Lachsangeln Vancouver Island, BC

Dasselbe wünsche ich dir auch Chris. Super das du uns immer "mitnimmst". Grüße aus Münster.
Norbert
Ich schließe mich Norbert an .... Chris, deine Berichte sind echt toll und immer lesenswert.

Einen Guten Rutsch ins hoffentlich bessere Jahr 2023

Gruß Uwe
 
Da kann ich mich nur meinen Vorrednern anschließen!
Was für tolle Erlebnisse und wir konnten teilhaben. Vielen Dank und alles gute für das Jahr 2024 für dich und deine Familie.
Und irgendwann sieht mich die wahrscheinlich schönste und abwechslungsreichste Insel der Welt auch wieder.
 
1.1. 2023; East Sooke

Ein gesundes, frohes und besonders fischiges neues Jahr wuensche ich Euch Fischfreunden! Und ich kann gleich bestaetigen: es ist ein fischiges Jahr! Meine Silvesterparty fiel etwas lau aus und so hatte ich Lust und Energie diesen windstillen Tag fuer eine Lachstour zu nutzen. Meine Soehne waren leider nicht verfuegbar und ich hatte mich auch nicht gross vorbereitet – nicht mal die Gezeiten nachgesehen und das Boot musste auch erst einmal bepackt werden. Als ich dann am spaeten Morgen losfuhr und schon 2/3 der Strecke nach East Sooke hinter mir hatte, fiel mir ein das ich die Downrigger vergessen hatte. Baeeeh! Was jetzt? Umdrehen und sie noch holen – eine Stunde verlieren? Oder weiterfahren und nur pilken? Ich fuhr erstmal zurueck und ueberlegte dann zu Hause nochmal ob es denn wert waere nochmal loszufahren. Aber ja, das Boot muss sowieso mal wieder gestartet und bewegt werden und was haette ich denn Besseres zu tun heute?

Gegen Mittag war ich dann endlich auf dem Wasser und lief aus der Cheanuh Marina aus. Mir kamen schon einige Boote entgegen und die hatten alle ordentlich Fisch. Whirl Bay war das Wort. Ansonsten direkt vor der Marina. Da ich den Motor mal durchblasen wollte, fuhr ich zuerst zur 10 Minuten entfernten Whirl Bay, ein sehr gaengiger Spot im Winter. Es war bedeckt und die Olympic Mountains zugezogen. Aber kein Wind und dadurch auch nicht kalt. Ich staunte als ich schon etwa 15 Boote in Whirl Bay herumtrollen sah. Es musste sich herumgeprochen haben, dass was geht. Im lokalen Sportfishing Forum war nichts dergleichen angekuendigt gewesen. Waehrend ich die erste Schlepprute fertig machte, sah ich schon krumme Ruten rechts und links von mir. Wow.

Der kleine Cohokiller-Blinker, glow in the dark, erreichte den sandigen Grund und ich zog die Rute stramm und wollte mich an die zweite Rute machen, da ruckelte die erste Rute schon los. Ein gerade massiger Chinook kam ans Boot. 45 cm ist das Mindestmass aber ich nahm eigentlich immer erst >50 mit. Kaum abgehakt und den Blinker wieder auf Tiefe gebracht – Biss. Gibt’s ja nicht. Der zog noch ein bisschen mehr. Ein vielleicht 50cm Chinook kam hoch. Ah, da wird wohl noch Groesseres kommen wenn das so weitergeht, dachte ich und liess ihn frei. Blinker neu angeleuchtet und wieder zum Grund. Diesmal schaffte ich es die zweite Rute zumindest zusammenzustecken bis die erste Rute ruckte und ausloeste. Gibt’s ja gar nicht! Es zerrte und rappelte am anderen Ende und wieder kam so ein Halbmeterlachs hoch. Weiter hoffend liess ich auch diesen wieder frei. Mann, das war anstrengend und ich zog erstmal meine Ueberjacke aus und brachte mich wieder auf Kurs.

Ein Boot neben mir kescherte auch gerade einen Fisch. Vor mir ein anderes. Hier musste der Lachs dicht und dick stehen! In 5 Minuten hatte ich 3 Fische gefangen und haette schon 2 Keeper haben koennen und nach Hause fahren koennen. Diesmal schaffte ich es nun beide Rute einzubringen. Den Cohokiller fischte ich weiter hart am Grund und einen zweiten Blinker in etwa 40m Tiefe - 6-7m ueber Grund. Nach zwei weiteren Kleinlachsen erreichte ich das Ende der Bucht und drehte um. Ich musste etwas aggressiver drehen weil mir 2 andere Boote die Ideallinie nahmen. Die Innenseitenrute ruckelte nun ueber Grund und die andere zog schraeg hinter meinem Heck. Da loeste der Clip der Bodenrute aus und die Rute riss hart zurueck. Biss! Der war besser und nahm auch ein Stueck Schnur. Ich musste das Boot geradesteuern um die zweite Leine wieder hinter das Boot zu kriegen und um Schnursalat zu verhindern.

Nach einem herrlichen Hin- und Herdrill brachte ich einen schoenen 8-9 pfuendigen Chinook ans Boot. Im Moment als ich nach dem Kescher greifen wollte, riss die andere Rute raus und wippte wild herum. Wow, Doppelbiss. Alleine Keschern ist immer eine heikle Sache und ich sah das der Haken fest im Maulwinkel sass; der sollte halten. Und so griff ich beherzt ins Vorfach und wuppte den fetten Lachs mit einem Zug ins Boot. Dann sprang ich schnell zur anderen Rute. Auch der war ein ordentlicher – vielleicht 1-2 Pfund weniger. Der durfte wieder schwimmen. Dann brauchte ich erstmal paar Minuten um den Fisch zu versorgen und das Chaos zu beseitigen. Mann, das war richtig anstrengend – Angeln ist eben doch Sport!

Und es ging immer so weiter! Ich wartete nie laenger als 2-3 Minuten auf einen Biss. Die meisten kamen am Boden aber auch die hoehere Rute brachte ein paar Lachse. Ich verlor einen weiteren guten Lachs als er kurz vor der Landung auf die andere Bootsseite schwamm und sich um das andere Downriggerkabel wickelte. Der Haken kam heraus und hing am Kabel fest. Schade aber normal beim Solofischen. Neben einer Vielzahl kleinerer, untermassiger oder gerade massiger Chinooks biss dann ein absolutes Biest. Der riss nur so Schnur von der Rolle und machte mich richtig gespannt. Leider konnte er bei einem Richtungswechsel den Haken abschuetteln und war weg bevor ich ihn zu Gesicht bekam. Der musste weit ueber 10 Pfund gewesen sein. Mein groesster Winterlachs war etwa 15 Pfund gewesen; der haette es sein koennen! Aber ich bekam noch einen schoenen 8-9 Pfuender ins Boot – auch wieder ohne Kescher. Damit war ich fertig – und fertig war auch ich!

