Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Da fängt der Tag richtig gut an!:dance4:
Sind tolle Bilder! Vielen Dank für`s reinstellen und natürlich
hoffen wir dieses Jahr wieder auf so tolle Berichte von Dir.
Dafür ein dickes Petri heil für Dich.:angler::angler::angler:

vom Blochi
 
8.3.2013; East Sooke

So, endlich das erste Mal auf’s Wasser dieses Jahr! Und es ist schon Maerz! Unglaublich wie schnell die Zeit wieder vergeht. Ich hatte die letzten Wochen sehnsuechtig die Fangberichte von Freunden und Bekannten gehoert – die Winterlachse waren das Ziel. An einigen Tage hatte es ordentlich gerappelt, vor Victoria, aber auch in Sooke. Einige Male ging auch gar nichts – irgenwie waren nur wenige Heringsschwaerme da - solche Berichte hatten mich dann immer beruht wenn ich wieder in irgendwelchen Eishockeystadien unterwegs war oder mit unserer neugegruendeten Anglergesellschaft beschaeftigt war. Nur nichts verpassen...lol!

Heute passte alles, arbeitsfrei, herrliches sonniges und windstilles Fruehlingswetter und keine Termine! So hatte ich mich entschlossen, fuer 2-3 Stunden eines meiner Winterlieblingsreviere unsicher zu machen: Whirl Bay, zwischen Pedder und Becher Bay. Dort habe ich um diese Jahreszeit schon manchen Lachs herausgezaubert. Ausserdem mussten die neuen Bootssitze eingeweiht werden. Die Katze hatte die alten beim Krallenschaerfen regelrecht zerlegt und so habe ich nach ein paar Wochen suchen ein sehr guenstiges Gebrauchtangebot gefunden. Natuerlich musste alles wieder umgebaut werden weil die neuen Sitze nicht auf den Unterbau der alten passten. Immer das Gleiche!

Jetzt aber zum Angeln. War also gegen 10:00 Uhr an der Pedder Bay Marina angekommen – war der einzige Kunde da heute. Schoen aber auch seltsam. Es war ein Genuss durch den warmen Vormittag den kleinen Fjord hinauszuduesen. Der Motor freute sich auch ueber den laengst faelligen Auslauf! Nach 15 Minuten war ich an der Whirl Bay. Kein Boot weit und breit. Es war maessige Flut und bei Flut fische ich gerne die Kehrstroemung hinter Church Rock – einer Insel am Westende der Bucht. Dort gibt es, vom sonst eher langweiligen Sandgrund um die 40-50 m abgesehen, eine Steilkante zu einem kelpbewachsenen Riff. Der Trick ist moeglichst dicht am Knick und dicht am Grund zu fischen denn dort jagen die Lachse entlang. Dort druecken sie sich vor der Stroemung und koennen vom tiefen aus Kleinfische an der Kante ueberfallen. Dicht am Riff und Grund ist natuerlich haengergefaehrlich und ich habe ueber die Jahre dort auch schon fleissig geopfert. Aber das gehoert eben dazu.

Ich angelte mit einer Koederfischmontage etwas ueber Grund –in 40 m und mit einer Glow-Blinkermontage hart am Grund. Ich steuerte senkrecht auf das Riff zu und drehte dann dicht daran scharf parallel dazu um den Knick entlangzuschleppen. Der erste Pass war etwas konservativ um mich erst wieder einzuschiessen. Beim zweiten Pass war ich extrem dicht dran. Ich musste hellwach sein und schaute immer abwechselnd vom GPS Plotter zum Echolot und zu den Ruten. Ich war schon am Riff vorbei und die Tiefe fiel schon ab als die Blinkerrute ausloeste und wild zu rucken anfing. Juhu! Endlich wieder am Fisch! Ich schlug an und fuehlte Widerstand der auch gleich unwillig wegzog. Eine Strudelstroemung dreht das Boot und ich konnte mich nicht allein auf den Fisch konzentrieren sondern hatte eine Hand am Steuer.

Waehrend ich nun etwas Schnur gewann, sah ich wie die zweite Rute zuruecksprang und ebenfalls zu reissen anfing. Na toll! Double header beim Solofischen! Ich drehte einfach die Rollenbremse etwas weicher und konzentrierte mich ersteinmal auf den ersten Fisch. Der ruckte und kamepfte ordentlich – immer noch tief. Mit zwei Knopfdruecken holte ich beide Downrigger hoch um nicht, falls ich auf’s Riff zuruecktrieb, die Gewichte zu verlierenr. Ich sah immer noch wie die zweite Rute wild tanzte und die Rolle 2 – 3 Mal kurz kreischte. Es muss doch auch immer Chaos passieren wenn man mal allleine ist!

Jetzt hatte ich den Fisch dichter am Boot aber er mochte das wohl nicht und sausste wieder ab aber diesmal nach links und direkt in die Schnur der zweiten Rute. Es ging so schnell, dass ich nichts dagegen unternehmen konnte. Jetzt zog es noch mehr an der zweiten Rute. Ich versuchte die Ruten untereinander durchzufuehren um die Schnuere wieder zu trennen aber es war schon hoffnungslos. Ich musste mich jetzt konzentrieren wenigsten einen der beiden Fische zu landen. Bei solchen Situation, besonders bei Sommer-Grosslachsen – gehen dann oft beide verloren. Ich loeste die Bremse der zweiten Rute ganz um keinen weiteren Widerstand zu erzeugen. Dann machte ich Druck auf den Fisch der jetzt Muedigkeitserscheinungen zeigte. Noch eine kurze Fluch unter das Boot – ich drehte den Schleppmotor auf und bekam den Fisch wieder an‘s Heck. Dann zog ich den Burschen mit Schwung in den Kescher. Geschafft! Haha! Die Schnur der zweiten Rute war hoffnungslos um den Flasher und Wirbel verleiert. Ich griff die Schnur die vom Kescher ins Wasser fuehrte und nahm Fuehlung auf. Aber es war nur noch der Flasher und Koedermontagenwiderstand zu spueren. Der war weg!

