Mit dem Trabbi nach Norge

So, nun habt ihr es endgültig geschafft. :a055:
Die "Bückware" eben hat mir den Rest gegeben.
Ich musste natürlich wieder googeln.
Mein hormonverseuchtes Oberstübchen hat mir zunächst etwas anderes suggeriert,
als sich bei der Recherche dann herausgestellt hat. :biglaugh: :ergibmich:
(Wunsch ist Wunsch Fee, bück Dich!)

Eure Beiträge hier sind für mich interessant und gleichermaßen amüsant.
Frage....
Kennt jemand von euch ein Buch, in dem all diese netten Anekdoten aus der ehemaligen DDR erzählt werden?
Ich möchte nichts politisches lesen, sondern Erzählungen aus dem damaligen Alltag.
Außerdem soll es kein Sachbuch sein, sondern wirklich eine amüsante Schilderung der damaligen Lebensumstände.
Bisher habe ich mich nicht wirklich mit den Gegebenheiten im ehemaligen Osten beschäftigt,
aber was ihr hier bis jetzt zum Besten gegeben habt, interessiert und amüsiert mich. :wave:

Beste Grüße
Rollo
Ich habe schon zu DDR-Zeiten immer wieder zu meiner Frau gesagt, "unsere Enkel werden sich mal über uns in der DDR kaputtlachen". Nun kam es schneller als gedacht und wir können auch noch drüber lachen, auch wenn nicht alles nur zum lachen war.
 
In dem Buch wird das Leben auf einem Fang und Verarbeitungsschiff beschrieben und mit vielen Wahren Begebenheiten aus dem DDR Alltag gewürzt

Dieses Buch hat einen Ehrenplatz bei mir. Hab ich wohl drei o. vier mal gelesen. Einsame Spitze. Es spiegelt den Alltag in der DDR wieder obwohl er noch untertrieben hat. Das Leben und die Arbeit auf den Fang u. Verarbeitern war weitaus härter.
Ich kenne so einige Leute die im Kombinat gefahren sind. Ich durfte leider nicht. Bei mir reichte es nur für die Reparaturabteilung im Fiko. Wir durften die Rostlauben nur reparieren.
 
Ich habe schon zu DDR-Zeiten immer wieder zu meiner Frau gesagt, "unsere Enkel werden sich mal über uns in der DDR kaputtlachen". Nun kam es schneller als gedacht und wir können auch noch drüber lachen, auch wenn nicht alles nur zum lachen war.
André, wenn ihr über euch und die DDR heute selbst lachen könnt, finde ich das klasse.:applaus:
Ich hatte in den späten Siebzigern Jahren losen Kontakt zu einem Leistungssportler aus dem erweiterten Kreis
eurer damaligen Bahnrad Nationalmannschaft. Er war der Stiefbruder meiner damaligen Freundin.
Leider durfte er nicht an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, weil seine Mutter im Westen lebte.
Deswegen weiß ich ganz wenig von den damaligen Lebensumständen bei euch.

Eine kleine Anekdote am Rande...
Meine damalige Freundin, was seine Stiefschwester war, hat ihn mal in Berlin besucht.
Im Vorwege haben die beiden abgemacht, dass eine Langspielplatte von den Rolling Stones mit "rüber" muss.
Irgendwie hat sie es auch hinbekommen und ist mit einem atemberaubenden Live-Album von den Puhdys zurück gekommen.
Die Puhdys live im Friedrichstadtpalast 1979. Alter Schwede, Rock 'n' Roll at it's best.
Damit waren wir die Kings auf jeder Party. Heute habe ich ein Remake davon und "Ikarus" geht bei mir noch immer nur dann,
wenn alle Regler nach rechts gedreht sind. Gleich danach kommt "Alt wie ein Baum" und "Wenn ein Mensch lebt".

Das nicht alles zum Lachen war, ist mir sehr bewusst. Deshalb suche ich ja auch Literatur ohne großen politischen Inhalt.
Mit den beiden Tipps von Ytre Sula und Farsundklaus habe ich sie fürs Erste gefunden.

