Vorsicht bissig!

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Nordlicht
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11 Juni 2007
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45
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Utvorda/Flatanger (N-Trøndelag)
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www.nord-flatanger.no
Aus Fisch&Fang "Norwegenmagazin"

Vorsicht bissig!

Der Seewolf, auch Katfisch oder Steinbeißer genannt, zählt sicherlich nicht zu den optisch attraktivsten Fischen – jedenfalls nicht was das Aussehen angeht. Den grimmigen Gesellen an die Angel zu bekommen ist jedoch trotzdem für viele Angler ein Erlebnis. Die hervorragende Qualität des Fleisches und seine mitunter beeindruckende Größe machen ihn als Zielfisch ebenfalls interessant.
Das der Isegrim des Meeres zudem eigentlich ein ganz friedlicher Bursche ist hat Sven Gust bei seinen Tauchgängen herausgefunden.


Seewölfe habe ich an verschiedenen Ort beobachten können: An Wracks im Kattegat und Skagerrak, entlang der schwedischen Westküste und in Norwegen an Unterwasserfelsen und auf Mischgrund und um Island auf Sandboden. Selbst wenn man im hohen Norden auch dem im Schnitt etwas kleineren Gefleckten Seewolf (Anarhichias minor) begegnen kann, so ist es gewöhnlich der Gestreifte Seewolf (Anarhichias lupus) um den es sich bei Fängen und Sichtungen handelt. Die einzige Ausnahme bildet hier Grönland, wo der Gefleckte Seewolf dominiert.
Der Seewolf erweckt zuerst einmal den Eindruck als sollte man ihm lieber aus dem Weg gehen. Und lange nicht alle Angler wünschen es sich einen dieser Muschelknacker auch tatsächlich einmal an den Haken zu bekommen. Bei der Landung sollte man Vorsicht walten lassen, denn auch wenn der Seewolf wohl immer die Flucht dem Kampf vorziehen würde, verteidigt er sich in einer für ihn ausweglosen Situation mit allen Waffen. Seinem zähnestarrenden Maul sollte man nicht zu nahe kommen. Fingerknochen werden mühelos zerknackt und Stiefel durchbissen. Obwohl die Zähne weniger scharf und spitz sind als man es beispielweise vom Hecht oder verschiedenen Haien kennt, sorgt die bloße Beißkraft des Seewolfs schon allein für üble Wunden.
Doch eigentlich muss man dem Wolf der Meere in einer solchen Situation verzeihen, denn er versucht lediglich sein Leben zu verteidigen. Unter Wasser habe ich es noch nie erlebt das ein Fisch den Angriff der Flucht vorgezogen hätte und dabei bildet auch der Seewolf keine Ausnahme von der Regel. Selbst beeindruckend große Fische begnügen sich gewöhnlich damit dem vermeintlichen Angreifer ihre furchteinflößenden Zähne zu zeigen und ziehen sich lieber zurück wenn sie die Möglichkeit haben. Erstaunlicherweise scheinen kleine Seewölfe sogar verwegener zu reagieren als ausgewachsene Exemplare, denn sie treten häufig später den Rückzug an oder nähern sich sogar dem Taucher.
Viele Exemplare sind standorttreu und man kann ihre Behausungen recht leicht ausfindig machen, da vor der Höhle zumeist Überreste der letzten Mahlzeiten in Form von Muschelschalen, Krebspanzern und Seeigelschalen zu finden sind. Seewölfe sind nicht besonders wählerisch was die Nahrung anbelangt, aber besonders Islandmuscheln, Taschenkrebse und Seeigel scheinen ihnen zu schmecken. Da der Seewolf sich aber auch nicht selten am Pilker vergreift liegt die Vermutung nahe das auch unvorsichtige und kranke Fische sich in seiner Gegenwart nicht zu sicher fühlen sollten. Auch wenn der Katfisch nicht unbedingt nachtaktiv ist, so scheinen doch viele Exemplare eher in der Dunkelheit auf Beutejagd zu gehen – vielleicht einfach nur weil dann viele Krebstiere ebenfalls ihren Unterschlupf verlassen und auf Pirsch gehen.
Dort wo es an natürlichem Unterschlupf mangelt, werden Wracks zu wahren Magneten für die Fische – so beispielsweise im Kattegat. An manchem gesunkenen Schiff hier findet man schnell ein gutes Dutzend Wölfe. Meistens sind es nur die Köpfe, die aus Lüftungsrohren, Ankerklüsen und Geschützen neugierig hervorluken. Wie schon erwähnt verhalten sich Seewölfe Tauchern gegenüber nicht aggressiv und so kann man sich ihnen behutsam bis auf wenige Zentimeter nähern, ohne das sie Angreifen. Eine ordentliche Portion Respekt habe ich mir aber dennoch bewahrt.
Das erste Mal bin ich dem Seewolf im Kattegat begegnet, in der Nähe der dänischen Insel Anholt. An einem deutschen U-Boot Wrack konnte ich gleich mehrere von ihnen beobachten. Später konnte ich einzelne Fische an der schwedischen Westküste und im Öresund entdecken. In Norwegen bin ich ihnen vom Südkap bis zum Nordkap begegnet. Auf Island waren es an manchen Tauchplätzen gleich einige Dutzend und auf Grönland wiederum eher wenige Gestreifte Seewölfe, während die Fische im tieferen Wasser zahlreiche der gefleckten Verwandten erbeuten konnten.
Neben dem Seeteufel ist besonders der Steinbeißer ein Fisch der mich fasziniert, ganz einfach wegen seines fiesen Aussehens. Meine zweifellos interessanteste Begegnung hatte vor einigen Jahren in Mittelnorwegen. Beim Abtauchen in einen unterseeischen Canyon vor der Küste konnte ich unter mir zwei Fische miteinander zanken sehen. Als ich näher kam erkannte ich was hier geschah: Ein männlicher Seehase versuchte den Laich seiner Angebeteten zu bewachen, wie es bei dieser Fischart üblich ist. Ein Seewolf hingegen witterte leichte Beute und bedrängte den runden Seehasen. Dieser schob sich immer wieder schützend zwischen den Räuber und seine Mahlzeit. Aber auch hier verhielt sich der Seewolf erstaunlich friedlich und verzichtet darauf den Seehasen anzugreifen, sondern wollte sich lediglich an ihm vorbeidrängen.
Leider störte meine Anwesenheit das Schauspiel ziemlich schnell. Der Seewolf flüchtete, der Seehase verharrte. Vermutlich hatte er aber nur etwas Zeit gewonnen bis der Steinbeißer zurückkehren würde. Doch selbst wenn sich der Seewolf bei den Begegnungen unter Wasser wenig aggressiv gezeigt hat, wenn er an der Angel hängt und bei der Landung wird heißt es dann wieder „vorsicht bissig!“