Naja, ich kuemmerte mich um den feinen etwa 7 Pfund Winter Spring und entfitzte den Schnursalat. Man will ja den Koeder wieder schnell in die Beiszone bekommen. Bis ich wieder einsatzbereit war und wieder zum Riff zurueckgeschippert war, waren bestimmt 20 Minuten vergangen. Ich versuchte diese Tack noch 3-4 Mal aber es schien jetzt nichts mehr zu wollen. Bei einer sehr aggressiven Anfahr auf das Riff musste ich schnell den tiefen Koeder hochholen um ich spuerte wie das Downriggergewicht ueber Felsen holperte. Gluecklicherweise haengte es sich nicht fest. Als es in sicherer Hoehe war sah ich ein feines Zuckeln an der Rutenspitze. Ich wusste sofort was das war – ein Felsenbarsch hatte zugeschnappt. Wahrscheinlich ein Kleiner. Tatsaechlich brachte ich einen stachligen Kupfer-Felsenbarsch von vielleicht 1-2 Pfund herauf. Die Kerle sind bis 1. Juni sowieso geschont und weil die Bestaende nicht mehr so zahlreich sind, lasse ich die meisten sowieso wieder frei. Nur wenn denen wie bei Dorsch oder Leng die Schwimmblase zum Halse heraushaengt, nehme ich sie schon mal mit in der Saison. Lecker sind sie allemal. Der hier war in tip top Verfassung. Ich machte noch ein Foto fuer Euch und hakte ihn dann ab. Er schoss sofort in die Tiefe, und das war auch noetig fuer ihn wie ich gleich merkte.

Ein grosser Schatten fiel ploetzlich auf mich und ich schaute erschrocken nach oben. Keine 10 m ueber meinem Boot drehte gerade ein voll ausgewachsener Weisskopfseeadler ab der wohl schon voll im Sturzflug gewesen war. Der wollte sich den Barsch klauen! Ein toller Anblick wenn ich auch im ersten Moment richtig erschrocken war. Dann sah ich noch einen zweiten Adller etwas weiter hoeher kreisen. Mensch, da war ich wohl voll ihn ihrem Revier am Raeubern und sie machten mir das deutlich klar. Der eine flog in die hohen Baumwipfeln am Ufer und der anderen setzte sich auf die Felsklippen von Church Rock. Ich konnte nur noch den auf der Felsklippe als schwarz-weissen Punkt erkennen. Und die hatten den kleinen Barsch an meiner Angeln an der Oberflaeche zappeln sehen von dieser Entfernung. Alle Achung fuer eine solche Sehleistung.

Ich versuchte es noch eine halbe Stunde aber die Lachse waren verschwunden. Auf dem Heimweg hoerte ich ueber Funk, das auf Constance Bank der Lachs nur so tanzte und einige Guide schon nach kurzer Zeit mit Limits an Winterlachsen fuer ihre Gaeste nach Hause fuhren. Naja, will nicht meckern, hatte einen sehr schoenen, geruhsamen Tag mit einem Fisch und einer tollen Adlerbegegnung! Jetzt geht’s erstmal 2 Wochen nach Deutschland und wenn ich wieder komme ist die Heilbuttsaison im Gange! Kann’s kaum erwarten!


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Moin Coho, mal wieder ein sehr spannender Bericht von dir :genau: Über deine Schreibkünste muss man nicht mehr viel sagen. Hoffe du bist gut ins neue Jahr gekommen? Man hat ja lange nix mehr von dir gelesen :bindagegen: Na wenn jetzt bald die Buttsaison los geht dann werden wir ja sicher wieder den ein oder anderen Bericht von dir zu lesen bekommen :daumen:
 
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Danke für den schönen Bericht,
man ist hin ind her gerissen ob man dich beneiden soll, oder einfach nur genießen.
Lachsangeln wird für die meisten hier nur ein Traum bleiben und deine Berichte lassen uns wenigstens ein wenig teilnehmen.:a010:

Mach bitte so weiter...:Smilie4:

Gruß Micha
 
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Hallo Andreas, na wir beide haben ja wohl die selben Interessen...:genau::lach

gruß Micha
 
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Micha ich lese seine Berichte schon seit ich hier im Forum mitlese. Is immer total spannend. Und dann die tollen Bilder. Wenns ein Paradies für Angler geben sollte dann liegts auf Vancouver Island :Smilie4:
Wo sonst hat man schon Lachs, Heilbutt, Stör und Thunfisch innerhalb von 200km.
 
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Sehr schöner Bericht!!!

Ja, in Kanada angeln ist schon was besonderes. Hat mich auch beeindruckt muss ich sagen. Mal eben so an einem Tag nen Stör und nen 15 Kilo Lachs zu fangen...Das erlebt man nicht täglich!!
Würd ich auch wahnsinnig gern mal wieder machen - wenns nicht so teuer wäre :(
 

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Mensch Coho, das ging ja wieder bei dir gut los, Spannung pur bei schönstem Wetter! Wir müssen noch bis zum 1.April warten bis es mit den Bachforellen losgeht, in Größen , die du als Anstecker nehmen würdest. Viele Grüße aus dem 1° kalten Thüringen von Maisel
 
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Danke für den spannenden und interessanten Bericht. Der Zackenbarsch sieht ja echt gefährlich aus.

Petri

Hans
 
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Bevor man Lachse fangen kann, muessen erst welche aufwachsen. In unberuehrten Gewaessern passiert das auf natuerliche Weise. In kompromittieren Gewaessern muss der Mensch nachhelfen wenn man Lachspopulationen erhalten moechte. Haette man das in Deutschlands Fluessen von Anfang an gemacht, als man die Gewaesser massgeblich zuveraendern anfing, dann haette man heute sicher noch einige erwaehnenswerte deutsche Lachsstaemme vorzuweisen. Ist eine Oekoniche erst einmal fuer laengere Zeit unbesetzt und der Genpool verloren, dann wird es sehr sehr schwer die Zeit wieder zurueckzudrehen.

Wenn man auch sonst nicht allzuviel von den begangenen Fehlern anderer lernen moechte hier in BC, die Erkenntnis hat sich wohl doch durchgesetzt, dass man mit zunehmender Beeintraechtigung der Lachsfluesse auch zunehmende Stuetzmassnahmen ergreifen muss. In den 40-60ger Jahren ging der Gedanke in den USA sogar so weit, dass man meinte das ganze Lachsbrutprogramm eh besser als die Natur ‘drauf zu haben und man in einer unuebertrefflichen Arroganz die Lebensadern vieler Lachsstaemme mit riessigen Daemmen versperrt hat und gedacht hat, dass man mit einer Massen-Brutstation das Ganze viel effizienter ausgleichen koennte. Das war der Anfang vom Ende des scheinbar unerschoepflichen Lachs-Steelhead-und Stoerreichtums des Columbia Rivers und des Sacramento Rivers zum Beispiel. Viele Staemme dieser Fischarten verschwanden komplett innerhalb weniger Generationen. Die Massenproduktion stellte sich nicht als der erwartete Erfolg heraus.

