Jeder einzelne Fisch hat dabei schon von seinen Eltern eine Reihe von Eigenschaften unter anderem einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Wandertrieb mitbekommen der durch Umwelteinflüsse ausgelösst wird.
Bei den anadromen Salmoniden (z.B. Meerforellen) steht eine höhere Sterblichkeit aufgrund der Abwanderung in`s Meer einer höheren Reproduktion der Elternfische gegenüber, da diese wenn sie zurück in die Laichgebiete kommen grösser und kräftiger sind, mehr Rogen produzieren und somit ein Vorteil beim Ablaichen gegeben ist.
Die Natur hat also im Laufe der Evolution den Weg gewählt, dass sich die Fische, die in Gebiete mit besseren Umweltbedingungen (Nahrungsangebot, Temperatur ect.) abwandern in der Population durchsetzen und letztendlich ihre Gene und Eigenschaften an die Nachkommen weitergeben.
Genau das ist der "Knackpunkt", die breite Streuung der Gen-Eigenschaften, gerade bei Salmo Trutta.
Das "Abwander"-Gen ist sicherlich in allen Stämmen vorhanden aber eben je nach örtlichem Stamm mal mehr mal weniger verbreitet. So ist dieses Abwander-Gen bei einem "Inlands-Stamm" wie einem aus Bayern (
wenn es tatsächlich ein autochthoner Stamm ist und nicht durch unsachgemäße Besatzmassnahmen verfälscht) über viele Generationen sicher nicht so häufig vertreten, wie bei küstennahen Stämmen wie in DK wo früher viele Forellen nur zu Bachforellen "mutierten" weil der Weg zum Meer duch Wehre, Mühlen etc. versperrt oder zumindest erschwert war. Dort setzte sich nach Entfernung der Wanderhindernisse der Wandertrieb mehr und mehr durch, so dass seit den 90ern in DK ein deutlicher Rückgang der Bachforellenbestände zu beobachten ist.
Wer mal Anfang der 90er an der Konge Au fischen durfte und das bzgl. Bachforelle mit heute vergleicht wird das sicher bestätigen können.
Dafür sind eben die Meerforellen- und Lachsbestände dort deutlich gestiegen. Dieser Trend wird sich speziell an der Konge Au in den nächsten Jahren sicher noch verstärken, den 2017/2018 wird kurz vor der Mündung die eher untaugliche Fischtreppe (nur bei bestimmten Wasserständen und recht schwer passierbar) am Wehr in Jedsted durch eine Umgehung ersetzt, so dass mehr Wanderfische diese Barriere natürlich überwinden können.
In den letzten Jahren wurde dort oft elektrisch befischt (November/Dezember) und laichwillige MeFos und Lachse dann über die Barriere getragen. Im letzten Winter waren das mehrere hundert Tiere. Ich bemühe mich da ein wenig als Prophet und sage in der Konge Au 2-4 Jahre nach Beendigung der nötigen Bauarbeiten eine deutlichen Anstieg der Lachs- und MeFo-Fänge voraus, da mehr Fische natürlich die Laichgründe erreichen werden. Bis jetzt steht die Konge Au immer noch im Schatten der beiden nördlichen "Schwestern" Sneum Au und Varde Au aber dann wird die Konge Au aufholen.
Der See bei uns hat ein sehr gutes Nahrungsangebot. Neben Insekten gibt es reichlich Beutefische (Stichlinge, Saiblinge) und Benthosorganismen (Insektenlarven im Boden, usw.). Für mich sieht`s tatsächlich so aus, als wenn man dort tatsächlich im gleichen Gewässer eine sehr hohe Variabilität an Genen zu sehen ist. Man hat nicht nur die eine Standortform der Forellen, sondern gleich drei (Meerforelle, Seeforelle und Bachforelle).
Sowas habe ich bzgl. des Nahrungsangebotes dort schon vermutet, sonst macht die "Aufsplittung" auf alle 3 Standortformen von Salmo Trutta in diesem See aus evolutionärer Sicht keinen Sinn.
Dass was du über den Bornholmer-Forellenstamm schreibst, deute doch auf eine starke Spezialisierung dieses Stammes hin. Dass die Fische schon als Brütlinge zwischen Süss- und Salzwasser ohne Probleme wechseln können ist wirklich erstaunlich, auch wenn es „nur“ 8-12 Promill sind. Ich glaube man kann da aber nicht von einer klassischen Smoltifizierung sprechen, sondern von einer sehr hohen Salzwassertoleranz in einem sehr frühen Entwicklungsstadium.
Absolut richtig, das ist eine sehr spezielle Anpassung des Bornholmer Stammes, die man nur dort findet aufgrund der örtlichen Gegebenheiten. Der Bornholmer Bestand musste auch nie wie andere dänische Stämme durch Besatzmassnahmen gestützt und ausgebaut werden (wie z.B. auf Fünen).
Die kleine Insel hat zwar über 20 Bäche, die zum Laichen genutzt werden aber die sind alle sehr klein und flach. Deswegen tendieren die in warmen Sommern auch schon mal dazu, fast auszutrocknen. Somit haben sich dann im Laufe der Generationen dort Teile des Geenpools durchgesetzt, die auch im Brütlingsalter schon eine gewisse Salztoleranz zeigen, um somit aus der Not heraus für eine gewisse Zeit im küstennahen Brackwasser überleben zu können
Damit Fische die ursprünglich im Süsswasser leben auch im Salzwasser längere Zeit überleben können, bedarf es einer Erhöhung der Anzahl ihrer Chloridzellen und Na-K ATPase Aktivitivität. Die Sazwassertoleranz nimmt mit der Grösse der Fische zu. Ab welcher Grösse sie Eintritt variiert und ist genetisch bedingt.
Bei der Meerforelle zeigt sich bzgl. der Salztoleranz auch noch ein weiterer Faktor, die
Wassertemperatur.
Im Winter zeigt sich das Phänomen an der Ostsee, dass auch sogenannte "Überspringer", also Fische, die in dem Winter
nicht laichen, sich
umso dichter an den Flussmündungen und in den brackigen Gebieten der inneren Fjorde rumtreiben
je kälter das Wasser ist. Die Toleranz gegenüber Salz nimmt also mit fallender Wassertemperatur auch ab.
Das mag evtl. daran liegen, dass die für das Ausscheiden des Salzes notwendigen Chlorid-Zellen wg. der niedrigen Temperatur und dem dadurch insgesamt verlangsamten Stoffwechsel auch sozusagen "auf Sparflamme" arbeiten.