Trondheimsleia 2016

Dakarangus

Singlehook
Registriert
25 Januar 2013
Beiträge
4.072
Ort
Rheinland
Im Juli 2016 sind drei Freunde und ich zu unserer dritten Norwegenreise aufgebrochen. Einer von ihnen ist auch Naf-Mitglied, AIGShorty.

Wir mussten wegen Nachwuchs, Examen und Hauserwerb zwei Jahre auf diese Norwegenreise warten.

Wir suchten ein Revier in Mittelnorwegen, da wir dort bei unserer ersten Reise ins Nordland erfolgreich gefischt haben, wir waren damals auf Krakvag/ Storfosna. Die Anreise sollte aber keine Inlandsfähren mehr beinhalten, deshalb wählten wir das Inselchen Hemnskjel in der Trondheimsleia. Um das 50 PS starke 19 Fuß Kvaerno fahren zu dürfen, mussten wir vorab den SBF See erwerben (wir sind alle Jahrgänge nach 1980), was die Wartezeit auf die Reise schon einmal verkürzt hat. Wir haben den SBF über unsere örtliche VHS gemacht und die praktische Ausbildung auf dem Rhein.

Endlich sind wir dann mit einem gemieteten VW Sharan mit kräftigem 2,0 L Skandal-TDI nach Norwegen losgefahren. Der Wagen war viiiiiel zu klein, nächstes mal nehmen wir wieder einen Bus (Opel Vivaro, VW T6 o.ä.).

DSC_5438.JPG

Wir ahnten bereits, dass es im Sharan eng wird, aber waren auch bereit, unser Gepäck zu beschränken, so dass schließlich doch alles in den Van gepasst hat.

Wir haben erstmals die Fährverbindung Kiel-Oslo genommen, war klasse, als junge Väter haben wir die lange Überfahrt genutzt und erstmal reichlich Schlaf nachgeholt. Auch wussten wir vorab, dass einer der Fluthöchststände und damit eine Topp Angelzeit immer gegen Mitternacht lag, womit schon klar war, dass wir wohl vor Ort auch nicht viel schlafen werden.

DSC_5442.JPG

Wir erreichten Montag Abend gegen 1900 unser Ziel Hemnskjel bei schönem Wetter. Nach einer Bootseinweisung durch den deutschen Betreuer Peter Szpilyk bezogen wir unsere Wohnung und montierten unser Gerät. Um 2100 starteten wir gleich eine erste Ausfahrt und waren sofort vom Kvaerno begeistert, was für ein Unterschied zur 16 PS Dieselschnecke die wir im vorherigen Urlaub hatten. Der SBF See hat sich gelohnt, das war unsere schnelle einheitliche Meinung.

Ersatz 1.JPG


Wir fischten einige Stellen mit Kunstködern ab, doch außer einem Küchendorsch tat sich nichts nennenswertes. Deshalb besorgten wir einige kleine Köhler als Köderfische und fuhren zu einer Stelle, die uns Peter wegen der dort zu fangenden Seehechte empfahl. Bis auf einen Fleckhai ging hier leider auch nichts, also beschlossen wir, den ersten Abend zu beenden und es am Folgetag erneut zu versuchen. Auf dem Rückweg zum Hafen entdeckte ich einen Makrelenschwarm, der das Wasser zum kochen brachte. Also schnell angehalten und Küstenblinker mit der Spinnrute hinein geworfen, so fingen wir etliche schöne Makrelen, die uns den Abend noch retteten.

Meine Freunde und ich schätzen Makrelen an der Spinnrute, auf dem Grill und im Räucherschrank sehr. Es macht uns immer Spaß, wenn wir zu viert im Boot gleichzeitig diese kleinen Kämpfer drillen.

Uns fiel auf, dass sie auf Makrelenpaternoster schlecht bis gar nicht bissen. Das kannten wir so gar nicht. Dafür mochten sie den Abu Toby in 28g mit Owner S61 Einzelhaken (3/0) gerne.

DSC_5516.JPG

Am nächsten Tag haben wir etwas länger geschlafen um uns von der Anfahrt auszuruhen. Wir wollten Mittags los, es wieder auf Seehecht probieren. Doch vorher schaute Peter vorbei und erkundigte sich nach den Fängen des Vorabends. Dass wir auf "seiner" Stelle keinen Seehecht fingen störte ihn offenbar, denn er erklärte sich bereit, um 1400 mit uns zusammen rauszufahren und es gemeinsam auf Seehecht zu versuchen. Dieses super Angebot nahmen wir natürlich dankbar an! Peter hatte versprochen, dass jeder von uns einen Seehecht fängt, und er sollte recht behalten: Jeder von uns fing einen, klasse! Der größte hatte 92cm bei 13 Pfund und ging einem meiner Freunde an die Angel, der bei unserer letzten Reise sehr schlecht gefangen hatte, das war ein schöner Auftakt.

