Gammel Salta Sei

Fröya

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So, hier kommt die Fortsetzung meiner vor kurzem gekosteten norwegischen Spezialitäten:
Gammel Salta Sei, also alter, eingesalzener Seelachs. Als wir 2 Wochen unseres Urlaubs in Veidholmen auf Smøla verbrachten, fielen uns schon die Schilder auf, die vor vielen Häusern und vor der Fischfabrik angebracht waren. Überall konnte man unter anderem Gammel Salta Sei kaufen.
Freunde, die zur gleichen Zeit dort waren, fragten schließlich ihren Vermieter, was denn dies sei und wurden aufgeklärt:
Sei, Kopf ab, Innereien raus, ansonsten im Ganzen einsalzen. Dieser Sei wird dann in verschlossenen Behältern zwischen 3 und 5 Jahre gelagert. Es bildet sich durch das Salz, das dem Fisch Wasser entzieht, eine Salzlake. Deshalb muss er vor dem Verzehr ca. 12 Stunden gewässert werden.
Dann wird er ca. 15 Minuten leicht gekocht. Dazu UNBEDINGT ausgelassenen Speck und das Fett über den Fisch gießen. Sonst schmeckt er etwas fade. (Man kann auch Saltfiskboller daraus zubereiten.Dazu wird er mit Kartoffeln und Buchweizenmehl zu Knödeln geformt. Warte aber noch auf das genaue Rezept.)
Unsere Freunde wurden auch prompt von ihrem Vermieter dazu eingeladen und waren begeistert.
Wie wir feststellen konnten, sind sie sehr sehr stolz auf ihre Smølasche` Spezialität, wegen der sie sogar aus Oslo nach Veidholmen kommen.
Leider kamen wir nicht mehr dazu, uns welchen zu besorgen, doch am letzten Abend kamen wir mit unserem Vermieter zufällig darauf zu sprechen. Er stand plötzlich auf, sagte, wir MÜSSEN das unbedingt probieren und verschwand. Kurz darauf kam er mit einer kleinen Tonne Gammel Salta Sei wieder, die er uns schenkte.
Also wurde noch ein eigentlich nicht mehr vorhandenes Plätzchen im Auto leer geräumt - für eine Tonne 3 Jahre alten Seelachs!!
Auf dem Nachhauseweg lief uns eine Teil der Lake auch glatt im Auto aus, deshalb mussten wir jetzt die oberen nicht mehr bedeckten Filets schnell zubereiten - ich lebe noch, es schmeckte überraschend gut - besser, als es aussieht und riecht. Sehr sehr festes Fleisch, sogar fester als Bacalao. Zudem schmeckt es praktisch überhaupt nicht nach Fisch - auch wenn es sehr danach riecht. Falls wir keine Fischvergiftung bekommen, wird es diesen Winter wohl das ein oder andere Mal Gammel Sei geben- die nächsten 2 Jahre lang! :)

So, und nun die Bilder: (dazu gabs übrigends Gulløye-Kartoffeln von einem kleinen, felsigen Kartoffelacker am Ullsfjord. Auch vom Vermieter geschenkt. Gulløye sind eine eigentlich seht teure nordnorwegische Spezialität, die man in Geschäften nur sehr schwer zu kaufen bekommt. Sie wachsen ausschließlich in Nordnorwegen. Versuche im Süden scheiterten, da sie zu anfällig für Krankheiten sind und die Südnorwegische Erde zu viel Bakterien und solches Zeugs enthält.)
 
interessant...ist das eigentlich sowas ähnliches wie...na...jetzt fällts mir nicht ein...nicht lutefisk...sondern...??? jaa jetzt...RAKFISK ??? nee ich laub der gammelt nicht so lange und dafür mit molke oder so. hat das schonmal wer probiert?
 
stekus schrieb:
ich hab nur den schwedischen surströmming probiert - glaub den kann vom geruch her keiner toppen ...

den muss/soll man ja auch unter Wasser öffnen oder? Wegen der "Giftgase"!
@stekus: wie schmeckt den der? Hab ich noch nie probiert.

