Südnorge-Familientour 2005 (Lussevika)

Tom69

Humanoide
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54
Ort
Landsberg am Lech
Südnorwegen-Familientour 2005
(Wie ich eine ganze Familie mit dem Norgevirus infizierte!)

Ort:
Lussevika (Region Vest-Agder; Lindesnes-Kommune; um die Ecke von Avik)
Reiseveranstalter:
Mach-Nordferien
Haus:
Nr. 94 (10 Personen, Whirlpool, Sauna, 5 Schlafzimmer)
Boot:
Uttern, 19,5 Fuß, 40 PS Envirude-Zweitakt-Außenborder; Echolot
Reisende:
Meine Frau, meine beiden Kids und meine Wenigkeit sowie meine Schwester nebst Gatten und ihren beiden Kindern
Reisezeit:
09. bis 23. Juli 2005


Nachdem am 07. Juli 2005 bereits alles gepackt und die meisten nützlichen und weniger nützlichen Dinge (von denen wie immer viel zu viele eingepackt wurden) im Auto verstaut waren, setzten wir uns am 08. Juli 2005 zunächst Richtung Flensburg in Bewegung, wo wir noch eine kleine aber feine Zwischenübernachtung in einem netten Familienhotel eingeplant hatten. Wir waren wieder Richtung Norge unterwegs und die Zeit des Wartens hatte endlich ein Ende.

Gegen 18:30 Uhr schlugen wir in Flensburg auf. Nachdem wir mehrere Kaltgetränke der lokalen Brauerei und ein sehr leckeres Essen genossen haben, bummelten wir noch etwas über das wirklich schöne Hafenfest und fielen dann relativ tot ins Bett. Wecken war um 5:15 Uhr, denn wir mussten ja schließlich noch die letzten Kilometer nach Hirtshals absolvieren. Geweckt, geduscht, nicht gefrühstückt, gefahren und Fähre pünktlich zum Check-in um 10:30 Uhr erreicht. Mein Schwager, der auf Wunsch seiner Kinder, das familieneigene „Komplett-Surf-Gerödel“ auf das Dach seiner M-Klasse gezurrt hatte, wurde dann, zur Freude aller, von der freundlichen Schalterdame der Color-Line darauf hingewiesen, dass er die zulässige Dachhöhe um ca. 40 cm überschritten habe. Ah ja! Um es kurz zu machen, wir fanden einen überaus freundlichen und hilfsbereiten Norweger, der sich bereit erklärte, dass Surf-Equipment auf das Dach seines erheblich niederflurigeren Pkw´s zu schnallen. Die Überfahrt war gerettet und verlief bei ruhiger See, Dank der Silvia Ana, extrem fix wie immer. In Kristiansand wurde alles von dem gekaperten norwegischen Pkw wieder umgeladen und wir rutschten, so schnell es eben ging nach Lussevika rüber. Der Urlaub konnte beginnen.

Bereits auf der Fahrt von Kristiansand zu unserem Ferienort war im Wagen meines Schwagers eine steigende Begeisterung für Norwegen zu vermelden, die ich bei Menschen, die seit weiß ich wie vielen Jahren an die Nordsee fahren, so erst mal nicht erwartet hätte. Diese wurde aber noch viel größer.....

Nach Besichtigung des durchaus komfortablen Hauses mit anschließender Zimmerverteilung und Wagenausladung gab`s `ne lecker Tass Kaff und die ersten Fragen bzgl. des Angelns, wie etwa, „Wann bauen wir denn die Ruten zusammen?“, „Wann fahren wir denn raus?“, „Welche Fische kann man denn hier fangen?“ etc.. Hierbei sollte vielleicht erwähnt werden, dass sich die fischereilichen Feldversuche meiner Schwester & Co. bislang auf „Zwei-mal-im-Jahr-Binnensee-Stippen-mit-mäßigem-Erfolg“ beschränkten. Das Meer war also etwas vollkommen Neues für sie.