Heute ist man schlauer und macht Sperrwerke passierbar fuer anadrome Fische und lediglich ergaenzt den wilden Aufwuchs mit kuenstlich erbrueteten. Es gibt allerdings auch heute noch Fluesse im Nordwesten Amerikas die vollkommen auf kuenstliche Erbruetung angewiesen sind weil die Originalstaemme komplett ausgerottet wurden und einige Sperrwerke auch heute noch unueberwindlich sind. An einigen solcher Daemme faengt man die Lachse unterhalb der Staumauer in Fallen und Netzen und faehrt sie in Tanklastern zum Oberlauf!

Hier in Victoria gibt es eine Anzahl kleinerer Baeche, die jeweils vor 100 Jahren noch einigen hundert Coholachsen als Heimatgewaesser galten. Grunderschliessung, Bebauung, Einleitungen und Verrohrungen haben einige dieser Baeche als Oekosystem komplett ruiniert; andere stark beeintraechtigt. Heute gibt es viele Freiwilligeninitiativen, die versuchen zu retten was noch zu retten ist und aufzubauen was noch Potenzial hat.

Ein solche Initiative, die ich als besonders wertvoll erachte, ist das in vielen Grundschulen hier die 3. Klassen von solchen Freiwilligenverbaenden, finanziell unterstuetzt von der Regierung, Aquarien, Kuehlgeraete, Sauerstoffgeblase und Lachseier einer lokalen Brutstation bekommen. Das passiert so im November jedes Jahr. Die Schulklassen lernen dann wie man die Eier behandelt und beobachtet, sehen taeglich im Klassenzimmer nach ob alles in Ordnung ist, sehen dann die Larven ausschluepfen, fuettern die Jungfische dann bis so um diese Zeit herum und lassen die Junglachse dann in einem geeignetem Bach in Schulnaehe frei.

Ich finde das eine grossartige Idee den Kindern so die Bedeutung der Lachse fuer die hiesige Natur beizubringen und ihnen ueber den Zeitraum von mehreren Monaten auch die Fragilitaet dieses ganzen Vorgangs vor Augen zu fuehren. Ausserdem erzeugt die monatelange Fuersorge fuer die Lachse eine persoenliche Beziehung wie zu einem Haustier und sensibilisiert die Kinder so fuer die Gefahren und Bedrohungen der Lachse in unserer modernen Welt. Es sind hunderte Grundschulen, die dieses Programm jedes Jahr vollziehen und ich ziehe meinen Hut vor den Lehrern und den Verantwortlichen dieses Programmes. Es gibt nichts Besseres als den naechsten Generationen schon frueh die Bedeutung unserer Fische fuer ein gesundes Oekosystem beizubringen und ihnen ihre persoenliche Verantworlichkeit einzuimpfen. Wenn unsere vorangegangenen Generationen ein solches Bewusstsein besessen haetten, waeren wir sicher in einer ganz anderen Position heute.

Hier ein paar Bilder von der Klasse meines juengeren Sohnes als sie letzte Woche etwa 300 Junglachse im Mt. Douglas Creek in Victoria freiliessen.

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27.4.2013, Victoria

Letzten Samstag bot sich mal wieder die Gelegenheit auf Silberjagd zu gehen. Leider war keiner meiner Angelfreunde in der Lage mich zu begleiten, so dass ich eine Solotour unternehmen musste. Hin und wieder gehe ich auch gerne mal alleine zum Angeln. Meistens bevorzuge ich jedoch Gesellschaft; vorallem beim betriebsamen Lachsangeln wo immer was zu tun ist und bei hektischen Beissperioden auch schnell mal (angenehmes) Chaos ausbricht.

Ich hatte in den letzten Tagen einige vielversprechende Fangberichte von den Oak Bay Flats vernommen. Dieses sandig-kiesige Plateau direkt vor der Haustuere des Victoria Ortsteils Oak Bay war frueher (60-70ger Jahre) ein fast schon beruehmtes Angelrevier. Die damaligen bekannten Angelgroessen und Autoren mannigfaltiger Angelliteratur beschworen seinerzeit Oak Bay als einen absoluten Hot Spot an der ganzen Nordpazifikkueste. Grosse Lachsschwaerme zogen dort um die vielen Riffs und Inselchen herum, welche Futterfische in Massen an stroemungsguenstigen Stellen beherbergten. Heilbutte gab und gibt es auf diesem sandigem Plateau vor den Inselgruppen auch in grossen Mengen und an einigen Stellen auch in gewaltigen Groessen. Desweiteren waren die vielen Felsriffe die Heimat unzaehliger Felsenbasche und Ling Cods, auch in beachtlichen Groessen.

Leider sind die Lachsschwaerme heute laengst nicht mehr so zahlreich wie damals. Einige Lachsstaemme gibt es fast gar nicht mehr . So gab es zum Beispiel einen fruehen Fraser River Chinook Run der Victoria im Maerz/April passierte. Diese fruehen Chinooks waren wahre Schweine – 30 – 50 Pfund, kurz und unglaublich kompakt und muessen einen Riesenspektakel an der Rute veranstaltet haben. Diese Chinooks waren unterwegs bis fast in die Rocky Mountains - an die Quellgewaesser des grossen Fraser Rivers. Um bis zum Spaetsommer da hinaufzukommen mussten die Fische sehr frueh schon in den Fluss ziehen; immerhin war ihre Reise im Fluss weit ueber 1000 km lang. Kommerzielle Ueberfischung, Beeintraechtigung der Wasserqualitaet - und quantitaet entlang ihrer Reisestrapaze haben diese fruehen Chinooks fast ganz verschwinden lassen. Wir sehen heute fast keine dieser Kraftpakete mehr im Maerz/April und wenn doch mal ein Angler zufaellig einen solchen Riesen erwischt, muss er schonend wieder freigelassen werden. Bis Mitte Juni duerfen wir hier nur aussschliesslich markierte Chinooks ueber 67 cm mitnehmen oder unmarkierte kleiner als 67 cm; also Chinooks die aus einer Brutstation entstammen oder unreife Wildlachse die offensichtlich nicht zu den selten gewordenen fruehen Fraser-Chinooks gehoeren.

