Seeteufel

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Nordlicht
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Utvorda/Flatanger (N-Trøndelag)
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www.nord-flatanger.no
Ein Artikel der bereits in der Fisch&Fang in der Rubrik Erlebnis Natur veröffentlicht wurde.


Der Angler​

Früher ein Unglücksbote, heute ein Glücksfall und einer der teuersten und begehrtesten Speisefische überhaupt. Der Seeteufel, auch Anglerfisch genannt lauert am Boden seiner Beute auf. Nicht allein seiner perfekten Tarnung verdankt er seinen Erfolg als Jäger, er schwenkt auch selbst die Rute. Sven Gust hat diesen skurrilen Räuber in seinem Revier aufgespürt und abgelichtet.

Ein Haufen Seetang hat meine Aufmerksamkeit erweckt. Zunächst ist es mehr eine Ahnung als das ich tatsächlich etwas erkennen könnte. Aber ich weiß hier ist Seeteufelrevier und ein genauer Blick ist unverzichtbar, will man den perfekt getarnten Jäger ausspüren.
Wir befinden uns im Inselreich der Kommune Flatanger in Nord-Trøndelag in Mittelnorwegen. Zwischen Geröll, Tang und Kelp findet sich hier so mancher Seeteufel. Meistens sind es kleine Exemplare in Tiefen ab etwa zehn Metern, während die Dicken Brocken jenseits der 50-Meter Marke auf größere Beute lauern. Und es darf gern richtig groß sein! Ein beachtlicher Teil des Fisches ist Kopf und der größte Teil des Kopfes ist Maul. Und alles was dort hineinzupassen scheint wird attackiert, egal was es ist. Manchem Leser drängen sich hierbei vielleicht gewisse Assoziationen mit dem Hecht auf und in der Tat: An Gefräßigkeit stehen sich diese beiden, letztlich doch so unterschiedlichen, Spezies in nichts nach.

Je näher ich dem Gewirr aus Tang und Algen komme, desto klaren heben sich die Umrisse eines etwa 60 Zentimeter langen Seeteufels ab. Reglos liegt er dort, lediglich den, zu einer Angel mit Köder umgewandelten Flossenstrahl über dem breiten Maul hin und her bewegend.
Seine Konturen verschwinden beinahe perfekt mit dem Untergrund, kleine Hautfransen am Körper ermöglichen dies. Auch die Farbe kann der Seeteufel dem jeweiligen Untergrund anpassen und Kombination mit dem Tarnmuster wird wohl kaum ein Opfer die Anwesenheit des Jägers bemerken, bis dieser schließlich blitzschnell emporschießt und den unglücklichen Fisch einfach wegzusaugen.
Der Seeteufel ist sich seiner Tarnung bewusst und reagiert regungslos auf mein Näherkommen. Lediglich „die Angel“ bewegt sich plötzlich nicht mehr. Der Flossenstrahl wird nach hinten angelegt und ich meine zu bemerken wie der Fisch sich versucht etwas flacher an den Boden zu pressen.
Ich mache einige Fotos. Nur wenige Fische machen es so leicht sie aus nächster Nähe abzulichten, ja sogar Makroaufnahmen vom Auge zu machen. Wieder und wieder erleuchte grelles Licht der Blitze den Fisch und die Umgebung, aber der Seeteufel zeigt sich noch immer unbeeindruckt.

