Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Das war wieder mal eine ungewöhnliche Angelgeschichte. Wenn sie nicht von Dir kommen würde, wäre sie kaum zu glauben. Gemeinsam einen Butt drillen, ist ja irre.
Christoph, vielen Dank für einen weiteren mitreißenden Angelbericht mit schönen Fotos!

Petri

Hans
 
Vielen Dank, dass du dir immer wieder die Mühe machst einen solch detaillierten Bericht zu schreiben!!
Ich frag mich, warum man es mit dieser Methode in Norwegen eher weniger auf Butt versucht. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Boote meist eine solche Ausrüstung nicht besitzen. Wäre trotzdem spannend zu erfahren, ob diese erfolgreich wäre.
 
Josse, wenn ich ehrlich bin dann habe ich diese Ansitzmethode auf Heilbutt das erste Mal in Norwegen gesehen. Ich habe da mal 10 Tage bei einem einheimischen Fischer gewohnt (Romsdalfjord) und der hat ganz aehnlich auf Butt und auch Leng geangelt. Das Geraet war etwas groeber aber die Idee dieselbe. Dort hatte ich das erste Mal in meinem Leben einen lebenden Heilbutt live gesehen (~20 Pfund). Da die Lebensweise der Atlantischen und der Pazifischen Heilbutte praktisch identisch ist, ist das auch nicht verwunderlich. Die erhoehte Schwierigkeit hier mit dem Ankern ist die Stroemung in der Juan de Fuca Strait. Es ist wie ein riesiger Fluss und da hier die Butte haeufig in >50 m Tiefe gefunden werden, ist das Ankern in diesen Tiefen bei gewisser Stroemung nicht ganz ungefaehrlich. Da muss man schon bisschen aufpassen und die Stroemungsmuster kennen. Aber die Stroemung hilft auch wieder den Duft der Koeder auszubreiten und die Butte auf seine Spur zu locken. Ausserdem kann man je nach Ebbe oder Flutstroemung die besseren Angelstellen erahnen - da Butt nicht gerade die athletischsten Schwimmer sind, druecken sie sich vor starker Stroemung und suchen sich Plaetze hinter Bergen oder in Rinnen ausserhalb der harten Stroemung. Der Duftsack am Downrigger ist eine Verfeinerung meinerseits; praktisch vom Hai und Thunfischangeln abgeguckt. Funktioniert prima und steigert die Fangrate eindeutig. Lachsrogen und ein paar leere Krabbenschalen im Duftsack haben sich als tolle Lockmittel fuer Butte herauskristallisiert.

Falls Ihr das mal in Norwegen versuchen wollt, kann ich da nur zuraten. Ist natuerlich ein Eimer voll Krempel den man zum Ankern in der Tiefe braucht und daher nicht so einfach von Deutschland aus mitzuschleppen wenn man begrenzten Stauraum hat. Vielleicht koennte man einige der Resorts anregen, das mit den Mietbooten zur Verfuegung zu stellen . Gerade in Gegenden wo die Buttdichte nicht sehr hoch ist, kann das eine sehr effektive Methode sein. An unserer Vancouver Island Westkueste, an den Offshore Baenken wo die halbwuechsigen Butte sich in Scharen tummeln, da ankern die Fishing Guides kaum fuer Butt weil es einfacher ist sie abzuschleppen oder beim Driften zu pilken. Allerdings gehen da nun auch einige Guides dazu ueber mit verankertem Boot gezielt auf groessere Butts in Ufernaehe zu fischen. Einfach weil bei einem 1 Butt Limit pro Tag viele Gastangler eine weite Bootsfahrt offshore ablehnen nur um einen 15 Pfuender zu fangen. Ausserdem ist das Ansitzangeln fuer einige schoen bequehm und gemuetlich wenn man in einem ordentlichen Kajuetboot ist. Da kann man Kartenspielen und relaxen waehrend man fest und sicher am Anker haengt.
 
Also ich habe jedenfalls von dieser Methode, was Sportangler betrifft, bislang von niemandem außer dir, gehört.
Ich kann mir gut vorstellen, dass diese gerade auch in strömungsreichen Sunden eine sehr effektive Art der Angelei darstellt.
Manchmal sind die Spots ja auch so klein dass ein befischen nur sehr schwierig möglich ist da man schnell aus dem fägigen Bereich herrausgedriftet ist.
Downrigger für den Ködersack habe ich in Norwegen bislang auf keinem Boot gesehen. Wie du schon schreibst, ist dies denke ich der wichtigste Pluspunkt den man nutzen sollte beim Angeln vom verankertem Boot.
Wahrscheinlich ist diese Methode, mit dem einhergenden Aufwand, deshalb nicht interressant, weil es für viele kaum umsetzbar ist. Ausgenommen mal, der Vermieter bietet das benötigte Gerät dafür an.
Auf einen entspannten Heilbuttansitz vom verankertern Boot hätte ich definitiv auch mal richtig Lust!
 
Na dann kann ich Dir nur noch empfehlen hier bald mal vorbeizuschauen! Ich zeige Dir gerne persoenlich wie ich das mache und Heilbutt in Speck gewickelt vom Grill mit einem Bier abends nach der Tour ist auch nicht zuverachten.
 
Vielen Dank für das Angebot!!
Wenn es irgendwann mal klappt würde ich da sehr gerne drauf zurück kommen :dankeschoen:
 
Wie immer ein super geiler Bericht, Christoph!
Das lässt einen tatsächlich ein wenig den Alltag vergessen!
Toll, dass jetzt doch noch einige Cohos den Weg zurück gefunden haben ;)
Liebe Grüße an die ganze Family!
Tobias
 
Heilbutt im Speck?? Kann ich nur empfehlen.. Sensationell.

Ich sehe schon, nächstes mal muss ich etwas länger bei dir einplanen.
Heilbutt steht auch noch auf meinem Zettel ;-)
 
23.4.2017; East Sooke

Letztes Wochenende war grosses Victoria Heilbuttderby. Da das Wetter angenehm und windstill werden sollte und die Gezeiten gut fuer Heilbuttangeln waren, konnte man sich schon ausrechnen, dass jede bekannte Heilbuttstelle von Horden von Anglern belegt sein wuerde. Mein Freund Carl wollte sich davon aber nicht abschrecken lassen und ueberredete mich zu einer Heilbutttour am Sonntag – allerdings ohne Derbytickets. Wir beschlossen ein paar neue Stellen zu probieren die abseits der Massen und vielleicht auch tiefer als unser uebliches 100 m Limit lagen.

Wir trafen uns 6:30 Uhr bei Carl und fuhren mit der Jalopy im Schlepp nach Pedder Bay, East Sooke. Der Anhaengerparkplatz zeugte schon von vielen Booten die schon auf dem Wasser waren. Wir slippten und fuhren erst einmal zur Whirl Bay um eine Runde auf Lachs zu schleppen, bis die Ebbe soweit nachgelassen hatte, dass wir ein paar tiefe Driften westlich der Race Rocks Inselkette probieren konnten. Die Lachsruten brachten keinen Erfolg. Als wir dann eine Stunde spaeter zu den ausgewaehlten Untiefen fuhren, trafen wir auch dort schon 3 andere Boote an, die verankert auf Heilbutt angelten. Wir machten unsere Heilbuttgeschirre klar, bekoederten mit Hering und Lachsstuecken und tasteten dann den Boden ab.

Es dauerte nicht lange da hatten wir beide schon je ein Bleigewicht den Riffgoettern geopfert. Das ist halt der Nachteil des Driftangelns. Ploetzlich riss es an meiner Rute aber bis ich einen Anschlag setzen konnte, war schon nichts mehr. Es stellte sich heraus, dass mein Koeder schon etliche Meter ueber Grund hing – ob das wohl ein Butt gewesen sein mag? Nicht sehr haeufig faengt man die Butte hier weit weg vom Grund. Dann hatte Carl einen Biss und irgendetwas hing dran. Bei 100 m Tiefe dauerte es eine Weile bis wir das Opfer sahen: ein praechtiger Kupfer-Felsenbarsch hatte zugeschnappt. Der hatte bestimmt 5 Pfund, war aber leider noch geschont bis 1.5. Wir setzten noch zweimal zu derselben Drift an, aber ohne weiteren Erfolg.

Wir durchforsteten die Tiefenkarte der Juan de Fuca Strasse – Carl hatte ein tolles App auf seinem Tablet, das eine viel hoehere Tiefenaufloesung hatte als die typische Chipkarte fuer’s GPS Geraet. Wir waehlten eine Sandnase in einem weitraeumigen Plateau in 120 m Tiefe aus, kurz vor der US Grenze. Dort duerften wir mit dem Meer alleine sein – ausser vielleicht der US Kuestenwache! Ob’s dort auch Butte gab war eine andere Frage. Wir duesten 20 Minuten ueber das fast spiegelglatte Meer. Die Stelle hatten wir tatsaechlich grossflaechig alleine, allerdings war ich erstaunt, dass 3 oder 4 Boote doch noch in der naeheren Umgebung verankert lagen. Wie voll mussten dann die bekannten Stellen sein?

