Rutenbau

schiessmeister

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Zum Rutenbau gehören auch einige Werkzeuge, daher fange ich mit der Wickelbank an.

Die Ruten-Wickelbank

Alle Teile sind nun zugeschnitten und gebohrt. Gekauft wurden nur Schrauben und 12 mm Alurohr. Da ich eine Drehmaschine und eine Standbohrmaschine habe, war es kein Problem, alles passgenau herzustellen.
Der letzte Schliff fehlt noch, Ecken und Kanten müssen noch geglättet werden.
Der Motor stammt aus einem Antrieb für Krankenbetten. Wenn der Antrieb einen Gehäuseschaden hat, wird er entsorgt. Der Motor ist meistens in Ordnung. Mit einem regelbaren Netzteil von 3 - 15 V lässt sich die Drehzahl stufenlos verstellen.
Nun hat man die Geschwindigkeiten zum Wickeln und Lackieren der Ringbindungen immer im Griff.
Jetzt geht es an den Rutenbau, das wird natürlich auch im Bild festgehalten.
 
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Rutenbau

Nach dem die Wickelbank ihren Test bestanden hat, geht es jetzt an den Bau der Ersten Rute!
Verbaut wird ein Harrison Blank, VHF – 15-45.
Los geht es, mit dem Finden des Springerpunktes. Bei der Herstellung der Blanks, wird das Material auf einen Kern gewickelt. Je nach dem, wie Anfang und Ende dieser Wicklung übereinander liegen, wird an einer, oder zwei Stellen, der Widerstand beim biegen des Blanks anders sein. Diesen Punkt findet man, wenn man den Rohling schräg auf eine Unterlage legt, ein Ende anhebt und mit einer Hand durchbiegt und dreht. An einer Stelle wird der Blank in die Stellung springen, wo der geringste Widerstand ist. Das ist der Punkt, an dem in genauer Flucht, Rollenhalter und Ringe montiert werden.
So verfährt man mit allen Rutenteilen, und markiert dies auf dem Blank.
Die Aufteilung der Ringabstände kann man von einer Ähnlichen Rute übernehmen, oder mit einem Programm, welches im Internet frei verbreitet wird, berechnen. Genau, oder besser gesagt annähernd genau, bekommt man die Aufteilung der Ringe nur hin, wenn wirklich alles passt.
Angefangen beim Abstand der Rolle vom Blank, das ist die Vorgabe, wo die ideale Linie anfängt. Man stelle sich vor, jeder Ring hat das Idealmaß, so das die Schnur frei durch die Mitte aller Ringe läuft. Das ist schwer zu bewerkstelligen, da man keinen Ringsatz verarbeiten kann, sondern jeden Ring einzeln Ausmessen müsste. Die Aufteilung kann kontrolliert werden, wenn Rolle und Schnur, montiert werden. Das kann auch bei provisorisch befestigten Ringen passieren ( Klebeband ). Wenn wir jetzt ein Gewicht anhängen, sehen wir, wie sich die Aktion der Rute verhält. Der Idealfall wäre, wenn die Schnur im gleichen Winkel in den Ring geht, und ihn wieder verlässt. Nun kann man Korrigieren, bis es passt.

Den Ringsatz habe ich von einer zerbrochenen Rute übernommen, so wie den Rollenhalter. Dadurch konnte ich sehen, wie es bei dieser „ Markenrute „ unter dem Lack aussah. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, wie da gebastelt wird.

Wenn alle Teile beisammen sind, wird der Korkgriff und Rollenhalter angepasst. Dafür wird an den passenden Stellen der Blank mit feinem Krepp aufgefüttert, bis sich alles leicht an seinen Platz schieben lässt.

Die Qual der Wahl, was den Kleber für das Griffteil betrifft. Der Eine schwört auf 2 Komponentenkleber, der Andere auf leicht aufschäumenden Kleber. Ich habe mich für letzteres entschieden, da die Klebeflächen besser ausgefüllt werden. Ist alles angepasst, werden die Enden, oder alle Oberflächen des Griffes, Endkappe und Rollenhalter, mit Krepp abgeklebt. Es wäre zu schade, wenn der feine Kork mit dem Kleber in Berührung kommt. Die zu klebenden Flächen gut, aber nicht zu üppig mit Kleber einstreichen, und sauber fluchtend auf den Blak schieben. Dabei unbedingt auf die Stellung des Rollenhalters achten, das er mit dem Springerpunkt, der ja markiert wurde, in gleicher Stellung bleibt. Das alles wird mit dem Winding Check abgeschlossen, und in eine Spannvorrichtung gesteckt. Diese besteht aus 2 Gewindestangen und 2 Brettchen. Damit lässt sich alles leicht zusammenpressen, und fixieren.
Jetzt heißt es Warten, bist der Kleber abgebunden hat.