Der Fang eines Seeteufels erfreut die allermeisten Angler heute, gehört doch dazu allgemein eine gute Portion Glück und Ausdauer. Man muss den Köder schon zufällig direkt vor dem Maul des Fisches präsentieren um ihn zum Anbiss zu verleiten. Meistens dürfte der Pilker am fängigsten sein, wohl weniger weil der Fisch sehr wählerisch ist, als vielmehr bedingt durch die Tatsache das beim Pilken oft in direkter Bodennähe ein großes Gebiet abgefischt wird.
Ob es sich um Sand- oder Felsboden handelt scheint weniger eine Rolle zu spielen, auch wenn im Tieferen Wasser die meisten Seeteufel eingegraben im Sand oder Schlamm lauern. Im Winter findet man den Seeteufel kaum in geringen Wassertiefen, im Sommer hingegen sehr häufig.
Bis zu 60 Kilogramm schwere Fische wurden schon gelandet. Häufig haben solche Exemplare dann beachtliche Beutefische im Magen, gelegentlich auch Enten und andere Tauchervögel.
Der Fisch der heute Angler und Feinschmecker erfreut galt noch bis ins 19. Jahrhundert als Unglücksbote und Fischer vermieden es tunlichst einen Seeteufel an Bord zu nehmen. Es wird sogar berichtet das sich die abergläubischen Fischer nach dem Fang eines solchen Unglücksbringers schnellst möglich an Land flüchteten, da sie in der bloßen Begegnung schon ein Zeichen drohender Gefahr sahen.
Für Diabetiker entpuppte sich der Seeteufel jedoch als ein echter Glücksbote, denn aus seiner Bauchspeicheldrüse wurde das erste Insulin hergestellt.
Das weiße, feste Fleisch wird heute häufig geschmacklich mit Krebsfleisch verglichen und erzielt Höchstpreise, auch weil der Anglerfisch in eher geringen Mengen angelandet wird.

Nach wie vor beobachtet mich der Seeteufel reglos. Ich ziehe mich langsam zurück und wieder verschmilzt der Tarnkünstler mit seiner Umgebung. Zwergdorsche und Kuckuckslippfische beginnen bereits seinem Versteck bedrohlich nahe zu kommen. Bleibt mir also lediglich noch dem Angler „Petri Heil“ zu wünschen!
 
AW: Seeteufel

Sven, das ist ja mal wieder einmal mehr absolute Obersahne.
Die Bilder, sowie auch Dein Text. :daumen:
Vielen Dank.
 
AW: Seeteufel

Klasse Bericht und wieder Superbilder, ist schon ein eigenartig schöner Fisch, der steht noch auf meiner Wunschliste wiedermal für nächstes Jahr- Gruß Maisel
 
AW: Seeteufel

Ja, schon schade das man den Burschen gezielt nur so schwierig zu Leibe rücken kann. Ich habe ehrlich gesagt selbst noch keinen mit der Angel gefangen, obwohl es hier reichlich davon gibt!

Ich geb Dir einen Pilker in die Hand... den nimmst Du mit runter und hältst den dem Seeteufel so lange vor die Nase,
biss er zu beißt .... und schon habe ich meinen ersten Seeteufel ;<
:lach;<

Spaß bei Seite, auf Frøya hat ein alter Mann (ü 80)
an drei Tagen je einen Seeteufel gefangen... alle mit Pilker.
Andy hatte den Verdacht geäußert, da auch sonst eher ältere Gäste
oder Frauen deutlich mehr Seeteufel fangen
als das Durchschnittsklientel, dass die Köderführung in diesem Fall ausschlaggebend ist.
Der Alte Herr hatte nicht die Kondition, den ganzen Tag mit seinem Sohn zu pilken...
seine Pilkbewegung begrenzten sich auf ein Zeitweises Anheben des Pilkers.
Dadurch hatte der Mann fast Ständig Grundkontak.
Allerdings auch ein paar Hänger.
Ich denke schon, dass man diese Art der Köderführung
mit in die Begründung einfließen lassen kann,
warum gerade dieser Alte Herr so regelmäßig Seeteufel gefangen hat.

Gruß
Andreas
 
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AW: Seeteufel

Servus,

zu deinen Fotos schreibe ich nix mehr:D
Herzlichen Dank für diesen Beitrag.

Gruß
robo
 
AW: Seeteufel

schöne fotos und klasse text! :daumen:

wer es mal geziehlt auf seeteufel probieren möchte:

eine im wechsel sandig-bewachsene, größere und relativ offene bucht suchen. an der außenkante darf der grund gern schnell tiefer werden.

mit etwas schwererem pilker(gern 200g und mehr) mit wirklich scharfem, großem! drilling dran den außenbereich (so 30-60m tiefe) der bucht abfischen.
den pilker knapp über grund zupfen, nicht zu große bewegungen machen, d.h. nicht zu große sprünge.
großer pilker damit man auch wirklich dauerhaft dicht am grund bleibt.

ich hab mittlerweile vier stück auf meinem konto -> und davon waren nur die ersten zwei wirklich zufall. ;<

das wichtigste: viel geduld...