Als der Anker sass, brachten wir den Duftsack aus und liessen dann unsere beiden Ruten zum Grund. Es war totaler Stroemungsstillstand, was nicht gerade von Vorteil ist, wenn man eine Durftspur ausbringen will. “Da muessen wir uns wohl ein bisschen gedulden, falls wir nicht zufaellig gerade ueber dem Buttwohnzimmer geankert haben”, meinte ich zu Carl. Wir machten es uns bequehm und Carl warf den Grill an und wir grillten uns ein paar Wuerstchen. Nach einer halben Stunde ruckte es das erste Mal an meiner Rute. Das sah sehr nach Dornhai aus – nicht gerade was wir uns erhofft hatten – alle paar Minuten einen kleinen Hai von 120 m Tiefe hochzukurbeln! Aber ein Positives hatte die Dornhaiwelle, die nun ueber uns hereinbrach, doch, zeigte sie doch an, dass die Duftspur funktionierte. Ich brachte wohl um die 6-7 Haie bis zu 90 cm Laenge herauf und war es schon fast leid. Carl schien einen Koeder gefunden zu haben den die Haie nicht so mochten – er hatte eine grell-farbige Koedermarinade benutzt, die wirklich erbaermlich roch. Wuerden die Butte daran gehen wenn nicht einmal die Haie davon etwas wissen wollten? Waehrend ich einen Hai nach dem anderen fing, hatte er kaum mal einen Ruck verbucht. Nach anderthalb Stunden hatte Carl genug und bekoederte auch mal konservativ und prompt ging seine Rute in die Knie. Aha, das sollte doch wohl ein echter Fisch sein und Carl philosophierte waehrend des Drills schon wie er die Heilbuttfilets verwerten wollte. Der Fisch nahm zwar keine Schnur aber die Rutespitze verriet schwere Kopfstoesse – das konnte doch nur ein Butt sein, meinten wir beide.

Was dann nach mehreren Minuten Kraftanstrengung nach oben kam, war allerdings ein rekordverdaechtiger Dornhai. Der musste ueber 1,2 m Laenge haben – nur einmal vor Jahren hatte ich so einen grossen Dornhai gesehen. Enttaeuscht entfernte Carl den Haken und liess ihn wieder frei. Gab es denn gar nichts anderes hier an dieser Stelle? Die Stroemung nahm nun kraeftig zu und die Schnuere liefen in einem flachen Winkel ins Wasser. Noch konnten wir aber Grund halten. Die Stroemung schien aber die Haie zumindest von unseren Koedern vertrieben haben denn es wurde nun ruhiger an den Ruten. Da ruckte es ploetzlich wieder heftig an meiner Rute und ich kurbelte hart hinein. Etwas Schweres blieb haengen.

Hm, koennte das etwas anderes sein? Schwer genug fuehlte sich mein Gegner an aber ich vermisste das typischen Buttklopfen, das sich wir Hammerschlaege in der Rute anfuehlte. Auch Schnur wollte der Fisch nicht nehmen – hing einfach dran wie eine Sperrholzplatte in der Stroemung. Ich tippte schon auf Rochen oder eben wieder einen Rekord-Dornhai. Nach einiger Zeit tauchte ein breiter weisser Schatten im Wasser auf. “Da soll’s doch!”, das ist wirklich ein Butt! Carl machte schnell das Gaff klar und ich hievte den Burschen die letzten Meter bis zum Boot. Ohne irgendwelche Einwaende liess der Butt sich gaffen. Erst als er auf dem Bootsboden landete, donnerte er herum. “Zu spaet, mein Freund!”. Wir freuten uns ueber diesen 25 pfuendigen Erfolg – das machte die vorherige Haiarbeit wieder wett. Aber so einen lahmen Butt hatte ich auch noch nicht an der Angel gehabt!

Natuerlich hofften wir jetzt auf eine Buttbeisszeit aber leider musste dieser wohl ein Einzelgaenger gewesen sein. Es liess sich nichts mehr ueberlisten. Kurz vor Schluss holte ich noch eine kleine Seltenheit hoch – einen jungen Sablefish – zu deutsch Kohlenfisch. Er war mit seinen vielleicht 40 cm ein Jungtier, koennen diese Fische doch weit ueber einen Meter und ueber 100 Pfund schwer werden. Allerdings werden solche Brocken nur im offenen Pazifik in grossen Tiefen gefangen. Sehr selten faengt man hier mal ein Jungtier dieser Art. Vor etwa 12 Jahren war mir das schon mal gelungen. Geraeuchert eine wahre Delikatesse! Gluecklicherweise war der kleine Kerl unverletzt und flitzte schnell wieder in die Tiefe. Dann packten wir zusammen, auch weil der Wind mittlerweile ungemuetlich wurde.

Zurueck an der Marina erfuhren wir, dass die Derbyteilnehmer nicht gerade berauschenden Erfolg gehabt hatten dieses Jahr. Zwar wurden einige schoene Butte bis zum Max-Limit von 133 cm eingewogen, aber eine ganze Reihe von Anglern war wohl auch leer ausgegangen. Hoffentlich kein Zeichen fuer eine magere Buttsaison – jetzt wo ich gerade erst wieder auf Touren komme!

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20.5.2017; Victoria

So, die deutsche Reisesaison hat wieder angefangen und ich konnte am letzten Samstag den ersten deutschen Angler in 2017 bei mir begruessen. Philipp, als regelmaessiger Rheinangler und Norwegenfahrer, war bisher bei seinen Angelkumpels als Heilbuttschreck verschrieen, war es ihm doch noch nie geglueckt einen Butt im gelobten Land zu landen. Nun war er heiss das im Pazifik zu aendern!

Den Morgen ueber sollte eine leichte Ebbe herrschen, die das Buttangeln vom verankerten Boot ermoeglichte. Wie ich schon oefter erlaeutert habe, ist das die wichtigste Voraussetzung fuer eine erfolgreiche Buttangelei hier vor Victoria. Ausserdem packten wir zwei Pilkruten und 2 Lachsruten ein – falls wir frueher als erwartet fertig wuerden mit dem Buttangeln. Die grossen Lachse lassen dieses Jahr auf sich warten. Die meisten Lachsangler stellten immernoch den kleineren Fresslachsen nach; einmal weil erst ein paar wenige der Grossen da waren und ausserdem weil die grossen Wildlachse noch von einem Maximalmass geschuetzt sind und daher wieder freigelassen werden muessen. Ich hatte aber schon am vorherigen Wochenende die erste Beruehrung mit einem diesjaehrigen Gross-Chinook. Auf einer Solotour am 13.5. packte sich bei Sonnenaufgang ein Frachtzug meinen Nootka-Blinker dicht vor den Felsen in der Trap Shack Bucht und zog unaufhaltsam ab. Ich hatte Muehe das Boot aus der Bucht herauszusteuern waehrend ich die Rute mit der ewig kreischenden Rolle hielt. Gott sei Dank waren nur etwa 2-3 andere Boote in der Gegend unterwegs so dass ich schon mal diese Sorge weg hatte. Die Rolle wurde schon bedenklich leer als ich endlich wieder Schnur zurueck gewinnen konnte. Der Lachs war locker 200 m ausgebuechst. Schwere Kopfstoesse liessen einen dicken Brocken erwarten. Nach etwa 15 minuetigem Hin und Her hatte ich den Kerl endlich neben dem Boot. Was fuer ein herrliches Tier, der Ruecken fast 30 cm breit, und tief war er auch. Sicher in den oberen 20gern. Aber ein unmarkierter (wilder) und damit hatte ich ihn wieder schwimmen zu lassen. Ich wollte wenigstens noch ein Foto schiessen und zog mir den Fisch, die Schnur am Flasher haltend, in Pose und hatte die Kamera in der anderen Hand als der Lachs einen kurzen Kopfruck machte, das Vorfach zerriss und mit meinem Blinker im Mundwinkel abtauchte. Damn! Aber na gut, ich hatte meinen Spass gehabt, konnte ihn eh nicht behalten und der Blinker war ersetzbar. Danach schleppte ich noch 5 weitere Stunden ohne einen einzigen weiteren Biss.


An der Lachssituation hatte sich auch in der einen Woche bis Philipps Ankunft wenig geaendert. Daher wollten wir uns erstmal auf Heilbutt konzentrieren. Nach dem Kennenlernen beim gemeinsamen Abendbrot und ein paar Bieren, legten wir den Jagdplan fuer den Sa zurecht. Sein Bruder wollte lieber die hiesigen Mountainbiketrails erkunden und die Eltern die Stadt besuchen. Mein Sohn Ricardo wollte mit auf Buttjagd. Wir trafen bei sommerlichen Bedingungen um 7:30 Uhr an der Pedder Bay Marina ein und mussten uns in den Bootsrampenverkehr einordnen – ganz schoen was los heute! Ging aber doch ruck zuck und bald waren wir unterwegs. Es stellte sich heraus, dass das Wasser ausserhalb des Pedder Bay Fjordes doch ganz schoen aufgewuehlt war. Viele Boote ankerten dadurch an den naheliegenden und etwas geschuetzt liegenden Stellen. So kam es, dass auch meine Zielstelle nahe Race Rocks schon gutbesucht und beankert war. Sollten wir uns noch dazwischenquetschen oder lieber eine neue Stelle ausprobieren? Es gab in der Mitte der Juan de Fuca Strasse noch eine Stelle, die ich schon immermal ausprobieren wollte. Dort kam der Grund von 150 m auf unter 100 m herauf. Allerdings lag diese Stelle nur kurz ausserhalb der Schifffahrtsstrasse. Als wir dort ankamen, war es nicht nur haesslich wellig sondern wir sahen uns auch von einem grossen Containerschiff angepeilt. Wer weiss wie genau die sich an die Schifffahrtsstrassengrenzen hielten! Wir drei schauten uns kurz an und schuettelten die Koepfe. Gut, weiter. Da war die Stelle kurz vor der US Grenze, an der ich mit Carl vor 3 Wochen einen Butt erwischt hatte und an der Carl gestern, am Freitag, erfolgreich zwei 25 Pfund Butte erlegt hatte. Das war aber noch eine ganze Strecke – besonders bei diesem Wellengang. Aber da mussten wir jetzt durch. Nach weiteren 20 Minuten kamen wir dann endlich an der Stelle an. Ich suchte auf der GPS Karte noch etwas herum und fand in der Naehe einen kleinen Huegel der so auf 73 m hochkam. Das roch doch nach Fisch. Und auch hier war schon ein anderes Boot – auf dem naechsten Huegel verankert.

