RB 10 - 2012, Rolvsøya - die Insel der Kapitalen

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Naffen-Memberreise 2012: „Rolvsøya - die Insel der Kapitalen“​

Fragt man Nordkap-Angler nach ihrem Zielfisch, so kommt nicht selten nach einem blitzenden Leuchten in ihren Augen die eine Antwort: Heilbutt. Dabei unterstreicht ein erwartungsvolles Lächeln die Sehnsucht und die Hoffnung dem Mythos Kveite ganz nah zu kommen. Für viele “Fishermans” ist der Drill des Gladiators der Nordmeere die Königsdisziplin ihres Sportes und zugleich ein Magnet, der sie immer wieder zu den nördlichsten Gefilden Norwegens zieht.

Für uns ging der Wunsch nach Rolvsøya, eine Insel in der Nähe des Nordkaps, zu reisen Anfang August 2012 in Erfüllung. Ein Team unterschiedlichster Leute, aber mit einer Gemeinsamkeit: Member des Norwegischen Angelforums zu sein – traf sich dort oben. Fast ein Jahr Vorbereitung mit e-Mail-Austausch und Telefonaten schuf die optimale Voraussetzung 10 Tage Gäste im Camp von Daniela Hintze und Kai Deutschland sein zu dürfen.

Erst Anfang Juli von den Gezeiten aus dem Hardangerfjord gespült, wurde ich bereits einen Monat später mit der Flut in den Tufjord gedrückt. Für mich war es die erste Begegnung mit der unwirtlichen Natur hier im äußersten Norden. Nicht dass ich enttäuscht gewesen wäre, nein, aber die zum Teil wild-karge Mischung aus Taiga und alpiner Felslandschaft ist auf den ersten Blick doch etwas gewöhnungsbedürftig, auf den zweiten aber wirklich eine karge Schönheit.

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Nachtstimmung am Trollsund​

So trafen 14 noch etwas müde wirkende Angel-Enthusiasten am Montag, 6. August am Tufjord ein. Für den großen Teil der Gruppe war die Anreise zwar problematisch, denn ein Vogelschwarm sorgte für reichlich Verspätung, aber das sonnige windstille Wetter hier oben entspannte dann doch die Gemüter. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Daniela und ihrem Lebenspartner Kai bezogen wir die toll ausgestatteten Rorbuer und waren augenblicklich von der davor ankernden Flotte des “Rolvsøy-Tourist” und der Ruhe abseits der großen Anglercamps begeistert.

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Rolvsøya-Tourist-Flotte​

Mit drei Kabinenbooten der Avorklasse (215/230) und einem Kaasboll wollten wir die nächsten Tage in See stechen. Schon jetzt kribbelte es in den Fingern und die Vorfreude darauf war einfach riesengroß.

Die Bootsbesatzungen waren von den beiden “Leadern” Micha und Silvio – die dankenswerterweise auch den Gepäcktransport übernahmen – bereits Anfang des Jahres festgeklopft worden. Unsere gemischte Quadriga (siehe Kurzporträts) wollte im Avor “Pascha” den Schuppentieren entgegen steuern.

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Avor-Team Anton, Roland, Kai und Tina

• Anton: der ruhende Pol im Team, angenehm, kontaktfreudig, Kumpeltyp. Wunsch? Sicher! Butt über 1 m und Dorsch jenseits 1,25 m
• Roland: erfahrener Fjordnorwegenangler, aber Greenhorn hier oben, Autor des Reiseberichtes. Hoffnungen? Natürlich. Knacken der Metermarke für Butt & Dorsch
• Kai: sehr geselliges Kerlchen, nett, hilfsbereit, Norwegenkenner. Allüren? Keine Frage. Hardcoreangler, der pfeilschnell zu seinen Lieblingen will. Aussichten? Butts in XXL
• Tina: erfahrene 71° North-Powerfrau, intelligent und sehr sympathisch. Allüren? Na klar! Bittet immer noch um eine allerletzte Drift. Wunsch: ständige Aktion an der Rute

Die Bootseinweisung war schnell erledigt und das langersehnte “go” konnte endlich kommen. Für das “warm up” konnten wir einige Dorsche, Schellfische und sogar den ersten maßigen Butt gewinnen.

Doch es war absehbar, dass uns die Nachwehen der Reise irgendwann einholen würden und so beschlossen wir, den ersten Tag relativ früh ausklingen zu lassen. Müde, aber erwartungsvoll legte sich ein jeder in seine Federn und in allen Kojen lief der gleiche Traum: Mein Heilbutt-Drill …

Allein die Möglichkeit, dass ein Traum wahr werden könnte, riss uns am anderen Morgen früh aus dem Schlaf. Also ab zu den Avors und in Richtung Trollsund davon gebrettert.