Die einst schier unerschoepflichen Felsenbarsch- und Ling Cod Populationen in Oak Bay sind durch reine Ueberfischung dezimiert worden. Und in diesem Fall muessen sich auch die Angler an die eigene Nase fassen. Zwar ist es in erster Linie ein Versagen der Fischereibehoerde, die viel zu spaet eingegriffen hat, jedoch haetten die Angler den negativen Trend ohne weiteres erkennen koennen und ihren Beitrag zur Arterhaltung leisten koennen. Noch bis in die 80ger Jahre gab es 2 oder 3 Kuttertouranbieter aus der Oak Bay Marina, die aehnlich wie in Heiligenhafen o.a. eine Menge Pilkangler zu den Riffen brachten. Es gab damals kein Limit fuer Anzahl oder Groesse fuer Felsenbarsche und es war keine Ausnahme wenn jeder Angler mit einer Schubkarre voll Barsche und Lings zurueck kam. Nun muss man wissen das Felsenbarsche absolute standorttreu sind und ausserdem sehr langsamwuechsig. Es kann bei einigen Unterarten bis zu 20 Jahre dauern, bis sie geschlechtsreif sind und das dann bei vielleicht 30 cm Laenge. So ist es kein Wunder, dass es nicht ewig lange dauerte bis die Riffe leergefischt waren. Die Kutterfahrten lohnten bald nicht mehr und als die Fischereibehoerde die Reissleine zog, waren nur noch wenige kleine Barsche uebrig, die nun Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, brauchen um die Population wieder aufzubauen. Bis heute darf man hier vor Victoria und Sooke nur 1 Felsenbarsch pro Tag mitnehmen, was dafuer sorgt, dass keiner mehr wirklich gezielt auf sie fischt, aber es einem erlaubt, falls man doch mal einen aus Versehen beim Lachs-oder Heilbuttangeln faengt und er durch den Druckunterschied halb tot ins Boot kommt, den Fisch sinnvoll zu verwerten. Felsenbarsche kommen in einer Vielzahl an Unterarten vor (google mal pacific rockfish), oft sehr farbenfroh, sind dem Rotbarsch in Groesse und Aussehen sehr aehnlich nur leben die pazifischen Felsenbarsche eher an flacheren Felsenriffs und Kelpzonen. Waehrend die meisten Unterarten maximal 50 cm lang werden, gibt es eine Art, den Yelloweye Rockfish oder auch Red Snapper genannt, der schon in Groessen von fast 1 m Laenge gefangen wurde und ueber 30 Pfund schwer werden kann. Dieser Barsch, dem Rotbarsch vom Aussehen am aehnlichsten, liebt auch eher die tieferen Zonen; 100 m oder mehr. Solche riesigen Snapper koennen dann fast 100 Jahre alt sein. Kulinarisch sind alle Felsenbarsche ein Genuss.

So, jetzt aber wieder zu den Lachsen. Wenn wir also auch nicht mehr die riesigen Frueh-Chinooks haben, so tummeln sich doch besonders im Fruehjahr eine Menge Winter Chinooks – auch Winter Springs genannt auf den Oak Bay Flats. Die rangieren so in Groessen von 5 Pfund bis 15 Pfund und sind fast alle markierte Chinooks von den vielen USA Brut-und Aufzuchtstationen um Seattle und der Olympic-Halbinsel. Diese Winter Springs haben sich vornehmlich auf die vielen Sandaale im Sandplateau eingeschossen. Als Koeder sind also alle ca. 10 cm langen und schlanken Kunstkoeder direkt ueber dem Grund angeboten angesagt.

Ich liess Red Hot um ca. 8:30 Uhr am Samstag in Victoria zu Wasser und dampfte alleine los. Musste noch etwas ueber das Ungeschick eines anderen Anglers lachen an der Marina. Ein junger Kerl, auch solo und wohl noch angeschlagen von einer wilden Party am Abend vorher, liess neben mir sein Boot ins Wasser. Oder besser gesagt er schmiss es rein. Ein lauter Platsch und ein kleiner Tsunami als ich sein Boot regelrecht vom Anhaenger wegfliegen sah. Dann sein Gesicht als er bemerkte, dass er die Dockleine nicht festgehalten hatte und sein Boot nun herrenlos zwischen den Docks umherschwamm. Gluecklicherweise wehte der leichte Wind das Boot wieder auf seine Dockseite wo er es ergriff und sich alsbald an die Stirn schlug: Stoepsel im Boot vergessen reinzutun – Boot laeuft voll Wasser. Panisch sprang er nun umher um sein Boot so schnell wie moeglich wieder auf den Anhaenger zu kriegen und es an Land zu ziehen. Zwei wartende Angler sprangen hinzu und halfen. Da brachen 2 seiner Bootshalterrollen am Anhaenger und machten das Aufladen sehr kompliziert. Als ich mein Auto zum Parkplatz fuhr, kam ich an ihm vorbei und wuenschte ihm mehr Glueck auf dem Wasser. Ein Wasserstrahl wie aus einem vollaufgedrehtem Gartenschlauch schoss aus dem Ablaufloch des Bootes heraus. Mann oh Mann, keiner guter Start in den Tag fuer ihn.

Auf dem 20 minuetigen Weg nach Oak Bay liess ich underwegs noch die Krabbenfalle ein. Dann kaempfte ich mich durch die unruhige See an der Victoria downtown Seite. Als ich dann nach Osten in Oak Bay einbog wurde das Wasser schoen ruhig. Gute Entscheidung hierher zu kommen!

Drei andere Boote zogen schon ihre Runden. Zwei davon renomierte Charterboote. Ich montierte an einer der beiden Schleppruten den unfehlbaren 10 cm glow-gruen Coyote Blinker vor einem glow/Chrom Flasher. Das Ganze ging auf ca. 40 m Tiefe direkt ueber Grund. Die zweite Rute bestueckte ich erstmalig mit einem neuen Koeder den ich im Handel gefunden hatte: eine Art Kombination aus Streamer und Wobbler. Eine uebergrosse Glitterfliege mit einem Kopf inklusiver Tauchschaufel. Das Ganze auch in glow-gruener Ausfuehrung. Spielte verfuehrerisch neben dem Boot. Ich liess diesen Neuling erstmal ohne Flasher bis ca. 3 m ueber Grund hinab.

