Echolotwirkung auf Fische - Versuchsergebnis

Mucki

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Hallo zusammen,

wie in einem anderen Thread angekündigt, KLICK, es ging dort um den Funktionstest von Echoloten, habe ich mal die Wirkung eines Echolotes auf Fische in meiner Forellenzucht getestet.

Grund dafür war eben der Funktionstest des Echolotes, bei dem ich zufällig festgestellt hatte, das auch ich das Gebersignal spüre wenn es meinen Körper trifft. Es ist zwar kaum, aber doch spürbar.

Nun hat mich dies nachdenklich werden lassen, da ich davon ausgehe das Fische u.U. empfindlicher auf das Gebersignal reagieren als Menschen.
Durch ihre Schwimmblase könnte das Signal, welches ja gebündelte Schallwellen sind, verstärkt spürbar sein.

Zum Versuch:
Mein Echolot ist ein LOWRANCE X136DF, Leistung 4000W, erreichbare Tiefe max. 760m, mit Doppelfrequenzgeber 200/50KHz.

Der Fischweiher ist ein sogenannter Langstromteich von 35m Länge, 5m Breite und durchschnittlicher Tiefe von 0,8m unterteilt in 3 Kammern.
Besatz ca. 600 Forellensetzlinge von ca. 20cm Länge, etwa 600 Forellen von etwa 500-600Gramm und etwa 80 Großforellen von 2000-4000Gramm, sowie ca. 300 Elsässer-Saiblinge von 300-1200Gramm.
Desweiteren 20 Störe unterschiedlicher Rassen, 2 Hechte, mehrere Dutzend Aitl.

Die Forellen/Saiblinge stehen gewöhnlich je Kammer in ein oder zwei Schwärmen zusammen die sich mehr oder weniger kontinuierlich im Kreis drehen. Im Bereich des Zulaufes stehen sie oft auch als kompakter Schwarm direkt in der Strömung (Setzlinge)

Ich hab also das Echolot in der Form aufgebaut, das der Geber parallel abstrahlt und das Signal von den Weiherwänden aus Holz reflektiert wird.
Nach einer gewissen Wartezeit, in der sich die Fische wieder beruhigen konnten, habe ich dann das Gerät eingeschaltet.

Die Forellen die zuerst im Schwarm drehten stieben kurz auseinander um sich aber sofort wieder zu sammeln.
Nach dem Ausschalten und dem erneuten Einschalten der gleiche Effekt, allerdings weniger stark ausgeprägt.
Je öfter ich aus- und wieder einschaltete desto weniger zeigten die Fische eine Reaktion.
Bei permanenter Beschallung war KEINE Reaktion mehr feststellbar. Sie verhielten sich normal.

Nun montierte ich den Geber in Normalstellung, also Abstrahlung nach unten. Nach einer gewissen Beruhigungszeit schaltete ich das Echolot ein. Der Schwarm der sich dabei direkt unter dem Geber befand stieb kurz auseinander um sich aber sofort wieder zu sammeln.
Es lief also genauso ab wie im ersten Versuch.
Bei permanentem Betrieb des Echolotes war keine besondere Reaktion der Fische feststellbar. Der Schwarm wanderte durch das Becken und mied auch den Geber nicht. Manche Fische untersuchten ihn sogar aus der Nähe.

Interessant war auch die Feststellung das diverse Fische unterschiedlich reagierten.
So reagierten die kleinen Störe schwach bis gar nicht und die Großen überhaupt nicht.
Die beiden Hechte konnte ich ebenfalls direkt anblitzen, was aber eher Interesse erzeugte. Zumindest sah es so aus. Sie wendeten sich der Quelle der Störung zu, um dann gelangweilt weiter auf ihrem Platz zu stehen.

Die Aitl und Saiblinge reagierten ähnlich den Forellen.

Der Versuch mit unterschiedlichen Geberfrequenzen zeigte keine marginalen Unterschiede. Ich konnte also nicht sagen ob 50KHz mehr Wirkung erzeugten als 200KHz.
Eigentlich hätte ich ja erwartet das die Bässe mit 50KHz mehr Reaktion erzeugen würden.
Könnte aber auch ein Gewöhnungseffekt sein.



