Lachsangeln Vancouver Island, BC

Nanu, habe mich nach längerer NAF-Abstinenz auf ein paar schöne Winter-Chinook Bilder gefreut! :o
Was war los Christoph, hattest du keine Zeit zum Fischen?
 
Verdamp lang her das ich hier was hoeren lassen habe. Es gab aber auch kaum was zu berichten. Habe eine grosse Hausreno am Hals, war mal im alten Europa im Urlaub und habe am Boot herumgebastelt ohne es mal am Fisch zu testen - bisher. Ein paar Trips zu den lokalen Seen auf Forellen aber sonst war anglerisch bei mir noch nicht viel los dieses Jahr. Hoffe das aendert sich bald.

Hier mal ein paar coole Videos auf die ich gestossen bin; wir hatten gestern Abend eine Maennerrunde um unseren diesjaehrigen Port Hardy Angeltrip zu bequatschen - alle freuen sich riesig auf die gefraessigen Lingcods - daher die Videos. Viel Spass!


Tobias, ich schreibe erst wieder wenn ich von Dir Kiwi-Fischstories und Bilder bekomme! :1poke:
 
Naja, dann mach ich mich mal direkt daran, dir ne ausführlich Email zu schreiben :aetsch:
 
Achja und die Videos sind ja einfach nur geil, ich glaube so ein Vieh muss ich auchmal fangen :bindafuer:
 