Das Echolot gab nicht viele Schluesse wo die Fische eventuell waeren. Nur zweimal machte ich Koederfischschwaerme in Grundnaehe auf dem Bildschirm aus. Ich schleppte die gaengige Strecke 2-3 Mal auf und ab. Mal auf der flacheren Seite in reichlich 30 m Tiefe und mal tiefer - dichter an der 50 m Marke. Ich hatte eine Menge markierter Stellen auf dem Echolotscreen von erfolgreichen frueheren Trips. Auch bei den Nachbarbooten tat sich nichts wie wir uns gegenseitig anzeigten.

Als ich wiedermal eine kleinere Koederwolke auf dem Schirm sah, liess ich den Blinker bis auf den Grund hinab und liess das Schleppblei durch den Sand/Kies schleifen. Das wirbelt den Grund etwas auf und zieht neugierige Raeuber an. Und tatsaechlich ruckte es ploetzlich staerker an der Blinkerrute als das es nur Bodenkontakt sein konnte. Ich nahm die Rute auf, spannte die Schnur und ruckte an. Der Downriggerclip entliess die Schnur und nun konnte ich den Fischkontakt spueren. Es konnte kein Grosser sein. Nach 5 Minuten hatte ich einen vielleicht knapp 50 cm Chinook neben dem Boot. Hm, massig ist er, dachte ich, aber viel dran war da noch nicht. Der Haken hing nur knapp im Oberkiefer. Ich langte runter und nahm den Haken heraus. Der Fisch flitzte wie der Blitz in die gruene Tiefe. Da kommt bestimmt noch Besseres, dachte ich mir.

Ich zog noch ein paar enge Kurven ueber die gleiche Stelle, leider ohne weiteren Erfolg. Bald schleppte ich wieder weiter herum und kam gerade an dem einen Charterboot relativ dicht vorbei als deren Guide aufsprang und sich eine der Ruten schnappte, anschlug und die Rute lachend an einen der 4 Gaeste gab. Der war sofort in einen rassigen Drill verwickelt wie ich an den Anfeuerrufen und am Heulen der Rolle hoerte. In sicherer Entfernung um den Nachbardrill nicht zu stoeren, wendete ich das Boot und ueberfuhr die selbe Stelle nochmal. Als ich erneut ueber die Stelle zick-zackte, riss es ploetzlich brutal an der Blinkerrute und die Rute loeste aus. Im dem Moment als sich die Schnur wieder spannte und der Fisch Schnur von der Rolle zog, hatte ich die Rute schon in der Hand und kontrollierte den Schnurabzug.

Das war kein ganz Kleiner! Er blieb tief und zog immer wieder Schnur ab wenn ich versuchte ihn zu drehen und Schnur zurueckzugewinnen. Waehrend des Drill liess ich den leeren Downrigger hochkommen um eine Bootsseite frei fuer die Landung zu haben. Der Schleppmotor tuckerte nun nur ganz langsam vorwaerts um nicht zuviel Druck auf den Fisch zu machen. Nach paar Minuten hatte ich den Fisch das erste Mal in Bootsnaehe. Er mochte mein Boot aber partout nicht leiden und zog immer wieder weg, wenn auch flach jetzt. Ich schaute mich bange nach Robben um, die in dieser Gegend von Anglern gefuerchtet sind weil ganz gerissen. Die lieben es solche Situationen auszunutzen wenn ein fast abgekaempfter Lachs in Bootsnaehe herumplatscht. So ein Robbenangriff ist fuer Soloangler, die etwas laenger brauchen einen Fisch zu landen, immer mit dem Verlust des Fisches und meist auch des Koeders verbunden. Aber ich hatte Glueck heute. Endlich konnte ich den Fisch dicht ans Boot herandirigieren und mit einer Hand im Kescher versenken. Geschafft!

Ein schoener etwa 10 pfuendiger markierter Winter Spring lag vor mir. Den Blinkereinzelhaken sauber im Mundwinkel – 75 cm makelloses Silber mit einem violettem Hauch am Ruecken! Schnell abgeschlagen und die Kiemen zum Ausbluten zerschnitten und in die Fischkiste verstaut. Mal sehen ob noch mehr ging. Zwei Chinooks pro Tag pro Lizenz war das Limit.

Den Blinker spruehte ich noch mit etwas mit Fischoel ein, lud die Glowfarbe mit einer Taschenlampe auf und ab ging’s wieder in die Tiefe. Ich kreiste jetzt wieder in weiten Schleifen ueber die gleiche Stelle. Es war ca. 10:30 Uhr. Nicht weit weg sah ich Aufregung auf dem zweiten Charterboot – die mussten was erwischt haben. An dem Streamer tat sich nichts. Ich schaltete noch einen Flasher vor den Streamer um vielleicht etwas mehr Action zu erzeugen. Da ruckte ploetzlich wieder die Blinkerrute. Aber es blieb bei einem Ruck.

Bei einer Rechtskurve schliff die Blinkerrute auf der Innenseite fuer paar Sekunden hart auf Grund. Ich meinte etwas gesehen zu haben und schlug an. Schien aber Fehlalarm gewesen zu sein. Als der Koeder hochkam hing jedoch ein Mini-Ling Cod daran, vielleicht 25 cm. Bis in 3 Jahren!

Dann hatte ich genug vom unproduktiven Streamer und wechselte gegen einen Glow-Coho Killer Blinker aus. Dieser Blinker imitiert perfekt die kleineren Sandaale. Man muss nur die Originalhaken austauschen und einen Wirbel zwischen Blinker und Haken schalten sonst verliert man groessere Fische. Diesen Koeder setzte ich auf 40 m Tiefe so dass er bald in unmittelbarer Grundnaehe fischte aber auch mal bis zu 10 m ueber Grund. Kurz nach dem Einlassen, ruckte es auch an diesem Koeder kurz einmal – wieder kam nichts hinterher. Waehrend ich gespannt auf die Coho Killerrute starrte, musste etwas an der anderen Rute passiert sein. Als ich mein Blick mal wieder die Runde machte sah ich die Rute schlaff im Rutenhalter stehen. Hm? Nur eine Sekunde spaeter zog die Rute kraeftig nach unten. Aha, Fish On!

Ich riss die Rute aus dem Halter – anschlagen war schon gar nicht mehr machbar, die Rolle heulte auf und es riss mir mindestens 20 m von der Rollen. Feiner Spass! Waehrend des Runs konnte ich nicht viel machen also steuerte ich mit einer Hand das Boot etwas von den anderen Booten weg um Raum fuer den Drill zu haben. Jetzt blieb der Fisch stehen – die Schnur wurde schlaffer, ich begann zu kurbeln, konnte aber den Wiederstand nicht mehr finden. Rannte der Fisch auf’s Boot zu? Ich kurbelte wie ein Besessener aber es war zu spaet. Der Schonhaken hatte sich wohl beim Umdrehen und beim kurzen Schnurerschlaffen befreit. Nun ja. Man kann nicht alle kriegen!

