So ähnlich haben sich viele damals bei der Einführung der 15 kg -Regelung geäussert, und teilweise den totalen Zusammenbruch des Angeltourismus vorhergesagt.
Genau das Gegenteil ist passiert. Der Tourismus boomt und die Zahl der Übernachtungen steigt stetig an.
Ich glaube es würden auch bei einem Ausfuhrstop immer noch jede Menge Touristen nach (Nord-)norwegen fahren. Entscheidend ist dabei, das man noch Fische fängt, bzw. einen entspannten, befriedigenden Urlaub erlebt.
Der Tourismus geht in Richtung "Erlebnistourismus". Solange z.B. die Rollen kreischen sind die Profibootfahrer zufrieden und legen jede Menge Geld dafür auf den Tisch. Anderen reicht die beeindruckende Natur und die Angelei ist nur Ergänzung.
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Der erste Schritt ist nun der Versuch der Ermittlungen der Anzahl an Angeltouristen, des Befischungsdruckes, der Fischentnahme und des ökonomischen Nutzens durch den Angeltourismus. Als Anreiz für die Registrierung, dient die differenzierende Ausfuhrquote (10 bzw. 20 kg).
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Dein Optimismus in Ehren, aber der Rückgang durch die 15Kg Regelung dürfte nur deshalb nicht eingetreten sein, weil sie in der Regel lax gehandhabt wird, wenn es denn mal zu Kontrollen kommt. Würde konsequent durchgegriffen und kontrolliert, sähe das schon anders aus. Und bei Ausfuhrstop, selbst wenn für den Fisch dann eine Verwertung im Land organisiert werden würde, wären nicht viele zu haben. Natürlich gehts auch um den Angelspaß, aber nicht nur, die meisten, die ich kenne, wollen jedoch auch von den eigenen Fangergebnissen profitieren, zumal es Fisch in der Qualität in Deutschland gar nicht zu kaufen gibt.
"Naturschutz pur" wäre dann Ausfuhrstopp ohne Verwertungsmöglichkeit, also angeln nach Lust und Laune und ab damit zurück ins Meer. Möglich das dafür einige "Profibootfahrer" zu haben wären, ganz sicher aber nicht die Masse der Norwegenangler, die in Ihrer Mehrheit sich durchaus den Respekt vor der Natur bewahrt hat.
Ich verstehe auch nicht, warum man so tut, dass man überhaupt nicht einschätzen könnte, was der Angeltourismus auf die Fischbestände bewirken kann. Die Anzahl der Angelunterkünfte und die Anzahl der Boote sind dem Staat doch bekannt, allein schon durch die Steuererklärungen. Damit lässt sich doch die Größenordnung der Entnahme ausreichend genau abschätzen. Zudem gibt es dazu doch auch verschiedene wissenschaftliche Studien. Eine wurde sogar in Zusammenarbeit mit dem Forum erstellt.
Ebenso lässt sich der so oft angeführte lokale Befischungsdruck abschätzen. Für das Gebiet der unteren Hälfte von Nordnorwegen, wo ich normalerweise aufschlage, kann man die höchste räumliche Konzentration von Anlagen unschwer im Raum Vega + Nebeninseln lokalisieren. Dort gibt es insgesamt 8 Anlagen mit insgesamt 45 Mietbooten. Unterstellt man mal die durchaus realistische Annahme von Andy von 2,8 Tonnen pro Boot und Saison, so ergibt das eine jährliche Gesamtentnahme von 126 Tonnen Lebendgewicht an Fisch oder von 31500 Fische pro Jahr, ein Durchschnittsgewicht von 4 Kg unterstellt. Geht man von einem Radius von 15Km um die Insel aus, in dem gefischt wird und das durch Boote anderer Anlagen nicht erreicht werden kann, so ist dieses Gebiet 940qkm in der Fläche. Das ergibt eine Entnahme von 33 Fischen pro Jahr und qkm, immerhin eine Fläche, die der Fläche von 140 Fußballfeldern entspricht. Oder, damit man es sich besser vorstellen kann, rund 1 Fisch pro der Fläche von 140 Fußballfeldern je Saisonwoche. Vermutlich dürfte allein die Entnahme durch Möven und andere Vögel ein Vielfaches davon betragen.
In den anderen Gebieten des unteren Nordnorwegens ist die Konzentration der Anlagen noch weitaus geringer. Das Argument scheint mir deshalb wenig ernsthaft zu sein.
In Summe scheint mir deshalb, dass es bei dem ganzen Problemkreis Angeltourismus weniger um sachlich nachvollziehbare Argumente und Naturschutz geht, sondern hier wird ein Watschenmann aufgebaut, mit dem wohl eifrig Politik gemacht wird. Denn eins ist klar. Die Gesamtmenge der Entnahme in Norwegen ist in den letzten Jahren um rund 20% zurückgegangen (Stand 2016 2.146.000 Tonnen). Die Resource wird deutlich knapper und entsprechend der Kampf der Interessengruppen härter.
Gruß Dieter