16.10. 2025; Sooke
Der naechste Deutschlandbesuch stand im Oktober an. Meine Schwiegermutter brachte unsere 15 jaehrige Nichte Clara mit. Clara war vor 2 oder 3 Jahren mit ihrer ganzen Familie hiergewesen und bei der Gelegenheit hatte ich ihren Vater und sie mit dem Angelvirus angesteckt. Das mache ich am allerliebsten! Seidem haben mein Schwager und meine Nichte den Fischereischein in Deutschland gemacht, sind Mitglieder in einem Angelverein am Niederrhein geworden und gehen gemeinsam regelmaessig auf Fischjagd! Darauf bin ich total stolz!!
Jetzt war Clara mit ihrer Oma hier und hoffte natuerlich, dass ich mit ihr ein paar Angelabenteuer einleiten wuerde. Ich hatte leider keinen Urlaub und konnte mir nur mal einen Wochentag freimachen. Das passte mit dem Wind ganz gut und so machten wir un smit MaxWaldi nach Sooke auf. Vielleicht waren noch ein paar spaete Cohos im Meer unterwegs; ansonsten mussten wir es schon auf die naechstjaehrige Chinookgeneration – die Winter Chinooks probieren. Ab Mitte Oktober, besonders nach den ersten ergiebigen Herbstregenfaellen, geht typischerweise die Meeresangelei auf Lachs zu Ende. November und Dezember sind dann normalerweise die mauesten Lachsmonate bis dann ab Weihnachten sich die Winterlachse wieder zahlreich einstellen. Aber irgendetwas wuerde schon noch zuschnappen, hatte ich Clara versprochen.
Wir liessen bei Sunny Shore Marina ein, legten noch die Krabbenfalle aus und schauten einer Herde Stellars Seelowen beim Sonnen zu. Die Kerle hatten Teile der verfallen Marinadocks als Herbstquartier bezogen. Dann duesten wir vor den Sooke Fjord in die Juan de Fuca Strasse. Es war etwas windiger als vorhergesagt, aber nicht schlimm und vorallem trocken. Die erste Stelle war ein Flop, die zweite auch. An der dritten fingen wir 2 oder 3 Shaker (Minilachse) und Clara meinte das waere doch schon mehr als sie manchmal an einem ganzen Wochenende am Vereinssee gefangen hat. Der Wind blies weiter auf und ich sah unsere Chancen schwinden. Ich entschied mich zu einem letzten Versuch direkt vor dem Otter Point, wo ich um diese Jahreszeit eigentlich nie fische.
Clara war schon Experte am Downriggergeschirr und bediente das Geraet perfekt. Wir hatten gerade beide Ruten eingesetzt als Clara ploetzlich aufgeregt zur Steuerbordrute wiess. Ein Blick und ich sah die Rute sich schon tief verbiegen – die war schon lange aus dem Clip heraus – das musste ein guter Fisch sein! Ich war verwundert warum Clara nicht sofort hinreichte aber wollte auch keine Zeit mit Instruktionen vergeuden – den ersten guten Biss heute nach 3 Stunden Nichts wollte ich nicht vergeigen. Also sprang ich hin, riss die Rute raus und hieb an – guter Widerstand. Dann machte ich Druck und lockerte die Bremse und drueckte Clara die Rute in die Hand. Waehrend sie drillte, raeumte ich die andere Rute ein und auch beide Downrigger. Wer weiss, das war vielleicht die einzige Chance heute! Den duerfen wir nicht verlieren – ich wollte Clara ja auch ein paar leckere selbstgefangen Filets mit nach Deutschland schicken.
Sie machte das Klasse und der Fisch schien nicht klein zu sein – nahm aber kaum Schnur. Das machte mich etwas nervoes weil der Fisch dann sicher neben dem Boot verrueckt spielen wuerde und dort gute Chancen hatte den Schonhaken wieder loszuwerden. Als Clara den Fisch endlich auf Sichtweite brachte, staunte ich – das musste ein richtig guter Coho sein. Aber er sprang nicht – komisch! Wie erwartet wurde der Fisch am Boot munter und sausste hier und dahin und immer dicht an den Motoren vorbei. Ich ermutigte Clara die Rollenkurbel ruhig mal loszulassen um den Druck etwas abzufedern. Und dann dah ich eine Kescherchance als der Fisch mal eine Sekunde in Reichweite stillstand. Ich sackte ihn ein und noch waehrend ich den Kescher hochhob versuchte der Lachs aus dem Kescher herauszuspringen. Ich konnte gerade noch rechtzeitig zumachen und brachte den Burschen rein. Was fuer ein praechtiger Coho sagte ich, holte ihn aus dem Kescher heraus und musste mich korrigieren: das war kein Coho, das war ein Chinook! 74 cm und sicher ueber 10 Pfund. Das war erstaunlich gross fuer einen Winter Chinook um diese Jahreszeit – der hatte ja noch ein ganzes Jahr zu wachsen und wuerde sein Gewicht noch vervierfachen! Beim Schlachten stellte sich dann heraus das das tatsaechlich noch ein diesjahriger laichreifer maennlicher Chinook war. Wow, 16. Oktober. Das war offiziell der spaeteste reife Chinook im Jahr den ich je gefangen hatte. Clara freute sich auch riesig ueber diesen schoenen Fang und versorgte ihn auch waidgerecht.
Nun drehten wir natuerlich noch ein paar weitere Runden an der Stelle. Und dismal zog die andere Rute los und Clara machte nun alles alleine. Nach kurzem Drill brachte sie einen mittleren Coho ans Boot den ich auch ainsackte und zu dem Chinook auf Eis legte. Clara konnte sich nun schoen mal den Unterschied zwischen den beiden Lachssorten anschauen. Mehr sollte leider nicht mehr passieren. Der Wind wurde immer staerker und wir machten uns auf dem Heimweg. Ich hielt nochmal an einer Stelle kurz an und wir probierten dort nochmal 10 Minuten aber umsonst. Dafuer hatten wir 2 massige Krabben in der Falle.
Nicht viel Action aber dafuer eine 100% Chancenverwertung und zwei schoene Lachse zum Mitnehmen. Und ich bin richtig stolz auf meine angelbegeisterte und interessierte Nichte! Das wird nicht die letzte Angeltour mit ihr gewesen sein, denke ich.
Waehrend ihres restlichen Kanadaaufenthaltes schafften wir es nicht mehr auf’s Meer raus aber ich fuehrte sie in die Welt des Bellyboot- Fliegenangelns an einem lokalen See ein. Und sie war wieder begeistert dabei und fing einige sehr schoene Regenbogner an der Flegenrute. Das Maedel ist auf immer angel-versaut!





