Moin,
Andy zieht ja bekanntlich am 1. 3. um nach Frøya und fragte mich diesbezüglich nach ein paar Tips. Beim Schreibseln fiel mir ein das das Thema vielleicht auch noch ein paar Leute mehr interessieren könnte, deshalb stelle ich das hier rein. Ist halt nur eine erste gebündelte Info, ohne tiefere Feinheiten. Wer da tiefer rein will, sollte besser bei Trolljenta in's Forum schauen, oder bei den Norwegen-Freunden oder eben konkrete Fragen hier drunter hängen.
Kann sein, das das alles zeilenmässig verrutscht, wenn ich das jetzt hier reinkopiere. Les- und verstehbar wird's hoffentlich trotzdem.
Klitzekleine Einwanderer-Checkliste
AUTO
Im Prinzip darfst Du nur drei Monate oder so mit deutschen Nummern in Norge rumdüsen, aber in der Praxis fahren manche Deutsche hier jahrelang mit deutschen Nummern rum, ohne das das jemanden interessiert. Da Du aber einwandern willst, nimm lieber die ehrliche Variante, kann viel Ärger ersparen. Beschaff' Dir noch in Deutschland ein möglichst niedriges Wertgutachten für das Fahrzeug. Das akzeptiert der Zoll hier meistens blanko, wenn's nicht um ausgesprochene Luxuskarossen geht. Lass' das Fahrzeug in D nochmal gründlich durchchecken, die Werkstätten hier
haben Hammerpreise und sind auch nicht immer so doll zuverlässig. Versuch' auch
sobald möglich Mitglied im NAF zu werden, Norges Automobil Forbund, eine Art ADAC. Lohnt sich schnell, wenn mal was ist.
Wenn Du die Einfuhr beim Zoll gemacht hast, musst Du hinterher zum Anmelden des Fahrzeuges zum nächstgelegen Statens Biltilsyn, die auch alle zwei Jahre das Fahrzeug technisch begutachten, wenn Du das nicht gleich von einer Werkstatt machen lässt. Die teilen Dir dann eine norwegische Nummer zu. Zuvor musst Du eine Deckungszusage von einer
Versicherung regeln. Hol Dir Angebote von IF, Gjensidige und Vesta ein. Alles grosse, seriöse Versicherer. Lass Dir von Deiner deutschen Versicherung schon mal Deine Rabatte dokumentieren, die Norweger übernehmen sonst die Prozente nicht, das könnte dann bös' teuer werden. Plane
für die diversen Behördengänge betreffs Auto ruhig drei-vier halbe Tage ein
und Ausgaben von mindestens 3000 Kronen, abgesehen von der Einfuhrabgabe,
wenn das Fahrzeug nicht als Umzugsgut durchgeht. Füherschein: Ein ausländischer
Führerschein muss innerhalb eines Jahres in einen norwegischen umgetauscht werden.
Sonst werden schnell mal Tausende an Bussgeld fällig, so wie mal bei mir.
ARZT
Ein Besuch beim Hausarzt kostet hier zwischen 150 und 200 Kronen. Die
Wartezeiten können bis zu drei Wochen ausmachen, wenn's nichts akutes ist. Eine
Stunde Zahnarzt kostet locker 800 - 1000 Kronen, keine Zuschüsse vom Staat.
Versuch' gleich von Anfang durch Fragen-Fragen-Fragen rauszubekommen, wer der beste Zahnarzt in der Gegend ist. Kranken- haus frei bis auf ein paar hundert Kronen Anmeldegebühren. Ab über 1200 Kronen Arztausgaben (nicht Zahnarzt) pro Kalenderjahr alles weitere frei. Gleich beim ersten Arztbesuch die "Egenandelskort" ausstellen lassen, damit Du schlimmsten- falls belegen kannst, das Du im laufenden Jahr schon 1200 für Arztbesuche voll hast.
Die Apotheken hier haben wirklich ... Apothekenpreise. Zuschüsse
zu Medikamenten gibt's eigentlich nur in Ausnahmefällen. Aussergewöhlich hohe krankheitsbedingte Ausgaben können von der Steuer abgesetzt werden. Als norwegischer Neuanfänger-Arbeitnehmer bist Du erst nach zwei Wochen Arbeit voll krankenversichert, mit voller Lohnfort-zahlung. Also, sei sehr vorsichtig die ersten
zwei Wochen - oder bring eine überschneidende Versicherung aus D mit.
Norwegische Arbeitgeber sind zu einer Betriebshaftpflichtversicherung verpflichtet. Aber nicht alle halten sich an diese Auflage. Kontrolle ist da besser als blindes Vertrauen. Auch hier in Norge geht die Sonne immer im Osten auf und im Westen unter.
