Angeln im Dyrøysund - ein Revierbericht

Jo28

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Eingebettet zwischen der großen Insel Senja im Norden und der Insel Andørja im Süden liegt Dyrøya. Im Norden der Insel gibt es bei Brostadbotn eine Brückenverbindung mit dem Festland.
Etwa 15 km sind es von der Brücke bis zur Südspitze von Dyrøya. Richtung Osten bildet die Insel mit dem Festland den Dyrøysund. An seiner schmalsten Stelle ist dieser Sund gut einen Kilometer breit. Der größte Abstand zum Festland beträgt etwa 3 km.
Wenn man den Sund Richtung Norden an seiner schmalsten Stelle verlässt kommt man in den großen Solbergfjord. Im Süden mündet der Sund in den mächtigen Vågsfjorden. An den tiefsten Stellen gehts runter bis circa 250 m.

Insgesamt präsentiert sich das ganze Gebiet als ein recht überschaubares und geschütztes Angelrevier.

Dyroysund nord.jpg
Blick in den Dyrøysund Richtung Norden

Am Dyrøysund gibt es für Angler drei Anlagen, die Unterkünfte und Boote vermieten. Im Süden von Dyrøya liegt die Anlage Dyrøy Holiday. Auf der Festlandseite ziemlich genau gegenüber in der kleinen Ortschaft Kastneshamn vermietet Trond Jäger Ferienhäuser und gute Angelboote. Beide Anlagen werden über DinTur vermarket. Seit kurzem ist direkt an der Brücke das Angelcamp Dyrøysund Sjøhus in Betrieb, das über Angelreisen Hamburg gebucht werden kann.

Im August/September mieteten wir uns 12 Tage bei Trond Jäger in Kastneshamn ein. Kastneshamn.jpg


Es wurde ein Angelurlaub der kurzen Wege. Wir angelten fast nur im Sund und konnten dennoch viele schöne Fische fangen.

Dyroysund süd.jpg
Der Dyrøysund in südlicher Richtung. Links im Bild ist die kleine Ortschaft Kastneshamn zu sehen

Der erste Hotspot im Sund liegt gleich an der Hafenausfahrt von Kastneshamn. Hier findet man einen langezogenen Unterwasserberg, der sich etwa 2km in Richtung Norden erstreckt mit variierenden Wassertiefen zwischen 10 und 30 Metern. Ausgehend vom Bergrücken erreicht man zur Sundmitte hin recht schnell Wassertiefen bis 200m. Auf der anderen Seite Richtung Festland ist eine tiefe Rinne von etwa 80 m.

Dorsch-Heilbutt-Drift-Strecke

In dieser Untiefe hielten immer irgendwo Seelachs- oder Makrelenschwärme auf, die selten ohne Begleitung waren. Besonders mit Überbeißermontagen gab es spektakuläre Bisse, bei denen die Rollen zu surren begannen. Vor allem Dorsche aus der 10-kg-Kategorie hingen an den Haken und sorgten für aufregende Drills. Nicht jeder Überbiss konnte verwertet werden. Da gab es dann jedesmal die Spekulationen darüber, welcher kapitale Flossenträger den Kleinfisch wohl attackiert hatte. Dass hier sicher auch der ein oder andere Heilbutt dabei war; zeigt sich daran, dass wir zwei dieser Flachmänner auf dieser Driftstrecke landen konnten.

Heili30.jpg
30-kg-Heilbutt. Gefangen in der Dorsch-Heilbutt-Drift-Strecke bei 25m Wassertiefe

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10 kg-Heilbutt aus dieser Driftstrecke
 
Hallo Jo28,
hört sich verdammt gut an. Ein schöner Butt !!! Für mich bleibt es ein Traum, da ich nur im Süden angele.
LG Heinz
 
Ködermakrele.jpg
Gebissen hatten beide Butts auf eine Naturködermontage mit einer ganzen Makrele
Heili10_1.jpg

Dorschattacke.jpg
Selbst wenn man mit einem kleinen Pilker eigentlich nur Kleinköhler oder Makrelen als Naturköder angeln wollte, kam es vor, dass die Beute böse attackiert wurde so zum Vorschein kam


Der Sund war an machen Tagen voller Kleinfisch, die von oben den Angriffen der Möwen ausgesetzt waren und von unten gierig von den Makrelen verschlugen wurden. Und unter den Makrelen, da lauerten die ganz Großen ………….
Möven1.jpg
Möven2.jpg
 
Wenn Futterfisch im Fjord ist sind meist die großen Köhler nicht weit. Wir fanden sie knapp 5 km nördlich von Kastneshamn bei Wassertiefen um die 150 m.