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Trollsund​

Gott sei Dank war mit Tina eine Protagonistin in unserem Boot, die sich hier oben bereits Meriten erwerben konnte. Mit stattlichen 64 kg/1,68 m steht der Name Kveite ganz oben auf ihrer “personal best”. Chapeau! Wenn ich da meine Liste bezüglich der Butts ansehe, so überkommt mich schlagartig ein eiskalter Schauer und der Unterschied David zu Goliath wäre wohl noch geschmeichelt. Sei’s drum. Wir sind hier im Traumrevier der großen Platten und nicht an der Klagemauer in Jerusalem. Auf geht’s! Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden.

Wir fuhren links in Richtung Süden raus und erlebten dort wahre Sternstunden. Auf einer Strecke von ca. 1200 m standen die Dorsche wie die Terrakotta-Soldaten in China. Nach Ablassen der Gummifische und Pilker knallte es bei allen gleichzeitig und im Dreivierteltakt. Dubletten und große Einzelfische wurden reihenweise über die Planke gezogen und wir kamen uns vor wie im Cannabis-Rausch. Die Party machte so richtig Spaß, aber nach einer halben Stunde entschieden wir uns, die Dorsche nicht mehr ihrem nassen Element zu entnehmen. Kai, der Käp’tn vom Avor-Team „Pascha“, schlug vor mal die platten Freunde zu besuchen.

Und ich sage euch Männer, es gibt Frauen, vor denen können wir nur den Hut ziehen. Tina legte nach ihrem gestrigen Einstiegsbutt noch einen drauf und servierte einem 17,5 kg-Butt ihren weißen 270 g Stormi.

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Tinas Butt​

Der konnte dieser Offerte nicht widerstehen und landete nach einem beherzten Drill im Boot. Die Freude war riesig. Wir Mannsbilder klatschten Tina ab und zollten ihr unseren Respekt. „Einfach phänomenal, Tina! Es ist toll, dass du in unserem Team bist. Wenn das so weiter geht und diese Tendenz anhält, was soll das noch werden?“, war der Tenor der drei gestandenen Mannsbilder.

Es gibt Tage, da weißt du nicht warum nichts geht und es gibt Tage, da weißt du nicht warum es beißt. Jenen Tag durfte Anton erleben. Zuerst beim eher langweiligen Rothäute-Angeln hatte er gleich eine Triplette der stachligen, aber delikaten Rotbarsche und später eine weitere der kampfstarken Heilbutts. Komischerweise schienen diese in den silbernen 100 g Pilker mit rotem Makk vernarrt zu sein. Der Lauf aber war noch nicht zu Ende, denn feiste Dorsche und Schellfische wollten unbedingt seine Bekanntschaft schließen. Zwar war es für ihn ein ausgesprochen anstrengender Tag, aber der Glückspilz ging diese Nacht nicht allein ins Bett – eine Frau namens “Mobilat” wollte wohl unbedingt mit ihm kuscheln…

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Antons Rothäute Triple​

Aber auch auf den anderen Booten wurde erfolgreich gefischt. So reizte eine 30 cm bestückte Köhler-Runningboom-Montage, die einfach nur auf dem Sandboden als tote Hose schliff, einen 52 kg / 152 cm Butt zum Anbiss.

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Detlef und Michaels Kveite-Kracher​

Dagegen wurde der altbewährte Bergmannpilker einem Flachmann von 34 kg / 137 cm zum Verhängnis.

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Flachmann von Thomas​

Eine andere Kveite in der gleichen Kategorie ging kurz unterm Boot verloren. Viele untermaßige Platten bekamen Gelegenheit erwachsen zu werden. Dies ist bei den „Rothäuten“ leider nicht möglich, denn jenseits der 100m-Tiefe ist da bereits alles gegessen.

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Rotbarschstrecke von Silvio, Uwe und Micha​

Am 71. Breitengrad ticken die Uhren eben anders. Riesiges Potential ist hier verfügbar und es scheint offenbar schnuppe zu sein, ob das Wasser auf- oder abläuft. Hauptsache es fließt – “Panta rhei”.