Man kann also sagen, das die Reaktion der Fische auf das Echolot zwar feststellbar ist, dieses aber irgendwann ignoriert wird, zumindest was das Fluchtverhalten anbelangt. Zumindest Dauerbeschallung wird offensichtlich bald ignoriert

Ob es sich mit dem Beissverhalten ähnlich verhält, kann man daraus aber nicht ableiten.
Ich kann mir auch durchaus vorstellen das visuelle Reize, also eventuelle Beute in Form von einem Pilker, die mögliche Beeinträchtigung durch ein Echolot überlagern.
Schließlich ist Futter lebenswichtig.;)

Auch kann man diesen Test nicht 100%-ig in die Natur übertragen, weil die Gegebenheiten in einer Teichanlage doch etwas anders sind. So können die Fische im Teich nicht oder nur sehr eingeschränkt in ungestörte Bereiche ausweichen.




Als Erkenntnis aus dem Test werde ich bei meinem nächsten Norgeaufenthalt den Einsatz des Echolotes aber sehr differenziert betreiben. ;)
Also Schwarm suchen und wenn gefunden, abschalten. Mal sehen ob es dann besser funzt. :)
 
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Hallo hecht911,

Hab ich mir gedacht das diese Frage kommt.

Es handelt sich dabei um zwei Mini-Hechte von ca. 45cm und 50cm die im Becken der Großforellen schwimmen. Vorübergehend versteht sich.

Aber eigentlich müßten die zwei eher Angst vor den Forellen haben als umgekehrt :D
 
Überhaupt nicht, sind sozusagen vorübergehend auf Diät.

Die beiden stammen von einer Elektroabfischung und werden in dem Becken zwischengehältert um später in ein anderes Gewässer umgesetzt zu werden.

Außerdem schwimmen in dem Becken etliche Aitl rum die auch den Forellen als Appetithappen dienen. Da können sie sich meinetwegen bedienen.:}
 
Auf jeden Fall haben die Fische reagiert.
Ich denke mal werde in Zukunft mir dem Echolot etwas vorsichtiger sein.

Mucki, Danke für deine Mühen :)
 
@Mucki Klasse mit dieser "Feldstudie". :baby: :baby:
Aber eins gebe ich zu bedenken, ich gehe von aus das die Abgabe von Signalen nicht unähnlich dem Ultraschall von räuberischen Walen ist, daher mag es durchaus sein das ein Atlantikfisch ganz anders reagiert, da er weiss das diese Schallstösse mit Gefahr verbunden sind. :?
 
Was mich an der ganzen Sache stört, ist die Aussage, (hab ich irgendwo mal gelesen), das Fische diese Frequenzen die beim Echolot eingesetzt werden, nämlich 50KHz bzw. 200KHz, eigentlich gar nicht hören können.

Anscheinend können sie sie aber spüren. Obwohl auch das irgendwie unlogisch ist, zumindest nach meinem akkustischem Verständnis.

Bis jetzt war ich eigentlich der Meinung nur Infraschall, als niederfrequenter Schall unterhalb von 50Hz, hätte Kraft und Masse genug auch spürbare/fühlbare Wirkungen zu verursachen.

Der Test zeigt aber offensichtlich was anderes.

Ich hab unten noch eine Grafik angehängt welche die Hörbereiche einzelner Lebewesen zeigt, leider aber nicht von Fischen. Trotzdem nicht uninteressant.

HIER ist noch ein Link zum Thema.
 
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Ein interessanter Ansatz und Versuch!

Ich habe mal eine Echolot mit 700 Watt im Zimmeraquarium mit 60cm Tiefe ausprobiert ... und überhaupt keine Auswirkungen auf das Verhalten der Fische feststellen können. Natürlich sind die "Aquarianer" mit Sicherheit sehr viel gewohnt (Trittgeräusche, an das Scheibe klopfende Kinder, etc), aber diese Frequenzen sind deutlich anders verteilt, als bei einem 192 kHz Geber.

