AW: Nord-Norge-Tour 2008, Butt der Zweite
Sonntag, der 7.9.2008, mein letzter Angeltag begann. Wie immer quengelte ich bereits früh am Morgen, „wann fahren wir endlich raus“. Wir, das waren Micha (General), Wolle (unser Skipper) und ich. Frank hatte immer noch Zahnschmerzen und eine wirklich dicke Backe.
Nun ja, endlich war es so weit und wir konnten kaum glauben, dass die Sonne schien. Es wurde für ein paar Minuten sogar richtig warm an Bord. Aber dann kamen die unausweichlichen Wolken der letzten Tage zurück.
Wir machten uns also auf den Weg zum Solbarren als uns bereits die ersten 2 Boote wieder entgegenkamen. Wolle vermutete, dass die Kisten bereits voll wären. Aber weit gefehlt, die Drift war einfach Mist. Wolle legte das Boot 2mal um, aber wirklich gut war es an dem Tag dort nicht. Also fuhren auch wir wieder in Richtung Heimathafen, wo wir noch ein paar Stopps einlegten. Außer Kleinfisch kam aber kein Butt mehr an Deck.
Dann kam der unausweichliche Blick auf die Uhr und die Feststellung meiner 2 Angelkollegen „wir müssen langsam wieder rein, Boot säubern, tanken etc.“ Ich war natürlich alles andere als begeistert.
Ach, kommt ein bischen Zeit haben wir doch noch 1, 2 Driften an den Kanten entlang und noch etwas
Spaßangeln. Ist doch mein letzter Tag auf dem Wasser. Nicht weit vom Heimathafen entfernt, dann Fisch satt. Ich hatte ein fettes Grinsen im Gesicht und pilkte munter drauf los. Zappler satt, darunter der Dorsch, perfekt. … und dann wirklich eine aller-, allerletzte Drift.
Wow, völlig unvermutet zerrt es an meiner Rute. Ein Butt, ein Butt, der auf einen Pilker gebissen hat? Soll es alles geben … ich hatte auch schon einen Karpfen auf Made. Eindeutig ein Butt und was für einer, der zog mir die Schnur von der Rolle, dass war eine wahre Freude. Ich angelte ja gerade mit meiner leichteren Rute und die bog sich durch wie ein Flitzebogen. Helle Aufregung an Bord, Ausrufe von Wolle: „die Spitze hoch, noch höher, jetzt zieht er unters Boot“. Die anderen Angeln steckten noch in den Haltern und störten heftig. Die Fischkiste mitten im Weg. Ich wusste gar nicht wohin. Zu unserer aller Schreck frischte der Wind heftig auf, ein Wahnsinns-Geschaukel an Bord. Micha saß auf der Bank und machte große Augen. Wolle rannte hektisch herum und rief: „Die Spitze hoch und pumpen, ich muss das Boot umlegen“. Irgendwie hing ich immer noch an der Rute, der Butt zog am anderen Ende. An Pumpen war gar nicht zu denken. Ich dachte nur, gleich bricht die Angel, das überlebst du hier nicht. Das Boot war umgelegt und Wolle rief: „Micha, die Harpune fertig machen“! Micha machte, was dazu führte, dass die Schnur um unsere Beine gewickelt war und noch immer war viel zu wenig Platz im Boot. Ein gewaltiger verhedderter Schnurwurm wand sich auf dem Boot. Wir mittendrin! Ich bekam diesen Butt einfach nicht hochgepumpt. Wolle fragte: „hat der sich an Grund festgesetzt?“. Augenrollen meinerseits und Schulterzucken. „Gibt mir mal eben die Angel“, ich guck mal, sagte Wolle. Ich gab sie ihm. Wolle zog und zerrte und tatsächlich bekam er Schnur auf die Rolle. Er angelte munter weiter und plötzlich sah man ihn, den Butt. Das Freundchen hatte gar nicht auf den Pilker gebissen. Nein, ich hatte ihn an der Flanke gehakt. Jetzt wusste ich auch, warum ich den Burschen so schwer hochbekam. „Tina, den kannst du mit dem Gaff hochholen“, meinte Wolle. Ähhh, Wolle, was hälst du davon, wenn ich mal weiterangele und du gaffst? Ja, ich bekam also meine Angel wieder. Der Butt war nun am Boot und das Gaff drang leider nicht richtig ein. Das fand der Fisch gar nicht so toll und haute schnurstracks wieder ab. Auf ein Neues: Schnur war wieder auf der Rolle und der Butt lag schön am Boot. Jetzt musste die Harpune her. Schnell geschaut, ob die Fenderschnur nicht schon wieder um unsere Beine gewickelt war – das Gaff lag auch ziemlich unglücklich an Bord rum - und Wolle stieß zu. Leider, piekste die Harpune nur den Fisch, der draufhin natürlich wieder fuchsteufelswild wurde. Also, auf ein Neues: Landung die Dritte! Wolle gab alles und das Gaff saß. Puuhh, endlich, fasst geschafft. Jetzt musste er nur noch rein ins Boot. Wolle zog mit einem gewaltigen Ruck (ich stand hinter ihm mit der Angel in der Hand und dem Hintern an der Bootswand) und da kamen sie … Wolle und der Butt … Wolle fiel auf mich, der Butt fiel auch irgendwo hin und ich hatte genug damit zu tun nicht rückwärts über Bord zu gehen.
Micha, saß immer noch genauso da wie vorher und sagte: „Ich glaube, ich will gar keinen Butt mehr fangen“!
Jungs, es war schön mich euch, gerne wieder.
Übrigens das Kerlchen hatte 20 kg.