Schnell machte ich die Rute wieder einsatzbereit. Dann tat sich eine Weile nichts mehr bei mir. Ich sah aber ein anderes Kleinboot mit seiner Zweimannbesatzung in Drillmodus uebergehen und in einiger Entfernung sah ich den Kescher eintauchen. Die Lachse waren also immernoch da und auch beiswillig. Bei einer weiteren Schleife vom etwas tieferen Wasser zum Flacheren geriet ich in das Fahrwasser des einen Charterbootes. Direkt vor meinen Augen sah ich seine Mittelrute eine tiefe Verneigung machen, zurueckschnellen und dann wieder nach unten reissen. Der Guide war schnell da und setzte den Anschlag und ueberreichte die Rute einem yahooendem Gast. Die hatten wirklich Spass wie es aussah. Als ich scharf abdrehte um denen Spielraum zu geben, fiel mein Blick auf meine Coho-Killerrute und die wollte schon fast schwimmen gehen. Als ob es kein Morgen mehr gaebe, riss es an der Rute und nun schrie auch die Rolle laut auf.

Es war gar nicht einfach die Rute unter solcher Spannung aus dem Halter zu bekommen. Wieder hielt sich der Fisch anfaenglich sehr tief und kaum hatte ich mal einen Meter zurueckgewonnen, da schaffte es der Fisch sich wieder zu drehen und abzuziehen. Ganz schoene Kraftpakete diese Winter Springs! Nach und nach arbeitete ich den Fisch nach oben. In ca. 20 m Entfernung stellte er sich quer gegen den Stroemungsdruck und machte mir die letzten Meter sehr schwer. Ich sah den Haken im klaren Wasser nur ganz vorn in der Schnauze haengen. Das wird knapp!

Der Fisch nutzte auch wirklich jeden Vorteil den er ergattern konnte aus und zog jetzt auf die andere Bootseite wo die 2. Rute noch ausgelegt war. Und natuerlich schoss der Lachs einmal um die Schnur herum um sich dort zu verwickeln! Jetzt spaetestens braeuchte man einen Helfer! Der Kescher kam zwischen Downriggerkabel und zweiter Angelschnur nicht an den Fisch heran der nun in greifbarer Naehe parallel mit dem Boot mitschwamm und sicher neue Kraeft tankte mit jeder Sekunde die ich zoegerte. Ich schaffte es die Rute einmal um die andere Schnur herumzufuehren und die Schnuere damit zu entwickeln. Dann zog ich den Fisch hart aus der Gefahrenzone heraus, der dabei wild zu toben begann so dass das Wasser neben dem Boot aufschaeumte. Ich liess aber keine Schnur mehr von der Rolle, hatte die Finger fest an der Spule. Mit der anderen Hand schaufelte ich den Kescher unter das schaeumende Getobe und in dem Augenblick in dem meine Schnur schlaff wurde und der Blinker hochschoss, zog ich den Kescher zu und.....der Fisch war tatsaechlich drin! Haha!! Gewonnen!

Ich vollfuehrte einen kleinen Freudentanz und holte den Fisch herein. Ein kleines Stueck kuerzer als der vorherige aber fast das gleiche Kaliber! Wieder markiert. Ein klasse Kampf! Damit war ich fertig. Ich haette noch ein bisschen Catch und Release angeln koennen, aber es war kurz vor Mittag und ich wollte lieber in Ruhe die Fische filetieren und mein Boot entsalzen und dann noch etwas Zeit fuer die Familie haben. Zufrieden packte ich ein, funkte noch mit dem einen oder anderen – andere Boote hatten auch noch Erfolg. Eine Beiszeitt von ueber 2 Stunden passiert auch nicht jeden Tag.

Die Krabbenfalle hatte wohl neben einem Kloster gelegen – jedenfalls waren nur Weibchen darin, die ordnungsgemaess alle wieder freigelassen wurden. Aber das liess mir meine Laune nicht verderben. Ich hatte einen tollen Tag gehabt und freue mich nun auf immer groesser werdende Lachse diese Saison!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke für die interessanten Berichte und Hintergrundinformationen. Das hast Du wirklich wieder Spaß gehabt. Übrigens merkt man Deiner Schreibweise schon an, daß Du seit einiger Zeit im Englischsprachigen Bereich lebst.

Petri

Hans
 
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:genau: deswegen schreibe ich ja gerne die Berichte, weil es mich im Deutschschreiben uebt. Und wenn ich Euch damit noch etwas Freude machen kann - um so besser. Nur mal aus Neugier, ist es der Satzbau oder sind es die englischen Brocken die hier und da untergemischt sind?
 
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Ich meine den Satzbau, die Zeitangaben am Satzende. Ist nicht hinderlich, nur interessant. Mach weiter so und halt uns auf dem Laufenden. Es war wieder sehr spannend geschrieben. Daß Du die Schnurverwirrung lösen konntest, zeugt von viel Erfahrung.

Petri aus Berlin

Hans
 
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Die Berichte sind alle toll zu lesen und auch spannend - danke dafür!
Als deutscher Trollingangler finde ich die Unterscheide auch sehr interessant zum Dorsch-, Meerforellen- und Lachtrolling in der Ostsee. Wir fischen halt eher so wie die Amis in den Great Lakes, d.h. wir fischen auch mit Downriggern aber auch mit Slide Divern und Planerboards/Inline Sideplanern. Benutzt ihr das im Pazifik auch teilweise? Sehr interessant finde ich auch, dass du teilweise auch hart am Grund schleppst. In der Ostsee hätte jeder "Schiss", sein DR-Blei zu verlieren.
Könntest du mal deine Lieblings - Taktik/Köder für die Lacharten zusammenfassen? Ich würde gerne auch mal auf der Ostsee expermimentieren.
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke Coho :] Mal wieder einer dieser tollen Berichte die einen dein Erlebnisse quasi miterleben lassen. Die Schreibweise finde ich echt Spitze. Mann kann sich richtig gut reinversetzen. Schön das es solche "Exoten" wie dich hier im Forum gibt die uns einen Eindruck von der großen weiten Angelwelt verschaffen :daumen:
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke Euch fuer die Ermunterungen. Solange ich das Gefuehl habe einer interessiert sich dafuer werden ich gerne weiter berichten!

