RB 7 - 2012, Flatanger Rorbu

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Reise Flatanger Rorbu 05.07-13.07. 2012​

Um vier Uhr in der Frühe ging es Richtung Kiel zur Fähre nach Oslo. Teilnehmer waren Jimmy, Harti, Hansi, und meine Wenigkeit.
Die Fahrt führte von Coburg über Bad Salzungen dann gen Norden. Alle freuten sich auf die Fähre und die gemütliche Anreise ins gelobte Land der Trolle. Um elf Uhr wurde in Kiel am Norwegenkai eingeschlagen. Einchecken, Wagen abstellen und dann das obligatorische Pils zum Abschluss der ersten Reiseetappe. Von hier aus wurde Teilnehmer Nr. 5 verständigt, der noch Zuhause war und sich am Freitag Morgen von Nürnberg per Kampfjet nach Oslo begeben wollte, der Absprung in Oslo war für 11'30 geplant, genau der Zeitpunkt um ihn dort nach unserer Ankunft aufzulesen.
Die Fähre legte pünktlich ab und sofort wurde das Büfett geordert, ohne Mampf kein Kampf, oder ohne Verpflegung keine Bewegung, es war wieder Super.
Später wurden im Irisch Pup noch ein paar Pils und Malts die das Haltbarkeitsdatum überschritten hatten vernichtet. In dieser doch sehr euphorischen Stimmung ging meine Wenigkeit ins Casino und steckte etwas Kleingeld in einen sogenannten Einarmigen Banditen, zum Schluss wurde aber selbiger zum Opfer und ich ergaunerte einen schönen Batzen Geld, die halbe Reise war bezahlt. Mann o Mann war das ein Anfang das geht ja gar nicht zu Toppen, oder doch?
In Oslo angekommen nur noch durch die Alkoholschleuse, die Männchen mit so niedlichen grünen Signalwesten schauten ins Auto, sahen meine großen glücklichen Kulleraugen (wodurch auch immer hervorgerufen) und winkten uns weiter zur Absprungstelle nach Gardermoen. Damian Nr.5 konnte durch präzise Koordinaten und Uhrenvergleich eine sogenannte Punktlandung hinlegen und begleitete uns von da ab bis zum Endziel. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, wir wechselten alle 2-3 Stunden den Fahrer.
Nachts um ca. Zehn Uhr gelangten wir ins Kampfgebiet, wo uns eine Norwegerin mit sehr guten russischen Sprachkenntnissen (oder andersrum) freundlich empfing.

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Von diesem Augenblick an veränderte sich die Situation innerhalb der Truppe dramatisch. Die Häuser sind sehr schön, leider haben sie das Endstadium noch nicht erreicht, die Veranda war eine einzige Baustelle, klopfen , hämmern, bohren den ganzen Tag.
Die Bootseinweisung war sehr kurz, da sich besagte freundliche engruss (englisch, russisch) sprechende Admiralität nicht mit dem Navi auskannte.

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Die Sitze seien nicht fest, es fehlen ein paar Schrauben, richtig wenn man statt M8 nur M6 verwendet fehlen die irgendwann, nicht irgendwann bei uns immer. Bei Wellengang und die dadurch aus den Gleichgewicht gebrachte Selbstkontrolle des Körpers, der reflexartig nach Halt suchend, einen nicht befestigten Bootssitz erwischt, hat schlechte Karten! Die Boote mit den vorhandenen Navi-GPS Echoloten sind spitze echt stark.


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Der Filitierraum ist wenn man außer Acht lässt, das die Beleuchtung zwar angebracht aber keine Steckdose vorhanden ist, die Wasserleitung in einem Schacht mit einem drei Meter langen Kantholz eingeschalten werden muss, recht passabel. Die Gefriermöglichkeiten mit 140l Truhen sind meiner Meinung nach grenzwertig, einen guten Fangtag oder Trophäenfisch wird sie nicht schaffen. Im großen und ganzen ist die Anlage noch nicht so richtig auf Anglergruppen eingestellt oder geplant. Es fehlen noch Räumlichkeiten für stinkende Angelklamotten und Equipment. Ich habe aber die Hoffnung, da DinTur dahintersteckt, das alles in ein paar Wochen oder Monate anders aussieht. Zu erwähnen wäre noch die Anfahrt zur Parkbucht der Boote, die bei Ebbe schon etwas Erfahrung voraussetzt. Wir konnten die russische Hafenkommandatur höchstpersönlich beobachten, wie man es nicht machen sollte.
Am nächsten Tag versuchte sie es auf den sehr starken Wind zu schieben, der tatsächlich an diesem Abend mit mindestens 0,01-0,05m/s durch den Hafen tobte.