BANK
Empfehlenwert: die Postbank, überall im Land präsent. Vieles frei, was bei
anderen Banken Gebühren kostet. Das Nächstbeste: Skandiabanken, reine
Netzbank. Empfehlenswert, wenn oft Transfers von/nach D laufen sollen.
Meine Bank nimmt fast zwanzig Euro für Auslandtransfers, Skandiabanken
macht's für einen Appel und ein Ei.
ARBEIT
Die Löhne varieren je nach Branche. Unter 120 Kronen/Stunde jedoch kriegste aber in Norwegen morgens keine Sau aus dem Bett. Als angestellter Maurer hatte ich zuletzt 165, vor vier Jahren. Für Textarbeiten bekomme ich heute locker das Doppel- und Dreifache. Die Löhne
sind aber auch geografisch unterschiedlich. Auf Frøya sind sie niedriger, wie
in Oslo. Gerade als Angelguide wirst Du kaum übermässig toll verdienen. Lass' Dir einen Arbeitsvertrag geben. Jeder seriöse
Arbeitgeber sieht das als ganz normal an. Lass alles genau aufschlüsseln,
Arbeitszeiten, freie Tage, Urlaub usw. Dann gibt's im Zweifelsfall kein blödes
Taugeziehe. Der Arbeitnehmer steht sehr stark in Norge und die Arbeitsgerichte sind knallhart und immer auf Seiten der Arbeitnehmer. Pass auf wenn so Sachen wie freie Kost und Logis ein Teil des Lohnes
sein sollten, das wird alles besteuert und zehrt am Netto. Einige Dich mit Deinem Boss von vornherein auf die für Dich günstigste Variante, falls er Kost und Logis
stellt. Mach' Dir auch nix vor wegen dem Job als Guide. Es zehrt gewaltig am
Nervenkostüm, wenn Du dauernd auch zum letzten Tiefflieger freundlich sein musst. Frag' mal Hein, der weiss bestimmt ein Lied davon zu singen.
URLAUB
Schätze mal Du bekommst vier Wochen Jahresurlaub. Wenn Du am 1.3. anfängst, sammelst Du in 2007 zehn Monate Lang Urlaubsgeld. 12 % obendrauf auf Deinen Bruttoverdienst in 2007, Auszahlung vor dem 1.6. 2008 oder auf Wunsch auch früher. Das Urlaubsgeld wird brutto ausgezahlt, aber dem Einkommen im Jahr der Auszahlung hinzugerechnet.
STEUER
Ich verdiene offiziell nicht viel, aber das steht auf einem annderen Blatt und meine
Zahlen würden Dir nix Nahrhaftes bringen. Meine Frau ist da "typischer", sie verdient 350.000 im Jahr und bezahlt etwa 100.000
an Steuern. Du wirst als Junggeselle so zwischen 30 und 35 % Steuern zahlen. Als evtl. Alleinversorger entsprechend weniger.
IN NORGE ANGEKOMMEN
brauchst Du als erstes den Arbeitsvertrag. Ohne Arbeit bekommst Du keine vorläufige D-Nummer. Ohne D-Nummer kein Bankkonto, keine Steuerkarte,
kein Nix, bist Du hier gar nicht existent. Wenn Du Dich angemeldet hast, legst Du dem folkeregister vor Ort Deinen Arbeitsvertrag vor und beantragst sofort die vorläufige D-Nummer, damit Du ein Konto eröffnen kannst und Deine Steuerkarte bekommst. Ohne
Steuerkarte ist Dein Boss gezwungen, 50 % Steuer abzuziehen. Es dauert in
der Regel drei Wochen, bis die D-Nummer kommt. Die wird später von der
P-Nummer abgelöst, also Deiner zukünftigen norwegischen Personen-ID.
LEBENSART
+ NORWEGISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS
Mach' keinen Stress. Dir nicht und anderen nicht. Ärgere Dich nicht über zB Amts-Personen, die erst tierisch viel Zeit haben und dann auch noch Deine Papiere versusen und dann wieder erstmal drei Wochen auf Schulung sind. Irgendwie regelt sich letztlich doch alles für Dich. Der Spruch "In der Ruhe liegt die Kraft" hat was. Stress bringt absolut nix, ausser hohem Blutdruck und vergrätzten Norwegern. Kehre kein Deutschtum hervor, auch wenn Dir mal fast der Kragen platzen sollte - das kommt bei Norwegern selten gut an. Ich hatte anfänglich auch so
meine Gemetzel mit vermutlichen norwegischen Trantüten. Bis ich mal eingesehen habe, das ich ja was von denen will und das die auch ohne mich ganz gut zurecht kommen. Entspann Dich, trau' Dich Mensch zu sein, vergiss' alles Gestresse, alle Erbsenzähler und Paragraphenreiter und Du wirst Dich hier nach der Eingewöhnungsfase sauwohl fühlen.
