eine etwas andere weihnachtsgeschichte.....

Hubi

Well-Known Member
Registriert
5 Juli 2004
Beiträge
606
Ich hab sie in einer tageszeitung gefunden und fand sie ganz lustig geschrieben.die ersten zwei beiträge kopier ich mal rein,den rest verlinke ich.(hoffe das ist erlaubt,wenn nicht bitte löschen)viel spaß:]



Eine nicht ganz alltägliche Recherchereise auf den Spuren des Mannes mit dem Schlitten und den RentierenROSTOCK/GEDSER - Zu behaupten, ich hätte nie an Sinnhaftigkeit und Ertrag des Projekts gezweifelt, wäre gelogen. Kurz vor Rostock hatte die Autobahnpolizei ein erstes beweiskräftiges Reisefoto von einem Weihnachtsmann geschossen, der mir unglücklicherweise verdächtig ähnlich sah und zu schnell unterwegs war. Und als sich wenig später die „Prins Joachim“ mit dem Auto im Bauch mühsam vom Pier weg über die Ostsee gen Dänemark schob, stand ein eher grübelnder Reporter an der Reling. Manche Idee ist viel faszinierender, solange man nicht versucht, sie in die Tat umzusetzen.
Projekte wie dieses, leben schließlich mindestens zur Hälfte von den Bildern, die man im Kopf mit sich herumschleppt und immer wieder prüfend vor die Realkulisse hält. „Du fährst da eine endlose Landstraße entlang, stellst dich am Ende auf einen ziemlich zugigen Felsen, blickst hoch und siehst – nix!“, hatten sie gewitzelt. Am besten man erzählte in solchen Fällen erst gar nicht, was man vorhatte. Wenn man es genau nahm, ist dies eine Art Rückwärts-Reportage: Wie konnte alle Welt auf die Idee kommen, ausgerechnet dort oben im hohen Norden müsse jener bärtige Geselle mit seinen Rentieren hausen? Welche Indizien ließen sich zwischen Wäldern, Fjorden und Bergen finden, die dafür sprachen, dieser viel älteren Mythen-Figur eine so eisige Heimstatt zuzuweisen?
„Was suchst du dort oben eigentlich?“, mobbten sie auf einer Party. Diskussionen über George Bush oder den Zustand der hessischen Linkspartei waren erfreulicher als dieser Vorab-Defätismus beim Zerbröseln einer Idee, die eben noch ganz plausibel gewesen war. „Wenn ich wüsste, was ich suche, wäre es eine ziemlich langweilige Geschichte“, gab ich trotzig zurück und war auf eine unbestimmte Art völlig sicher, ungemein spannende Spuren in den Weiten Nordnorwegens zu finden. Ein kämpferischer Optimismus, der an Bord der schwer im Herbststurm schwankenden und schiebenden „Prins Joachim“ bald einem eher flauen Gefühl im Magen wich.
Ganz auszuschließen war es aber auch nicht. Und wenn die Sicht nicht besser würde, als dieser fies tröpfelnde Nebelbrei gleich hinter der Bordwand, müsste Rudolf schon eine Leuchtbojen-Nase haben und einen ganzen Schellenbaum lieblicher Glöcklein mit sich herumtragen, damit ich ihn kurz vor dem Zusammenprall erkennen würde.
Im Grunde ging es aber wohl gar nicht so sehr darum, den allzu platten Märchen von grazil tänzelnden Karibus und Säcken von Glitzergeschenken auf barock verziertem Schlitten hinterherzufahren. Im Grunde bestand meine Hoffnung darin, durch das Besichtigen der Schauplätze herauszufinden, warum wir gerade diese Geschichten erfanden und immer wieder liebevoll hervorholten. Warum wärmten wir uns alljährlich an der Vorstellung des Mützen-Mantel-Mannes, der aus der Kälte kommt und Geschenke in die Schornsteine wirft? (Selbst bei Wohnblocks mit Zentralheizung!) Denn in die Wiege gelegt war es dem Heiligen Nikolaus, der mit einiger Berechtigung als das Ur-Vorbild der meisten schönen Bescherungen gelten kann, nicht, dass er eines Tages vom Nordpol her kommen sollte. Diesen Posten mitsamt Werkstatt und Dienstfahrzeug haben wir dem Bischof von Myra vermittelt, der im 4. Jahrhundert ein gutes Herz für Kinder, Arme, Mühselige und Beladene gehabt haben soll. Auf welchen Wegen er seine Produktionsstätte vom sonnigen Mittelmeer in die Arktis verlagerte, davon wird später noch die Rede sein. Offenkundig aber gab es schon wenige Generationen nach dem Tode Jesu das Bedürfnis, neben der mitunter nicht ganz einfachen religiösen Botschaft noch einen ganz schlichten, warmherzigen Heiligen an seiner Seite zu wissen. Völlig außer Konkurrenz für den Heiland, versteht sich.
Der andere Ausgangspunkt dieser Geschichte liegt wohl in einem dieser Kaufhäuser, in denen man vor dem Fest um keine Ecken biegen kann, ohne glitzernde Kugeln herunterzureißen oder Lametta-Flusen am Jackenärmel zu ernten. Das ganze Gerammel und Gedrängel ist ebenso besinnlich und harmonisch wie die singenden-klingenden Glöckchenlieder, die einem selbst auf der Kaufhaus-Toilette noch vom Deckenlautsprecher in den Hemdkragen gegossen werden. Irgendwann einmal muss mir im Fliesengeviert Chris Rea „Driving home for Christmas“ mit seiner rauen Stimme ins Ohr gesäuselt haben. Und irgendwie klang das plausibel. Und ein wenig nach Flucht. Nach Hause war auf jeden Fall weg von all dem hier, und vielleicht kam mir dabei der Gedanke, es müsse so ziemlich das Gegenteil von all dem sein: nicht hell, nicht warm, nicht lieblich und vor allem nicht überlaufen.
Man wird zugeben müssen, dass unter diesen Vorgaben das Nordkap einigermaßen nahe liegt. Wenn es denn nicht so fern wäre. Ein Problem, dass sich lösen lässt und bei näherem Hinsehen sogar Teil der Lösung ist. Denn bei all der Wusel-Mobilität, die uns ständig für irgendwelche Ziele und sinnlose Pünktlichkeiten in Bewegung setzt, wäre es doch Geste zivilen Widerstands, sich für eine Sache auf den Weg zu machen, die – wie man es dreht und wendet – nicht ganz von dieser Welt ist. Und schon gar nicht rentabel und zweckmäßig. Auf die Suche nach Weihnachten. Einen Roadmovie in die Kindheit. Dorthin, wo all die Bildern und Träume herkommen. Angeblich.
Die Reise geht weiter: von morgen an täglich auf unserer Seite „Aus aller Welt“. (Von Ralf Schuler)