Ersatz 7.JPG

Peter wollte sich für diese Guiding Tour nicht einmal bezahlen lassen, wir ließen es uns aber nicht nehmen, ihm wenigstens eine gute Flasche zu schenken.

Er zeigte uns auch gar nicht weit weg eine ergiebige Stelle zum Makrelen angeln, dort traf bewegtes auf stilles Wasser und bildete eine scharfe Strömungskante. Diese Stelle fuhren wir nach dem Filetieren und Abendessen gleich noch einmal mit der Spinnrute an. Die Makrelen waren aber launisch und wollten die am Vortag so fängigen Küstenblinker überhaupt nicht mehr. Auch nicht mitten ins kochende Wasser geworfen. Also probieren. Makrelenpaternoster und kleine Pilker fingen hauptsächlich kleine Köhler. Wir fanden schließlich heraus, dass die Makrelen auf Heringspaternoster viel besser bissen als auf Makrelenpaternoster. Offenbar hatten sie sich auf kleine Beute eingeschossen. Kaum war das Heringspaternoster unten spürte man auch schon das charakteristische vibrieren in der Rutenspitze!

Nach etlichen Makrelen für die Räuchertonne und als Köder für den nächsten Tag beendeten wir diesen ersten vollen Tag.

DSC_5520.JPG

In den nächsten Tagen versuchten wir es immer wieder auch mit kleinen Gummis und Pilkern auf andere Fischarten, aber leider mit wenig Erfolg, obwohl wir uns im Vorfeld gute Stellen heraus suchten und bei auflaufendem Wasser unterwegs waren. Köhler waren nicht da, und die Pollacks waren schwierig zu befischen, teilweise waren sie wie verschwunden.

Küchendorsche und kleine Leng gingen uns hier und da mal an die Angel. Auch rund um Lachsfarmen war es mau. Es scheint ein schwieriges Jahr an der Trondheimsleia zu sein, bis auf die Seehecht Fänge, andere Reiseberichte bestätigen das ebenfalls.

Ersatz 2.JPG

Schade, aber auch kein Problem, schließlich gab es noch Makrelen und Seehechte in Beißlaune! Wir konzentrierten uns dann auf diese beiden Fischarten und pendelten unseren Angel-Rhythmus so ein, dass wir Abends auf Makrelen fischten und Vormittags auf Seehecht.

Zwischenzeitlich hatten wir bei den Seehechten mit Fehlbissen zu kämpfen oder ewigem Geknabber, ohne dass sie zupackten. AIGshorty und ich versuchten es mit großen Circle Haken, während unsere beiden anderen Kumpels bei Wallerhaken mit Drilling davor blieben. Beides funktionierte, aber die Variante mit Wallerhaken und Drilling war beim Geknabber besser, da konnte man auch mal zwischendurch anschlagen und manch einer blieb hängen. Beim Circle muss man warten, bis der Seehecht den Köder voll nimmt, was nicht immer erfolgte. Größere Köder wurden besser genommen als kleine Filet-Stücke. Also boten wir ganze Makrelenfilets an und schließlich auch die komplette Karkasse mit Kopf. Einer meiner Freunde hatte ein elektrisches Blinklicht montiert, er fing die meisten Seehechte von uns. Ohne Blinklicht ging es auch, aber er fing schon merklich mehr.

DSC_5493.JPG



Beim Seehecht angeln konnte ich auch zum zweiten mal die magische Meter-Marke knacken: Ich fing einen 18 Pf Seehecht von 1,02m, der größte unserer Tour, ich hab mich total gefreut.

DSC01472.JPG


2014 konnte ich auf Hellesoy einen Dorsch von 1,14m und 28 Pf an der schweren Spinnrute fangen, klasse, dass die Meter-Marke dieses Jahr auf Hemnskjel erneut fiel.

Meine Seehecht-Dame zog selbst Schnur von meiner 30 lbs Naturköder Kombi ab, hat Spaß gemacht, sie hochzupumpen. Wobei, gepumpt habe ich gar nicht, sondern nur eingekurbelt, davon las ich mal hier im Naf, das reduziert die Aussteigerquote.

Einmal hatte einer meiner Freunde einen guten Seehecht in rund 100m Tiefe am Haken. Der starke Seehecht entpuppte sich aber als schöner 5 Kg Köhler.

DSC_5529.JPG

Also schnell die NK-Montagen hochgeholt und Speedpilker an der schweren Spinnrute runter gelassen! Ich montierte keinen Speedpilker, sondern einen Speedjig, einen Williamson Abyss in 100g, die Technik dazu wurde mir hier im NAF erklärt, der Speedjig spielt dabei sehr schön.

