Einsatzprotokoll-Storfosna 2006

niklas

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Einsatzprotokoll Strofosna 2006

Vorwort
Dieses Protokoll ist ein wenig lang geworden. Hierfür möchte ich mich schon im Voraus entschuldigen. Es wurde aber nur so lang, weil es für uns eine wunderschöne Zeit mit vielen Erinnerungen war. Wer sich nicht durch das Geschriebene kämpfen möchte, der kann sich einfach nur unsere digital fotografische Dokumentation anschauen.


Allgemeine Lage:

Im September letzten Jahres bereitete mir meine Frau eine große Überraschung. Sie buchte bei Andrees Angelereisen einen Norge Urlaub auf der Insel Storfosna bei Hitra.

Ich hatte nach der Buchung in den bekannten Angelzeitschriften Rute & Rolle, Kutter & Küste sowie hier im NAF sämtliche Informationen über Großleng gesammelt. Ferner wurde eine Karte über das Seegebiet im Angelwebshop geordert.

Ich war der Ansicht, aufgrund der strategisch günstigen Lage von Storfosna, in unmittelbarer Nähe zum Krakvag-Fjorden sowie der Trondheims-Leia und den in diesen Angelrevieren erzielten Guiding-Erfolgen von Uwe Bertrahm, den ersten Schritt getan zu haben, um auch so einen Großleng an der Schnurr zu spüren sowie diesen später nach einem unvergesslichen Drill auf dem Arm zu halten und für ein persönliches Erinnerungsfoto zu posieren. Das grobe Ziel war klar gesteckt. In diesem Urlaub sollte über einen dieser Tiefseeriesen eine persönliche unvergessliche Urlaubsgeschichte geschrieben werden.



Besondere Lage

Als meine Frau mich mit diesem Geschenk überraschte, war die Freude groß. Ich hatte mir immer gewünscht einmal die gelobte Insel der deutschen Meersangler aus der Nähe zu sehen. Meine Frau schenkte mir eine Reise nach Storfosna, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hitra, obwohl sie wusste, dass die Anfahrt dorthin mindestens zwei Tage dauern wird. Sie hatte nach dem letzten Norge Urlaub die Verlautbarung getroffen, dass die Anfahrt zum nächsten Norge Trip in einem Tag geschafft werden muss. Wir waren im letzten Jahr zuerst eine Woche in Florö (Westnorwegen) und sind anschließend innerhalb von 14 Stunden nach Risholmen bei Flekefjord (Südnorwegen) durchgefahren. Diese Fahrt war trotz der umwerfenden Natur durch die man Fahren durfte, eine große Strapaze. Aufgrund dieser Erfahrung gab meine Frau diese Anfahrtszeit von einem Tag vor. Ich war der festen Überzeugung, dass diese Überraschung ein echter Liebesbeweis unserer nun fast 5 jährigen Ehe war.

Nachdem die Buchung erfolgt war, und endlich mit der Planung der Reise begonnen wurde, wunderte sich meine Frau, dass Hitra mit t nach dem i und nicht mit d geschrieben wurde. Es entstand der Eindruck, dass meine Frau gar nicht so recht realisiert hatte, wohin die Reise konkret ging. Es verfestigte sich bei mir der Eindruck, dass meine Frau im Glauben war, eine Reise nach Hidra bei Flekkefjord in Südnorwegen gebucht zu haben.

Als die Reise von uns weiter geplant wurde, war mein Leuchten in den Augen über unser Reiseziel wohl zu strahlend, so dass sie nicht mehr näher auf die Schreibweise von Hitra und Hidra und die damit verbundene unterschiedliche Anfahrtszeit einging. Meine Frau hatte sich wohl ihrem Schicksal gefügt. Nun mögen Außenstehende zu einem anderen Schluss kommen, aber ich werte diese Überraschung, mit meiner Frau nach Storfosna zum Angeln zu fahren, nicht als einen Irrturm aus Unwissenheit, sondern doch als einen echten Liebesbeweis.



MOZ (Melde-Ortszeit)

Der Urlaub auf Strofosna war gebucht worden für den Zeitraum vom 17.08.2006 bis zum 26.08.2006 (Brutto-Zeit)
  • Auf der Insel Storfosna sollte die Woche von Freitag dem 18.08.2006 bis Freitag den 25.08.2006 andauern (Netto-Zeit)
  • Die Anfahrt erfolgte mit der Fähre Kiel / Oslo vom 17.08.2006 auf den 18.08.2006
  • Die Rückreise erfolgte mit der Fähre Oslo / Frederikshaven vom 25.08.2006 auf den 26.08.2006



Eingesetzte eigene Kräfte

Dieser Norge Trip nach Storfosna wurde durch

  • meine Frau Andrea
  • unserem Freund Hamdi (NAF Name)
  • und meine Person (NAF Name Niklas)

geplant und durchgeführt. Unsere Briard-Hündin Luka nahm diesmal nicht an dem Urlaub teil. Sie verweilte im Hotel „Schwiegervater“ und genoß eine wahrlich sehr gut umsorgte Zeit.



Fremdkräfte

  • Unser Reiseveranstalter Andree`s Angelreisen, der uns eine sehr gut gestaltete und umfassende Informationsbroschüre über unser Urlaubsziel mit Karte zu kommen ließ, so dass keine Fragen offen blieben. Durch Andree`s Angelreisen wurde eine gut gestaltete und gut ausgesuchte Angelreise an uns Kunden vermittelt.

  • Sämtliche Naffen, die meinen ständigen Fragen schnelle Antworten folgen ließen und immer mit Ratschlägen und Tips zur Seite standen.

  • Unser Vermieter auf der Insel Storfosna „Arve Holmen“, der sich unglaublich um unser Wohlsein bemühte und dem Sprichwort der Gast ist König eine völlig neue Bedeutung gab.



Führungs- und Einsatzmittel

Meine Frau und ich waren mit folgendem Gerät ausgestattet:
  • Penn R. K. Stand Up Deep sea mit einer Penn Special Senator 113H Multirolle und ca. 700 Meter aufgespulter 0,50er whiplash
  • Penn Never Crack Fjordspin 2,4m Länge, Gewicht von 200gr. bis 600gr. mit einer Penn 330 GTI und ca. 600 Meter aufgespulter 0,32er whiplash
  • Penn International Never Crack 2,4m Länge, Gewicht 100gr. bis 500gr. mit einer Penn 320 GTI und ca. 600 Meter aufgespulter 0,32er whiplash
  • Penn Millenium Giga Jig 2,7m Länge, Gewicht 30gr. bis 150gr. mit einer Penn Captiva CV 6000 mit 400 Meter aufgespulter 0,12 er Schnurr
  • Diverses Brandungsangelmaterial
  • Ein iFinder Go GPS Gerät versehen mit den GPS Daten aus dem NAF, der Karte vom Angelweb Shop und den Positionen der Zeitschrift Kutter und Küste
  • Eine Karte vom Angelweb-Shop

