bis 15 und sogar 20 Pfund. Leider hatten sich aber auch eine Menge trainierte Robben dort eingefunden und stahlen den Anglern regelmaessig die Lachse von dem Haken. Ich liess Ricardo ein Dutzend gut werfbare Steine sammeln um Munition im Falle eines Robbenueberfalls zu haben. Ausserdem hatte ich meine Zwille mit Glasmurmeln als Munition parat.

Weiter westwaerts las man Berichte von grossen Chinooks bis weit ueber 30 Pfund. Allerdings bestand immer noch die Laengenbeschraenkung von unter 85 cm fuer unmarkierte Wildlachse – was die meisten der grossen Klopper nun mal sind. Auf der Constance Bank findet man um diese Jahreszeit vornehmlich markierte Fresslachse aus US Brutstationen. Daher unsere Wahl fuer diesen Platz.

Wir campten mit mehreren Familien auf dem RV-Campingplatz der Pedder Bay Marina. Schicke Anlage. Wir hatten uns wieder den Campinganhaenger unserer Freunde ausgeliehen und so war meine ganze Familie dabei. Die vielen Kinder konnten die Gegend gemeinsam unsicher machen, die Frauen, sofern sie nicht mitangelten, hatten sich als Gesellschaft und die Kinder spielten stundenlang untereinander – perfekt fuer alle. Abends sassen wir dann am Feuer und Grill zusammen und Geschichten und Bierchen machten die Runde.

Sa legten wir 4:30 Uhr vom Dock ab und duesten als eines der ersten Boote durch den herrlichen Morgen. Es war selbst so frueh schon recht warm und es regte sich kein Lueftchen. Eine traumhafte Fahrt bei Vollgas ueber die spiegelglatte See. Nach knapp 20 Minuten kamen wir an der Bank an. Etwa 3-4 andere Boote waren schon da. Ich setzte uns auf das Westende der Untiefe wo die Gewaessertiefe nur um die 20-30 m war. Ich montierte einen Glow-Flasher mit einem Glow-Cohokiller Blinker und liess diese Montage direkt auf den kiesigen Grund ab und holte etwa 1 m hoch um die gelegentlich vorkommenden Hindernisse auf dem Grund gerade zu verpassen.

Dave montierte einen Plastik-Strip Koeder mit Glow Flasher. Kaum waren beide Ruten im Einsatz und der herrliche Sonnenaufgang bestaunt, sprang Dave zu seiner Rute – ich sah gerade noch seine Rutenspitze im Wasser verschwinden. Na das ging ja flott. Gleich war Dave’s Rute krumm wie ein Flitzebogen und die Rolle sang. Ich drehte den Schleppmotor etwas herunter und nun gewann Dave wieder Schnur zurueck. Da schnappte ploetzlich Dave’s Rute zurueck und der Fisch war weg!

Ich hatte gar nicht Zeit noch zu begutachten das Dave’s Vorfach gerissen war denn ploetzlich riss es kraeftig an meiner Rute. Ich riss die Rute aus dem Halter und schlug an. Guter Widerstand! Ricardo stand sofort neben mir und verlangte die Rute – er war entschlossen das Mountainbike zu gewinnen, wie ich merkte! Der Fisch verlangte auch all sein Feingefuehl denn er zog mehrmals kraeftig davon um dann alsbald wieder Ruhepausen einzulegen in denen Ricardo kurbeln musste. Er machte das grossartig. Nur auf eines hatte der Junge leider keinen Einfluss – und das war die Gerissenheit der Robben. Nach ca. 5 Minuten Drillzeit popten ploetzlich 2 Robbenkoepfe ca. 30 m neben dem Boot aus dem Wasser. Dave und ich fingen sofort an sie mit Steinen zu bombardieren um sie davonzujagen. Aber eine davon hatte wohl schon Fruehstueck gerochen. Beide Robben tauchten unter und Sekunden spaeter gab es einen Schlag in Ricardo’s Rute und die Schnur lief aus wie als wenn er einen Gueterzug gehakt haette. Mist!

