Im Verlaufe des Jahres haben sich sehr viele Fehlannahmen, Gerüchte, verquere Ansichten und ignorierte Realitäten breit gemacht, sehr viele davon stammen aus den Reihen der Berufsfischer und deren Vereinigungen.
- Gerücht: Es gäbe geschäftsmäßigen Schmuggel von Großmengen zum Verkauf an hiesige Restaurants - Das verstößt zumindest in Deutschland gegen die Lebensmittelverordnung. Kein deutsches Restaurant darf privat gefangenen Fisch verkaufen. Wenn überhaupt verkauft der ein oder andere Fisch im Bekanntenkreis um die Kosten seines Urlaubs etwas zu kompensieren. Eine starke Verbreitung dieser Praxis halte ich jedoch für unwahrscheinlich.
- Gerücht: Angelnde Touristen haben einen Einfluss auf die von der Berufsfischerei befischten Gebiete - Das dürfte in den aller seltensten Fällen der Fall sein, so fahren die meisten Berufsfischer doch erheblich weitere Strecken als es die Angler tun.
- verquere Ansicht: Es sollte eine Quote für Angelcamps geben, diese sollten ihren Gästen die Mitnahme von Fisch verweigern wenn die Quote erreicht ist - Es sollte außer Frage stehen, dass man jemandem der Jahre im vorraus bucht nach Ankunft sagt: Feierabend, Gesamtquote ist erreicht. Somit verbleibt nur eine für die Berufsfischerei als Stellschraube an der man drehen kann.
- verquere Ansicht: Wenn Fischer ihre Fänge nicht zurücksetzen dürfen, dann sollten es Angler auch nicht dürfen
- Fehlannahme: Vollständiges Ausfuhrverbot würde den Schmuggel großer Mengen stoppen
- Fehlannahme: Touristen schmeißen das meiste des Fisches weg, bzw
- ignorierte Realität: Eine lückenlose Kontrolle von Grenzübergängen ist nicht möglich, nichtmal ein nennenswerter Prozentsatz kann
- ignorierte Realität: Berufsfischer filetieren lediglich schneller als Touristen, nicht unbedingt effektiver. Daher produzieren sie Prozentual den gleichen Abfall. Bauchlappen würde auch niemand im Supermarkt kaufen. Das Durchschnittliche Angelcamp bietet nicht die Option Fischabfälle zu Fischmehl zu verarbeiten oder ähnliches.
- ignorierte Realität: Die wenigsten betreiber von Angelcamps sind davon begeistert einen hohen administrativen Mehraufwand zu haben und Verantwortung für die Fänge der Touristen übernehmen zu sollen
- ignorierte Realität: Wenn überhaupt sind es Russen die große Mengen Fisches geschäftsmäßig schmuggeln, fliegende Touristen haben überhaupt nicht die Kapazitäten
Es wird intensiv Stimmung gegen den Fischereitourismus gemacht und die Politik steht wie so oft vor der Aufgabe irrationale Forderungen mit medial wirksamen aber real ineffektiven Maßnahmen zu bekämpfen.
Ich habe jedoch einen Vorschlag:
Jeder Angler zahlt pro Kilogramm den Preis, welchen ein Fischer bei Verkauf des Fanges bekommen würde. Dafür gibt es keine Begrenzungen der Mitnahmemenge.
Das wären ca 3 EUR für ein Kilogramm Dorsch und 1 EUR für Köhler. (Ausgenommen, ohne Kopf)
Der Vermieter stellt die Wägevorrichtungen und EC Terminals für die Bezahlung bereit, er wird seitens des Staates für die Investition und den Arbeitsaufwand kompensiert. Als Nebeneffekt kann er das EC Terminal benutzen um ,mittels Preauthorization, Kautionen für Boote zu reservieren. (Das wäre schon für sehr viele Vermieter)
Die eingenommenen Gelder können in die Förderung einer nachhaltigen Fischerei investiert werden und können diejenigen Unternehmen im Fischreisektor subventionieren, deren Existenz durch Quotenreduktionen oder zurückgehende Fangmenden der Region bedroht sind.
Zusätzlich zu den Wägeeinrichtungen in Angelcamps, sollte es entlang der Hauptverkehrsstrecken und in Häfen für Touristen Wägestationen geben, wo eine Bezahlung möglich ist. Somit sind auch die Wohnmobilreisenden in der Lage ihre Mengen abzuwiegen.
Tabellen mit üblichen Kühlboxen und deren Leergewicht vereinfachen das wiegen von verpacktem Fisch.
Sollte jemand tatsächlich geschäftsmäßigen Schmuggel betreiben, so könnte er seine Operation dann legalisieren. Die geringen Kosten sollten das verringerte Risiko einer Strafzahlung mehr als aufwiegen.
"Echte" Touristen bekommen nach wie vor einen Wisch vom Vermieter, auf dem jedoch auch die Menge vermerkt ist. Die Häfen lassen jeden der offensichtlich Angeln war aber keinen Beleg vorweisen kann direkt zum Zollhaus fahren. (Das wird nicht häufig passieren.)
Die wenigsten Touristen werden ein Problem damit haben für die Ausfuhr ihres Fisches eine geringe Menge bezahlen zu müssen, die Summe ist gering genug, als dass sie in den restlichen Kosten des Urlaubs untergeht.
Es stünde auch jedem frei nochmal ein paar Kilogramm mehr mitzunehmen und diese an Bekannte zu verkaufen, so sie denn glauben, die Mehrkosten kompensieren zu müssen.
Somit ließte sich zumindest eine 100%ige Kontrolle aller Angeltouristen auf Fähren erreichen, ohne dass diese dardurch einen Mehraufwand hätten.
Es gäbe sicherlich Kleinigkeiten zu optimieren und gesammelte Erfahrungswerte würden mit Sicherheit Einfluss auf die Umsetzung haben, aber im großen und ganzen denke ich, dass es eine gangbare Lösung für die meisten Probleme ist.
Nebenbei wäre das Problem gelöst, dass man verstärkte Kontrollen durchführen muss. Da der legale Weg dermaßen leicht zu gehen und vertretbar ist, könnten die Strafen auch entsprechend unverhältnismäßig sein. Wer Fisch ausführt den er nicht bezahlt hat erhält Landesverbot auf Lebenszeit , 1000 Euro Strafe und sämtliches Tackle wird konfisziert.
Vielleicht habe ich ja bei meiner Idee etwas übersehen oder meinerseits falsche Annahmen getroffen, wenn dem so ist, raus damit.
Bis dahin finde ich meine Idee erstmal gut - gut genug, dass ich sie an Herrn Nesvik geschickt habe, so hat er doch dazu aufgefordert ihm Ideen zukommen zu lassen.
Ob ich darauf eine Reaktion erhalte werde ich abwarten müssen, aber man darf ja noch hoffen. Denn in der Debatte sind schon viele zu Wort gekommen, bis auf uns Angler, uns hat noch keiner gefragt - es wird Zeit, dass sich das ändert.