27.6.2015; Nootka Tag 1
Freitag Abend bis Montag Mittag war Nootka Sound, Westkueste Vancouver Island angesagt. Ich hatte ein schoene Wohnung in der Main Lodge des Moutcha Bay Resorts gebucht um mit meinem Sohn Alexander und seinem angelverruecktem Freund Alec am Moutcha Bay Salmon Derby teilzunehmen. Dieses Event ist so etwas wie der Saisonstart fuer das Resort und etwa 150 Angler nehmen daran teil. Ich kannte den Resort Manager und Top-Guide Gibran White von vorherigen Trips dahin und mein eigenes Angelderby in Sooke liess sich dieses Jahr wieder von der Resortkette Nootka Marine Adventures, zu der Moutcha Bay Resort dazugehoert, sponsoren. Als Dankeschoen fuer das Sponsoring spendet mein Derby $4000 an die dortige Freiwilligentruppe Nootka Sound Watershed Society, die fuer Lachsaufbauprogramme im Nootka Sound zustaendig sind. Ausserdem sollte dieser Trip meinen Sohn Alexander mal beim etwas ernsteren Angeln testen, da er sich kuerzlich beschwert hatte, ich naehme immer nur seinen aelteren Bruder zu den coolen Angeltrips mit. Mal sehen wie Alexander so mit 4:00 Uhr frueh aufstehen und 7 Stunden Bootsangeln pro Tag klarkommt!
Moutcha Bay Resort ist eines der wenigen Angelresorts an der Westkueste, das an Land gebaut und ueber eine Strasse erreichbar ist. Daher ist es auch bei RV-Touris beliebt und frequentiert. Es ist ganz am inneren Ende des langen Nootka Sounds, der sich durch das Westkuestengebirge hindurchschlaengelt. Durch diese Lage im Sound hat man viel Wasser vor der Tuer das daher aeusserst windgeschuetzt liegt und Angeln vom Kleinboot, ja sogar vom Kanu und Kayak moeglich macht. Das auch ausreichend Fisch bis in die unmittelbare Naehe des Resort kommt, dafuer sorgt der Conuma River, ein Lachsfluess, der direkt vor dem Resort in den Sound muendet. Ab Mitte Juli bis in den November hinein kommt Schwall auf Schwall Lachs direkt an dem Resort vorbei. Der Conuma hat einen hervorragenden Chinookbestand; dank der Lachsbrutstation am Fluss ca. 10 Minuten vom Resort weg. Dieser Fluss ist einer von nur 2 Lachsfluessen auf Vancouver Island in dem man Chinooks sogar im Fluss behalten darf beim Angeln. Oftmals sind die Conuma-Chinooks tief im Sound und dann im Fluss schon tief dunkel verfaerbt – je mehr desto minderwertiger wird allerdings die Fleischqualitaet. Kaempfen koennen aber selbst die dunklen Chinooks noch wenn mit der Angel gehakt.
Wer Speisequalitaet sucht, faehrt lieber weiter Richtung Sound-Ausgang – je weiter desto silberner werden die Lachse wieder. Die Fahrt mit einem flotten Motorboot von Moutcha Bay bis zum Sound-Ausgang dauert etwa 45 Minuten. Je weiter man sich dem Ausgaeng naehert, desto vielfaeltiger wird auch der Grundfischbestand. Waehrend man tief im Fjord mittlere Ling Cods bis 20 Pfund und Felsenbarsche um die 30 cm erwischen kann, ebenso ordentliche Schollen u.a., kann man in Hoehe des Sound-Ausgangs regelmaessig mit Heilbutt und Gross-Ling (1 – 1.5 m) rechnen, als auch mit grossen Felsenbarschen (50 cm) und Yellow Eyes bis 1 m Laenge wenn man die richtigen Stellen findet.
