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hermi

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Hallo zusammen!

Auch wir haben uns stellvertretend für das NAF am Høring beteiligt. Ob sowas Erfolg hat oder nicht, steht erstmal nicht zur Debatte. Grundsätzlich wäre es schon ein Erfolg, wenn es jemand liest und wenn es zum Nachdenken anregt. Dennoch ist es wichtig, wenn man zumindest die Möglichkeit bekommt gehört zu werden, dass man es macht.

Wir haben uns nicht leichtgetan, die unterschiedlichen Meinungen der Member ein ganzheitliches Statement zusammenzufassen und ganz sicher haben wir nicht alle Meinungen gefasst. Dennoch ist es unserer Meinung der nach ein guter Meinungsschnitt aus dem NAF.

Nachstehend der Inhalt, den wir letzte Woche in norwegischer und deutscher Sprache übermittelt haben:


Anhörung des norwegischen Fischereiministeriums zur Touristenfischerei



Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrte Mitarbeiter des Fiskedirektorates,

ich, Silvio Herman, und das Betreiberteam des NAFFEN Norwegen-Angelforum.net UG, möchten folgendes zum Høring einbringen.

Zuerst möchten wir uns deutlich von vorangegangenen Äußerungen einzelner Personen im Namen des Norwegens-Angelforums distanzieren, da diese nicht autorisiert waren für das Norwegen-Angelforum und deren Mitglieder aufzutreten.

Das Norwegen-Angelforum ist seit mehr als 25 Jahren ein Austausch- und Informationsportal für die deutschsprachige Touristenfischerei in Norwegen. Von den knapp 25.000 Mitgliedern besuchen täglich ca. 700 die Internetseite. Hinzu kommen täglich mehr als 20000 Gäste, die Informationen zum Touristenfischen in Norwegen suchen. Wir sind das größte Forum, dass sich ausschließlich mit dem Thema Angeln in Norwegen befasst.

Eine große Zahl unserer Member besucht seit vielen Jahren jährlich Norwegen, viele auch mehrmals im Jahr, zum Angeln. Sie genießen die fantastische Natur, die Gemeinschaft mit Freunden und natürlich das Erlebnis Angeln. Wir sind sehr dankbar dafür, dass dies viele Jahre ohne Beschränkungen möglich war, und zuletzt natürlich mit den zu beachtenden Regeln, was die Schonzeiten, Mindestmaße und Fischausfuhr betrifft.

Uns ist bewusst, dass die aktuelle Situation ein Handeln erfordert und wir möchten aktiv am Schutz der norwegischen Fischbestände mitwirken. Parallel zu den Veröffentlichungen des Havforskningsinstitut zum Bestand des Küstendorsches, wird auch in den Äußerungen unserer Mitglieder deutlich, dass der Bestand des Küstendorsches, weiter abnimmt. Gemeinsam mit den norwegischen Fischern, der norwegischen Regierung und den Betrieben der Touristenfischerei möchten wir dazu beitragen, dass der Fischbestand sich erholen und in Zukunft nachhaltig bewirtschaftet werden kann. Auch weiterhin sollen begeisterte Meeresangler nach Norwegen reisen können, um die Touristenfischerei zu erleben und norwegischen Fisch als hervorragendes Nahrungsmittel zu genießen.

Wir haben die Meinungen und Vorschläge unserer Member in nachstehenden Punkten zusammengefasst:

