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Kornessfjord 2024 Teil 2

steppi

Stammnaffe
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16 August 2021
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Da bin ich wieder mit Korsnessfjord 2024- Teil 2.

Nach dem am Freitag das Boot mit defektem Starter ausgefallen war und Abhilfe erst am Montag in Aussicht war, standen uns schwere Stunden bevor. Samstag war schönstes Angelwetter und wir saßen an Land fest. Also nutzten wir die Zeit um Pilze und wilde Him- und Blaubeeren zu suchen. Meine Frau hatte mit dem Hund die Umgebung des Hauses schon erkundet, so dass wir reiche Ausbeute hatten. Tatsächlich ist die Natur in diesem Teil von Norwegen wirklich großartig. Neben einer Elchkuh mit zwei Kälbern, haben wir auch noch ein Auerhuhn aus nächsten Nähe gesehen (zumindest glauben wir, dass es ein Auerhuhn war – Ein fliegendes Fünf-Liter-Bierfässchen mit Rebhuhnfedern…?). Leider kann ich kein geeignetes Bildmaterial vorlegen, damit die Jäger im Forum eine exakte Bestimmung vornehmen könnten.

Sonntag war Sturm und Sprühregen. Das ging ohne Boot ganz gut und bei unserer ansonsten strengen Fischdiät war die von zu Hause mitgebrachte Rehkeule eine angenehme Abwechselung.

Montags morgens kam kein Techniker für das Boot und ein Ersatzboot schon mal gar nicht. Also habe ich „Leuchtturm“ aus dem Angelforum angerufen, der hier um die Ecke ein Haus hat und uns seine Hilfe angeboten hatte. Der war erreichbar und so haben wir uns spontan zum näheren Kennenlernen getroffen. Was für ein Riesenglück! Gleich für den nächsten Tag wurde eine gemeinsame Ausfahrt verabredet. Mittags zurück am Haus war immer noch nichts in Sachen Boot passiert, die Sonne schien, kaum Wind…. Also: Unseren Kontakt – Ludmilla – angerufen, die wie immer sofort erreichbar war und versprach sich zu kümmern. Und tatsächlich erschien um vier Uhr Techniker Hans. Sehr nett und glücklicher Weise kompetent, aber fast ganz ohne Werkzeug und Ersatzteile…

Schon drei Stunden und zwei Fahrten in die Werkstatt, um erst Werkzeug und dann Ersatzteile zu holen, später lief das Boot wieder - es war tatsächlich der defekte Starter, aber im Motor und nicht im Gashebel. Das hätte ich auf dem Bauch über dem Motor, darunter das Wasser nicht machen mögen. Mein Sohn und ich sind sofort losgerauscht und haben bis 12 Uhr nachts geangelt. Erst mal schnell ein paar Ködermakrelen fangen und dann mit den Naturköderruten los. Die Ausbeute war recht überzeugend: 1 Schellfisch, 1 Dorsch, 2 Lumbs, 1 Leng und 3 Seelachse. Alle in guten Größen – alle (außer den Seelachsen) auf wallnussgroße Makrelen-Stückchen am 4-0 Haken. Danach noch Filetieren und Einschweißen bis 1 Uhr. Da war die Nacht ziemlich kurz, als um 6 der Wecker klingelte.

Um kurz vor 8 waren wir dann bei „Leuchturm - Martin“ am Bøfjord. Der hat erstmal unser Gerät argwöhnisch beäugt. Die Uferspinnruten zu lang, Stationärrollen sowieso unpraktisch, 30 Pfund Bootsruten überflüssig, die Jigruten zu spillerig – so was braucht man hier alles nicht! Er sollte (weitgehend) rechtbehalten. Wir sind an dem Tag eine große Tour zusammen gefahren. Zunächst haben wir im Halsafjord versucht Seelachse beim Speedpiken zu erwischen. Aber bei fast 3 Knoten Drift kamen die Piker gar nicht auf die erforderliche Tiefe von etwa 120m. Das machte einfach keinen Sinn. Also ging es zum Spinnfischen auf Pollack an den Eingang der Trondheimsleia. Die Ausbeute war super, auch wenn Martin mit Menge und Größe der Fische nicht ganz zufrieden war. Die Zeit verging ruck zuck und zu den Pollacks gesellten sich noch stattliche Schellfische, ein Lumb, ein Leng und ein wirklich kapitaler Dorsch (mein bislang größter). 1723998461965.jpegSpätestens danach musste Martin anerkennen, dass die Jigruten schon ziemlich hart im Nehmen waren. Das sieht man den zierlichen Stöckchen ja auf den ersten Blick gar nicht so an. Dann wollten wir noch den Seehechten einen weiteren Besuch abstatten. Wie immer war man vor Edøya nicht alleine auf dem Wasser, aber neue Seehechte kamen bei uns nicht dazu. Auch in den übrigen Booten konnten wir keine Fänge beobachten. Deshalb ging es zurück in den Halsafjord an „Leuchturms“ Lieblings-Seelachs-Stelle. Jetzt waren die Bedingungen super und wir bekamen eine Lehrstunde im Speedpilken und tolle Seelachse obendrauf. Wir haben gekurbelt bis Arme und Rücken schmerzten! Wir lernten: Das perfekte Besteck besteht aus einer +/-3m langen, harten Spinnrute mit Baitcaster und silbernem 120g Pilker. Hatten wir natürlich so nicht dabei, also kamen wieder die Jigruten zum Einsatz. Die waren zugegebener Maßen hier nicht ideal, aber haben sich erneut wacker geschlagen. Natürlich kannten wir schon Speedpilken, aber die Ortskenntnis, die durchdachte Gerätezusammenstellung und die optimierte Technik von Martin waren schon beeindruckend. Vom perfekt geschmiedeten Wiederhaken des Drillings, über die selbstgefertigten Pilker, die passenden Vorfächer, Schnüre, Rollen, Ruten - Zu allem konnte Martin genauestens Auskunft geben. Was, wann und vor allem warum er das so und nur genau so macht. Das Ergebnis gab ihm hunderprozentig recht. Das Highlight zum Schluss war die Fütterung der Seeadler keine 10 m vom Boot entfernt. Lieber Martin: Ganz vielen Dank für diese super Tour und für die unzähligen Ratschläge, Tipps und Anekdoten!