Also, ran ans Gerät! Die Ruten wurden zusammengebaut, das sehr, sehr gute und bis auf die defekte Positionslampe, gepflegte Boot sowie der Schlüssel für unser „eigenes“ Bootshaus mit großer TK in Empfang genommen, Benzin aufgefüllt und sehr zum Unbill meiner Frau, die alleine mit meinen Kindern zurückblieb (mea Culpa, mea maxima Culpa!), der erste Ausflug mit Spinnruten in die etwas flacheren Bereiche der Hausbucht unternommen. Nach drei kleinen Pollacks, einem kleinen Dorsch (die alle noch wachsen dürfen versteht sich) und einem durch einen irrsinnigen Motorbootheizer abgefahrenen Blinker (der beim Überfahren meiner arg wehrlosen Schnur noch freudig jubelte - Idiot!), fuhren wir wieder Heim. Der Begeisterungs-DAX der schwesterlichen Familie stieg schon wieder um mindestens 20 Punkte und so wurde bereits der nächste Tag bzw. Angeltrip geplant. Abends vereinbarte ich übrigens gleich noch schnell einen Termin mit Magnus von Elch-Ferien für eine Kuttertour mit der Blue Fin.

Am nächsten Tag wurden diverse GPS-Punkte der AWS-Seekarte (vor der Insel Vare) angefahren (Unterwasserberge von ca. 40 Metern auf knapp 100 Meter abfallend), die Beute hielt sich allerdings in Grenzen. Während meine Nichte mit ihren 10 Lenzen 4 gute Makrelen und einen halbwüchsigen 45`er Seelachs hakte, erwischte ich noch eine dicke Getigerte und zwei weitere Seelachse der Standard-Südnorwegenklasse. Das erste Abendessen war schon mal gesichert. Makrelen- und Seelachsfilets mit Zucchini, Paprika, Knoblauch und Sahne-Weißwein-Petersiliensößchen aus dem Ofen bereiteten uns einen würdigen Tagesabschluss.

Der nächste Tag begann, wie eigentlich fast die gesamten zwei Wochen, mit Kaiserwetter und wenig Wind. Nach einem ausgedehnteren Ausflug zum Kap Lindesnes, Lillehavn und zum Lenefjord, wurde daheim wieder zur Spinnrute gegriffen. Mal sehen, was von der Mole am Hafen und den umliegenden Felsen aus zu holen ist. Nichts ging, bis auf einen Knurrhahn, den mein Neffe fing und das blieb auch bis zur Abreise so, egal mit welchen Ködern gefischt wurde (leichte Mefoblinker- und wobbler, Reker an relativ einfachen Paternostermontagen, die höchstens dazu dienten, die extrem ausgeprägten Lippfischpopulationen zu sättigen, kleine Pilker bis 35 Gramm etc.). Gut, statt Fisch gab es eben Spaghetti Bolognese - auch nicht zu verachten.