Kurz darauf hingen wir am Seil und machten unsere 2 Ruten klar. Auch der Duftsack ging am Downrigger bis zum Grund hinab. Stroemung war fast keine und unsere Koeder hingen fast senkrecht unter dem Boot. Nach einer kleinen Weile zuppelte die linke Rute, an der Philipp stand, los. Dornhai! Bloss gut, dass es hier nicht so tief war, dachte ich und Philipp gab mir nach seinem dritten Dornhai wohl auch recht. Seltsamerweise, gingen diese Plagegeister nur an die linke Rute – die rechte, von Ricardo bewacht, lag einsam und still. Philipp hatte gerade seine Rute zum Koederkontrollieren oben, als es ploetzlich ziemlich hart an der rechten Rute ruckte es. Ricardo wollte herbeispringen aber da war auch schon nichts mehr. Ich meinte noch, dass das nicht nach Dornhai ausgesehen hatte, als die Rute wieder hart ruckte und diesmal kam die Rutenspitze nicht mehr hoch sondern zeigte weiter und weiter gen Wasser. Der zog schon ab! Buttalarm!

Ricardo war gleich dabei und kurbelte in den Fisch hinein. Der hing! Ich schnallte Philipp schnell den Gimbalgurt um und Ricardo ueberliess ihm das Feld. Kurz zog der Fisch noch etwas Schnur ab und dann stellte Philipp die Rollenbremse ein und begann sein Tauziehen. Die harten Schlaege in der Rute wiesen eindeutig auf Butt hin. Wir freuten uns mit Philipp, der nun endlich seinen schlechten Heilbuttruf loswerden konnten. Ich freute mich, dass sich die lange, holprige Anfahrt gelohnt haben koennte. Langsam aber sicher pumpte Philipp seinen Gegner hoch. Ich machte die Harpune klar und als Philipp den Fisch bis neben das Boot gebracht hatte, stach ich zu. Dann wurde der Butt aussen am Boot vertaeut und ausgeblutet und erst dann klatschten wir uns freudig ab. Na also! Und vielleicht ging ja noch mehr!

Der naechste Dornhai an Philipps Rute schwamm auch gleich in die rechte Rute hinein und noetigte uns eine komplette Montagenerneuerung ab. Dann wurde es ruhiger. Die Stroemung nahm nun etwas zu so dass die Schnuere nun nicht mehr ganz senkrecht hingen. Gut, dann zog die Duftspur etwas weiter! Da! An der rechten Rute war ein entschlossener Ruck zu sehen – Ricardo war schon auf dem Sprung und noch bevor er an der Rute ankam, ging diese in die Knie und etwas zog brachial nach unten. Ricardo versuchte noch zu kurbeln aber die Bremse liess schon Schnur raus. Der hing! Ricardo mannte die Rute bis Philipp den Gurt umgeschnallt hatte und fuer seinen zweiten Heilbuttdrill fertig war. Dann nahm er die Rute aus dem Halter und legte sich ins Zeug. Doch der Gegner hatte andere Absichten und riss mehrfach eine gute Strecke Schnur von der Rolle. Die Rute war teilweise zum Halbkreis gebogen! Der duerfte groesser sein als der etwa 20 pfuendige Erste. Kaum hatte Philipp etwas Schnur zurueck und begann den Fisch vom Grunde wegzuheben, da sausste der wieder zum Grund zurueck.

Philipp kam ins Schwitzen. Ich konnte den Fisch auf dem Echolot sehen und gab ihm hin und wieder ein Update wie weit er noch entfernt war. Muehsam, Stueck fuer Stueck kaempfte er den Fisch nach oben. Dann kam der Butt endlich in Sicht – oh ja, der war ein besseres Kaliber! Nur ein Haken hing knapp im Maul! Ich hatte die Harpune fertig und wartete auf meine Gelegenheit zuzustossen. Der Butt hing aber Maul nach oben und wollte sich partout nicht flachlegen lassen. Dann endlich konnte ich die Harpune versenken und im selben Moment flog der Haken aus dem Maul. Huh, das war knapp!

Der Butt tobte noch ein bisschen an der Harpunenleine bis wir auch diesen Butt vertaeuten und abstachen. Philipp strahlte ueber das ganze Gesicht und musste erst einmal eine rauchen! Ich fragte, ob wir noch fuer einen dritten versuchen wollten oder lieber gleich noch was anderes versuchen sollten. Es war ja erst 10:30 Uhr. Wir beschlossen noch eine halbe Stunde vor Ort zu bleiben und dann mal zu pilkern und zu schleppen. Der Wind liess nun sehr nach und die See wurde richtig ruhig. Perfekt, so mussten wir nicht die lange Strecke zurueck gegen hohe Wellen ankaempfen. Heute scheint ja alles zu passen! Ein dritter Butt war uns aber nicht mehr gegoennt. Auch verlor ich noch meinen Duftsack am Downrigger – vielleicht hatten die Haie die Halteschnur durchgenagt.

Dann duesten wir ueber die nun ruhige See zurueck unter Land mit 2 schoenen Heilies unter Deck. Bei den Race Rocks wollten wir die Seeloewen besuchen aber die waren wohl gerade auf Jagd unterwegs – es lagen nur 1 oder 2 und ein paar Robben auf den Klippen. Zwei Weisskopfseeadler liessen uns dicht an ihren Standort heran, allerdings liessen sie das hingeworfene Lachsstueck aus unserer Koederkiste unberuehrt. Hinter den Inseln hielt ich das Boot an einem Riff an. Philipp und Ricardo liessen ihre Koeder raus – Ricardo einen Pilker und Philipp einen Gummifisch. Ruck zuck hatten beide 2 oder 3 kleinere Felsenbarsche heraufgezogen. Wir wollten nichts davon behalten sondern nur Philipp mal ein paar andere Fischarten zeigen. Er brachte auch einen Greenling herauf. Ricardo bald einen kleinen Seeskorpion. Das liess sich auch ganz gut an auch wenn die Groesse der Fische noch zu wuenschen uebrig liess. Das naechste Riff war wie tot und Ricardo musste sogar einen Pilker opfern.

Ich fuhr uns dann zur Church Rock Insel und die beiden pilkten vor dem Krautsaum direkt vor der Felseninsel. Hier erwischte Philipp 2 kleine Lingcods. Auch Ricardo konnte eine Super-Miniversion von dieser Art haken. Leider blieb uns ein ordentliches Exemplar verwehrt. Der Wind nahm nun wieder zu und ich draengte nun ein paar Runden durch die Whirl Bay auf Lachs zu versuchen, bevor der Wind uns zurueck in die Marina zwang. Wir schleppten ca. 2 Stunden kreuz und quehr und bis vor den Pedder Bay Fjord zurueck aber hatten keinen einzigen Anfasser bis ganz zum Schluss als Ricardo ploetzlich zu seiner Rute hinsprang und anschlug aber nichts daran haengenblieb. Nun ja, es kann halt nicht alles funktionieren. Wir waren sehr zufrieden mit den beiden Butten. Philipp wog beide am Schlachttisch: 20 und 48.5 Pfund. Das war eine Menge Filets! Und keiner kann mehr sagen, Philipp waere ein Heilbuttschreck!

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17.6.2017; Victoria
Letztes Wochenende war angelmaessig sehr vollgepackt. Fuer Samstag musste ich Charter-Guide spielen, hatte ich doch fuer eine Eishockeyclubspendenaktion im Winter einen Angeltrip auf meinem Boot gespendet und ausgerechnet Ricardo’s Trainer James hatte die Versteigerung dafuer gewonnen. Da hatte ich nicht nur Erfolgsdruck weil er ordentlich Geld bezahlt hatte, sondern auch weil Ricardo es sich nicht mit seinem Coach verscherzen wollte. Und dann wollten Ricardo und ich sofort nach Port Renfrew an die Westkueste aufbrechen, weil uns dort mein Freund Carl zu einem Lachsderby eingeladen hatte. Er fischte den Samstag schon mit unserem gemeinsamen Freund Dave, der aber Samstag Abend wieder abreisen musste. So wollten wir Carl’s Crew sein fuer den einen Tag. Ein volles Vaterstag-Wochenendprogramm!