30. April und meine erste Angeltour des Jahres auf dem Meer. Ein trauriger Rekord aber besser spaet als nie. Mein Angelfreunde haben mich schon die letzten Wochen verrueckt gemacht mit ihren Fangmeldungen. Das Heilbuttjahr hatte besonders gut angefangen – gute Stueckzahlen aber auch ein gutes Durchschnittsgewicht von etwa 30 Pfund und mehr. Einige 50 – 70 Pfuender sind auch an den Haken meiner Kumpels gelandet und ich habe von einigen “uebermassigen” freigelassenen gehoert (Maximalmass 2016 ist 133 cm). Damit ist wohl die 3-4 jaehrige Kleinbuttperiode zwischen 2010 und 2014 ueberwunden.
Winter Chinooks gab es auch regelmaessig aber da gab es wohl auch Schneidertage und die Groessen liessen manchmal zu wuenschen uebrig. Mein Freund Larry hatte die Woche zuvor an der Constance Bank den Vogel abgeschossen mit 12 gelandeten Chinook und 4 behaltenen zwischen 8 und 14 Pfund. So was ist aber schon ein besonderer Tag.
So, letzten Samstag trat eine kleine Renovierungspause zu Hause ein, mein neuer Bootsanhaenger war fertig modifiziert und eingestellt und zur Wassertaufe bereit. Am Boot hatte ich auch einige kleine Verbesserungen in Angriff genommen; eine staerkere Salzwasserpumpe die ordentlich Druck auf den Deckreinigungsschlauch macht und eine neue Automatik-Bilgenpumpe. Fuer die beiden Pumpen musste ich den Benzintank herausnehmen und habe dann auch gleich den Salzwasserpumpenansaugstutzen, der vorher billiges Plastik war, mit einem ordentlichen Bronzestutzen ersetzt. Ausserdem kam noch eine LED Leselampe in die Kabine.
Mein juengerer Sohn Alexander wollte gerne mit auf meine erste Ausfahrt. Er hat sich zu einem guten und geduldigem Angelpartner entwickelt. Mein Aelterer, der sonst eher mit beim Angeln dabei war, ist jetzt ein fauler Teenager geworden, den nichts mehr frueh aus der Koje bringt. Mit Alexander hatte ich dieses Jahr schon die eine oder andere ordentliche Forelle aus den hiessigen Seen gezogen, an den Tagen an denen ich mal 2-3 Stunden Zeit fand. Aber jetzt wollten wir uns mal wieder an richtigen Fischen versuchen. Heilbutt ging noch nicht weil ich gar nichts fuer einen Duftsack hatte und auch erst mal wieder ein paar Lachsbauchlappen als Koeder haben wollte. So sollte es am Samstag auf Winter Chinooks gehen. Die Grossen sind noch nicht richtig da und die paar die schon durchzogen, sind jetzt geschuetzt und muessen freigelassen werden. Man kann momentan nur markierte Chinooks ueber 67 cm behalten vor Victoria. Gott sei Dank versorgen uns um diese Jahreszeit etliche US Lachsaufzuchtstationen im Puget Sound um Seattle herum mit einer Menge schoener Winterlachse (Fresslachse) und weil in der USA alle Aufzuchtlachse mit einer fehlenden Fettflosse markiert werden, koennen wir fein von geschuetzten (unmarkierten) und ausreichend vorhandenen (markierten) Lachsen unterscheiden und duerfen weiterangeln. Im Prinzip sind die Chinooks zwischen November und Mai hier vor Victoria zu 95% markierte US Chinooks.
Ich wollte urspruenglich am Samstag zur Constance Bank um es Larry eventuell nachzumachen. Als ich mich mit meinen Freunden Dave und Jerrod besprach, die auch raus wollten, bekam ich mit das grosses Heilbuttderby angesagt war fuer den Tag. Da ausserdem warmes und windstilles Wetter vorausgesagt war, konnte man einige hundert Boote vor Victoria auf dem Wasser vermuten und besonders auf einer guten Heilbuttstelle wie Constance Bank. Nee, das wollte ich mir nicht antun an meinem ersten Angeltag des Jahres. Auch wuerden die Marinas und Bootsrampen frueh morgens einem Autobahnvollstau aehneln und da ich mir mit meinem neuen Anhaenger noch nicht so sicher war, wollte ich mich keinesfalls in solch ein Getuemmel werfen. Ich entschloss daher noch am Freitag Abend mit Alexander zur Pedder Bay Marina zu fahren, das Boot dort in Ruhe schon einzulassen und mir einen Liegeplatz in der Marina fuer die Nacht zu besorgen. Wir konnten ja auf dem Boot schlafen! Eine neue Option die auf meinem alten Red Hot nie moeglich war. Alexander war einverstanden – Bootcamping, wem wuerde das nicht gefallen! Ging alles wie geschmiert und wir verbrachten die Nacht halbwegs bequem im Boot in der Marina. Weckerstellen brauchte man nicht da der Laerm der Heilbuttjaeger beim ersten Licht sowieso alles aufweckte in der Marina. Bloss gut, dass ich mich da nicht an der Rampe eingliedern musste. Waehrend Alexander noch weiterschlief, schipperte ich uns auf’s Meer und fuhr nach Whirl Bay. Ein wunderschoener Sonnenaufgang mit sommerlichen Temperaturen belohnten mich fuer die Entscheidungen. Ich setzte 2 Ruten an den Downrigger ein; eine mit einem glow Coho Killerblinker bestueckt und die andere mit dem verlaesslichen Nootkablinker. Beide hart am Grund gefischt.
Ich musste mich erst wieder an die ganzen Handgriffe gewoehnen und ich war ein bisschen rostig im ganzen Ablauf. Aber so nach und nach kam die Routine wieder. Leider tat sich erstmal gar nichts. Ich suchte die Bucht erst im Flachen dann im Tiefen ab. Es war auch kaum ein Anzeichen von Futterfisch zu sehen. Die Stroemung war wie an einem typischen Heilbuttag sehr gemaechlich und machte das Angeln etwas einfacher, aber liess den Futterfischen auch alle Moeglichkeiten hierhin oder dahin zu schwimmen. Dann ruckte ploetzlich der rechte Downrigger los und…. hing fest am Grund. “Sch……!” Ich rief Alexander aus dem Bett und waehrend ich sofort auf rueckwaerts schaltete und die Rute am festgesetzten Rigger ausloeste, holte Alexander den anderen Downrigger hoch und zog die zweite Rute ein. Wir bekamen alles zurueck ausser den einen Rigger; der hing felsenfest am Grund. Ich konnte nichts am Echolot erkennen, kannte die Stelle eigentlich gut und war mir auch keines Riffs oder felsigen Grundes bewusst. Es war eigentlich alles kiessig, sandig hier mit ein paar groesseren Steinen hereingestreut. Ich drehte eine ganze Runde um die Stelle wo das Kabel senkrecht nach unten zeigte aber konnte damit nicht verhindern, dass ploetzlich das Kabel direkt am Boot zerriss. So ein Mist! Ich fluchte noch eine Weile und Alexander verzog sich schnell wieder in die Kabine – in der Stimmung hatte er keine Lust mit mir umzugehen – total verstaendlich!
Na das fing ja gut an. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ich Kabel, Stoppmechanismus, Gummizug und Bleikugel wieder ersetzt hatte und der Rigger wieder einsatzfaehig war. Mittlerweile waren auch Dave und Jerrod auf dem Wasser und schleppten in der Becher Bay in Jerrods Boot nur um die Ecke herum. Ich zog noch eine Bahn in Whirl Bay und war dann auf dem Weg zur Nachbarbucht, wo meine Freunde wenigstens eine Menge Sachen auf dem Echolot sahen. Mein Boot wurde gerade in die Ebbstroemung um die Church Rock Insel ins tiefere Wasser gezogen als die linke Rute leicht zuckte. Nanu? Sieht so etwa ein Biss aus? Nach so langer Zeit war ich mir dessen gar nicht mehr sicher. Ich nahm die Rute aus dem Halter und fuehlte kurz mit gespannter Schnur. Tatsaechlich, irgendetwas ruckelte daran und es war definitiv nicht Boden denn der fiel hier steil ab.
Ich setzte einen Anschlag, loeste dadurch die Schnur vom Clip und nahm Fuehlung auf. Ja, Fish on! Ich fuehlte einen maessigen Widerstand und ein widerwilliges Rucken als ich mit dem Einholen began. Das war sicher nichts Grosses aber es war mein erster Lachs im Jahr 2016. Kurz darauf hatte ich den ca. 45 cm Chinook am Boot und hakte ihn schnell ab. Er huschte sofort in die Tiefe und rief hoffentlich seine groesseren Kumpels zum Stelldichein. Ich drehte das Boot und fuhr zur Bisstelle zurueck. Es war direkt an der Stroemungskante wo das Wasser von 40 m auf fast 70 m Tiefe abfiel. Nur paar Minuten spaeter hoerte ich erst ein knarrendes Geraeusch und als ich die linke Rute ins Blickfeld bekam, sah ich diese tief wippen. Fish on! Ich sprang hinzu und brauchte gar nicht mehr anschlagen da der Fisch schon abzog. Das war ein Besserer! Ich rief Alexander und beim dritten Ruf wachte er endlich auf und kam verschlafen heraus und staunte. Ich hiess ihm die zweite Rute und Rigger hochholen und den Kescher fertigmachen. Er dachte wohl fuer einen Moment, dass ich ihm die Rute aushaendigen wuerde aber diesmal blieb ich egoistisch – ICH wollte meinen ersten Keeper Lachs 2016 landen!