Der Tag der Kuttertour war da. Der Wecker erlöste mich um 2:30 Uhr aus meinem unruhigen Schlaf. Zwei Toasties eingeworfen, meinem Schwager Christian mit einer Tasse Kaffee eine Freude gemacht und mit ihm und meinem noch etwas dösigen Neffen Erik ab nach Avik (ca. 10 Minuten entfernt) gedüst. Die Blue Fin lag in der aufgehenden Morgensonne und bei spiegelglatter See schon bereit zum Entern. Wow, was für ein herrlicher Tag! Es geht doch nichts über einen Kutter, der bei voller Fahrt das in der Sonne glänzende Wasser durchpflügt, einem der Geruch des Meeres in die Nase steigt und man den Kopf in den Fahrtwind halten kann. Schaut man im Duden unter „Entspannung“ nach, müsste eigentlich genau dies als Definition verzeichnet stehen. Die Fanggründe im offenen Kattegat waren schnell erreicht und die ersten Pilker wurden Richtung Grund geschickt. Da ich gleich beim ersten Ablassen einen kapitalen Felsen hakte und mit dem Drill mindestens zehn Minuten bis zum Abriss beschäftigt war, schaute ich relativ entspannt zu, wie ein Seelachs nach dem anderen ins Boot kam. Allerdings war ich bereits zu diesem Zeitpunkt über die Größen (wie bei meiner letzten Ausfahrt mit der Blue Fin auch) ziemlich enttäuscht. Ausschließlich Fische der 35 bis 50 cm-Klasse wurden gehakt. Die Pilker bzw. montierten Beifänger hatten keine Chance, den Grund überhaupt zu erreichen. So erging es mir leider auch, obwohl ich meine ad hoc montierte Überbeißermontage nach dem Biss fast immer durchsacken ließ. Das Ergebnis war ernüchternd. Selbst 10`er Drillinge an großen 400 Gramm Pilkern wurden dankbar genommen. An ein Fischen mit kleineren Solopilkern war gar nicht zu denken. Egal in welcher Wassertiefe und mit welchen Ködern gefischt wurde, die „Miniköhler“ bissen überall gierig zu. Auf Nachfragen beim Skipper nach den Räubern unter den Schwärmen wurde uns erklärt, dass weder große Köhler noch große Dorsche zu erwarten seien. Ende vom Lied waren innerhalb von 1 3/4 Stunden zwei große Fischeimer voll mit Köhlern mit vielleicht einem bis zwei Pfund Gewicht (und das nur bei uns), so dass wir unsere Angeln zur Seite stellten und schlichtweg keinen Bock mehr hatten, uns an diesem Massenschlachten zu beteiligen. Der Skipper war auch nicht besonders beglückt und brach die für vier Stunden angesetzte Fahrt nach zwei Stunden ab - Danke dafür!!! Fazit für mich ist - nie wieder eine Kuttertour in Südnorwegen im Sommer, macht einfach keinen Spaß. Beim anschließenden Filetieren der Köhler lernten wir noch einen freundlichen und aufgeschlossenen Angler aus Bielefeld kennen, der wie er berichtete am Vorabend zwei große Dorsche (6 und 8 kg) landen konnte. Gefangen hatte er sie direkt am Ausgang der Hausbucht in 40 Metern Wassertiefe über sandigen mit Muschelbänken durchsetztem Grund. Ahhh, Hoffnung keimte auf. Zumal er uns auch noch drei Seelachse in guten Größen präsentierte (3, 4 und 5 kg). Wie ich eigentlich auch, verzichtete der Bielefelder Kollege auf jeglichen Beifängertand und fischte egal in welcher Tiefe (begünstigt durch die mäßige Drift) ausschließlich mit Pilkern um 100 Gramm. Nach dem morgendlichen Angeln folgte erstmal ein Mittagsnickerchen vor der Glotze (auch Teleknack genannt) und ein nachmittägliches Planschvergnügen mit den Kids am anlageeigenen Ministrand. Abends leistete ich meiner Kleinfamilie Gesellschaft, während der Rest noch einmal mit dem Boot raus fuhr. Das Ergebnis zwischen Mensch und Fisch ging ungefähr 0:3 aus, d.h. null Fische gefangen aber mindestens drei Pilker verloren. Überhaupt zeichnete sich insbesondere Chrille durch seine beständige Geberlaune in Sachen maritimer Pilkerspende aus - sorry, aber den konnte ich mir nicht verkneifen Schwagerherz! So ging auch dieser Tag, nach ein paar ordentlichen Nackensteaks und Würstchen vom Grill, zu Ende.

Am Mittwoch beschlossen wir bei wieder wenig Wind und einem hell leuchtenden gelben Planeten die Südspitze der Insel Udvare anzulaufen (Höhe Leuchtturm). Ich hatte bereits vorsorglich mein schwereres Pilkgerät zur Hause gelassen und mich auf meine 80 Gramm-Sportex-Spinnrute beschränkt. Leicht wollte ich dieses Mal fischen, mit Pilkern zwischen 35 und 60 Gramm. Zunächst probierten Chrille und seine beiden Kinder (Hannhah und Erik) ihr Glück aber noch mit dem Standardgerödel (300 Gramm Bootsrute, 200 Gramm-Pilker und Gummimakks der Größe 10/0 und 8/0) - ohne Erfolg. Dann setzten wir unser Boot vom offenen Wasser an die steil ins Meer fallenden Felsen um, wo es förmlich nach Pollack roch! Spinnrute zwei mal ausgeworfen, Biss! Ein 72`er Pollack mit 2,5 kg Gewicht bescherte mir am leichten Gerät einen wahrhaft schönen Drill und der nächste etwas kleinere goldbraune Räuber ließ nicht lange auf sich warten. Nach kurzem Aufenthalt an Deck durfte er allerdings wieder zurück in das silberglänzende Nass entfleuchen. Den dritten und vierten Pollack erwischten Erik und ich zeitgleich - Doppeldrill! Während mein drittes Exemplar mit 45 cm mitnahmewürdig war, durfte das meines Neffen wieder schwimmen gehen. Dann riefen leider unsere Herzdamen an und fragten nach unserem Verbleib, so dass wir beschlossen, nach Hause zu fahren - Familienurlaub eben!

So vergingen die Tage mit immer relativ kurzen Angelausflügen und eher schlechten Fängen, was aber nicht nur uns so ging, sondern auch allen anderen Gästen der umliegenden Häuser. Sicherlich, wurde ein Makrelen(oder Seelachs-)schwarm gefunden, waren zumindest viele Makrelen (oder eben Seelachse) garantiert, aber genau das wollten wir eigentlich nicht. Lieber wenige, dafür aber schöne Fische war die Devise.