Ich hatte in etwas mehr als 2 Stunden etwa 30 Lachse gefangen. Wahnsinn! Ich beschloss nur noch zurueck zur Marina zu schleppen. Ich wollte nur noch mal sehen ob auch vor der Marina, in einer 40m tiefen Rinne, auch noch Lachse standen. Als ich schon im Niemandsland ueber sehr tiefen Wasser zurueckschleppte, kamen immer noch Bisse von kleineren Lachsen. Die waren wirklich ueberall! Sogar als ich dann beide Rute einholte um schneller fahren zu koennen, griff noch einer nach dem an der Oberflaeche schliddernden Blinker. So was kennt man eigentlich nur wenn ein grosser Buckellachsschwarm oder Cohoschwarm im Sommer vor Ort war.

Vor der Marina schleppte ich noch die ca. 1km lange Strecke. Zwei kleinere Lachse, die ich auch hier fing, deuteten schon an, dass auch hier Fisch stand. Da! Die eine Rute ruckte wieder los und ich hieb an – und in etwas Grosses. Sofort flog eine Menge Schnur von der Rolle und ich spuerte heftige Kopfstoesse. Das gibt’s doch nicht. Ein Drill auf Biegen und Brechen und doch konnte ich endlich eine herrliche Salmonide neben dem Boot schwimmen sehen. Mensch, was fuer ein Brocken! Der koennte meinen Winterlachsrekord brechen! Ich holte den Kescher und beim dritten Versuch konnte ich ihn einsacken. Wow! Ich legte ihn kurz auf den Tisch und vermass ihn: 79cm. Das koennte von 13 bis 18 Pfund alles sein. Er war recht schlank und so vermute ich mal er war am unteren Ende dieser Spanne. Trotzdem ein toller Fisch fuer diese Jahreszeit – bis zur Laichzeit im Herbst wuerde er locker 30-40 Pfund haben wenn ihn kein anderer wegfaengt oder frisst!

Was fuer ein Tag! Was fuer ein Start ins neue Jahr! Interessanterweise waren alle Lachse, die ich gesehen hatte, markiert – also Fettflosse ab – also aus Brutstationen. Ich versah die abgeschnittenen Koepfe meiner beiden Lachse mit dem Label und steckte sie in die Gefriertruhe des Ministeriums. Vielleicht hatte ja einer einen Chip und ich konnte erfahren wo diese Lachsmenge herkam. Ich hatte so einen Winter-Chinookmenge in 20 Jahren noch nicht erlebt. Bei solch einer Lachsdichte haette man wirklich mal Pilken probieren sollen. Ich machte gleich meinen Sohn Ricardo heiss und wir verabredeten eine weitere Tour fuer morgen.

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2.1. 2023; East Sooke

Nach dem vollen Neujahrstagerfolg gestern wollte ich gerne meinen Sohn an der Action teilhaben lassen. Mein juengerer Sohn war schon wieder auf dem Heimflug nach Deutschland und unser gemeinsamer Angelfreund Alec weilte noch bei seiner Freundin in Italien. So blieben nur wir zwei. Ricardo witzelte schon herum, dass es natuerlich heute lahm laufen wuerde – nie bekaeme man zwei Sternstunden hintereinander geliefert. Koennte gut sein, dachte ich auch aber dann wieder – so viele Lachse wie gestern dagewesen waren, konnten nicht alle sofort verschwinden.

Es sollte heute Morgen noch etwas windig werden und erst ab Mittag sollte sich der Wind legen. So fuhren wir gar nicht erst frueh los und waren erst gegen Mittag an der Marina. Heute waren kaum Boote unterwegs – sicherlich hatte der Wind viele abgeschreckt und noch hatte keiner den Lachsreichtum ueber das Internet verschrien. Wir beschlossen es erst wieder in Whirl Bay zu versuchen und wenn es zu wackelig war dann vor die Marina zu der geschuetzten Rinne zu verlegen. In Whirl Bay war der Wellengang grenzwertig. Wir machten die erste Strecken mit den Wellen was das noch etwas ertraeglich machte. Und siehe einer da – kaum hatte Ricardo seinen Blinker am Grund eingesetzt, ruckelte seine Rute schon los. Es biss wieder ohne Unterlass! Zu zweit war das weit aus leichter zu managen auch wenn einer immer am Steuer sein musste, sonst haette uns der Wind im Nu einmal um die eigene Achse gedreht. Bei den Doppelbissen war das zweite Steuer am Heck sehr nuetzlich weil ich dann drillen und steuern konnte.

Die ersten Dutzend Lachse waren alles untermassige Kleine. Die Groesse schien etwas gelitten zu haben seit gestern aber ich beruhigte Ricardo, dass da sicher noch was Groesseres beissen wuerde. Und ich versprach nicht zu viel; ploetzlich war Ricardo’s Rute viel kruemmer und er musste sogar Schnur geben. Er freute sich ueber den Drill – es war schon viele Monate her, dass er mit mir zum Lachsangeln war. Ich hatte eben erst einen Kleinlachs an der anderen Rute abgehakt und somit war diese Rute schon mal aus dem Wasser. Ricardo hatte damit kein Hindernis im Drill und brachte seinen schoenen Fang auch bald ans Boot wo ich ihn im Kescher versenkte. Alles war so viel einfacher zu zweit! Ein schoener 9 Pfuender! Wieder markiert.

Der Wind liess nun merklich nach und ich fragte Ricardo ob wir nicht vielleicht mal pilken versuchen sollten. Er war sofort bereit umzustellen. Lachse bissen generell willig auf Pilker, allerdings hatten wir ueber die Jahre die Erfahrung gemacht, dass es einer ordentlichen Lachsdichte bedarf um lohnende Erfolgsaussichten zu haben. Auf gut Glueck hier und da mal zu pilken war eine schulterschmerzende Anstrengung ohne viel Resultate. Findet man eine Schule oder weiss wo sich Futter bei bestimmten Stroemungsbedingungen aufhielt, konnte man schon gute Erfolge erzielen. Ich kenne einige Angler die sich darauf spezialisiert haben und nach einiger Anlaufzeit auch regelmaessig was mit nach Hause bringen. Allerdings im Schnitt doch weniger als die Troller. Aber hier bei diesen Bedingungen muesste es doch gehen!