Ich uebernahm die Rute und Dave nahm das Steuer. In so einer Situation, in der ich gluecklicherweise schon seit paar Jahren nicht mehr gewesen war, gibt es nur eine kleine Chance den Fisch wiederzurueckzubekommen: der Robbe mit dem Boot hart auf den Fersen folgen und wenn sie dann mit dem Fisch im Maul an die Oberflaeche kommt – irgendwann muss sie ja mal atmen – dann Krach machen, Steine schmeissen, Ruten/Kescher auf’s Wasser schlagen, kurz sie so erschrecken, dass die vor Schreck den Fisch erst einmal loslaesst um in Sicherheit zu kommen. Dann hat man ein Fenster von paar Sekunden um den oft schon fast toten Fisch heranzukurbeln und zu keschern bevor die Robbe es sich ueberlegt und zuerueckkommt, was garantiert passiert wenn man auch nur ein bisschen zoegert. Also wir hinterher und immer die Schnur direkt unter dem Boot. Ich machte ordentlich Druck um der Robbe moeglichst keine Gelegenheit zu geben den Lachs in Ruhe unter Wasser zu verspeisen. Nach ca. 15 Minuten ruckte es ploetzlich an der Schnur und ich konnte einholen. Ich zog so schnell ich konnte ein – aber was noch am Haken uebrigblieb war eine halbe Gesichtshaelfte eines vormals schoenen vielleicht 15 pfuendigen Chinooks. Ricardo standen die Traenen in den Augen. Ich troestete ihn so gut wie es geht. “Du kriegst sicher noch einen oder gar mehr!”

Dave meinte sich zu erinnern, dass es sogar einen Spasspreis fuer die beste Anglergeschichte gab in dem Derby und machte ein Foto von den Uebrigbleibseln am Haken. Gott sei Dank hatten wir alles Geraet wieder zurueckbekommen – oft reisst einfach die Schnur irgendwann und alles ist futsch. Es ist schon nicht einfach eine ca. 300 Pfund Robbe zu drillen....lol

Bald waren wir wieder am Fischen. Ich steuerte das Boot etwas weiter noerdlich in etwas tiefere Gefilde. Da ruckte es wieder an meiner Rute. Ich liess das Steuer gleiten und nahm die Rute auf und ruckte an. Fish On! Ein banger Blick umher – noch war keine Robbe in Sicht. Ich fuehlte, dass es kein Riesenfisch sein konnte, schraubte die Bremse ziemlich fest und kurbelte kompromisslos. Ein paar Mal riss es ordentlich dagegen aber ich war entschlossen das durchzuziehen. Lieber verlor ich den Fisch im Drill als das ich wieder eine Robbe fuetterte! Nach paar Minuten hatte ich den halbstarken Chinook am Boot und Dave langte mit dem Kescher zu – bloss raus aus dem Wasser! Gewonnen! Als ich den Fisch abgehakt und abgeschlagen hatte, schenkte ich ihn Ricardo. Etwa 5 Pfund – aber Groesse spielte ja keine Rolle im Tournier solange es natuerlich ueber dem Mindestmass war. Er trug ihn strahlend zur Eisbox. Etwa 20 Minuten spaeter sah ich Dave’s Rutenspitze auf Tauchfahrt gehen und er war sofort auch am Fisch. Dieser schien etwas besser zu sein weil Dave trotz aller Entschlossenheit ein paar Mal Schnur hergeben musste. Ricardo stand mit Steinen in der Hand wurfbereit. Aber wir hatten auch diesmal Glueck und der etwa 10 pfuendige Chinook kam ruck-zuck ins Boot. Ha, jetzt brauchte nur noch ich einen fuer die Wertung, und dann ein paar mehr fuer die Familienversorgung natuerlich!

Leider hatten wir dann ein kleines Missgeschick. Als Dave nach einer routinemaessigen Koederkontrolle sein Geschirr am Downrigger wieder zum Grund hinabliess hing er augenblicklich fest. Und es wollte nicht mehr loskommen. Ich holte mein Zeug ein und wir zirkelten mehrmals um die Stelle um von allen Seiten am Stahlseil zu ziehen. Auf dem Echolot war nichts von einem Felsriff oder so zu sehen. Vielleicht altes Ankerzeug eines Schiffes oder verlorenes Berufsfischergeraet. Ich hatte die ganze Montage schon abgeschrieben (ca. $100) als es doch ploetzlich loskam! Ha, aufatmen. Nur die Release-Klammer war weg. Naja, das war ertraeglich. Aber das ganze Spiel hatte uns vielleicht 30 Minuten der Beiszeit gekostet.

Mittlerweile hatten sich noch 20 – 30 andere Boote auf der grossflaechigen Stelle eingefunden. Auch unser gemeinsamer Freund Carl in seiner Jalopy zog jetzt neben uns seine Bahnen. Ich konnte noch einen Biss verbuchen der sich aber als Baby-Ling Cod entpuppte. Wir sahen noch 2 andere Boote um uns herum Fische landen. Dann war es als legte jemand einen Schalter um – und zwar auf AUS. Wir schleppten bis in Tiefen um die 50 m und zwischen einigen Riffs – nichts mehr. Sahen auch keine Kescher mehr in Aktion auf anderen Booten. Aber ueberall lauerten hungrige Robben. Die Chance jetzt noch einen Lachs zu landen schien aeusserst gering.

