Gülle im Fischwasser

Mucki

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3 Dezember 2003
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Hallo zusammen,

Wie einige Mods ja bereits wissen, war und bin ich in der letzten Zeit mit dem Thema beschäftigt, und möchte mal dieses Forum dazu missbrauchen um die Problematik generell zu schildern.

Ein Viehzüchter hatte vor ca. 2Wochen aus Versehen ca. 42000 Liter Gülle und davor im Dezember 2002 auch schon eine größere Menge, in einen Forellenbach im Raum Erding, nördöstlich von München eingeleitet.

Durch Zufall wurde ich durch einen Radiobeitrag darauf aufmerksam.

Da mein Verein ein Teilstück dieses Baches bewirtschaftet wurde ich sofort hellhörig.

In meiner Funktion als Gewässerwart mit der Lizenz zum E-Fischen setzte ich sofort alle Hebel in Bewegung um zusammen mit den in Frage kommenden Pächtern und Eigentümern eine Kontrollbefischung mittels E-Fischfanggerät durchzuführen.

Die Befürchtungen, die bereits im Vorfeld diverse Institutionen von Fischereifachberatung, über Wasserwirtschaftsamt, untere Naturschutzbehörde, Bund Naturschutz, bis hin zu Polizei und Staatsanwaltschaft geäußert hatten, bestätigten sich in dramatischer Weise.

Die befischten Teilstücke, deren unterstes etwa 12km unterhalb der Gülleeinleitung liegt, und wovon etwa 3km elektrisch 2xmalig befischt wurden, zeigten das der Bach bis auf weiteres ein totes Gewässer ist.
Es wurden so gut wie keine Bodenorganissmen, also Fischnährtiere wie Gammarus, Wasserasseln, Köcherfliegenlarven und dgl., gefunden.
Ein paar adulte Fische, meist größere Bachforellen und ein paar Aitl war alles was noch von einem reichen Fischbestand vorhanden war.

Weitere Spätfolgen sind nicht auszuschließen.

Der Bach galt als eines der besten Salmoniden-Gewässer Europas, mit einem natürlichen Bestand an Bachforellen, Bachsaiblingen und Edelkrebsen. Auch große Bestände an Äschen, Nasen, Barben, Gründlingen, Koppen usw. kamen vor.

Es wird Jahre dauern bis sich der Bestand wieder so aufgebaut hat wie er vormals war. Was die Fischnärtiere anbelangt müssen die sich aus den über der Einleitungsstelle befindlichen, unbelasteten Gewässerabschnitten, regenerieren.

Was mich aber wesentlich mehr betroffen macht als das kaputte Gewässer, ist die Tatsache das wir Bewirtschafter der Baches, Pächter wie Eigentümer, Vereine wie Privatleute, in keinster Weise von den weiter oben genannten Institutionen unterstützt wurden.
Es erfolgte weder eine Info, noch anderweitige Unterstützung. Lediglich ein paar Zeitungsberichte waren alles was hierzu veröffentlicht wurde.
Auf Nachfrage wurden wir/ich zwar ermutigt/aufgefordert eine Elektro-Fischung zu machen, auch in den Abschnitten mit denen ich als Gewässerwart nichts zu tun habe.
Gleichzeitig hieß es aber, es ja nicht an die große Glocke zu hängen, der Schuß könnte ja auch nach hinten loß gehen indem wider Erwarten viele Fische gefangen würden.

Alles, von Wasserproben bis hin zum Elektrofischen geht auf unsere Initiative und auf unsere Kosten.
Wie wir diese wieder erstattet bekommen steht noch in den Sternen.

Abschließend zu vorgesagtem kann ich nur jedem Betroffenen der in eine solche Situation kommt raten, selber zu agieren und nicht auf Unterstützung, der in unseren Augen zuständigen Behörden, Ämter un Verbände, zu hoffen. Die reden nämlich nur.

In diesem Sinne
 
wieder ein beweis für die unfähigkeit unserer behörden die sich bis in die regierung fortsetzt!!!
 
Hierbei muß man immer wieder auf die öffentlichen Medien zurückgreifen um auf diese Sauerei aufmerksam zu machen und die Behörden zum Handeln zu zwingen. Wenn solch eine Einleitung nicht ohne Folgen für den Verursachers bleibt kann er weiter Ungeschoren seine Sauereien billig in den Gewässer loswerden. Die Behörden halten ja still. Deweiteren sollte man oberhalb und unterhalb der Einleitung Wasserproben in unregelmäßigen Zeitabständen ziehen um ihn dingfest zu machen. Meine Meinung: Das war bestimmt nicht die erste und letzte Einleitung.

splitti :rolleyes:
 
Jep Split hat es gesagt Ihr müsst die Öffentlichkeit von der Unfähigkeit der Behörden unterrichten.
Gerade die Öfentlichkeit ist empfindlich was Umwelt angeht.
Desweiteren sollte man prüfen ob es zu einer Klage reicht da euch ja Vereinsarbeit Besatz :? flöten gegangen ist.
 
