Grüße Euch liebe Norwegenfreunde,
eines vorweg, ich bin mir durchaus bewusst, dass ich hier für meinen Einstieg ein durchaus schwieriges und vor allem komplexes Thema gewählt habe. Ich bin leider kein Naturwissenschaftler aber es hat zumindest für akademische Weihen der Volkswirtschaft und im Wirtschaftsrecht gelangt, wenn auch mehr schlecht als recht. Ganz wichtig ist mir, dass ich hier niemanden bekehren oder gar belehren möchte aber wenn es hilft den Blick ein wenig zu weiten, dann ist ja schon ein Schritt getan. Am Ende wird Norwegen eine souveräne Entscheidung treffen, die wir akzeptieren müssen, Konsequenzen zieht dann jeder für sich.
Zuerst, was wissen wir aus der Begrüßung des Ministers?
Aus meiner Sicht genau 2 Dinge, Angeltouristen verwerten den Fisch nicht nach angeblich „norwegischen“ Vorstellungen. Hierauf bezieht sich Ressourcenverschwendung. Weiter wird explizit auf zu unterbindenden Schmuggel verwiesen.
Beim zweiten Punkt besteht sicher Einigkeit, dass diese Gesetzesänderung genau garnix daran ändert und im weiteren auch nicht mehr erwähnt wird. Hier sehe ich ganz bewusste Emotionalisierung und damit sind wir, wie ja auch schon hier erkannt, mitten im Populismus, womit die ganze Debatte völlig unnötig aufgeheizt wird ohne Lösungsansätze ins Rennen zu schicken. Das ist natürlich nicht verwunderlich in einem Land mit 5Mio Einwohnern und 2500km grüner Grenze.
Und nun zum zweiten Punkt der Begründung, denn hier muss man aus meiner Sicht ein wenig genauer hinschauen. Ich will es gleich vorwegnehmen, auch hier kommt der Minister, aus meiner Sicht, nicht über populistische Stimmungsmache im Sinne der Fischindustrie hinaus. Diese sollte einem als EU-Bürger mit Blick auf die Fischereipolitik durchaus bekannt vorkommen.
Das große Schlagwort ist Ressourcenverschwendung. Dieser auf den ersten Blick klare Begriff hat nun leider mehrere Dimensionen. Da wäre zuerst einmal die volkswirtschaftliche. D.h. wir reden hier von der Ressource Fisch, die sich im Habitat Meer befindet und bewirtschaftet wird. Hier muss man die verschiedenen Nutzungsformen berücksichtige und gegenüberstellen, mit all ihren Folgekosten(Schäden am Habitat) und der entsprechenden volkswirtschaftlichen Wertschöpfung. Volkswirtschaftlich ist also Ressourcenverschwendung schlicht nichts anderes als die Ressource einer Nutzungsform zuzuführen, die eine geringeren Wertschöpfung unterliegt als eine andere. Plakativ gesprochen bedeutet dies, was erzielt 1kg gefangener Fisch für einen volkswirtschaftlich relevanten Preis am Ende der Wertschöpfungskette. Hier lässt der Minister selbstredend alle völlig im unklaren. Was ich weiß ist, wenn ich im März Skrei fische und wegen Wetter nicht aufs Meer komme, dann bezahle ich in der Fischfabrik 1,50 €/kg Skrei round, wie hier Zahlen von 10-15€ zustande kommen kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin fester Überzeugung, wenn man beide Nutzungsformen mit allen Kosten gegenüber stellt, liegt die der legalen touristischen Angelei ganz klar vorne und zwar ganz unabhängig von der Art der Verwertung. Von Nachhaltigkeit und Schäden am Habitat haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Die zweite Dimension ist die Verschwendung nach dem der Fisch aus dem Wasser und vermarktet ist, hier ist zu beachten, dass der touristische Angler nichts weiter als Konsument ist, halt nur nicht an der Ladentheke und er hat schon bezahlt bevor der Fisch überhaupt aus dem Wasser ist. Hier geht es also eher um ein ethisch-moralisches Problem. Dabei gehen die Ansichten naturgemäß deutlich auseinander. Ganz offensichtlich interessiert es jedoch den Minister nicht wie der industrielle gefangene Fisch verwertet wird, denn diese Verwertung findet erstens zum größten Teil nicht in Norwegen statt und wird weiter auch in Norwegen nicht anders aussehen. Zumindest wenn man über norwegische Fischmärkte geht oder in die TK-Truhen der Supermärkte schaut, wo die Loins und Filets direkt neben den besten Stücken des Wals liegen.
Meine Quintessenz dieser Gesetzesvorlage ist, dass hier völlig faktenbefreit, mit den Emotionen der Menschen Industriepolitik vermarktet wird. Denn am Ende werden, und das ist sicher unbestritten, touristische Angler weniger Fisch fangen bei gleichbleibender fischereilicher Sterblichkeit. Damit ist weder den Beständen geholfen noch der norwegischen Allgemeinheit. Unter diesen Premissen kann auch so eine Anhörung nur bedingte Aussagekraft entfalten, da ja keine faktische Begründung vorliegt. Seinen Emotionen ob der Bilder im Netz oder eigener Erfahrungen freien lauf zu lassen ist ein leichtes. Allerdings belastbare Zahlen, Untersuchungen, Forschungsergebnisse sowie Statistiken zu liefern sollte für Kritiker dieser Vorlage schier unmöglich sein. Aus meiner Sicht ein ganz übles Spiel was da getrieben wird.
Nun ist es leider sehr lang geworden und mir fällt noch viel mehr ein. Dafür gleich ein dickes SORRY hinterher.