Haengergott! Endlich erreiche ich mal einen der Ostsee-Troller! Habe schon paar mal versucht mit diesem oder jenem Kontakt aufzunehmen - einfach so mal zum Erfahrungsaustausch, aber entweder die sind alle nicht interessiert oder sehr mundfaul. Bleib' also bitte 'dran hier, ich verfolge sehr gespannt, ueber die uebliche Fachliteratur, was an der Ostsee passiert.

Bis ich hierher kam hatte ich keinen blauen Dunst vom Schleppen oder Trolling und musste hier erstmal hart in die Schule gehen. Hatte gluecklicherweise tolle Lehrmeister hier!

Ich staune oft ueber die Rutenfuelle beim Trolling auf Ostsee und Grossen Seen. Und natuerlich das dazugehoerige Geschirr um so viele Ruten auch auszubringen und zu verteilen. Ich habe noch nie mit Sideplaner geangelt. Macht hier auch keiner. Im Prinzip angeln hier kleinere Boote (weniger als 2,4 m Heckbreite) nur mit 2 Ruten an 2 Downriggern (heute fast alle elektrisch) und groessere Boote 3 Ruten mit 3 Downrigger. Groessere Boote koennen die 3 separaten Kabel und Schnuere besser ueber die Breite verteilen - auf schmaleren Booten wuerden sich Kabel/Schnuere hoffnungslos verfitzen.

Was manche auch auf kleineren Booten machen, inklusive ich selbst hin und wieder, ist noch eine dritte Rute an einem Downrigger "stacken" - also stapeln. Ich mache das aber nur wenn entweder die Fischdichte sehr gering ist, ich also nicht allzuviel Action erwarte und meine Chancen auf einen Biss maximieren moechte, oder wenn ich mir gar nicht im Klaren ueber die Tiefe der Fische bin. Das letztere passiert meist beim Fischen auf die weiter draussen ziehenden Schwarm-Lachsarten wie Pinks, Sockeyes oder auch Coho. Chinook findet man meistens dicht unter Land und nahe an Struktur. Dann probiere ich 3 verschiedene Tiefen mit 3 Ruten an 2 Downriggern bis ich merke wo sich die Fische herumtreiben und von da an fische ich wieder meist nur mit 2 Ruten. Es ist mir, und so geht es eben den meisten Anglern hier, einfach viel zuviel Arbeit immer die 3. Rute mit heraufzuholen wenn ich einen Koeder kontrollieren oder auswechseln will. Daher kann ich mir gar nicht vorstellen, wie viel mehr Arbeit es sein muss 6 oder nochmehr Ruten zu unterhalten - so wie man das oft bei Ostseetrollern oder Great Lakes Trollern sieht. Wenn die Sockeyes mal dick sind, und die moegen es flashy und dicht beisammen, dann gibt es schon mal Guides die an 3 Downriggern je 2 Ruten stapeln - also 6 Koeder gleichzeitig. Moechte aber nicht wissen was losgeht wenn dann 4 oder 5 gleichzeitig einsteigen, was bei Sockeyeschwaermen durchaus nicht unwahrscheinlich ist.

Liegt es daran, dass die Fischdichte in Ostsee oder Grossen Seen nicht so hoch ist wie hier? Kann ich mir zumindest bei den Grossen Seen gar nicht mal vorstellen. Die fangen ganz ordentlich dort. Und die Ostsee ist doch so flach im Vergleich zu hier; ich weiss gar nicht ob es noetig ist alle 2 m Tiefe mit Koedern abzudecken. Lachse kommen leicht 10 m zu einem Koeder hoch wenn er entweder gut sichtbar ist oder durch einen Flasher verstaerkt Druckwellen aussendet. Erklaere mir doch bitte mal was der Gedanke hinter diesem Rutenwald auf den Ostseebooten ist. Ich stelle mir den Lachsdrill auch sehr waghalsig vor wenn man einen Fisch durch die vielen noch ausgelegten Schnuere fuehren muss. Ausserdem muss man ja noch recht zuegig weiterfahren obwohl man einen Fisch drillt, nur um die noch ausgelegten Schnuere nicht zu vertueddeln. Das kann doch dann aber kein genussvolles Drillerlebnis mehr sein, oder?

Mit dem am Grund Schleppen, ja, das ist besonders im Winter hier bei uns oder an allen Stellen wo Sandaale die Hauptnaehrung sind, das Ticket. Sandaale leben nun mal im sandigen Untergrund. So abgesehen von vielleicht einigen einzelnen Felsbrocken oder verlorenem Berufsfischergeraet oder vielleicht einigen Schiffswracks ist es dort eigentlich recht gefahrlos am Grund lang zu schleppen. Natuerlich, hin und wieder geht mal ein Blei inklusive Kabelfittinge verloren - vielleicht 1-2 mal pro Jahr, aber das ist eben der Preis fuers Angeln. Im Fluss oder See opfert man auch so seine paar Koeder und Montagen pro Saison. Ein Downriggerabriss kostet dann so um die $50. Nicht billig aber auch nicht das Ende der Welt. Dafuer moechte ich nicht die ganzen schoenen Lachse missen, die ich schon vom Grund abgekratzt habe. Und manchmal ist es erst das schleifende Blei am Grund, dass einen sonst beisfaulen Lachs munter macht. Probiere das ruhig mal ueber geeignetem Grund aus.

Hoffe wir koennen noch viele Ideen austauschen. Wenn Du willst koennten wir ja ein extra Thema eroeffnen, speziell zum Trolling. Oder ich glaube das gibt es sogar weiter oben schon. Werde mal ein paar Fotos von meinen Top Koedern machen. Und falls Du mal vorhast hier vorbeizukommen, ich wuerde Dir gerne mal vor Ort zeigen was wir hier so machen.
 