Wir reisten Freitag Abend an – eine etwa 5 stuendige Fahrt von Victoria, wobei man die letzten 40 Minuten auf einer staubigen Schotterpiste fahren muss. Die Schotterpiste ist zwar gut gepflegt, hat aber einige steile und kurvige Strecken die ich nicht mit meinem Boot bezwingen mag. So hatte ich beschlossen von der hervorragenden Mietbootsflotte im Resort Gebrauch zu machen. Ist zwar nicht ganz billig aber fuer $300 bekommt man von 5:00 – 12:00 Uhr ein erstklassiges 18‘ Aluminiumboot mit Downriggern, gutem GPS/Echo und allem Angelzubehoer was man zum Trolling und Pilken so braucht. Fuer ein zweitaegiges Derby haette es sich fuer mich fuer $600 einfach nicht gerechnet, mein Boot bis dahinzuschleppen und rein- und wieder herauszuholen.
Wir liessen uns noch Freitag Abend am Boot einweisen und packten unsere Angelsachen hinein, begruessten noch meine Bekannten dort und trafen uns noch zu einem kurzem Willkommensbier mit meinem Freund Carl und seinem Freund Mike, die auch dabei waren. Carl hatte seine neue „Jalopy“ mitgebracht – ein 18,5‘ Trophy. Die beiden waren heiss auf Offshore Action. Ich wollte mit den Kindern in Kuestennaehe vor dem Sound-Ausgang bleiben; Guide James Fisher vom Resort, den ich recht gut kenne, hatte mir schon ein paar Tips gegeben die uns schnell an den Fisch bringen sollten. Preise gab’s fuer die drei schwersten Chinooks und fuer den groessten Coho.
Nach einer kurzen Nacht legten wir puenktlich um 5:00 Uhr morgens vom Dock ab. Da Carl und Mike das erste Mal in Nootka waren, folgen sie uns auf den Fersen. Es war ein Genuss im ersten Licht an einem warmen Sommermorgen durch die Fjordwelt zwischen den Bergen mit dem Boot dahinzugleiten. Das Wasser war spiegelglatt im Sound und oberflaechennah auch sommerlich warm – bis zu 21 Grad! Das Boot war vorzueglich motorisiert und nach reichlich einer halben Stunde kamen wir beim Friendly Cove Leuchtturm an, der den Beginn des offenen Pazifiks markierte. Ich suchte die 35m Tiefenlinie und liess an einer Rute einen Sandaalimitat-Blinker bis zum Grund herab und an der zweiten Rute montierte ich eine Koederfischmontage und fischte diese im Mittelwasser. Frueh morgens zogen Lachse oft flach umher.
Eine leichte Brise aus dem Sound heraus kollidierte hier mit der hereinkommenden Flut und kreierte etwas unruhiges Wasser. Ich hoffte nur das Alexander nicht gleich seekrank wurde – da waere der Tag gelaufen und der Spass verdorben. Carl und Mike schleppten in unserer Naehe mit 4 oder 5 anderen Booten. Die meisten Boote duesten an uns vorbei und steuerten das Bajo Reef ca. 7 km offshore an.
Ich war noch dabei das Echolot und GPS nach meinem Geschmack einzustellen, da sprang Alec schon auf und schnappte sich die tiefe Blinkerrute und ruckte an. „Fish on“ war sein Kommentar, Alexander tanzte ganz aufgeregt um ihn herum. Alec brachte ruck zuck einen untermassigen Chinook ans Boot der gleich wieder abgehakt wurde. Da ich den Jungs die Funktion und Bedienung der Downriggers ausfuehrlich erklaert hatte, waren beide auch sofort in der Lage die Geraete alleine zu bedienen.
Keine 10 Minuten spaeter schlug wieder die Blinkerrute an und Alexander drillte einen ordentlichen 7 pfuendigen Chinook zum Boot. Kein Schneider mehr, wir hatten was zum Wiegen beim Derby und die Jungs waren happy! Kaum war wieder etwas Ruhe auf dem Boot eingezogen, verbog sich diesmal die Koederfischrute und loeste direkt aus. Alec war gleich dran und an einem sportlichen Fisch. Der Lachs kam sofort an die Oberflaeche geschossen und legte ein paar volle Saltos in die Luft! Wow. Die Jungs schrieen vor Aufregung. Nach und nach gewann Alec die Oberhand und Alexander stand schon mit dem Kescher da. Ich wollte die beiden ja so viel wie moeglich alleine machen lassen aber Alexander am Kescher machte mich doch etwas nervoes. Machte er aber prima und ein ordentlicher Coho von knapp 6 Pfund kam in’s Boot.