Seewolf (Gestreifter), Steinbeißer, Katfisch
Lat.: Anarhichias lupus (Linnaeus 1758)
Norw.: Steinbit / Gråsteinbit
Engl.: Atlantic wolffish

Verwandte Arten: Gefleckter Seewolf (Anarhichias minor), Blauer Seewolf (Anarhichias denticulatus), sowie weitere Spezies mit denen Angler nur sehr selten in Kontakt kommen (Beringseewolf und Pazifischer Seewolf).
Wissenschaftliche Systematik: Knochenfisch – Barschverwandte – Groppenartige –Seewölfe
Beschreibung: Der Fisch mit dem aalartigen Körper und dem äußert grimmigen Gesichtsausdruck ist lediglich mit verwandten Arten zu verwechseln. Der Gestreifte Seewolf ist der mit weitem Abstand am häufigsten von Anglern in Norwegen gefangene Fisch dieser Familie. Für die norwegischen Berufsfischer spielt der Gefleckte Seewolf ebenfalls eine große Rolle.

Die Färbung ist gewöhnlich dunkelgrau, gelegentlich auch fast blau mit dunkleren senkrechten Streifen. Auch recht helle Exemplare lassen sich beobachten. Lange, durchlaufende Flossen und kleine Schuppen, runde Schwanzflosse und Brustflossen, Massiger Kopf mit großen Zähnen.
Die maximal bestätigte Größe liegt bei 150 cm und 23,6 kg (Quelle: Fisbase.org), als Rekord mit der Angel konnte ich 22,8 kg finden, gefangen 2007 von einem Belgier vor Sørøya/Norwegen.
Fische bis etwa einen Meter Länge und etwa knapp zehn Kilogramm sind in Nordnorwegen und auf Island in nicht ungewöhnlich. Sie können vermutlich mindestens 20 Jahre alt werden.

