Mit diesem Beitrag möchte ich euer Augenmerk auf eine eher weniger bekannte Gegend richten. Es geht um die Kante um den Femundensee, nur 325Km nördlich von Oslo und im Grenzgebiet zu Schweden liegend. Der Femunden ist groß. Ca. 50km lang und 5 bis 6km breit. Es ist eine fast menschenleere Gegend, um den See herum liegen etwa 6 bis 8 Weiler, der größte davon das Dörfchen Elga am Ostufer. Östlich und nördlich der Straße 221 erhebt sich ein Gebirge mit Höhen bis 1500m und ausgedehnter Fjelllandschaft, die durchzogen ist mit Sümpfen, kleinen und mittleren Seen. Südlich der Straße hingegen ist es flacher und hier herrschen Waldgebiete aus kleinwüchsigen Birken vor, die durch ausgedehnte Sumpflandschaften durchbrochen werden, Elchland eben.
Über die Grenze setzt sich die Wildnis noch ca. 50km tief nach Schweden fort. Dort ist auch noch Gevatter Bär zu Hause. Im Fjell gibt es eine Herde von Moschusochsen.
Als wir die Gegend 1981 entdeckten war sie touristisch noch völlig unterbelichtet. In Elga gab es zwei kleinere Campingplätze und ein sündhaft teures Skihotel, Hütten, gab es nur wenige und sehr einfache zu mieten. Also nichts für Freunde von Wellness und Komfort.
1981 zelteten wir, zwei Familien mit Kindern, direkt am Ufer des Femunden, ca. 3Km südlich von Elga. Dorthin führte ein Holzfällerweg, der aber PKW geeignet war. Eine rudimentäre Infrastruktur mussten wir zunächst selbst herstellen. Die Küchenhütte mit zwei geschlossenen Wänden und Planendach mit Tisch und Bank und Feuerstelle zum Kochen. Die Bretter fanden wir im Abfallholz eines nahen Holzfällercamps. Ein Plumpsklo gehörte auch zur notwendigen Einrichtung. Die Funktion des Bades übernahm der allerdings eiskalte See. Wir alle hatten großes Vergnügen an dieser Art des Urlaubs.
Nach 1982 zum 2. Male waren wir auch 1986 dort, allerdings meinte es diesmal der Wettergott nicht besonders gut mit uns und nach einer Woche mit ausgedehntem Regen, gab es Handlungsbedarf. Eine Hütte war angesagt und ich erinnerte mich, am ca. 10km weiter gelegenen und deutlich kleineren Fjellgutusjoen See ein entsprechendes Hinweisschild gesehen zu haben. Da wo die 221 nach Osten und Schweden in Richtung Idre abbiegt und direkt hinter dem See bog ein Schotterweg ab, wo ein verwittertes Schild mit der schon verbleichenden Aufschrift 'Hytteleie' zu finden war. Zunächst ging es zwei Kilometer durch ein Waldgebiet und dann öffnete sich die Gegend; Sümpfe, Wiesen und zwei Bauernhöfe, die ca. 500m voneinander entfernt waren. Am ersten hielten wir und gingen zum Haupthaus. Es öffnete Oskar, ein alter und schrulliger Einsiedlerkauz und wahrer Kinderfreund, der ihnen auf dem Kamm so manche Melodie pfeifen sollte und für jeden Spaß zu haben war.
Der Hof war ein typischer norwegischer Mehrgenerationenhof mit zahllosen Hütten, Ställen und dem neueren Haupthaus, die ohne ersichtlichen Plan verstreut gebaut worden waren, eines war über 100 Jahre alt. Oskar war der letzte, der die Stellung hielt, seine Frau war verstorben und seine Kinder lebten in Oslo.
Wir bezogen eine Einraumhütte mit Tisch, Stühlen, Hochbetten und einem gusseisernen Kochherd. Direkt vor der Tür gab es einen Wildbach, wo gespült und sich gewaschen wurde.
Das Plumpsklo war 50m weiter, man konnte von dort den Rentieren beim Äsen zusehen. Andere Gäste hatte Oskar in unserer Zeit nicht. Das Geschäft lief wohl eher schleppend.
Als wir dann 2 Jahre später wiederum dorthin fuhren, trafen wir niemanden mehr an, auch der Nachbarhof war mittlerweile verlassen. Mit etwas Fragerei konnten wir aber Oskar in einem Altenheim in Drevsjoe aufspüren. Er gab uns die Schlüssel und ein weiterer Urlaub im 'Traumhaus' war gesichert. Das klappte auch 1990 noch einmal, aber dann erreichte uns 1993 die Nachricht von seinem Tod. Er war einer der letzten seiner Art, alle Einödhöfe dieser Gegend sind mittlerweile verlassen oder Feriendomizile geworden.
Später haben wir hin und wieder mal Abstecher dorthin gemacht. Das Anwesen war halbwegs gepflegt aber wir trafen nie jemanden an.
Zum Thema angeln. Wie wir erfahren konnten sind die Seen alle recht fischreich, besonders wohl der Femunden, dort gibt es sogar noch Fischer und eine Verkaufsstelle in Elga (Stand 2008, das letzte mal, dass ich dort war). Der Tourismus hat in den späteren Jahren schon zugenommen, er bleib aber eine Randerscheinung.
Die folgenden Fotos sind alle von 2008, die alten analogen Bilder zu digitalisieren war mit zu mühsam.
Oskars Hof
In dem kleinen roten Häuschen hatten wir gewohnt
Der Fjellgutusjoen nahe Oskars Anwesen
2008 beim Lagerfeuer, der rechts bin wieder ich.
Einstieg ins Fjell
Wildnis ohne Ende
Der Femund in Elga
Hafen in Elga
Gruß Dieter