Sowie die Ausrüstung die Hamdi zur Verfügung stand:
  • Sportex 50 lbs, Länge 2,40m, mit einer Penn Formular 10kg Multirolle
  • Sportex 30 lbs, Länge 2,40m mit einer Penn Special Senator 113H Multirolle
  • Eine 2,7m langen frisch bei Moritz in Kaltenkirchen gekauften Rute an der eine Wurfmulti angebracht war für das leichte Pilken (Name der Rute und der Rolle ist mir jetzt nicht bekannt)
  • Diverses Brandungsangelmaterial

Vor Ort:
  • Eine schöne Holzhütte mit Außenterrasse, die völlig ausreichend für 3 Personen war und dem üblichen norwegischem Hüttenstandard entsprach.
  • Ein neu angelegter Grillplatz mit Außenkamin und einer Sitzgruppe in ca. 40m Entfernung zur Hütte, von dem man einen schönen Blick über den Hafen hat.
  • Es stand uns ein Gimo Boot 580 mit einem 25 PS Motor zur Verfügung sowie einem 2,5 PS Motor für den Notfall. Ferner war das Boot mit einem Echolot ausgestattet. Das Boot hat sich in einem wunderschönen neuen, Sturm sicheren Hafen in unmittelbarer Nähe zur Hütte befunden (ca. 150m). In diesem Hafen waren insgesamt drei Boote an einem neuen Schwimmsteg befestigt
  • Eine kleine aber feine Hütte für die Schneidearbeiten mit dem angelandeten Fisch unmittelbar am Schwimmsteg



Maßnahmen

Donerstag, den 17.08.2006
Am Donnerstag um 05:30h fuhren Hamdi, meine Frau Andrea und ich von Münster/Westf. über die A1 nach Hamburg, anschließend auf die A7 zu unserem ersten Etappenziel „Kaltenkirchen-Moritz“. Ohne irgendwelche Probleme wurde das Kaufparadies für Meeresangler in Kaltenkirchen erreicht. Für mich war es der erste Besuch in diesen heiligen Hallen. Ich kann euch sagen, dass man ohne eine Kontrollfunktion zu haben, ziemlich schnell mit seinen Händen jede Menge Gerät durch den Laden trägt und davon überzeugt ist, dieses unbedingt zu benötigen. Da meine Frau diese Kontrollfunktion ausübte und sie auch mein Finanzminister ist, durfte ich viele Dinge von denen ich sie nicht über ihre Notwendigkeit überzeugen konnte zurück in die Regale legen. Für Hamdi war es nicht der erste Besuch in Kaltenkirchen bei Moritz, so dass er sich nur eine neue Rute für das leichte Pilken und diverses Kleinzeug kaufte. Wir konnten nun sagen, dass wir unsere Gerätekisten voll aufgerüstet hatten und dass unserem Ziel, einen schönen Angelurlaub auf Storfosna zu erleben nichts mehr im Wege stand.
Nach diesem Aufenthalt im Wonderland für Meeresangler wurde nach kurzer Fahrt der Fähranleger der Color Line in Kiel erreicht. Der Anblick unseres Fährschiffes, der MS Fantasy war einfach überwältigend. Die Fähre der Stena Line die nach Göteburg fährt und neben der MS Fanatsy am Kai lag, sah dagegen wie ein kleines Schiffchen aus.
Nachdem wir eingeschifft und unsere wunderschöne Außen - Kabine mit TV bezogen hatten, wurde das Schiff in Augenschein genommen. Ich erspare euch jetzt die Beschreibung dieses Wunderwerkes der Schiffsbaukunst. Ich will nur sagen, dass jeder der nach Norge fährt, eine Überfahrt mit diesem schiff in seine Planungen mit einbeziehen sollte. Die Überfahrt ist schon ein Erlebnis, welches seines Gleichen sucht. Bei strahlendem Sonnenschein und einer wunderschönen Ausfahrt durch die Kieler Förde kamen wir unserem dritten Etappenziel Oslo immer näher.


Freitag, den 18.08.2006
Nachdem wir uns alle ausgeschlafen und einen warmen „Guten Morgen Kaffee“ getrunken hatten, wurden wir bei der Ankunft in Oslo von tief hängenden Wolken und kühleren Temperaturen begrüßt. Ohne Probleme fuhren wir mit unserem PKW von der Fähre durch den Zoll auf die E18 und anschließend auf die E6 in Richtung unseres vierten Etappenziels Valset.
Die Fahrt auf der E6 gestaltet sich sehr beschaulich und frei von jeder Hektik. Die Norweger verhalten sich entgegen der Deutschen absolut Verkehrsregel konform. Jede Geschwindigkeitsbegrenzung, sei es 80 Km/h oder sei es 60km/h wird konsequent eingehalten. Mit einem kleinen Zwischenstopp in Lillehammer bei MC Donalds und weiteren Zwischenstopps an traumhaften Plätzen, die die Landschaft Norwegens zu bieten hat, erreichten wir Valset nach ca. 9 Stunden Fahrt. Der Parkplatz des Fähranlegers war bereits gefüllt mit vielen weiteren PKW, so dass wir erst auf die zweite Fähre auffahren durften. Nach einer kurzen Überfahrt und weiteren wenigen Kilometern auf dem Festland war der zweite Fähranleger bei Garten erreicht. Nach einer kurzen Wartezeit kam auch diese Fähre und fuhr uns rüber zu unserem Urlaubsziel. Wir hatten nun nach insgesamt 11,5 Stunden Anfahrt unsere Urlaubsziel die Insel Storfosna erreicht.
Auf Storfosna fuhren wir an dem dortigen Kaufladen und der Tankstelle vorbei, den Schildern „Krakvag“ folgend zu unserer Hütte. Am Ende des neu angelegten Damms zur Halbinsel Holmen erwarte uns unser Vermieter Arve Holmen mit seinem Motorroller. Er winkte uns zu und sagte nur wir sollten ihm folgen. Nach ca. 2 Minuten fahrt kamen wir an unserer Hütte an. Arve stieg von seinem Roller und begrüßte uns in deutscher Sprache mit den Worten, herzlich willkommen auf Storfosna. Er zeigte uns die Hütte und erzählte sofort, dass unsere Vorgänger in der Hütte in zwei Wochen 6 Heilbutts gefangen hätten.
Vor der Hütte wurden wir von einem kleinen schwarzen Kaninchen welches angehoppelt kam und einer grau getigerten Katze empfangen. Arve sagt, dass die Katze Nysse heiße und von uns gefüttert werden müsse. Meine Frau, die unseren Hund vermisste übernahm sofort diese Aufgabe. Um es vorweg zu nehmen, Nysse kam jeden Tag zu uns, wenn wir Essen machten und wurde dabei von meiner Frau liebevoll verwöhnt.
Da es schon dunkel wurde, vereinbarten wir mit Arve für den nächsten Morgen 9 Uhr eine Einweisung in die Boote und in das uns erwartende Angelrevier, die Dorschwiese. Obwohl wir alle sehr müde von den Strapazen der Anreise waren, hätte Arve nur sagen müssen, dass er uns jetzt sofort die Einweisung gibt, wir wären sofort, ohne groß auszupacken mitgekommen. Wir packten aber dennoch erst aus, tranken unser Ankunftsbierchen und legten uns mit großen Erwartungen auf die Dinge die jetzt kommen würden in unsere Betten.