Verbreitung: Entlang der kompletten norwegischen Küste kann man den Gestreiften Seewolf an den Haken bekommen. Jedoch weit häufiger in Nordnorwegen, als im Süden. Auch im Skagerrak und Kattegat gibt es teils gute Seewolfbestände an Felsküsten und Wracks.
Island ist ebenfalls eine Top Adresse für den Fisch. In Grönland ist er um die Südküste verbreitet und bis an die nordamerikanische Ostküste.

Lebensraum/Lebensweise: Der Seewolf bevorzugt sehr kaltes Wasser. Im Winter und Frühjahr ist er teils in geringen Tiefen von weniger als zehn Metern zu finden, während er im Sommer bis hinab in 500 oder 600 Meter Tiefe wandert. Die Fische sind bodenständige Einzelgänger und leben häufig recht standorttreu. Vor ihren Höhlen sammeln sich nicht selten Haufen von geknackten Muschelschalen, Seeigeln und Krebsen.
Bevorzugt wird felsiger Grund, aber gerade zur Nahrungssuche streifen sie auch über Sand und Schlamm. In Mittel- und Südnorwegen lebt der Seewolf häufig nachtaktiv, grundsätzlich ist er aber rund um die Uhr auf Beutezug.
Seewölfe sind, trotz ihres grimmigen Aussehens, eigentlich recht friedliche Gesellen. Sie können sich aber durchaus effektiv zur Wehr setzen wenn sie bedroht werden. Gleiches gilt auch für gefangene Fische im Boot, die teils wild um sich beißen. Große Vorsicht ist bei der Handhabung und beim Hakenlösen geboten!
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Seeigeln und Muscheln. Selbst die massiven Schalen der Islandmuschel kann der Seewolf mit seiner enormen Beißkraft knacken – dies vermag kein anderer Fisch! Auch Krebse und andere Krustentiere und Würmer werden nicht verschmäht. Fische werden nur sehr selten erbeutet. Der Seewolf wechselt in regelmäßigen Abständen seine stark beanspruchten Zähne. In diesen Phasen nehmen die Fische keine Nahrung auf.

Fangmethoden/Fangtechniken:
Klassisch ist das bodennahe Fisch in der Drift mit einem Pilker, der mit Fischfetzen garniert wird. Spezielle Pilker, wie beispielsweise der „Seewolfklopfer“, ermöglichen es auch Felsböden aktiv zu befischen. Die Geräusche des aufschlagenden Pilkers erzeugen zusätzlichen Reiz und machen manchen Fisch regelrecht aggressiv.
Weiterhin wird teils mit Muschel- und Krebsfleisch in feinen Netzen gezielt mit reinem Naturköder auf Seewolf gefischt und selbst Fänge auf Gummifisch sind nicht ganz ungewöhnlich.
Harte Böden an Strömungskanten versprechen Erfolgsaussichten. Die Fangtiefen liegen gewöhnlich zwischen 15 und 50 Metern. Die besten Monate sind April und Mai. Es lohnt sich vor Ort den Guide nach Seewolfplätzen zu fragen, denn die Bestandsdichte mag von platz zu Platz innerhalb des Reviers erheblich variieren!

Skurril: Früher war es bei den norwegischen Kindern und Jugendlichen ein beliebtes Spiel den Seewolf auf Sicht zu fangen. Fische die sich unter Steganlagen und in Hafenbecken gewagt haben wurden dabei so lange mit einem Ruder drangsaliert, bis sie sich mit ihren beeindruckenden Gebiss zur Wehr setzten.
Da der sonst so friedliche Seewolf offenbar keine halben Sachen macht, wenn er denn mal zubeißt, konnte der Fisch so ohne Haken und Leine aus dem Wasser gezogen werden. Nicht selten blieb der Fisch auch an Land noch wild entschlossen in das Ruderblatt verbissen. Angeblich steht der Seewolf einem Bullterrier nicht nach, was die Beißkraft betrifft. Spezielle, so genannte intramandibulare Gelenke ermöglichen dies.