Der Fisch kaempfte maessig; nahm mal kurz Schnur aber liess sich sonst langsam aber stetig Richtung Boot kurbeln. Dann kam er in Sicht: kein Riese aber ein ca. 70 cm typischer Winterlachs. Nun tobte er noch an der Oberflaeche herum und ich hoffte nur, dass der Haken gut hing. Alexander hatte den Kescher fertig und wartete auf seinen Einsatz. Da ich zum Winterlachsangeln immer etwas feinere Rute benutze als im Sommer wenn man immer mit einem Monsterlachs rechnen muss, wurde das Finale eines Drills immer etwas heikel weil man mit den duenneren Rute die Fische nicht ganz so schnell und zuegig zum Kescher hinziehen kann. So buechste der Lachs ein paar Male immer wieder knapp vor dem Kescher aus und trieb Alexander zur Verzweiflung. Er stiess paar Male mit dem Kescher zu aber der Fisch bekam im letzten Augenblick die Kurve und konnte dem Kescher entweichen.
Ich war auf der ganz anderen Seite des Bootes um Alexander allen Raum zum Keschern zu geben und konnte gar nicht verstehen warum der Fisch nie im Kescher war nachdem Alexander zulangte. Wir wurden beide nervoes und das verschlimmerte die Situation denn Alex verlor nun langsam die Geduld und den Kopf. So sah ich ihn wiedermal zulangen als der Fisch gerade in Kescherentfernung ankam aber er liess das Netz nicht rechtzeitig los und so waelzte sich der Fisch wie von einer Bratpfanne wieder ueber den Kescherbuegel heraus. Alex schrie vor Wut und Verzweiflung. Das naechste Mal langte er zu frueh zu und er stubste den Fisch nur an der nun wie von der Tarantel gestochen unter das Boot raste und sich beinahe am Downriggerkabel verfing. Nun fluchte ich und dirigierte den Fisch wieder neben das Boot. So ging das noch paar Male und eine gefuehlte Unendlichkeit weiter bis dann endlich der Lachs im Keschernetz lag. Mein Gott, was fuer ein Spektakel fuer so einen halbstarken Chinook!
Alexander war den Traenen nahe aber ich beruhigte ihn und sagte, dass das den Besten mal passiert und ja alles gutgegangen waere. Wie der Einzel-Schonhaken so lange gehalten hatte, war mir allerdings ein Raetsel. Im Kescher war der Haken jedenfalls schon nicht mehr im Fischmaul. So gleicht sich das eben aus; erst hatten wir so ein Pech mit dem Haenger und Abriss und nun war uns das Glueck hold gewesen! Nun freuten wir uns beide, dass wir endlich mal wieder einen Lachs erlegt hatten und gleichzeitig war auch die Grundlage fuer den naechsten Heilbuttrip geschaffen!
Ich kreiste noch 2-3 Runden ueber die selbe Stelle, konnte aber keinen Lachs mehr zum Biss verleiten. Wir liessen Dave und Jerrod von unserem Fang wissen. Dann zog uns die Ebbstroemung endlich komplett um Church Rock herum. Hier ging der Boden rauf und runter und wir hatten zu tun die Koeder in Grundnaehe aber vom Felsboden wegzuhalten. Als eine der Ruten mal wieder dicht am Grund vorbeizog, meinte Alex einen Ruck gesehen zu haben. Er riss die Rute heraus und schlug an. Und tatsaechlich hatte er was dran. Er zog einen halbwuechsigen Felsenbarsch herauf. Ein stolzes Foto und der wurde wieder freigelassen, war aber vom Druckunterschied mitgenommen und paddelte eine Weile an der Oberflaeche herum. Sofort stiegen zwei Adler vom Church Rock auf und nahmen Kurs auf den armen Barsch. Etwa 10 m hinter dem Boot stuerze der eine Adler hinab und griff sich den Barsch. Immer wieder bezaubernd diese majestaetischen Voegel in Aktion zu sehen. Wie die so einen kleinen Fisch nur von mehreren hundert Metern Entfernung sehen koennen!?
Das machte nun Alexander Spass und er fischte seine Rute weiter aggressiv am Grund und konnte tatsaechlich noch 2 oder 3 weitere Felsenbarsche erwischen. Wie so oft; Kindern ist die Groesse oder die Art der Fische meist egal; die wollen einfach nur Action und sind auch ueber kleine Fische begeistert. Wir liessen die Barsche aber alle wieder frei.
Dave und Jerrod hatten genug von ihrer unproduktiven Stelle und kamen in unsere Richtung. Ich zog aber wieder gen Osten in die Whirl Bay Bucht und als sich da immer noch nichts tat, weiter Richtung Heimatmarina durch die Race Passage zur Muendung der Pedder Bay. Dort sahen wir ein Mietboot das wohl im Drill war. Leider verloren die ihren Fisch nach einigen Minuten aufregendem Drill. Da sprang Alexander ploetzlich auf und schnappte sich die rechte Rute die den Coyote Blinker in ca. 47 m Tiefe laufen hatte. Ich hatte leider nichts gesehen aber Alex meinte sicher, das die Rute sich tief verneigt haette und ausgeloest hatte.
Er ruckte hart an und sofort darauf sang die Rolle los. Auweiha, das ist etwas Groesseres! Der Fisch raste wie ein Berserker Richtung Ufer, dass aber gluecklicherweise recht weit weg war. Ich raeumte das Deck und bereitete alles zur Landung vor. Alexander machte das klasse; er liess sich vom Schnurverlust nicht aus der Ruhe bringen und nutzte jede Verschnaufpause des Fisches um ein paar Meter zurueckzugewinnen. Ich schaltete den Motor in Leerlauf, war aber augenblicklich bereit ihn wieder hochzudrehen falls der Fisch auf’s Boot zuschiessen sollte und Alexander nicht mithalten konnte. Alexander hatte sichtlich Spass und die Spannung war in sein Gesicht geschrieben. Nun konnte er oefter wieder einholen aber ab und an sauste der Fisch wieder in die Tiefe – nicht mehr so viel Ferne, was ein gutes Zeichen war, dass der Fisch langsam muede wurde. Ich schaetzte den Fisch nach dieser Kraft zu urteilen auf mindestens 15 Pfund. Alexander war aus dem Haeuschen!
Als der Fisch dann doch mal auf’s Boot zuschwamm und er wie ein Verrueckter kurbeln musste, aechzte er und ueberlegt kurz ob er die Rute an mich abgab aber ich ermunterte ihn, dass er das schon schaffen wuerde. Wie stolz wuerde er spaeter sein, wenn er den Fisch ganz allein bezwungen haette! Dann tauchte ein Schatten hinter dem Boot auf. Ich war erst etwas enttaeuscht, hatte ich einen deutlich groesseren Fisch erwartet. Ich zog meine Kescherstange voll aus, die ebenfalls modifiziert jetzt mindestens 2 m lang war, und sah meine Chance und langte zu als der Fisch sich das erste Mal faul am Boot entlang ziehen liess. Gewonnen! Wir jubelten auf und klatschten uns begeistert ab als der Fisch ins Boot kam. Diese Landung war ja im Gegensatz zu der vorherigen total unspektakulaer gewesen obwohl der Fisch um einiges groesser war. So kann’s gehen.
11 Pfund zeigte die Waage und Alex praesentierte den Fisch stolz fuer ein Foto. Der ging voll auf sein Konto – er hatte die Rute eingesetzt und bedient, hatte den Biss gesehen und von da an bis auf’s Keschern alles alleine gemacht. Mein Sohn!
Schnell machten wir beide Ruten wieder startklar und drehten weite Runden um die erfolgreiche Stelle. Wir gaben auch Dave and Jerrod ueber Funk die Meldung durch und die beiden tauchten 10 Minuten spaeter auch in der Naehe auf. Da, es ruckte an der rechten Rute und wir beide sprangen auf und rammten uns fast gegenseitig um zur Rute zu kommen. Ich liess Alexander den Vortritt und er riss die Rute aus dem Halter. Als er anruckte und Fuehlung aufnahm war leider nichts mehr zu spueren. Fehlbiss. Nun gut, zumindest wussten wir doch das da unten noch was auf Futtersuche war. Nicht lange danach sahen wir das gleiche Nachbarboot wieder einen Fisch drillen. Sie hollerten uns noch freudig zu, etwas spaeter an der Marina lernten wir, dass sie auch diesen Fisch wieder verloren hatten.
Wir sahen Dave und Jerrod seltsame Runden vor der Bucht in der Stroemung drehen. Kurze Zeit spaeter hoerten wir ueber Funk, dass Dave einen 10 Pfuender gelandet hatte und Jerrod einen groesseren verloren. Doppelbisse sind immer heikel und besonders an stroemungsreichen Stellen.
Es war nun schon voller Mittag und uns knurrte langsam der Magen. Wir hatten 2 gute Fische, einen ordentlichen Sonnentan und packten zufrieden ein. War nicht ein epischer Fangtag und wir mussten unsere Beute auch mit ordentlichem Materialverlust bezahlen, aber es war ein wunderschoener Tag, wie Sommer, und ein schoenes Vater-Sohn Erlebnis. Auch gut zu wissen, dass Boot, Anhaenger und das Angelgeraet alles gut funktioniert und bereit ist fuer weitere, hoffentlich baldige, Einsaetze.