Samstag, den 19.08.2006
Wir standen gegen 07:00h auf, frühstücken und montierten unser Angelgerät zusammen. Der Blick nach draußen versprach Großes. Die Sonne schien, es war blauer Himmel und die Norge-Fahne am Haus hing schlapp herunter. Pünktlich um 09:00h erschien Arve. Er führte uns zu dem von ihm neu angelegten Hafen, der sich in einer Entfernung von 150m zu unserer Hütte befindet.
Dieser Hafen verläuft parallel zu der Brücke die Storfosna mit Krakvag verbindet. Bei dem Hafen handelt es sich um ein von Arve selbst ausgehobenes Hafenbecken und eine mit Bojen markierte Ausfahrt. In dem Hafen führt ein Schwimmsteg zu den drei zur Anlage gehörenden Booten. Ein Blick in das klare Wasser des Hafenbeckens ließ eine Vielzahl an Jungfischschwärmen, Krebsen und kleinen Plattfischen erkennen. Die Spannung auf die uns erwartenden Väter und Mütter dieser kleinen Fischchen wurde immer größer. Arve wies uns in den Motor, das Echolot und das Boot ein. Bei dem Boot handelte es sich um ein 580er Gimo Boot mit einem 25Ps Außenmotor. Arve fuhr mit uns aus dem Hafenbecken die Markierungen der Ausfahrt entlang. Plötzlich hielt er an und zeigte auf eine Boje. Er erklärte, dass dies die Stelle sei, wo sein Vater mit einer Harpune den größten hier bisher gefangenen Heilbutt erlegt hat. Das Wasser an dieser Stelle hat je nach Tide eine Tiefe von ungefähr zwei Metern. Als wir die Ausfahrt passiert hatten breitete sich die Dorschwiese vor uns aus. Arve fuhr direkt unter der bereits erwähnten Brück die eine Länge von ca. 300 Metern hat, hindurch zum nördlichen Ausgang der Dorschwiese. Das Echolot zeigte eine schwankende Tiefe zwischen 16 Metern und 3 Metern an. Am nördlichen Ende der Dorschwiese in der Nähe der dortigen Spitze der Insel von Krakvag warnte uns Arve vor einem großen Riff, welches sich ca. 1 Meter unter der Wasseroberfläche befindet. Gekonnt manövrierte er das Boot unmittelbar an das Riff und die Felskanten waren unter der Wasseroberfläche zu erkennen. Arve sagte nur, viele Propeller, viele Propeller liegen hier. Er fuhr uns dann weiter aus der Dorschwiese heraus zu der dortigen Kante. Die Dorschwiese bricht hier ab und senkt sich von ca. 12 Metern auf 80 Metern ab. Er zeigte uns das Echolot und sagte nur, Fisch.

Endlich konnten wir das tun, worauf wir uns so lange gefreut hatten, Wir konnten endlich angeln. Hamdis erstes Herblassen des ca. 300gr. Pilkers brachte ihm einen ca. 60 cm Dorsch. Ich ließ meine leichte Pilkrute mit einem 150gr. Pilker herunter. Ich musste aber feststellen, dass die Drift an dieser Stelle doch recht stark war. Beim Hochziehen merkte ich aber einen Biss im unteren Mittelwasser. Mein erster Drill in diesem Urlaub hatte begonnen. Vom Gefühl her, meinet ich einen kleineren Fisch an der Angel zu haben. Ich drillte den Fisch weiter durch das Mittelwasser, bis der Fisch immer schwerer werden zu schien. Der Fisch nahm auf einmal Schurr von meiner Rolle und zog mit dieser in Richtung Grund davon. Der Fisch hielt am Grund an. Ich versucht nun meine verlorene Schnurr mit leichten Pilkbewegungen wieder einzuholen. Das Boot driftete genau entgegen der Richtung, wo sich der Fisch nun befand. Der Fisch bewegte sich noch einmal und schwamm weiter Schnurr von meiner Rolle zunehmen in Richtung offene See. Der Fisch hielt wieder an. Ich hatte an meiner leichtesten Rute einen Fisch, dem ich nicht gewachsen war. Arve, der das Schauspiel mitbekommen hatte, sagte sofort das magische Wort, Heilbutt. Ich mache es jetzt kurz, ich konnte den Fisch nicht vom Boden hochbekommen, bei einer vielleicht auch zu hektischen Pumpbewegung riss meine Schnurr an dem von mir festgeknoteten Wirbel. Mein Knoten war einfach nur schlecht gewesen. Ich weiß jetzt nicht, was für ein Fisch dies war, geschweige den, ob es wirklich ein Heilbutt war, aber dieses Erlebnis ließ auf Großen in dieser Woche hoffen.
Arve beendete die Angelei, da er zurück zu seinen Kühen musste. Er fuhr mit uns von der Kante weg über die Dorschwiese zurück zum Hafen. Arve verließ das Boot. Wir waren nun auf uns und unser Angelglück allein gestellt. Wir entschieden uns erst einmal was zu Essen und dann mit der zweiten Ausfahrt zu beginnen.
Nach dem Essen wurde sofort das Boot wieder besetzt. Als wir die Ausfahrt verlassen hatten, stellten wir fest, dass die Fahnen auf der Brücke heftig im Wind flatterten. Unser Versuch die Dorschwiese erneut nach Norden hin zu verlassen, wurde abgebrochen. Die Wellen waren zu hoch. Wir versuchten unser Glück bei der Brücke. Zwei weitere Boote hatten sich auch dort eingefunden. An der Brücke war es ca. 20 Meter tief. Wir stellten fest, dass sich zwischen den Brückenpfeilern ein riesiger Schwarm Heringe eingefunden hatte. Unser Köderfisch war gefunden. Jedoch jeder Versuch mit sämtlichen Paternostersystemen einen dieser Heringe zu fangen verlief ohne Erfolg. Auch der Versuch größere Räuber die vielleicht unter dem Schwarm oder an den Seiten des Schwarms auf ihre Beute lauerten zu fangen, verlief negativ. Es mussten härtere Methoden her, um an unseren Köderfisch zu gelangen. Ein schwerer Pilker wurde einfach in den dichten Schwarm herabgelassen. Ohne in das weitere Geschehen einzugreifen verhackte sich sofort ein Hering in dem Pilker. So wurden von uns innerhalb der nächsten Stunde genug Köderfische gefangen. Diese Methode ließ uns an das Sprichwort erinnern, mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Mit den gefangenen Heringen durchfuhren wir die Dorschwiese in Richtung Süden. Am südlichen Ende der Dorschwiese senkt sich die Dorschwiese in die Trondheims-Leia. Diese Kante verläuft recht flach von ca. 20 Metern und endet bei einer Tiefe von ca. 220 Metern. Die Drift verlief von Nord nach Süd, so dass wir den ersten Versuch unternahmen einen der Riesen der Tiefsee an den Haken zu bekommen.
Mit einem Flatterhering an einem in der Fachpresse viel diskutierten Heilbutt-Jigger und einem Gewicht von 500gr. wurde die erste Drift in Angriff genommen. Wir stellten sofort fest, dass die Drift viel zu stark war und wir es jeweils mit 750gr. und 1000gr. Gewichten versuchten, den Grund in einem günstigen Fallwinkel zu erreichen. Dies gelang uns dann auch endlich und das Warten begann. Es herrschte schönster Sonnenschein. Das Problem war nur, dass der Wind zunahm und die Wellen das Boot auf und ab bewegten. Wir stellten weiter fest, dass der Grund recht gebirgig war. Die Folgen von der immer stärker werdenden Drift und dem gebirgigen Untergrund waren eine Vielzahl an Hängern und schließlich der Verlust einiger Gewichte. Wir brachen den Versuch ab, in einer Tiefe von 160m bis 220m zu angeln. Es wurde wieder die Dorschwiese aufgesucht und in flacheren Gewässern geangelt. Die Folge waren einige Dorsche zwischen 3 und 5 Pfund sowie ein Portionsleng.
Wir beendeten diesen Angeltag und begaben uns zu unserer Hütte in der frohen Erwartung was uns dieser Urlaub noch an die Angel bringen wird.