Carl funkte uns um ca. 7:30 Uhr an und sagte, dass er nun in der Naehe der Bank auf Heilbutt umstellte. Wir versuchten noch ca. eine Stunde weiter – ohne Erfolg. Dann entschieden auch wir uns zum Mudhole vor Pedder Bay auf Heilbutt vor Anker zu legen. Da dass hier ein Lachsangelthema ist, verweise ich fuer den Restbericht des Tages auf mein Heilbuttangelthema.

Foto 1: Das war alles was von Ricardos Lachs noch uebrig war
Foto 2,3: Constance Bank
Foto 4: Jalopy auf Lachsjagd

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23.6.2013; East Sooke

Es gibt manchmal Momente beim Angeln da passt einfach alles zusammen und man erlebt unvergessliche Sternstunden am Wasser. Sonntag Morgen war so ein Moment. Dabei war ich gar nicht gross vorbereitet und war mir wegen einer spaeten Party Samstag Abend unsicher ob ich ueberhaupt fueh aus dem Bett kommen wuerde. Und frueh musste es sein um in dieser Jahreszeit die Morgenbeisszeit zu erwischen. Ich hatte nichtmal nachgesehen, was die Gezeiten machten an diesem Morgen. Somit hatte ich nicht gesehen, dass ein Gezeitenwechsel genau mit dem ersten Tageslicht zusammenviel – schon mal ein gutes Anzeichen fuer einen fantastischen Morgen. Desweiteren zogen ueber Nacht Wolken auf und eine dunkle, mondlose Nacht liess die Lachse nachts nicht fressen und sie mussten hungrig sein am Morgen. Das alles war mir nicht bewusst als ich mich 3:30 Uhr frueh aus dem Bett hangelte und mich muede auf die Solotour begab. Meine regulaeren Angelfreunde koennte ich niemals so frueh morgens zum angeln ueberreden.

Es war gerade hell genug um rauszufahren als ich 4:15 Uhr an der Cheanuh Marina in East Sooke ankam. Hatte die Bootsrampe fuer mich alleine, aber ich hoerte schon ein oder zwei Bootsmotoren aufheulen, dort wo die Dauerliegeplaetze waren. Es war bedeckt und nieselte ganz leicht, aber kein Wind. Es war eine erfrischende Fahrt und ich hielt erst an als ich 15 Minuten spaeter an der Trap Shack ankam. Ein anderes Boot zog schon seine Runden. Im ersten Morgenlicht montierte ich beide Ruten mit Koederfischsystem. Als ich die erste Rute auf 13 m eingelassen hatte und die zweite Rute zum Einbringen fertig machte, riss es ploetzlich kraeftig an der ersten Rute. Wow, das ging ja schnell! Ein feister aber doch recht kleiner Chinook kam an’s Boot. Er hatte den Koederfisch voll genommen. Gluecklicherweise kamen die Schonhaken einfach heraus und ich liess den vielleicht 4 Pfuender wieder frei.

Sofort neubekoedern und wieder auf 13 m hinunter! Diesmal schaffte ich es sogar die zweite Rute mit einem Koederfisch im Purple Haze –System auf ca. 20 m Tiefe einzubringen. Ich hatte mir noch nicht die Haende abgetrocknet da riss es einmal hart an der ersten Rute und der Downriggerclip loeste aus. Als ich die Rute in der Hand hatte, surrte schon Schnur von der Rolle. Das war ein besserer Fisch, keine Frage! Ich genoss das Gefuehlt mal wieder einen wild kaempfenden und auch starken Chinook an der Leine zu haben. Nach einigen beherzten Fluchten konnte ich ihn langsam Richtung Boot dirigieren. Die eine Bootseite war klar zur Landung; auf der anderen Seite war aber die zweite Rute noch drin. Der Fisch zog mehrmals unter das Boot und ich musste mit dem Schleppmotor den Fisch wieder ins Heckwasser manoevrieren. Dann war er einen Augenblick zu lang in Kescherreichweite und ich schnappte mir die Beute. Ein kurzer aber unheimlich kompakter Chinook, 15 vielleicht 16 Pfund schwer. Abschlagen, abstechen, wegpacken – und als ich wieder aufschaute zog es schon sehr ungeduldig an der zweiten Rute! Unglaublich!

Ich liess alles fallen und sprang hinzu. Das war kein Chinook, oder zumindest kein grosser. Der Fisch zog schnell flach und veranstaltete ein Luftspektakel erster Guete. Ich dachte erst Coho aber als ich den 6-7 pfuendigen Fisch neben dem Boot hatte, bemerkte ich den gruenlich-blaeulichen Schimmer auf dem Ruecken und beim Hakenloesen erkannte ich dann deutlich, dass es sich hier um einen Sockeye (Rotlachs) handelte. Einer der besten Speisefische – dieses Jahr leider im Fraser River- Einzugsgebiet geschont da die diesjaehrigen Aufstiegszahlen zu wuenschen uebrig liessen. Naja...