Gegen Enden des Urlaubs hatte ich dann vom Pilken bzw. Spinnfischen vom Boot die Faxen dicke. Also stellte ich auf leichtes Naturköderfischen um, zumal das Echolot stets und überall größere Schwärme in Grundnähe anzeigte (nein, es war kein Seetang, denn wir fischten fast ausschließlich über felsigem, kiesigen oder sandigem Untergrund ohne viel Bewuchs) Ich knüpperte mir eine simple Paternostermontage mit 1`er Butthaken und kurzen Stücken Leuchtschlauch zusammen. Das Ganze wurde vor jedem Haken noch mit einer kleinen Fluoperle versehen, mit Rekern und Makrelen- bzw. Seelachsfetzen garniert und mit einem 120 Gramm-Blei zum Grund geschickt. Erste Drift über einem herrlich felsigen Hang bei ca. 50 Metern Wassertiefe. Kaum hatten die Köder den Grund erreicht, ging schon das Gezuppel los...warten...warten...warten...Anhieb - nix! Köder kontrollieren, wieder runterlassen und das Spielchen wiederholte sich noch ein bis zwei mal, bis ich den ersten richtigen Biss verzeichnen konnte. Ein Leng von vielleicht 60 cm wurde nach oben gezogen und wanderte ohne über Los zu gehen direkt in die Fischkiste. Danach folgte ein 50`er Schelli und drei kleine Suizid-Dörschchen, wovon einer den Haken so tief und ungünstig inhaliert hatte (blutete stark), dass er es leider nicht überlebte, was mir wirklich Leid tat. Dann riss ich mir meine Montage nach einem dicken Hänger ab und durfte von Neuem knüppern. Während Chrille 2 halbwüchsige 40`er Seelachse fing, wovon einer ebenfalls nicht überlebte, ließ ich meine Montage wieder ab und wartete geduldig auf den nächsten Biss. Es war eigentlich wie auch die ganze Zeit davor, ständiges Gezuppel an den ausgelegten Ködern, aber der Anhieb ging immer ins Leere. Was ist das? Des Rätsels Lösung bekam ich zwei Anhiebversuche später in Gestalt eines lebensmüden Franzosendorschs präsentiert, den ich beim schnellen Hochkurbeln nicht einmal bemerkte. Es sollte leider nicht der Letzte seiner Art bleiben. Nach doch wiederum relativ viel Kleinfisch brachen wir ab, in der Kiste einen „Minileng“, einen Schellfisch, einen kleinen Dorsch und einen kleinen Seelachs. Hallooooo, soll das jetzt alles gewesen sein???

Nein, nicht ganz. Denn bei der letzten Naturködersession des Urlaubs, jetzt mit schwererem Gerät in größeren Tiefen erwischte Chrille wenigstens noch einen 75`er Leng mit 2,5 kg und ich versemmelte einen wirklich guten Biss nach nur wenigen Minuten Drillvergnügen. Das war`s vom Meeresangeln in Lussevika.

Aber halt, da war ja doch noch Etwas...! Ach ja, die Königsfische und der Exot des Urlaubs!

Bei einer eher als kurze Familienausfahrt angelegten Tour meines Schwagers und seiner Kinder wurde auch ein kurzer Abstecher zur Audna-Mündung gemacht, da ich gesagt hatte, dass es dort vermutlich Lachse bzw. Meerforellen in größerer Anzahl geben dürfte. Bereits bei der Einfahrt in den Snigfjord (15 Bootsminuten von Lussevika entfernt) fielen die großen aus dem Wasser springenden Fische auf. Man suchte sich also - mit gebührendem Abstand zum Mündungsgebiet - eine schöne Flache Stelle aus (warum eigentlich???), um dort die von mir zur Verfügung gestellten Mefoköder zu „testen“. Gegen 21:00 bekam ich den Anruf auf den ich schon sehnsüchtig gewartet hatte - Lachs!!! So wartete ich auf die Rückkehr der Drei um den Lachs zu begutachten. Als es soweit war, musste ich jedoch zu meinem Entsetzen bzw. Erstaunen feststellen, dass es sich nicht um einen Lachs, sondern um einen nicht eben kleinen Wolfsbarsch von über 40 cm Länge handelte. Von Wolfsbarschen in den norwegischen Küstengewässern hatte ich bislang zwar weder gehört noch gelesen, aber es war einer, das stand außer Frage! So stand die Planung für den vorletzten Angeltag bereits fest. Ich wollte wissen, was mein Schwager da hat springen sehen. Wolfsbarsche waren es mit Sicherheit nicht.