Sonntag, den 20.08.2006
Ich hatte Geburtstag. Hamdi und meine Frau überraschten mich mit einem schönen Geburtstagskaffee und ihren mitgebrachten kleinen Geschenken. Meine Frau schenkte mir ein neues Filetiermesser und Hamdi drückte mir einen Rainer Korn Giant Jigger in die Hand. Ich musste bei dem Anblick dieses Riesenköders lachen. Um ehrlich zu sein, ich habe diesen Jigger nicht einmal im Urlaub ausprobiert. Ich hatte viel zu viel Angst diesen wie die Gewichte am Vortag zu verlieren. Ich habe den Jigger, wie er eingepackt war, mit nach Hause genommen und bei mir in mein Regal gestellt. Für mich ist dieser Jigger aufgrund des Kaufpreises eher ein Ausstellungsstück als ein Angelköder.
Arve kam auch noch vorbei. Hamdi hat ihm am Vortag erzählt, dass ich heute Geburtstag hatte. Arve gratulierte mir und erkundigte sich nach unserem gestrigen Fang. Wir erklärten, dass die Drift selbst für 1000gr. Gewichte zu stark gewesen sei. Arve ließ uns an seinem Fischerfachwissen teilhaben. Er erklärte, dass sein Vater Fischer war und dieser habe immer gesagt, wenn die Schnurr so geht, dann leg dich besser hin zum Schlafen. Bei diesem Satz streckte Arve seinen Arm in einem 90 Grad Winkel aus.
An diesem Tag herrschte wieder schönster Sonnenschein. Der Wind kam aus Richtung Norden und blies wieder in die Dorschwiese herein. Ein Versuch die Dorschwiese wieder in Richtung Norden zu verlassen wurde ergebnislos abgebrochen. Wir nahmen uns daher vor erst einmal unsere Fischkisten mit Filets zu fühlen, bevor wir den „Großen“ nachstellen. Wir suchten wieder die Brücke zwischen Krakvag und Storfosna auf. Zwischen den Pfeilern der Brücke hatten sich mehrere Dorsche versammelt. Wir fuhren unter die Brücke und ließen uns in Richtung Süden davon treiben. Bei jeder dieser Driften fingen wir einige Portionsdorsche bis zu einem Gewicht von 5 Pfund.
Bei einer der Anfahrten zur Brücke stellten wir erneut einen Schwarm Fische auf dem Echolot in einer Tiefe von 6 Metern fest. Das Boot wurde gestoppt und die Angeln mit den kleinen Pilkern und diversen Paternostersystemen herabgelassen. Gleichzeitig hatten Hamdi, meine Frau und ich einen Biss an der Angel. Ich dachte wir hatten einen Seelachsschwarm gefunden. Mein fischliches Gegenüber kämpfte tapfer und nahm immer wieder Schnurr von meiner schwach eingestellten Captiva 6000. Nach einem Drill von ca. 3 Minuten stellte ich fest, dass ich die bisher größte Makrele meiner Anglerlaufbahn gefangen hatte. Die Makrele wog über 2 Pfund und war über 40cm lang. Für mich war dies ein Prachtexemplar.
Hamdi zog nach kurzer Zeit wieder einen Portionsdorsch an die Oberfläche. Meine Frau kämpfte währenddessen immer noch mit etwas an ihrer Angel. Aufgrund ihre Äußerungen und den Stöhnlauten, die sie von sich gab, war hier wohl etwas Großes am Werk. Meine Frau bat uns ihr die Angel abzunehmen und für sie den Drill weiter fortzusetzen. Hamdi und ich erklärten ihr jedoch, dass dies ihr Fisch sei und sie sich ruhig Zeit lassen soll. Tapfer und verbissen kämpfte meine Frau weiter. Als in dem klaren Wasser zum ersten Mal ihr Fisch zu sehen war, war die Überraschung groß. Meine Frau hatte nicht einen, nicht zwei, sondern drei 4 bis 5 Pfund Dorsche hoch gepumpt. Nach dem diese von uns gegafft waren und meine Frau ihre Fische vom Hacken nahm und in der Fischkiste verschwinden ließ, setzte sie sich erschöpft auf ihren Platz und lächelte zufrieden über ihre Leistung. Wir versuchten erneut diesen Fischschwarm zu finden, konnten ihn aber auf dem Echolot nicht mehr ausmachen. Nachdem meine Frau wieder zu Kräften gekommen war, bat sie uns, den Hafen anzulaufen und sie dort abzusetzen. Sie erklärte, dass dieses Erlebnis zu schön war, um davon zwei an einem Tag zu erleben. Sie beendet diesen Angeltag und vergnügte sich mit einem Buch vor der Hütte in der Sonne.
Ich erklärte, dass ich an diesem Tag noch meinen Geburtstagsfisch fangen müsse. Aus diesem Grund fuhren Hamdi und ich zurück auf die Dorschwiese. Arve gab uns den Tipp, mal einen Versuch auf Heilbutt vor dem alten Hafen von Storfosna zu unternehmen. Also war dies unser jetzt ausgesuchtes Ziel. Wir angelten wieder mit Heringsfetzen, bzw. Flatterheringen an Pilkern in einer Tiefe zwischen 20 Metern und 60 Metern. Die Drift führte diesmal vom Hafen weg, direkt auf die Dorschwiese. Durch leichtes Abklopfen des Bodens versuchten wir sämtliche Heilbutts hier in der Gegend auf unseren Köder aufmerksam zu machen. Ich mache es kurz. Wir fingen keinen Heilbutt. Mein Geburtstagsfisch war ein Leng von 80cm, den ich in einer Tiefe von 42 Metern gefangen hatte.
Wir genossen die wunderschöne Landschaft um uns herum und die langsam untergehende Sonne. Im Hafen erwartete uns schon meine Frau in Begleitung von Nysse. Sie brachte für jeden von uns zwei Dosen Bier mit. Wir säuberten schnell die gefangenen Fische und suchten uns einen Platz an der nördlichen Seite auf der Brücke um das atemberaubende Schauspiel einer untergehenden Sonne im Nordmeer zu bewundern. In solchen Augenblicken denkt man über vieles nach. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht mehr weiß, was ich gedacht habe. Ich hatte meine Frau im Arm, trank mit ihr ein Bierchen, genoss dieses wunderschöne Schauspiel und war einfach nur glücklich.