Verwertbarkeit: Der Seewolf ist ein erstklassiger Speisefisch und ist im Handel häufig als Koteletts zu finden. So lässt er sich gut grillen oder braten. Aber natürlich kann man ihn auch filetieren. Das Fleisch ist weiß und fest und ebenso wie beim Seeteufel lässt das Aussehen des gefangenen Fisches zunächst kaum den kulinarischen Genuss erahnen, der sich später erreichen lässt.

Mindestmaß und Fangbeschränkungen: In Norwegen sind aktuell keine Schonzeiten und Mindestmaße festgelegt (Stand Februar 2013, Quelle: www.fiskeridir.no). Jedoch sind die Bestände rückläufig und in manchen Regionen ist dieser Fisch bereits fast verschwunden. Verantwortungsvolle Angler werden also beim Fang maß halten, statt Schlachtorgien zu veranstalten!
Da der Seewolf keine Schwimmblase besitzt lässt er sich auch gut zurücksetzen, wobei dann natürlich doppelte Vorsicht beim Lösen des Hakens geboten ist. Eine Lange und stabile Zange sollte unbedingt an Bord sein.
 

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AW: Vorsicht bissig!

Aus Fisch&Fang "Norwegenmagazin"

Vorsicht bissig!

Der Seewolf, auch Katfisch oder Steinbeißer genannt, zählt sicherlich nicht zu den optisch attraktivsten Fischen – jedenfalls nicht was das Aussehen angeht. Den grimmigen Gesellen an die Angel zu bekommen ist jedoch trotzdem für viele Angler ein Erlebnis. Die hervorragende Qualität des Fleisches und seine mitunter beeindruckende Größe machen ihn als Zielfisch ebenfalls interessant.
Das der Isegrim des Meeres zudem eigentlich ein ganz friedlicher Bursche ist hat Sven Gust bei seinen Tauchgängen herausgefunden.


