28.5.2017; East Sooke
Letzten Samstag Abend und Sonntag waren Olaf und Elke wieder zu einem Kurzbesuch bei mir. Die beiden Westkuestenfans touren nun schon zum zigsten Mal in dieser Gegend hier herum – sie kriegen einfach nicht genug! Wir hatten uns schon letzten Herbst kurz in Victoria getroffen. Leider hatte es da nur fuer einen etwa zweistuendigen Angelausflug abends in der Woche nach der Arbeit gereicht – und leider ohne Erfolg. Olaf ist aber ein findiger Angler der auch alleine schon ein paar ordentliche Fische in den kuestennahen Gewaessern erwischt hat. Dieses Mal wollten wir aber unbedingt mal eine ernsthafte Tour auf Meeresfische unternehmen.
Ende Mai ist sicherlich eine tolle Reisezeit hier in BC; gleich aus mehreren Aspekten. Einmal sind noch nicht die grossen Touristenmassen da, die die Nationalparks und die beliebten Reiseziele im Hochsommer regelrecht ueberschwemmen koennen. Das macht das Reisen erholsamer und den Einblick in die hiesige Natur einfach authentischer. Desweiteren kann man noch die reduzierten Randsaisonpreise bei Fluegen, Unterkuenften und Fahrzeugvermietungen ausnutzen um etwas mehr fuer sein Reisebudget zu bekommen. Aber nichts hat halt nur Vorteile und so muss man sich im Mai auf andere Angelbedingungen einstellen. Die Lachse sind noch im Meer unterwegs und in den Fluessen sind daher “nur” Forellen zu fangen. Die Wintersteelheads sind schon wieder im Meer und die Sommersteelhead noch nicht im Fluss. Im Meer steht Heilbutt ganz gross auf der Liste – allerdings ist man da ein bisschen auf die Gezeiten und auf jeden Fall auf ein Boot angewiesen – leider waren letztes Wochenende keine guten Heilbuttgezeiten. Die Grosslachse sind noch vor der Westkueste unterwegs und erst in kleineren Gruppen in den inneren Kuestengebieten zu fangen. Die Lachsangelei vor Victoria bis Vancouver und Seattle beschraenkt sich um diese Jahreszeit immer noch hauptsaechlich auf die kleineren Fresslachse – Winter Chinooks. Mai bis mitte Juni ist vorallem Forellensaison fuer die Touristen mit Angeln im Gepaeck. Es sei denn sie chartern ein Guideboot an der Westkueste der Insel.
So hatte ich es Olaf auch erklaert und dementsprechend hatte er sich mit seinem Angelgepaeck auch vorbereitet. Am Sonntag Morgen wollten wir aber raus auf’s Meer um zu sehen was es schon zu fangen gab. Irgendetwas wuerde schon beissen, dachte ich. Ich nahm auch eine Pilkerrute mit damit Olaf vielleicht ein paar der urigen Bodenbewohner zu sehen bekam. Elke wollte auch mit obwohl sie nichts weiter mit Angeln am Hut hat. Ich war unschluessig an welcher Stelle wir es probieren sollten. Ich hatte vereinzelte vielversprechende Berichte von den Oak Bay Flats direkt vor Victoria gehoert. Dort sollte der Wind am Sonntag auch am schwaechsten sein. Allerdings erwarteten wir alle den ersten groesseren Schwall an Grosslachsen von Westen her und daher tendierte ich lieber zum westlich gelegenen Sooke oder East Sooke. Dort sollte es aber etwas schaukeliger werden und die Chance, dass die Grosslachse gerade an diesem Tag auftauchten waren auch nicht gerade riesig. Eine schwierige Entscheidung.
Am fruehen Morgen hatte ich dann entschieden Richtung Westen zu fahren und die typischen Sommerlachsgruende vor East Sooke zu probieren. Die wilde Kueste dort wuerde eine schoene Kulisse bilden und vielleicht hatte wir ja Glueck! Elke und Olaf war es egal, meinem Sohn Alexander, unserem Fishing Guide Assistenten heute, auch. Als wir an der Cheanuh Marina ankamen, war erstaunlich wenig los an der Rampe. Der Marinabetreiber befuerwortete meine Angelplatzwahl – die Trap Shack Bucht. Angeblich waeren in den vergangenen Tagen dort einige ordentliche Lachse gefangen worden. Trap Shack ist nie verkehrt in einer starken Ebbstroemung.
