Camper aus einem Werkstattwagen.

Nickelscha

Stammnaffe
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22 Februar 2006
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Odenwald
Hallo zusammen.
Vielleicht ein wenig verspätet, habe ich mich entschieden über mein großes Projekt zu berichten. Vielleich ist es hier ein fahlsches Forum dafür, aber ich bin in keinem anderem aktiv. Es hat nicht unbedingt mit dem Angeln zutun, aber ich fahre damit zum Angeln und bin mitlerweile zehntausende km durch Norwegen und Schweden gereist. Vielleich hift oder ispiriert es jemanden zu so einem ähnlichen Projekt. So verkehrt kann es hier nicht sein.
Ich und meine Frau sind schon immer gerne mit dem Auto weite Strecken gefahren, ich am Steuer und die Frau am Beifahrersitz. Unsere ersten drei Reisen nach Norwegen haben wir mit einem VW Polo gemacht, mit einem Dachkoffer. Das Auto war voll gepacKt. Zelt, Grill, Gaskocher, Schlafsäcke, Proviant, Kühlbox und Angelzeug. Dann kam für viele Jahre ein VW Cady. 2015 haben wir angefangen eine Rundreise bis nach Lofoten zu planen und haben festgestellt, dass es mit einem gemieteten Camper sehr teuer wird. Dann musste was eigenes her. Es wurde ein VW Bus. Ich habe dann über Winter den T5 ausgebaut. Zweite Batterie, Küchensrank mit 35l Kühlbox und Gaskocher, drehbare Beifahrersitz, ein Bett und mobile Toilette. Ein Vorzelt rundete das ganze. Die Reise 2016 war dann sehr schön. Wir kamen übet Flåm, Aurlandsfjellet, Galdhøpiggen, Jostedalsbreen, Geiranger, Trollstigen, Atlantikstrasse, ganze FV 17 über Saltstraumen und 8 Fähren. Dann von Bodø zu Lofoten und bis nach Andenes. Dann über Narvik nach Schweden, Ostsee entlang nach Hause. Eine tolle Reise über 6700km.
Als wir zurück waren, war für uns klar, dass es unser Ding ist so zu reisen. Nur der VW Buss ist dafür auf dauer zu klein. Vor allem hat er für Angelgerät kaum Platz. Ich habe dann gleich angefangen ein passendes Fahrzeug zu suchen. Es war am Ende eine ganz spontane Entscheidung. Ich habe den Vario auf der Straße gesehen und es war Liebe auf den ersten Blick. Bis dahin habe ich diese Fahrzeuge gar nicht gemerkt. Zuhause gleich mobile.de aufgemacht und den ersten den wir angeschauet haben gekauft. Ein Werkstattwagen von Züblin, Baujahr 2007, 107000 auf dem Tacho, echter 7,5 Tonner, 4,2 l Maschine, 5 Sitzen, 180 PS, 6 Gang und AD Blu/grüne Plakette.
Und so ist er nach Hause angekommen.

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Gerne mehr berichten, klingt nach einem interessanten Projekt.
Gruß Jörg
 