Inzwischen war ich von meiner Zielangelstelle schon einen halben Kilometer abgetrieben und ich wollte versuchen wieder in die Bucht direkt vor der Trap Shack zu kommen. Aber es kam anders. Es war so ein Moment in dem es wohl egal war wo man und mit was man angelte. Die Lachse schienen ueberall zu sein und auf alles zu beisen. Es war wie ein Rausch und ich schaffte es oftmals gar nicht die zweite Rute einzubringen bis schon wieder was am Haken zuppelte. Ich kann es im Einzelnen gar nicht mehr alles beschreiben und nachvollziehen weil alles viel zu schnell ging! Ich erinnere mich nur noch an einzelne Episoden die aus dem ganzem Mayhem noch herausstanden. Trotz der morgendlichen Frische und des leichten Nieselregens musste ich Pullover und sogar die Jacke ausziehen weil ich anfing zu schwitzen. Es biss ein guter Mix aus Chinooks, Coho und Sockeye. Man wusste nie was kam.

Einmal hatte ich den Koederfisch wieder montiert und ausgelassen und wollte gerade die Schnur in den Downriggerclip stecken um den Koeder auf Tiefe zu bringen. Ich hatte die Schnur noch in der Hand und der Koeder zog ca. 10 m hinter dem Boot an der Oberflaeche - als es mir ploetzlich die Schnur aus der Hand riss und ein explosiver Coho zum Tanz einlud. Ein wunderschoener, blitzsilberner unmarkierter Coho von vielleicht 8 Pfund, den ich kurze Zeit spaeter wieder abhakte. Markierte Cohos konnte man 2 pro Tag behalten. Ausserdem 2 Chinooks. Minuten spaeter hakte ich wieder einen halbstarken aber kampfstarken Chinook von vielleicht knapp 10 Pfund und noch waehrend ich diesen Fisch drillte, sah ich wie die andere Rute anfing zu tanzen. Wow, double header – Doppelbiss! Ich oeffnete nur etwas die Bremse der zweiten Rute und ueberliess den Fisch dem Schicksal. Nachdem ich den Chinook wieder freigelassen hatte (ich wollte heute nichts unter 10 Pfund mitnehmen) war der andere Lachs tatsaechlich noch dran und ich brachte hier einen stattlichen Sockeye neben das Boot.

Und so ging das weiter und weiter. Ich weiss nicht wieviele Fische ich in der ersten Stunde so fing. Ich hatte etwa 30 Koederfische mitgebracht und hatte nach einer halben Stunde Angeln vielleicht noch 10 uebrig. Etliche Fehlbisse oder verpasste Bisse taten das ihrige dazu. Dann hatte ich mal wieder einen feisten Coho auf der rechten Bootseite und ich hielt das Vorfach in einer Hand und die Loesezange in der anderen und wartete darauf, dass der Fisch sich einen Moment beruhigte damit ich erkennen konnte, ob es sich vielleicht um einen markierten Coho handelte. Der wollte einfach nicht stillhalten und schlug Salto auf Salto! Ploetzlich sah ich die andere Rute zwei tiefe Verneigungen machen, ausloesen und sofort Schnur von der Rolle reissen. Die Rolle heulte auf. Das war kein Kleinfisch. Ich musste den Ringkampf mit dem Coho abbrechen und schnappte mir den Haken mit der Zange und erloeste ihn. Befreit schwamm der schoene 6 pfuendige Coho langsam und majestaetisch ab und jetzt erkannte ich, dass es ein markierter war! Ausgetrickst!

Aber nun schnappte ich mir die andere Rute und sah mich an einen Gegner geseilt, der nun schon mindestens 100 m Vorsprung hatte. Ich drehte das Boot und fuhr langsam hinterher um die Distanz zu verkuerzen. Dabei musste ich aufpassen, dass die Schnur stramm blieb. Es ging alles sehr gut und nach 5 Minuten hatte ich die Distanz halbiert. Dann wollte der Fisch wieder reissaus nehmen. Ich spuerte die gewaltigen Kopfstoesse als er sich mit Gewalt umdrehte und entgegengesetzt wegwollte. Gerade als die Rolle wieder anfing zu singen – peng und die Schnur wurde schlaff. Arrg...Mist!