Mit Sicherheit wichtig ist der Aspekt, dass die Energie des Schalls mit dem Verhältnis 1/r^2 abnimmt. Kommt also in 1m Wassertiefe die (willkürlich festgelegte) "Schalldichte" von "Eins" an, dann sind es in 10m Tiefe nur noch 0,01=1%, in 40m Tiefe nur noch 0,0625%. Ob das dann noch Auswirkungen hat, ist fraglich oder nicht bewiesen - aber zumindest hoch spekulativ.
 
Das nenne ich mal Praxis Test.
Also hat das Echolot nicht die übrragende einwirkung auf die Fische sie nehmen es war und gewöhnen sich dran.(im Teich jedenfals)
Jo danke für die mühen Mucki.

Matze
 
da deine forellen die volle ladung erhalten haben, kann man eigentlich davon ausgehen,
dass Fische in 50 meter tiefe wenig auf das echolot reagieren. meine erfahrungen im umgang mit dem echolot sind ähnliche. ich konnte bisher noch nicht feststellen, dass
die fische sich aus dem sendekegel entfernt haben.
dem köhler schreibt man ja diesbezüglich erhöhte feinfühligkeit zu. auch das kann ich nicht bestätigen.
@ mucki
der feldversuch ist schon einzigartig ;) ;)
@ jetblack
der versuch ist allerdings nicht mehr zu toppen :) :)
@ beide
bitte nicht mit karbid experimentieren :D :D :D :D


holstentrinker
 
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Jetblack schrieb:
Mit Sicherheit wichtig ist der Aspekt, dass die Energie des Schalls mit dem Verhältnis 1/r^2 abnimmt. Kommt also in 1m Wassertiefe die (willkürlich festgelegte) "Schalldichte" von "Eins" an, dann sind es in 10m Tiefe nur noch 0,01=1%, in 40m Tiefe nur noch 0,0625%. Ob das dann noch Auswirkungen hat, ist fraglich oder nicht bewiesen - aber zumindest hoch spekulativ.

Das mußt Du mal näher erklären :?

Das X136DF hat eine maximal erreichbare Tiefe von ca. 750m, unter optimalen Voraussetzungen.

Nach Deiner Rechnung kommt da so gut wie nichts mehr an. Wenn man dann noch bedenkt das dies nur der halbe Weg ist und auf dem Grund noch eine Menge absorbiert wird. :? :?
 
Man muss sich das so vorstellen, daß die gesendete Energie durch eine Kreisfläche tritt, deren Größe mit dem Sendekegel und der Tiefe in Zusammenhang steht.

Bei einem Geberwinkel von 20 Grad ist die Kreisfläche (A) in 1m Tiefe (T) ca. 0,09m^2 groß. Durch diese Fläche geht die Sendeleistung (P) des Echolots durch.

Kreisfläche (A) in Abhängigkeit der Tiefe = [(sin1/2*Geberwinkel)*T]^2*Pi
[(sin1/2*Geberwinkel)*T] ist dabei der Radius des Kreises

Die gesendete Leistung verteilt sich dann auf die Fläche ist dann P/A - somit verhält sich die "Leistungsdichte" (wohl Flux genannt) proportional zu 1/r^2.

In 10m Tiefe hat der Kreis dann schon eine Fläche von 9,47m^2
Also 100fache Fläche des Kreises im Vergleich zu der Tiefe 1m und daher nimmt die Leistungdichte auf 1% ab

In 100m Tiefe sind das 947m^2 und nur noch 0,01% Leistungsdichte (im Vergleich zu 1m Tiefe)

Es kommt also wirklich nur noch ein Bruchteil unten an ... und auf dem Weg des Signals nach oben zum Empfänger gelten die gleichen Regeln.

Da Ganze ist hier noch rein geometrisch, und berücksichtigt noch keine Dämfung des Signals im Wasser.

Eigentlich zeigt das aber auch, wie empfindlich die Geräte inzwischen sind.

Lowrance hat ein recht nettes Tutorial zur Wirkungsweise der Geräte (auf englisch)
http://www.lowrance.com/Tutorials/Sonar/sonar_tutorial_01.asp
 
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