Ich funkte unseren Erfolg zu Carls Boot die nichts zu vermelden hatten aber ganz in der Naehe schleppten. Die beiden hatten dann auch bald die Nase voll und duesten nordwest zu den offshore Riffs. Wir zogen weiter unsere Schleifen an der 30 – 35 m Contour und es dauerte nicht lange und die Blinkerrute direkt am Grund ruckte und loeste aus. Der Fisch nahm sofort Schnur und wir wussten, das das ein groesserer Fisch sein musste. Alexander arbeitete hart um Spannung zu halten wenn der Fisch auf’s Boot zukam und liess prima Schnur raus wenn er abzog. Endlich sackte Alec den Chinook in den Kescher – der war schon gute 12 Pfund! Die Kinder waren aus dem Haeuschen! Carl ueber Funk drueckte sein Erstauntsein aus.
Und es ging weiter so. Wir hatten den Dreh raus und alle 15 Minuten biss irgendwas an unsere Koeder. Ein paar weitere untermassige Chinooks waren auch dabei. Alec verlor einen feisten Kaempfer nach kurzem Drill. Dann hatte Alexander einen Hammerbiss auf Koederfisch und es waren schon 50 m Schnur von der Rolle bis Alexander auch nur die Rute aus dem Halter hatte. Leider rannte der Fisch in ein umherdriftendes Krautfeld und wir bekamen den nicht wieder da raus. Aber die Enttaeuschung waehrte nicht lange als Alec bald wieder in einen guten Drill verwickelt wurde. Der Blinker war nun dem Koederfisch weit ueberlegen – wahrscheinlich lag das aber nur an dem Tiefenunterschied. Alecs Fisch legte 2 lange Fluchten hin und ich murmelte schon was von einem Gewinnerfisch im Derby. So wie der kaempfte musste er ueber 20 Pfund sein. Denkste! Ein ca. 14 Pfuender kam zum Boot und Alexander hatte ein bisschen Muehe den in den Kescher zu kriegen – der Fisch hatte immer noch Energie und schoss ploetzlich am Kescher vorbei unter das Boot und in das Downriggerkabel der anderen Rute! Oh wei, der ist wohl weg? Ich nahm schnell die Rute und schob sie zwischen Kabel und Boot durch – aber der Fisch schwamm schon die naechste Rund um das Kabel und spielte verrueckt an der nun nur 1 m langen Leine. Ich riss nun Alexander den Kescher aus der Hand, hatte aber Probleme den Fisch zwischen Kabel, Boot und Schleppmotor herauszuschaufeln. Ich schnappte mir das Vorfach und zog den Lachs hart ueber den Kescherrand. Gott sei Dank, geschafft! Die Jungs hatten mir bange zugesehen und jubelten nun auf! Selbst einige Nachbarboote yahooten herueber.
Mensch, koennen diese Lachse hier kaempfen! Die sind noch voll im Fressmodus und frisch vom offenen Pazifik und platzen vor Energie! Nach diesem Drill hatten wir noch ein paar Fische am Wickel, ein paar Kleine, ein paar verlorene und einen wilden Coho der zurueck musste. Ich gab Carl immer wieder Updates und er konnte gar nicht fassen wieviel wir fingen. Fuer die beiden ging es offshore ruhiger zu aber sie hatte dafuer einen Derbykonkurrenten auf die Schuppen gelegt – wohl ueber 20 Pfund. Gegen 10:00 Uhr beschlossen wir fuer die restliche Zeit bis zur Rueckfahrt zum Resort zu Pilken. Vielleicht konnten wir ja paar schoen-haessliche aber leckere Grundfische ueberlisten. Beim meinem letzten Besuch in Nootka war das kein Problem.
