AW: Umweltbestimmungen?!?!
War ein Paar Tage nicht online. Daher jetzt ein Paar Antworten zusammengefasst.
Na ja, da kann man sich halt wirklich drüber streiten. In den Reisekatalogen verkauft man in Norwegen vor allem ursprüngliche und unberührte Natur. Komme ich dann als Tourist an sprudelnden Abwasserrohren vorbei, muss es schon erlaubt sein, dass ich nach dem „Warum“ frage. Für mich ist das ein wirklich großer Widerspruch.
Das Argument, diese Art Umgang mit der Natur wäre unerheblich, weil viel weniger Einwohner auf den Quadratmeter kommen als hier, stelle ich zumindest in Frage. Unbehandeltes Abwasser bleibt was es ist. Gift. Auch wenn es tausendfach verdünnt im Fjord zu verschwinden scheint. Es reichern sich gewisse Bestandteile in den Tieren der See wieder an. Es ist also schon am sichersten, das Seewasser gar nicht zu belasten.
Außerdem sind die Ferienhäuser nicht gleichmäßig über die Küste verteilt. Sie ballen sich in den gut zugänglichen und erschlossenen Gegenden. Dazu kommen die Fabriken und Einwohner, die wahrscheinlich über ähnliche Mechanismen der Klärung verfügen. Es gibt mittlerweile einige Ecken, da reihen sich die Häuser aneinander. Hier ist die Belastung punktuell zu betrachten und nicht über die gesamte Fläche Norwegens zu mitteln. Dazu kommt, dass die Häuser meist geschützt an den Fjordinnenseiten liegen. Der Wasseraustausch eines Fjordes mit dem Meer ist begrenzt. Die Belastungen dürften steigen je weiter man vom Meer weg ist.
Ich meine mich an einen Beitrag zu erinnern, in dem genau dieser Fakt im Fleisch von Muscheln nachgewiesen wurde. Ich finde ihn aber nicht mehr.
Ein in diesem Forum generell immer wieder ins Feld geführte Argument lautet sinn gemäß „man solle doch seine deutsche Herkunft und die damit verbundenen Eigenschaften vergessen und sich mit eventuellen Widrigkeiten des Norwegenurlaubes kritiklos abfinden“. Mit typisch deutschen Eigenschaften verbinden Einzelne hier wohl vor allem die Besserwisserei.
Es gibt hier in Deutschland viele Menschen, die sich mit subjektiv wahrgenommen Problemen nicht mal eben abfinden. Das sehe ich auch so und zähle mich dazu. Nur würde ich das nicht mit dem negativ behafteten Begriff „Besserwisserei“ beschreiben. Ich nenne dass einen Wettbewerbsvorteil. Es sind genau diese deutschen Eigenschaften und der damit verbundene gute Ruf, der uns im Ausland viele Projekte bewältigen lässt, an denen so mancher Wettbewerber scheitert. Ich jedenfalls, bin sehr froh hier zu leben.
Irgendwer schrieb hier, Klärgruben mit anschließenden Sickerschächten wären in Deutschland noch erlaubt bzw. sogar üblich. Falls das nicht aus der Luft gegriffen war, einfach mal die entsprechende Abwasserordung rüber schicken bzw. das eine kleine Info zu der zuständigen Behörde. Das interessiert mich sehr.
Eines steht jedoch fest, ein Ausweg ist schwer. Es kommen in Norwegen ohne Frage nur dezentrale Systeme in Frage. Biologische Kläranlagen die auf höheren Pflanzen beruhen funktionieren bei dem rauen Klima in Norwegen nicht. Septitanks als biologische Klärung fallen auch aus. Man stelle sich vor, es fließt eine Wirlpooladung mit zwei Chlortabletten oder ein etwas schärferes Reinigungsmittel durch. Sämtliche Kulturen würden sterben. Die Klärung wäre gleich Null. Außerdem ist das Volumen des anstehenden Wassers zu groß, um einen Abbau überhaupt erst zu ermöglichen. Das kann ich jedenfalls über die Tanks schreiben, die ich im Netz fand.
Vor ein Paar Jahren war im Rahmen einer Veranstaltung in der Hochschule Harz eine kleine Kläranlage zu sehen, deren chemischen und physikalischen Größen weitgehend einem Prozessleitsystem unterlagen. Temperatur, Durchmischung, PH-Wert, Sauerstoffgehalt … wurden voll automatisch und programmierbar durch Sensoren aufgenommen und in einem Regelkreislauf gesteuert. Beschickt wurde das Ganze mit einer eigens gezüchteten Kultur. Der Nachteil war, dass diese Kulturen nur mit bestimmten Stoffen fertig werden. In der Praxis muss der Nutzer nun wissen, welche Wasch- und Spülmittel sich mit dem „Bioreaktor“ vertragen. Übertragen auf die Vermietung wäre denkbar, dass der Vermieter die Wasch und Spülmittel mit liefert oder vorgibt, um den optimalen Betrieb der Anlage zu erhalten. Sicher sind Trockenklos eine sehr gute Sache. Fällt das kalte Klospülwasser weg, bleiben die eher warmen Abwässer vom Duschen und Spülen über. Es wäre so energiesparender, den Reaktor in den benötigten warmen Temperaturen zu halten. Vielleicht schafft sie es gar von selbst. Diese Anlagen könnte man in Norwegen mit den Energien betreiben, die aus der Wasserkraft entstehen. So wäre das Argument, diese Art der Klärung würde so viel Energie fressen, dass es sich an anderer Stelle wieder recht, auch entkräftet. Soweit ich mich erinnere war es das Institut von Frau Professor Heilmann, von dem aus das Projekt geleitet wurde.
Ich hoffe, ich bin mit meinen Beiträgen Niemandem zu nahe getreten. Falls doch, bitte ich um Entschuldigung. Bei dem Thema verliere ich hin und wieder die Bodenhaftung.
Gruß
Bademeister