Es ging also am frühen Abend des nächsten Tages raus auf den Snigfjord und es war so, wie es Chrille beschrieben hatte. Rings um uns herum sprangen größere Fische aus dem Wasser und es bestand kein Zweifel, Lachse bzw. Mefos trieben hier ihr Unwesen. Also, schnell die Berkley „Series One“ zur Hand und einen Hansen Flash in 12 Gramm montiert (Farbe Silber/Blau). Nach der ersten erfolglosen halben Stunde wechselte ich auf einen Gladsax „Fiske“ in Kupfer/Schwarz (20 Gramm) und peitschte meine Rute erneut durch die Luft. Plötzlich - Knack!!! - und meine Rutenspitze verabschiedete sich 20 Meter raus auf`s Wasser. Danke Berkley - 1 A-Qualität! O.k., was soll`s, kann ja alles passieren. Mein Neffe trat mir bereitwillig meine ihm geliehene Sportex „Black Arrow DL“ ab und ich montierte, als es anfing zu dämmern, meinen Lieblingsköder für die dunklen Stunden (Gladsax „Fiske“ in 20 Gramm, Schwarz). Zwei Würfe später hatte ich einen satten Biss und nach kurzem aber knackigen Drill mit einigen schönen Fluchten lag ein 53`er Lachs mit 1,3 Kilo Gewicht im Kescher. Ich war zufrieden, nur mein Schwager nicht, da sich bei ihm auch nach dem 6.000.000sten Wurf und dem 12ten Köderwechsel nichts tat. Fast genauso erging es meinem Neffen, Erik, der zwar einen Biss auf einen silberblauen Glittertwister zu verzeichnen hatte, der Fisch (den Abdrücken nach zu urteilen ebenfalls ein Silberbarren) es aber vorzog, lediglich den Schwanz abzubeißen. Wir fuhren heim und ich war beim peniblen Filetieren der silbernen Kostbarkeit wieder einmal begeistert von der Qualität des Fleisches wildlebender Lachse.

Am nächsten Morgen ging`s mit Petra (meiner Schwester) und Chrille erneut auf den Snigfjord und erneut bot sich uns das gleiche Bild. Wie zur Begrüßung (oder zum Hohn?) sprangen die Salmoniden aus dem spiegelglatten Wasser des Fjords. Ging heute mehr?
Es dauerte nicht lange und meine Schwester hatte einen Biss. Es war aber kein Lachs, sondern eine fette Makrele, die sich ihren grünweißen Blinker mit Federbüschel einverleibte. Schöner Fisch, aber nicht das Objekt der Begierde! Lange Rede, kurzer Sinn, wir pflügten das Wasser in den unterschiedlichsten Tiefen und über den gesamten Fjord mit den verschiedensten Ködern. Auch Spinner kamen vergebens an die Schnur und der ebenfalls unternommene Schleppversuch mit verschiedenen Wobblern endete auch ergebnislos. So montierte Petra wiederum ihren „Erfolgsköder“ und siehe da, es biss erneut und dieses mal war es tatsächlich ein Lachs, den ich für meine sichtlich überraschte Schwester zum Keschern ans Boot führte. Erneut kein Gigant, aber mit 56 cm und guten 1,5 kg ein schöner Fisch.

Das war es dann nun wirklich mit dem Angeln in Südnorwegen 2005.

Die Einzelheiten des Packens und der Abreise erspare ich Euch jetzt und komme ohne Umwege zu meinem Fazit.

Bis auf Kleinigkeiten war die Betreuung vor Ort prima. Nina Holm, die Betreuerin der Anlage war immer ansprechbar und überaus freundlich und hilfsbereit. Wären da nicht das erst nach einigen Tagen reparierte Positionslicht sowie eine, für ein Haus dieser Preisklasse und der eigentlich gehobeneren Ausstattung, ganz schön rampunierte Einrichtung gewesen (fast alle Töpfe hatten keine Griffe mehr, die lagen lose im Schrank, zumindest die Schubladen in den unteren Schlafzimmer fielen beim Ausziehen auseinander, der Herd bzw. Ofen funktionierte nur mit Einschränkungen, diverse Lampen taten ihre Dienste ebenfalls nicht), hätte es definitiv gar nichts auszusetzen gegeben.

