Kabeljau-Geleitzug ändert Reiseroute

alfnie

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12 Februar 2004
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Moin,

als ehemaliger "Lofoten-Fischer" mit dazu noch x Verwandten auf den Lofoten gehören natürlich beide dort oben üblichen Tageszeitungen, die Lofot-Tidene und die Lofotposten, zu meinem täglichen Lektüre-Muss.
Besonders in der Zeit, wo die sogenannte Lofoten-Saison abgeht, also so ab Neujahr bis spätestens Ostern. Jahr für Jahr verfolge ich über diese Blätter mit, was da so abläuft. Besonders interessiert mich, was in Stamsund, Ure, Ballstad und Hennigsvær abgeht, weil einige meiner Verwandten da Jahr für Jahr einen nicht unerheblichen Teil ihres Jahres-Einkommens zwischen Neujahr und Ostern an Land ziehen müssen.
Alle vier genannten Orte liegen an dem was die Einheimishen "Innenseite" nennen, also am Vestfjord zwischen den Lofoten und dem etwa neunzig km entfernten Festland.

Die ersten interessanten Meldungen kommen meist so Ende Januar.
Da heisst es dann meist: Erste brauchbare Fänge in Höhe der Vesterålen, laue Fänge weiter südlich, im Vestfjord noch absolut tote Hose. Dutzende von selbstständigen Fischern mit Booten die sich wenig für die Aussenseite/Atlantikseite eignen, hoffen, das der Kabeljau schnellstmöglich
in das Vestfjord-Becken einzieht, seit Ewigkeiten das Ziel der langen Reise. In guten Jahren war im Vestfjord spätestens ab Mitte Februar der Bär los
und Mitte März wurde sogar vor Ålesund Kabeljau gefangen.

Dieses Jahr, 2006, wird den Fischern der Innenseite lange im Gedächtnis bleiben: Der Kabeljau-Geleitzug (bis auf einige versprengte Klein-Trupps) machte vor den südlichsten Lofoten-Inseln, Røst und Værøy, halt. Er zog also nicht in den Vestfjord. Wenn die Fangzahlen raus sind, wird sich 2006 als das schlaffeste Jahr seit langen Zeiten entpuppen, wird gemunkelt ...

.... und es wird spekuliert, ob die Wassertemperaturen im Vestfjord zu "warm" geworden sind, als Neben-Effekt des Treibhaus-Effektes. Ein paar Zehntel-Grade zuviel oder zuwenig und die Hochzeit wird woandershin verlegt.

Nicht unmöglich, das es so etwas wie "Die Lofoten-Saison" in zwanzig Jahren nicht mehr gibt - und das in heute verschlafenen Nestern nördlich der Lofoten plöztlich Goldgräber-Stimmung herrscht.
 
Hallo Alfni
Hoch intresannt was du uns da berichtest.
Gibt es Berichte auch über die weiter oben liegenden Gebiete?
Währe nett wenn du uns weiter am laufenden hältst
Vielen Dank
erich
 
Hi alfnie,
die von Dir beschriebene Verschiebung kann durchaus auftreten und wird, jedoch für das gegenüberliegende Atlantikufer (Grönland) in Muus/ Dahlström´s Buch über die Atlantikfische beschrieben. Dort hat der Atlantische Kabeljau den Polardorsch und den Ogac weiter nach Norden verdrängt, da seine Nahrungstiere auch nördlicher auftreten und somit sich sein Lebensraum ausweitet. Auf Grund geänderter Wassertemperaturen kann es aber auch zu einer Verschiebung der Laichgründe führen, und das würde sich hier wohl eher als Erklärung eignen.

Irgendwann (so in ca. 50 000 Jahren oder auch ein wenig eher) ist eh Ende damit, nämlich dann, wenn das Arktische Eis abgeschmolzen ist und der Golfstrom zum erliegen kommt.;(
Und irgendwann wird es dann sehr schnell sehr kalt und die nächste Eiszeit setzt ein (soll schneller gehen als die allgemein Erderwärmung und war vor ca. 45 Mio Jahren schonmal so
(Echte Fakten gewürtzt mit einem Schuß Ironie
-8o ehe mich jetzt wieder einige zerfleischen8o
- aber das Gegacker von allgemeiner Erderwärmung und nur menschlicher Ursache geht mir auf den Senkel-;ooo; ;ooo; ;ooo;
Ben Akiba:" Es war alles schon mal da!" - und kommt auch wieder!(Zufügung von mir)

In diesem Sinne - in 60 Mio Jahren wieder zum großen Laichdorschfang an den Lofoten -

Petri & all times tight lines
 
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