Andy zieht ja bekanntlich am 1. 3. um nach Frøya und fragte mich diesbezüglich nach ein paar Tips. Beim Schreibseln fiel mir ein das das Thema vielleicht auch noch ein paar Leute mehr interessieren könnte, deshalb stelle ich das hier rein. Ist halt nur eine erste gebündelte Info, ohne tiefere Feinheiten. Wer da tiefer rein will, sollte besser bei Trolljenta in's Forum schauen, oder bei den Norwegen-Freunden oder eben konkrete Fragen hier drunter hängen.
Kann sein, das das alles zeilenmässig verrutscht, wenn ich das jetzt hier reinkopiere. Les- und verstehbar wird's hoffentlich trotzdem.
Klitzekleine Einwanderer-Checkliste
AUTO
Im Prinzip darfst Du nur drei Monate oder so mit deutschen Nummern in Norge rumdüsen, aber in der Praxis fahren manche Deutsche hier jahrelang mit deutschen Nummern rum, ohne das das jemanden interessiert. Da Du aber einwandern willst, nimm lieber die ehrliche Variante, kann viel Ärger ersparen. Beschaff' Dir noch in Deutschland ein möglichst niedriges Wertgutachten für das Fahrzeug. Das akzeptiert der Zoll hier meistens blanko, wenn's nicht um ausgesprochene Luxuskarossen geht. Lass' das Fahrzeug in D nochmal gründlich durchchecken, die Werkstätten hier
haben Hammerpreise und sind auch nicht immer so doll zuverlässig. Versuch' auch
sobald möglich Mitglied im NAF zu werden, Norges Automobil Forbund, eine Art ADAC. Lohnt sich schnell, wenn mal was ist.
Wenn Du die Einfuhr beim Zoll gemacht hast, musst Du hinterher zum Anmelden des Fahrzeuges zum nächstgelegen Statens Biltilsyn, die auch alle zwei Jahre das Fahrzeug technisch begutachten, wenn Du das nicht gleich von einer Werkstatt machen lässt. Die teilen Dir dann eine norwegische Nummer zu. Zuvor musst Du eine Deckungszusage von einer
Versicherung regeln. Hol Dir Angebote von IF, Gjensidige und Vesta ein. Alles grosse, seriöse Versicherer. Lass Dir von Deiner deutschen Versicherung schon mal Deine Rabatte dokumentieren, die Norweger übernehmen sonst die Prozente nicht, das könnte dann bös' teuer werden. Plane
für die diversen Behördengänge betreffs Auto ruhig drei-vier halbe Tage ein
und Ausgaben von mindestens 3000 Kronen, abgesehen von der Einfuhrabgabe,
wenn das Fahrzeug nicht als Umzugsgut durchgeht. Füherschein: Ein ausländischer
Führerschein muss innerhalb eines Jahres in einen norwegischen umgetauscht werden.
Sonst werden schnell mal Tausende an Bussgeld fällig, so wie mal bei mir.
ARZT
Ein Besuch beim Hausarzt kostet hier zwischen 150 und 200 Kronen. Die
Wartezeiten können bis zu drei Wochen ausmachen, wenn's nichts akutes ist. Eine
Stunde Zahnarzt kostet locker 800 - 1000 Kronen, keine Zuschüsse vom Staat.
Versuch' gleich von Anfang durch Fragen-Fragen-Fragen rauszubekommen, wer der beste Zahnarzt in der Gegend ist. Kranken- haus frei bis auf ein paar hundert Kronen Anmeldegebühren. Ab über 1200 Kronen Arztausgaben (nicht Zahnarzt) pro Kalenderjahr alles weitere frei. Gleich beim ersten Arztbesuch die "Egenandelskort" ausstellen lassen, damit Du schlimmsten- falls belegen kannst, das Du im laufenden Jahr schon 1200 für Arztbesuche voll hast.
Die Apotheken hier haben wirklich ... Apothekenpreise. Zuschüsse
zu Medikamenten gibt's eigentlich nur in Ausnahmefällen. Aussergewöhlich hohe krankheitsbedingte Ausgaben können von der Steuer abgesetzt werden. Als norwegischer Neuanfänger-Arbeitnehmer bist Du erst nach zwei Wochen Arbeit voll krankenversichert, mit voller Lohnfort-zahlung. Also, sei sehr vorsichtig die ersten
zwei Wochen - oder bring eine überschneidende Versicherung aus D mit.
Norwegische Arbeitgeber sind zu einer Betriebshaftpflichtversicherung verpflichtet. Aber nicht alle halten sich an diese Auflage. Kontrolle ist da besser als blindes Vertrauen. Auch hier in Norge geht die Sonne immer im Osten auf und im Westen unter.