Wir arbeiten daran. Presse hat bereits berichtet.

Die Problematik liegt schlichtweg in den Beweisen bzw. in der Beweismöglichkeit.

Ob der Verursacher haftbar gemacht werden kann ist fraglich. Erst muß im Absicht nachgewiesen werden. Sollte das der Fall sein zahlt keine Versicherung, und bei ihm ist nichts zu holen, selbst wenn, eine langwierige Gerichtsgeschichte.
Für uns der schlechteste Fall.

Selbst Fahrlässigkeit, wie von ihm zugegeben ändert da nichts.

Er müßte beweisen das es wirklich ein Unfall war dann sähe es Versicherungsmäßig besser aus. Aber als überführter Mehrfachtäter??

Wir können nur auf die Kooperationbereitschaft des Verursachers hoffen, der damit auch sein Strafmaß, man spricht von 2500,- Euro bis 5 Jahre, positiv beeinflußen könnte.
 
Hallo Mucki,

wenn man deinen Beitrag so liest, sträuben sich einem die Nackenhaare. Ich kenne einen ähnlichen (wenn nicht gar gleichen Fall) 1987, kleiner Jasmunder Bodden auf Rügen. Damals wurden "aus Versehen" die Abwässer einer Kaserne und ca. 80.000 ltr. Gülle (wurde auf Frostboden ausgebracht) dürch Tau - und Regeneinspülung in den "Kleinen" geleitet, Fazit, bis auf paar Karauschen, Plötzen etc. ist alles krepiert, tagelang wurden tote Fische abtransportiert, nicht mal die Wildschweine rührten das Fischaas an.

Es dauerte ca. 5 Jahre bis der Bodden sich wieder biologisch einpegelte und mit sehr viel Geld wieder aufgepeppt wurde. Das überaus fatale an der SAche ist, dass die organischen Schwebeteilchen auf den Grund sinken und jegliche Ausbildung von Grundbewuchs verhindern, es kam zur absoluten Veralgung, sodass der See 2 Jahre künstlich bearbeitet wurde und in Größenordnungen Grund abgesaugt wurde.

Der Aufwand war immens.

Sowas muß gnadenlos an die Öffentlichkeit, die Strafe mit 2.500 € ist eine Lachpille, notfalls sollten wir uns hier alle aktiv einschalten, obwohl wir ein reines Norwegenforum sind, aber in Sachen Umwelt sollten wir aktiv werden.

Wie seht ihr dass??
 
Hallo Rueganer,
Danke für Deinen Beitrag. Ich seh das genauso.

Mittlerweile hat der Verursacher tatsächlich Entgegenkommen dahingehend signalisiert, als das ER den Schaden wieder gutmachen will.

Wir sind gerade dabei die Schadenshöhe zu beziffern was ohne Fischereibiologisches Gutachten etwas schwierig ist.
Mal sehen ob der Mensch dann immer noch bereit ist den Schaden selbst zu begleichen.

Ein neuer Presseartikel ist ebenfalls erschienen. Mal sehen, vielleicht kann ich ihn hier einstellen.

Das Schlimme ist bei solchen Unfällen die Tatsache das momentan große Aufregung besteht, aber die Öffentlichkeit im Grunde kaum Interesse bekundet. Man sah dies z.B. an den Reaktionen der Anlieger des Baches aber auch der Presse.

Unter dem Wasserspiegel hört das Interesse auf. Wären die 42qbm Gülle auf eine Wiese geflossen und hätte es wochenlang gestunken sähe das vermutlich anders aus.
Oder anders ausgedrückt: Wenn in China ein Rad umfällt wird mehr Aufhebens darüber gemacht als solche Geschichten.
Die Scheiße schwappt mal kurz vorbei und dann sieht alles wieder aus wie vorher.

Aber ich bleib hartnäckig.

Ich will aber auch dieses Forum nicht dazu missbrauchen unsere/meine Interessen durchzuboxen. Dafür ist es nicht gedacht.
Ich wollte nur mal darauf aufmerksam machen wie es laufen kann oder wie es meistens läuft.



In diesem Sinne: Zurück nach Norge
 
Wenn ich das hier lese sträuben sich nicht nur meine Nackenhaare, vorallem wenn ich lese 2500,00 Euro Strafe das ist doch pinatz. Wenn der Einleiter es hätte entsorgen müssen wäre er wohl mehr als das dreifache losgeworden.