Übrigens...
Lachen möchte und werde ich über die Verhältnisse in der DDR seinerzeit nicht, sehr wohl aber über die lustigen Anekdoten,
so, wie ihr sie uns in diesem Thread erzählt.
Wenn das hier noch ein Weilchen weitergeht, werde ich euch eine Geschichte erzählen, die ich auf einem Treffen,
welches Prappo seinerzeit organisiert hat, erlebt habe. Der Abend dort bleibt für mich unvergesslich.
Ich muss nur noch ein wenig recherchieren, damit ich die Eckdaten wieder zusammen bekomme.

Beste Grüße
Rollo
 
Falls jemand Bock haben sollte, sich das Puhdys-Konzert reinzuziehen,
ich habe es gerade bei Youtube gefunden.
Klick
 
Ich glaube, dass das Interesse vom Osten zum Westen höher war als anderes rum. Zumindest wenn man keine Verwandten hier oder dort hatte.
Kurz nach der Wende besuchte ich meinen damaligen Chef in Villingen /Schwenningen.
Der hatte eine Firma welche allerlei Chemische Reiniger für die Industrie herstellte.
War ganz interessant. Jedenfalls hat er mich mal nach "da unten" eingeladen.
Für mich war es eine ganz andere Welt.
Ich hab zum ersten mal die Alpen, den Bodensee und Frankreich gesehen.
Monate zuvor war im Norden auf Rügen Schluss und Richtung Süden war die Welt kurz hinterm Balaton (für Wessis-> Plattensee) zu Ende.

Im Osten war die Oder/Neiße "Friedensgrenze", welche mir die Einreise nach Polen verweigerte...nur weil ein Herr Lech Walesa meinte, die Welt zu verbessern....tja und Richtung Westen schützte uns der antifaschistische Schutzwall vor den bösen imperialistischen Klassenfeind.
Im Nachhinein frage ich mich, wer ich all diese behämmerten Bezeichnungen einfallen lies?
Ich nun zum ersten mal im Leben im Schwarzwald, der gar nicht so schwarz war, wie ich immer dachte.
Wir fuhren -nein wir flogen- mit seinem Audi V8 (natürlich Langversion) die A81 mit bissel was über 250 Sachen gen Süden.
Mein geübtes sozialistisches Auge nahm bis dato nur Geschwindigkeiten bis maximal 130 kmh war.
In der Regel jedoch deutlich drunter.
Ach was war ich damals froh, als ich mit meinem Trabant über die Hoppelpisten mit 90 Stundenkilometern an die Ostsee fahren konnte.
Und nun kommt DER mit so einem Panzer mir 4 Ringen und knallt über die Autobahn, wo Flugzeuge schon abheben.
Ich mochte meinen Trabant nicht mehr.
Hier war mir dann zum ersten mal richtig bewusst, wie klein meine behütete und bewachte Welt doch war.
Irgendwann nach einer knappen Stunde Tiefflug, wurden die grünen Wände links und rechts von meinen Augenwinkeln wieder zu Bäumen.
Ich erkannte sogar Einzelheiten in der Natur.
Mein Gehirn, welches die ganze Zeit an den Hinterschädel gepresst wurde, sammelte sich endlich wieder da - wo es mal ursprünglich mal war.
Und schon ging es ab von der Autobahn.
Ernst (mein Chef) zeigte mir noch in diversen Kurven die vorzüglichen Eigenschaften vom Allradantrieb.
Ich dachte noch so bei mir: wenn de das mit deinen Trabbi machst, schlägst du in den Eifelturm ein!
Er wollte mir noch ProConTen erklären...ich hab gesagt: das testen wir jetzt aber nicht!
Kurze Zeit später landeten wir in einem Nest, wo die Männer Lederhosen trugen und die Frauen Bommeln auf den Hüten hatten.
Zuerst dachte ich: aah schwäbische Sorben!
Als Kind musste ich auch Lederhosen tragen...fand ich furchtbar!
Mir taten die Leute irgendwie Leid.
Ernst meinte zu mir: wir gehen jetzt in eine Gastwirtschaft und essen mit Geschäftspartnern "Felchen".
Ich hab mir in meinen kühnsten Träumen ausgemalt, was nun Felchen sein könnte?!
Wer mit Lederhosen rumrennt und Bommeln auf den Kopf trägt, der isst auch gebratenes Fell, dachte ich mir.
Die Schwaben waren mir suspekt! Bevor nun die Felchen auf den Tisch kamen, wurde ich vorgestellt.
Die schwäbischen Geschäftspartner musterten mich argwöhnisch. Ich dachte schon ich hab nen offenen Hosenstall oder einen Popel an der Backe.
Nö: die haben noch nie einen Menschen aus der DDR gesehen!
Ich stellte mich vor, sagte wer ich bin , was ich mache -und so weiter.
Da bemerkte ich, dass die meinen Chef ungläubig anguckten.
Ich dachte: ey hab ich was falsches gesagt?