BANK
Empfehlenwert: die Postbank, überall im Land präsent. Vieles frei, was bei
anderen Banken Gebühren kostet. Das Nächstbeste: Skandiabanken, reine
Netzbank. Empfehlenswert, wenn oft Transfers von/nach D laufen sollen.
Meine Bank nimmt fast zwanzig Euro für Auslandtransfers, Skandiabanken
macht's für einen Appel und ein Ei.
ARBEIT
Die Löhne varieren je nach Branche. Unter 120 Kronen/Stunde jedoch kriegste aber in Norwegen morgens keine Sau aus dem Bett. Als angestellter Maurer hatte ich zuletzt 165, vor vier Jahren. Für Textarbeiten bekomme ich heute locker das Doppel- und Dreifache. Die Löhne
sind aber auch geografisch unterschiedlich. Auf Frøya sind sie niedriger, wie
in Oslo. Gerade als Angelguide wirst Du kaum übermässig toll verdienen. Lass' Dir einen Arbeitsvertrag geben. Jeder seriöse
Arbeitgeber sieht das als ganz normal an. Lass alles genau aufschlüsseln,
Arbeitszeiten, freie Tage, Urlaub usw. Dann gibt's im Zweifelsfall kein blödes
Taugeziehe. Der Arbeitnehmer steht sehr stark in Norge und die Arbeitsgerichte sind knallhart und immer auf Seiten der Arbeitnehmer. Pass auf wenn so Sachen wie freie Kost und Logis ein Teil des Lohnes
sein sollten, das wird alles besteuert und zehrt am Netto. Einige Dich mit Deinem Boss von vornherein auf die für Dich günstigste Variante, falls er Kost und Logis
stellt. Mach' Dir auch nix vor wegen dem Job als Guide. Es zehrt gewaltig am
Nervenkostüm, wenn Du dauernd auch zum letzten Tiefflieger freundlich sein musst. Frag' mal Hein, der weiss bestimmt ein Lied davon zu singen.
URLAUB
Schätze mal Du bekommst vier Wochen Jahresurlaub. Wenn Du am 1.3. anfängst, sammelst Du in 2007 zehn Monate Lang Urlaubsgeld. 12 % obendrauf auf Deinen Bruttoverdienst in 2007, Auszahlung vor dem 1.6. 2008 oder auf Wunsch auch früher. Das Urlaubsgeld wird brutto ausgezahlt, aber dem Einkommen im Jahr der Auszahlung hinzugerechnet.
STEUER
Ich verdiene offiziell nicht viel, aber das steht auf einem annderen Blatt und meine
Zahlen würden Dir nix Nahrhaftes bringen. Meine Frau ist da "typischer", sie verdient 350.000 im Jahr und bezahlt etwa 100.000
an Steuern. Du wirst als Junggeselle so zwischen 30 und 35 % Steuern zahlen. Als evtl. Alleinversorger entsprechend weniger.
IN NORGE ANGEKOMMEN
brauchst Du als erstes den Arbeitsvertrag. Ohne Arbeit bekommst Du keine vorläufige D-Nummer. Ohne D-Nummer kein Bankkonto, keine Steuerkarte,
kein Nix, bist Du hier gar nicht existent. Wenn Du Dich angemeldet hast, legst Du dem folkeregister vor Ort Deinen Arbeitsvertrag vor und beantragst sofort die vorläufige D-Nummer, damit Du ein Konto eröffnen kannst und Deine Steuerkarte bekommst. Ohne
Steuerkarte ist Dein Boss gezwungen, 50 % Steuer abzuziehen. Es dauert in
der Regel drei Wochen, bis die D-Nummer kommt. Die wird später von der
P-Nummer abgelöst, also Deiner zukünftigen norwegischen Personen-ID.
LEBENSART
+ NORWEGISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS
Mach' keinen Stress. Dir nicht und anderen nicht. Ärgere Dich nicht über zB Amts-Personen, die erst tierisch viel Zeit haben und dann auch noch Deine Papiere versusen und dann wieder erstmal drei Wochen auf Schulung sind. Irgendwie regelt sich letztlich doch alles für Dich. Der Spruch "In der Ruhe liegt die Kraft" hat was. Stress bringt absolut nix, ausser hohem Blutdruck und vergrätzten Norwegern. Kehre kein Deutschtum hervor, auch wenn Dir mal fast der Kragen platzen sollte - das kommt bei Norwegern selten gut an. Ich hatte anfänglich auch so
meine Gemetzel mit vermutlichen norwegischen Trantüten. Bis ich mal eingesehen habe, das ich ja was von denen will und das die auch ohne mich ganz gut zurecht kommen. Entspann Dich, trau' Dich Mensch zu sein, vergiss' alles Gestresse, alle Erbsenzähler und Paragraphenreiter und Du wirst Dich hier nach der Eingewöhnungsfase sauwohl fühlen.