Wir montierten beide einen 100g Pilker, was sich als gerade noch genug herausstellte um Bodennaehe zu halten. Ricardo riss as Erster bald die Rute zurueck, verpasst! Dann ruckte es bei mir – blieb auch nicht haengen! Aber es kamen regelmaessig Bisse und bald brachten wir die ersten kleineren Lachse hoch. Was fuer ein Spass auch wenn es noch keine Grossen waren. Aber ohne Flasher mit direktem Draht zum Fisch und man spuerte die Bisse – tolle Angelei. Dann hatte ich einen der ganz gut war und auch den Drilling ziemlich tief genommen hatte. Gut 6 Pfund, der ging mit. Dann hing Ricardo an was Groesserem aber nur fuer Sekunden – wieder weg. Es war nicht einfach diese sind windenden und quirrligen Lachse am Pilker zu halten. Dann hatte ich was Schweres am Haken. Erst war es nur schwer – ich dachte schon an einen kleineren Heilbutt aber dann schoss der Fisch zur Oberflaeche und legte einen Metersprung in die Luft hin! Wow! Beim Zurueckfallen ins Wasser ueberschlug er sich mehrfach und schwupp war der Haken raus. Schade! Der hatte zweistellig ausgesehen. Dann brachte Ricardo einen Dorsch nach oben. Der Junge war eben IMMER fuer was Exotisches gut. Der wird sehr gut in meine naechste Fischsuppe passen! Ricardo brachte noch einen brauchbaren Lachs ans Boot und auch der ging noch mit. So hatten wir noch einen Platz auf unseren Lachslizenzen. Es ging auf 14:30 Uhr zu und wir wollten nochmal die Rinne vor der Marina probieren. Wir packten ein und fuhren in die Marina Bucht zurueck.

Dort schleppten auch noch zwei Boote und ich setzte uns etwas abseits um denen nicht die Schlepproute zu blockieren. Dann pilkten wir weiter. Ploetzlich stoehnte Ricardo auf und seine Rute war superkrumm. Langsam lief Schnur ab und man konnte schwere Kopfstoesse sehen. Dann gewann er langsam Schnur zurueck und pumpte seinen Gegner Stueck fuer Stueck hoch – doch ploetzlich wurde die Rute schlapp. Mist! Haetten wir gerne mal gesehen was das war. Wir waren schon etwas verwundert wie niedrig die Bissverwertungsquote beim Pilken war. Da riss es ploetzlich wieder an Ricardo’s Rute und er hieb 2-3 Mal kraeftig dagegen um den Haken festzusetzen. Jetzt flog ein Stueck Schnur von der Rolle aber Ricardo machte vehement Druck und liess nicht viel zu. Vielleicht war das der Trick – kompromisslos drillen. Nein, auch dieser Fisch stieg aus ohne das wir ihn auch nur gesehen haetten. Schade, schade… Es war nun Zeit zu gehen.

Waehrend ich die Fische filetierte, musste Ricardo noch ein Hinterrad am Auto wechseln – platter Reifen. Ein ereignisreicher Tag! Es war ein feiner Spass gewesen mit ordentlicher Beute fuer uns. Wieder waren alle Lachse markiert gewesen und ich lieferte die Koepfe ab. Wuesste zu gerne wo diese Lachse alle herkamen. Lachse pilken ist doch das Allerbeste!

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Hi Chris,
ich habe mir heute Abend mal zufällig wieder ein paar Bilder von meinem BC Trip 2015 angeschaut und mir gedacht, ich muss mal schauen, ob du immernoch Berichte ins NAF stellst (hab schon ewig nicht mehr ins Forum geschaut). Und natürlich wurde ich nicht enttäuscht! Zwei coole Angeltage hattet ihr da, da juckt es mich ja richtig mal wieder rüberzufliegen 😉
Ich wünsche dir und deiner Family auch ein frohes Neues Jahr 😍🎣
Liebe Grüße aus Heidelberg!
TobiVictoria Abschlussbild Heilbutt 10kg Chinook (Königslachs) 13kg 21.9.15.jpg
 
Wahnsinns Jahreseinstieg, tolle Fänge und Spaß hattet Ihr auch. Danke fürs teilhaben.

Gruß Uwe
 
Moin,

wird mal wieder Zeit mich für die tollen Berichte zu bedanken, keep up the good work!
Würde da wirklich gern auch mal hin und das mitmachen :-)

Gruss


Sir_Knut
 
12.2. 2023; East Sooke

Schon 2 Wochen her, aber da es nicht so haeufig Berichte gibt im Moment, will ich diesen Trip auch nicht verschweigen. Nach ziemlich usseligem und windigem Wetter, bahnte sich am 12.2. mal ein windstiller und auch trockener Tag an. Ausserdem war des Superbowl-Football Spiel an diesem Tag und verhiess leere Bootsrampen und kaum Boote auf dem Wasser. Meine bessere Haelfte hatte sogar mal Lust mitzukommen. Damit war auch die Dauer des Trips ueberschaulich und der Propanheizstrahler musste auch unbedingt mit.

So liessen wir warm eingepackt MaxWaldi bei der Cheanuh Marina am spaeteren Morgen ins Wasser. Es war ein herrlicher ruhiger, wenn auch groesstenteils bedeckter Tag. Aber das Wasser lag wie ein Spiegel und es machte Spass schnell durch das glasige Wasser zu gleiten. Ich fuhr wieder zur Whirl Bay und hoffte natuerlich, dass die Winter Chinook-Bonanza wieder vor Ort war. Zwei weitere Boot zogen ihre Schleifen ziemlich weit draussen. Ansonsten hatten wir das Meer fuer uns alleine. Ich liess wieder 2 schmale Blinker in Grundnaehe hinab und machte es mir dann gemuetlich. Und es wurde diesmal ein Geduldstest. Es ebbte noch fuer 1,5h ziemlich hart und dann gegen 13:00 Uhr sollte sich die Stroemung drehen. Bis zum Stroemungswechsel holte ich nur einen winzigen Lingcod nach oben. Auch das Echolot zeigte nichts vielversprechendes auf der normalen Fangstrecke. Da die anderen 2 Boote viel weiter draussen fischten, zog ich uns mal in die tieferen Gefilde – vielleicht wussten die mehr als ich.