Wir liessen vor der Marina noch kurz die Krabbenfalle hinab und machten uns dann auf die etwa 10 minuetige Fahrt. Am Ausgang der Becher Bay Bucht verschluckte uns nicht nur dichter Seenebel (warmes, trockenes Wetter und kaltes Meer) sondern empfing uns auch ein ordentlicher Wellengang. Es war eine sehr schaukelige Tour bis zum Angelplatz aber ich wusste, dass es in der Trap Shack Bucht besser sein wuerde. War es auch, wenn auch nicht gerade ruhig. Zwischen 2-3 anderen Booten machten Alex und ich 2 Schleppruten mit Blinker und Koederfisch fertig. Olaf schaute gespannt zu um zu lernen. Dann steuerte ich eine Runde dicht unter Land was aber durch den dichten Nebel kaum zu sehen war.
Es dauerte nicht lange da sahen Alex und Olaf ploetzlich die Blinkerrute ausloesen. Ich war am naehesten und sprang hin um anzuschlagen. Leider war kein Kontakt mehr da als ich die Rute in der Hand hatte. Hm, Fehlbiss. Aber immerhin ein Lebenszeichen. Olaf trainierte etwas mit den Rutenhaltern und schaute sich die Moochingrolle genau an, damit er Bescheid wusste wenn es so weit war. Eine Schleife ueber das O’Brian Riff und ploetzlich zuckte wieder die Blinkerrute los. Alexander sah es zuerst und war sich erst nicht ganz sicher, ob das auch wirklich Fisch war denn es war viel Treibgut und Kraut im Wasser. Als ich es auch zucken sah und bestaetigte, nahm er die Rute auf und ruckte an. Was auch immer dran hing kaempfte nicht viel sondern liess sich einfach herankurbeln. Ein kleinerer Felsenbarsch wie sich herausstellte. Alex hakte ihn schnell ab – schneller als gewollt, da Olaf wohl gerne mal einen Blick darauf geworfen haette. Alex, als verantwortlicher Fishing Guide, fuehlte sich schlecht, dass er die Wuensche unseres Gastes so vergessen hatte! :-)
Es kamen immermal wieder gute Futterschwaerme durch das Echolot. Das machte mich hoffnungsvoll, dass heute noch was passieren wuerde zumal die beste Beisszeit um den Stroemungswechsel so zwischen 10 und 11:00 Uhr ja noch bevor stand. Ich hoffte auch, dass die Sonne bald durch den Nebel durchbrannte – so war es regelrecht kalt auf dem Boot und wir waren alle froh eine dicke Jacke mitgebracht zu haben. Mir wurde immer wieder warm vom Kraut von den Schnueren entfernen und das Boot in dem Geschuckele auf Kurs zu halten. Bei diesen lausigen Bedingungen hatte wir uns ein paar Fische redlich verdient.
Dann zog ich eine weitere Schleife ueber das Trap Shack Riff. Ploetzlich merkte Olaf auf und zeigte zur Blinkerrutenspitze hin die unruhig zuckte. “Jaaa, Biss!”, meinte ich und nickte Olaf zu. Der holte sich die Rute aus dem Halter und ruckte die Schnur aus dem Clip. Da in diesem Moment die Schnur kurzzeitig schlapp wird, dachte er erst, der Fisch waere weg aber ich rief ihm zu zu kurbeln. Und tatsaechlich wurde die Rute gleich darauf krumm. Oha, der Fisch zog auch gleich ein Stueck Schnur ab. Jawoll! So haben wir das gerne! Alex und ich holten die andere Rute ein und die Downrigger hoch und machten das Deck landungsbereit. Oalf’s Gegner war ein ziemlich sportlicher Geselle, nahm er sich doch immer wieder ein Stueck der Schnur zurueck, die Olaf ihm gerade abgewonnen hatte. Olaf machte das ganz geschickt und abgebrueht – da merkte man, dass da jahrzehntelange Angelerfahrung dahinter steckte. Aber ein paar Mal dachte er schon er haette den Fisch verloren weil die Spannung nachliess. Der Fisch schoss aber nur auf’s Boot zu und ich riet Olaf zu kurbeln wie ein Berserker. Der Fisch war noch dran! Dann kam der Fisch in Sicht. Ich war etwas enttaeuscht – nach dem Hin und Her hatte ich ein zweistelliges Kaliber erwartet. So sackte ich den etwa 7-8 pfuendigen feisten Chinook mit dem Kescher bald ein. Na gut! Als Anfang nicht schlecht aber vielleicht ging ja noch mehr! Olaf schien schon sehr zufrieden. Elke hatte ein paar Fotos vom Drill gemacht.