Die Fischerei verlief, wie zu erwarten war, mühsam, machte aber allein aufgrund der gefangenen Artenvielfalt viel Spaß und reichte aus, um uns 14 Tage lang mit frisch gefangenem Fisch zu versorgen (nee, nee, jeden Tag haben wir aber keinen Fisch gegessen). Einiges davon fand sogar noch den Weg in die heimische TK. Die Bodenstrukturen in den Lussevika umrahmenden Fjorden und Meeresregionen sind extrem abwechslungsreich und so kann eigentlich jeder seinen Lieblingszielfisch (vom Heilbutt vielleicht mal abgesehen) beangeln. Einzig nervig waren die kleinen Seelachse, die stets und ständig überall an die Haken gingen. Deshalb haben wir letzten Endes auch vollständig auf Beifänger verzichtet. In den flacheren sandigen Bereichen der Hausbucht (um 20 Meter) und dem Ausgang der Bucht zum Schärengebiet um Vare und Udvare lohnt sicherlich auch ein Versuch auf Plattis, den ich aber aus Zeitmangel nicht unternommen habe. Sanft abfallende sandige Unterwasserhänge und etwas flachere Kanten laden förmlich dazu ein. In Ufernähe (außer vielleicht mit entsprechend weitwurftauglichem Brandungsgerät) lohnt ein Versuch m.E. zumindest direkt vor Ort nicht, da die Lippfischpopulationen - wie oben schon erwähnt - nur allzu gerne die angebotenen Köder vom Haken knuspern. Sehr aussichtsreich ist dagegen die Angelei auf Pollack mit leichtem Geschirr und kleinen Pilkern. Die überall ins Wasser fallenden Felskanten und -nasen und die unter Wasser liegenden Tangwälder bieten den Räubern ein ideales Jagdrevier. Auffällig war, das vor Ort kaum jemand diese Art der Angelei praktizierte, was übrigens auch für das Fischen mit Naturködern auf Leng & Co. galt, dass uns in den letzten Tagen doch noch den ein oder anderen Fisch bescherte. Und zur Angelei auf Lachs muss ich wohl nichts weiter sagen, außer vielleicht, dass ich noch deutlich größere Fische gesehen habe!!!

Was mich wieder erschreckte, war der ganz offensichtliche Rückgang der Küstendorschbestände. Bis auf 4 Minidorsche, war für uns nichts, aber auch gar nichts zu holen. Deshalb möchte ich auch noch einmal ausdrücklich auf www.kabeljau.schutz.de hinweisen.

Auch erschreckte mich das Verhalten einiger Angeltouristen erneut, wobei ich auf den Massenfang von Kleinfischen wohl gar nicht weiter eingehen muss, denn es ist überall das Gleiche. Nein, vielmehr ist es das Verhalten in der Anlage selbst. Wenn Großvater seinem Enkel zeigt, wie man mit Stock, Schnur und Haken erfolglos Lippfische ärgert ist das schön, aber muss der Stock samt Schnur und Haken dann am Wasser liegen gelassen werden, wenn er nicht mehr gebraucht wird? Wenn man sich beim gemeinschaftlichen Filetieren das ein oder andere Bierchen schmecken lassen möchte, o.k., aber warum müssen die Kronkorken dann auf dem Steg liegen bleiben? Wieso werden Fischkadaver offen in blutverschmierten Booten liegen gelassen, obwohl die Boote nach jeder Ausfahrt gereinigt werden sollen?

Ich denke, die ein oder andere Abmahnung der Vermieter bzw. Verwalter würde da wahre Wunder tun.

So, zum Schluss möchte ich noch kurz die Gelegenheit nutzen, den Untertitel meines Berichts zu erklären. Sowohl meine Schwester und mein Schwager als auch ihre beiden Kinder waren von Norwegen und der Meeresangelei so angetan, dass alle jeden Tag heiß darauf waren „Neues“ zu entdecken, egal ob Fisch, Fels oder Flora. Auf die an Chrille eines Abends bei der Lektüre meines „Angelordners“ gerichtete Frage hin, ob ich ihn bzgl. des Angelns in Norwegen angefixt hätte, bekam ich folgende Antwort:

„Das hier ist für mich eine Bildungsreise!“ (ohne Kommentar!)