Das war nun auch schon die Zeit des Stroemungswechsels und das Wasser veraenderte sich nun; es wurde unruhiger, Schwemmgut kam hier und da zum Vorschein – es wurde einfach lebendiger. Auch das Echolot zeigte nun hier und da Futterschwaerme und einzelne Sicheln. In 70m Tiefe bekam ich nun Bisse von Kleinlachsen und weiterhin paar kleinen Lings. Auch ein Kleiner Dorsch kam mal vorbei. Dann ruckte die Cohokillerblinkerrute fester an und etwas Schwereres blieb haengen. Es kaempfte nicht wie Lachs – eigentlich kaempfte es gar nicht richtig – es war nur ein zaeher Widerstand. Als der Fisch neben dem Boot auftauchte, staunte ich nicht schlecht! Ein guter Dorsch hing am Blinker! Der ging mit! Mit gut 60cm schon ein besseres Kaliber der pazifischen Dorschart. Zumindest fuer unsere Gegend hier wo Dorschfaenge ziemlich selten sind und eher die kleineren Kategorien ausmachen. Es war jetzt definitiv mehr Leben im Wasser – die Flut hatte die Flossentraeger munter gemacht. Als ich mal an der steilen Felskante vor dem Church Rock vorbeischleppte, zog wieder die Cohokillerblinkerrute hart ab. Ich schlug an und – jawoll, das fuehlte sich gut an!

Der Fisch nahm gleich ein Stueck Schnur und machte gute Kopfstoesse. Leider erwischte mich dann eine Strudelstroemung die das Boot schnell drehte und den Fisch in die andere noch ausgelegte Schnur ziehen liess. Ploetzlich wurde der Widerstand an der Rute superschwer und ich sah dann auch die andere Rute im Rutenhalter im Gleichtakt zu meiner Rute rucken. Mist! Ich brachte das Boot erstmal wieder auf einen geraden Kurs und hievte dann ein. Am Ende kam mein Cohokillerblinker am Downriggerkabel eingehaengt nach oben und das andere Koedergeschirr hing an meinem Flasher dran – Supertueddel und Fisch weg. Schade!

Mir lief nun die Zeit davon und ich wollte zum Schluss nochmal eine Runde in der tiefen Rinne vor der Marina drehen. Also packten wir bald ein und duesten zurueck bis vor die Marina. Dort schleppte nun auch schon ein anderes Boot. Im Winter kamen hier oft gute Schulen von Chinooks auf der Suche nach Sandaalen durch. Im Januar hatte es hier schon gut geklingelt. Also liess ich hier nochmal die Blinker zum Grund. Und es dauerte nicht lange, da zog wieder der Cohokiller hart ab. Wow, der Fisch hatte wirklich Dampf drauf und raste gleich los. Der nun folgende Drill war wirklich eine wahre Freude. Meine Frau wartete schon mit dem Kescher da wurde die Schnur ploetzlich schlapp. Nein, dachte ich und kurbelte wie ein Verrueckter aber es schien vorbei zu sein. Der Kescher wurde schon wieder weggesteckt und ich holte nur noch ein – da wurde die Schnur ploetzlich wieder straff und es riss wieder am anderen Ende. Waass? Er war wirklich noch dran! Er musste mit einem Affenzahn auf das Boot zugerast sein so das ich komplett Kontakt verloren hatte und schon aufgegeben hatte. Das der Schonhaken im Maul das wirklich ueberstanden hatte, war schon riesiges Glueck! So konnte ich den Burschen doch noch an’s Boot bringen und der Co-Captain sackte ihn erstaunlich cool in den Kescher ein. Feine Sache!

Natuerlich musste ich nun noch eine Runde drehen aber es blieb bei diesem Fang; ein Dorsch und ein Chinook, beide etwa 60cm. Da kann man nicht meckern. Und Football musste ich auch nicht gucken – noch besser!1.jpg2.jpg3.jpg
 
7.5. 2023; Victoria

Nachdem wir also kuerzlich Forellen bis 17 Pfund gefangen haben, wollte ich doch mal wissen ob Lachse auch noch so gross werden koennen! 😊 Solangsam trudeln hier die grossen Chinooks ein aber bis zum 1.5. hatte das kaum einer gemerkt, weil nicht viele Angler nur fuer Catch & Release auf Lachs gehen. Die letzten paar Jahre war die Entnahme von Chinooks hier im Sueden von BC im Fruehjahr und Fruehsommer verboten um einige bedrohte Chinookpopulationen im Fraser River zu schuetzen. Seit dem haben die Anglerverbaende Antraege ans Ministerium geschickt, man sollte doch wenigstens einen markierten Chinook behalten duerfen da die bedrohten Lachsstaemme auf keinen Fall markiert waeren. Taube Ohren, die letzten beiden Jahre, aber auf einmal vor einer Woche kam eine Ansage aus Ottawa, diesen Mai, und wir hoffen auch darueber hinaus, darf man vor Victoria nun einen markierten Chinook pro Tag und Angler behalten. Na also, doch noch ein Funken Verstand bei einigen Entscheidungstraegern. Es liegen jahrelange Datensets als Beweis vor, dass im Winter und Fruehjahr die meisten der um die Suedinsel ziehenden Chinooks aus Brutstationen in Washington State, USA, stammen. Also eine Marked Selective Fishery hat demzufolge absolut minimalen Einfluss auf die bedrohten Staemme.

Gestern sahen Wind und Wetter gut aus und Ricardo hatte auch Lust. Er fragt ob er seinen Studienfreund Kelab mitbringen koennte, der wollte gerne mal sehen wie das Lachsangeln so funktioniert denn als in Alberta Aufgewachsener hatte er davon keine Ahnung. Auch ingesamt hatte er fast null anglerische Erfahrung, wie er mir bald beichtete. Also, solch unbedarfte Anfaenger vom Angelvirus anzustecken ist immer noch mein Lieblingshobby! Wir machten einen ziemlich spaeten Start und waren erst gegen 10:00 Uhr an der Bootsrampe vor Victoria. Ich hatte mir die Stroemungskarten angesehen und befunden, dass wenn was geht dann wohl eher auf den Oak Bay Flats wo sich bei den heutigen Extremgezeiten Rueckstroemungen bildeten und sicher Futterfische anziehen wuerde. Daher liess ich die marina-nahen Stellen links liegen und fuhr uns die 20 Minuten zu den Flats. Es war auch gut meinen Motor mal wieder ordentlich auf Temperatur zu bringen. Lange genug hatte das Boot schon gestanden!