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So Wir wollen uns aber jetzt mal den schönen Dingen widmen, hält Stopp da war noch was! Die Truppe ist noch nicht vollzählig, Beppo und Kochi die europäischen Langflieger fehlen noch, Beppos Frau ist Flugbegleiterin bei Lufthansa, von daher kennt dieser nur noch Fliegen und wenn es nur zu Aldi oder zum Baumarkt geht. Wenn man ne Frau bei der Lufthansa hat bekommt man noch Geld raus beim Buchen, oder so ähnlich. Die beiden flogen jedenfalls von Nürnberg nach München, von da nach Amsterdam, anschließend nach Oslo, weiter nach Trondheim dort übernachten, früh zum Abschluss Namsos wo wir sie abholten, ist doch geil oder?


Also vollzählig, auf geht's zum Angeln. Es wurde die Bootsbesatzungen eingeteilt, Boot 1 unter meiner Führung wurde mit drei Norwegenanfängern besetzt, da ich die Fähigkeit besitze, jeden in kürzester Zeit einzuhämmern wo und wie etwas gemacht wird. So aufsitzen und raus, bei Wind und sehr kaltem Wetter konnten wir nur einen mäßigen Angeltag verbuchen, nun es konnte ja nur noch besser werden, die Wettervorhersage bestritt dieses aber.

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Die nächsten zwei Tage waren identisch, abgesehen von ein paar schönen Dorschen, Seelachs Kategorie zwei und ein auf dem Rücken schlafender Leng (er wurde am Grund im Bauch gehakt), wurde wenig gefangen. Mit meiner Bootsbesatzung mal abgesehen vom ersten Tag, bei dem ich eigentlich nicht so recht zum Angeln kam, da es Schnursalat, Hänger, Abriss, Ermahnungen, Einweisungen, und Fische versorgen bedurfte, wurde es immer besser.

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Weiter geht es mit Angeln und so manches Ereignis das nicht vorhersehbar war. 4Wochen vor dieser Reise bekam ich von meiner Tochter Mara einen RoyberJig Farbe Seelachs, eine Zigarre von meinem Patchworksohn André zum Burzeltag geschenkt. Der kubanische Genussprügel der beim bloßen Anschauen schon eine Kiefersperre und eine schnellere Verdauung vorhersagte, hatte den Weg nach Flatanger angetreten. Beide sollten bei einem Gegenübertreffen mit einem Heilbutt zum Einsatz kommen, der Royber davor, die Zigarre danach. Dazu aber später.
Am dritten Tag versuchten wir die nordwestliche Ausfahrt zum offenen Meer, leider war der Wellengang sehr stark und einige der Frischlinge bekamen im Gesicht die Farbe frisch gelandeter Marsmännchen. Also Kameraden vorwärts wir ziehen uns zurück. Auf dem Weg in Richtung Hafen konnten wir leider bis auf einen schönen Pollack nur Heinzen fangen. Was ist nur los, wo sind die Boysen? So schnell wollten wir nun doch nicht aufgeben, also los ab in den Knottfjord. Vielleicht findet dort eine Generalversammlung der Ü 5kg statt. Gleich nach der Durchfahrt unter der Brücke ein sehr starkes Signal das auf Fisch vermuten ließ. Also alle Maschinen Stopp, Angeln raus, hoffentlich nicht wieder Heinzen, aber das Gezappel ging schon los. Als meine mehr als professionelle Crew die Beute nach oben holte war ich doch etwas erfreut, denn es handelte sich um Makrelen, schöne Fette Makrelen. Als alle drei Kameraden versuchten ihren Christbaum voll mit Makrelen ins Boot zu legen, war bei mir eine Hyberventilation beider Lungenflügel zu bemerken, einhergehend mit einem Schweißausbruch der dem Honefoss alle Ehre macht. Alles wird gut, ruhig Brauner und so war's. Wir fingen schöne Makrelen, die Gesichter entspannten sich, so schnell die Minitune da waren, so schnell waren sie aber auch wieder weg.
Wir klapperten den Knottfjord auf alle verheißungsvollen Stellen durch, am Ende blieben nur noch drei Dorsche am Pilker hängen. Was soll's Natur pur, der Fischadler am Himmel, Freunde im Boot, so tuckerten wir nach Hause.