Ricardo und ich packten alle unsere Sachen schon am Freitag Abend ein und schleppten Max-Waldi zur Pedder Bay Marina. Da dort am Samstag auch ein kleineres Derby stattfinden sollte, wollte ich den morgentlichen Andrang an der Bootsrampe vermeiden und dass Boot schon im Wasser haben wenn James, seine Frau Debbie und sein Sohn Carter um 4:45 Uhr morgens kamen. Ricardo musste am Samstag an der Marina zurueckbleiben – 4 Angler waren genug fuer mein Boot. Er hatte noch Hausaufgaben und wollte sich mit der Krabbenfalle in der Marina beschaeftigen. Er hatte auch sein Barschangelzeug eingepackt – ein kleiner See war in Wanderdistanz zur Marina.

Es hatte zwei Tage lang ordentlich geblasen und ich betete, dass sich der Wind wie angesagt ueber Nacht legen wuerde. Ich war um 4:00 Uhr auf und machte das Boot und Geraet startklar bis meine Gaeste eintrafen. James wollte am liebsten Heilbuttangeln; etwas was er von seinem eigenem Kleinboot nicht konnte. Wenn wir schnell Erfolg haetten, koennten wir vielleicht sogar noch Lachsangeln dazupacken – aber Fokus war auf Butt. Wir hatten den 17.6. extra herausgesucht, weil die Gezeiten bis mindestens 14:00 Uhr fuers Buttangeln hervorragend waren. Die drei Gaeste kamen gut vorbereitet an; alle hatten einen Regenanzug dabei, Rettungswesten und James brachte sogar zwei seiner eigenen Ruten/Rollen mit. Ich hatte ihn wohl verschreckt, als ich andeutete, dass ich Linkshandkurbeler bin. Ganz ungewoehnlich fuer die Pazifikkueste!

James schnueffelte ganz begeistert ueberall in meinem Boot herum – er hatte sich wohl im Winter selber ein 6 m Aluboot geholt, dass er nun fuer sich selber ausruesten und aufbauen wollte. Nun, auf Max-Waldi mit seinen ganzen Modifikationen konnte er sich eine Menge Ideen holen. Selbst wenn es mit Fischen nichts werden sollte, ganz ohne Erfolg wuerde die Tour nicht werden fuer ihn!

Der Wind hatte nachgelassen aber doch etwas Wellen hinterlassen. Ich wollte zu meiner neuesten und bisher sehr erfolgreichen Buttstelle nahe der US Grenze fahren. Von Pedder Bay ganz schoen weit, aber ich hatte Pedder Bay gewaehlt, weil wir von dort auch die Lachsgruende vor East Sooke erreichen konnten und ausserdem das Mud Hole fuer Heilbutte ziemlich nahe lag, falls Wind und Wellen die weite Fahrt zur Grenze verbieten sollten. Die 3 schienen allerdings einer etwas kabbeligen Fahrt nicht abgeneigt und so wollte ich die Strecke versuchen. Nach etwa 25 Minuten kamen wir an und der Wellengang war dort eigentlich ganz angenehm.
Schnell war der Anker raus, die Ruten bekoedert und versenkt und der Duftsack im Wasser. Na dann mal los. Ich zeigte James wie ich einen ganzen Hering an dem Vorfach mit zwei Einzelhaken befestigte und von da an versorgte er seine eigene Buttrute auf der linken Bootsseite. In jungen Jahren hatte er mal ein paar Saisons auf einer Fishing Lodge in den Queen Charlotte’s als Guide gearbeitet. Netter Typ. Vollkommen hockeyverrueckt aber auch ein begeisterter Angler. Und er beruhigte mich auch gleich – er wuesste was Erfolgsdruck beim Guiding bedeutete und er und seine Familie wuerden den Tag auf meinem Boots so oder so geniessen, Fisch oder nicht, sie waren einfach mal froh auf das weite Meer hinauszukommen und am Vatertagwochenende ein bisschen extra Zeit als Familie zu verbringen. Er versicherte mir, er saehe den Auktionspreis fuer diesen Trip als eine Spende an das Hockeyteam und jeglicher Fisch der daraus resultieren moege als eine suesse Verzinsung. Das erleichterte mich doch etwas!

Sobald die Koeder den Boden erreicht hatten, ruckelten die Rutenspitzen los. Carter, der Sohn, war begeistert. “Sehr kurzweiliges Angeln!”, meinte er, als er die ersten Dornhaie heraufkurbelte. Ich dachte nur zu mir selbst “Ich hoffe Deine Begeisterung dauert an falls diese Plagegeister uns den ganzen Tag belaestigen sollten!”. Nach einer halben Stunde hatten wir bestimmt schon ueber 10 Haie gefangen und wieder losgelassen. Unablaessig waren sie ueber unsere Koeder her. Gott sei Dank hatte ich viele Koeder besorgt, es war ja nicht unbekannt, dass die Haie im Sommer dick auftreten konnten. Aber das war schon ein bisschen viel heute.

Da, jetzt riss es mal ein bisschen heftiger an der rechten Rute und ich nickte Carter aufmunternd zu. Er legte sich ins Zeug und war nun mit einem besseren Fisch beschaeftigt. Ich sah die Rutenspitze mehrfach kraeftig nicken und Carter hatte ganz schoen zu tun um einige Meter Schnur zu gewinnen. Das koennte Butt sein! James beobachtete das Echolot wo man das Etwas hochkommen sehen konnte. Noch 50 m, 30, 10 – ich stand mit dem Gaff bereit und starrte in die Tiefe. Da! Jetzt tauchte ein weisser Umriss auf – laenglich – nicht butttypisch. Oh nein! Wieder ein Dornhai aber diesmal ein Ausgewachsener! Der war etwa 1.2 m lang und bestimmt 20 Pfund schwer. Aber eben nichts verwertbares. Carter staunte ueber diesen schon ansehnlichen Hai als ich ihn abhakte. Ich war weniger begeistert.

Und es wurde immer schlimmer. James brachte nun nicht nur einen Hai auf den anderen hoch sondern regelmaessig 2 gleichzeitig. Auch Carter hatte einige Doubletten und es war schwere Arbeit die aus 80 m hochzukurbeln. Und ich hatte dann die Vorfaecher wieder zu entwirren. Wir hatten wirklich keine 5 Minuten mal Zeit uns hinzusetzen und was zu knabbern oder trinken. Carter brauchte eine Pause und ich brachte nun auch ein paar Haie ans Tagesslicht. Nach 2 Stunden schlug ich vor die Stelle zu wechseln. Alle waren einverstanden. Als ich den Duftsack hochholte, klaffte ein grosses Loch in dem groben Nylongeflecht – die Biester hatten sich doch tatsaechlich da durchgenagt! Unglaublich!

Wir hievten Anker und ich fuhr eine Strecke zurueck bis zur Constance Bank. Dort war Hochbetrieb und wir fanden kaum Platz zwischen den Booten um zu ankern. Als wir dann endlich festsassen und weiterangelten, ging die Dornhaishow ohne Unterlass weiter. Wie viele mussten davon da unten hausen und ueber die gesamte Strasse verteilt sein? Unfassbar! Nach weiteren 1-2 Stunden und jetzt mit Sicherheit einer Ausbeute von 70 Haien und nichts in der Fischkiste schlug ich vor einen letzten verzweifelten Versuch zu machen: zurueck bis vor Pedder Bay im Mud Hole. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Stroemung dort noch befischbar war denn die naheliegenden Race Rock Inseln erzeugten zu bestimmten Gezeitenkonstellationen lokale Starkstroemungen; aber versuchen konnte man es ja mal. Wir hatte nicht mehr viele Koeder und es ging jetzt um Alles.

Auch da lagen schon ein paar Boote vor Anker aber das Mud Hole war weitlaeufig und man fand immer noch Platz. Als wir verankert waren, gingen die jetzt etwas sparsamer bekoederten Ruten in die ueber 100 m Tiefe. “Bitte lass uns hier von den Haien verschont bleiben!” Es blieb tatsaechlich ein paar Minuten ruhig. Und dann ruckelte es doch wieder an meiner rechten Rute. Ich uebernahm und kurbelte den Hai herauf. Waehrenddessen riss es ein paar Male etwas heftiger an James Rute. Geduldig wartete er noch ein bisschen und ruckte dann an. Etwas Schweres war dran, auch wenn sein steifer Knueppel nicht viel Aktion verriet. James hievte seine Beute Meter um Meter hoch. Ich hatte inzwischen meinen Hai oben und abgehakt und beobachtete James aus dem Augenwinkel. Der hatte zu tun aber meldete keine Buttkopfstoesse oder Fluchten. Entweder wieder 2 Haie von einer groesseren Sorte oder vielleicht ein Rochen? Ich wollte gerade meine Rute einlassen als James ausrief: “Hali, hali!”. Tatsaechlich, da brachte er doch einen Butt herauf und der lag nun schon neben dem Boot. Auch kein Winzling! Ich hatte die Harpune nicht fertig und so musste das Gaff herhalten. Ich schlug mit dem Gaff zu und zerrte den etwa 25 pfuendigen Butt ins Boot.

