Reise nicht zur Silberhochzeit (Fortsetzung)

retlaw

Stammnaffe
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5 Dezember 2005
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Ort
Bad Zwesten
Eine weitere Geschichte aus Foldereid

Diesmal hatten wir - meine Frau, meine Tochter, mein Sohn und ich – es wieder einmal richtig erwischt, das Norwegenwetter. Ende Juli ca. 15°C Tageshöchsttemperatur und Dauerregen ohne jegliche Konturen am Himmel. Das war schon seit 1,5 Wochen so. Wieder einmal waren wir in Foldereid am Folda Fjord. Aber das schlechte Wetter hinderte uns nicht daran, mit dem Boot zum Angeln zu fahren. Nur unsere Frauen waren nicht dazu zu bewegen, sich bei diesem Wetter auf das Boot zu gehen. Dennoch fanden sie immer eine sinnvolle Beschäftigung, wie unter anderem Pilze oder Beeren zu sammeln. Im übrigen angelten sie mit Naturködern vom Ufer. Lange Weile kam auch bei ihnen nicht auf.

Mein Sohn und ich sorgten also allein dafür, dass die Styropor-Kisten mit gefrorenem Fischfilet gefüllt wurden. Nachdem wir uns bisher immer in der Nähe unserer Unterkunft aufgehalten hatten, hatten wir an diesem Tag beschlossen, unsere Stammplätze aufzusuchen. Bis dahin war eine Bootsfahrt von ca. einer Stunde erforderlich. Hinter der nächsten Biegung stand auch ein unerschütterlicher Norwegenangler mit seinem Boot. Er winkte uns zu, wir sollten nicht weiter fahren, weil die See zu rau sei. Aber mein Sohn und ich waren so leichtsinnig nicht auf seinen Rat zu hören und fuhren weiter.

Unterwegs sagten wir uns, was versteht der denn unter rauer See. Nach ca. 45 Minuten wurde der Himmel jedoch urplötzlich fast schwarz und es kam ein Gewitter auf. Das alles merkten wir jedoch erst, als urplötzlich ein starker Sturm aufkam. Der Seegang nahm zu. Zum Glück waren wir in der Nähe einer windgeschützten Bucht und konnten in einem halb zerfallenem Bootshaus Unterschlupf finden.

Genauso plötzlich wie der Sturm aufgekommen war, war er auch wieder verschwunden. Wir waren froh, dass wie diese heikle Situation heil überstanden hatten. Heute bleibt festzustellen, dass das Verhalten, welches wir damals an den Tag gelegt hatten, eigentlich unverantwortlich war. Ich kann nur jeden warnen, der sich bei unsicheren Witterungsverhältnissen in Gefahr begibt, weil er meint er werde besser mit den Witterungsverhältnissen fertig, als andere.

Dennoch schien dieser Tag ein äußerst erfolgreicher Tag zu werden.

Nämlich in unserer Notbucht sollten wir eine Menge Fisch fangen. Unser Fang erstreckte sich von Rotbarschen über Köhler und Dorsch. Schon sehr bald hatten wir unsere Fischkiste gefüllt, und traten völlig durchgefroren die Rückfahrt zu unserer Unterkunft an. Dort angekommen, war gerade Ebbe. Dementsprechend lag der Bootsteg sehr niedrig und der Aufgang zum Bootsteg war sehr steil. In Anbetracht dessen, dass wir sehr durchgefroren waren wollten wir natürlich mit einem Weg alles mitnehmen, was mitzunehmen war. Wir packten also auf die Fische in der Fischkiste den Gerätekoffer und hatten jeweils eine Hand voll mit sonstigen Utensilien. So beladen begaben wir uns zum Aufstieg. Jeweils mit einer Hand trugen wir die Fischkiste. Als wir auf der Hälfte des Aufstieges angelangt waren, rutschte mein Sohn, der hinter mir aufstieg auf dem nassen Holz aus. Dies hatte zur Folge, dass auch ich das Gleichgewicht verlor. So stürzten wir beide vom Steg in das etwa 10° warme ( oder kalte ) Wasser des Fjordes. Da gerade Ebbe war, konnten wir stehen. Um uns herum schwammen unsere toten Fische.

Wir sammelten unsere Fische ein. Inzwischen war auch meine Frau gekommen, die den Unfall beobachtet hatte. Das war gut so, denn unsere Kleidung hatte sich derart mit Wasser voll gesogen, dass es uns nicht möglich war, ohne Hilfe wieder auf den Steg zu kommen. Ein anderer Weg aus dem Wasser bestand wegen der steil abfallenden Felsen nicht. Als wir endlich wieder bibbernd auf dem Steg standen und unsere Fische eingesammelt hatten, fiel uns auf, dass der Gerätekoffer fehlte. Er war auf dem Grund zu sehen. Aber Oh Schreck er war nicht verschlossen. Malerisch auf dem Grund verteilt lagen Pilker, Maks, Makrelenvorfächer, Blinker, Spinner und Haken. Für den Rest des Urlaubs war damit sämtliches Ködermaterial verloren und was ein solcher Ersatz in Norwegen kostet, muss ich wohl keinem Norwegenangler sagen. Was blieb also übrig, als sich der zwar nassen aber immer noch besser als keine Kleidung zu entledigen, um die Utensilien wieder einzusammeln, was nach etwa einer Stunde gelang.

Nun endlich war es uns möglich heiß zu duschen und einen heißen Grog zu uns zu nehmen, bevor wir anfingen unsere Fische zu versorgen.

Nach diesem Bericht müsste man eigentlich denken, das war bestimmt das letzte mal Norwegen. Aber weit gefehlt im nächsten Jahr standen wir wieder am gleichen Steg. Im Wasser konnte man immer noch einige Pilker sehen, die wir dann angelten.

Norwegen ist eben unvergleichlich im Bezug auf Landschaft, Wasser und Fisch. Deshalb kommen wir immer wieder.

Gruß an alle Naffen

retlaw
 
Ja das ist natürlich viel Pech auf einmal.Zum Glück kamen wir noch nie in so eine Wettersituation! Aber ich weiß;) wer einmal in Norwegen war will immer wieder dahin! Persönliche Erfahrung mit meinen 19 Jahren! :)

mfg Seppi
 
Das Wasser war ca. 1,50m tief. Mit Aufheben geht da nichts. Aber was tut man nicht alles für die Nowegenangelei. Im Nachhinein betrachtet war es gar nicht so schlimm.

Gruß retlaw
 
Ich hätte alles einzeln rausgefischt mit Pilker.:}

Lieber 5 Stunden warm eingehüllt auf dem Steg als 1 Std. unterm Steg.:D
 
Wie das Leben so Spielt - aber netter Bericht!!
 
Die Idee hatte ich damals auch Lengalenga, aber das ging nicht, weil ich zu besseren Transport alle Haken von den Pilkern abgebaut hatte.

Gruß Retlaw
 
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