Ich fing damit noch einen weiteren Köhler. Weitere konnten wir nicht überlisten. Dafür bissen in der recht großen Tiefe stattliche Makrelen auf unsere Speedpilker und auch auf meinen Abyss, machte auch Spaß.

Ganz aufs Pollack-Angeln verzichtet haben wir nicht. Uns wurde eine Untiefe empfohlen, die wir ausprobierten. Auf einen kleinen Motoroil-Kopyto am leichten Kopf gingen drei schöne Pollacks bis 70cm. Es war schwierig, die Stelle zu befischen, man musste auf den sehr flachen Bereich werfen, den Köder kurz anlupfen und ihn dann vom durch die (starke) Strömung entstehenden Schnurbogen den Berg hinunter ziehen lassen. Meine Erfahrungen u.a. vom Spinnfischen am flotten Forellenfluss kamen mit hier zu Gute. Einen der Pollacks habe ich dabei auf Sicht gefangen, irre. Leider blieben es die einzigen Pollacks der Tour in unserem Boot.

Die Trondheimsleia wird als ausgezeichnetes Light Tackle Revier gelobt. Die schwere Spinnrute hatte ich 2014 auf Hellesoy noch zu 90% gefischt, gut, dass wir neben Spinnruten aber auch noch unsere schweren NK-Ruten dabei hatten, so konnten wir den Seehechten erfolgreich nachstellen. Das erforderte bis zu 600g Blei. Es lohnt sich also schon, vielfältig vorbereitet zu sein.



Ich möchte an dieser Stelle noch etwas über das verwendete Angelgerät erzählen:

Meine schwere Spinnrute ist eine Daiwa Seahunter X 2,70m lang mit 40-120 WG, die bei Bedarf ein kräftiges Rückgrat hat und eine sensible Spitze mit semi-parabolischer Aktion. Ich fische sie mit einer Penn Spinfisher V 3500. Ich hatte mal Bedenken wegen der hohen 6,2er ÜS, aber der Schnureinzug ist trotz der flotten ÜS nicht so hoch, so dass sich auch 100g Pilker beim Speedpilken gut hoch kurbeln ließen. Die Kombo kostet mit 250m 10kg geflochtener nur 150€, hat mir aber sehr viel Spaß gemacht.

Meine 30lbs Kombi fürs Seehecht angeln ist eine RK Standup Deep Sea, bekannt bewährt, mit einer Penn Special Senator 113H. Ich mag ja diesen rauen, schweren Oldschool Charme von Penn, ich mag auch die Slammer, bin mit der Kombi sehr zufrieden.

Wobei die Kombi von Aigshorty auch was ganz feines ist, eine Eigenbau Rute mit Iron Blank und edler Maxel Sealion.

Meine beiden anderen Freunde haben die WFT Nevercrack gefischt, diese haben ihre Aufgaben auch anstandslos bewältigt.

Thema Einzelhaken und Assisthaken: Ganz klares SUPER! Meine Süßwasser Erfahrungen (Weniger Hänger, ab und an mal ein Fehlbiss, aber viel weniger Aussteiger und letztendlich mehr Fisch) ließen sich aufs Salzwasser übertragen. Wir fischten u.a. den VMC Inline 7266, an kleineren 75-100g Pilkern in 3/0, an 150-200g in 5/0. Fast keine Fische außen gehakt, ebenso wenig Aussteiger im Drill, wenig Hänger und wenn, hat man sie oft lösen können, topp.

Ein weiterer Punkt ist die Bootsgröße. Wir waren zu viert im 19" Kvaerno. Das ist etwas beengt. Aber wenn man etwas Rücksicht nimmt und sich mit den Bleigewichten und dem Zeitpunkt des Ablassens gut abstimmt, geht das schon. Uns ist die Stimmung eben wichtiger, wenn sprichwörtlich alle Mann in einem Boot sitzen.



Fazit: Wir werden wieder nach Hemnskjel fahren, das Revier hat uns bezüglich Fisch, Boot und Anfahrtsweg voll überzeugt.



Besonderen Dank nochmal an:

Loup de Mer und Kaschi (NK)

Since 1981 (Tipps fürs Speedjiggen)

Schwabe, Charly, Leuchtturm, Klausmd, Günter, Dampflok12 und Illex für Revierinfos und Gerätetipps und alle, die ich vergessen habe!

Nicht zuletzt auch Guide und Betreuer Peter, unseren Mann vor Ort!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Du hast Post...
 
Schöner Bericht und Petri zum dicken Seehecht!
 
Dankeschön!
Auch nochmal danke an hermi fürs korrigieren der Bilder bzw für die Zeit welche die Administration für das funktionieren des Forums investiert!
 
Super!
Schöner,ausführlicher Bericht!
Danke dafür.
:applaus:
Grüße Gerdo
 
Oben