Heiliges Handy WeihnachtsseriE Das Piepen höret nimmer auf



Von Ralf Schuler

ROSTOCK Kilometer 237: Diesig, 10 Grad Celsius, Null Weihnachten. Warum der Weihnachtsmann niemals mit der Fähre übersetzt, versteht man auf den ersten Blick: Was bliebe von diesem wunderbaren Zottelmann, der sich über ignorante Eltern und garstige Geschwister hinwegsetzt, der alles weiß und sieht und die Rute längst zum schmückenden Reisig-Accessoire abgerüstet hat, wenn er hier zwischen Container-Trucks und Wohnmobilen warten müsste, bis ihn Männer in Leuchtwesten einweisen?! Spurtreu. Während der Überfahrt ist das Schlittendeck geschlossen. Der Bord-Shop öffnet in 15 Minuten.

Auf der anderen Seite der Ostsee ist es immer noch Kilometer 237. Dafür beschwert sich das Anti-Diebstahl-System des Wagens, weil es im kräftigen Schaukeln der Fähre offenbar die illegale Verladung zum heimlichen Osteuropa-Export vermutet. Da hilft nur gutes Zureden. So ein Hightech-Mobil ist halt auch nur ein Rentier.

Und natürlich will auch das Handy seine Streicheleinheiten. Wie bei allen noch folgenden Grenzübertritten, meldet sich der Taschenfernsprecher piepsend zu Wort, um einen „in Europa“ willkommenzuheißen und über die tollen Tarife im Gastland in Kenntnis zu setzen. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir daran erinnert werden, dass man aus dieser Welt nicht so einfach flüchtet. Das Handy erzählt ungefragt weiter, wohin wir uns auf den Weg gemacht haben, um den Lichterketten-Boulevards und Blinkrosetten in den Fenstern den Rücken zu kehren. Es loggt sich ungefragt in irgendwelche Server, legt uns an die elektronische Kette und weiß immer ein Konto zum Abbuchen – ganz egal, wo wir uns auch zu verstecken suchen. Es klingt wie der Hohn einer stets gegenwärtigen Allmacht, wenn das Navi auf der anderen Seite des Meeres kühl seine Route berechnet und uns den Weg weist. In dieser Welt, soll das unausgesprochen wohl heißen, gibt es nichts mehr zu entdecken. Diese Welt ist ausgeleuchtet und überwacht bis in die Ecken. Hier Übersinnliches finden zu wollen, wo alles bestenfalls sinnvoll und nicht selten sinnlos ist, ist reiner Irrsinn, grinst es hämisch aus dem Navi-Bildschirm. Und aus anfänglicher Bangnis wird nun Trotz. Irgendwo werden wir dieses Weihnachten schon finden, selbst wenn das Navi nicht mitspielt. Auf geht’s – nordwärts!



...........und hier findet ihr den rest.die geschichte wird täglich fortgesetzt bis weihnachten.


http://www.maerkischeallgemeine.de/...arch=Suche&fromi=16.11.&toi=16.12.&yeari=2008
 
AW: eine etwas andere weihnachtsgeschichte.....

@ hübi,

schöne Geschichte, an der du uns hier teilhaben lässt. Danke für den Link.
 
AW: eine etwas andere weihnachtsgeschichte.....

es kommen ja auch wahrheiten rüber.....:}

z.b. heute

"Ein Tag in dieser Gegend reicht unter normalen Umständen für drei Wochen Entdecker-Urlaub. Überhaupt deckt eine Stunde Autofahren in Nordnorwegen den Panoramen-Bedarf eines mitteleuropäischen Durchschnitts-Romantikers für mehr als ein Jahr. Aber dann will er wieder hin."
 
Oben