Seewölfe habe ich an verschiedenen Ort beobachten können: An Wracks im Kattegat und Skagerrak, entlang der schwedischen Westküste und in Norwegen an Unterwasserfelsen und auf Mischgrund und um Island auf Sandboden. Selbst wenn man im hohen Norden auch dem im Schnitt etwas kleineren Gefleckten Seewolf (Anarhichias minor) begegnen kann, so ist es gewöhnlich der Gestreifte Seewolf (Anarhichias lupus) um den es sich bei Fängen und Sichtungen handelt. Die einzige Ausnahme bildet hier Grönland, wo der Gefleckte Seewolf dominiert.
Der Seewolf erweckt zuerst einmal den Eindruck als sollte man ihm lieber aus dem Weg gehen. Und lange nicht alle Angler wünschen es sich einen dieser Muschelknacker auch tatsächlich einmal an den Haken zu bekommen. Bei der Landung sollte man Vorsicht walten lassen, denn auch wenn der Seewolf wohl immer die Flucht dem Kampf vorziehen würde, verteidigt er sich in einer für ihn ausweglosen Situation mit allen Waffen. Seinem zähnestarrenden Maul sollte man nicht zu nahe kommen. Fingerknochen werden mühelos zerknackt und Stiefel durchbissen. Obwohl die Zähne weniger scharf und spitz sind als man es beispielweise vom Hecht oder verschiedenen Haien kennt, sorgt die bloße Beißkraft des Seewolfs schon allein für üble Wunden.
Doch eigentlich muss man dem Wolf der Meere in einer solchen Situation verzeihen, denn er versucht lediglich sein Leben zu verteidigen. Unter Wasser habe ich es noch nie erlebt das ein Fisch den Angriff der Flucht vorgezogen hätte und dabei bildet auch der Seewolf keine Ausnahme von der Regel. Selbst beeindruckend große Fische begnügen sich gewöhnlich damit dem vermeintlichen Angreifer ihre furchteinflößenden Zähne zu zeigen und ziehen sich lieber zurück wenn sie die Möglichkeit haben. Erstaunlicherweise scheinen kleine Seewölfe sogar verwegener zu reagieren als ausgewachsene Exemplare, denn sie treten häufig später den Rückzug an oder nähern sich sogar dem Taucher.
Viele Exemplare sind standorttreu und man kann ihre Behausungen recht leicht ausfindig machen, da vor der Höhle zumeist Überreste der letzten Mahlzeiten in Form von Muschelschalen, Krebspanzern und Seeigelschalen zu finden sind. Seewölfe sind nicht besonders wählerisch was die Nahrung anbelangt, aber besonders Islandmuscheln, Taschenkrebse und Seeigel scheinen ihnen zu schmecken. Da der Seewolf sich aber auch nicht selten am Pilker vergreift liegt die Vermutung nahe das auch unvorsichtige und kranke Fische sich in seiner Gegenwart nicht zu sicher fühlen sollten. Auch wenn der Katfisch nicht unbedingt nachtaktiv ist, so scheinen doch viele Exemplare eher in der Dunkelheit auf Beutejagd zu gehen – vielleicht einfach nur weil dann viele Krebstiere ebenfalls ihren Unterschlupf verlassen und auf Pirsch gehen.
Dort wo es an natürlichem Unterschlupf mangelt, werden Wracks zu wahren Magneten für die Fische – so beispielsweise im Kattegat. An manchem gesunkenen Schiff hier findet man schnell ein gutes Dutzend Wölfe. Meistens sind es nur die Köpfe, die aus Lüftungsrohren, Ankerklüsen und Geschützen neugierig hervorluken. Wie schon erwähnt verhalten sich Seewölfe Tauchern gegenüber nicht aggressiv und so kann man sich ihnen behutsam bis auf wenige Zentimeter nähern, ohne das sie Angreifen. Eine ordentliche Portion Respekt habe ich mir aber dennoch bewahrt.
Das erste Mal bin ich dem Seewolf im Kattegat begegnet, in der Nähe der dänischen Insel Anholt. An einem deutschen U-Boot Wrack konnte ich gleich mehrere von ihnen beobachten. Später konnte ich einzelne Fische an der schwedischen Westküste und im Öresund entdecken. In Norwegen bin ich ihnen vom Südkap bis zum Nordkap begegnet. Auf Island waren es an manchen Tauchplätzen gleich einige Dutzend und auf Grönland wiederum eher wenige Gestreifte Seewölfe, während die Fische im tieferen Wasser zahlreiche der gefleckten Verwandten erbeuten konnten.
Neben dem Seeteufel ist besonders der Steinbeißer ein Fisch der mich fasziniert, ganz einfach wegen seines fiesen Aussehens. Meine zweifellos interessanteste Begegnung hatte vor einigen Jahren in Mittelnorwegen. Beim Abtauchen in einen unterseeischen Canyon vor der Küste konnte ich unter mir zwei Fische miteinander zanken sehen. Als ich näher kam erkannte ich was hier geschah: Ein männlicher Seehase versuchte den Laich seiner Angebeteten zu bewachen, wie es bei dieser Fischart üblich ist. Ein Seewolf hingegen witterte leichte Beute und bedrängte den runden Seehasen. Dieser schob sich immer wieder schützend zwischen den Räuber und seine Mahlzeit. Aber auch hier verhielt sich der Seewolf erstaunlich friedlich und verzichtet darauf den Seehasen anzugreifen, sondern wollte sich lediglich an ihm vorbeidrängen.
Leider störte meine Anwesenheit das Schauspiel ziemlich schnell. Der Seewolf flüchtete, der Seehase verharrte. Vermutlich hatte er aber nur etwas Zeit gewonnen bis der Steinbeißer zurückkehren würde. Doch selbst wenn sich der Seewolf bei den Begegnungen unter Wasser wenig aggressiv gezeigt hat, wenn er an der Angel hängt und bei der Landung wird heißt es dann wieder „vorsicht bissig!“

Seewolf (Gestreifter), Steinbeißer, Katfisch
Lat.: Anarhichias lupus (Linnaeus 1758)
Norw.: Steinbit / Gråsteinbit
Engl.: Atlantic wolffish