Den VW Bus und ganzen Kram habe ich gleich verkauft, mit Gewin. Die Dinge (VW Buse) sind so überteuert, dass nach dem Verkauf und dem Kauf von Vario noch soliden Betrag für das Ausbau übrig geblieben ist.
So, zuerst hatte ich keinen Plan was Ausbau angeht. Aus Erfahrung wusste ich schon, dass man nicht zu hastig an der Sache rangehen soll. Deswegen habe ich den Bus entkernt, sauber gemacht und Karosserie begutachtet. Anfangrost an der Unterkante und an dem Rahmen war normal, Mercedes eben. Die Motorhaube und die Schwelle unter den Hecktüren waren aber durchgerostet, bekante Schwachstellen. Ich hatte Glück, ein Typ hat ganzen Container Motorhauben bei ebay-kleineinzeigen eingestellt, neue, aber mit Lagerspuren. Für 120 Euro ist eine zu mir gekommen. Mein guter Kumpel ist Lackierer, hat dem Teil neuen Glanz gegeben. Alles andere an der Karosserie und dem Rahmen habe ich in 5 Tagen selbst erledigt. Dafür habe ich in einem Lkw-Werkstatt einen Platz mit Grube gemietet. Sie haben auch als erstes den Unterboden mit dem Dampf sauber gemacht und die Schwelle zugeschweißt. Als das alles erledigt war, war ich sehr erleichtert und glücklich.
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Ach ja, es war nich ganz so. Gleich nach dem ich den Bus ausgeräumt habe, habe ich noch den Schrank, den Kühlbox, Gaskocher, das Bett und die Toilette aus dem VW Bus provisorisch reinmontiert und zum TÜV gefahren. Das wichtigste für mich war die Zulasung als Wohnmobil für den Bus zu bekommen und dass alle 5 Sitze in dem Brief eingetragen bleiben.
Und so wie es auf den Bildern ist habe ich die Zulasung bekommen. Ein Spezialfahrzeug-Wohnmobil über 2,8 Tonn.
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Als die Zulassung geändert wurde ging es weiter, vielleicht nich so schnell wie ich gerne hätte. Klar, ich musste zur Arbeit, banale tägliche Dinge erledigen, meine Enkelkinder sitten, am Häushen was machen, auch mal Angelruten für nächsten Norwegentrip bauen und so weiter. Trotz allem werkelte ich jede freie Minute an dem Bus.
Als nächstes musste Bus von innen gut vorbereitet werden. Innen sind die Bleche oft schlecht grundiert. Also, sauber machen, schön neu grundieren und anschließend mit speziellen Fett und Wachs konservieren. Wenn man viel Zeit in dem Farzeug verbringt, besteht der Gefahr, dass es wegen den Dämpfen von innen rostet.

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So, es war immer noch ein leerer Blechkasten, mein Bus. Ich hatte mittlerweile in meinem Kopf einen Grundriss für das Ausbau und uns war klar, dass unserer Camper autark sein muss. Also nich so einer der gleich Strom aus der Steckdose braucht wenn er stehen bleibt, muss mindestens für eine Woche genug Wasser mitführen, die Tanks für Schmutzwasser haben und ohne einer Chemietoilette auskommen.
Für unseren Plan war wichtig, dass beide Vordersitze sich drehen lassen. Für den Fahrersitz gibt es eine Drehkonsole mit ABE zu kaufen, für den doppelten Beifahrersitz musste ich selbst eine bauen. Mit Hilfe meines Neffens, der Connection zu einer Blechbearbeitungsfirma hat habe ich das auch gemacht. Es hat gedauert die Dreheachse so zu platzieren, dass der Doppelsitz sich drehen lässt. Ich habe ein Modell aus Sperholz gebaut und getestet, dann die Zeichnungen mit einem CAD-Programm angefertigt. Am ende hat alles geklappt, der Sitz lässt sich auch bei geschlossener Tür drehen und beim Fahren klappert auch nichts.
Die Sitzposition wird mit einem federbolzen fixiert und in der Fahrtposition noch mit zwei Schrauben zusätzlich gesichert. Die Dreheachse hat 30mm Durchmesser.
Also alles ist überdimensioniert.
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So, wenn die Interesse noch besteht, mache ich weiter.
Als Nächstes musste ich wieder mal ein großes Problem lösen, die obere Konsole in dem Fahrerhaus. Die Originale von Vario konnte und wollte ich nicht verwenden, sie war hässlich und sie würde nich mehr passen wenn ich die Dämmung aufs Dach anbringe. Parallel musste ich Elektrik dafür anpassen. Das heißt die Innenbeleuchtung, das Radio, die Steckdosen und die Standheizung für den Motor von Stromversorgung abklemmen und neue Leitungen verlegen damit ich sie später an Stromkreis der Wohnkabine anschließen könnte. Die Elektrik war schnell erledigt, aber die Konsole hat mir letzten Nerv geraubt. An der Karosse gibt es kenen rechten Winkel, eine Wasserwaage bringt auch nichts. Ich musste unzählige male rein und raus, Schablonen anfertigen, anpassen, wieder probieren, wieder anpassen. Ich wollte von Anfang an das Stück als ein Modul haben, und es hat mir gelungen. So habe ich dann ganze Ausbau gemacht, Modulbauweise.
Ach ja, fast vergessen. In diese Phase, so lange die Dämmung und die Verkleidungen nich angebracht sind, musste ich auch Kabeln für die Rüchfahrkamere nach hinten verlegen und die Kamera und das Display montieren.
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Moin Igor!