Wer meine Berichte hier schon jahrelang verfolgt, dem wird Oak Bay Flats ein Begriff sein. Praktisch an Downtown Victoria Waterfront vorbei, vorbei an den Reichenvierteln und betuchten Meeresfront Golfplaetzen vom Victoria Stadtteil Oak Bay, oeffnet sich eine felsenbegrenzte Bucht mit eingestreuten Felsinseln im Suedosten von Victoria. Leider gibt es dort keine oeffentliche Slipanlage, sonst koennte man sich die mehrere km lange Anfahrt sparen. Am Ausgang der Felsenbucht war dann eine weitgestreckte Flaeche mit langsam abfallenden Meeresgrund, der dort hauptsaechlich sandig-kiesig war. In 30 bis 60m Wassertiefe zogen dort gerne hungrige Lachsgruppen umher um die haeufigen Sandaalschwaerme zu begrasen. Auch Heilbutte konnte man dort haeufiger fangen – vorallem am Uebergang vom Sand zum Felsen. Aber wir hatten es heute erstmal nur auf Lachs abgesehen.

Kelab beobachtete neugierig wie Ricardo und ich das Geraet und Boot zum Trolling fertigmachten. Ricardo erklaerte auch die wesentlichen Handgriffe und was auf ihn zukam wenn ein Biss kam. Dann warteten wir alle gespannt. Es war jetzt Tiefpunkt der Ebbe und damit bald Stroemungsstillstand – immer eine potenzielle Beiszeit. Danach wuerde eine harte Flut einsetzen; aber hier im ufernahen Gebiet der Flats eine befischbare Kehrstroemung erzeugen. Das schoene, sonnige Wetter, der schwache Wind und natuerlich die Chinook-Entnahmegenehmigung hatte einige Boote herausgelockt. Die erste Strecke von West nach Ost brachte keine Aktion. Als ich ziemlich scharf wendete schien die eine Rute loszuruckeln; aber als Kelab einkurbelte, war nichts mehr dran. Kann auch Grundkontakt gewesen sein. Wir beobachteten dann ein offenes Aluboot deren Insassen ploetzlich in Aktion kamen und einen scheinbar guten Lachs drillten. Leider kescherten sie den Fisch nach etwa 10 Minuten auf der abgewandten Bootseite so das wir die Groesse nicht zu sehen bekamen. Aber das war schon mal ein gutes Zeichen.

Dann ruckte ploetzlich die Steuerbordrute los. Ricardo rief Kelab zu er sollte sich die Rute schnappen – aber der war fuer einen Moment wie geschockt und hatte alles was Ricardo ihm gezeigt hatte, vergessen. Ich rief Ricardo auf die Rute selber zu nehmen, anzuschlagen und dann, wenn ein Fisch dran war, Kelab zu geben. Das hatte aber alles viel zu lange gedauert und der Fisch war laengst weg. So, genug des Trockentrainings, meinte ich, jetzt gilt’s!

Bei einer Linkskurve wackelte dann die Backbordrute los. Diesmal ging es wie geschmiert; Ricardo sprang hin, riss die Rute aus dem Halter, schlug an und brachte die Rute aus dem Downriggerclip, zog stramm, fuehlte – Fisch noch dran und drueckte die Rute dann Kelab in die Hand. Der legte sich ins Zeug und ich warnte ihn nochmals, die Rute musste unter Spannung bleiben. “Nur wenn der Fisch gross genug ist und hart genug zieht um die Schnur zu sprengen, dann lass’ die Rollenkurbel einfach los”, trichterte ich ihm nochmal ein. Und er machte Druck und gab dem Fisch keinen Millimeter. Ricardo schaetzte auf kleineren Keeper – um die 5 Pfund. Naja, das waere doch ein Anfang. Bald sahen wir es silbrig in der Sonne blitzen – jawoll, den konnte man schon mitnehmen! Ricardo war mit dem Kescher bereit und Kelab schlidderte den Fisch kompromisslos hinein. Feine Sache, gut gemacht Jungs! Wir klatschten uns alle ab und Kelab bewunderte seinen Fang. Ob er ueber 10 Pfund schwer waere, fragte er. Wir schmunzelten; “eher 5 Pfund”, meinte ich. “Waass? Wie kaempft dann ein Grosser!?”, fragte er. Wir werden es hoffentlich heute noch erleben, meinte ich.

Die Linkskurve, die uns den Biss gebracht hatte, hatte uns auch in etwas flacheres Wasser gezogen. Vielleicht war das der Trick? So schleppte ich uns nun in eher 30-40m tiefes Wasser, statt 40-50m wie zuvor. An beiden Ruten liefen schlanke Blinker in Grundnaehe. Die Jungs quatschten gerade als ich eine Futterfischwolke am Echo in Grundnaehe sah. Die war richtig gross und ich konnte mir nicht vorstellen, dass hungrige Lachse diese uebersehen konnten. Ich zeigte Kelab das Bild am Echo und meinte noch, ich koenne gar nicht glauben, dass es noch nicht gebissen hat. Im selben Moment ruckte die Steuerbordrute an, loeste schon aus und fing sich an zu verneigen. Ricardo sprang hin und hieb an. Der Haken musste in etwas Schweres einsinken denn die Rute blieb schwer krumm. Ricardo forderte Kelab auf die Rute zu nehmen und Druck zu machen. Ich beobachtete ihn ein paar Sekunden um festzustellen, ob ich ihm helfen sollte die Rollenbremse etwas lockerer zu stellen. Aber bis jetzt machte sein Gegner keine Anstalten zu einer Flucht obwohl Kelab schon schwer anzog. Ich dachte aber besser etwas haerter drillen als Druck zu verlieren. Koennte natuerlich sein, dass der Haken ausriss bei zu viel Druck, besonders wenn er nur knapp in der Haut hing. Aber ich war gewillt das zu riskieren. Ich sah eine schlappe Schnur als groesseres Risiko.