Ich drehte nun etliche weitere Runden um die Fangstelle herum; aber ersteinmal erfolglos. Wir sahen auch um uns herum kein anderes Boot drillen. Ein paar bekannte Guides bearbeiteten die gleiche Gegend aber bislang wohl erfolglos. War natuerlich auch schwer zu sehen im Nebel. Vielleicht fingen andere Boote den einen oder anderen Fisch wenn sie ausser Sicht waren. Die Stroemung liess dann merklich nach und ploetzlich ruckte es wieder an der Blinkerrute. Olaf sah es zuerst und kannte nun schon den Drill – schnappte sich die Rute und bekam Kontakt zum Fisch. Es stellte sich schnell heraus, dass das nichts Grosses sein konnte. Der Fisch nahm keine Schnur und wehrte sich nur mit ein paar Kopfstoessen. Als Olaf den Fisch neben das Boot gebracht hatte, warf ich kurz einen Blick darauf – wieder ein markierter Winter Chinook, ziemlich klein aber doch brauchbar. Ich entschloss ihn auch mitzunehmen. Der Haken fiel schon im Kescher raus – der hatte ganz knapp gehangen! Mit ca. 5 Pfund war dieser Lachs sicher keine Trophaee aber ein klasse Speisefisch. Und bei den erschwerten Bedingungen heute hatten wir jede Belohnung verdient.
Kurz darauf versuchten wir mal ein paar Bodenfische mit dem Pilker aufzustoebern. Leider hatte die Flut nun schon so stark zugenommen, dass man an den tieferen Riffen gar nicht mehr vernuenftig angeln konnte. Ich versetzte uns direkt vor die Klippen und vor Krautzonen – normalerweise erwischt man dort immer mal ein paar Barsche, Lings oder Greenlings. War heute aber nicht so. Ich glaube ein oder zwei kleine Barsche konnte Olaf hochbringen. Und er hatte noch ein paar Bisse, die er verpasste. Aber das lief heute nicht sehr gut. In einer kleinen Bucht vor Beachy Head stellte ich wieder auf Lachs um und hatte vor bis kurz vor die Marina zu schleppen. Bei Flut konnte es gut sein, dass sich dort Futter und daher auch Lachs versammelt hatte. Dummerweise fuhr ich in irgendein Unterwasserhindernis – wahrscheinlich ein altes Kabel oder versunkenes Krabbenfallengeraet was uns beide Downrigger- und Koedergeschirre kostete. Ich versuchte von 3 Seiten herum das Geraet loszubekommen – keine Chance. Es blieb uns nur noch die Kabel und Schnuere abzutrennen. Damit war der Tag gelaufen. Naja, das war zwar sehr aergerlich und auch kostspielig aber es haetten schlimmere Katastrophen passieren koennen und ich wollte auch nicht, dass so ein Missgeschick uns die gute Laune verdarb.
Die Krabbenfalle war leider auch leer. Doch die Sonne in der Marina war uns nun sehr willkommen – schnell wurde uns wieder warm nach dieser nebelverhangenen Tour. Ich schnitt den beiden 4 feine Lachsfilets am Schlachttisch und nahm die Reste mit fuer meinen Heilbuttduftsack. Dann verabschiedeten sich die 2 und fuhren der Westkueste weiter entgegen. Alex und ich fuhren wieder nach Hause. Mein Nachbar sah mich kurze Zeit spaeter das Boot reinigen und erzaehlte, dass er mit 2 Kumpels zu den Oak Bay Flats zum Fischen gefahren war. Nun waren diese Kerle nicht gerade Angelexperten und eher dem Bier zugeneigt. Nun war ich aber wirklich sauer: hatten diese 3 Clowns doch mal so nebenbei 3 schoene Chinooks von 9-13 Pfund gefangen, hatten den ganzen Tag Sonne pur genossen und kaum eine Welle auf dem Wasser gehabt. Aber wann war Angelglueck schon je fair verteilt?