Da meinte einer der der Leute:
sie reden deutsch?
Ich: ja?
Er: so richtig fließend?!
Ich:ja?
Er: nicht russisch?
Ich: nein...ich kann es aber aber auch, wenn ihnen das lieber ist! Wahlweise auch in englisch oder plattdeutsch!.

So ein blödes Gesicht hab ich mein ganzes Leben nicht gesehen!
Die dachten doch allen ernstes, dass wir "in der Zone" alle russisch reden und nichts anderes.

Kurze Zeit später kam das Felchen. Und damit das nächste Fettnäpfchen für mich.
Ich sag: ah- eine Maräne!
Mein schwäbisch / sorbisches Gegenüber: naa-dasch-issa Felsche.
Ich denk noch: was will der jetzt? Und was ist ein: daschissa? Und überhaupt: eine Felsche (sächsisch für Felge) ist DAS nicht.
Das ist eine Maräne!
Ich hab den Sorben dann seine Felge essen lassen. Bis er dann auf die Mitleidstour kam.
Ja ihr armen Menschen da in der DDR ...ihr habt ja nichts. Dabei schielte er auf seine Felge. Ich sag: doch Fische gibts schon.
Nagut..die Maräne nur mit Beziehungen aber die hatte ich ja als gelernter DDR Bürger.
Er weiter: und was ihr für Autos fahren müsst....
Ich war zutiefst in meiner Ehre gekränkt. Ich meinte nur: ja wir leben alle in Baumhütten und die privilegierten haben Höhlen.
Schnellere Autos brauchen wir nicht, weil die in unserem kleinen Land gar nicht zum stehen kommen.
Einmal in Dresden zuviel Gas gegeben und schwubs-stehst du am Kap Arkona neben dem Leuchtturm.
Das will ja keiner!
Dann hab ich den guten Herren mal Staatsbürgerkunde Unterricht gegeben:

Ich sag: du Heini hattest Glück, dass nach 45 die Amis zu euch kamen!
Bei uns waren und sind die Russen rein. Die haben ganze Betriebe als Reparationsleistungen abmontiert und nach Russland bringen lassen.
Das haben die aber nicht allein gemacht, sondern unsere Männer genommen und gleich dort behalten.
Während die Amis und Engländer bei Euch einen Marshallplan hatten, schleppten bei uns die Russen alles weg, was nicht niet-und nagelfest war!
Bei Euch wurde die DM eingeführt und somit war der Weg frei für das Wirtschaftswunder.
Es gab kurz nach dem Krieg bei euch wieder alles zu kaufen-während es bei uns noch bis 1958 Lebensmittelmarken gab.
Die wenigen Fachkräfte die wir noch hatten wanderten (verständlicherweise) in den Westen.
Wir hatten dies alles nicht und natürlich musste Ulbricht sich wehren. Und aus dieser Sicht war die Mauer zu bauen richtig.
Die besetzte Ostzone blutete gen Westen und Osten aus.
Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt wie es mit den besetzten Zonen in Ost und West.
Die Wehrmacht hat in der damaligen Sowjetunion alles platt gemacht. Und die Russen holten sich alles wieder.
Nicht vom Westen...nein vom OSTEN. Wir haben die Reparationsleistungen an die Russen gezahlt-nicht IHR! Nicht eine DM!
Und ganz nebenbei: Ich habe mir nicht ausgesucht, auf welcher Seite der Mauer ich geboren wurde.

Betretens Schweigen am Tisch...
Mein sorbisch /schwäbisches Gegenüber sagte kurze Zeit später: DAS habe ich nicht gewusst!
Naja...nach dem 5 oder 15 Obstler waren wir wieder Freunde. Wir haben dann eine kleine Deutsche Einheit gefeiert.
Wir hatten beide noch viel voneinander zu lernen.
Gegen Abend holte uns dann der Sohn meines Chefs ab. Irgend ein Obstler war wohl schlecht...
Den 911er kannte ich schon von meinem Onkel, welcher 59' von Bord gesprungen ist.
Das ist aber eine ganz andere Geschichte...
 