Direkt oberhalb des Koedersystems war die Schnur durchgesaegt. Wahrscheinlich hatte der Chinook in der Zeit als ich noch mit dem Coho beschaeftigt gewesen war, den Koederfisch komplett inhaliert und damit war das 15 kg Monovorfach zwischen seine scharfen Zaehne gekommen und ein paar Male Kopfschuetteln hatten gereicht das Vorfach zu zerschleissen. Nun ja, was soll’s. Es ist halt immer der Groesste der verlorengeht! Lol

Die Fische duempelten mittlerweile an der Oberflaeche, einige sprangen sogar. Sockeyes machen das oft. Aber auch Cohos. Um 5:30 Uhr hatte ich noch einen kraeftigen Biss in 20 m Tiefe und ich konnte schnell bemerken, dass das wieder ein Chinook war. Zwei laengere Fluchten und dann stand der Fisch eine Weile tief. Letztendlich bekam ich ihn aber hochgearbeitet und ich erkannte einen feisten vielleicht 12 Pfuender neben dem Boot. Aber der wollte partout noch nicht aufgeben und schwamm unablaessig auf die andere Bootsseite wo natuerlich noch die andere Rute fischte. Ich drehte das Boot mindestens zweimal um sich selbst um den Fisch auf die freie Seite zu bekommen. Dann langte ich zu mit dem Kescher und der Fisch war mir sicher. Wieder ein kurzer und wohlgenaehrter Chinook.

Als wenn dieser Fisch die Schlusssirene dieses unglaublichen Fressrausches gewesen war, so liessen die Bisse urploetzlich nach. Eine Stunde Wahnsinn und dann als wenn nie etwas gewesen waere. Jetzt, gegen 5:45 Uhr, kam erst die uebliche Angler-Flut aus verschiedenen Marinas zur Stelle, setzten ihre Ruten ein und begannen ihr Geduldsspiel. Wenn die nur wuessten was hier nur Minuten zuvor losgewesen war!

Ich hatte noch 5 oder 6 Koederfische uebrig und wollte die noch verangeln um vielleicht doch noch meinen geopferten markierten Coho zurueckzukriegen. Sporadisch kamen auch noch ein paar Bisse – jetzt etwas tiefer zwischen 20 und 35 m. Ich fing in den naechsten 2 Stunden noch 2 unnmarkierte Cohos und einen schoenen Sockeye. Hier und da sah ich auch andere Boote im Drill aber das sah jetzt wieder wie ein normaler Tag aus.

Ich wollte mal sehen ob sich die grossen Coho-Schulen vielleicht weiter draussen herumtrieben und schleppte weit raus bis ueber 200 m tiefes Wasser. Ich erwischte noch einen halbstarken Chinook um die 4-5 Pfund da draussen aber keine Cohos. So packte ich dann um 10:00 Uhr ein. Muede, erschoepft und gluecklich so einen Morgen erlebt zu haben. Aber auch noch heiss den naechsten Tanz mit dem Gross-Chinook fuer mich zu entscheiden!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke für die wiedermal fesselnden Berichte und Glückwunsch zu den traumhaften Erlebnissen und den tollen Fängen!

Petri

Hans
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Ein unvergessliches Erlebnis, Danke das Du uns teilhaben lässt:daumen:
 
29.6.2013; East Sooke

Nach meinem vorwoechentlichem Erfolg in der Fruehe, beschloss ich diese Taktik nochmals zuversuchen. Es ist zwar nicht gerade meine Lieblingsbeschaeftigung um 3:30 Uhr frueh aufzustehen, jedoch fuer solche Sternstunden am Wasser bin ich zu allem bereit. Es war Kanada-Tag langes Wochenende und Samstag konnte ich den Morgen von allen haeuslichen und familiaeren Pflichten freibekommen. Ich stahl mich noch im Dunkeln aus dem Hause; das Boot und Auto waren schon bereit und gepackt.

Beim ersten Daemmerlicht kam ich bei der Trap Shack an und montierte meine beiden Ruten. Beide wurden mit Koederfisch am System bestueckt und in jeweils 15 bzw. 20 m Tiefe herabgelassen. Das eine Koederfischsystem war glow-gruen und das andere UV-violett. Damit konnten die Lachse die Koeder auch bei dem spaerlichen Daemmerlicht gut von weitem sehen.

Es war ganz still und das Wasser ruhig. Kein Wind; nur eine leichte Flutstroemung kraeuselte das Wasser leicht an den Strukturstellen. Weiter draussen sass eine dichte Nebelbank. Hin und wieder zog eine Nebelschwade bis zu meinem Ufer herueber und erzeugte fantastische Lichtspiele. Eigentlich fischte ich die Trap Shack Stelle nicht haeufig bei Flut sondern eher bei Ebbe, aber der gute Erfolg die Woche zuvor liess mich hoffen, dass die Fische sich hier immer noch tummelten.