Waehrend ich das alles so in Gedanken durchspielte und Ricardo Kelab Instruktionen gab und ihn anfeuerte, loeste ploetzlich auch die zweite Rute aus und wippte wild los. Ich rief Ricardo zu und er schnappte sich verbluefft die zweite Rute. “Auch ein guter Fisch!”, meinte er. Jetzt konnte ein wilder Tanz losgehen! Ich machte sicher, dass wir keine anderen Boote in der Naehe hatten und schraubte dann die Drehzahl zurueck. Die Jungs sprangen hin und her weil ihre Lachse immer entgegengesetzt hin und her schwammen. Ricardo’s nahm richtig Schnur, weil er auch nicht so hart drillte. Kelab kurbelte stur seinen Fisch Stueck fuer Stueck ans Boot. Ich dachte wieder so an ein 6-vielleicht 7 Pfuender. Als dann ein silberner Schatten hinter dem Boot in der Tiefe auftauchte, erschrak ich. Der war richtig gross! Mein Gott, wie hatte Kelab den einfach so hier rankurbeln koennen? Schnell fummelte ich dazwischen und seine Rollenbremse etwas locker. Ich warnte ihn, der Fisch wuerde jetzt gleich am Boot verrueckt spielen. Keine 3 Sekunden spaeter drehte der Lachs ploetzlich ab und riss Kelab fast dir Rute aus der Hand. “Finger weg von der Kurbel!”, rief ich und Kelab liess los und der Fisch tobte in die Tiefe und riss locker 50m Schnur ab. “Warte, warte….noch nicht…”, jetzt wurde die Rute etwas schlapper und ich rief: “Jetzt wieder kurbeln!” und Kelab gewann ein paar Meter zurueck bis der Fisch wieder drehte. Jetzt hatte er das Spiel raus und verstand wann er und wann der Fisch dran war. Ein wildes Hin und Her begann.

Inzwischen hatte auch Ricardo seinen Fisch in Bootsnaehe und wir konnten auch den gut sehen. Auch so ein Brocken von weit ueber 10 Pfund! Wow! Leider vermeldete Ricardo kurze Zeit spaeter – “weg, Haken ausgespuckt!”. Schade, aber noch hatten wir einen am Band. Kelab machte das klasse und brauchte im Prinzip keine Hilfe mehr. Aber der Fisch war noch lange nicht fertig. Einmal kam er an die Oberflaeche und halb sprang und halb waelzte sich. Uns blieb der Atem weg – aber war noch dran. Ich stand schon zweimal mit dem Kescher am Heck aber der Fisch war noch zu tief und zu munter. Kelab rannte paar Mal von einer Seite zur anderen und musste aufpassen, dass die Schnur nicht im Motor haengenblieb wenn der Fisch dicht unter oder hinter dem Boot langsprintete. Dann hing der Fisch eine Weile kurz unter der Oberflaeche ca. 10m hinter dem Boot – ein Winkel bei dem der Flasher immer gerade eintauchte oder wieder aus dem Wasser herauskam – mit dem einhergehenden Ruck der einem jedes Mal das Herz stehen bleiben liess. Ich rechnete eigentlich jede Sekunde mit dem Verlust des Fisches. Es passiert nicht oft, dass ein absolutes Greenhorn einen grossen Chinook das erste Mal landete. Und dann noch so einen sportlichen. Der Haken musste gut sitzen denn Kelab machte immensen Druck auf die Schnur. Jetzt kam der Fisch mal wieder ruhig Richtung Boot und ich hiess Kelab zuruecktreten und voll Druck zu machen um ihn an die Oberflaeche zu zwingen. Ich hatte den Kescher-Telestiel lang gemacht und langte nun entschlossen zu und schaffte es den Burschen einzusacken.

Ein dreistimmiger Jubel hallte von unserem Boot. Ich brachte den Lachs an Bord und Kelab fiel die Kinnlade runter. Ein praechtiger Lachs fuer diese Jahreszeit. Und wie schon vorher erspaeht, auch markiert, also zur Entnahme frei. Strahlend und staunend half Kelab mit den Fisch zu versorgen. Ein paar Fotos mussten auch gleich her solange das Adrenalin noch vorhielt. Aber da wir den zweiten verloren hatten, war noch eine Angellizenz frei und wir wollten die Gunst der Stunde nutzen und noch den dritten erlegen. Ich suchte wieder den Futterschwarm und als ich ihn gefunden hatte, starrten wir alle gespannt auf die Rutenspitzen. Irgendwas passierte an der Steuerbordrute und Ricardo und Kelab waren fuer eine Sekunde abgelenkt, da sah ich die Backbordrute zurueckschnappen – ich sprang ohne Erklaerung hin, kurbelte auf Spannung und hieb an. Fish on! Es fuehlte sich erst fast an wie ein Haenger aber ich konnte Leben am anderen Ende spueren. Heilbutt? Das waere ja toll! Und wirklich war es erst einmal sauschwer. Ricardo holte schon die andere Rute rein um uns auf die ultimative Schlacht vorzubereiten, da loeste sich etwas und jetzt kam mein Fisch leichter hoch. Komisch, vielleicht hatte sich die Schnur an Steinen oder Kraut festgehaengt?

Es war aber trotzdem ein feister Fisch und ich liess zwei oder dreimal kurz die Rolle aufheulen. Musik in den Ohren! Als der Fisch oben war, sah ich das der Haken gut sass und machte nicht mehr viel Federlesen und zog den Fisch gnadenlos ueber das Keschernetz. Gewonnen! Und wieder ein Markierter! Damit hatten wir unser Lachslimit; in 3 verschiedenen Gewichtsklassen: 5, 8 und 16+ Pfund. Ein erfolgreicher Tag. Wir beschlossen noch 20 Minuten weiterzuschleppen waehrend ich 2 Pilkruten fertig machte. Wir konnten in der verbleibenden Zeit den Futterschwarm nicht mehr finden und hatten auch keinen Biss mehr.

So wollten wir noch ein oder zwei Driften auf Grundfisch wie Heilbutt oder Lincod probieren. Da die Flut schon richtig zog, war das nur relativ dicht vor den Inselchen moeglich wo die Stroemung noch etwas ruhiger war. Die Jungs hatten beide eine Rute mit einem grossen Gulp-Twister am Jigkopf. Ueber dem sandigen Boden geschleift, sollte das die Butte wachmachen. Ricardo hatte auch ein paar Nibbler – aber wahrscheinlich nur kleinere Schollen, fuer die der grosse Koeder zu viel war. Als nichts weiter passierte, fuhr ich uns ins etwas tiefere Wasser in 45m Tiefe. Die Stroemung war hier schon bei 5 km/h. Ich konnte mir nicht vorstellen, das die beiden auch nur den Grund erreichen wuerden. Doch ploetzlich hingen beide fest. Und beide rissen auch bald ab. Das beendete dann auch schnell diesen hoffnungslosen Versuch heute zu pilken. Es war auch schon nach 14:00 Uhr und wir hatten noch zu filetieren und Robben am Schlachttisch zu fuettern.