Verwandte Arten: Gefleckter Seewolf (Anarhichias minor), Blauer Seewolf (Anarhichias denticulatus), sowie weitere Spezies mit denen Angler nur sehr selten in Kontakt kommen (Beringseewolf und Pazifischer Seewolf).
Wissenschaftliche Systematik: Knochenfisch – Barschverwandte – Groppenartige –Seewölfe
Beschreibung: Der Fisch mit dem aalartigen Körper und dem äußert grimmigen Gesichtsausdruck ist lediglich mit verwandten Arten zu verwechseln. Der Gestreifte Seewolf ist der mit weitem Abstand am häufigsten von Anglern in Norwegen gefangene Fisch dieser Familie. Für die norwegischen Berufsfischer spielt der Gefleckte Seewolf ebenfalls eine große Rolle.

Die Färbung ist gewöhnlich dunkelgrau, gelegentlich auch fast blau mit dunkleren senkrechten Streifen. Auch recht helle Exemplare lassen sich beobachten. Lange, durchlaufende Flossen und kleine Schuppen, runde Schwanzflosse und Brustflossen, Massiger Kopf mit großen Zähnen.
Die maximal bestätigte Größe liegt bei 150 cm und 23,6 kg (Quelle: Fisbase.org), als Rekord mit der Angel konnte ich 22,8 kg finden, gefangen 2007 von einem Belgier vor Sørøya/Norwegen.
Fische bis etwa einen Meter Länge und etwa knapp zehn Kilogramm sind in Nordnorwegen und auf Island in nicht ungewöhnlich. Sie können vermutlich mindestens 20 Jahre alt werden.

Verbreitung: Entlang der kompletten norwegischen Küste kann man den Gestreiften Seewolf an den Haken bekommen. Jedoch weit häufiger in Nordnorwegen, als im Süden. Auch im Skagerrak und Kattegat gibt es teils gute Seewolfbestände an Felsküsten und Wracks.
Island ist ebenfalls eine Top Adresse für den Fisch. In Grönland ist er um die Südküste verbreitet und bis an die nordamerikanische Ostküste.

Lebensraum/Lebensweise: Der Seewolf bevorzugt sehr kaltes Wasser. Im Winter und Frühjahr ist er teils in geringen Tiefen von weniger als zehn Metern zu finden, während er im Sommer bis hinab in 500 oder 600 Meter Tiefe wandert. Die Fische sind bodenständige Einzelgänger und leben häufig recht standorttreu. Vor ihren Höhlen sammeln sich nicht selten Haufen von geknackten Muschelschalen, Seeigeln und Krebsen.
Bevorzugt wird felsiger Grund, aber gerade zur Nahrungssuche streifen sie auch über Sand und Schlamm. In Mittel- und Südnorwegen lebt der Seewolf häufig nachtaktiv, grundsätzlich ist er aber rund um die Uhr auf Beutezug.
Seewölfe sind, trotz ihres grimmigen Aussehens, eigentlich recht friedliche Gesellen. Sie können sich aber durchaus effektiv zur Wehr setzen wenn sie bedroht werden. Gleiches gilt auch für gefangene Fische im Boot, die teils wild um sich beißen. Große Vorsicht ist bei der Handhabung und beim Hakenlösen geboten!
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Seeigeln und Muscheln. Selbst die massiven Schalen der Islandmuschel kann der Seewolf mit seiner enormen Beißkraft knacken – dies vermag kein anderer Fisch! Auch Krebse und andere Krustentiere und Würmer werden nicht verschmäht. Fische werden nur sehr selten erbeutet. Der Seewolf wechselt in regelmäßigen Abständen seine stark beanspruchten Zähne. In diesen Phasen nehmen die Fische keine Nahrung auf.