Es tat sich aber erstmal nicht viel. Dreimal ruckelte es leicht an den Ruten und jedesmal kam ein fetter aber viel zu kleiner Chinook zum Vorschein. Wo waren nur die Grossen? Ich sah an verschiedenen Stellen einige grosse Fischsicheln am Echolot aber konnte keinen davon zum Snack ueberreden. Die magische erste Stunde ging fruchtlos vorbei und bald gesellten sich mehr und mehr Boote dazu. Ich sah auch bei anderen Booten keine Kescher in Aktion. Die Flut wurde staerker und ich kreuzte mehrfach ueber das oestliche Trap Shack Reef um vielleicht an der stromabwaerts Kante etwas zu erwischen. Ich setzte jetzt bei vollem Sonnenlicht, allerdings leichtem Nebel, auf etwas tiefere Gefilde und fischte eine Rute nun um die 35 m Tiefe.

Da ruckte es kraeftig an der tiefe Rute mit dem Glow-System. Waehrend ich das Boot in die Stroemung hielt um die Stelle zu halten, drillte ich einen kraeftigen Fisch. Erst blieb er stur im Tiefen und dann kam er regelrecht nach oben geschossen. Und stoppte gar nicht erst an der Oberflaeche sonder schoss mindestens einen halben Meter aus dem Wasser! Ein Nachbarboot verfolgte den Drill mit Vergnuegen und feuerte mich oder vielleicht auch den Lachs an! Es war kein Chinook, das war klar. Als ich den Fisch nach allerlei Eskapaden in Greifweite neben dem Boot hatte, erkannte ich einen wunderschoenen Sockeye (Rotlachs) – vielleicht 8 Pfund. Vorsichtig hebelte ich ihm den Haken heraus und der Fisch schoss augenblicklich davon und gab mir zum Abschied eine schoen kuehle Gesichtsdusche.

Nun ja, nicht der Zielfisch aber Spass hatte es gemacht. Nun kreiste ich ein paar Mal ueber die gleiche Stelle mit einem Koeder in gleicher Tiefe. Ich konnte so noch 2 unmarkierte ca. 5-6 pfuendige Coho fangen, die natuerlich beide wieder schwimmen durften. Aber Chinooks schienen hier keine zu sein.

Die Sonne war nun voll auf und es wurde warm. Aber auch die Nebelschwaden kamen naeher und wurden dichter. Weiter westlich , in Sooke selber, musste es dick wie ein Milchglas sein. Ich liess mich von der Flut oestlich bis vor Beechey Head treiben. Das ist eine felsige Auskragung ins Meer die die Stroemung ordentlich durcheinanderwirbelt und dabei Kehrstroemungen und damit gute Fischstandplaetze erzeugt. Eine kleine Bucht auf der Westseite der Landspitze war schon immer eine faengige Stelle fuer mich gewesen. Einige grosse Lachse hatten dort schon ‘dran glauben muessen. Ich liess mich an der Landspitze vorbeitreiben, drehte dann 180 Grad um und tuckerte ganz langsam wieder zurueck zur Landspitze und um die Spitze herum in die Bucht hinein. Ich hatte die dem Ufer zugewandte Rute in 27 m Tiefe. Die Flut drueckte mein Boot hart an die Felskueste heran und waehrend ich dagegensteuerte und gebannt auf das Echolot schaute sah ich den Boden hochkommen: 35 m, 30 m – da, grosse Fischsicheln direkt an der Kante und dicht am Boden! Als ich gerade wieder zum Downrigger schaute, sah ich den Riggerarm zweimal hart rucken. Mist dachte ich, Bodenkontakt, und drueckte sofort auf den Einholknopf. Im selben Moment loeste die Rute aus. Ich dachte immernoch dass sich der Koeder nun auch irgendwo an einem Felsen verhakt haben muste, war ich doch hoechstens 1-2 m ueber Grund gewesen.

Aber da riss es an der Rute und die Rolle heulte auf. Nanu? Fish On! Und es musste ein guter sein denn der Zug war hart und stetig. Aber das war keine gemuetliche Stelle einen grossen Fisch zu drillen. Keine 10 m neben mir rauschten die Wellen auf die Klippen, eine harte Stroemung drueckte mich auf die Klippen zu und ich hatte noch eine zweite Rute etwa in 20 m Tiefe draussen. Ich drehte den Schleppmotor etwas weiter auf um ersteinmal von den Klippen wegzukommen. Der Fisch zog mir weiterhin noch Schnur von der Rolle und es bestand nun die Gefahr dass er aus der Bucht hinausschwomm, um die felsige Landspitze herum und die Schnur an den Felsen zerrieb.

