Ostsee Juni 2002

azrael

Stammnaffe
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Straubing
Hallöle,

da ich gerade mit Pilkergiesen fertig bin und eine Bleivergiftung 3. Grades habe (gibts dass?), dachte ich mir ich lasse Euch an meinem ersten Hochseefischerurlaub teilhaben.

Im Herbst 2001 hatten wir vor, einen Urlaub 2002 am Gelben Riff zu machen. Darauf hin hatten meine Mitstreiter (erfahrene Dorschpumper) prompt Kontakt zu ihrem Kutterkapitän (Peter R.) der vergangenen Jahre aufgenommen. Dieser war jedoch nicht mehr in Hanstholm sondern in Flensburg zu finden, da er Probleme mit diversen Lizenzen hatte. Er versicherte uns, das er eine Stelle gefunden hätte, die eben so gut ist wie das Gelbe Riff!!! Also dachten wir uns(nach reichlicher Diskussion), er muss es ja wissen, auf in die Ostsee.

1. Tag:

Wir waren auf einem Bauernhof (Glücksburg) angekommen, der unsere Unterkunft sein sollte. Die Leute waren prima und die Unterkunft perfekt. Also machten wir uns auf, unsere Ausrüstung herzurichten. Am Abend setzten wir uns noch gemütlich zusammen und legten uns dann hin, in der Hoffnung auf einen Segensreichen ersten Angeltag.

2. Tag:

Auf gings um 7:00 Uhr zum Hafen und auf den Kutter. Zu unserem entsetzen hatte unser Kapitän keine Zeit (Lust) uns zu fahren und schickte uns stattdessen mit einem ortsunkundigen Hamburger auf See. Der Kerl war in Ordnung und so tuckerten wir los. Wir pilkten nun ohne Drift und bei 30°C vor uns hin. Gefangen wurden ausschliesslich 35er - 40er Dorsche, welche wir wieder in das kühle Nass entliessen. Als wir dann doch ein paar schönere (50er) fingen, gingen die Probleme los. Wir hatten kein Eis an Board!!! Tja in Glücksburg gibst kein Eis mussten wir uns anhören. => Wohin mit dem Fisch? Das schlachten an Board wurde uns prompt auch untersagt und im Hafen war das auch nicht erlaubt! Langsam bekam ich jetzt richtig Blutdruck. Als mir und unserem Organisator das Pilken auf Babydorsch zu dumm wurde (diese bissen jetzt auch nicht mehr) setzten wir uns in die Koje und sahen dem Smutje über die Schulter. Und was sahen meine Augen?! Der Kerl tuckerte die ganze Zeit in 10m tiefem Wasser mit Sandboden herum und Hupte zum Fischen obwohl am Echolot kein Schwanz zu sehen war. Wir forderten ihn auf aus der Förde zu fahren ins tiefere Wasser, was diesen aber nicht interessierte. Frustriert beendeten wir den ersten Angeltag und fuhren in unser Quatier zurück.

3. Tag:

Als wir nach gutem Frühstück im Hafen erneut auf den Smutje warteten waren wir uns einig, sollte der Junge uns wieder verarschen, dann brechen wir ab. Dies teilten wir auch dem Peter R. mit. Tja und dann kam es noch schlimmer wie am ersten Tag und so brachen wir um 9:00 Uhr ab. Nach einem Wortgerangel über die Restzahlung, welche wir nicht entrichteten, fuhren wir auf gut Glück nach Hanstholm. Dort bekamen wir tatsächlich eine Bleibe und buchten uns für die nächsten drei Tage auf der Thailand ein. Ausserdem mussten wir uns noch mit schwererem Gerät eindecken, was enorm Kosten verursachte.

4. Tag:

Bei normaler Brise ging es um 4:00 Uhr auf die See hinaus. Als mir nach 3 1/2 Stunden richtig schlecht wurde und ich zum Fische füttern gehen wollte, bremste der Smutje den Kahn ab und ich flog (ohne über die Reling zu husten) mit gestrecktem Knie in die Reling. Die Sauerei war perfekt und das Knie geschwollen. da ich mich an diesem Tag nicht mehr erholte, vergingen die nächsten 10 h für mich eher schleppend (ich wollte sterben). Den Anderen ging es ähnlich aber nicht ganz so dramatisch wie mir, da sie noch zum Angeln kamen únd recht gut fingen (größter Dorsch 32 Pfd.).