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Die Fischdichte wird in der Ostsee deutlich geringer sein. Auch kommt dazu, dass wir - abgesehen von Rügen - vorwiegend im dem Bereich 8-20 Meter fischen. Dort hast du natürlich eine Scheuwirkung des Boote (grade bei Mefos) und Sideplaner bringen dir deutlich mehr Bisse. Die meisten Leute haben einen Autopiloten an Bord, der die Steuerung spätestens im Drill übernimmt. Dafür benötigen wir keine elektrischen Downrigger, auch wenn manche Lachstroller vor Rügen das anders meinen. Und mit einer Sache hast du natürlich recht: Du verlierst etwas an Drillgenuss, weil du weiterfahren must. Bei einem Lachsdrill kann dein Kumpel die anderen Ruten einholen, so dass du unbeschwert drillen kannst. Aber Doppelbisse sind beim Lachsangeln gar nicht so selten - dann muss an Bord jeder wissen, was er zu tun hat ;-)
Du liest über das Lachstrolling vor Rügen nicht mehr so viel, weil es grade letzte Saison ziemlich gehypt wurden. M.M. nach wurden auch zu viele Fische entnommen und ich halte die Quote von drei Lachsen pro mann und Tag für zu hoch. Wir sprechen über Fische mit einem Durchschnittsgewicht von 15 bis 20 Pfund!
Die meiste Zeit des Jahre fische ich aber in der Lübecker Bucht auf Dorsch und Meerforelle. Im Herbst ist Dorschzeit, Winter und Frühjahr gehören der Meerforelle. Letzten Sonntag hatte ich meine Saisonabschlussfahrt (meine Liegeplatz geht nur bis Ende April) und ich hatte viele Biss im Bereich 20-25 ft. Fast alle Fische bissen am Brettchen (Sideplaner) nur die größte (67er) ging an den Slidediver. Eine Slide Diver solltest du vielleicht mal probieren, wenn die Fische in deinem Revier etwas flacher jagen. Macht auch schöne Druckwellen, aber dezenter als ein Flasher oder Dodger.
Hier mal ein Video über das Trolling vor Rügen. Der Kollege fährt übrigends mein Boot ;-)
http://www.youtube.com/watch?v=RetKphP6an4
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Interessant mit der Scheuchwirkung. Vielleicht sind Mefos viel scheuer als unsere Lachse hier. Im Sommer schleppe ich auch oft 20 m or weniger tief. An einigen Tagen, vorallem auf raubende Cohos, lasse ich manchmal einfach eine dritte Rute nur mit einem Blinker oder einer Lachsfliege nur 10 m hinter dem Boot in der Mitte zwischen den Downriggeruten hinterherlaufen. Der Koeder spielt dann wirklich in Sichweite praktisch da wo die Verwirbelungen und die Luftblasen vom Propeller auslaufen. Und manchmal mit erstaunlichem Erfolg. Es scheint, das zumindest einige Lachsarten von den Propellerverwirbelungen angezogen werden und die so gar nicht bootscheu zu sein scheinen. Die Bisse, so direkt und so dicht am Boot, kommen dann fast immer hammerhart und man muss schon fast die Rute festschnallen so gewaltig reisst es sie nach unten. Selbst wenn sich der Fisch dann gar nicht als ein Riese herausstellt. Ein Riesenspass.

Aber Du hast recht, ich sollte mal ein paar neue Methoden ausprobieren. Vielleicht koennte ich dann noch viel besser fangen. Komm' doch mal vorbei und bring ein paar Modelle mit und wir probieren das mal gemeinsam aus :-)

Ja, wenn man schon so viele Ruten gleichzeitig fischt, dann ist eine routinierte Crew Pflicht. Autopilot haben hier sehr wenige. Was sich fast alle Guides und auch Hobbyangler mit groesseren Booten eingerichtet haben ist eine zweite Steuerstation am Heck des Bootes. Meistens wirklich an der aeussersten Heckwand. Ein kleines ca. 25cm Durchmesser Steuerrad wird dann in die Hydrauliksteuerung eingeschaltet so dass man gegen die Heckwand lehnend seitlich von sich das Boot steuern kann waehrend man die Downrigger an den beiden Seiten vor sich im Blickfeld hat - waehrend man nach vorn schauend auch die vor sich liegende Umgebung beim Fahren im Blick hat. Das erspart das halsverrenkende staendige Umdrehen um nach den Ruten zu schauen waehrend man nach vorn faehrt. Ich montiere mir beim Schleppen eine Lenkverlaengerungsstange an das Lenkrad um so von hinten Lenken zu koennen. Sehr angenehm wenn man alleine oder auch nur zu zweit fischt.

Habt Ihr schon mal was von einer Black Box gehoert? Um eine gezielte elektrische Spannung am Downriggerstahlkabel in Koedernaehe zu bringen? Es ist bekannt, dass bestimmte Fische positiv auf winzige Spannungsfelder reagieren. Chinook und Coho z.B. moegen zwischen 0.55 und 0.7 V. Hat man naemlich ein schlecht verkabeltes Boot oder viele ungleiche Metallsorten unter Wasser am Boot, koennen sich schnell ungewollte Spannungsfelder um das Boot aufbauen, die ggfs weit ausserhalb des von den Zielfischen tolerierten Bereiches liegen. Zwar klingen 0.3 V Unterscheid nicht viel fuer uns aber Fische sind aeusserst sensibel darauf und die Scheuchwirkung ist enorm. Der Bootsangler wundert sich dann, dass obwohl er alles gleich macht wie seine Nachbarboote, er aber partout keinen Fisch faengt. Besonders wenn man flach unter dem Boot angelt, ist das eine wichtige Ueberlegung. Je tiefer man unter das Boot kommt, desto weniger Einfluss hat das natuerliche Spannungsfeld eines Bootes. Ein ordentlich "geerdetes" Boot mit ausreichend Opferanoden sollte zwischen Downriggerkabel (pos) und negativem Batteriepol zwischen 0.5 und 0.8 V messen, sonst stimmt was nicht. Und dann nehmen auch die Fangerfolge sichtlich ab. Mit der Black Box kann man das ausgleichen und positiv regeln. Man kann somit das Downriggerstahlkabel bewusst als Leiter benutzen und ein foerderliches Spannungsfeld in Koedernaehe aufbauen. Die kommerziellen Lachstroller tun es, die meisten Guides auch. Ist das ein Thema bei Euch?

Bin morgen Beim Sidney Anglers Derby dabei! Freue mich schon mal nur Mitfahrer zu sein! Traumwetter angesagt: 25 ^C, Sonne und wenig Wind! Petri Heil! Hoffentlich gibt's was zu berichten.

Klasse Boot uebrigens. Ist es wirlich DEIN Boot oder nur das gleiche Modell? Klasse Video. Danke schoen! Tolle Lachse. Hoffe die passen gut auf auf die Bestaende. Soviel ich gehoert habe sind es meist schwedische Staemme?
 
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