Na das hatten wir uns verdient und wir klatschten uns alle erfreut und begeistert ab. Ich hatte ja schon fast die Hoffnung verloren. Mit erfrischtem Eifer versorgten wir schnell den Butt und liessen frische Koeder ein. Wo einer ist, sind meist noch mehr! Ich liess die rechte Rute ein und ploetzlich hielt die Schnur inne obwohl ich noch locker 30 m vom Boden weg sein musste. Das muss ein Fisch sein. Aber bis ich das geschnallt hatte, die Rolle zugezogen und Schnur straff gezogen hatte, war nichts mehr zu spueren. Als ich den Koeder kontrollierte, zeigte der eindeutig Bissspuren. Was kann das bloss gewesen sein? Lachs? Ein Butt weit ueber Grund? Haie im Mittelwasser?

Kurze Zeit spaeter ruckte es wieder an meiner Rute und ich winkte Carter. Der wartete bis der Fisch abziehen wollte und kurbelte dann hinein. Der hing wie die stark gebogene Rute verriet. Carter meinte, der waere etwas schwerer oder kraeftiger aber ich dachte nur ein groesserer Hai vielleicht oder wieder Doublette. Ich kannte meine Rute genau – das war kein Butt. Als er seinen Gegner dann endlich oben hatte, tauchte zuerst ein riessiger Kopf auf. Was? Ein Dorsch! Und kein schlechter! Schnell holte ich das Gaff und brachte auch diesen Kerl an Bord. Na das war ja mal eine interessante Ueberraschung! Das passierte schon mal, dass man einen Dorsch beim Heilbuttansitz fing, war aber doch recht selten. Und Carter’s war mit knapp 15 Pfund schon ein stattliches Exemplar. Debbie und James waren stolz auf den Faenger! Das wuerde auch ein paar leckere Filets abgeben. Vielleicht war ja eine ganze Dorschtruppe da unten am Werk und vielleicht war das auch die Erklaerung meines Mittelwasserbisses. Der Dorsch wuergte auch ein paar 20 cm lange Hake aus – das sind wohl die Schwaerme die wir regelmaessig auf dem Echolot durchziehen sahen.

Dann mischten sich wieder ein oder zwei Dornhaie dazwischen aber insgesamt schienen diese Plagegeister hier nicht so dicht zu stehen. Dann wippte James’ Rute auf einmal verdaechtig los – das war Butt, keine Frage. Jetzt wurde es hektisch! James nahm seine Rute auf und nahm Fuehlung. Da! Wieder riss es an der Rute und James gab etwas nach und setzte dann ploetzlich einen Anschlag. Leider kam der nicht richtig durch weil seine Rollenbremse zu lose war und er nicht fest genug die Trommel abgebremst hatte, an seiner grossen Penn Senator Rolle. Dennoch ging seine Rute nach diesem Ruck in die Knie und James musste sie mit beiden Haenden festhalten.

Unwiderstehlich zog der Fisch ab! Oha, das ist ein Grosser! Die Bremse knarrte bedenklich und es dauerte ein paar Sekunden bis James mal an die Rollenkurbel kam. Ich holte rasend schnell meine Rute ein – fuer den Fisch wollte ich kein Risiko eingehen. Dann machte ich die Harpune fertig und jubilierte innerlich – das waere eine tolle spaete Belohnung fuer all die Arbeit heute. James hatte immer noch kaum Schnur zurueckgewonnen – man konnte selbst an seiner steifen Rute die harten Kopfstoesse des Buttes sehen. James wollte nun die Rute an Carter uebergeben, so dass der auch mal den Genuss einen Grossbuttdrills erleben konnte. Die Uebergabe war etwas langwierig und bis Carter richtig an der Rolle war, war die Schnur wohl ein paar Sekunden nicht sehr straff gewesen. Der Fisch war aber noch dran wie ein- zwei ploetzliche Rucke andeuteten. Dann kurbelte Carter stetig. Oft kamen Heilbutte im Mittelwasser dann faul mit dem Zug mit bis zum Boot.

Nach einer Weile stetigem Kurbeln fragt ich Carter ob er denn noch Widerstand fuehlte. Er zuckte nur die Schultern. James uebernahm wieder und legte sich rein ins Geschirr aber auch er konnte keinen Fischkontakt mehr finden. Irgendwo unterwegs war der Butt wohl ausgestiegen. Schade, schade! Wir troesteten Carter – das passiert schon mal, nicht Deine Schuld. James nahm es sehr sportlich – er freute sich schon, dass er mal wieder das Ziehen eines Grossbuttes gespuert hatte – seit vielen Jahren mal wieder! Er nahm es als Ansporn es bald mal wieder auf Butt versuchen zu wollen – entweder von seinem eigenen Boot oder vielleicht mal wieder mit mir. Ich sagte, er waere herzlich willkommen mal wieder mit mir mitzufahren.

Die Stroemung nahm jetzt merklich zu und auch die Dornhaidichte. Wir verangelten unsere letzten Koederfetzen und gegen 14:00 Uhr machten wir erschoepft aber zufrieden Schluss. Wir hatten ungelogen an die 100 Haie gefangen! Das war mit Abstand die groesste Anzahl die ich je beim Buttangeln erlebt hatte. Den 25 pfuendigen Butt hatten wir uns mehr als verdient. Gluecklicherweise hatte der Wind auch mitgespielt, wenn es auch nicht ganz glatt war. James war noch gut im Filetieren und so ueberliess ich diese Aufgabe ihm. Nach ein paar Fotos an der Waage verabschiedeten wir uns herzlich und ich machte das Boot fest, was bis Sonntag in der Marina blieb, waehrend Ricardo und ich zu einem neuen Abenteuer nach Port Renfrew aufbrachen.

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6.5.2018; Victoria

Letzten Sonntag wollten Carl und ich es noch mal wissen. Wir zwei sind dieses Jahr unabhaengig voneinander oder zusammen fuenf mal auf Heilbutt raus und bis jetzt hatte von uns beiden noch keiner Erfolg vorzuweisen. Das ist wirklich ungewoehnlich da wir beide eigentlich als erfahrene Buttjaeger ausserhalb der Guideklasse gelten. Wenn ich in mein Fangbuch der letzten paar Jahre schaue, sind da etliche Butte im Maerz und April verzeichnet. Nur dieses Jahr war irgendwie ganz anders und nicht auf eine gute Art und Weise! Aber aufgeben gibt es nicht!
Es sollte ein absolut windstiller Tag mit maessigen Gezeiten werden. Das heist den ganzen Morgen ueber sollte eine langsame Ebbe herrschen und dann ab Mittag sollte eine zuegige Flutstroemung einsetzen. Das hiess frueh raus! Carl war einverstanden, besonders als ich vorschlug mein Boot zu nehmen. Auch er kriegt nicht mehr oft eine Mitfahrgelegenheit bei der er mal nicht fuer alles verantwortlich ist. Das wuerde dann auch eine gute Gelegenheit ergeben, Carl mal meine neusten Upgrades vorzufuehren. Er mag sowas.
Um 6:00 Uhr morgens holte ich Carl ab, er brachte die Koeder – reichlich – und seine Ruten. Den Rest hatte ich parat. Bei Ebbe ankere ich gerne auf der Westseite der Constance Bank wenn es auf Butt geht. Die Bank ist etwa 2 km2 gross und kommt auf 20m Tiefe hoch bei ca. 100 m tiefem Wasser ringsherum. Lachse und Heilbutt moegen diese Bank. Und die Ling Cod – Kinderstube. Oft treiben sich auch Heringsschwaerme um oder auf der Bank herum was sicherlich ein grosser Anziehungsaspekt fuer die Raeuber ist. Die Westseite ist bei Ebbe die stromabwaerts gelegene Seite und meine Theorie ist, dass dann Futter von der Bank ins Tiefe gespuelt wird und die Butte da auf Lauer liegen oder besser gesagt bei nicht allzu starker Stroemung dort herumjagen. Bei zu starker Stroemung verkriechen sich die Butte meiner Erfahrung nach und suchen sich Unterstand – man sieht ihnen ja an, dass sie nicht gerade die hydrodynamischste Figur machen. Die Westseite der Bank ist von einigen Rinnen und Erhebungen zerfurcht was das Terrain noch interessanter macht.
Carl war mit meiner Platzwahl einverstanden. Wir beide standen heute unter maechtigem Erfolgsdruck – unsere beiden Frauen hatten uns unabhaengig voneinander zu verstehen gegeben, dass wir uns ohne die leckeren Filets gar nicht mehr blicken lassen brauchten. Schluss mit lustig, heute musste geliefert werden! Ausserdem mussten wir unsere Anglerehre wiederherstellen nach so viel Fehlversuchen. Irgendwo und irgendwann mussten doch die Butte sein und hungrig sein!?
Bei absoluten Ententeichbedingungen duesten wir vor Victoria los. Nach 15 Minuten waren wir angekommen und es war ganz schoen was los auf der Westseite. Ca. 15 Boote lagen da schon verteilt vor Anker. Ich quetschte uns noch an der 100 m Tiefenmarke dazwischen. Hinter uns im noch tieferen Wasser war keiner mehr. Diese Stellung war aber gar nicht so verkehrt, lagen wir doch am weitesten stromab von allen und die Duftspur von allen Booten musste die Butte bei uns zuerst vorbeibringen. Theoretisch jedenfalls!
Carl hatte Hering und Lachsfetzen als Koeder dabei. Ich hatte einen vollen Duftsack mit den Lachsresten vom letztwoechigen Trip nach Nanaimo. Und so legten wir selbst eine guten Duftspur und Koederpalette aus. Es blieb eine halbe Stunde ruhig und dann rief Carl ploetzlich Alarm und zeige zu meiner Rute. Die wippte beachtlich und erwartungsvoll sprang ich hin und kurbelte in das Gewippe hinein um den Haken zu setzen. Ein anstaendiges Gewicht blieb am anderen Ende haengen. Als ich die Rute aufnahm und zu kurbeln anfing wurde aber schnell klar, dass das nur Dornhai war. Schade! Es kam ein grosses Dornhaiexemplar zur Oberflaechen. Der sah schon wie ein richtiger Hai aus, ca. 1 m lang. Hoffentlich kam da heute noch was anderes! Es blieb noch fuer eine weitere halbe Stunde ruhig aber dann hatte wohl ein Dornhaischwarm die Duftspur aufgenommen. Wenn so ein Schwarm am Platz war dann geht es ohne Ablass. Die Bisse kamen immer schneller hintereinander; nach einer Weile war es so schlimm, dass der Koeder nicht einmal mehr den Boden erreichte bevor etwas daran herumriss. Erstaunlich war die Groesse der Haie! Wir hatte mehrere von weit ueber 1 m Laenge.