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Fische versorgen, einschweißen, Hansi unser Smutje bereitete ein leckeres Fresschen zu. So nun wird ein fünf Liter Fender angeschlagen, mein Bowmore Singl Malt wurde entjungfert und machte seine Runde. Für den nächsten Tag war Wind mit 6-7m/s angesagt, wir wollten die westliche Ausfahrt Richtung Villa nehmen, sollte das Wetter es nicht hergeben, bleiben wir im Fjordgebiet.

Der nächste Morgen war wieder kalt, Wind wie vorausgesagt, Ausrüstung checken, Boote klar zum Gefecht, Mannschaft ins Gewissen reden, Aufstellung, durchzählen, Kampfgebiet bekanntgeben und ab. Im Führerstand schon angekommen fiel mir ein ich hatte das kubanische Müllheizkraftwerk vergessen, also zurück. Herr Kaleu wo geht's hin rief die Mannschaft, als ich die Erklärung gab, das doch heute mein Heilbutt mit mir in Kontakt treten wolle, konnte ich auf allen 6 Gesichtern ein breites Grinsen bemerken, als ich im Haus die Zigarre holte, bildete ich mir ein sogar lautes Gelächter im Hafengebiet zu vernehmen. Na wartet nur gemeiner Mannschaftspöpel. Alles am Mann dann los. Im Konvoi mit vorschriftsmäßigem Sicherheitsabstand ging es Richtung Villa und deren vorgelagerten Schären.

Ach ja Heinzen sind kleine Seelachse und Boysen alles über Armlänge.