glaub auf unserer bootstour im sommer is dat mal wieder dran, da ham wa ja zeit für so ne spielerei - hab ick schon sehr lange nich mehr gemacht...

gruß
danny
 
AW: Seeteufel

Der Alte Herr hatte nicht die Kondition, den ganzen Tag mit seinem Sohn zu pilken...
seine Pilkbewegung begrenzten sich auf ein Zeitweises Anheben des Pilkers.
Dadurch hatte der Mann fast Ständig Grundkontak.
Allerdings auch ein paar Hänger.
Ich denke schon, dass man diese Art der Köderführung
mit in die Begründung einfließen lassen kann,
warum gerade dieser Alte Herr so regelmäßig Seeteufel gefangen hat.

hatte ick vorhin noch nich gesehen - passt ja denn zusammen... ;) :]
 
AW: Seeteufel

@Sven
Feine Bilder.
Auf dem letzten Bild streichelt ihr den Fisch.
Ich hab hier von unseren Tauchern mal ein Video gesehen, da ham die so lange an dem rum gespielt bis es dem Fisch gereicht hat. Der hat sich rumgedreht und habs, waren die Finger vom Taucher im Mal verschwunden. Man hat auch nen unterdrückten Schrei im Video gehört.
Habt ihr beim Teufel streicheln schon mal erlebt das er geschnappt hat?

Grüße aus Bessaker.
 
AW: Seeteufel

@Sven
Feine Bilder.
Auf dem letzten Bild streichelt ihr den Fisch.
Ich hab hier von unseren Tauchern mal ein Video gesehen, da ham die so lange an dem rum gespielt bis es dem Fisch gereicht hat. Der hat sich rumgedreht und habs, waren die Finger vom Taucher im Mal verschwunden. Man hat auch nen unterdrückten Schrei im Video gehört.
Habt ihr beim Teufel streicheln schon mal erlebt das er geschnappt hat?

Grüße aus Bessaker.

Sach mal, würdest du auch ein Muräne streicheln?
Ich nicht, meine Finger sind mir wichtiger.

@Sven: Tolle Bilder, danke

PS Ein Seeteufel steht bei mir auch noch auf der Liste.
 
AW: Seeteufel

Moin André,

sowohl beim Seeteufel und Seewolf sind die kleinen Exemplare deutlich agressiver als die großen.

Ich hatte schon kleine Wölfchen die Fronscheiben von Kameras angegriffen haben, während die großen zwar drohen aber (bisher) nichtmal zugebissen haben wenn ich ihnen einen Blitzarm direkt vors Maul gehalten habe.

ANMERKUNG: Ich ärgere Fische nicht weil es mir Spaß macht, sondern weil es 1. wichtig für mich ist das Verhalten einschätzen zu können und 2. weil ich dann, z.B. in Zusammenhängen wie hier, solch vermeintlich übellaunige Fische in Schutz nehmen kann ;<

Kürzlich wollte ich mal einen Seeteufel die Kamera attackieren lassen. Hat nicht geklappt. Der Bursch war knapp einen Meter lang und hatte die Ruhe weg.
Der Taucher streichelt nicht, glaube ich mich zu erinnern. Die Hand sollte eher als Größenmaßstab dienen.
Ich hatte im Sommer mal einen winzigen Seeteufel und noch ne halbe Stunde Dekozeit im Flachwasser abzuhängen. Da boten sich dann ausführliche Studien an :D der Winzling hat mehrfach zugebissen, aber die Zähne sind nicht sehr scharf und kamen kaum durch den Handschuh durch. Die Beißkraft ist wohl auch nicht besonders.

Respekt habe ich vor Hummern und Taschenkrebsen!

Wir müssen uns eigentlich mal auf nen Kaffee treffen als "Fast-Nachbarn". Habe übernächste Woche ein Projekt am Trondheimfjord und könnte auf dem Rückweg mal bei Namdalseid abbiegen (muss zugeben das ich noch nie in Osen und Umgebung war :rolleyes:).