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Hi Christoph,
das finde ich echt klasse, dass du endlich wieder auf Tour gehst! Und gleich mit so einem ausführlichen Bericht. Du hast bestimmt Schreibentzug gehabt:a055: Hat wieder richtig Spaß gemacht zu lesen, ihr zwei habt ja einiges erlebt. Das mit dem Verlust ist natürlich echt schade. Auf jeden Fall freut es mich riesig, dass Alexander so einen schönen Lachs gefangen hat. Bitte gratuliere ihm recht herzlich von uns dazu:genau:
Genau heute in 6 Wochen starten wir nach Norwegen. Mal sehen, was dieses Jahr so an Fischen bringt.

LG auch an den Rest der Famlie
Jochen & Annette
 
Wieder mal spannend und interessant geschrieben und tolle Fotos dazu. So ein Vater-Sohn-Erlebnis ist durch nichts aufzuwiegen.
Danke für Deine Mühe.

Petri

Hans
 
Heyhey Christoph,
schön endlich Mal wieder einen so ausführlichen Angelbericht von dir zu lesen, da bekommt man ja direkt Fernweh!:applaus:

Ich freue mich, dass es endlich mal wieder geklappt hat :k020:

Ein ganz dickes Petri an Alexander, er scheint sich langsam ja echt zum Angelprofi zu entwicklen :zwinker:

Gruß,

Tobias
 
Langes Mai Wochenende sollte mir meine naechste Gelegenheit fuer eine Bootsangeltour ermoeglichen. Meine beiden Soehne und ihr Freund Alec wollten gerne mal wieder zusammen Lachse angeln und so einer Bitte kann ich nie wiederstehen. Zwar waren die Lachsberichte der letzten Tage durchwachsen und auch ein Besuch im lokalen Angelshop am Tag zuvor brachte nicht allzuviel Schluessiges ueber wo und wie aber die Entscheidung wurde mir dann vom Wetterbericht abgenommen: eine steife Brise von west bis zu 30 km/h. Die einzige vielversprechende Lachsstelle war da innerhalb der Pedder Bay in East Sooke. Zufaelligerweise war das auch die Stelle wo ich mit Alex vor kurzem recht erfolgreich war; demzufolge hatte ich Vertrauen in diese Stelle.
Mit 3 Teenagern brauch man gar nicht erst mit frueh morgens ankommen, schon gar nicht um diese Jahreszeit wo Sonnenaufgang kurz nach 5:00 ist. Also lud ich das Auto um 9:00 mit meiner Crew und 9:45 waren wir auf dem Wasser. Da wir nur an dem Buchtausgang fischen wollten, waren wir auch im Nu an der Angelstelle. Da waren schon so gegen 10 andere Boot fleissig am Schleppen – weiter hinaus trauten sich wohl kaum welche. Direkt vor dem Ufer sah Alec Kleinfische an der Oberflaeche schnappen. Es sah aus als ob das Wasser kochte auf einer Flaeche von einem halben Fussballfeld. Mussten junge Heringe sein. Das sah schon mal vielversprechend aus.
Wir setzten 3 Ruten ein; einen 10 cm Coyote Blinker, einen Nootkablinker und einen Koederfisch am System. Wir, und ein anderes Boot, dass die Kleinfische auch bemerkte, zogen 2-3 Kurven vor dem Ufer direkt an dem Schwarm vorbei. Der Echolotschirm war fast komplett voll bis in 20 m Tiefe. Allerdings schienen noch keine silbernen Raeuber dieses All You Can Eat Menu gesehen zu haben. Einmal tat sich an keiner Rute etwas und weiter schienen die Kleinfische ganz ungestoert fressen zu koennen – werden sie angegriffen und gejagt, ziehen sich Kleinfischschwaerne sofort zu einem Ball zusammen.
Nach einer Weile zogen wir weiter am Buchtrand entlang. Die Jungs hatten eine Reihenfolge ausgelost in der sie die Ruten bedienten. Als die Nootkablinkerrute das erste Mal zuckte, sprang Alexander auf, schlug an und hing sich in die krumme Rute. Fuer einen Moment dachte ich Alex haette einen guten Lachs am Band und ich hiess die anderen beiden die restlichen Ruten einzuziehen. Schnell stellte sich aber heraus, dass Alex nur etwas schauspielte und er brachte nur einen halbstarken Felsenbarsch ans Licht. Die Jungs hatten trotzdem Spass mit diesem stacheligen Ungetuem. Bald waren die Ruten wieder alle im Wasser. Ich zog nun einige Runden in knapp 50 m tiefem Wasser und liess den Nootkablinker dicht am Grund arbeiten.
Wir konnten eine Menge Futterschwaerme und auch einige ordentliche Sicheln am Echolot beobachten. Da musste doch was gehen. Da die Schwaerme in Grundnaehe waren, war ich mir fast sicher, dass es sich um Sandaale handelte. Der Nootkablinker war dafuer die beste Imitation. In unsere Naehe gesellten sich nun zwei Kleinboote von denen die Insassen mit Pilker auf Lachs fischten. Es war Gezeitenwechsel und die Stroemung war momentan gering, eine wichtige Voraussetzung zum Pilken hier. Grundsaetzlich ist Geweitenwechsel immer eine potentielle Beisszeit.
Da zuckte wieder die Nootkablinkerrute und Alec sprang hinzu. Aber schnell war klar, dass auch das kein Lachs war. Alec brachte einen mittleren Greenling ans Boot der auch wieder schwimmen durfte. Die Grundfische schienen beisswillig. Das musste doch auch den einen oder anderen Lachs anstecken! Ich sass neben der Nootkablinkerrute auf der Bordwand neben der Hecksteuerung als ich ploetzlich bemerkte wie die Rute hinter mir hochschnellte. Ich schaute nur kurz hin und als ich die Schnur straff werden sah rief ich “Fish On!”. Ricardo war dran und schnappte sich die Rute und war sofort in die Defensive gezwungen. Der Fisch riss nur so Schnur von der Rolle – das war Lachs, das war sicher!
Wir anderen 3 raeumten die Rute ab und machten alles landungsklar. Ricardo hatte viel Schnur von der Rolle verloren aber ich beruhigte ihn – besser der Fisch tobte sich weit weg aus als dicht am Boot. Es war ja weit und breit kein anderes Boot in der Naehe. Ich drehte den Motor ganz runter und machte den Kescher fertig. Allerdings war der Fisch noch lange nicht so weit. Ricardo gewann jetzt mehr Schnur zurueck als er in kurzen weiteren Fluchten wieder verlor. Ricardo machte das klasse – er liess keine Sekunde die Schnur schlaff werden. Gute Schule, muss ich sagen! Nach ca. 10 Minuten tauchte der Fisch dann endlich am Boot auf. Wieder war der Fisch kleiner als man nach solch einem Drill erwartet hatte – trotzdem ein guter Chinook!
Ich fuhr den langen Kescherstiel in dem Moment aus, als der Lachs mit aufgerissem Rachen den Kopf wild ueber Wasser schuettelte – ein klassisches Abrissmanoever. Aber zu spaet fuer den Fisch denn ich sackte ihn ein bevor irgendetwas noch schief gehen konnte. Die Jungs freuten sich lauthals! Und ich mit ihnen. Knapp 11 Pfund – fast ein Klon von Alexanders letztem Lachs! Und ein markierter so dass wir ihn behalten durften – perfekt!
Nun waren die anderen beiden heiss und beobachteten die Rutenspitzen wie Luchse. Und Alex sah einen Zupfer der sogar mir entging und schnappte sich die Rute und hatte tatsaechlich einen Fisch dran – wieder brachte er einen Felsenbarsch herauf – sogar einen bisschen groesseren als das vorherige Mal. Alec konnte nicht nachstehen und hakte ebenfalls einen Barsch – sehr ungewoehnlich heute so viele Barsche beim Lachsschleppen zu erwischen. Angeblich gab es in den 60 und 70gern noch so viele Felsenbarsche, dass die ein staendiger laestiger Lachsbeifang waren; jedoch hatte eine jahrzehntelange Ueberfischung die Bestaende dieser altwerdenden (bis ueber 100 Jahre!) Fische besonders in stadtnahen Gewaessern stark schrumpfen lassen. Seit ich hier lebe, darf man nur einen Felsenbarsch pro Tag und Angler mitnehmen vor Victoria. Gezieltes Angeln auf die lohnt sich daher nicht. Waere ja schoen wenn das hier Zeichen einer Bestandserholung sind.
Ich fuhr etwas dichter an die anderen Schleppboote um die Navy-Boje herum. Dort war auch viel Futterfisch auf dem Echo. Da ruckte die Blinkerrute wieder los und Ricardo war am Fisch. Wieder hatte er einen Lachs am Band – die anderen beiden Jungs dampften fast vor Neid! Wieder holten die Jungs die restlichen Rute ein aber da begann die Gong Show. Erst sausste der Lachs in die Schnur die Alec noch einholte. Ich musste eingreifen und die Schnuere entfitzen. Ricardo war zum Warten verdammt bis ich seine Schnur freihatte und er wieder kurbeln konnte. Waehrendessen hatte sich das Boot gedreht und Ricardos Schnur hing nun um das Downriggerkabel. Als ich das geloest hatte, verfing sich Alexander in Ricardos Schnur – unglaublich. Endlich hatte ich Ricardos Schnur von allem befreit aber der Fisch war weg – das konnte ja nicht gutgehen. Ricardo sprach von absichtlicher Sabotage – die Jungs grinsten nur.
Vielleicht ging ja noch mehr. Etwas spaeter sahen wir eine Frau in einem Nachbarboot an einen guten Lachs geraten. Wir beobachteten den Drill aus sicherer Entfernung und sahen den Fisch letztendlich im Kescher landen. Sie hielten den Lachs hoch fuer uns zu bestaunen – ca. 13 Pfund schaetzten wir – um ihn dann wieder freizulassen – er war unmarkiert. So kann’s auch gehen. Es waren also immer noch ein paar beisswillig Chinooks in der Bucht. Aber unsere Zeit lief aus und wir kehrten heim. Im Anbetracht der beschraenkten Optionen wegen des Windes waren wir zufrieden mit der Ausbeute – einige Bisse und Fische hatten wir ja immerhin gehabt – es war nicht langweilig geworden.
Als wir den Lachs an der Marina filetierten, kamen ein Dutzend helle Squids aus dem Magen. Hm, ein Tipp fuer meine naechsten Koederwahl!