  • Der Schutz des Küstendorsches hat hohe Priorität. Deshalb schlagen wir die Einrichtung von Schutzzonen und lokale Fangverbote für den Küstendorsch (Gladus morhua) vor.
  • In Gegenden in denen der Bestand akut bedroht ist, kann so eine sofortige Entlastung erreicht werden, da weniger Entnahme durch Touristenfischer erfolgt. In diesen Gebieten könnten Touristenfischer auf die Bestände anderer, nicht belasteter Fischarten zum Beispiel Seelachs (Pollachius virens) oder Pollack (Pollachius pollachius) ausweichen. Hier sehen wir es aber als zwingend notwendig, dass die Regeln von C&R (Catch & Release) in Norwegen klar definiert werden. Wir wollen uns als bewusste Meeresangler dann nicht in die nächste Grauzone begeben und eventuell gegen Gesetze verstoßen.
  • Die verpflichtende Einführung von AIS auf Booten zur Touristenfischerei
  • Diese Maßnahme ermöglicht eine Kontrolle der Boote, dass diese sich an lokale Schutzzonen und Fangverbote halten.
  • Eine verbesserte Fangregistrierung durch eine einfache allgemeingültige Registrierungs-App.
  • Die Touristenfischer können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Informationen über den Zustand der norwegischen Fischbestände zu erhalten. Gemeinsam mit den Informationen einer zukünftig erfolgenden Erfassung der Fänge der norwegischen Freizeitfischerei könnten zukünftig fundierte Entscheidungen zu notwendigen weiteren Maßnahmen erfolgen. Die bisherige Erfassung der Fänge ist nicht sehr praxisnah und nicht das, was in den vorangegangenen Diskussionen von norwegischer Seite her angekündigt wurde.
  • Stärkere Kontrollen und härtere Strafen für Touristenfischer und Betriebe der Touristenfischerei, welche die geltenden Regeln nicht beachten.
  • Die Betriebe der Touristenfischerei sollten mehr in der Verantwortung stehen, auf die aktuell geltenden Regeln hinzuweisen und deren Einhaltung zu kontrollieren und gegebenenfalls auch verpflichtend zur Anzeige bringen. Die Vermieter sind diejenigen, die direkt mit den Touristenfischern in Kontakt stehen, am engsten dran sind und können nicht einfach wegschauen. Sollte ein Betrieb dieser Verantwortung nicht nachkommen, muss genauso eine harte Strafe erfolgen, wie bei einem Touristenfischer, der die Regeln nicht einhält.
  • Die Einführung einer Abgabe für Touristenfischer.
  • Diese Abgabe kann man recht einfach an die oben genannte allgemeingültige Registrierungs-App koppeln und sollte zum Schutz der Fischbestände sowie zur Finanzierung weiterer Forschung zum Zustand der Fischbestände eingesetzt werden. Eventuell können Teile der Einnahmen auch zur Erhöhung des Kontrolldruckes an den Grenzen verwendet werden.
Diese Maßnahmen sind aus unserer Sicht dazu geeignet kurzfristig den Bestand des Küstendorsches zu entlasten. Mittel- bis langfristig kann so gemeinsam mit den norwegischen Berufsfischern, den norwegischen Behörden und den Betrieben der Touristenfischerei ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet werden.

Die aktuell in Aussicht stehenden Regelungen sind aus unserer Sicht dazu nicht geeignet. Eine unspezifische Reduzierung der Ausfuhrquote wird kurzfristig nicht zu Entlastung des Küstendorsches führen. Mittel- und langfristig werden deutlich weniger Touristenfischer nach Norwegen kommen.

Zuletzt möchten wir Ihnen ein doch bemerkenswertes Meinungsbild unser Member mit an die Hand geben. Wir haben in einer kleinen Umfrage knapp 500 unserer Member befragt, kurze prägnante Frage, kurze Antwortmöglichkeiten ohne Ausschweifungen. Ganz sicher nicht repräsentativ, aber schon ein Meinungsbild: „Fahren Sie weiterhin nach Norwegen, wenn sie keinen Fisch mehr mit nach Hause nehmen können?“

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Wir finden, dies wäre folgenschwer für die zukünftige Entwicklung, wenn man das mal auf zum Beispiel nur 200.000 Touristenfischer hochrechnet. Über 70% würden, Stand jetzt, ihr Reiseverhalten nach Norwegen einstellen oder entscheidend verringern! Dass geht einher mit allen Kollateralschäden, die das so mit sich bringt, weniger Fährgäste, weniger Flüge, weniger Einkäufe vor Ort in den strukturschwachen Küstenregionen, weniger Bootsverkäufe und Bootsservice, weniger Hüttenvermietungen usw.… Von allen nicht nur weniger, sondern in Teilen fast gar nicht mehr, denn fast die Hälfte würde nicht mehr nach Norwegen fahren.

Unsere Member sind fast einhellig der Meinung, dass eine Null Ausfuhrquote nichts oder nicht sehr viel an den eigentlichen Problemen ändert. Die kriminellen Schmuggler, die mit 200 kg und mehr über die Grenze gehen, wird man damit nicht eindämmen, die professionalisieren sich weiter. Diese wird es weiterhin geben, wenn man den Kontrolldruck nicht erhöht und die Vermieter da nicht mit einbindet. So wie es im letzten Jahr war, dass man Touristen plakativ „an die Wand“ stellt, die mit nur 1-2 Kg zu viel kontrolliert (natürlich ist das auch strafbar) werden und dann in den Medien berichtet, dass man 20Kg beschlagnahmt hat, obwohl es nur 1-2 kg über der Ausfuhrquote war. Das ist nur Populismus, der die Parteien, die eigentlich das Problem nur gemeinsam lösen können, gegeneinander aufhetzt. Nicht dass das falsch verstanden wird, auch 1-2 kg sind zu viel, ein Fehlverhalten und strafbar.

Sie sollten auch bei Ihren Betrachtungen zur Touristenfischerei nicht davon ausgehen, dass alle Touristenfischer die geltende Reglung mit 18kg pro Person voll ausschöpfen bzw. ausgeschöpft haben. Das ist aus verschiedenen Gründen gar nicht immer bei jedem möglich. Unserer Erfahrungen und Rückmeldungen nach ist das gerade in West- und Südnorwegen allenfalls bei 50% der Touristenfischer gegeben, dass pro Nase 18kg Fisch ausgeführt wird.

Mit freundlichen Grüßen
 
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