Am nächsten Tag waren wir natürlich heiß darauf unser neu erworbenes Wissen auszuprobieren. Also ging es gleich morgens in den Supermarkt: Pilker kaufen, die denen von Martin ähnelten und dann ab aufs Wasser. Aber die Bedingungen waren nicht günstig. Durch einen starken Westwind gab es eine starke Drift von annähernd 2 Knoten. Trotzdem haben wir es mit zwei Treibankern am Boot über einem 125m tiefen Unterwasserberg versucht und tatsächlich schlug es bei mir in etwa 80m Wassertiefe plötzlich ein. Nach dem Biss zog der Fisch 40m ungebremst ab zum Grund. Die 0,17 Geflochtene bot da auch nicht so den Spielraum für ausgeprägte Bremsmanöver. Ich konnte nur hoffen, dass der Fisch irgendwann unten ankommen würde und nicht zu Seite wegzog. Endlich stoppte der Fisch und ich bekam Schnur zurück. Ganz langsam ging es Richtung Wasseroberfläche. Gefühlt habe ich jeden Meter dreimal eingekurbelt, denn immer wieder zog der Fisch erneut Richtung Grund. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir dann einen Seelachs von 97 cm und exakt 10 kg Gewicht gaffen.1723998276068.jpeg So einen Kracher hatte ich noch nie gefangen. Abends sind wir nochmal raus und haben noch einen Meter-Leng direkt vor unserem Bootsanleger an der Lachszuchtstation gefangen. Köder war ein Inchiku-Jig mit Makrelen Streifen beködert – natürlich wie immer an der Jigrute. Das war natürlich kein Vergleich zu dem super Seelachs, aber trotzdem an dem feinen Geschirr ein toller Drill!

Und genau damit haben wir am nächsten Tag dann weitergemacht und mit Inchiku an der Jigrute noch 14 Lengs zwischen 70 und 100cm gefangen – alles keine Riesen aber schöne Küchenfische. Dazu ein 68er Pollack, ein 64er Dorsch, zwei kleine Rotbarsche, ein Lumb und zahllose Fleck- und schwarze Dornhaie. Das mit den Haien ist im Korsnessfjord wirklich ein Problem: diese angeblichen Tiefseebewohner beißen hier bei 80m Wassertiefe und schafften es sogar einmal irgendwie zu zweit auf einem Einzelhaken zu hängen. Man kann denen einfach nicht aus dem Weg gehen.1723998736613.jpeg

Dann war schon der letzte Tag. Wir haben schnell nochmal ein paar Lengs auf Inchiku abgeräumt, ein paar Haie geärgert und dann einen Gabeldorsch von 58cm in etwa 150m Wassertiefe gefangen.1723998540617.jpeg So etwas hatte ich noch nie gesehen und wusste erstmal gar nicht, wer da an meinem Haken hing. Foto gemacht und - natürlich - das Norwegen Angel Forum gefragt: Ruck zuck bekam ich Auskunft. An dieser Stelle noch mal herzlichen Dank dafür an die Kollegen. Und damit ist Norwegen 2024 leider schon wieder zu Ende. Das Auto steht gepackt vorm Ferienhaus und es bleibt das Fazit:

Der Korsnessfjord ist landschaftlich wunderschön und wäre noch schöner ohne die Lachsfabriken. Die machen zu allem Überfluss auch noch Tag und Nacht eine Menge Lärm und riechen auch nicht so toll. Das Haus war nicht der Bringer, aber die Betreuer Hans und Ludmilla sind super nett! Dafür ein dickes Sternchen! Angeltechnisch ist der Korsnessfjord im August wegen der hohen Wassertemperatur echt schwierig! Bestimmt geht hier im Frühjahr und Herbst richtig die Post ab, aber der Sommer ist wohl ehr was für Spezialisten und Liebhaber. Die Fische standen vereinzelt, aber stets in guten Größen. Gerätetechnisch kann man – jetzt nur für den Sommer gesprochen – die Naturköderrute und das Pilkbesteck zu Hause lassen. Eine 150-200g Jigrute mit Jigs und Inchikus und eine 2,7m lange Spinnrute mit 120-150g Wurfgewicht zum Speedpilken reichen völlig aus.
 
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