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25.6.2016; Nootka Sound; Tag 1


Das letzte Juniwochenende ist nun schon fast traditionell fuer einen Angelausflug mit dem Fischernachwuchs zum Nootkasound gebucht. Letztes Jahr hatte ich meinen juengeren Sohn Alex und seinen angelbegeisterten Freund Alec mit zum Moutcha Bay Resort Fishing Derby genommen. Das war so ein Erfolg, dass mir Alex und Alec schon seit Monaten im Ohr lagen, den Trip zu wiederholen. Ich war gerne dazu bereit aber diesmal wollten wir auch deren Brueder Owen und Ricardo mitnehmen. 4 junge Kerle – das war zu viel fuer 3 Tage angeln auf meinem Boot. Ich ueberzeugte Alecs und Owens Vater Ian als Skipper eines Mietbootes mitzukommen. Da Ian weder Boots- noch Angelerfahrung hatte, teilte ich ihm die aelteren Jungs Ricardo und Alec zu und nahm selber die Kleinen auf’s Boot. Ian machte vor paar Wochen seinen Bootsfuehrerschein um ueberhaupt ein Boot ausleihen zu koennen.

Ich ueberzeugte die Moutcha Bay Derby Organisierer einen Juniorenpreis zu stiften, was die auch gerne machten – ein schoenes Ruten/Rollen Kombo war das Ziel falls es mit dem Gesamtsieg und den $3000 Preisgeld nicht klappen wuerde. Und falls auch der Juniorenpreis verfehlt werden sollte, hatte ich noch eine Trophaee und ein paar kleinere Preise nur fuer unsere Truppe besorgt. Der Wettkampf konnte beginnen!

Die Fahrt bis zum Ende des Asphalts in Gold River dauerte 4 Stunden. Dort liessen wir mein Boot ins Wasser und Owen und Alex begleiteten mich im Boot auf der Fahrt durch die Fjorde zum Moutcha Bay Resort. Ian und die Grossen brachten das Auto und den leeren Anhaenger ueber die Schotterpisten zum Resort. Ich vermeide Fahrten auf Schotterstrecken mit dem Bootsanhaenger um jeden Preis. Der Staub, Steinschlagschaeden am Boot, Anhaengerverschleiss – fuer mich genug Gruende um das zu umgehen.

Nach ca. 45 Minuten kamen wir beide zeitgleich am Resort an. Ich bemerkte einige Neuerungen und Verbesserungen an der Marina. Der Resortbesitzer muss tiefe Taschen haben! Wir bezogen unser bequehmes Chalet direkt am Wasser und registrierten uns fuer das Derby. Wir kauften nur fuer die Jungs Teilnehmnertickets – Ian und ich blieben nur Skipper. Ausserdem war ich ja Schiedsrichter fuer unseren internen Wettbewerb. Nachdem wir die Preistische genuegend bestaunt hatten und ich einige alte Bekannte begruesst hatte und schon einige Angeltips eingeheimst hatte, machten wir uns auf den Weg in die Falle. Ian hatte inzwischen schon das Mietsboot abgeholt und die Einweisung erledigt. Es sollte frueh losgehen.

5:00 Uhr waren wir beim ersten Licht abfahrbereit. Ich half Ian noch das Lowrance Echo/GPS Geraet richtig einzustellen und dann flogen wir ueber das glatte Wasser durch die Fjordwelt. Ein herrlicher Morgen! Einige Boote waren schon viel frueher abgefahren. Die meisten der groesseren Boote fuhren zu den offshore Riffen und Baenken raus. Das Bajo Reef war eine bekannte und fischreiche Stelle. Wir wollten nicht so weit hinaus – wir hatten vor am Fjordausgang an der Aussenkueste entlang zu fischen. Dort hatten wir letztes Jahr mehr als genug Erfolg. Ausserdem durften die 18 Fuss Center Konsolenmietboote nicht offshore – da hatte das Resort Grenzen gezogen. Ian als Anfaenger war auch ganz einverstanden mit einem kleineren Aktionsradius. Immerhin war auch unsere Fahrt vom Moutcha Resort bis zum Fjordausgang etwa 40 Minuten lang. Unterwegs stoppten wir noch kurz weil wir an einem verspielten Seeotter vorbeikamen und einen Buckelwal abtauchen sahen. Einfach eine tolle Wasser-Fjordwelt der Nootka Sound.