Kelab war begeistert und bedankte sich aufrichtig fuer das tolle Erlebnis. Er nahm den mittleren Lachs mit nach Hause nachdem er versicherte, dass er den Grossen niemals alleine verwerten koennte – seine Freundin weilte gerade im Ausland. Er wuerde aber gerne mal wieder mitkommen und fragt Ricardo auch noch wie viel eine Anfaengerangelausruestung kosten wuerde. Wieder einen bekehrt, Mission accomplished! Und Danke an die US Brutstationen fuer die Fuelle an markierten Chinooks vor unserer Haustuer hier!

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Hallo Cohosalmon,

Danke das du dir immer wieder die Mühe machst hier zu berichten. Für mich ist das etwas besonderes da ich zwischen 2006 und 2009 einige Zeit in BC verbracht habe. Genauer gesagt auf Thetis Island... Da habe ich immer mal wieder Bilder im Kopf wenn ich Victoria oder auch Nanaimo lese!

Leider hat es damals nicht viel zum angeln gereicht außer eine handvoll Trips zum Pilken wo wir hauptsächlich Lingcod gegangen haben, und ein paar Dogfish glaube ich...

Das sind immer Erinnerungen an eine schöne Zeit, wunderbare Menschen und eine tolle Natur!

LG David
 
22.7. 2023; East Sooke

Letztes Wochenende stand das Pink Salmon Festival in East Sooke und Sooke an. Die langjaehrigen Leser meiner Berichte moegen sich vielleicht noch daran erinnern. Alle zwei Jahre, in ungeraden Jahren, wenn die Buckellachse ziehen, organisiert eine Freiwilligentruppe dieses eintaegige Event. Da werden Profi- und Freizeitkapitaene gesucht die ein paar unterpriviligierte Kinder zum Angeln auf das Boot mitnehmen. Ich habe daran schon etliche Male als Skipper teilgenommen weil ich es immer wieder gerne mache, Kinder an das Angeln ranzufuehren und ihnen bei ihrer Begeisterung zuzugucken. Wegen Covid hatte dieses Event seit 2019 nicht mehr stattgefunden. Es hatten sich wieder so 30 Guides und Freizeitskipper gemeldet und wohl so um die 80 Kinder auf die Boote aufgeteilt.

Ich liess MaxWaldi schon Freitag Abend in der Pedder Bay Marina ins Wasser um am Samstag, den Tag vor dem Event, schon mal Probezuangeln. Der Trip mit den Kindern am Sonntag war nur 3h und so wollte ich wissen wo was geht. Leider sollte das Wochenende wieder windig werden.

Ich uebernachtete gleich mit meiner Frau im Boot, die dann am naechsten Tag eine Radtour nach Hause machte. Pedder Bay Marina ist ein schoener Flecken Land am Ende der Pedder Bay und ist neben einer komplett ausgestatteten Marina (sogar Motorboots- und Paddelbootsverleih) auch ein RV Park mit allen Anlagen und kleinem Café und Shop. Frueh sollte der Wind noch sachte wehen aber dann bis Mittag ordentlich zulegen. Da es auch noch gemaessigte Gezeiten waren, fuhr ich zuerst an eine Stelle die vielleicht Heilbutt bringen konnte. Ich hatte heute fuer Butt und Lachs geruestet. Als der Anker sass, liess ich zwei Koederfischruten ein; eine mit einem ganzen Hering und eine mit Lachsresten. Der Wind bliess gegen die Ebbstroemung, was es einmal sehr wackelig machte, aber auch fuer einen ungleichmaessigen Zug am Anker sorgte. Der Wind schob mich manchmal dicht an den Anker ran was gefaehrlich werden kann wenn sich die Ankerschnur am Propeller verfing. So musste ich einige Male das Boot mit Motorkraft zurueckziehen.

Und dann fanden mich die Dornhaie. Nach etlichen Doubletten und einem ganzen verfuetterten Heringspack, brach ich dann ab und ging weiter westlich auf Lachssuche. Es herrschte gluecklicherweise waehrend meiner 15 minuetigen Fahrt ein bisschen Windflaute und so kam ich ohne Bandscheibenschaden am Beechey Head an. Dort tummelten sich schon viele Lachstroller und ich sah auch gleich schon krumme Ruten. Wenn die Pinks liefen, dann war non-stop Action angesagt. Es sollten sich auch einige Cohoschwaerme herumtreiben – von denen durfte man aber nur Markierte mitnehmen. Ich setzte zwei Shrimpimitate in 17 und 23m Tiefe ein. Die tiefere Rute fing bald schon an zu rappeln und ich drillte einen kleineren Lachs zum Boot. Ein Coho! Ich hielt ihn fuer paar Sekunden am Vorfach bis ich erkennen konnte das die Fettflosse fehlte. War zwar nur ein 4 Pfuender aber weil ich gerne nochmal die Raeuchertonne vollmachen wollte, passte der gut rein. Ich wuppte ihn gleich am Vorfach direkt in die Fischkiste auf Eis.

Und es ging munter weiter. Der naechste Biss kam wieder auf die tiefere Rute. Der loeste schon gleich mal beim Biss aus dem Clip aus. Der Fisch kaempfte auch haerter und wollte schon fast hier und da mal Schnur nehmen. Am Boot spielte er dann total verrueckt und ich musste paar Mal richtig wuchtig dagegenziehen damit der Bursche nicht in die andere noch ausliegende Schnur oder Downriggerkabel schwamm. Ein fetter Pink und wieder wuppte ich ihn gleich am Vorfach ins Boot. Der war schon 6 Pfund. Dann musste ich die Fischtrupps erstmal wieder finden. Es wurde jetzt immer rauer und ich musste aufpassen, dass ich nicht ueber Bord ging beim Hin-und Hertanzen zwischen den Ruten und Steuerrad. Ich verpasste 2 oder 3 Bisse, bis dann endlich mal wieder einer hing. Der Lachs ging sofort akrobatisch in die Luft, und nicht nur einmal sondern etliche Male. Ein tolles Schauspiel und ich erwartete schon, dass der Haken bald herausflog. Aber irgendwie hing der Fisch fest und nach einem sportlichen Drill bei sportlichen Wasserbedingungen, kam der Fisch dann endlich in Greifweite. Ein schoener 5-6 pfuendiger Coho und beim naeherer Betrachten sogar ein Markierter. Na dann, vielleicht kriege ich ja noch mein Limit von 4 Lachsen zusammen bevor es zu wellig wurde!?