Montag, den 21.08.2006
Nachdem wir meinen Geburtstag noch ein wenig gefeiert hatten, standen wir erst gegen 09:00h auf. Wir frühstückten und machten uns auf, an diesem Tag unser Glück erneut herauszufordern Die Sonne schien, der Himmel war blau, der Wind kam wieder aus Norden und blies kräftig in die Dorschwiese hinein. Wir kamen wieder nicht aus der Dorschwiese in Richtung Norden heraus. Also versuchten wir wieder unser Glück an der Brücke. Auch hier hatte uns unser Glück verlassen. Wir fingen nicht einen Fisch. Die Dorschwiese schien am heutigen Tage abgegrast zu sein. Wir fuhren mit einer leeren Fischkisten in unseren Hafen. Dort trafen wir unsere Nachbarn von der angrenzenden Hütte Holmen II. Diese kamen aus Bayern und waren in drei Tagen nach Storfosna angereist. Nachdem wir uns ausgetaucht hatten kamen wir alle zu dem gleichen Ergebnis, es ist heute kein Fisch da.
Wir machten Pause. Arve kam vorbei und erkundigte sich nach unserem Angelerfolg. Er erklärte, dass er mit einem Berufsfischer gesprochen habe und dass dieser ihm auch gesagt habe, dass wenig Fisch zurzeit da sei. Gute Chancen auf Seelachs würden jedoch draußen bei Svissaflua bestehen. Da die Wellen zu hoch waren, kam dieses Ziel für uns nicht in Frage. Arve gab uns den Tipp, eine Stunde vor dem Gezeitenwechsel die südliche Spitze von Krakvag aufzusuchen und dort unser Glück auf Großpollack zu versuchen. Als Richtwert gab er uns die GPS Date vom Punkt 59 auf der Karte des Angelwebshops. Wir wollten nicht bis zum Abend auf den Gezeitenwechsel warten und fuhren nachdem wir gegessen hatten die Südspitze von Krakvag an. Ich kann hier das Protokoll auch kurz halten. Wir waren in einer atemberaubenden Landschaft, haben viele kleine Wale und einen Seeadler gesehen, konnten jedoch wieder keinen Fisch fangen. Sämtliche versuche blieben aufgrund der starken Drift ohne Erfolg. Selbst der Versuch mit dem 1000gr. Blei und einem Flatterhering war nicht von Erfolg gekrönt. Wir fuhren einen GPS Punkt nach dem anderen im Süden von Storfosna und Krakvag ab. Wenn es einmal nicht läuft, dann läuft es einfach nicht. Man kann sein Glück nicht erzwingen. Es wäre gelogen, wenn ich nicht sage, dass wir ein wenig enttäuscht waren. Das einzige was von uns gefangen wurde, war ein wunderschöner, großer roter Seestern, der an einem Haken an einem Pilker hing.

Arve kam später zu unserer Hütte und erkundigte sich nach unserem Fangerfolg. Arve machte uns aber Hoffnung. Er telefonierte in unserem Beisein mit dem Flughafen in Brekstad um sich nach dem Wetter und dem Wind für die nächsten Tage zu erkundigen. Mit einem strahlen in den Augen sagte er, dass am morgigen Tage der Wind aus Ost kommen und dass weiterhin die Sonne scheinen würde. Es waren also beste Vorraussetzungen, um die Dorschwiese in Richtung Norden zu verlassen und unser Glück bei Vesterflua vielleicht sogar bei Svissaflua zu versuchen.