Aber unsere Behörden sehen das ja nicht so eng mit Umweltschutz und wenn dann sind die Strafen einfach zu gering das man solche Leute ungewollt eigentlich damit auffordert es wieder zu tun ;(

Wenn, sollten Sie erstmal die Gesetze ändern bzw. die Strafen so hoch ansetzen das sich die Umweltverschmutzung allgemein nicht lohnt vom Geldlichen und dazu noch mit Gefängnis bestrafen erst dann!!!! vielleicht wird sich was ändern.
 
gerade eben im radio

Basler muß 15000€ strafe für eine beleidigung gegenüber dem schiedsrichter zahlen nachdem dieser ihm, die rote karte gezeigt hat. desweiteren hat er noch für ein paar spiele spielverbot.

hier sieht man doch ganz klar was für deutschland wichtig ist!!!


gruß
 
@Happie:
Basler spielt zur Zeit in Katar, in D wäre er billiger weggekommen ;)

ansonsten kann ich Mucki und dem Rest nur zustimmen, daß das öffentliche Interesse an der Wasseroberkannte leider aufhört. :(

Gruß
 
Hallo Leute,

Nur zur Info.

man glaubt es kaum, aber es ist leider Realität. In unseren Bach wurde schon wieder Gülle eingeleitet. Diesesmal direkt in unser Pachtstück. Es sind die letzten 600 Meter direkt betroffen. ;( ;( ;(

Auch diesmal soll es sich um einen Unfall handeln. Ein Verbindungsrohr zwischen zwei Gülletanks war geborsten !?

Die Menge ist allerdings um ein Vielfaches höher. Man spricht von 200000 Liter. (Es ist keine Null zuviel)

Es lief das gleiche Prozedere ab wie damals. Polizei, Feuerwehr, Kripo, Presse.
Die Info bekamen wir allerdings von einem Anlieger! :baby:

Mal sehen was daraus wird.

Das schärfste ist aber folgendes.
Einer der Bauern der die Restgülle in dem Entwässerungsgraben abpumpen mußte, ist auf uns Stadtleut sauer, weil wir mit der Presse für unnötigen Wirbel sorgten und damit die gesamte Bauernschaft in Verruf brächten.
 
Bei besten Wilen aber da fällt mir absolut nichts mehr ein bei der Sauerei. ;(
Hoffe und bete das sie alle erwischen und ANSTÄNDIG bestrafen.
Wenn ich sowas lese könnte ich an die decke gehen vor Wut :O
 
Pfui deibel - diese Schw…
…aber wie so oft fehlt eine politische Stütze bei solchen Sauereien,
untätig wird auf manch vorhersebaren GAU gewartet um dann abzuwägen,
ob Handlungsbedarf besteht und wie die Öffentlichkeit (des)informiert werden soll
Tja, und leider denkt (lenkt) manch Bauer immer noch in seinem Dorf-Geklüngel… ;(

Gruß aus HH

udo
 
Hallo Leute!

Ich denke, daß das Problem sehr viel tiefer liegt, nämlich bei der Massentierhaltung an sich. Wer nämlich meint, jeden Tag billiges Fleisch aus dem Supermarkt essen zu müssen, ist indirekt mit schuld an dieser Misere.

Schweinepest, BSE, Überdüngung der Böden und der Gewässer, sowie Miliarden Liter von hochgiftiger Gülle, die weitgehend ungesichert in schützenswerten Biotopen stehen - glaubt denn noch irgendjemand, daß soetwas auf Dauer gutgehen kann?

Ich hoffe nur, daß vielleicht der eine oder andere sich darüber mal Gedanken macht, da ich nämlich weiß, daß das Problembewußtsein diesbezüglich gerade bei Anglern kaum vorhanden ist.

Wer mich jetzt als "Öko" beschimpfen will, bitte, ich hab nichts dagegen.
 
Hallo Alexander Perte,

Wir liegen da auf gleicher Linie.

Ich finde das ist ein interessantes Thema das Diskussionswürdig ist.

Als Initiator dieses Threads möchte ich Dich aber bitten es dabei bewenden zu lassen.
Ich wollte eigentlich nur mal darauf aufmerksam machen was alles so zufällig passiert.

Wir sind ein Norwegenforum und auch hier gibt es genügend Sprengstoff der zum diskutieren herausfordert.

Das Thema Gülle würde doch den Rahmen etwas sprengen. Ich hoffe Du verstehst.

Vielleicht eröffnen wir ja mal einen Themenkreis der sich auch um solches kümmert.

In diesem Sinne
 
@ Mucki

"Unnötiger Wirbel... "
Mann-oh-Mann, was für eine kaputte, perfide Einstellung
so einem Menschen und Seinesgleichen
würde ich "unnötigen (öffentlichen) Wirbel" ohne Ende bescheren
allein schon um weiteren potentiellen Dumm-Jacken dieses Kalibers
zu zeigen, wo's langgehen kann ...

Aber draufhauen bringt im Effekt wohl kaum was langsichtig Nahrhaftes.
Da müssen Haltungs-Änderungen her und
sowas dauert Generationen, Ewigkeiten.
 
Hab das Thema grad gelesen.

Mucki!!!!

Du bist doch sonst unerschrocken! :)

Ich bin einigermassen kommunalpolitisch erfahren.
Da geht immer was.


Hau Rein!!

Auf der Palme
Heinz Jürgen
 
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