Am Leuchtturm am Fjordausgang angekommen liessen wir unsere 2 Ruten an den Downriggern in die Tiefe. Ich zeigte Owen und Alex nochmal wie das Geraet zu bedienen war und ueberliess das von da an zum Grossteil den Jungs. Wir vertrauten zuerst dem Nootkablinker und einem glow-weissen Squidimitat. Tatsaechlich dauerte es nicht lange bis die erste Rute ruckelte. Alex war zuerst dran und brachte einen untermassigen Chinook ans Boot. Nach 10 Minuten loeste dann ploetzlich die Squidrute aus. Ich rief “Fish On” und Owen schnappte sich die Rute und began zu drillen. Dieser Fisch schien etwas mehr auf den Rippen zu haben. Aber Schnur nahm er nicht, so liessen wir die 2. Rute drin und machten nur die eine Bootseite frei. Bald hatte Owen den Fisch am Boot – zwar hatte dieser Chinook das Mindestmass aber wir wollten keinen 3 Pfuender einen der 2 Plaetze auf Owens Lizenz wegnehmen. Aber ein vielversprechender Anfang!

Die Lachse bissen weiter in guter Regelmaessigkeit. Auf auf Ians Boot war Betrieb allerdings alles nur kleine Fische. Alex hatte gerade wieder einen Kleinlachs abgehakt als ich die Blinkerrute tief rucken sah. Owen hatte sich gerade etwas hingelegt so musste ich hinspringen und den Anschlag setzten. Der fuehlte sich groesser an, nahm aber auch keine Schnur. Wir riefen Owen und als er endlich da war gab ich ihm die Rute. Ich liess die andere Rute im Wasser da wir wieder Kleinlachs erwarteten. Der Fisch war ploetzlich schon am Boot und als ich einen guten Blick darauf bekam, wurde ich ploetzlich unruhig – der war mitnehmwuerdig – sozusagen als Eisbrecher.

Nun explodierte der Fisch aber – die Naehe des Bootes passte ihm wohl gar nicht – er sausste unter das Boot dann Richtung Motoren und dann unweigerlich zu der Seite wo noch die 2. Rute im Wasser war. Er schwamm stracks um das Downriggerkabel herum und ich riss Owen die Rute aus der Hand und fummelte die Rute um das Kabel herum noch bevor die Schnur-Kabelreibung die Schnur zerschneiden konnte. Ich gab Oweb die Rute zurueck und nahm nun den Kescher und versuchte eine gute Kescherstelle zu finden. Aber der Fisch tobte immer noch im Affenzahn unter und um das Boot herum. Alex nahm den Kescher und wollte es ueber das Heck versuchen aber verpasste den flinken Fisch zwei oder dreimal. Dann wieder ich mit dem Kescher und endlich sackte ich ihn ein! Was fuer eine Aufregung! Owen hielt nun stolz seinen etwa 9 Pfuender hoch. Damit war er in der Wertung – aber hoffentlich nicht lange - da sollte doch noch Schwereres drin sein!

Unser Partnerboot hatte die Aufregung auf unserem Boot gesehen und verlangten einen Update per Funk. Wir gaben die Fangdaten bereitwillig heraus. Wir schleppten jetzt Kreise um die letzte Fangstelle. Doch nun blieben die Bisse auf. Nichts, gar nichts mehr. Auch Ian’s Boot war wie tot und die Teenager nickten schon ein. Doch das schoene an einer Wasserwelt wie Nootka Sound ist, dass sie weit mehr zu bieten hat als nur Lachsangeln. Da tummeln sich noch eine Menge andere hochinteressante Angelobjekte im Wasser. Ich beschloss fuer etwas Abwechslung zu sorgen; pilken an Riffen und Kanten.

Schnell hatte ich auf dem GPS Plotter ein paar Felsenriffe ausgemacht die auf etwa 20 m Tiefe hochkamen. Das sind heisse Territorien fuer Felsenbarsch und Lingcods. Die Jungs waren auf einmal wieder hellwach und machten ihre Pilkruten aufgeregt fertig und suchten sich ihre Lieblingspilker heraus. Ich benachrichtete inzwischen Ians Boot woraufhin diese auch heruebergeduest kamen – die wollten keinesfalls einen guten Spass verpassen. Ich positionierte das Boot an den Rand des Riffs, bremste ab und rief “Go!”. Gleichzeitig saussten 2 Pilker hinunter, Grundkontakt, Rolle zu und --- beide Rute krumm und lachende Gesichter! Volltreffer!

Nacheinander oder gleichzeitig brachten Owen und Alex nun regelmaessig schoene Felsenbarsche in allen nur denklichen Farben nach oben. Auch etliche der im Sueden der Insel schon seltenen China-Barsche (Schwarz-gelb – die wurden ruck-zuck BVB Barsche getauft). Rot-weiss gestreifte (wir nannten die Bayernbarsche), knallrote, schwarze, braune…. Es war wie am tropischen Korallenriff fischen! Ian bestaetigte, dass auch seine Crew kraeftig am pumpen war. Das ging ja klasse! Einige waren richtige Brummer in der 4-5 Pfundklasse. Wir liessen alle bis auf 2 wieder frei. Lingcods schien es hier allerdings nicht zu geben oder sie hatten einfach keine Chance so schnell an den Pilker zu kommen. Nach etwa 45 Minuten waren die Arme schlapp und wir beschlossen es nochmal auf Lachs zu versuchen. Schliesslich war ja ein Lachsderby im Gange und kein Barschtournier.

Wir zogen ein paar Kreise vor dem Beano Creek Strand ohne Lachsbisse zu bekommen. Ian berichtete, dass Ricardo und Alec nun auch Barsch an den Lachskoeder hatten. Die schleppten wohl hart ueber Grund. Dann schleppten wir langsam die wilde Kueste entlang Richtung Fjordeingang. Da wir nun die Stroemung gegen uns hatten, dauerte diese Strecke ziemlich lange. Halb durch kamen wir zu den Wash Rocks – eine Ansammlung von Felsbrocken und Inselchen die bis zirka 300 m in das Meer verstreut herumlagen. Ich setzte gerade zu einer weiten Schleife um diese Felsbrocken herum an, als ploetzlich die eine Rute hart heruntergerissen wurde. Ich rief nach Owen der dran war aber die Jungs waren in der Kabine und es dauerte einige Sekunden bis Owen an der Rute war. Er riss und kurbelte aber konnte keinen Widerstand mehr finden. Schade!

