Fortsetzung
So, nun ist wieder ein bisschen Zeit zum Schreiben.
Also, erster Tag war nicht so toll, abgehakt. Entschädigt hat die Natur, auf dem Wasser und auch an Land. Es wurde schnell klar, warum es so viele Norwegen-Verrückte gibt. Zweiter Tag, früh raus mit neuem Mut und Vorsätzen. Ich muss vorraus schicken, dass wir nicht die grösste Erfahrung mit Naturköder hatten und uns auch schnell der Mut verlassen hat, als nichts gebissen hat. Wir haben es mit Fischfetzen an unterschiedlichen Vorfächern probiert, die im Katalog oder im "Blinker" prophezeiten Monsterlengs blieben jedoch aus. An diesem Tag sind wir auf "unserer" Seite Richtung Süden gefahren und haben über die Tiefensprüge nur gestaunt. Da stehste mit dem Boot 10m von einer Felswand entfernt, die geht ca. 100m steil nach oben und unter dir sind 150-200 Wasser bis zum Grund. Je weiter südlich du fährst, desto flacher wird es in Ufernähe, zumindest auf dieser Seite. Zum Einsatz kamen auch die von allen Seiten gepriesenen Bergmann-Pilker von 200-500gr. alles dabei. Es sollte sich jedoch schnell heraus stellen, dass die in diesem Gebiet nix taugen. Durch den felsigen Untergrund wurde die Spitze des Pilkers sehr schnell Platt geklopft mit dem Ergebnis, dass der Sprengring ausbrach oder der Haken sich verkeilte. Der Vormittag brachte einen Leng, einen Lumb, zwei Rotbarsche und 4 Dorsche. Dorsch war übrigens bei unserer Tour eine Seltenheit. Nachmittags Stellungswechsel auf die andere Seite, genau gegenüber von Helland, dort öffnet sich das westliche Kreuz. An der Spitze weicher Untergrund, ein paar Babydorsche, 3 Köhler und einen Glasbutt(?). Der sah schon komisch aus, fast durchsichtig, großes Maul und meinte damit einen 200gr. Pilker fressen zu können. Naja, wenigstens hatten wir schönes Wetter. Dritter Tag: Nach abendlichen Studium der Karten entschlossen wir uns Richtung Norden zu fahren, dort gibt es eine Untiefe (9m) ringsherum um die 150 bis 200m. Bevor wir überhaupt fischen konnten, mussten wir erstmal die Messer wetzen. Unser Vermieter hatte wohl den leichten Frust bemerkt der sich breit machte und hatte abends Netze ausgelegt. Mit "Hier wollt ihr ein paar Butt haben" stellte er uns einen großen Kübel vor die Füsse, der bis oben hin voll war mit Heilbutt, Schollen und sonstigen Plattfischen, insgesamt gut 25 Stück. Also erstmal ausnehmen, eintüten und einfrieren. Mit der Untiefe hatten wir dann auch noch den richtigen Riecher: Insgesamt 40 Köhler, der größte 86cm. Alle gefangen bei Driften, die über die Untiefe gingen, Wassertiefen zwischen 15 und 85m. Tiefer war tote Hose. Köder: Leuchtendgrüne Octopusse bei denen wir die Fransen gekürzt haben. Nachdem wir die ersten Köhler hoch hatten und sie beim Abschlagen einen schleimigen, hellroten Brei auskotzen, kam einer von uns auf die Idee, die grünen Octopusse mit einem roten Edding anzumalen (Was man nicht alles so in der Tasche hat!), die anderen wären vor Lachen fast von Bord gefallen. Mit den Dingern hat er allerdings mehr gefangen als wir zusammen! Irgendwann war aber die Beisszeit auch wieder zu Ende und wir sind dann schon im Dunkeln nach Hause gefahren.
In den nächsten Tagen haben wir dann noch andere Stellen ausprobiert, auch in Nähe der Lachsfarmen, die dort vereinzelt zu finden sind. Hütet euch aber davor dort zu dicht ranzufahren. Sigwe erzählte uns, dass ein Abstand von 50m einzuhalten ist, sonst setzt es saftige Strafen, angeblich bis 5.000.-€! In der Nähe der Farmen sollen sich wohl auch viele Köhler rumtreiben, es fallen ja alle paar Minuten leckere Pellets für die "Fjordlachse" ins Wasser. Wir hatten da allerdings nicht so dollen Erfolg. Naturköder hatten wir inzwischen völlig abgehakt. Ich will euch jetzt nicht mit Fangstatistiken langweilen, das weckt entweder Hoffnungen die nicht erfüllt werden oder trübe Stimmung, die wirklich nicht angebracht ist.
Die Tage vergingen wie immer viel zu schnell und trotz der bescheidenen Fänge waren wir alle schwer beeindruckt und haben uns vorgenommen wieder nach Norge zu fahren.
Apropo fahren. Wir sind von Haugesund bis nach Nedstrand gefahren, dort auf eine Fähre und übergesetzt nach Hebnes. Da spart ihr euch den Weg oben über das Kreuz vom Krossfjord. Die Fähre fährt allerdings nur einmal am Tag Fahrplan gibs hier:
http://www.rogtraf.no/rutermai05/Hanasand-Jelsa_05.pdf .
Noch ein paar Tips: Im Kleingedruckten steht "Für Selbstversorger", das ist auch so, das Haus ist am Arsch der Welt, mal zwischendurch was einkaufen, könnt ihr vergessen. Der Vermieter, Sigwe, ist nicht mit Unmengen an Alkohol zu beeindrucken. Die Truppe nach uns, wir haben sie noch vor unserer Abreise getroffen, hatte 20 Flaschen Whiskey mit, um damit den Sprit zu bezahlen. So wie ich Sigwe kennen gelernt habe, hat er dankend abgelehnt. Wir haben ihm eine Flasche Jägermeister geschenkt, das er hat zur Kenntnis genommen, vielleicht hat uns das auch zu den Plattfischen verholfen, mehr aber auch nicht.
Abschließend kann ich euch nur meinen Neid aussprechen, dass ihr nach Norge fahrt. Ihr werdet es nicht bereuen. Wenn ich die CD finde, stelle ich noch ein paar Bilder rein. Ich habe auch noch Material, was euch bei der Orientierung auf See helfen könnte! DSL-Anschluß wäre da aber von Vorteil!
Gruß
Karsten