So wir sind also auf den Weg nach Villa, diese Insel bestückt mit einem Leuchtturm ist ca. 12 km vom Leitstand entfernt. Mit unseren Booten mit jeweils 70 PS bzw. 50 PS waren wir sehr gut ausgestattet. Schraubt man den Quirl auf Volle Kraft voraus erreicht man Geschwindigkeiten, die man nur von Rentnern auf der Landstraße kennt, fast 60km/h!
Nach ca. 45 Minuten sahen wir vor uns die Insel auftauchen, bis dato war der Wellengang für alle noch verträglich, je weiter wir aber auf das offene Meer fuhren umso schlechter und höher wurde die Dünnung. Da ich ein sehr einfühlsamer Zeitgenosse bin, drehte ich links ab, um hinter zwei Schären etwas ruhigeres Fahrwasser anzupeilen. Kaum die Drehzahl minimiert Fischalarm! Runter mit dem Gerödel und zuschlagen. Macht Boot 1 keine Schande! Bei einer Wassertiefe von 65 Meter hatte Damian den ersten Fischkontakt, die Rute krümmte sich im Halbkreis, ich glaube in diesem Moment spulte ich in 5 Minuten das kleine Anglereinmaleins ab, Damian hat in seinem ganzen Leben keinen größeren Fisch gefangen wie die in seinem Aquarium. Von daher sollte der Fisch den kürzeren ziehen und wie er zog, er zog und zog. An Damians Gesichtsausdruck konnte ich ableiten, daß er sich das etwas leichter vorgestellt hatte, die Gesichtsmimik hat man eigentlich an Orten, wo man sich hinsetzt und Klopapier sehr wichtig ist. Gott sei Dank war das Kampfgerödel aus meiner Waffenkammer, somit zuverlässig wie ein Lanz Bulldog. Langsam konnte man unter der Wasseroberfläche etwas Helles schimmern sehen, ein sehr stattlicher Dorsch kam an die Oberfläche, das Gaffen war reine Routine und rein ins Boot. Knüppel aus den Sack und drauf, Kehlen und dann Beute anglotzen.
Damian sah man deutlich die Spuren seines Kampfes an, dem Dorsch erst recht. Meiner Schätzung nach ein zwanzig Pfünder, oder zwei Gefüllte Fender. Weiter so Männer, der nächste Biss erfolgte bei mir, nachdem ich erfolglos abgelassen hatte, beim hochkurbeln erwischte ich ein vorbeifahrendes U-Boot der norwegischen Kriegsmarine, so jedenfalls fühlte es sich an. Jetzt wassergekühlte Scheibenbremsen das wär's. Aber mit meiner Avet 4/6 zwei Gang und einer Penn Ugli Stick werde ich so schnell mein Kommando nicht abgeben, es dauerte nicht lange und mein Gegner sah vier Gesichter auf sich zukommen, der eine hat einen gebogenen Haken in der Hand , der zweite einen schwarzen Knüppel , der dritte war vom Kampf davor noch lahmgelegt und der vierte war am Grinsen, ich zog eine Seelachs Kat. 3 an Land, Quatsch an Bord.
Mein Freund Kochi hatte kein so großes Glück, lediglich einen Seelachs Kat.2 konnte er überlisten.
Nach etlichen erfolglosen Driften setzten wir um, da der Wellengang etwas nachgelassen hatte. Wieder raus in die Dünung, keine Fischechos, dafür kleine Nadelstiche in Vorschau, in 80 Meter, kann man ja mal schauen. Nach ca. 50 Metern ruhte sich die Schnur aus, ein untrügliches Zeichen für Feindkontakt. Zu und hoch und sitzt, da schaltet doch jemand auf Nachbrenner, fasten seat belt oha, Kampfgurt von hinten nach vorne, einstecken, eingerastet, Mann gesichert und los ging es. Ein Tanz wie ich ihn mir erhofft hatte, immer wieder hörte ich Hemingway der mir gute Tipps zuflüsterte. Nur das komische Rütteln am anderen Ende machte mir Kopfzerbrechen, was will der da unten verdammt. Nach zehn Minuten ermüdete der Gegner