Ich fuhr zu einer Schaerenkette vor der Kueste und wir klopften dort den Grund ab. Nichts. Ich schaute mir die Tiefenkarte genau an und dampfte uns dann quer ueber den Sound-Ausgang zum gegenueberliegenden Ufer. Da waren etliche Riffs und Steilkanten und Untiefen. Wir pilkten nun alle drei. Die Drift war recht stark und Alexander hatte nur einen leichten 80g Pilker an einer kleinen aber stabilen Spinnrute mit 7 kg Schnur. Er hielt den Rutengriff zwischen seinen Beinen und wippte die Rute hoch und runter. Ploetzlich sah ich seine Rute Richtung Meeresgrund zugehen und gleichzeitig jaulte er auf: „My balls, my balls, aua, aua...!“ Die Hebelwirkung ueber den Rutengriff hatten wohl ganze Arbeit geleistet – ich musste kurz uebernehmen. „Mensch, wenn das ein Ling Cod ist dann ein Monster“ dachte ich als ich nur zusehen konnte wie die Schnur von der Stationaerrolle lief. Schwere Kopfstoesse am anderen Ende und schnelle Richtungswechsel. So habe ich einen Ling noch nie kaempfen sehen. Aber was sollte es sonst sein? Alexander hatte sich wieder im Griff und wollte seinen Fisch zurueck...ok, hoffentlich kriegen wir wenigstens zu sehen was das war!
Der Fisch kam nun flacher und sausste 100 m hinter dem Boot an der Oberflaeche von links nach rechts und wieder zurueck. Was kann das nur sein? Dann bekamen wir Klarheit – ein Silberpaket schoss vollstaendig aus dem Wasser und schlug dann Schaum an der Oberflaeche. „Das ist ein grosser Lachs!“ Unglaublich – am Pilker! Alexander machte das klasse, brauchte aber etwas Hilfe um den Kerl zu landen – er gab Alec die Rute und ich nahm den Kescher. Nach bangen Minuten in denen der Fisch nochmal sein ganzes Akrobatikrepertoire zeigte, schaffte ich es den Fisch in den Kescher zu bugsieren. Jetzt war Party los auf dem Boot! Wir tanzten und klatschten uns ab! Was fuer eine Ueberraschung und was fuer ein schoener Fisch! Am Pilker!
Wir pilkten noch eine halbe Stunde weiter, konnten aber ausser ein paar Mini-Felsenbarschen nichts brauchbares ueberreden. Einer der freigelassenen Barsche tauchte nicht schnell genug ab und augenblicklich kam ein Seeadler von den Baeumen herab und rauschte heran und schnappte sich den Barsch nur Meter hinter dem Boot. Klasse Show!
Dann machten wir uns auf den Heimweg – ich nahm den Umweg direkt durch die Inselwelt hindurch und wir bekamen diese Maerchenwelt von Inselchen und Buchten, Straenden, Felsen etc zu sehen, das smaragdgruene Wasser wie ein Spiegel, ein Seeotter hier, eine Robbe dort oder ein Delphinschwarm da drueben. Traumhaft.
Puenklich 12:00 Uhr waren wir am Resort zurueck und die ersten beim Wiegen fuer’s Derby. Alexander fuehrte nun mit seinem gepilkten 17.5 Pfund Chinook diese Kategorie und war am Ende des ersten Tages immer noch in den top 10. Alec fuehre die Coho Categorie nicht lange da einige bisschen schwerere Cohos von offshore kamen. Carl lag mit einem 21.8 Pfund Chinook an dritter Stelle und somit bei einem $2000 Preisgeld wenn das so blieb!
Aber damit war der Tag fuer uns noch nicht vorbei! Auf Draengeln der Kinder hatte ich das Kanu mitgeschleppt und wir wollten in der Daemmerung noch in einem nahegelegenem See auf Forellen angeln. Es war zwar nicht einfach nach dem 4:00 Uhr Aufstehen noch bis 23:00 Uhr wach zu bleiben – aber die Jungs waren wie im Rausch. So paddelte ich die beiden ueber einen schoenen kleinen See neben der Schotterpiste unweit des Resorts. Bei Totenstille und tollem Panorama fingen die beiden auch tatsaechlich ein paar schoengezeichnete Forellen an der Fliege.