Gipfeln tut das Ganze in dem Entschluss der Vier, gemeinsam die Fischereiprüfung abzulegen, um nicht mehr auf ihren Bruder/Schwager/Onkel angewiesen zu sein (vielleicht klappt es ja dann auch mit der Unterscheidung Wolfsbarsch / Lachs - grins!!!), und Norwegen das nächste Mal für ein paar Wochen mit dem Wohnmobil zu bereisen, um mehr von Land und Leuten kennen zu lernen - Angeln natürlich inklusive.

Das letzte, was mir erst diese Woche zu Ohren kam, war die durchaus in Erwägung gezogene Möglichkeit meines Schwagers, als Arzt nach Norwegen zu gehen, was zwar auf die nicht ganz ungeteilte Freude der restlichen Familienmitglieder stieß, aber Eines gaaaanz deutlich macht - der Norgevirus hat wieder zugeschlagen - Heilung ausgeschlossen!!!

Last but not least, muss ich mich wohl bei meiner Frau und meinen beiden Kurzen, für meine häufigen angelbedingten Abwesenheitszeiten entschuldigen, oder sollte ich mich lieber für ihre Geduld bedanken? Nächstes Mal bleiben die Angeln wieder im Schrank - versprochen! Nur dann lasst uns bitte nicht nach Norwegen fahren, Ihr wisst doch: Der Virus!!!!

Viel Spaß noch bei der Betrachtung der angehängten Bilder!

Tom
 
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...und gleich noch ein paar Norwegenimpressionen hinterher!
 
Hey Tom,
klasse Bericht, mit einer feinen und mal stärkeren Prise Ironie gewürzt :>>
Schön zu lesen.....Tja, wenn man an die Adria des Nordens fährt, ist weniger angeln angesagt aber dafür mehr Badeurlaub :lach
Trotzdem, schöne Lachse.....würde ich auch gern mal fangen....
Bißchen wenig Bilderbuch, aber dafür reichlich Text.... :}
P.S.: Leichter Dreher im Datum...... 8)
 
Boah, schickst das Bilderbuch einfach hinterher...... ;< , Tja mein Text war gerade am werden...... :}
 
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schöner Bericht. Toll geschrieben.
Ging mir bei 3 Besuchen in Avik aber ähnlich mit dem fangen der Fischchen.
 
ACHTUNG ANSTECKUNGSGEFAHR.

Sehr gut geschriebener Bericht mit tollen Bildern. Sollest Du zu Deinem Beruf machen,............ wenn er es noch nicht ist.

Vielen Dank dafür, jetzt kann ich die letzten Tage gar nicht mehr abwarten.


Gruß
Frank
 
Hi Tom,

Klasse Bericht mit sehr beeindruckenden Bildern, Danke! :baby: :baby: :baby:
 
Hey Tom,

Superklasse Bericht ! Wir waren im September die Gegenend konnten uns aber über Fisch satt (aber stimmt überweigend Seelachs derr 1-2 Kilo-KLasse) nicht beklagen.. Eigentlich nix anderes wie bei Dir ! Die Stange (leider etwas weit draussen) wär noch a Tip gewesen...
UNd vor allem KLasse-Ausdrücke wie: Teleknack und und der martime PIlker....
Hervorragend !
Dein Fazit ist ernüchternd wie sich manche benehmen aber es stimmt diese Idioten findest überall und dann groß beklagen wenn man nicht mehr gern gesehen wird aber etwas schach angesehen wird... Naja was täte die Welt ohne diese Halbdeppen, hätten wir ja nix mehr zum aufregen !
 
Klasse Bericht Tom und super Bilder, aber wenn ich mir Dein Bild mit dem Lachs so ansehe bist Du sicher das es ein Lachs ist??? Die Schwanzflosse ist doch gekerbt.

Das Bild wo die Dame den Lachs hält ist ohne frage definitiv Lachs grade Schwanzflosse, wobei ich Deine Fischkenntnis nicht in frage stelle.
 
Nee, nee, Andreas, genau umgekehrt wird ein Schuh draus! :P :

gerade Flosse = Mefo

sichelförmige Flosse = Lachs

Dazu kommen als Erkennungsmerkmale noch die Punkte, die bei einem Lachs deutlich über der Seitenline aufhören, sich bei einer Meerforelle aber noch weiter fortsetzen und die Dicke der Schwanzwurzel, die bei einer Mefo im Gegensatz zum Lachs relativ kurz und dick ist.