Als einmal wieder meine Rute krumm zog und meine Rutenspitze beim Ankurbeln bis fast ins Wasser ging, da wurde ich auf einmal aufgeregt – das kann doch kein Dornhai mehr sein, so schwer!? Aber es kam nicht das typische Heilbuttklopfen in der Rute. Sollte das ein Rochen sein? Oder ein Oktopus? Hier an der Bank kann man schon mal solche Ueberraschungen erleben. Als ich die gefuehlte Tonne endlich am Boot hatte, entpuppte sich das Ganze als Haidoublette, beide knapp einen Meter lang. Schwer enttaeuscht und fast schon verzweifelt diskutierten wir ob es Sinn machte, die Stelle zu wechseln. Aber wo wuerde es besser sein? Wir beschlossen durchzuhalten.
Ich machte einen Riesen-Dufttwister als Koeder fertig. Angeblich gehen die Haie nicht gerne an Kunstkoeder, aber die Butte schon. Ich war gerade fertig um den neuen Koeder einzulassen als Carl in seiner typischen Manier an mir vorbeiflog und an seiner Rute riss. Ja, da hatte was sehr kraeftig gezogen aber ich war schon etwas abgestumpft nach so vielen Fehlalarmen. Aber als Carl die Rute in der Hand hatte hoerte ich ploetzlich die Rolle kurz singen! “Nimmt der Schnur?” fragte ich. Und Carl nickte und meinte das muesste ein Butt sein. Jetzt kam wieder Energie in meinen Koerper! Sollte das wirklich sein? Carl schwankte hin und her mit seiner Beurteilung jetzt wo der Fisch sich hochziehen liess. Doch nicht? Es ist ja fuer uns beide schon so lange her, dass wir einen Butt gefangen hatten, wir wussten eben nicht mehr genau wie sich das so anfuehlt!
Dann sah ich aber das typische Pumpen der Rute wenn der Butt versucht abzuziehen und mit der Schwanzflosse kraeftig pumpt. Das war ein Butt, jetzt waren wir es gewiss! Ich kramte Harpune und Seil heraus – heute gehen wir auf Nummer sicher egal wie gross oder klein der ist! Ich brachte auch vorsichtshalber den Downrigger mit dem Duftsack hoch um ja keinen Tueddel zu provozieren. Waehrend Carl die letzten Meter hochpumpte starrten wir begierig in das gruen-klare Wasser. Da! Ein Schatten tauchte auf – YEEESSSS – ein Butt! Kein Riese aber ein Saisonanfang! “Wenn jetzt nur nichts mehr schiefgeht!”, dachte ich! Der Haken sass denkbar knapp vorne im Maul. Carl trat zurueck als der Fisch an der Oberflaeche war und ich stach mit der Harpune direkt hinter dem Kiemendeckel zu und drueckte die Harpunenspitze bis sie an der Unterseite wieder heraus kam. In diesem Moment spritzte ein Blutstrahl aus der Einstichstelle und der Butt tobte los. Ein Schwall blutiges Meereswasser schoss an mir vorbei und auf Carl zu. Der stand mit geoeffneten Mund da und staunte wohl ueber diese Energieexplosion und bevor er auch nur den Mund zuklappen konnte, hatte er schon einen Schwall dieser salzig-blutigen Bruehe voll frontal genommen und inhaliert. Ich kruemmte mich vor Lachen als Carl spukte und spie und der Butt weiter wie wild tobte – ich hatte ihn wie einen wilden Hund an der Leine und musste fest zugreifen um ihn nicht zu verlieren.
Bald beruhigte sich der Fisch und ich konnte ihn sicher am Boot vertaeuen und erledigen. Carl, hinter mir, spukte immer noch und lachte jetzt auch ueber sein Missgeschick. Was man nicht alles fuer einen Butt in Kauf nimmt! Wir klatschten uns ab – jetzt war die Ehre und die Ehe gerettet! Wir waren natuerlich begierig nun noch einen zu erwischen. Mit erneutem Eifer fischten wir uns durch die Haie hindurch. Wieder kamen fast schon riesige Dornhaie hoch ans Licht – bei einigen stieg unser Puls schon wieder kurzfristig. Auch ich an meinem Monstertwister hatte noch einige Haie – soviel zu der Annahme, dass die Biester Kunstkoeder in Ruhe lassen. Ab 11:00 Uhr nahm dann die Stroemung betraechtlich zu und die meisten der Boote um uns herum packten ein. Auch wir machten dann bald Schluss und wollten auf der Bank noch eine Runde auf Lachs drehen. Da waren auch schon eine Menge Lachsjaeger unterwegs – ueber Funk hatten wir frueh morgens vernommen, dass die Silberlinge wohl ganz gut gebissen haben mussten. Ich fuehrte nun Carl mein neue Kicker-Motorfernsteuerung vor. Mit einer kabellosen Fernbedienung kann ich nun die Drehzahl meines Schleppmotors feinjustieren und von jeder Stelle auf dem Boot veraendern ohne den Motor anfassen zu muessen. Sehr praktisch und Carl war begeistert.
Leider war die Beisszeit der Lachse wohl schon vorbei, obwohl wir noch ein Boot neben uns den Kescher zuecken sahen. Naja, das waere dann wohl vielleicht auch zuviel des Guten gewesen. Wir waren heute froh mit unserem einen Butt – der Anfang war gemacht, der Fluch durchbrochen! Ein Traumtag fuer Meeresangeln, tolle Bergsicht, 25 Grad, sonnig, kein Wind und die Fischgoetter ziemlich wohlgestimmt!
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30.3.2019; Victoria

So, der erste Heilbuttrip des Jahres stand am Samstag an. Die Saison war zwar schon seit dem 1.3. offen aber da wir bei dieser Fischerei sehr gezeiten- bw. stroemungsabhaengig sind, hatte sich leider noch keine Wochenendgelegenheit dazu ergeben. Ich war sehr neugierig wie sich die 2019 Heilbuttsaison so abzeichnen wuerde weil die Butte letztes Jahr wie vom Erdboden verschwunden gewesen waren und selbst die Topguides Schwierigkeiten gehabt hatten, regelmaessig einen Butt pro Tag zu finden. Ueber unser aktives hiesige Anglerforum hatte ich schon erfahren, dass zwar einige Butte seit Monatsanfang gefangen worden waren, aber auch einige enttaeuscht leer heimgefahren waren. Also schluessig waren die Meldungen noch nicht; nur selber versuchen wuerde eine Antwort geben.

Samstag war beste Stroemung, was schwache Stroemung bedeutet, von 9:00 Uhr bis 14:00 Uhr und es war so gut wie kein Wind bei Sonne und 17 Grad angesagt. Besser geht es ja kaum! Aber normalerweise sind solche Tage nicht die besten Fangtage; es waere ja wohl dann zu viel des Guten wenn auch noch gut gefangen wuerde bei sonst perfekten Bedingungen. Sauwetter ist normalerweise Fangzeit, wenn mmann sich seine Fische bei Regen und Wellen verdienen muss! Um also einen wahrscheinlichen Schneidertag etwas unterhaltsamer zu machen, lud ich gleich 3 meiner langjaehrigen Angelfreunde ein, die schon oft in meinen Berichten aufgetaucht sind: Carl, Dave und Jerrod. Dave hat sowieso kein eigenes Boot und ist damit immer auf eine Einladung zum Meeresangeln von uns angewiesen, Jerrod war mit seiner Familie letztes Jahr nach Nanaimo gezogen und damit auch nur noch ein seltener Gast in Victoria und Carl war dieses Jahr ueberhaupt noch nicht auf’s Wasser gekommen. Somit waren alle 3 Feuer und Flamme. Und vielleicht war ja doch ein Butt in der Gegend unterwegs.