In der Zwischenzeit kann aber das zweite Teil der Rute beringt werden.
 
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Die Bindung:
Es wird immer zum Ring gewickelt, Windung für Windung. Als Hilfsmittel legt man sich eine Schlaufe aus Angelschnur bereit, um die Enden der Wicklung unter die Bindung zu ziehen. Das Garn sollte sorgfältig gewählt werden, da der Erfolg der sauberen Bindung, und der anschließenden Versiegelung davon abhängt. Eine Ersparnis von 8 € pro Rute, nur beim Garn, und dann der Ärger, wenn es nicht funktioniert, wäre mehr als ärgerlich. Die feinen Härchen im Garn können sich beim Versiegeln aufstellen, und alles zunichte machen. Garn von Gudebrod, oder Garn, das der Lieferant ( Rutenbauer ) vorschlägt, sollten es schon sein. Beim Wickeln sollte darauf geachtet werden, die Fadenspannung nicht zu stark zu wählen. Schneidet die Wicklung in den Blank ein, ist ein Rutenbruch vorprogrammiert. Nur so stramm Wickeln, das die Ringe danach noch korrigiert werden können. Die Stege der Ringe sind vor dem Aufsetzen auf den Blank so anzuschleifen, das keine Stufen beim Wickeln entstehen. Der entstandene Grat ist sauber zu entfernen. Die Frage der Unterwicklung wird von Vielen anders gesehen, ich mache es nicht. Auf den Bildern ist dargestellt, wie man anfängt und wie die Letzten 4-5 Wicklungen abgeschlossen werden. Die Zierwicklung wird genau so gebunden. Danach werden die Bindungen noch mit einem glatten Werkzeug geglättet, und die Ringe ausgerichtet.
Farbe der Wicklung:
Wer mehrfarbig wickeln möchte, sollte auf Farben ausweichen, die heller sind, als das fertige Ergebnis, da man sonst das Garn mit Fixierer behandeln muss. Das hat einen Nachteil, die Versiegelung kann hinterher nicht mehr so gut in das Garn Eindringen, und bis auf den Blank ziehen. Beim Versiegeln dunkelt das Garn stark nach, daher wird der Fixierer oft angeboten.
 
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Die Versiegelung:
Epoxi-Flexcoatlack ist die Versiegelung, bei der man keine Probleme bekommt. Alles Andere sollte man nicht nehmen, auch wenn einige Experimente mit 2K-Autolack gemacht haben, das habe ich auch hinter mir, war aber nicht damit zufrieden. Die Wicklungen kann man in einer provisorischen Wickelbank machen, hier dreht man den Blank von Hand. So habe ich es auch mit meiner Rute gemacht, in der Werkstatt war es mir zu kalt. Bei der Versiegelung der Ringe sieht das schon anders aus, da sollte ein Motor die Sache übernehmen. Dazu habe ich mir eine Aufnahme gebaut, in der die Rute von einem starken Gummi gehalten wird. Beide Teile werden zusammengesteckt und in der Wickelbank fixiert. Nun mischt man den Bindungslack an, meistens 1:1., wobei bei dem Ersten Auftrag der Lack bis zu 10 % mit Aceton verdünnt wird. Dadurch dringt der Lack bis unter die Bindung. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, erwärmt den Lack mit einem Fön. Man kann gut sehen, wie der Lack in der Wicklung verschwindet. Nun wird wieder etwas aufgetragen, bis die Oberfläche des Garnes gut gesättigt ist. Dabei sollte die Rute sich in der Wickelbank langsam drehen, damit keine Tropfen entstehen, und die Oberfläche glatt bleibt. Je nach Raumtemperatur kann es schon einige Stunden dauern, bis die zweite Schicht aufgetragen werden kann. Wenn die Lackmischung anzieht, und Fäden zieht, muss neu angemischt werden. So verfährt man weiter, bis die Beschichtung der Wicklung ein gleichmäßiges Bild ergibt. Es kann sein, das man bis zu 3 Schichten aufbringen muss. Beschleunigen kann man hier nur mit Wärme, alles Andere macht die Arbeit zunichte, die man vorher rein gesteckt hat. Also nicht zu viel Lack auftragen, das geht in die Hose. WICHTIG, alle Gegenstände, die man versiegeln will, ungedingt fettfrei halten. Auch beim Wickeln, zwischendurch die Hände Waschen! Wenn alles geklappt hat, werdet ihr euch bestimmt keine Rute mehr von der Stange kaufen, und das GUTE Stück bestimmt besser behandeln, als eine 0.8.15-Rute Die fertige Rute werde ich euch vorstellen, wenn alles abgeschlossen ist. Gruß Gerd
 