Grüße vom Namsfjord Sven
 
AW: Seeteufel

Interessant was du schreibst.:daumen:
Mit dem Kaffe wollt ich auch schon fragen,ich war zwar schon mehrfach in Flatanger, aber noch nie in Utvorda. Kannst gerne hier mal vorbeikommen. Ich statte dir dann im Winter mal nen Gegenbesuch ab. Wir müssen ja auch die dunkle Zeit irgendwie über die Runden bringen.:<-:D

Grüße aus Bessaker.
 
AW: Seeteufel

Machen wir André. Haben ein RIB gekauft das angeblich 70 Knoten macht - muss noch einige Sachen montieren, aber dann gibts erste Probefahrten und eine Fotosession.

Da wäre Bessaker bei gutem Wetter eigentlich auch ein gutes Ziel. Schätze mal knapp 100 Liter Bezin hin und zurück..... da sollten wir dann 2 Kaffee trinken damit es sich lohnt ;<

Tauchst du? Wenn ja können dann mal zusammen los falls ich mit dem Boot komme. Sowohl bei Stokkoya, als auch Buholmrasa liegen einige nette Wracks.

Greetz Sven
 
AW: Seeteufel

Ich tauche nicht, hab zwar irgendwie Lust dazu, aber ich hab schon genug Hobbys. Bekomm das zeitlich nich in die Reihe.
Wir haben ja hier auch so einen Flitzer, der geht aber "nur" 50 Knoten. Da sind wir dann bei 65 Liter die Stunde, wenn der Hebel aufm Tisch liegt./@
Von den Wracks hab ich schon gehört, bei uns liegt aber auch noch eins. Oakill, wenn du das kennst.
Wie weit hast du es denn bis zur Buholmråsa?
 
AW: Seeteufel

Buholmråsa sind so 15nm. Normal fahre ich Wracks bis dort südlich an, oder eben etwa gleichen Radius nördlich, oder noch besser im Namsfjord.
Das sind u.a. 2 Erzfrachter aus dem Krieg, eine Galeasse, einige KüMos, 2 britische Uboot-Jäger, ein deutscher und ein norwegischer Minensucher, einige Frachter und ein Dampfsegler..... wir wissen auch von Flugzeugen im Gebiet, aber konnten selbst noch keines der Wracks finden.

Ein Problem hier, verglichen mit Ostsee/Kattegat und deutscher Bucht sind die extremen Wassertiefen und der unebene Grund. Deshalb liegt da eine Menge in unerreichbarer Tiefe und manches wird wohl nie gefunden werden.

Die Oakhill habe ich noch nicht getaucht. Ist ein ehemaliger Erzfrachter mit dem Namen Aachen. Versenkt bei den Gefechten "Operation Weserübung" im Hafen von Narvik 1940. Nach dem Krieg gehoben und zu Wiederherstellung unter Schlepp nach Deutschland (Bremerhaven glaube ich) brach die Trosse und das Schiff ging auf Land, zerbrach in zwei Teile und sank...... ich glaube auch nur ein Teil ist betauchbar, weiß aber nicht mehr welches. Ich habe irgendwo Notizen und eine GPS Position.

Vielleicht sollte ich mir mal eine Woche Zeit nehmen und das Gebiet erkunden. Könnte vielleicht mal eine Abwechslung für unsere Stammkunden sein. Mobile Kompressoren, usw. haben wir ja und Angelcamps bieten ansonsten eigentlich alle geeigneten Lokalitäten für Taucher.

Aber ich will eurem lokalen Tauchleher, den du auf deiner Web-Site beschreibst, nicht auf die Füße treten!

LG Sven
 
AW: Seeteufel

Moin.
Von uns aus sind es auch ca.15nm bis BR, ist quasi gar nich so weit bis zu euch. Ich bin ja auch manchmal da oben, aber dann zum Angeln (Kya).
Das Wrack in der Råsa liegt doch glaub ich mitten in der Schifffahrtslinie, oder?
Bei der Oakill ist, wenn ich es im Video richtig gesehen habe, das vordere Stück zu betauchen. Liegt in 6-30m tiefe.
Unserem Tauchlehrer trittst du nicht auf der Füße, der will sich anfang nächsten Jahres eh "flyten", runter nach Leksvik.
Ich seh schon, wir ham viel zu bequatschen.
Bis später.
 
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