RB 2 - 2012, Vistenfjord

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Vistenfjord

Auf den Geschmack gebracht durch einen Bericht von Hängergott http://www.norwegen-angelforum.net/showthread.php/norwegen_2011_am_vistenfjord-40958.html wählten wir den Vistenfjord als Reiseziel für 2012. Letzte Zweifel wurden durch ein persönliches Gespräch und Telefonate ausgeräumt, die Planung begann. An der Stelle noch einmal herzlichen Dank an Hängergott für die kompetente und umfassende Beratung, die uns das völlig neue Angelgebiet schnell erschließen ließ.

Per E-Mail wurde der Reisezeitraum 09.-16.06.2012 mit Visthus Rorbucamping abgestimmt und die Detailplanung für An- und Abreise konnte erfolgen. Was gibt es dazu im Forum nicht alles zu lesen –über Schweden, die oder die Fähre, Zwischenübernachtungen im Hotel, im Auto oder in einer Campinghütte- es gab so unendlich viele Möglichkeiten, die lange Strecke zu überwinden. Wir entschlossen uns auf der Hinreise für die Nachtfähre Kiel-Göteborg und eine Zwischenübernachtung in Trondheim. Vom Grundsatz her eine gute Wahl, aber optimierungsfähig. Für die Rückreise buchten wir eine Zwischenübernachtung in Gardermoen nördlich Trondheim und die Schnellfähre von Göteborg nach Frederikshavn. Für entspanntes Reisen eine gute Wahl. Lediglich wer ganz auf Nummer sicher gehen will nutzt die Vogelfluglinie, bei der man praktisch durch die vielen Abfahrten ja nicht zu spät kommen kann.

Die Anreise klappte dann auch einwandfrei und ließ noch Raum, für eine Außenbesichtigung des Nidarosdom zu Trondheim, ein wirklich beeindruckendes Bauwerk.



Nidarosdom zu Trondheim



Schmückende Statue am Nidarosdom, die offensichtlich einen Angler nach Schnurbruch im Drill mit Kapitalen darstellt


Wir gönnten uns dann noch das EM-Spiel Russland-Tschechien und ein Schlummerbier für die Bettschwere. Nach Spielschluss war es draußen doch noch sehr hell, es war deutlich zu spüren, wie weit wir uns nach Norden schon bewegt hatten. Morgens weckte mich dann mein Angelkumpel Horst, es wäre doch schon nach 6 Uhr und wir wollen doch früh los. Ich konnte seine Eile gut verstehen, war ich doch auch schon ganz heiß aufs Angeln nach der langen Zeit der Vorfreude. Ich war jedoch verwundert, empfand ich es doch noch deutlich weniger hell als Schlafengehen. War es etwa bewölkt? Nein, strahlendblauer Himmel war zu sehen, also irgendwie doch komisch. Nachfrage bei Horst –nö, alles klar, der auf 6 Uhr gestellte Wecker hatte geklingelt. Mensch, irgendwie bin ich auch noch ganz müde, jedenfalls nicht so fit, als wenn ich rd. 7 Stunden geschlafen hätte. Also, zunächst mal Handy an, warum dauert es nur so lange, bis es endlich hochgefahren ist. Na endlich, Uhrzeit 02.20 Uhr –man war das noch früh!!! Horst war bereits fix und fertig geduscht und angezogen Dank der Technikgläubigkeit. Nach Überprüfung der Uhrzeit über sein Handy verschoben wir die Ursachenforschung und schliefen einfach weiter. Seitdem musste er jedoch mit der Frotzelei leben, keinen Trick auszulassen, um schnell zum Fisch zu kommen. Als Ursache stellte sich im Nachhinein sein Funkwecker heraus, der sich um 02.00 Uhr in der Nacht neu stellen wollte. Hoch im Norden konnte er jedoch nicht mehr das Signal aus Frankfurt orten und bei der 12 h Rotation „kam er eben auch an der Weckzeit 06.00 Uhr vorbei“ und löste den Alarm aus.