zusehends, durch meine Polari-Brille sah ich ihn kommen, das Schwein, nein zwei Schweine feiste Seelachse von stattlicher Größe. Nur gut dass ich mein Vorfach aus 1mm selbst binde, die ersten Jahre verlor ich sehr viele gute Fische, weil der eine dort hin wollte und der andere nicht. Ja so soll es sein. Vor lauter Nahkampf entging mir doch tatsächlich die derzeitige Wetterlage. Als ich die Fische versorgt hatte und in Richtung Mutterbrust (Geborgenheit) schaute bemerkte ich eine wie aus dem Nichts auftauchende Dünung die sich stellenweise ca. 3-4 Meter aufbaute und auch umrollte. Sichtkontakt zu Boot zwei herstellen, die aber erfahren genug waren und schon auf uns zufuhren, Handzeichen Marsch Marsch diese Richtung wie ich zeige 12000. Innerhalb von zehn Minuten rollten mächtige Wellen auf, für meine Neulinge eine Erfahrung mehr und ein bleibender Eindruck, der nicht der letzte war, wie ihr noch erfahren werdet.
Auf dem Weg zurück kamen wir geschützt durch die Schären wieder in ruhigere Gefilde. Herr Kaleu schauen sie sich mal diese Unterwasserberge an, hörte ich Kochi. Ein Blick auf die Karte, links Schwenk Marsch mit halber Kraft, Zielgebiet erkunden. Bei einer Erhebung zweier Gipfel unter Wasser, spielte das Echolot verrückt. Ich bemerkte in den Augen meiner Kameraden ein Blitzen und Glitzern verbunden mit einer Spur unmenschlichem Drang zu töten, zu fangen, das Norwegenfieber hatte sie erwischt. Maschine Stopp, alles Vorhandene ins Nasse!
Jetzt hatten wir eine flächendeckende Heinzenfarm erwischt vom Feinsten. Na klasse, ein paar von den Lütten die einigermaßen gingen nahm Kochi als Grillfisch mit. Mir wurde die Sache zu blöde, schwups Kiste auf, Royber raus und ran. Als ich meine neue Geheimwaffe zur Erprobung in die Tiefe entsandte, konnte man den Kontakt mit Heinzen förmlich spüren, durch und Grundberührung bei 50 Meter, fünf Meter hoch Stellung beziehen! Nach nicht einmal 3 Minuten zuppelte und lutschte was am Gummi, gaaaaanz zaghaft. Langsam immer aufdringlicher bis ein Zug zu verspüren war, jetzt aufs Zifferblatt! Alle Neune, Volltreffer, Blattschuss oder wie auch immer, jedenfalls wollte der Unbekannte gar nicht so recht nach oben, das Spiel von vorne, Kampfgurt von hinten nach vorne, einstecken, Kupplung einrasten, Anpfiff! Jo Anpfiff wie am Bahnhof, D-Zug Richtung unbekannt.
Er rüttelt sich und schüttelt sich, er nach unten ich wieder hoch, bei nur noch 10 Metern ein letztes aufbäumen eine kurze Flucht, dann kam er ans Tageslicht, ihr kennt ja die Geschichte vom kubanischen Abführmittel, das in meiner Jacke steckte. Hansi gaffen, keine Zustimmung, Hansi was ist denn, ich nicht ne ne, wenn so ne Platte vorm Boot liegt, kann man nicht noch lange über " hast nen Pimmel oder ne Muschi unten dran?" diskutieren, also dem erstbesten in diesem Fall Kochi die Angel in die Hand, Gaff aneignen, Arm in Zwölf Uhr Stellung, Zentrierung und sauber final beenden. Ja da lag er nun, auf und ab wippend, Werkzeugwechsel! Schädelbasisbruch mit Aderlass war vorhersehbar. Durch die enorme Rauchentwicklung an Bord, entstanden durch anzünden der sich im Mund befindlicher kubanischen Rauchfackel, sowie eines animalischen Urschreis, wurde Boot zwei aufmerksam und kam langsam angetuckert. Alle freuten sich über den schönen Heilbutt, nur so schön Grinsen wie am Morgen konnte keiner mehr!