Seelachsstelle

Echolot.jpg
Auf dem Echolotbild sehr schön zu sehen. Zwischen 40 und 130 m war alles voller Seelachs

Hier war Speedpilken angesagt. Ein kleiner Pilker oder Gummifisch angeknotet, ablassen und dann schnell nach oben kurbeln. Die Bisse kamen manchmal mit brachialer Kraft und im Nu waren 50 m Schnur von der Rolle gerissen. Immer wieder mal war auch nur ein kaum merkbarer Anstubser zu spüren. Ein kurzer Stopp und dann wieder mit Speed weiter brachte da häufig dennoch den ersehnten Biss.

Seelachs1.jpg
Seelachse mit 8 und 10kg

Wir konnten über die ganze Zeit, die wir am Dyrøysund verbrachten, die Seelachse an dieser Stelle nach Belieben fangen. Leider war es meist nicht möglich die Fische zurück zu setzen, besonders dann, wenn sie relativ tief gebissen hatten. Somit war Selbstbeschränkung gefragt, zumal mit 20-Pfund-Köhlern die erlaubte Filetmenge sonst schnell erreicht wäre.

Seelachs2.jpg
Unser schwerster Köhler aus dem Dyrøysund brachte 28 Pfund auf die Waage

Glücklicherweise hat uns Vermieter Trond gebeten, ihm einige kapitale Köhler mitzubringen, was wir mit einem fröhlichen Lächeln gerne sofort zugesagt haben.

Seelachs3.jpg
Die Seelachse für Trond
 
Interessanter Bericht, schöne Anlage in einem sehr guten Revier. Wie sieht es bei Wind aus, ist die Anlage, bzw. die beschriebene Strecke einigermaßen geschützt oder bläst der Wind stark rein das man nicht rausfahren kann ?

VG Jürgen
 
Bei Süd- oder Nordwind entsprechender Stärke bläst es kräftig im Sund. Bei westlichen Winden bietet die Insel Dyrøya einen sehr guten Schutz.
 
Ein weiterer Hotspot für Dorsch und Heilbutt ist der nur knapp 3 km von der Anlage in Kastneshamn entfernte Lauknesgrunnen. Hier ragt wie eine Nase unter Wasser eine Untiefe von ca. 30 m in den Fjord hinaus, die auf beiden Seiten dann relativ zügig bis auf 150 m absinkt.

Lauknesgrunnen

Am Lauknesgrunnen landeten wir den größten Dorsch unserer Reise. Er hatte auf einen Cutbait Herring von Savage Gear gebissen und den Köder so weit inhaliert, dass der Fisch leider nicht releast werden konnte.

Dorsch 18_.jpg
Dorsch 18 kg

Der Lauknesgrunnen erwies sich auch für Heilbutt als ein Spitzenplatz. Zwei Flachmänner konnten unserem Naturköder nicht widerstehen.

20170904_094618.jpg
Heilbutt 15 kg
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Dieser Heilbutt mit circa 10 kg konnte außerbords abgehakt werden. Man sieht deutlich, dass der Fisch am Stinger hängt. Die Ködermakrele ist verschwunden.
 
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Alle bisher beschriebenen Angelplätze sind maximal 5 km von der Anlage in Kastneshamn entfernt. Den weitaus größten Teil unserer Angelzeit verbrachten in diesem Entfernungsbereich. Es gibt auch wenige km von der Anlage entfernt einen sehr guten Rotbarschplatz, wie uns Trond versicherte. Wir haben nicht gezielt auf diese stachligen Gesellen geangelt.

Während unseres Aufenthalts in Kastneshamn war auch eine russische Angeltruppe anwesend. Die haben fast jeden Tag 100 l Sprit verballert und die Insel Dyrøya mehrfach umrundet. Abends sind sie dann oft mit nahezu leeren Kisten am Hafen angekommen. Der Fisch ist nicht immer weit weg oder Offshore. Warum in die Ferne schweifen, wenn man die Kapitalen auch fast vor der Haustüre fangen kann?

Zweimal haben wir eine weiter entfernteres Ziel angesteuert.

Einmal angelten wir im Norden im Bereich der ca. 12 km entfernten der Brücke, die Dyrøya mit dem Festland verbindet. Nennenswerte Fänge machten wir hier nicht.