Dienstag, den 22.08.2006.
Hamdi war schon um 05:00h aufgestanden, um sich von den Ausfahrtmöglichkeiten, den Wind und Wellen Verhältnissen vor Ort zu informieren.
Gegen 07:00h weckte uns Hamdi. Er erklärte, dass der Wind sich gedreht habe und dass die Dorschwiese einem Ententeich glich. Schnell war der Kaffee getrunken und Hamdi holte uns am Hafen ab. Wir fuhren aus dem Hafen in Richtung Norden mit dem Ziel Vesterflua. Die Dorschwiese lag spiegelglatt vor uns. Die Sonne schien. Es war ein wunderschöner Anblick. Als wir die Nordspitze von Krakvag passiert hatten, fuhren wir in Richtung der kleinen Insel Uggsteinen. Auf dem Weg dorthin, rief Hamdi, dass wir über einen kleinen Berg fahren würden. Plötzlich stoppte er den Motor und rief Fischsuppe. Auf dem Boden am Fuße des Berges war auf dem Echolot in einer Tiefe von ca. 90 Metern eine Vielzahl von Fischsymbolen, einige mit einem K für Kapital auf dem Echolot zu erkennen. Hamdi drehte dass Boot so, dass wir passend für die Drift über diesen Kleinen Berg trieben. Wir befanden uns zwischen den Positionen 63 und 66 der Karte von Andress Angelreisen. Die Angeln, mit Pilkern zwischen 300gr. und 400gr. versehen, wurden ausgeworfen. Die Drift war ideal. Diese war nicht zu stark und auch nicht zu schwach. Es herrschten ideale Bedingungen. Hamdi rief, gleich geht es los. Wie bei dem Rückwärtszählen eines Countdowns konnte jeder von uns an seiner Angel einen Biss verzeichnen. Hamdi rief, ich habe etwas Schweres an meiner Angel. Meine Frau rief ich habe etwas Schweres an meiner Angel. Ich rief ich habe etwas sehr Schweres an meiner Angel. Jeder von uns drillte und pumpte sein fischliches Gegenüber immer weiter in Richtung Oberfläche. Jeder von uns war in der Erwartung seinen Urlaubsfisch in diesen Augenblicken an der Angel zu haben. Als erstes hatte meine Frau ihren Fisch an die Oberfläche gebracht. In dem klaren Wasser war ein schöner 5 Pfund Dorsch zu erkennen, der an der Rückenflosse gehakt hatte. Meine Frau holte mittels eines Gaffs ihren Fisch ins Boot. Aufgrund der unglücklichen Verhakung des Fisches entstand bei ihr der Eindruck etwas wirklich Großes an der Angel zu haben. Der Fisch wurde von ihr immer mit der Längsseite seiner Körperfläche nach oben gedrillt. Meine Frau war sichtlich erschöpft. Hamdi und ich konnten aber uns nicht wirklich um meine Frau kümmern, da er und ich ja auch noch etwas zu erledigen hatten. Wir mussten uns ja auch noch um unseren schweren Widerstand an der Angel kümmern. Als nächstes schaffte es Hamdi seinen Fisch an die Oberfläche zu pumpen. In einer Entfernung von ca. 15 Metern zum Boot schwamm an der Oberfläche ein länglicher Körper. Hamdi zog diesen weiter zum Boot heran und holte diesen mit dem Gaff ins Boot. Es stellt sich heraus, dass Hamdi soeben einen Lumb von 14 Pfund an die Oberfläche gepumpt hatte. Dieser Fisch war wirklich ein wunderschönes Exemplar. Ich kann es nur annehmen, aber ich glaube, dass Hamdi in diesem Augenblick gewusst hatte, warum er die Strapazen der langen Anfahrt hier nach Storfosna auf sich genommen hatte. Jetzt war nur noch ich mit meinem Drill beschäftigt. Ich sagte zu meinen beiden Mitanglern, dass dies der schwerste Fisch war, den ich bisher in meiner Anglerlaufbahn an der Angel spürte. Hamdi sagte mir immer ich soll mir Zeit lassen und nichts überstürzen. Der Fisch nahm immer wieder Schnurr von meiner Rolle. Langsam aber stetig konnte ich diesen immer wieder nach oben pumpen. Hamdi, meine Frau und ich waren gespannt, was für ein Tiefseeriese da nun hoch kommt. Nach einigen weiteren Minuten war etwa helles im Wasser zu erkennen. Das helle kam immer näher, näher und näher bis es an der Oberfläche war. Ich konnte es nicht glauben, ich hatte drei Dorsche gleichzeitig an meiner Angel gehabt. Die Dorsche waren alle so um die 55 bis 65 cm lang. Jedoch hatten nur einer von ihnen den Köder mit dem Maul gehakt. Die anderen Dorsche hatten sich jeweils in den angehängten Makks mit ihrer Rückenflosse verfangen. Also dies war die Erklärung für das Gewicht an der Angel. Hamdi brachte das Boot erneut in Position über unserem Fischberg, um einen erneuten Anlauf zu unternehmen. Ich ließ meine Angel mit meinem 300gr. Pilker herunter. Hamdi und meine Frau taten es mir nach. Hamdi sagte, da ist ein großer Fisch auf dem Echolot. In diesem Augenblick verspürte ich einen kräftigen Ruck an meiner Angel. Ich schlug an und hatte ein ähnliches Gewicht wie zuvor am anderen Ende meiner Schnurr. Diesmal jedoch wurde nicht soviel Schnurr von meiner Rolle gezogen. Ich schlug langsam an und zog etwas schwerfällig langsam aber ruhig immer höher an die Oberfläche. Aus der Dunkelheit des Wassers war wieder etwas Helles zu erkennen. Das Helle kam immer näher und näher. Hamdi, meine Frau und ich staunten. Das was da hoch kam, war kein Dorsch, keine Dorschtrilette, kein Lumb oder Leng. Dieser Fisch, ich konnte es kaum glauben, war ein Seeteufel. Sofort entstand Hektik auf dem Boot. Ich wollte diesen Traumfisch nicht verlieren. Langsam zog ich den Seeteufel immer näher an das Boot heran. Hamdi hielt das Gaff bereit. Das Gaff wurde von Hamdi eingehakt und der Seeteufel lag im Boot. Wir schauten alle ungläubig auf diesen wunderschönen Fisch. Der Seeteufel hatte meinen Pilker mit seinem Maul eingesogen und diesen im Unterkiefer gehakt. Ich versuchte den Pilker aus dem Maul zu entfernen. Der Seeteufel machte seinem Namen alle Ehre. Wie ein Teufel schnappte er mit seinem Furcht erregendem Maul nach meiner Zange. Nachdem der Haken entfernt worden war, wurde der Fisch vermessen und gewogen. Der Fisch wog knapp 15 Pfund und hatte eine Länge von 83cm. Ich war völlig begeistert. Meine Frau sah mein Strahlen in den Augen und ich glaube auch sie wusste jetzt was ich fühlte. Ich war einfach nur glücklich. Dieser Seeteufel war die Krönung meiner bisherigen Anglerlaufbahn. Es war schon erstaunlich, dass wir an einem Berg, Dorsch, Lumb und Seeteufel angetroffen haben.
Als ob dieses Erlebnis noch nicht genug war, rief meine Frau Delphine. Um unser Boot herum schossen große silberne Schatten mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit. Diese Schatten durchbrachen leicht die Wasseroberfläche und ließen sich wieder in das kühle Nass herab. Es waren wahrlich Delphine, die neugierig um unser Boot herum schwammen und sich auch von außerhalb des Wasser alles anschauten was in dem Boot passierte. Die Delphine verschwanden dann auch wieder genauso schnell, wie sie gekommen waren. Wir schienen einfach zu langweilig für sie gewesen zu sein.
Nachdem wir uns alle von unseren Fängen erholt hatten, wollten wir eine neue Drift versuchen. Der Wind hatte eingesetzt und die Wellen wurden immer höher. Wir entschieden uns auf Nummer sicher zu gehen und langsam die sichere Dorschwiese anzulaufen. Auf dem Rückweg stellten wir fest, dass wir die Wellen ein wenig unterschätzt hatten. Diese hatten eine Höhe von ca. 3 Metern erreicht. Das Boot wurde ganz schön durchgeschüttelt. Wir kamen jedoch ohne große Probleme zurück zu unserem Hafen. An dieser Stelle sei gesagt, dass wir merkten, dass unser Boot ein gutes Boot war, das auch bei Wellengang eine gewisse Sicherheit bietet.
Im Hafen kam Arve zum Anleger. Er schaute sich unsere Dorsche den Lumb und unseren Seeteufel an. Er sagte, dass dies ein wahrlich schöner Seeteufel für Storfosna sei. Ich fühlte mich in meinem Glück bestätigt. Ich entschied mich dafür, den Fisch so wie er war, einzufrieren und ihn zur Präparation mit nach Deutschland zu nehmen. Aus Norge telefonierte ich mit meinem Schwiegervater. Ich bat ihn darum, für mich sich nach Preisen für die Präparation zu erkundigen. Eine Stunde später erhielt ich einen Anruf. Der Preis für meinen Seeteufel lag bei ca. 350Euro. Nach einer Rücksprache mit meiner Finanzministerin bekam ich ein Go. Ich durfte mir meinen Traumfisch mit nach Hause nehmen. Es sei hier vorweg genommen, dass mein Seeteufel in meinem Büro neben meinem Schreibtisch seinen Platz bekommen wird. Allen Kritikern zum trotz sei an dieser Stelle gesagt, dass ich der Meinung bin, dass der Fisch einen viel zu großen und schönen Kopf besitzt, als dass man ihn einfach abschneiden könnte, nur um dann ein drittel des gesamten Körpers essen zu können.

An diesem Tag passierte nichts mehr, was noch einer weiteren Wiedergabe bedarf. Ich kann nur noch zu meiner Person sagen, dass ich glücklich, nach einigen dem Seeteufel zu ehren getrunkenen Bieren, gut und glücklich einschlief.