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Jetzt aber zurück zum Leitstand, irgendwie hatte ich eine sehr trockene Zunge. Alkohol an Bord gibt es bei mir genauso wenig wie beim Autofahren. Wir beschlossen auf dem Rückweg heute das gemeinsame Eisbeinessen stattfinden zu lassen.

So wir hatten alle Fische versorgt und eingeschweißt.
Der Eisbeinabend, Haxenessen, Salzknochenorgie oder wie auch immer, sollte um 20°° Uhr beginnen. Hansi, Smutje unserer Crew hatte schon besagte Schweinebeine in die Töpfe geworfen, solange wir uns in duschten und den feinen Zwirn anzogen. Dieses Ritual ist zum festen Bestandteil eines jeden Norge- Aufenthaltes geworden, mit Sauerkraut und Brötchen ein Festessen. Da diese Art der Nahrungszufuhr sehr fetthaltig ist, wird nach dem Essen ein sogenannter Lebensmittelneutralisator eingenommen! So mancher Kamerad holt aus seiner privaten Schatzkammer an diesem Abend bis dato versteckte Köstlichkeiten. Branntwein, Klarer, Kräuterschnaps und vieles mehr kommt zu Tage.
Nebenher wurden etliche Blechfender angeschlagen. Der Abend wurde sehr kurzweilig, bis spät in die Nacht wurde nach Schafkopf geklopft. Die Heinzen wurden zu Boysen, das Wetter war völlig egal und so manch einer sprach zum Schluss auch noch engruss! Am nächsten Morgen sah die Truppe ziemlich erbärmlich aus, Augen wie ein Opossum, Gehörgänge wie eine Katze, durstig wie die Kamele, so traf man sich an den Booten. Männer wer saufen kann, kann auch Angeln!!! Aufsitzen, der Fisch ruft. Ja, Ja nicht so laut. Wir hatten nur noch zwei Tage, heute war wenig Wind angesagt, so dass wir noch einmal Villa anlaufen wollten. Auf der Fahrt dorthin, vernahm ich vom Heck her komische Motorengeräusche und Mövengeschrei. Motor drosseln, umdrehen war die normale Reaktion, ich sah einen Schwarm Möven hinter uns herziehen, obwohl wir noch gar nicht angelten.
Erst jetzt bemerkte ich Hansi, der in einer sogenannten Zwangshaltung den Kopf über die Reling steckte. Er versuchte mit mehr oder weniger Erfolg, sein Eisbein nicht anal wie üblich, sondern oral zu entsorgen. Wahrscheinlich steckte der Knochen im Ansaugstutzen, er tat mir leid. Seine quälende Geräusche gingen durch Mark und Eisbein. Nach dem fünften und erfolgreichsten Versuch hörte er Gott sei Dank auf, auch die Möven waren satt!! Dies war das bittere Resultat einer überhöhten Dosis Blutwurz, dieser wird in der Oberpfalz gebrannt und hat 50% Alkohol. Ursprünglich wurde dieser als Wundermittel gegen Maul u. Klauenseuche, Milzbrand sowie Eutervereiterung bei Paarhufern
eingesetzt. Er überlebte, es ging weiter. Der Wind hatte sich fast völlig gelegt, Villa wir kommen. Dort musste doch was gehen heute, nur es ging nichts. Bis auf zwei VB Seelachs Kat.2, die aber noch einen Notruf absetzen konnten fingen wir nichts. VB= Vorgeschobener Beobachter. Ach ja ein Rotbarsch glotze mich noch mit Augen an, die mir wenn ich mich umschaute irgendwie bekannt vorkamen. Wir versuchten alles, verflucht Ententeich und keine Fische. Speedpilken 100 gr. kurzes Zuckeln, volle Pulle hoch, hängt doch tatsächlich ein Heinz dran, der bei 80 Metern in den Aufzug stieg. Als ich ihn vom Haken befreite, bildete ich mir ein das seine Außenhaut wie bei Eintritt der Apollo 13 in die Atmosphäre durch die Reibung leicht erhitzt war.
Zwischenzeitlich zog sehr starker Nebel auf, innerhalb von wenigen Minuten konnte man kein Land oder Insel mehr ausmachen. Boot zwei wurde auch verschluckt, obwohl nur 200 Meter entfernt. Hat man in diesem Fall kein GPS, Navi oder ähnliches an Bord hilft nur stehenbleiben. Wir hatten beides, sollte vorhandenes Gerät ausfallen, habe ich immer noch mein Mobiles GPS an Bord. So jetzt sagt mir doch mal wo es hier Richtung Land geht. Hier entlang Herr Kaleu, richtig dort ist Land, das heißt Grönland, leider langt aber unser Treibstoff nicht Männer!!! Eine Erfahrung mehr für die Neulinge, wie man sich doch irren kann, ich muss gestehen ich wusste es nur weil ich vor dem Navi saß. Boot zwei erschien auch längsseits und wir konnten wieder Richtung Leitstand aufbrechen.
Im Inneren angekommen lichtete sich der Nebel und wir beschlossen den Knottfjord ein letztes mal zu beangeln, nichts rein gar nichts, abgesehen von Heinzen. Es war wie verhext,
Bullshit.
Aufbruch wir tuckern in den Hafen.
Jetzt begann der Teil einer Angelreise, der nicht so sehr glücklich macht. Harti und ich waren für das Boot zuständig, Klar Schiff, Angelgeräte usw. mussten gesäubert werden.
Jimmy und die anderen waren für die Unterkunft zuständig, Als alles fertig war, verständigten wir die freundliche Admiralität um die Abnahme und die damit zusammenhängende Kaution ins Reine zu bringen.
Unser Teil mit dem Boot war überhaupt kein Thema, als Kommodore vom Anleger in Richtung Unterkunft trollte, hatte ich ein weniger gutes Gefühl. Als erstes stürmte sie auf den Staubsauger zu, machte ihn auf und sagte wenn wir doch saubermachen, so sollen wir dies gewissenhaft tun, auswaschen! Hat jemand schon mal einen Staubsauger ausgewaschen? Der Gang hoch in den ersten Stock begleitet von Jimmy verhieß nichts Positives. Ich hörte Jimmy nur noch rufen, not with us, i’am not your husband, als Jimmy die Treppe herunterkam erzählte er, das die Betten auf Seite gerutscht wurden und mit dem Finger nach Staub gesucht wurde. Jimmy hatte so komische blaue Stränge am Hals die in rhythmischen Abständen pochten, dummerweise stellte mir sich in diesem Moment die Frage, ob ein Filetiermesser mit der Spitze voran sich verbiegt oder abbricht? War aber nur kurzfristig der Gedanke, die Stalinorgel bemerkte wahrscheinlich die Gefährlichkeit der Lage und verrechnete die Kaution mit der Spritrechnung.
Puh jetzt volle Kraft voraus nach Kiel. Im Doffrefjell wurde es ganz schön duster, wir kamen aber wohlbehalten an der Fähre an. Da ich ja auf der Herfahrt so viel Dusel hatte, nahm ich mir vor, den einarmigen Banditen nochmals zu besuchen. Ich möchte es gar nicht erzählen, ich rupfte das Huhn bis es keine Federn mehr hatte. 5000 Kronen zahlte mir der Oberfinanzdirektor in schönen braunen Scheinen aus. Das musste gefeiert werden, bis zum Verlust der Muttersprache, ach war das schön.

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Fazit:

Unterkunft: Ist noch nicht fertig, wenn fertig dann gut.
Boote : Super, Navi genial, Sitze hoffentlich jetzt fest.
Angelgebiet: Super, muss ich noch mehr erkunden.
Service : bis auf Benzin besorgen, lässt zu wünschen übrig. Aber freundlich!
Für das Wetter kann keiner was. Ich komme bestimmt wieder.


Gruß Roland
















 
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