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Es ist geschafft
Die fertige Rute liegt nun vor mir, und ich bin zufrieden. Für die erste selbst gebaute Rute, sieht sie sogar gut aus. Ärgerlich sind einige winzige Lufteinschlüsse im Lack, die sollten aber nicht stören. Vermutlich war es im Raum zu kalt, um den Lack gescheit zu Verarbeiten. Das Bindegarn hat nun die gleiche Farbe, wie der Blank, so wollte ich es auch haben. Das verwendete Material war sehr gut, und leicht zu Verarbeiten. Und die Kosten haben sich in Grenzen gehalten. Da der Ringsatz, außer dem Endring geschenkt waren, kam ich auf Materialkosten von 175 €. Garn und Lack reichen noch für drei Ruten, oder viele Reparaturen. Seht nun selber, was aus dem Blank geworden ist, und habt keine Angst, selber eine Rute zu Bauen.
Gruß Gerd
 
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Hallo Gerd :]

Vielen Dank für diese ganz tolle Anleitung, vor Allem die Bilder sind wirklich :baby:

Der Rutenbau ist ja dann gleich wieder ein Hobby im Hobby :D

Gruss Thomas :<-
 
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Klasse Arbeit Gerd.
Wenn ich nicht schon so viele Ruten hätte, würde ich mir jetzt noch eine bauen:rolleyes:. Aber mal schaun. Die Anleitung ist jedenfalls sehr gut. Danke!:baby:
 
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Wow,...Klasse Arbeit:baby::baby::baby:

Grüße, Björn

PS: Bringst du die Rute bitte zum Stammi mit...:)
 
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Super Arbeit.

Den Weg vom Blank bis zur Rute gut gezeigt.

Wie viele Stunden sind nötig für einer Rute nach Wunsch ?



Gruß
Plateaufischer
 
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Saubere Arbeit:baby:, meine Hochachtung, so ein Maschienchen hätte ich auch gerne lohnt sich für mich aber nicht da ich mehr Reparatur mache und selten neu baue.
 
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Super Arbeit.

Den Weg vom Blank bis zur Rute gut gezeigt.

Wie viele Stunden sind nötig für einer Rute nach Wunsch ?



Gruß
Plateaufischer

Kommt darauf an, wie eilig man es hat:D

Im Ernst, gewickelt habe ich beim Arbeiten am PC, da ich keine Eile hatte, gingen für alle Vorarbeiten, ausser Lack, ca. 6 Stunden drauf.
Die Wartezeiten zum Abbinden von Lack und Leim nicht mitgerechnet.
Das Wichtigste ist der RICHTIGE Blank, den habe ich vom MAD, den wir besucht hatten. Diese leichte Rute hat alle Feuertaufen bestanden, der letzte Waller hatte 30 Kilo, und die Rute war krumm bis zum Rollenhalter.

Gruß Gerd
 
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Gerd, wobblerbau hört sich gut an!

Zu den ruten, wo kann man überall blanks bestellen und ist teuer gleich gut?
 
AW: Rutenbau

Gute Frage,
da gehen die Meinungen auseinander. Ich hatte mich für einen Harrison-Blank entschieden, weil ich ihn in der Hand hatte. Da wir Ruten zum ändern beim MAD abgeliefert haben, konnte ich frei wählen. Der Kerl hat ein riesen Sortiment. Gerade beim Spinnfischen sollte die Rute leicht sein, aber genug Reserven haben, falls ein dickeres Kaliber anbeißt.
Gute Blanks bekommt man bestimmt auch von anderen Herstellern, aber besser vorher alles begrabbeln.:D

Gruß Gerd
 
AW: Rutenbau

was sind das für scheiben als abschluss für den rollenhalter und wo bekommt man die? sieht echt edel aus! gute arbeit!
 
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