Ein Thema welches viel zu wenig Beachtung findet.
Um Informationen aus der der Praxis zu bekommen, einen Spezialisten kontaktiert der spezielle Systeme aus Aluminium für Seeschiffe fertigt.
Hier ein Auszug aus dem Schriftverkehr:
Hallo Wolle,
Du schreibst das Alurollen sehr empfindlich sind gegen Salzwasser. Das möchte ich richtig stellen.
Da wir in unserem Werk in DK auch Liftsysteme herstellen die wir seit rund 20 Jahren auf Seeschiffen Offshore einsetzen, die auch unter amerikanischer Flagge fahren und über Jahre, Tag für Tag Salzwassereinwirkungen ausgesetzt sind, mussten wir wegen den Gewährleistungsansprüchen bei der Materialentscheidung auf der sicheren Seite sein.
Daher mussten wir auch diverse Materialien testen lassen, besonders ihr Verhalten bei Verbindung mit Salzwasser und anderen Materialien untereinander.
Wie aus mehreren Materialstudien, welche wir für unser dänisches Werk bei diversen führenden Materialprüfstellen weltweit für alle möglichen Materialien in Auftrag gegeben haben, hervorgeht, korrodiert Alu als Material alleine nicht. Die als Korrosion angesehene Ausblühung des Materials Aluminiums, entsteht nur in Verbindung mit anderen Materialien, wie zum Beispiel Edelstahl, Messing, Kupfer, etc.
Insofern ist Aluminium als alleiniges Baumaterial auch im Verhältnis zu jeglichem Edelstahlklassen, was die Korrosion angeht absolut im Vorteil. Sofern nicht andere Materialien mit im Spiel sind.
Und genau da liegt der Hase begraben.
Dies läßt sich im Rollenbau kaum umgehen. In der Regel sind die Rollen mit diversen Stahl, Bronze, oder Messingteilen ausgerüstet und die meisten mit Aluspulen und daher ergeben sich die Korrosionsprobleme.
Auch eine Eloxierung des Alu gibt keine hundertprozentige Sicherheit im Bezug auf die Nachteile welche durch die Verbindung mit anderen Materialien entsteht. Selbst unterschiedliche Eloxale oder auch diverse Lacke können in Verbindung mir Salzwasser schon zu solchen Ausblühungen führen. Die dann nicht zwangsläufig unbedingt an den Stellen des Materialkontaktes auftreten müssen, sondern sich meistens an den schwächsten Widerständen orientieren und dort ausblühen.
Anmerkungen zu einer Rolle. (Der Hersteller ist hier nicht wichtig):
Einzig die Angabe das dort eine Legierung aus dem Flugzeugbau in Kombination mit einem im Schiffsbau verwendeten Stahl verwendet wird, gibt mir nicht so das Vertrauen, da dort ganz andere Legierungen Verwendung finden als im Schiffsbau.
Die Legierungen im Flugzeugbau sind wesentlich weicher, dafür aber elastischer, als die im Schiffsbau, und eine weichere Legierung ist anfälliger gegen Ausblühen, als eine härtere.
Ich wünsche dir für das neue Jahr viele starke Fische an den Haken.
Den letzten Absatz halte ich für den entscheidensten. Viele Hersteller werben damit das ihre Meeresrollen aus Flugzeugaluminium hergestellt und salzwasserfest sind. Kein Bootsbauer kommt auf die Idee ein Schiff für den Einsatz im Salzwasser aus Aluminium für den Flugzeugbau zu fertigen. Da gibt es andere bewährte Legierungen. Zusätzlich werden sogenannte Opferanoden
aus Zink gegen galvanische Korrosion montiert. Vielleicht wäre das sogar die Lösung auch für Meeresrollen. Bei Stationörrollen könnte ich mir eine Anode auf der Hubstange vorstellen. Der hat Kontakt vom Getriebe bis zur Spule.
An eigene Rollen bisher nur an einer Saragosa 8000F leichte Korrosion auf dem Spulenkern
festgestellt. Aber die Rolle ist schon 13 Jahre alt.... Die Stelle blank geschmirgelt und zwei Mal mit 2-K Kleber überpinselt. Seitdem keine neuen Stellen.
Am wichtigsten halte ich jede Neurolle vor dem Ersteinsatz komplett mit einem guten Marinefett/-öl zu behandeln. Nur diese bieten einen weit verzögerten Korrosionsschutz.
Spätestens wenn die Angelsaison beendet ist, sollte eine Kontrollwartung vorgenommen werden. Danach kann die Rolle gelagert werden ohne das verbliebenes Restwasser Korrosionsschäden verursacht.