Mittwoch, den 23.08.2006
An diesem Tage wollten wir erneut unser Glück an unserem Berg mit der Fischsuppe probieren. Wir standen deshalb wieder sehr früh auf. Gegen 09:00h waren wir auch schon wieder an unserem Berg. Diesmal jedoch, war kein Fisch auf dem Echolot zu sehen. Hamdi kreuzte hin und her durch die See. Er konnte keine Fische finden. Die Fische hatten den Berg verlassen.
Wir entschieden uns weiter raus zu fahren. Das Ziel war Vesterflua. Wir versuchten hier unser Glück mit den unterschiedlichen Montagen, mit Naturködern, mit Pilkern, mit Makks mit Twistern usw. Wir fingen nicht einen Fisch. Es war schon komisch. Es herrschten dieselben Wetterbedingungen wie am Vortag. Trotzdem konnten wir nichts fangen. Wir diskutierten, ob wir noch weiter raus fahren sollten nach Svissaflua. Ich muss aber an dieser Stelle sagen, dass ich mich bei diesem Gedanken so weit draußen zu angeln nicht entspannen konnte. Um es kurz zu machen, ich war einfach ein wenig schissig. Meine Frau schien auch recht glücklich über unseren Entschluss zu sein, langsam aber sicher die Dorschwiese wieder anzufahren. Auf der Rückfahrt merkten wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Wind hatte zugenommen. Die Wellen waren am heutigen Tage nicht so lang gezogen und hoch wie am Vortag. Diesmal waren die Wellen kurz und kamen aus unterschiedlichen Richtungen. Diese kleinen Wellen schwappten sogar manchmal über die Bootskante in unser Boot. Ich kann sagen, dass ich glücklich war, als wir uns wieder entspannt auf der sicheren Dorschwiese befanden.
Wir machten Mittagspause und aßen eine Kleinigkeit. Arve kam vorbei und gab uns den Tipp, eine Stunde vor dem Gezeitenwechsel wieder zum Punkt 59 südlich von Krakvag zu fahren.

Meine Frau und ich unternahmen eine Erkundungsfahrt mit dem PKW auf der Insel. Wir schauten uns Krakvag und Storfosna an, Es sei hier als Tipp gesagt, sich unbedingt die weiße Kirche auf Storfosna sowie die Bunkeranlagen auf Krakvag anzuschauen. Von diesen Bunkerablagen hat man einen wunderschönen Rundblick über den Krakvag-Fjorden bis hin zu Hitra. Die Erkundungsfahrt wurde abgerundet mit einem schönen Strandspaziergang auf der Halbinsel Holmen und dem dazugehörigen Muschelsuchen, von denen es hier eine Vielzahl in den unterschiedlichsten Arten gibt.

Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Punkt 59. Meine Frau bleib an unserer Hütte um sich ihrem Buch und der Sonne zu widmen Der Wind hatte nachgelassen und die Dorschwiese lag wie ein Ententeich vor uns. Wir erreichten den Punkt 59 und machten unsere Naturköderangeln fertig. Diesmal reichte ein 500gr. Blei aus. Es herrschte so gut wie keine Drift. Die See lag ruhig da und keine Welle war zu hören. Bei so einer flachen See konnten wir sehr viele kleine Wale sehen, die um unser Boot herum schwammen. Langsam ging die Sonne unter. Der Himmel färbte sich rot und die Berge des Festlandes glühten. Es war einfach der perfekte Augenblick. Hamdi und ich sprachen nicht viel, Wir genossen einfach nur diese Momente. Unseren Ködern, die in einer Tiefe von ca. 120m lagen, wurde langsam Beachtung geschenkt. Ein leichtes ziehen war an Hamdis Angel zu spüren. Dieser Schlug an und zog seine Angel ein. Er sagte, dass er etwas an der Angel haben müsse, dass dies aber nicht sehr groß sei. Als er sein Geschirr oben hatte, erkannten wir, dass Hamdi zwei Fleckhaie gefangen hatte. Die Fleckhaie hatten sich zum Teil so stark um seine Schnurr gewunden, dass es unmöglich schien einen dieser Haie zu befreien. Einer der Haie wurde wieder ins Wasser gelassen, der andere musste aufgrund der starken Verletzungen getötet werden. Nachdem wir noch einmal unsere Ruten mit Heringsfetzen bestückt hatten und wieder zwei Fleckhaie an der Angel hatten, beendeten wir das Angeln an diesem Tag. Die Sonne war auch fast untergegangen und nur noch die letzten Strahlen tauchten das ruhige Wasser und die wunderschöne Landschaft in ein unwirkliches Licht.

Meine Frau erwartete uns schon mit einem Abendessen. Nachdem wir gegessen hatten und unseren letzten Angeltag geplant hatten, gingen wir alle schlafen.


Donnerstag, den 24.08.2006
Wir hatten uns entschieden wieder unseren Berg in der Nähe von Uggesteinen anzufahren. Als wir aufgestanden waren, stellten wir fest, dass das schöne Wetter vorbei war. Die komplette Landschaft war in dichten Nebel gehüllt. Eine Ausfahrt schien unmöglich. Wir legten uns wieder hin. Auch gegen 09:00h war der Nebel immer noch sehr dicht. Wir entschieden uns erst einmal Köderfische an der Brück zu angeln. Wir fanden wieder den Heringsschwarm und fingen mit der Pilkermethode einige Heringe. Langsam fuhren wir wieder in nördliche Richtung zum Ausgang der Dorschwiese. Der Nebel war immer noch recht stark. Manchmal jedoch brach der Himmel auf und der Nebel verzog sich. Wir wurden mutiger und versuchten in Richtung des Berges zu fahren. Auf der Fahrt dorthin drehten wir uns um und stellten fest, dass die Nordspitze von Krakvag komplett im Nebel verschwunden war. Wir drehten sofort um und fuhren langsam zurück bis wir wieder schemenhaft Krakvag erkannten. Ein Angeln außerhalb der Dorschwiese schien aufgrund des Nebels unverantwortlich. Am Ausgang der Dorschiwiese angelten wir weiter. Vielleicht haben wir ja noch einmal Glück und Hamdi fängt hier seinen Wunschfisch, einen Heilbutt. Der Himmel brach über uns auf, so dass das blau zu sehen war. Wir angelten mit Pilkern und Heringsfetzen in einer Tiefe zwischen 70m und 40m. Wir fingen hier insgesamt noch drei Portionslengs. Wir schauten uns immer wieder um, um nicht von einer Nebelbank überrascht zu werden. Ich kann sagen, dass wir dies im richtigen Augenblick taten. Vom Meer her kam eine Nebelbank auf uns zu. Der Himmel war blau, aber die Nebelbank kroch langsam aber stetig immer weiter auf uns zu. Man konnte schon die ersten feuchten Ausläufer des Nebels erkennen. Wir holten die Angeln hoch und fuhren zurück zum Hafen.

Wir hatten das Angeln für diesen Urlaub beendet.