Zuletzt bearbeitet:
Du kannst so herrlich erzählen. :a055:
Danke für die Mühe, die Du Dir machst. :a020:

Froh bin ich, dass ihr ProConTen am Ende des Tages nicht doch ausprobiert habt. :biglaugh:
 
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Reaktionen: Eli
da kann man mal sehen, wieviele Vorurteile existieren wenn man nich miteinander spricht oder sprechen darf. Im Post vom M.-H. Frank sieht man auch wie sehr Essen und trinken miteinander verbindet. Im Prinzip genau wie hier. Darauf bin ich auch ein bisschen stolz.
ps. ich finds auch super, dass unsere Mod' s das hier laufen lassen( da es ja schon auch ein bisserl P.....ik ist)
Viele Grüße Christian
 
Ich stimme dir gern zu Christian,

ich hatte ja ursprünglich ein Zitat etwas aus dem Zusammenhang gerissen, daher hat einer der Mods meinen Beitrag aus dem Tread genommen und als neuen Tread hier reingestellt. Zuerst hat mich das etwas verwundert, aber nachdem jetzt bereits 6 Seiten mit herzerfrischenden aber auch berührenden Geschichten über die DDR und Ihre Erlebnisse geschrieben worden sind, freut mich das um so mehr. Ich würde mich freuen, wenn noch einige Beiträge kommen.

Viel Grüße
Jürgen
 
da kann man mal sehen, wieviele Vorurteile existieren wenn man nich miteinander spricht oder sprechen darf. Im Post vom M.-H. Frank sieht man auch wie sehr Essen und trinken miteinander verbindet. Im Prinzip genau wie hier. Darauf bin ich auch ein bisschen stolz.
ps. ich finds auch super, dass unsere Mod' s das hier laufen lassen( da es ja schon auch ein bisserl P.....ik ist)
Viele Grüße Christian

Aber nur ein klein bisserl :wink: ,ich betrachte es eher als lustige Aufarbeitung der Vergangenheit und Erfahrungsaustausch. :a020:
Auch wenn wir momentan ein Stück weg vom EP sind finde ich diesen Thread absolut spitze,hab schon ne Menge gelacht! :lacher:
 
Hey Frank, toll erzählt, ich habe herzlich gelacht.

Grüßla
Norbert
 
hallo ingeson, ich hab auch schön gelacht..... wenn ich nachher zeit hab, stell ich noch ne anekdote noch ein.
viele grüße.
 
#1: ich habe verbotener Weise "Westfernsehen " geschaut. Da kam eine Serie"Ein Colt für alle Fälle". Das hat mir so viel Freude gemacht, dass ich im nächsten Diktat darüber geschrieben hatte. Man war da was in der Schule los. Naja ,ich wüßte es nicht besser und war nicht systemrelevant orientiert.Kindermund tut Wahrheit kund.....
#2 Unterricht in Staatsbürgerkunde( später dann Sozialkunde). Wir hatten Lernkontrolle und ich sollte über sowjetische Flugeuge ind der CSSR berichten. Darauf ich vollmundig " das interessiert mich nicht".Zack gab's ne 4. ja was soll ich sagen" nicht systemrelevant orientiert
 
Zuletzt bearbeitet:
#1: ich habe verbotener Weise "Westfernsehen " geschaut. Da kam eine Serie"Ein Colt für alle Fälle". Das hat mir so viel Freude gemacht, dass ich im nächsten Diktat darüber geschrieben hatte. Man war da was in der Schule los. Naja ,ich wüßte es nicht besser und war nicht systemrelevant orientiert.Kindermund tur Wahrheit kund.....
#2 Unterricht in Staatsbürgerkunde( später dann Sozialkunde). Wir hatten Lernkontrolle und ich sollte über sowjetische Flugeuge ind der CSSR berichten. Darauf ich vollmundig " das interessiert mich nicht".Zack gab's ne 4. ja was soll ich sagen" nicht systemrelevant orientiert
Bist scheinbar doch ein kleiner Rebell...:biglaugh:
 
richtig! Ich kann aber auch lieb, wenn man meiner Meinung ist.lach lach
 
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