Ansonsten klappte alles wie am Schnürchen und wir erreichten Visthus programmgemäß. Vor Ort gab es eine umfassende Einweisung in die Anlage und eine kurze Übergabe des Bootes und anschließend luden wir das Auto aus. Gerätemontage, Abendessen und der Einstieg der Deutschen in die EM rundeten den Abend ab. Am nächsten Morgen ging es dann auch wieder früh hoch, geweckt wurde mit meinem Wecker im Handy – der Funkwecker von Horst blieb aus, ich hatte darauf bestanden!!!

Wir hatten uns am Sonntag für die erste Tagestour in die Schären ostwärts Mindlandet entschieden, die wir nach Norden Richtung rotem Felsen Rødøya durchschleppen wollten. Da der Wind fehlte, blieb auch die Drift weitestgehend aus. Die auf dem Weg dorthin liegenden Buchten nahmen wir ebenfalls beim Schleppen mit. Die Wobbler liefen auf rd. 8 – 9 m Tiefe und wir bemühten uns, die 12 m-Tiefenlinie einzuhalten. Zwar ging uns der angestrebte Heilbutt nicht an den Haken, Dorsch in guten Größen gab es dafür reichlich.



Boomerang 80 Ultra Deep (der kleine „Australier“) und Frenzy Firestick Mungo



Schöner Dorsch aus dem Mindværfjord


An ausgewählten Stellen über sandigen Grund wechselten wir den Köder und Gummis in verschiedenen Größen und Formen kamen zum Einsatz. Höflichst und ausgesprochen verführerisch klopfte der Gummiköder drei-, viermal auf den Gewässergrund und wurde dann höchst attraktiv eingeholt. Einen Heilbutt konnten wir auch damit nicht von seiner gemütlichen Sandbank locken, immer zogen wir nur Dorsch, Dorsch und –ganz überraschend- Dorsch. Hätten die Dorsche sprechen können, hätten sie uns an dem Tag wohl wie beim Märchen vom Hasen und Igel mit den Worten begrüßt: „Ich bin all hier!“. Auch die berühmte Steilwand vom roten Felsen Rødøya brachte nicht die erhoffte Abwechslung mit Pollack.

Wir konnten machen was wir wollten, unabhängig von der Art des Köders kam immer nur Dorsch an Bord. Glücklicherweise i. d. R. knapp gehakt und aus geringerer Wassertiefe, so dass kleinere alle wieder unbeschadet zurück gesetzt werden konnten.

Abends dann der von uns allen so geliebte „Anglerdreikampf“: Filetieren, Eintüten und Einschweißen. Horst zertifizierte sich auf dieser Reise erneut und nach dem Erwerb des „Tüten-Diploms“ in den Vorjahren promovierte er auf seinem Spezialgebiet mit summa cum-laude.

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Eintüten und…….



……………………….einschweißen. Und ewig „jault“ das Vakuumiergerät.


Mit dem Wetter hatten wir die gesamte Zeit großes Glück. Kaum Wind und nur ab und an ein Schauer, der dann aber auch heftig ausfallen konnte. Aufgrund der günstigen Windverhältnisse führte uns die zweite Tour am Montag nach Süden über den Storgrunnen nördlich der Insel Hamn
øya.
Zur Abwechslung kamen hier –der geneigte Leser ahnt es schon- der „Ich bin all hier!“-Dorsch an Bord. Na gut, dann auf zum interessanten Gewässerabschnitt rund um das Leuchtfeuer südlich der Insel Mindlandet.
Dort führen wir mehrere Untiefenstangen an und ließen uns immer wieder von der 60 m-Tiefe auf die Untiefe zutreiben. Als Köder kamen 15 cm-Gummifisch am 80 bzw. 100 g Jigkopf, der uns als „Heilbuttkiller“ verkaufte 285 g Gummifisch und der 250 g Svenskepilk Bergmann Pilker originaler Solvkroken zum Einsatz. Unermüdlich zogen wir die Nummer durch, aber die ersten beiden Untiefen lieferten bei jeweils mehreren Driften nur wieder das bereits bekannte Ergebnis – den „Ich bin all hier!“-Dorsch.