Wir trafen uns 8:30 Uhr an der Victoria Bootsrampe und ich hatte da das Boot schon im Wasser und startklar. Bei gleisender Sonne fuhren wir ueber eine ruhige See ca. 15 Minuten zum Mud Hole, ein etwa 100 m tiefes Plateau mit schlammig-sandigen Untergrund. Hier jagten die Butt bei bestimmten Stroemungskonstellationen. Ich hatte mir ueber die Jahre eine Tabelle mit meinen Buttfaengen (Lachsfaengen uebrigens auch) bei verschiedenen Gezeiten aufgeschrieben und habe nun 3 Stellen die an unterschiedlichen Gezeiten regelmaessig funktionieren. Es ist faszinierend wie berechenbar Fische sein koennen. Letztes Jahr war dann aber alles anders und es ging fast nichts – egal wo. Warum auch immer.

Wir benutzten heute nur mein Geraet; ich hatte den Jungs gesagt, dass sie Ihr Zeug zuhause lassen sollten. Mit 4 grossen Kerlen an Bord mussten wir Platz sparen. Dave brachte ein paar Heringe als Koeder mit und ich hatte noch ein paar Lachsfetzen vom Filetieren meiner letzten Lachsfaenge. Der Yamaha Aussenborder musste ganz schoen arbeiten um uns 4 schwere Kerle ins Gleiten zu kriegen. Nach 15 Minuten Fahrt waren wir da und suchten uns einen Platz zwischen 12 anderen schon verankerten Booten. Das Mud Hole ist mehrere Quadratkilometer gross und ich habe an allen Ecken schon Butte gefangen, daher war es mir nicht so wichtig wo genau wir ankerten. An meinen beiden anderen Stellen war das schon wichtiger weil diese Stellen mehr an Struktur wie Unnterwasserberge etc. gebunden waren. Aber das war das schoene und stressfreie am Mud Hole; du ankerst da irgendwo, brauchst Dir keine Sorgen machen, dass der Anker oder das Angelgeraet am Boden festhaengt und auch die Tiefe ist sehr uniform.

Wir bestueckten schnell die 2 Ruten mit einem leckeren Hering-Lachs-Doppelpack, schmierten das Ganze noch mit dem beruehmten “Butt Juice” ein, und ab gingen die Koeder nach unten. Die Ruten wurden in stabile Rutenhalter gesetzt und dann fing die lustige Maennerrunde an. Wir hatten uns viel zu erzaehlen und verarschten mal den einen oder den anderen zur Belustigung aller. Eine Stunde passierte nichts an den Ruten. Jerrod textete mit einem anderen gemeinsamen Bekannten, Graham, der gleichzeitig an einer anderen Stelle auf Butt ansass. Mal sehen wer die bessere Entscheidung getroffen hatte. Spannend wurde es als ein grosses Containerschiff aus dem fernen Nebel auftauchte und knapp ausserhalb der Fahrtrinne auf die aeussere Menge der verankerten Heilbuttangler zubretterte. Er hupte wiederholt und das sah fuer einige Boote ganz schoen knapp aus. Das Schiff bestand aber auch partout auf seinen Kurs aber wir sahen auch keines der Angelboote den Anker lichten. Wir waren weiter drinnnen und ausser Gefahr aber von den aeusseren Booten werden sich wohl einige in die Hosen gemacht haben als der Riese dicht an ihnen vobei fuhr. Wie dicht konnten wir von uns nicht gut erkennen aber das sah schon besorgniserregend aus.

Auf einmal sprang Carl an mir vorbei zur Backbordrute. Die hatte einige kraeftige Verneigungen gemacht. Er kurbelte an und die Rute war krumm. Es hing was dran, aber was? Der Fisch machte nicht die bekannten Hammerstoesse eines kaempfenden Heilbuttes. Aber fuer einen Dornai schien mir die Rute zu krumm. Vielleicht ein Rochen? Nach einiger Zeit hatte Carl das Geschirr oben und ein richtig stattlicher Dornhai tauchte auf. Der war ueber einen Meter lang. Naja, das Gute daran war, dass wir jetzt wussten, dass die Duftspur funktioniert hatte. Das Schlechte war: nun war wohl Ende mit Ruhe und wir muessten nun wohl regelmaessig Koeder kontrollieren; kein reiner Spass bei 100 m Tiefe. Und tatsaechlich kamen nun noch 3 oder 4 weitere Dornhaie hinzu. Dann riss es ploetzlich sehr hart an der Backbordrute. Das war kein Hai, das roch nach Butt. Dave war da und zog an. Der hing!

Der Fisch nahm gleich ein Stueck Schnur und haemmerte typisch in die Rute. Buttalarm, und 4 alternde Maenner waren ploetzlich giddy wie kleine Jungs. Ich machte die Harpune klar. Dave brachte den Fisch nun ruhig und stetig hoch. Wir konnten den Fortschritt gut am Echlot beobachten und riefen Dave die Tiefenzahlen zu. Bei 50 m gab der Butt nochmal Gas aber schaffte es nicht mehr bis zum Grund. Ab da ging es nur noch nach oben. Da tauchte der Schatten im Wasser auf, kein Riese aber doch ein guter Fisch vonn reichlich 20 Pfund vielleicht. Das Harpunieren hatte ich trotz der langen Durststrecke offensichtlich nicht verlernt denn es klappte perfekt beim ersten Stoss. Als wir den Fisch ausblutend sicher vertaeut hatten, klatschten wir uns alle hoch erfreut ab! Es gab wieder Heilbutte und wir wuerden alle zumindest ein schoenes Filetstueckchen mit nach Hause bringen! Aber geht da noch mehr?

Schnell war auch diese Rute wieder am Grund. Wenn man einen Butt faengt, sind normalerweise noch andere vor Ort. Die jagen in kleinen Trupps, besonders die Halbbstarken. Ich sass vorne im Kapitaenssitz und schaute gerade aufmerksam von einer Rutenspitze zur anderen als wieder die Backbordrute ohne irgendeine Vorwarnung ploetzlich in die Knie ging. Einfach brutal nach unten gezogen, so dass die Rutenspitze fast im Wasser war als die Rolle widerwillig Schnur hergab. Ich rief und zeigte auf die Rute. Carl schnappte sich die Rute und ich schnallte ihm den Gimbal um. Der Fisch schien richtig Betrieb zu machen und Carl musste mehrmals wieder hergeben, was er schon gewonnen hatte. Wieder so bei 50 m legte der Butt einen Endpurt ein und ging nochmal 30 m runter. Aber Carl legte sich ins Zeug und hatte den Butt dann bald am Boot. Ich stiess mit der Harpune zu, landete aber diesmal ein bisschen zu dicht am Kiemendeckel denn ich spuerte wie die Harpunenspitze auf der Unterseite nicht ganz durchkam. Ich blieb aber ruhig und drueckte nochmal kraeftig nach und dann kam die Spitze auch durch. Vertaeuen, Kiemen durchschneiden und dann mit den Kumpels lachen und jubeln. Mensch, wer haette das gedacht, eine schoene Dublette hing hinten am Boot! Jerrod textete aufgeregt Graham, der noch nichts vorzuweisen hatte.

Wir versanken wieder ein bisschen in Gespraeche als die Steuerbordrute abzog. Das gibt’s doch gar nicht! Carl war als erster dabei und riss die Rute raus zog an – Fish On. Dann uebergab er die Rute an Jerrod. Der war augenblicklich verbluefft denn die Rolle war eine Linkshaenderrolle. Ich kurbele lieber links und so hatte ich mir versuchsweise mal eine linke Multirolle geholt. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten kam Jerrod aber ganz gut damit klar. Langsam und stetig kurbelte er den Fisch hoch. Ich war mir nach einer Weile gar nicht mehr sicher ob das ein Butt sein wuerde aber dann wachte der Fisch auf und zog mit einem Spurt direkt bis zum Grund zurueck. Wir Zuschauer johlten los als die Rolle laut sang und feuerten Jerrod an. Schliesslich kam auch dieser Butt herauf und ich war nun schon voll eintrainiert an der Harpune. Ruck zuck hingen bald 3 Butte am Seil am Boot. Unglaublich! Und es war erst 11:30 Uhr. Alle 3 die gleiche Groesse. Sollten wir etwa noch unser Limit kriegen heute, mit 4 Leuten? Vor 2-3 Jahren noch waren Multi-Butttage keine Seltenheit aber nach letztem Jahr?

10 Minuten spaeter zuckte wieder die Backbordrute und ich war nun zur Stelle. Leider stellte sich dieser Biss als ein laestiger Hai heraus. Ich war noch mit dem Wiederbekoedern beschaeftigt, da rangen ploetzlich laute Schreie hinter mir und Carl sprang wieder unnachahmlich diagonal quer ueber das Deck zur Steuerbordrute. Die war naemlich schon wieder bedenklich krumm. Ich fass es nicht! Noch unglaeubig kopfschuettelnd dastehend hatte mir Carl ploetzlich die Rute in die Hand gedrueckt und Dave den Gimbal umgeschnallt und nun war ich dran! Das war ein Butt, keine Frage, ich spuerte die typischen Schlaege. Aber ich merkte auch schnell, dass das ein kleinerer war. Ein paar Minuten spaeter hatte ich ihn hochgepumpt und diesmal schwang Carl das Gaff. Auch dieser Butt, etwas kleiner als die andern 3, bit the dust! Wir grinsten von Ohr zu Ohr – keiner von uns hatte damit gerechnet, jeweils mit einem ganzen Butt nach Hause zu kommen! Es war erst Mittag und wir waren maxed out, am Fanglimit! Es waren doch noch 2 Stunden mit bester Gezeit!? Eigentlich kann man jetzt nicht aufhoeren zu angeln! Wer weiss ob man so einen Tag jemals wieder erlebt! Aber wir waren am Limit und Grundangeln auf Heilbutt war nicht die beste Methode fuer Catch & Release. Alle Butte bis auf einen hatte hungrig geschluckt gehabt – das war auch nicht immer so! Manchmal beissen die Butte knapp und spielen auch erst ein bisschen damit herum. Alle Bisse heuten waren hammerhart und ohne Zoegerung.

