Ich möchte Euch mal von einer etwas anderen Zollkontrolle in Oslo berichten.
Vor einigen Jahren wollte ich eine 2-wöchige Kanutour in Mittelschweden machen. Ziel war der gut 60 Quadratkilometer große See Amungen in der Provinz Dalarna.
Es sollte eine Wildnistour, fernab der Zivilisation werden. Entsprechend war ich ausgestattet. Ich hatte meine Ausrüstung noch um ein neues Zelt, einen neuen Trekkingrucksack sowie einige wasserdichte Ortlieb-Säcke erweitert. Den restlichen Kram hatte ich schon.
Weil ich wissen wollte, was mich dort erwartet, habe ich mir in einem Spezialgeschäft für Land- und Seekarten in Hamburg topografische Karten meines Reisegebietes besorgt.
Auf denen hatte ich mir hier in Deutschland schon mal Plätze, an denen ich übernachten wollte, mit kleinen Bleistiftkreuzen markiert.
Endlich war es dann soweit. Das Auto war mit Ausrüstung und Lebensmitteln gepackt und ab gings nach Kiel auf die Oslofähre. Auf dem Weg nach Schweden wollte ich auch noch ein wenig von der norwegischen Landschaft geniessen.
Nach einer schönen Überfahrt gings am nächsten Morgen auf der grünen Spur Richtung Zollkontrolle. Ein sehr netter, gut Deutsch sprechender, Zollbeamte winkte mich heraus. Schlagartig war ich nervös und das hat er sofort gemerkt.
Er fragte mich nach meinem Ziel. Wahrheitsgemäß sagte ich ihm, was ich vor hatte. Von einer Sekunde auf die andere war der Mann plötzlich misstrauisch.
Immer wieder fragte er mich nach meinem Ziel und wollte vor allem wissen, warum ich allein reise. Ich erklärte ihm, dass ich eine Wildnistour machen wolle, sonst nichts. Um das zu untermauern, zeigte ich ihm meine Karten. Da war's ganz aus. Ich musste alle Ausrüstungsgegenstände aus dem Wagen holen, die er sich sehr genau angesehen hat.
Ich stand nur ratlos daneben. Was war hier los ? Nach endlosen 30 Minuten und immer wieder den gleichen Erklärungen, warum ich denn nun von Deutschland über Oslo nach Schweden einreisen wollte, durfte ich plötzlich wieder einpacken und fahren. Er hat mir dann noch für meine Tour viel Glück und gutes Gelingen gewünscht.
Mit einem eigenartigen Gefühl im Bauch fuhr ich von dannen.
Einen Tag später bei meinem Kanuverleiher angekommen, hatte ich die Sache vergessen. Ich wurde zum Amungen gebracht, ein Abholtermin vereinbart und ich war allein. Endlich !!
Auf meiner Tour habe ich dann einige Tage später zufällig einen Trupp schwedischer Waldarbeiter kennengelernt. Erst haben die Jungs ziemlich komisch geschaut,
als ich bei denen auftauchte, weil sie, genau wie ich, eigentlich in dieser Gegend keine Menschensseele vermuteten. Als sich herausstellte, dass ich aus Deutschland bin,
war da auf einmal ein riesen Hallo. Einer der Arbeiter war vor langer Zeit aus Heidelberg nach Schweden ausgewandert und hat sich richtig gefreut, mal wieder Deutsch sprechen zu können.
Wir haben uns an meiner Feuerstelle niedergelassen und ich habe ein paar Zigarillos ( hatte ich mit, wegen der Mücken ) sowie eine Runde Jameson ausgegeben. Dabei habe ich viel über die Menschen und die Tiere der Region erfahren. Aus irgendeinem Grund habe ich dann mein Erlebnis mit dem norwegischen Zoll erzählt. Da hat sich dann alles aufgeklärt.
Wisst Ihr, für was mich der Zollbeamte gehalten hat ? Für einen Eierdieb !!
Was ich bis dahin nicht wusste, es gibt einen Markt für nicht ausgebrütete Eier von Greifvögeln. Für bestimmte Eier zahlen Sammler bis zu 10.000.- € pro Stück !!
Die kriminellen Händler dieser Eier rekrutieren vornehmlich junge Männer, statten sie mit Ausrüstung aus, geben denen topografische Karten mit, auf denen die Horste schon eingezeichnet sind und schicken sie auf die Reise. Die geklauten Eier müssen abgeliefert werden, die Ausrüstung dürfen die Diebe behalten.
Ich habe mit meinen neuen Ausrüstungsgegenständen und meinen Karten genau in dieses Schema gepasst.
Im Nachherein habe ich mich dann gefreut, dass der Zoll nicht nur auf Schmuggler aus ist, sondern ebenso vehement auf Naturfrevler.