Meine Hochachtung!!! :::Yes:::
 
Mittlerweile war Frühling 2017 und der jährliche Norwegenurlaub bevorstand, diesmal für ganze Familie: unsere Tochter, beide Enkeltöchter und unser Hund Bootsmann sollten mit. Ich musste dann alles in Fahrtmodus bringen und zur Sicherheit eine Trennwand zum Laderaum aus Sperrholz baun. Alles was mitmusste rein und los. Es waren sehr schöne drei Wochen am Foldafjord bei Abelvaer mit vielen Fischen für mich und Abenteuer für die Kids.
Wieder Zuhause ging es weiter mit dem Isolieren. Hier darf man keine Kompromisse machen, sonst stinkt und gammelt es in der Kiste. Dafür habe ich Armaflex genommen. Das ist ein porengeschlossener Dämmstoff, also sehr gut vor Feuchteaufnahme geschützt, was in einem Blechkasten unerlässlich ist. Das Zeug ist nicht billig und ich habe 11 Rollen davon berbaut. Ich habe mit verschiedenen Stärken (von 6 bis 35mm) gearbeitet um die Profilierungen in den Blechen auszugleichen. Stellenweise habe ich eine Stärke bis zu 70mm aufgeschichtet. Zum Glück ist das Zeug selbstklebend. Vor dem Dämmen habe ich natürlich alle Stromleitungen verlegt.

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Die gelben Plättchen sind Abstandhalter über den Nietmuttern für die Verkleidungen und Befestigungspunkte.
 
Hochinteressantes Projekt was du da angefangen hast.:a020:

Unbedingt weiter berichten.:bindafuer:
 
Hochinteressantes Projekt was du da angefangen hast.:a020:

Unbedingt weiter berichen:bindafuer:
Vielleicht haben es manche verpasst, das Projekt ist seit ein paar Jahren fertig, aber berichten tue ich erst jetzt. Es tut mir auch gut die Geschichte aufzuschreiben und neu zu sortieren. Das ganze war nicht immer einfach und hat mir damals alles abverlangt.
 
Nach dem die Dämmung aufgebracht war sollte ich zum eigentlichen Ausbauen übergehen, es fiel mir aber schwer damals. Ich musste mich auf einen Grundriss festlegen und gleichzeitig dutzende Dinge und Folgen berücksichtigen. Auch die Reihenfolge war sehr wichtig. Ein paar Monate habe ich dafür gebraucht, bis es in meinem Kopf das GANZE entstanden ist und am Ende ist der Bus genau SO geworden. Jetzt konnte ich loslegen. Angefangen habe ich mit dem Gestell für Hintersitz. Original Sitz eignete sich nicht, er war auch extrem unbequem. Ich habe einen Sitz von einem Sprinter gekauft, mit einem Unterkasten. In dem Kasten plante ich die Ladegeräte, Sicherungen und den Wechselrichter unterbringen und hinter dem Sitz sollten zwei Solarbatterien ihren Platz finden. Also der Sitzgestell sollte das alles aufnehmen, die Höhe zu Vordersitzen ausgleichen und mir ermöglichen der Hintersitz etwa 50cm nach hinten zuverschieben. Als es vollbracht wurde hatte ich endlich ein Bezugspunkt. Dannach ging alles schneller.

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In dem Sitzkasten links ist ein 1200 Watt 230V Wechselrichter von Victron, rechts sind ein Votronic Ladebooster der Strom von der Lichtmaschine in die Batterien pumpt,ein 24V Netzladegerät von Victron(Landstrom), Sicherungen für die 24V Verbraucher und FI-Schalter für 230V Ausgang. Auf der Wand ist ein 15 Amper Laderegler von Victron für die Solaranlage. Auf dem dach sind 280 WP Solarmodule. Mittlerweile alles ausgibig getestet und wir sind mindestens im Sommer vollig autark, auch mit zwei 40 L Kompresorkühlboxen.

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Macht richtig Spaß, sowas zu lesen.
Auch wenn die Aktion längst abgeschlossen ist.
👍👍👍

Btw.:
Urlaub, Skandinavien, Hund namens Bootsmann ?
Dein richtiger Name ist nicht zufällig Melkersson ?
 
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