AW: Welche Gerät um Stavanger?
Also zum Natürkäder angeln nehm ich immer ne Schnur die mehr als 20 kg trägt, damit bin ich auch sicher nicht der einzige.
Mit ner 0.15 mm Schnur geh ich nicht gezielt auf Großleng!
1. Abrieb
2. Tragkraft im Knoten
Stimmt natürlich alles, je dünner die Schnur desto geringer der Wiederstand und desto senkrechter verläuft sie nach unten.
Aber zum schweren Naturköderangeln in großen Tiefen würd ich mir keine zu dünne Schnur dran machen, zudem die Hochleistungsschnüre bei Tragkraft über 20 kg eh schon recht schlank ausfallen.
Das Du nicht der einzige bist, der 20 oder sogar 30Kg Schnüre verwendet, damit hast Du sicher Recht. Das ist aber alles andere als eine plausible Begründung.
Zunächst mal hat die Angeltiefe überhaupt nichts mit der notwendigen Schnurstärke zu tun. Der kampfstärkste Fisch in Norwegen ist nun mal der Heilbutt und die Wahrscheinlichkeit den zu erwischen ist in Tiefen von 20 bis 50m wahrscheinlicher als bei 200m. So gesehen wäre es logischer bei diesen Tiefen und nicht beim Naturköderangeln auf Großleng mit den stärkeren Schnüren zu fischen.
Welche Schnurstärken brauchen wir denn nun wirklich für den Fall des Falles. Selbst wenn jemand auf die Idee kommt, die Bremse seiner Rolle komplett zuzudrehen, beträgt die maximale Bremskraft je nach Modell so zwischen 7 und 10 Kg, mal ausgesprochene Big Game Rollen außer Acht gelassen. Vernünftigerweise stellt jedoch niemand die Bremskraft auf solch einen hohen Wert ein, weil dann die Gefahr ernsthaft besteht, daß bei der immer plötzlich einsetzenden Flucht die Rute aus der Hand gerissen wird, weil ja 10Kg Bremskraft über die Hebelwirkung der Rute 30 bis 40Kg Zug auf die Hände bedeuten. Deshalb beträgt die übliche Einstellung auch ca. 4-5Kg bei Strike und entsprechend 6 bis 7 Kg bei Full. Und selbst das erfordert schon einiges an Ausdauer, wenn man dies über eine längere Flucht durchhalten muß.
Setzt man Noknots ein, beträgt der Verlust nicht mehr als 10% und bei einem nicht optimalen Knoten 30%. In letzterem Fall bei 7Kg maximaler Bremskraft reicht also eine Tragkraft von 10Kg, wobei die Reserve ja auch für einen möglichen Abrieb zur Verfügung steht, denn die Schnur reißt eben am Knoten oder an einer abgescheuerten Stelle. Das beides in eins fällt ist sehr unwahrscheinlich. Verwendet man also einen optimalen Knoten oder einen Noknot hat man mit einer 30lbs Schnur (13,6 Kg) eine fast 50%ige Reserve und das sollte mehr als ausreichend sein.
Allerdings ist damit die tatsächliche Tragkraft gemeint und nicht die angegebene, weil man sich auf die Angabe der Hersteller häufig nicht verlassen kann. Bemüht also Walkos Schnurtabelle oder noch besser, macht selber einen Abrißversuch mit eine Federfischwaage (nicht mit einer elektronischen Fischwaage, weil die auf Grund ihrer Trägheit zu kleine Werte anzeigt).
Nochmal zum Abrieb. Auf Grund der Materialeigenschaften wozu auch die geringe Dehnung von geflochtenen Schnüren zählt, reagieren diese Schnüre unter Spannung extrem empfindlich auf Berührung mit Steinen etc. Hier helfen auch dickere Schnüre kaum, sondern nur ein monofiles Vorfach, was so lang wie möglich sein sollte, also aus praktischen Gründen so an die 2m. Das verhindert Abrieb am wirkungsvollsten. Und eine regelmäßige Kontrolle der letzten Meter der Hauptschnur kann auch dazu beitragen, unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Gleichzeitig ist ein Vorfach ein wichtiger Schutz bei plötzlichen Kraftänderungen. Dies auf Grund der bis zu 25% Dehnung der monofilen Schnur, die als Feder direkt am Ort des Geschehens so eine beträchtliche Energiemenge aufnehmen kann.
Es gibt also keinen Grund eine Schnur jenseits der 30lbs unter norwegischen Bedingungen einzusetzen. Mit dünneren Schnüre auf der anderen Seite gewinnt man große Vorteile: Die Rollen können kleiner und leichter ausfallen und die benötigten Ködergewichte fallen linear mit dem Schnurdurchmesser.
Gruß Dieter