In beiden Fällen besteht für mich bzgl. der Salmonidenart kein Zweifel, nur dass bei meinem Lachs die Flosse eben etwas stärker, wie Du es nennst, "eingekerbt" war und die des Fisches meiner Schwester hingegen die für Lachs typische Sichelform aufwies.

Gruß
Tom
 
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moin tom,
klasse bericht und tolle bilder :--
das verbreitungsgebiet der wolfsbarsche hat sich wohl in den letzten jahren stark ausgedehnt. an der deutschen nordseeküste kann er schon gezielt beangelt werden. soll wohl inzwischen bis an die norwegische westküste vorgedrungen sein !
 
Sag mal Eure Kuttertour hat Euch doch nicht wirklich weit von der Küste weggeführt!? Denn 1 pfündige Köhler sind da eigentlich auch für Südnorge nicht wirklich typisch und "normal". Habt Euch wohl den falschen Käpt'n ausgesucht!

Naja, wie man "weit" halt so definiert! ;<
Für mich ist eine gute "Dreiviertelstunde-bei-voller-Fahrt-straight-raus-auf`s-Meer-mit-einem-recht-fixen-Kuddä" schon "weit"!

Ich gebe Dir aber insofern Recht, als dass der Skipper den Standort auch ruhig hätte mal wechseln können. Da haben aber glaube ich noch andere Dinge eine Rolle gespielt, warum dies nicht passierte. Ich sage nur soviel:
Der Skipper war als Ersatz für den normaler Weise die Blue Fin steuernden Käptn eingesprungen. Da er eigentlich mit seinem eigenen Boot die Angelnerds zu den Fanggründen bringt, erschien mir sein Interesse an dieser Tour nicht besonders groß zu sein. Statt dessen händigte er den Anglern an Bord seine Karte mit dem Hinweis aus, dass seine Touren deutlich billiger wären etc.! Bleibt aber unterm Strich meine Erfahrung (da es schon meine zweite Ausfahrt mit der Blue Fin im Sommer war, dass außer ein paar Makrelen und Unmengen an viertelstarken Seelachsen an den angesteuerten GPS-Punkten nicht viel zu holen ist.

Gruß
Tom
 
Klasse Bericht-liest sich einfach super !!!
 
Moin Tom!
Schöner Bericht, nette Bildchen!
Find ich übrigens beruhigend zu lesen, daß Family und Angel-Urlaub so gut zusammen passen. Ich habe nämlich auch vor, in den nächsten 1-2 Jahren mal einen 2Wöchigen Norgeaufenthalt mit der Famile einzuplanen. Mein Großer ist auch schon vollauf begeistert, für den könnte es schon morgen losgehen.
Ist es nicht so, daß das die Großköhlerschwärme sich im Sommer in tiefere Wasser verkrümeln? Bin der Meinung so etwas leuten gehört zu haben, vielleicht könnte sich Hoddel dazu noch mal äußern.
Das mit der rückläufigen Dorschpopulation hat mir unser Vermieter auch schon erzählt, wenn man Dorsch fangen will im März/April zur Laichzeit oder aber halt kaum einen sonst. Was wohl noch ganz geht sind die Schärendorsche, die eine eigene Population entwickeln konnten und nicht übermäßigem Befischungsdruck ausgesetzt sind.
 
Hallo Tom !
Danke für den ausführlichen Bericht und die tollen Bilder. :)
 
AW: Südnorge-Familientour 2005 (Lussevika)

Hallo,
da es bei mir in Kürze ebenfalls mit der Familie nach Lussevika geht, krame ich diesen Thread mal wieder vor. Gerade auch deshalb, weil es mich doch sehr reizen würde, mein Glück auch mal im Snigfjord auf Mefos und Lachs zu versuchen. Nun habe ich auf Hoddels Seite die "Regeln für das Angeln von Lachs und Meerforelle im offenem Meer" gefunden, die mich etwas verunsichern. Da steht: "Vom 5.August bis 31. Mai ist es nicht erlaubt auf Lachs und Meerforelle vom Boot aus zu angeln (Flüsse)." Dieses "Flüsse" irritiert mich nun etwas. Es geht ja eigentlich um die Bestimmungen im Meer? kann mir da jemand sagen, wie das genau geregelt ist? Dass man einen gewissen Abstand zur Mündung halten muss, war mir klar, aber dass das nun gar nicht gehen soll...würde schon lieber vom Boot angeln, als mich ans Ufer zu stellen.:(
Vielen Dank schonmal für jeden Hinweis! :daumen:
 
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