Wir gaben jedoch nicht auf und sollten belohnt werden.
Bei drei Driften hintereinander jeweils richtig gute oder bislang nie gefangene Fische. Zunächst ein Dorsch mit 13 Pfd., dann mein bislang größter Dorsch mit 21 Pfd. –Juhuhu, endlich hatte auch ich die 20-Pfd.-Marke geknackt, an der ich mit so vielen 19 und 19,5 Pfd. immer wieder gescheitert bin- und



Mein bislang größter Dorsch mit 21 Pfd.



Seelachs als Naturköder an der Spezialmontage


schließlich einen kleinen Heilbutt. Was für eine fängige Stelle, was für tolle Driften. Der Heilbutt war leider eben gerade nicht maßig und durfte selbstverständlich wieder schwimmen – wir haben uns für die
Folgejahre verabredet! Die Dorsche kamen in die Kiste, zu denen sich u. a. auch noch ein guter Schellfisch (mein bislang größter, allerdings bei so viel Aufregung vergessen zu wiegen – und dann war er schon ausgenommen) gesellte.

Abends kam es dann wieder zum obligatorischen Anglerdreikampf und erneut heulte das Vakuumiergerät. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sorglos einige unserer Kollegen mit diesen erstklassigen Fischen umgehen, die es bei uns zuhause auch in den besten Geschäften nicht in so hoher Qualität als Filet zu kaufen gibt. Da wird die anstrengende Anreise in Kauf genommen, zuvor schon viel Geld in die gesamte Ausrüstung gesteckt, den ganzen Tag (oder die Nacht) die Beute gejagt und dann hat es ja Zeit, gaaaanz viel Zeit. Der Fisch liegt ja sicher in der Wanne, was soll da denn noch passieren?

Mit Genuss nehmen wir jede Filettüte aus dem Gefrierschrank von Fischen. Der Fisch wird direkt nach dem Fang und einer ggf. kurzen Fotopause gekehlt und ausgenommen und zumindest bei wärmeren Temperaturen den restlichen Angeltag in der gekühlten Kunststoffbox verbracht. Nach deer Rückkehr wird zuallererst der Fisch verarbeitet, bis er in der Gefriertruhe liegt. Frischer geht es wirklich nicht und das sieht man am weißen Filet und schmeckt man auch.



Was für ein Großmaul!



Nach den Berichten der anderen Angler im Visthus Rorbucamping hatte einer in der Nacht einen Heilbutt in der Nähe des Anlegers bei Forvika gefangen, also auf zum nördlichen Ausgang des Vevelstadsundet. Überraschend trafen wir hier dann wieder auf Dorsche – damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet
.




Einige Dorsche waren schon noch ein wenig mager


Es kamen Gummifische, Pilker und Wobbler zum Einsatz und trotz intensiver Angelei verlief der Tag dann auch ohne Besonderheiten. Wir wechselten die Stelle und klapperten die Untiefenstangen des Vortags ab, aber die Drift war einfach zu stark und so schleppten wir über die Untiefen und an der Ostküste von Mindlandet Richtung Unterkunft ohne erwähnenswerte Fänge zurück.