Fangmethoden/Fangtechniken:
Klassisch ist das bodennahe Fisch in der Drift mit einem Pilker, der mit Fischfetzen garniert wird. Spezielle Pilker, wie beispielsweise der „Seewolfklopfer“, ermöglichen es auch Felsböden aktiv zu befischen. Die Geräusche des aufschlagenden Pilkers erzeugen zusätzlichen Reiz und machen manchen Fisch regelrecht aggressiv.
Weiterhin wird teils mit Muschel- und Krebsfleisch in feinen Netzen gezielt mit reinem Naturköder auf Seewolf gefischt und selbst Fänge auf Gummifisch sind nicht ganz ungewöhnlich.
Harte Böden an Strömungskanten versprechen Erfolgsaussichten. Die Fangtiefen liegen gewöhnlich zwischen 15 und 50 Metern. Die besten Monate sind April und Mai. Es lohnt sich vor Ort den Guide nach Seewolfplätzen zu fragen, denn die Bestandsdichte mag von platz zu Platz innerhalb des Reviers erheblich variieren!

Skurril: Früher war es bei den norwegischen Kindern und Jugendlichen ein beliebtes Spiel den Seewolf auf Sicht zu fangen. Fische die sich unter Steganlagen und in Hafenbecken gewagt haben wurden dabei so lange mit einem Ruder drangsaliert, bis sie sich mit ihren beeindruckenden Gebiss zur Wehr setzten.
Da der sonst so friedliche Seewolf offenbar keine halben Sachen macht, wenn er denn mal zubeißt, konnte der Fisch so ohne Haken und Leine aus dem Wasser gezogen werden. Nicht selten blieb der Fisch auch an Land noch wild entschlossen in das Ruderblatt verbissen. Angeblich steht der Seewolf einem Bullterrier nicht nach, was die Beißkraft betrifft. Spezielle, so genannte intramandibulare Gelenke ermöglichen dies.

Verwertbarkeit: Der Seewolf ist ein erstklassiger Speisefisch und ist im Handel häufig als Koteletts zu finden. So lässt er sich gut grillen oder braten. Aber natürlich kann man ihn auch filetieren. Das Fleisch ist weiß und fest und ebenso wie beim Seeteufel lässt das Aussehen des gefangenen Fisches zunächst kaum den kulinarischen Genuss erahnen, der sich später erreichen lässt.

Mindestmaß und Fangbeschränkungen: In Norwegen sind aktuell keine Schonzeiten und Mindestmaße festgelegt (Stand Februar 2013, Quelle: www.fiskeridir.no). Jedoch sind die Bestände rückläufig und in manchen Regionen ist dieser Fisch bereits fast verschwunden. Verantwortungsvolle Angler werden also beim Fang maß halten, statt Schlachtorgien zu veranstalten!
Da der Seewolf keine Schwimmblase besitzt lässt er sich auch gut zurücksetzen, wobei dann natürlich doppelte Vorsicht beim Lösen des Hakens geboten ist. Eine Lange und stabile Zange sollte unbedingt an Bord sein.

toller beitrag !!!!!!vielen dank an dich!!
 
AW: Vorsicht bissig!

".....zählt sicherlich nicht zu den optisch attraktivsten Fischen – jedenfalls nicht was das Aussehen angeht."

Na wie gut das da in der Redaktion noch die Profis einen Blick drauf werfen :}
Solche falschen Fehler, Doppelungen und sonstige Wirren müsst ihr bitte überlesen - sind immer die Rohversionen die ich hier einstelle.

LG aus dem herbstlichen Mittelnorwegen! Sven
 
AW: Vorsicht bissig!

Herzlichen Dank für den tollen Beitrag, Sven! Dadurch habe ich für die Zubereitung auch noch was dazugelernt.

Petri

Hans
 
AW: Vorsicht bissig!

Danke für Deinen Bericht über den Seewolf.:dankeschoen:
Habe schon gehört das man nach der Landung auf seine Finger aufpassen sollte,aber das er auch die Stiefel durchbeißen kann war mir neu.
MfG Detse
 
AW: Vorsicht bissig!

Danke danke sehr aufschlußreich :daumen::daumen::daumen:
 
Ich hol da noch mal was hoch.

Hej Sven, bin leider erst jetzt drauf gestoßen, ein sehr informativer Bericht zur Spezies Seewolf.

Wie siehts denn im Raum Flatanger/ Utvorda aus. Wenn nicht du, wer sollte es sonst wissen? Könnte man den bei euch gezielt und vor allem erfolgreich beangeln?
 
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