Ein weiteres Ziel war ein 72m-Berg nördlich von Andørja. Er liegt etwa 8km vom Hafen Kastneshamn entfernt. Hier hofften wir große Dorsche zu finden. Es sollte anders kommen.

72m-Berg
 
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Genau so kann es gehen, ein Sprichwort lautet: Warum denn in die Ferne schweifen.........
Wir haben in diesem Jahr die größten Fische im Umkreis von ca. 1 km vor unserer Anlage gefangen, u. a. eine schöne Platte und gute Dorsche. Für Seelachse mussten wir zwar einige Kilometer fahren aber auch das hat sich gelohnt. Wir hätte an einem Tag jeder seine erlaubten 20 kg mit guten Seelachsen voll machen können, haben das aber vermieden weil wir 10 Tage vor Ort waren und uns auf die anderen Räuber konzentriert.
 
@Jo28:

Vielen Dank für Deinen sehr schönen Bericht und die Dokumentation Deines Angelurlaubs.

Besonders gefallen haben mir die Verlinkungen der erfolgreichsten Stellen mit den Karten! - Super!

Weiterhin krumme Ruten und Petri-Heil!
 
Leider war der erhoffte Köhlerschwarm nicht am 72m-Berg anzutreffen. Verschiedene Seiten dieser Untiefe haben wir abgesucht – erfolglos – keine Anzeige auf dem Echolot. Es kann natürlich dennoch sein, dass sich Großdorsch hier herumtreibt, der auf dem Echolot nicht zu sehen ist. So versuchten wir fast 3 Stunden unser Glück bei wechselnden Driften. Ich hatte einen Cutbait Herring von 270 g im Dorschdesign montiert und kurbelte den Gummifisch immer wieder vom Grund hoch bis fast an die Oberfläche.

Schließlich beschlossen wir aufzugeben und der Gummifisch sollte ein letztes Mal seine Reise nach oben antreten. Da gab es ca. 20m über Grund einen Schlag in der Rute und der Fisch nahm sofort etliche Meter Schnur. Es war schnell klar, das konnte nur ein Butt sein.

Nach etlichen Fluchten kam ein Flachmann ins Boot mit 136 cm Länge und einem Gewicht von 35 kg.

Der Butt hatte den Gummifisch komplett inhaliert und der Haken saß so weit hinten im Schlund, so dass ein Lösen nicht möglich war. Also musste er mit. Wir verschenkten den Fisch dann an den Campbetreiber Trond, der uns dafür dann zu einer leckeren Heilbuttsuppe eingeladen hat.

Heili35.jpg
Heilbutt 35 kg ,136 cm
 
Das macht ja wieder richtig Spaß so etwas zu lesen und gleichzeitig heiß auf "Norwegen 2019".
Danke für Euren tollen Bericht!

Gruß,
Helmut
 
Wir waren Ende August/Anfang September knapp 2 Wochen vor Ort. Die ganze Zeit über war sehr viel Futterfisch im Sund. Das war sicherlich dafür verantwortlich, dass sich hier die kapitalen Dorsche und Köhler tummelten. Und auch die großen Flachmänner gehen vorzugsweise dort auf die Jagd, wo ein gutes Nahrungsangebot vorhanden ist.
Dass sehr viel Kleinfisch im Fjord war, konnte man auch daran sehen, dass fast jeden Tag große Möwenschwärme zu beobachten waren, die sich mit lautem Geschrei ins Wasser stürzten, um sich die Mägen vollzuschlagen.

Zum Abschluss des Revierberichts vom Dyrøysund nun noch ein paar Bilder und Videos

Kleinfischalarm im Dyrøysund


Leuchtturm.jpg
Leuchtturm gleich neben der Hafenausfahrt von Kastneshamn mit der Insel Andørja im Hintergrund


Hafenausfahrt.jpg
Die kleine Ortschaft Kastneshamn mit dem Hafen und den Ferienhäusern von Trond Jäger im Zentrum

Vagsfjord.jpg
Rechts geht der Blick auf die Südspitze von Dyrøy. Auf der anderen Seite kann man die Ortschaft Engenes im Nordwesten von Andørja erahnen und ganz im Hintergrund ist die Insel Grytøya zu sehen


Heilbuttdrill

 
Traumwetter auf den Bildern , so möchte es jeder haben , in der Realität ist es leider oft anders .Das heißt nicht anderes als viel öfters fahren !!!
 
Sehr guter und informativer Bericht, vielen Dank.

Ich hoffe nicht, dass ichs überlesen habe, seid ihr mit dem Auto gefahren?
 
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