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Kveite aus dem Mantel geholfen​

Das Wetter drehte am Wochenende und kräftiger West-Wind fegte uns plötzlich um die Ohren. An eine Ausfahrt war nicht zu denken. “What do we want to do?” Ruhen oder Fernsehen? Und das bei dem Adrenalinspiegel? Unmöglich! Wir kamen uns vor wie englische Vollblüter in ihren engen Startboxen kurz bevor das Rennen abgeht. Alle wollten doch nur eins: raus. Die Lösung präsentierte schließlich Kai, der uns zum Plattfischangeln fuhr. Mit leichtem Geschirr rückten wir ihnen auf den nassen Leib. Spaß statt Frust war nun die Devise. Nicht Klieschen oder Schollen interessierten sich für unsere Montagen, nein, drei Butts sorgten für reichlich Adrenalin. Leider verhinderten Seile deren Landung. Aber was wären Angler ohne Alternative? Im dichten Moos versteckten sich leckere Rotkappen, die uns das Abendmahl bereicherten.

Endlich an den letzten beiden Angeltagen zeigte sich Thor wieder von seiner netten Seite, sodass wir doch noch die Großdorschstelle ansteuern konnten. Kleinköhler griffen sich beim Ablassen “unaufgefordert” die mit großen Drillingen bestückten Bergmannspilker und wurden “ungewollt” die Beute der Großdorsche als Überbeißer.

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Rolands Dorsch​

Dass es auch mit normalem Pilken geht, bewies hermi, als er einen 16 kg / 127 cm Skrei die Welt über der Barentsee zeigen konnte. Aber auch Kai war überaus erfolgreich und drillte sage und schreibe 9 kapitale Dorsche, die wenn möglich releast wurden.

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Kais Dorsch​

Doch die Krönung des Ganzen geschah am letzten Angeltag. Man glaubt es kaum, aber in einem kleinen unscheinbaren Fjord schienen unsere platten Freunde förmlich gestapelt zu liegen. Man staune, ganze 14 Butts fielen auf die verführerischen Aktionen von Bergmannpilker und Stormie herein und wir konnten unsere Bestmarke auf 28 Kveite katapultieren, wobei davon 12 maßig waren. Fast alle konnten in ihrer Heimat bleiben und für Nachwuchs sorgen.

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Butt-Bekanntschaft​

An dieser Stelle muss ich unbedingt etwas loswerden. Durch ein Missgeschick musste ich mich kurz vor der Reise einer kleinen Daumennagel-OP unterziehen und war somit etwas gehandicapt. Dank meiner drei Mitstreiter kam ich dennoch prima über die Runden, denn Tina, Anton und Kai können das Wort Hilfsbereitschaft nicht nur schreiben, nein, sie können es auch noch buchstabieren. Bedanken möchten wir uns bei hermi und Micha als die Top- Organisatoren dieser Tour, Daniela und Kai, bei denen man sich einfach nur wohlfühlen kann und Norbert, der als exzellenter Kenner der Nord-Norge-Szene viele Tipps für mich parat hatte. Apropos Tipps. In die große Runde gefragt, welcher Köder denn nun der Bringer hier oben gewesen wäre, bekam ich die unterschiedlichsten Antworten. Klar, da haben viele Faktoren Einfluss auf das Ergebnis, aber tendenziell schälten sich Bergmannpilker mit große kräftigen Drillingen, Naturködermontage als Runningboom und leichte Gummifische (Ronz, Sandeels, Stormis etc.) heraus. Aber jeder Köder kann eben nur seinen ganzen Reiz entfalten, wenn er auch richtig geführt wird. Als Combo sind Ruten der 20 bis 30 lbs-Klasse und Rollen mit entsprechender Tragkraft gepaart mit multifiler farbiger Schnur völlig ausreichend.

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Kveite-Duo​

Die sehr erfolgreiche Naffen-Membertour fand ihren krönenden Abschluss in Havoysund bei Matthias Brockhaus. Erfolge müssen gebührend gefeiert werden und so genossen wir delikate Kamtschatka-Krabben, auch wenn eine gewisse Wehmut dabei nicht zu verbergen war.

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Kamtschatka-Krabben-Essen​

Das Erlebnis Kveite mit all seinen prickelnden Höhepunkten genießen und vor allem diese Performance im Drill mit den rasanten Fluchten erleben zu dürfen, ist für uns Angler der Olymp. Wer Nervenkitzel pur mag und Adrenalinschübe liebt, der trifft hier oben genau ins Schwarze. In diesem Sinne: „Ser deg snart Nordkapp!“ oder zu gut Deutsch „Bis bald Nordkap!“

Als Abschluss noch ein paar Pics, die dazu beitragen sollen, dass diese Naffentour noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Drei tolle Typen - Silvio, Uwe und Micha

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Stormi – der Buttbringer

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Naffentour-Dinner

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Hauptpreis für Anton im Angelwettbewerb

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Inge – der Butt bleibt in der Familie

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Gute Freunde - Torsten, Jürgen und Bernd

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Und wenn der Rücken noch so schmerzt …

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Wollgras

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Mitternacht am Trollsund​
 
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