5. Tag:

Wir waren wieder unterwegs bei Spiegelglatter See (das konnte ich gebrauchen). Die Fangquote ging allerdings, jeder hatte 6 - 7 Dorsche mit 8 -10 Pfd ein paar kleinere und einige Leng um 60 cm. Einer von uns konnte einen 1,38 m langen Leng erbeuten. die Leng wurden hier ausschliesslich mit grünen Oktopuss am Drilling gefangen, alle anderen Farben fingen nur Dorsch. Bei den Dorschen konnten wir auch allesamt feststellen, dass wir auf Pilker Blau/Silber mit schwarzen Streifen mit Abstand (90%) die meisten Bisse hatten.

6. Tag:

Die Wellen schlugen am Morgen über die Kaimauer und wir wägten Vorhaben zum Angeln zu gehen vorsichtig ab. Als der Kapitän uns allerdings sagte:" Nur Wind, keine Wellen", waren wir überredet. Der harte Kern von uns ging an Board und 4 blieben zurück. Es sah tatsächlich so aus, das keine Wellen kämen, bis wir nach 3 h zum Angeln hielten. Jetzt legte es uns so quer, dass mein Nachbar an der Reling mit dem Kopf das Wasser küsste. Die Drift war so stark, das ich mit 750gr Pilker ohne Beifänger nur 3mal Bodenkontakt hatte und das mit 300m Schnur. Tja und genau da bekam ich doch tatsächlich meien schwersten Brocken an die Angel. 300m Kurbeln mit 20Pfd Dorsch bei Bedingungen wie in der Achterbahn. Mein Nachbar fing 4 Dorsch in der Zeit die ich benötigete meine heranzukurbeln. An diesem Tag fingen wir einige Dorsch über 10 Pfd. Mengenmäßig mehr als die beiden Tage zuvor zusammengenommen.

Tja, dass war mein erster Angelurlaub im Norden,

Azrael ;ooo;
 
Hhhmmmm, das war doch mal ein Erlebnisreicher Urlaub mit allem was dazu gehört. Den ersten Kutta hät ich glatt versengt, ;ooo; allein schon für die Unverschämtheit euch in Ufer nähe (10m tiefe) Pilken zulassen, obwohl kein fisch in sicht war. Aber anschließend kassieren wollen. X( Nah, wenigstens hatte Ihr bei dem zweiten Kutta mehr Glück. Und gefangen wurde ja auch noch.
 
Klasse Bericht wenn das ganze jetzt noch mit Fotos wäre er perfekt :} , aber mal ehrlich wer Dir gesagt hat Ostsee und vergleichbar mit Gelbenriff dem sollte man verhauen :D

Und wenn ich gebucht habe und der käpten hat keine lust aus welchen gründen auch immer da würde ich nicht nur die restzahlung verweigern sondern die anzahlung auch zurück fordern schon alleine wegen der frechen behauptung das gleiche wie gelbes riff ;)
 
hallo azrael,
danke für deinen bericht. man lernt dadurch ja immer dazu.
ich musste auch beim ersten kutterangeln die fische füttern, obwohl die wellen gar nicht so dramatisch waren, wie von dir beschrieben.
seit dem tag lasse ich mir keine ausfahrt mehr versauen und nehme immer vorsorglich 30 min. vor ausfahrt eine reisetablette von stada ein.
seit dem habe ich nicht die geringsten beschwerden, selbst bei achterbahn.
mfg schottfisch
 
Guter Bericht-man lernt nie aus!!
 
Feiner Bericht mit teils alltäglichen Akzenten.
Es kommt leider nur zu oft vor das sich gewisse Kutterkäpitäne keine Mühe geben. Besser man erkundigt sich vorher über dieselben oder fragt mal hier nach gute Kudder´s.
Das angezahlte Geld hätte ich auch zurückgefordert, schliesslich wird da noch nach Leistung bezahlt, und wer keine bringt kriegt keine Kohle.

Am Ende hat sich der Aufwand ja doch noch ein bisschen gelohnt.

Und das Gelbe Riff liegt nicht in der Ostsee... :D :D :D
 
Jo schöne 6 Tage waren es doch mal abgesehen bis auf kleinigkeiten die mal so
sind wie sie sind...guter Bericht

Matze
 
Na so einen Käptn kann ich leiden ;ooo; , der nichts fürs Anglerherz tut. Wenigstens habt ihr auf der Thailand noch gute Fänge verzeichnen können. Der Leng ist wirklich beachtlich, nicht schlecht waren aber auch die Dorsche.
Vielen Dank für den Bericht, hat sich sehr gut lesen lassen und war interessant für mich. :baby:
 
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