Wir mussten nun mit den Aufräumarbeiten beginnen. Das Boot und die Angeln wurden gesäubert und zur Hütte gebracht. Jeder packte seine Bekleidung und die sonstigen persönlichen Gegenstände ein. Langsam füllte sich der Kofferraum unseres PKW. Die Hütte musste nicht von uns gereinigt werden.

Gegen 18:00h kam Arve vorbei, um uns zu verabschieden. Er telefonierte für uns und bestellte eine Fähre für den nächsten Morgen, die uns um 07:05h direkt zum Festland bringen sollte., Ferner kassierte er die von uns verfahrenenen 60 Liter Benzin ab. Arve hatte aber noch eine Überraschung für uns parat. Er brachte eine Liste mit, auf der seine persönlichen GPS Daten niedergeschrieben waren. Diese Liste beinhaltete sämtliche Stellen, angefangen von Rotbarsch, über Seelachs bis hin zum Leng. Diese Daten stammen sowohl von den Berufsfischern als auch von Arves verstorbenen Vater als auch von seinen persönlichen Angel Erfahrungen.
Arve übergab uns diese Liste und sagte, wir sollten nächstes Jahr wiederkommen und diese Stellen einmal ausprobieren. Ich kann sagen, dass Arve ein ganz schöner Fuchs ist, uns solche wichtigen Daten am letzten Tag preiszugeben mit dem Satz ihr müsst nächstes Jahr wiederkommen. Hätte er uns diese Positionen am ersten Tag gegeben, wir hätten sie alle der Reihe, je nach Wetterlage, abgefahren.
Wir tranken noch ein, zwei, drei Bierchen und unterhielten uns bis langsam die Dämmerung einsetzte. Arve erzählte von seinem Vater. Arve erklärte, dass er bis zu seinem Tod bei ihm war. Im Sterben soll Arves Vater gefragt haben, Arve wo ist die Zeit geblieben? Genau mit diesen Satz möchte ich mein Protokoll beenden. Die Woche ging viel zu schnell vorbei und wir hatten einen perfekten Angelurlaub. Ich kann auch nur fragen, wo ist die Zeit geblieben?


Freitag, den 25.08.2006/Samatag, den 26.08.2006
Der gefangene Fisch verblieb noch bis zum nächsten Morgen in der Kühltruhe und wurde dann im Kofferraum verstaut. Alles verlief planmäßig und wir erreichten gegen 18:00h Oslo. Die Überfahrt von Oslo nach Frederikshaven funktionierte ohne Zwischenfälle. Die Weiterfahrt von Fredrikshaven nach Münster wurde nur durch einen 10km Stau bei Neumünster gestoppt. Am Samstag den 26.08.2006 gegen 18:00 h kamen wir dort an, wo unsere Norge-Reise 2006 begonnen hatte.


Sonstiges

  • Ich möchte mich hier noch einmal bei allen Naffen bedanken, die uns mit Rat und Tipps zur Seite standen. Es tut mir leid, dass dieses Protokoll doch viel länger geworden ist, als ich dachte. Ich kann aber sagen, dass dies ein wunderschöner Urlaub in einer wunderschönen Natur, bei einem unheimlich netten Menschen mit dem Namen Arve war.Unsere Fänge, insbesondere der Fang unseres Seeteufels, werden noch der Gesprächsstoff für unsere zukünftigen Treffen sein. Ich kann allen Naffen eine Reise nach Storfosna nur empfehlen, muss aber deutlich darauf hinweisen, dass man hier doch stark von gutem Wetter abhängig ist.

  • Als vorletztes soll ich insbesondere Herbert vom Angelweb Shop einen schönen Gruß von Arve ausrichten.

  • Zuletzt möchte ich mich bei meiner Frau für diese Überraschungs-Reise bedanken. Ich möchte ihr auch danke dafür sagen, dass sie immer mit großer Begeisterung bei uns auf dem Boot ihrem Traumfisch nachgestellt hat. Durch sie ist es eben zweimal so schön geworden, da man gemeinsam etwas erlebt und gemeinsam die gleiche Begeisterung für dieselbe Sache verspürt hat.


















 
Weitere schöne Augenblicke

Weitere schöne Augenblicke unseres Norge-Trips Storfosna 2006
 
Ein erstklassiges Protokoll.:baby: :baby:

Ich wollte von Fjellveröya immer mal rüberfahren nach Storfosna, aber ist ja doch ein Stiefel hin.;)
 
Echt toller Bericht. Vielen Dank.
Herzlichen Glückwunsch zu dem Seeteufel.
 
Da kann nur Petri Heil sagen.:D

Super Bericht und tolle Fotos.:baby: :baby:

Besten Dank dafür.

Bernd:]
 
Wieso entschuldigst du dich?? Bei dem gelungenen Bericht hätten es wegen meiner noch einige Protokollpunkte mehr sein können !!
 
Das war ja ein Preisverdächtiges Norge -Urlaubs -Angel und Liebesbeweisprotokoll !:XX
Vielen Dank für den schönen Bericht.:]
 
Sehr schön geschriebener Bericht. Ich gratuliere zu dieser Frau, die solche Geschenke parat hat:XX .

Gruß Kveite06:]
 
Herzlichen Dank für diesen tollen Reisebericht, habe ihn genossen und mitgefiebert, als wäre ich dabei gewesen... bin gespannt auf deinen Bericht vom nächsten Jahr (hoffentlich fährst du dann keine zwei Wochen :D :D :D )
 
richtig gut

Servus ,

der Kandidat hat 100 Punkte

Ein wirklich schöner Reisebericht.

Gruß aus Bayern
robo
 
Hallo Naffen:--


Danke für die netten Worte zu meinem Protokoll.:} :} :}

Ich werde versuchen mich nächstes Jahr bei der Wiedergabe des Erlebten kürzer zu fassen.

Gruß Niklas;ooo;
 
Mal ein Bericht der ganz anderen Art-aber klasse geschrieben.
Dickes PETRI HEIL zum Seeteufel!!!
 
Wieso "kürzer fassen" ?
Ich habe den Bericht bis zum allerletzten Bild genossen.:baby: :baby: :baby:

Vielen Dank :} :}
 
Moin moin !

Niklas, untersteh Dich, beim nächsten Bericht zu kürzen !
Wir lesen ja in diesem Forum wirklich viele und auch sehr gelungene Berichte. Aber ich könnte mich nicht daran erinnern, bei wem die Begeisterung über Land, Leute, Angelei - und auch die eigene Frau - so rübergekommen ist wie bei Dir. Obwohl Du den Bericht nur "Protokoll" genannt hast, ist er genau das Gegenteil geworden. Bravo !!
Im übrigen kann ich mich nur der Meinung der anderen anschließen:
Halt Dir diese Frau warm...

Gruß

Schuppi
 
Super Bericht (Protokoll) und tolle Fotos :baby:
Glückwunsch zum Seeteufel .
und unterstehe dich deinen nächsten bericht zu kürzen ;<
 
Dein Bericht ließt sich sehr flüssig, darum stimme ich meinen Vorgängern zu, nur nicht abspecken.
Kurze Reiseberichte sind sowiso in der Überzahl.
Gratulation zum Breiflabb.
Breiflabb
 
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