Nein, so schlimm ist das nicht. Habe auf Hitra mal sowas wie diesen Gammel Sei in ner Scheune gesehen (wer schon mal bei Knut Sjöhus war, kennt das vielleicht auch! ;) ) - das kann aber auch was anderes gewesen sein.
ich kanns ehrlich gesagt nicht auseinander halten!
Was ist der genaue Unterschied zwischen Lutefisk, Rakfisk,...?
Lutefisk ist doch vorher getrocknet und dann in Salzlake gelegt oder? Oder lieg ich da falsch?
 
hab das nur einmal gegessen - da sind wir aber weit weg von bewohntem gebiet gefahren und haben die dose aufgemacht. im haus würd ich das lieber sein lassen. an den geschmack kann ich mich nicht mehr erinnern ...
 
ja, lutefisk ist trockenfisch der dann in spezieller Lauge eingelegt wird...also eigentlich kein ekelfaktor...
rakfisk hat schon irgendetwas mit verrotten zu tun. hab da mal was von Salzlake und dann 3 Monate im kühlen Keller oder aber auch traditionel einfach vergraben (oberhalb des Polarkreises). letztens aber auch irgendwas mit Molke gelesen...weiß ich aber nicht mehr genau
 
Hallo zusammen.

Lutefisk wird aus Dorsch hergestellt. Der wird gesalzen, gewässert und dann in Lauge gelegt. Er hat eine recht wabbelige Konsistenz und ist leicht glasig.
Man kann den dann dämpfen oder im Backofen garen. Gehört reichlich Salz drauf. Gut ist er wenn er kurz davor ist auseinader zu fliessen.
Dazu reicht man Erbsenpure, ausgelassen Speck, Kartoffeln, Senf, Bechamelsauce, Senf ( grob und fein ), lefse, manche essen dazu noch Brunost und Sirup.
Das ganze ist wirklich lecker wenn man den Lutefisk weglässt!

Rakefisk wird aus Forellen hergestellt.
Die werden leicht gesalzen und dann in geschlossenen Behältern mehrere Monate fermentiert. Der Geruch und der Geschmack sind dann unterschiedlich ausgeprägt. Als ich das erste Mal einen Eimer mit Rakefisk aufgemacht habe, war ich kurz davor mich zu übergeben.
Der Geschmack lässt sich wohl am ehesten so beschreiben. Man stelle sich einen überreifen Blauschimmelkäse mit einem gewissen Fischaroma vor.
Rakefisk wird mit Flatbrød, Rødløk und Rømme genossen.
Ist auch gar nicht so schlecht wie man glauben kønnte, einfach den Geruch ausklammern und probieren.
Rakefisk ist nicht ganz ungefährlich, jedes Jahr gibt es Todesfälle nach dem Genuss ( Botulismusbakterien )

Beides sind norwegische Spezialitäten die zur Weihnachtszeit genossen werden.

Gruss, Oli.
 
zum rakfisk ist noch anzumerken, dass eigentlich das gleiche auch in deutschland mit heringen gemacht wird. heisst dann matjes.;);)
 
Naja, bin kein großer Matjesfan...
Hab in Lysöysund mal Saibling probiert, der war auch in Lake für mind. 1 Jahr eingelegt. War dann wohl auch sowas ähnliches, nur süßlicher.Nicht schlecht, aber irgendwie Schade um den guten Saibling!

Also Lutefisk hört sich ja grauenvoll an..."wabbelig"? :?
Hab mal die Lagerung dieser Spezialität bei nem Norweger gesehen. Das Zeug war nicht mal zugedeckt und oben drauf schwammen die toten Fliegen...aber wers mag...
Isländer essen ja auch jahrelang im Boden vergorenen Eishai...
 
Der Schwedische Surströmming entstand aus dem Mangel oder hohen Preis für Salz.
Die jungen Heringe werden mit der minimal möglichen Menge Salz gepökelt.
Es war früher für die Nordschweden die preiswerteste Variante Fisch haltbar zu machen.
Wenn er durchgesalzen ist, kommt er in Büchsen. Es bilden sich auf grund des geringen Salzgehaltes Faulgase die entsetzlich stinken.
Die Büchsen macht man unter Wasser auf weil der Überdruck beim entweichen auch Flüssigkeit mitreißt, es wird verhindert, daß man die Flüssigkeit auf die Kleidung bekommt.
Die Schweden haben dieses Essen auf Grund der wirschaftlichen Situation heute nicht mehr nötig, aber aus nostalgischen Gründen lebt es weiter.

Die Sürströmming Saison beginnt Ende August wenn die Tage kälter werden.
Dann kommen die blaugrünen Schmeißfliegen nicht mehr zum Essen.
Sie essen den Fisch mit Pellkartoffeln, gebuttertem Tünnbröd, Zweibeln, Bier und Aquavit.
Die Schweden machen dann regelrechte Partys, die im freien stattfinden.
Ich habe so etwas mal mitgemacht, und glaubt mir, sie hatten eine Superstimmung.
Den verherenden Geruch können sicher nur Menschen mit guter Laune ertragen. Es war, als ob der Geruch die Stimmung positiv geformt hat. Nach dem zweiten Bier waren alle sehr lustig.
 
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