Endlich stoppte der Fisch mal. Ich machte sofort Druck um ihn wieder in die Bucht hinein und weg vom Ufer zu kriegen. Ausserhalb der Bucht kamen auch schon einige andere Schleppangler heran und jede weitere Flucht hinaus wuerde den Fisch wenn nicht an den Klippen so doch an den Downriggerkabeln anderer Boote verloren gehen lassen. Und um das Kraut noch fett zu machen, steckte etwa 20 m entfernt ein neugieriger Seeloewe sein Kopf aus dem Wasser und aeugte umher. Nicht auch noch das, dachte ich!

Hier schien alles gegen mich zu spielen. Ich setzte alles auf eine Karte, Ich drehte die Bremse fast zu und kurbelte so hart ich konnte. Mochte der Haken ausreissen oder das Vorfach brechen aber ich war nicht gewillt den Lachs dem Seeloewen zu verfuettern. Tatsaechlich kam der Lachs auch willig hinter meinem kompromisslosem Zug heran. Es schien gut zu gehen und erstmal hatte ich den Fisch aus der Klippen- und Bootsgefahr. Vom Seeloewen war erstmal keine Spur mehr zu sehen aber das hiess nichts. Er konnte meinen Lachs schon unter Wasser anpeilen. Ich zog hart weiter und der Lachs schien nichts dagegen einzuwenden zu haben. Es war nur sauschwer.

Da tauchte ein breiter Ruecken ca. 4 m neben dem Boot auf. Ich nahm den Gang des Schleppmotor heraus, langte nach dem Netz und versuchte den Lachs mit Schwung in Kescherreichweite zu ziehen. Es schien zu funktioneren – aber in dem Moment als der Kescher die Wasseroberflaeche beruehrte drehte der Lachs durch! Er sprang halb aus dem Wasser, waelzte sich und schoss davon. Und der Haken flog mir entgegen. Arrgh, so knapp ‘dran! Ich schaetze er war knapp 20 Pfund gewesen. Waere mein groesster Chinook dieses Jahr bisher gewesen. Nun ja.

Ich drehte noch ein paar Runden mit der gleichen gefaehrlichen Anfahrt am Buchteingang. Aber ein Kumpel von dem Losgerissenen liess sich nicht ueberreden.

Dann versuchte ich es etwas weiter vor der Landspitze ueber tieferem Wasser. Die Flut war mittlerweile auf ihrem Hoehepunkt und musste immer mehr Cohoschwaerme dicht unter Land druecken denn es kamen immer mehr Bisse, vorallem an der 30 m tiefen Rute. Ich landete und hakte vielleicht noch 3 oder 4 unmarkierte Cohos ab. Wiedereinmal hatte sich ein feister Coho meinen tiefen Koederfisch geschnappt und ich drillte dieses Energiebuendel zum Boot als ich die zweite Rute zwei Verneigungen machen sah. Ha, Doppelpack! Ich war aber entschlossen meinen ersten Coho erst einmal zu versorgen und mich erst dann um den zweiten zu kuemmern – der ja hoechstwahrscheinlich auch ein Coho der selben Guete sein wuerde.

Weit gefehlt! Nur Sekunden spaeter hatte ich den Coho ca. 5 m hinter dem Boot als ich sah wie sich die andere Rute zusammenfaltete und die Rolle hoellisch aufkreischte und nicht wieder aufhoerte. Das war kein Coho! Sofort steckte ich die Coho-Rute in den Halter, oeffnete die Bremse etwas mehr und kuemmerte mich nun um die arg gebeutelte andere Rute. Der Fisch hatte schon um die 50 m Schnur abgezogen und das obwohl die Rollenbremse im Schleppmodus eigentlich sehr hart eingestellt ist. Ich drehte das Boot herum und fuhr dem Fisch hinterher. Das brachte mich in die nebelige Zone und machte es viel schwerer sich zu orientieren waehrend dem Drill.

Ich sah ploetzlich ein Boot auftauchen und auf meine Heckseite abdrehen als er mich sah. Doch dort hatte ich den Fisch sicher immer noch 30-40 m hinter dem Boot. Ich winkte dem Boot zu abzudrehen und Gott sei Dank hatte er meine Gestik und meine krumme Rute rechtzeitig bemerkt und richtig gedeutet und drehte hart ab. Huch, das war knapp. Der Fisch war aeusserst stur und zog immer wieder unaufhaltsam ab. Aber ich hatte jetzt Platz und Zeit und konnte geduldig parieren. Irgendwann hatte ich ihn am Boot und musste ihn nur noch auf die freie Bootseite dirigieren. Auf der anderen hing immer noch die anderen Schnur im Wasser – jetzt schlaff da der Coho sich irgendwann freigestrampelt hatte. Ein paar Fluchtversuche noch Richtung unter das Boot und Richtung Motor und dann hatte ich ihn muede und konnte ihn einsacken. Geschafft! Besiegt! Ein schoener fetter Chinook von knapp 17 Pfund lag nun im Boot. Klasse!