Wir beschlossen noch zur Constance Bank zum Lachsangeln zu fahren. Vielleicht gab es ja den Fruehlings-Grand Slam! Die 10 minuetige Fahrt zur Bank war bei diesen fast sommerlichen Wetterbedingungen erfrischend. An der Bank fanden wir schon etliche Boote beim Schleppen, einige auch vor Anker auf Butt. Wir fingen auf der tiefen Seite des Drop Offs an zu fischen. Dave hatte meinen gruen-glow Coho Killerblinker fuer seine Rute ausgesucht. Carl fand etwas anderes in meiner Koederkiste. Nach etwa 30 Minuten ruckte Dave’s Rute los und Dave war hellwach gleich dabei. Und tatsaechlich brachte er bald einen ordentlichen 5-6 Pfund Winter Chinook ans Boot den Carl sicher kescherte. Was soll man sagen? Eigentlich waren wir sprachlos ueber solch einen Erfolg heute. Es blieb zwar weiterer Erfolg aus bis wir um 14:00 Uhr einpackten aber das war schon ein aussergewoehnlicher Erfolg heute. Jerrod zog ueber Text noch Graham auf, der als Schneider auch zur Rampe zurueck unterwegs war.
Wir hatte allerlei Arbeit am Filetiertisch und hatten auch allerlei Fragen zu beantworten von staunenden, neugierig schauenden Anglerkollegen. Es waren zwar noch andere Fische gefangen worden, z.B. kam ein Guide mit 3 Butten rein, auch ein paar Chinooks waren gefangen worden, aber ein richtiger Erfolgstag war es wohl fuer die meisten nicht gewesen, wenn man mal von den haeufigen Sonnenbraenden absah. War das nun alles Glueck bei uns gewesen? Wir waren an keiner Geheimstelle gewesen, wir waren dagewesen, wo die anderen auch waren. Zur gleichen Zeit. Hatten wir irgendwelche Kleinigkeiten anders und richtig gemacht an denen es bei anderen Anglern gemangelt hatte? Schwer zu sagen, es schien zu einfach heute; es klappte einfach wie am Schnuerchen. Und das mit 3 guten Freunden zu teilen, einfach fantastisch! Ein Tag, den ich nicht vergessen werde!

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Wieder mal ne spannende Anglergeschichte aus ner anderen Welt, vielen Dank fürs einstellen.
 
Das muss schon ein absolut fantastischer Tag gewesen sein, die Fische top und dann noch so ein Ententeich mit Sonne,
sowas passiert wirklich sehr sehr selten.
 
27.4.2019; Victoria

Am 27.4. hatte ich mal wieder die Gelegenheit gehabt, mich mit deutschen Anglern auszutauschen. Benjamin und Sebastian aus dem Frankfurter Raum waren ein paar Tage bei Bekannten in Sooke zu Besuch bevor sie zu einer Quer-Durch-BC-Reise ansetzten. Benjamin ist zu Hause ein eifriger Forellenangler und wollte natuerlich hier auch mal an der Fischerei schnuppern. Ich machte mir den Samstag frei und wir trafen uns frueh an der Pedder Bay Marina. Ich hatte mal alles Geschirr mitgeschleppt um fuer alle Angeleien gewappnet zu sein. Am Morgen waren gute Heilbuttgezeiten und danach koennte man mal auf Lachs versuchen und vielleicht noch auf Barsch und Ling pilken. Der Wind sollte auch mitspielen; na dann mal los!

Wir fuhren ruckzuck zum Mudhole zum Heilbuttangeln raus. Kaum Wind und Sonne pur. Ich erklaerte den beiden die schwere Grundangelei auf die Butte mit Naturkoedern. Das war nun nicht so gerade Benjamin’s gewohntes Angelgeraet - als finesse-Forellenangler - aber er war neugierig auf ein paar fuer ihn neue Fischarten. Sebastian war ein gemuetlicher Beifahrer und erfreute sich am Bergpanorama und der fliegenden und schwimmenden Fauna. Er erzaehlte interessante Geschichten von seiner kuerzlichen Indienreise. Ich wiederum machte die beiden mit der hiessigen Fischereipolitik bekannt, die vor kurzem die Chinookangelei bis Ende Juli auf Catch&Release beschraenkt hatte ohne die wirklichen Gruende des Bestandsrueckgangs anzupacken. Liederliche Politik wie ueberall!

Dann zuppelte es an den Ruten los und erst Benjamin und dann Sebastian und bald beide gleichzeitig, brachten Dornhaie an den Ruten hoch. Ben hatte sogar eine Doublette. Wir waren beschaeftigt mit ankoedern und hochholen. Dazwischen alberten und witzelten wir ueber Gott und die Welt – eine spassige Runde! Dann sprang Ben ploetzlich zur linken Rute, die ich gerade noch im Blickwinkel sich tief verneigen sah. Das muss doch ein Butt sein!

Ben kurbelte beherzt hinein und griff sich dann die Rute wie abgesprochen. Ich band ihm den Gimbal um und nun konnte der Tanz beginnen – dachte ich. Aber obwohl die Rute recht krumm war, mehr als ich von einem Dornhai erwarten wuerde, machte der Fisch kaum Betrieb. Vielleicht ein Rochen, dachte ich? Das waere aber schade! Wenigstens einen Butt hatten wir uns fuer die Muehe verdient! Ben pumpte den Fisch langsam aber stetig nach oben. Wirklich kein sehr sportlicher Fisch, was auch immer es war! Dann sah Ben den Umriss im Wasser – Butt! Ein kleinerer, vielleicht 18 Pfuender, aber immerhin ein Butt! Ich schlug mit dem Gaff zu und der Fisch kam an Bord. Wir freuten uns und schossen ein paar Fotos. Dann sahen wir zu die Koeder wieder ins Wasser zu kriegen, vielleicht waren ja noch mehr da unten unterwegs.

Es bissen noch ein paar Haie aber wir hatten keinen Buttkontakt mehr. Gegen 11:00 Uhr packten wir das Buttgeschirr ein. Ich fuhr eine Schleife um die Race Rock Inseln und zeigte den beiden ein paar faule Stellar Seeloewen, die sich auf den Klippen sonnten. Auch ein Weisskopfseeadlerpaar liess eine Audienz zu. Wale bekamen wir leider an dem Tag nicht zu Gesicht obwohl sie nicht allzuweit weg sein konnten denn mehrmals kamen Whale Watch Boote in der Naehe vorbei. Ich packte zwei Pilkruten aus und suchte die Untiefen und Felskanten nach Bodenbewohnern ab. Ben fing ein paar kleinere Felsenbarsche und kleine Lings und ein paar Greenlings. Auch Sebastian beteiligte sich daran; er und ich wechselten uns an einer Rute ab. Sebastian musste sich erst ein bisschen in diese Angelmethode einfuehlen aber war ein schneller Lerner und kurbelte auch bald einen kleinen zaehnestarrenden Ling herauf. Bei mir blieb auch nur Kleinzeug haengen, unter anderem eine fette Seegurke. Auch wenn es heute eine zaehe Fischerei mit haeufigen Koederverlusten war, wir hatten viel zu lachen dabei. Der Wind bliess nun ganz ordentlich und trieb uns zu schnell ueber die tieferen und besseren Stellen. Die windgeschuetzteren Stellen die ich ansteuerte, waren wiederum nicht ideale Pilkstellen. Na wenigstens bekamen die beiden mal einen Schnupperkurs ueber die Artenvielfalt hier.

Zum Schluss packte ich auch noch die Lachsruten aus und die Downrigger. Aber das Silber wollte ueberhaupt nicht kooperieren. Kurz vor Schluss ruckte die Lachsrute tatsaechlich noch ein zweimal los aber es waren wieder nur Felsenbarsch und Greenlings. Es sollte einfach nicht mehr gehen heute. Aber wir hatten eine Menge Spass zusammen gehabt. Zurueck an der Marina schnitt ich uns die leckeren Filets vom Heilbutt und die beiden fuetterten den Rest an die wartenden Robben. Das sahen sie auch nicht alle Tage. Dann setzten wir uns noch einen Moment auf einen Drink im Schatten zusammen und liessen den Tag ausklingen.

Gute Reise und tolle Abenteuer den beiden! War ein schoener Tag!

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Schön mal wieder von dir zu lesen. Freue mich immer sehr auf deine Berichte, egal ob nun Lachs, Heilbutt oder irgendwas ausm Fluß. Wie immer sehr unterhaltsam.
 
Da hattet ihr ja ne bunte Strecke bei schönstem Wetter in schöner Umgebung, so was ist immer interessant, danke fürs Einstellen.
 
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