Am Mittwoch wollten wir dann in den Vistenfjord hineinfahren. Eine gute Entscheidung, denn an diesem Tag frischte der Wind doch deutlich auf. Wir fuhren durch beeindruckende Natur immer weiter in den Fjord hinein – einfach traumhaft. Durch die intensiven Regenschauer wurde die Fahrt zur Wurzel des








Fjords nur noch interessanter. Intensiv angelten wir dann mit Gummifischen an der windgeschützten Engstelle in der Tiefe des Vistenfjords.
Immer wieder ließen wir uns durch die Tide über den größtenteils sandigen Untergrund dieser Engstelle hinweg treiben und trafen – welch Überraschung – erneut auf Dorsche. Trotzdem ließen wir uns nicht beirren. Gummiköder auswerfen, drei- viermal richtig klopfen lassen und langsam einkurbeln. Durch das kristallklare Wasser war auch gut das feine Spiel des Gummis zu sehen. Das müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht einen Heilbutt locken könnte.
Nur nicht aufgeben. War das der Heilbutt, der Fisch mit den tausend Würfen? Ach Quatsch, solch eine Regel galt nicht für den Heilbutt. Wie viele Würfe waren das denn schon heute bzw. in dieser Woche am Vistenfjord? Keine Ahnung, ist auch egal. Nur wieder raus mit dem Köder, nur nicht aufgeben. Bei den anderen hat es schließlich ja auch geklappt. X Würfe später war es denn endlich so weit, ein großer dunkler Schatten folgte dem Gummifisch. Das war im kristallklaren Wasser deutlich zu sehen, wie der Schatten aufs Boot zukam. Nun attackiere doch endlich, nun mach schon. Leider ging mir die Schnur aus, der Köder war am Boot, der Heilbutt tauchte wieder in die Tiefe hinab. Da halfen später auch nicht die Tipps der anderen Angler: „Du hättest doch nur den Bügel der Rolle aufmachen müssen!“
So ganz egal war es mir ja nicht, aber es war eben auch ein schönes Erlebnis, den Heilbutt so beobachten zu können. Wenn ich noch rauchen würde, hätte ich mir sicher eine Zigarette angesteckt. Tolle Begegnung, das einem widerfahren ist – auch wenn es nicht ganz geklappt hat. Nun wussten wir, dass wir an dieser Stelle erfolgreich sein konnten und waren neu motiviert. Doch alle Bemühungen an dieser Stelle blieben ohne den angestrebten Erfolg.

Wir verlegten und fingen aufgrund schmerzender Schulter und Arme an zu pilken. Ein gelöster Hänger brachte eine Muschel nach oben, na das kann ja auch interessant sein an diesem Anstieg von 70m auf 20 m. Dann mal noch eine Drift und immer schön aufmerksam den Pilker führen. Mist, schon wieder Hänger. Ne doch nicht, bewegt sich. Aber diesmal wirklich kein Dorsch, fühlt sich nicht so leicht an, zeigt aber nicht eine gewichtsadäquate Gegenwehr, interessant. Mensch, Donnerwetter, ein Steinbeißer – und was für einer. 87 cm lang und 13 Pfd. schwer, noch so ein neuer persönlicher Rekord.







Was für ein Angeltag, voller Erlebnisse, guter Fänge und Überraschungen. Weitere Driften brachten an dieser Stelle noch einen weiteren, jedoch kleineren Steinbeißer. Das Filet des kleineren Steinbeißers einschl. Backenmuskeln sahen wir gleich für den Abend vor.
Nach diesen Erfolgen hörten wir etwas früher mit dem Angeln auf, um unsere Nationalmannschaft im Spiel gegen die Niederlande zu unterstützen. Das haben wir dann ja auch noch gut hinbekommen!

Unser Kontingent war jetzt fast vollständig erfüllt, es fehlt nur noch wenig zum Limit und so spezialisierten wir uns auf die Trophäenfische und den Direktverzehr. Wir gaben die Hoffnung auf die großen Platten nicht auf, aber auf dieser Reise sollte sich der Erfolg auch nicht in den noch verbleibenden beiden Tagen einstellen. So bleiben noch weitere Ziele – Vistenfjord, wir kommen wieder!!!!!!!!!

Abschließend noch ein paar landschaftliche Eindrücke.



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Letzer Blick in den Vistenfjord




Blaue Lagune? Nein – Sandbucht bei Mindlandet




Blick auf den Mindværfjord bei Stokkassjøn




Blick auf den Anleger Anddalsväg


 
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