Ich zirkelte noch paar Runden herum und bekam auch noch einige Bisse – verlor jedoch alle schon nach wenigen Sekunden. Pinks haben weiche Maeuler und wenn man zu hart drillt, reisst der Haken aus. Zu vorsichtig gedrillt, und die Pinks winden sich mit ihren blitzschnellen Krokodilrollen bald vom Haken. Gar nicht so einfach einen zu landen! Der Trost bei einem Verlust ist aber das ja gleich wieder einer beissen wuerde. Ich schleppte nun schon mit den Wellen Richtung nach Hause und bekam noch weitere Bisse unterwegs. Einen untermassigen Chinook konnte ich noch landen und zuruecksetzen, verlor aber sonst alles. Ein oder zwei hatte ich schon bis zum Boot aber dort wurden sie den Haken noch los bevor ich sie herausheben konnte. So blieb ich heute bei 3 Lachsen.

Also Lachse waren genug vor Ort um den Kindern morgen einen Heidenspass zu verschaffen. Aber wenn der Wind morgen noch staerker werden sollte, dann koennte das entweder eine Goebeltour werden oder wir Skipper kamen gar nicht aus der Pedder Bay heraus. Ich war schon bisschen nervoes wegen dieser Aussicht.

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23.7.2023; East Sooke

Um 11:00 Uhr wurde mir meine Crew zugeteilt; ich bekam einen Papa mit 3 Kindern; 2 fruehe Teenage-Toechter und ihren 8 jaehrigen Bruder. Und Papa Gene. Sie waren eine Indianerfamilie, die in Victoria lebte aber ihre Wurzeln an der Westkueste der Insel hatten. Als solche waren sie Wasserleute von denen ich vielleicht noch was haette lernen koennen. Gene hatte schon auf Berufsfischerbooten gearbeitet und kannte sich auch beim Angel aus. Das Netz war ihm vertrauter, meinte er, aber er konnte mit ner Angel umgehen. Die Toechter hatten alle schon Fische mit der Angel gefangen, allerdings war allen die Dowriggerfischerei fremd. Der Gene junior war ruhig aber total heiss und hatte es sofort auf meine kleine Spinnrute abgesehen. Die Trollingruten waren ihm fremd aber mit der Spinnrute konnte er umgehen. Ich liess ihn die Spinnrute mit einem Blinker dran hinterherziehen.

Ich wiess die Crew auf dem Boot ein und dann fuhren wir los um zu sehen wie weit wir rauskommen wuerden. Am Ausgang des Fjordes sah es nicht so schlecht aus und sogar kleinere Boote wagten die Fahrt durch die beruechtigte Race Passage gen Westen. Wir machten mit. Nach paar Minuten schaukeliger aber machbarer Fahrt wurde ich ruhiger; diese Truppe hier wuerde nicht seekrank werden; die schienen sich auf dem Meer wohlzufuehlen. Die Maedels kicherten und alberten herum als wir von Welle zu Welle sprangen und Gene senior beschaeftigte sich mit Gene junior. Einen Kilometer vor Beechey Head hielt ich an und gesellte mich zu ein paar anderen Booten die hier schon Fische drillten. Hier musste Fisch dasein!

Ich liess wieder die gleichen Koeder wie gestern ein. Nach 15 Minuten hatten wir 2 winzige Cohobabies gefangen, die sofort wieder freigelassen wurden. Wir konnten keine besseren Fische finden oder ueberlisten hier. So packte ich nochmal alles ein und wir fuhren bis direkt vor den Beechey Head. Dort waren heute doppelt so viele Boote wie gestern – kein Wunder bei dem Fischreichtum und dann noch unser Event. Es war wackelig aber befischbar. Bald kamen die ersten Bisse und ich verteilte die Ruten an die Kinder aber ich glaube wir verloren die ersten 10 Fische. Die Toechter stoerte das nicht so aber Gene junior war geknickt. Aber er war weiterhin hochkonzentriert und hatte oft zuerst den Biss gesehen. Endlich brach der Papa den Bann und landete 2 Pinks. Dann verloren wir wieder einige bis dann die eine Tochter mal zuschlug und einen ins Boot brachte. Damit hatten die Maedels wohl genug und alberten den Rest der Zeit nur noch in der Kajuete herum. Aber die beiden Gene’s hatten noch nicht genug. Nach weiteren Drillverlusten, was bei den immer wilderen Wasserbedingungen nicht verwunderlich war, beschlossen wir die Lachse etwas sanfter zu drillen. Dazu wuerde ich die Schleppgeschwindigkeit weit zurueckdrehen und die Jungs die Lachse nicht so hart herannehmen. Und tatsaechlich, jetzt kam ein Fisch nach den anderen ins Boot. Alles eine Standardgroesse 4-5 Pfund. Junior wollte unbedingt einen Lachs an der Spinnrute fangen und ploetzlich riss es auch an seiner Blinkerrute. Er stemmte sich maechtig ein und begann den Fisch langsam heranzukurbeln. Der riss sich nochmal los aber dann der naechste sass gut und ich konnte ihn nach aufregendem Drill keschern.

Der Junge strahlte von Ohr zu Ohr und der Papa war auch sehr stolz. Wir hatten viel Spass und senior erzaehlte mir viel von seiner Kindheit an der Kueste mit Fisch-und Tierstories. War echt klasse. Ich glaube nach 10 Fischen hoerten wir auf. Mehr wollte ich auf keinen Fall noch filetieren muessen. Auf dem welligen Rueckweg machten wir noch am Race Rocks einen Stop und sahen uns die Seeloewen an. Wale wollten sich heute leider nicht blicken lassen aber als Eingeborene hatten sie solche Tiere ja schon einige Male gesehen und erlebt. Man merkte, dass diese Menschen hier zuhause waren und trotzdem ihre Heimat liebten.

Wir pilkten noch ein bisschen vor den Kelpfeldern in der geschuetzten Pedder Bay aber nur ich holte einen kleinen Greenling hoch. Das war’s. Die 4 waren gluecklich und ich war zufrieden mit unserer Ausbeute und super froh, dass der Wind eine Angelei wenigstens zugelassen hatte. In der Marina tummelte es sich und ich sah viele glueckliche und aufgeregte Kindergesichter und dankende Eltern. Alle Kinder bekamen ein Ruten-Rollenkombo und eine Tuete mit allerlei Angelzeug und Leckereien. Danach gab es noch Essen und Unterhaltung bis zum Abend. Es gibt nichts Schoeneres als Kinder zum Angeln zu bringen.1.jpg2.jpg3.jpg
 
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