Der 7. Tag brach an, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich war früh wach, und es stürmte! Windgeschwindigkeiten von 54m/s. Zuerst machte sich bei mir Ratlosigkeit breit. Dabei hatten wir doch bei der Wahl der Insel darauf geachtet dass es windgeschützt sein sollte! Wir hatten uns wohl getäuscht.
Nach dem ersten Kaffee holte ich erstmal die Seekarten hervor, denn ich wollte nicht aufgeben, mein Vater auch nicht. Aber die Wellen und das kleine Boot beschränkten unsere Optionen erheblich.
Ein Blick auf die Karte zeigte die einzige Möglichkeit: Das Becken zwischen Sandsoya und Foksa. Es sollte dort ja eine 80m Senkel geben wo man die Chance auf Dorsch und Lumb/Leng hat.
Die Entscheidung stand also fest.
Wir kämpfte uns mit unserer Nussschale aus dem Hafen und nach rechts am Ufer entlang in Richtung der Brücke. Dass wir dabei den Wind im Rücken hatten half etwas. An den Rückweg dachten wir noch nicht. Zur Not hätten wir an der Südseite angelegt und das Boot am nächsten Morgen abgeholt. Der Wetterbericht versprach nämlich erhebliche Besserung.
Nach einem halbstündigen Wellenritt kamen wir am angestrebten Ziel an. Windstill war es hier auch nicht, aber da es nicht sehr tief war, würde die Drift nicht so sehr ins Gewicht fallen. Denkst!! Trotz Driftsack kamen wir nur gerade so zum Grund in 80m Tiefe. Doch was war das? Ein merklicher Ruck in meiner Rute! Nach dem Anhieb stand fest, da ist einer dran! Und kein kleiner Zappelköhler!
Nach kurzem Drill sah ich ihn. Es war wie auf Ansage ein Dorsch von 65cm. Bei der nächsten Drift wieder ein Dorsch der gleichen Größe! Danach zwei bei meinem Vater und beim Schwager!
Wir waren mit diesem Ergebnis mehr als zufrieden und traten die Rückfahrt zum Haus an. Wie sich zeigte, hatten wir unser Bötchen wohl unterschätzt. Es ritt zuverlässig und ohne starke Neigungen die Wellenberge ab. Einige harte Schläge in den Wellentälern gab es trotzdem, jedoch war es eine sichere Fahrt. Es war nun schon Nachmittag.
Die Sonne schien, der Wind wehte, doch mit dem Boot nochmals hinauszufahren war keine Option. Also zum Abschluss nochmals den Molenkopf beangeln.
Diese 4 Stunden dort gehörten zu den schönsten des gesamten Urlaubs! Im Lee der Mole wehte kein Lüftchen. Die Sonne schien vom fast wolkenlosen Himmel und wir fingen Fische! Pollacks Dorsche, sowie einige kleinere Seelachse, alle am leichten Gerät. Es war wirklich unter den gegebenen Umständen der würdigste anglerische Abschluss den man sich wünschen konnte!Abends gegen 22:00 Uhr begaben wir uns zurück zum Haus. Die Fische wurden filetiert und eingefroren. Bei einem Bierchen und bei wehmütigen Gedanken ließen wir den letzten Angeltag ausklingen.
Am nächsten Morgen gegen 10:00 Uhr begann der Rückmarsch nach Deutschland. Wir hatten viel Zeit (die Color Fantasy fuhr erst am nächsten Tag um 14:00 Uhr) und so leisteten wir uns noch einen Abstecher zum heimlichen Wunschziel Geiranger Fjord.
Wir sahen uns an den Trollstiegen satt und machten eine Fahrt mit dem Dampfer im Geiranger Fjord! Zeit und Geld waren hier von uns sehr gut investiert! Es gab Eindrücke die ich nie wieder vergessen werde! Norwegen hatte mich nun noch fester in seinen Krallen.
Der Rest der Fahrt verlief ruhig. Wir sahen wieder 2 Elche, der Wahnsinn!
Auf dem Schiff konnten wir das Deutschland- Spiel im Irish-Pub bei gezapftem Pils genießen und lernten noch sehr angenehme Angler kennen.
Sie bemitleideten uns zwar wegen der Menge Fisch, die wir in der Truhe hatten, doch bemerkten sie auch wie begeistert wir über diese eine Woche erzählten. Alle stimmten mit uns überein, nicht die mitgebrachte Fischmenge zählte, sondern der Spaß an der Angelei! Es zählt nur das Erlebnis! Und das war kaum zu übertreffen! Norwegen, ich komme wieder!!!!
FAZIT: Von 7 Tagen gab es quasi 4 Ausfalltage wegen Wind. 25 Kilo Filets wurden durch 4 Angler geteilt und reichten uns trotzdem.
Das Haus war einwandfrei! Sauber und modern, jedoch ohne Internet. Das Boot könnte größer sein und stärker. Dafür würde ich gerne mehr bezahlen. Der Vermieter war freundlich und zuverlässig. Die Reise insgesamt war in meinen Augen absolut gelungen. Für den Wind kann niemand etwas, wir machten aber auch das beste daraus!
Ein Traumurlaub!
Nachwort:
Ich habe es geschafft, meine bessere Hälfte zu einem gemeinsamen Urlaub in Skandinavien zu überreden. Sie hat doch eigentlich Palmen lieber.
Es geht nach Schweden zu einer Rundreise mit eigenem Pkw für eine Woche und dann noch für eine Woche nach Storfosna, eine Nachbarinsel der Insel Hitra. Wer weiß, vielleicht wird die ganze Familie vom Norwegenvirus infiziert und vielleicht klappt es hier mit dem Meterfisch?? Wer weiß....
NORWEGEN, ICH KOMME.........