Die Flut hatte mich soweit ostwaerts abgetrieben, dass ich gar nicht erst versuchte wieder zur Stelle zurueckzuschleppen. Das haette eine Stunde gedauert. Ich warf den grossen Motor an und dueste schnell zurueck zum Beechey Head. Dort bemerkte ich, dass ich nur noch 2 Koederfische hatte. So stellte ich eine auf Squidimitat um – purple haze farbig. Was dann folgte spottet jeder Beschreibung. Ich stand mitten in einem riesigen Schwarm Silberlachse (Coho). Vielleicht kann man das in Deutschland gar nicht glauben aber ich fing nun non-stop und landete in den naechsten 2 Stunden mindestens 30 Lachse. Ich verlor bestimmt nochmal soviele. Zuerst biss es hauptsaechlich nur an der 30 m tiefen Rute mit Squidimitat. Als ich aber dem Schwarm etwas weiter hinausfolgte, sah ich Cohos an der Oberflaeche rauben und wechselte die zweite Rute zu einem Blinker mit Miniflasher und nur 5-10 m tief und es rappelte von da an auch flach. Viele Doppelbisse und chaotische Szenen. Ich war total kaputt nach 2 Stunden und meine Arme schmerzten. Aber es machte einen Riesenspass!

Verwunderlich und auch ein wenig aergerlich war die Tatsache, dass aber auch wirklich keiner dieser Cohos markiert war! So musste ich alle wieder freilassen. Es waren einige schoene Kaliber von knapp 10 Pfund dabei. Durch die Einzel-und Schonhaken konnten die allermeisten recht unbeschadet wieder freigelassen werden. Nur einer hatte sich den 2. Einzelhaken durch’s Auge gerammt und ich haette den gerne behalten. Hoffentlich hat er’s gepackt aber er musste ja auch nur noch ein paar Wochen durchhalten bis zur Hochzeit im Fluss. Wenn er sich da durch Sehschwierigkeiten bedingt nicht mehr die schoenste Cohodame aussuchen kann, so what?

Ich wuenschte ich haette eine Spinnrute dabei und haette mal versuchen koennen die raubenden Cohos anzuwerfen. Wette, dass haette gut geklappt und waere sicher ein Mordsspass am leichten Spinngeraet. Es ging so schnell, dass ich, als ich versuchen wollte mal ein oder zwei Anbisse zu filmen, nur zwei oder drei Takes brauchte um es zu dokumentieren. Ich wartete kaum mehr als 2 Minuten auf einen Biss, oftmals nur Sekunden.

Als ich ca. 11:00 Uhr fix und fertig Richtung Marina schleppte, kreuzte ich wohl noch einen anderen Cohostamm’s Wege denn ploetzlich fing ich zwei markierte Cohos kurz hintereinander. Einer ca. 8 und einer 6 Pfund blankes Silber. Das war ein erfolgreicher Abschluss eines tollen Angeltages! Das war so ein Tag an dem ich wuenschte ich haette ein paar Touristen oder Kinder an Bord gehabt um den mal zu zeigen wieviel Spass es machen kann hier zu angeln. Ein Tag an dem man Nichtangler zu Anglern haette machen koennen!

Woher diese ganze Fuelle an Cohos kommt, da streiten sich hier die Gelehrten. Die Alten berichten, dass es in frueheren Zeiten (50, 60, 70ger Jahren) praktisch immer so war. Damals waren auch die Chinooks noch viel zahlreicher. Erst seit letztem Jahr sind die Cohos wieder so stark aufgetaucht nach dem es seit den 90gern fuer die Silberlachse recht truebe aussah. Woran es auch immer liegt, wir Angler, die Wale, Robben, Adler, Baeren – das ganze Oekosystem – alle begruessen es sehr und wir Angler bekommen einen vielleicht nur noch seltenen Einblick wie die Angelei noch vor einigen Jahrzehnten ausgesehen haben muss. Ich nehme so ein Geschenk gerne an. Wir erwarten demnaechst ausser den Cohos noch ca. 16 Millionen Pinks (Buckellachse). Ich kann mir gar nicht vorstellen wie verrueckt das Angeln dann erst noch wird. Also, wenn Ihr jemals Lachs auf Lachs fangen wolltet und sowieso eine Reise nach BC geplant habt – genau jetzt ist es goldrichtig vor Victoria/Sooke! Wer weiss wie lange das anhaelt! Ich nehme Euch gerne mal mit auf’s Boot.

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