Ians Boot war einige hundert Meter zurueck und ploetzlich vermeldete Ian dass Alec am Drillen war. Wir machten kehrt und schleppten in ihre Richtung und konnten noch das Happy End eines schoenen Lachsdrills erleben. Ricardo brauchte einige Versuche, bis der Fisch im Kescher war. Um die 17 Pfund! Na also! 23 m, Nootkablinker kam zu uns als Nachricht.

Im Kehrwasser der Wash Rocks drehten wir nun beide unsere Runden. Zack, die tiefe Blinkerrute, die ich nun auch auf 20 m Tiefe gestellt hatte, ruckte hart, loeste aus und bog sich weit nach hinten. Ich sprang hinzu und schlug an und fuehlte schwere Kopfstoesse. Ich loeste etwas die Bremse um den Fisch ziehen zu lassen und uebergab dann die Rute dem vor Ungeduld neben mir stampfenden Alex. Der Fisch nahm ein gutes Stueck Schnur und ich verlangsamte den Schleppmotor um den Abstand zum Boot nicht zu gross werden zu lassen. Im selben Moment musste sich der Fisch gedreht haben und auf’s Boot zugeschwommen sein. Alex verlor Kontakt und kurbelte etwas zu zaghaft um die Schnur schnell wieder straff zubekommen. Auch mein wieder Hochdrehen des Motor konnte nichts mehr aendern – der Fisch war weg.

Es war mittlerweile auch etwas wellig geworden, besonders hier so dicht an den Felsinseln wo das Wasser richtig augewuehlt wurde. Das half natuerlich nicht beim Drillen. Schnell setzten wir die beiden Ruten wieder ein und drehten weitere Kreise um die verdaechtige Stelle. Ian vermeldete schon den 2. guten Lachs in ihrem Boot – wieder von Alec. Ricardo hatte wohl zwischendurch einen halbstarken gehakt und so seinen Turn verloren. Das spornte uns noch mehr. Da ruckelte wieder eine der Rute los und diesmal sprang ich hin wie ein Hecht beim Angriff, riss die Rute raus und schlug an und began gleich zu kurbeln. “Fish On!” und uebergab an Owen. Schnell wurde aber klar, dass das kein Grosser war. Nur ein Shaker – wie wir hier untermassige Lachse nennen.

Dann war der Spuk wieder vorbei und auch Ians Boot konnte keine weiteren Bisse verbuchen. Meine Jungs haderten noch etwas ueber ihr Unglueck oder Missgeschick aber ich troestete, dass das jedem Anderen auch so passiert waere. Ein bisschen Glueck gehoert eben immer dazu. Nun schleppte Ian den restlichen Weg zum Fjordausgang voran. Wieder kam ein Funkruf “Alec am Fisch” – Owen und Alex konnten es nicht fassen; Alec fischte heute alle in Grund und Boden wie es schien. Es stellte sich raus, das Alec dicht ueber Grund mit dem Lachszeug einen 11 pfuendigen Lingcod abgefasst hatte. Alexander war neidisch weil Lingcods seine Lieblingsfische sind. Ich schlug vor auf dem Heimweg durch die Fjordwelt noch an ein oder zwei Lingcod verdaechtigen Stellen anzuhalten. Beide Jungs waren sofort einverstanden.

Von meiner ersten Nootkatour 2012 hatte ich im Fjord noch ein paar Lingcodmarkierungen auf dem Plotter und diese steuerte ich an. Die erste Stelle war vor der ersten Schaerenkette am Fjordeingang. Dort stand nun allerdings voll der Wind drauf und in 70 m Tiefe war dort nicht mehr vernuenftig zu angeln. Die naechste Stelle brachte nur ein paar Babybarsche. Hm, einen Versuch wollte ich noch machen. Ians Boot dueste an uns vorbei zurueck zur Marina – Alec wollte seine Lachse rechtzeitig wiegen lassen, er hatte ja eine Chance in der Juniorenpreiscategorie die Fuehrung zu uebernehmen. Wir konnten uns Zeit lassen, Owens Chinook war kein Preiskandidat.

Ich sah eine Steilkante an einem Leuchtturm tief im Fjord drinnen. Dort stoppte ich auf der Flachseite und liess uns ins tiefe Wasser abdriften. Beide fuehlten mit dem Pilker den Boden ab und Alex hatte gerade noch so einen Haenger vermeiden koennen als Owen ploetzlich einen Biss meldete und zu kurbeln beginnen wollte. Barsch, dachte ich fuer einen Moment doch dann kruemmte sich Owens Rute voll durch und er hing sich mit all seiner Kraft rein um die Rute nicht ins Wasser zu verlieren. Der Ausdruck seiner Augen war Gold wert – als er hilflos an seiner Rute hing die auf der Bordwand lag und die Rutespitze tief im Wasser zeigte. Die Rolle sang ihr kreischendes Lied. Lingcod, eindeutig! Alex war total aus dem Haeuschen und feuerte Owen an der, als der Fisch aufhoerte Schnur zu nehmen, zu pumpen anfing. Ich hing ihm den Gimbal um damit er sich nicht gruene und blaue Flecken in der Bauchgegend holte. Er stoehnte und aechzte aber er schlug Alex’ Angebot ihn abzuloesen katagorisch aus. Noch einmal versuchte der Fisch den Grund zu erreichen und Owen musste die Rute mit aller Macht festhalten. Dann ging’s wieder Richtung Boot. Wir starrten alle gebannt ins Wasser um den ersten Anblick nicht zu verpassen. Ploetzlich tauchte ein braunes Etwas im gruenlichen Wasser auf – dann konnte man einen zaehnestarrenden Rachen erblicken – typisch Lingcod. Dann lag der Fisch erschoepft neben dem Boot – ein schoener 14 – 15 Pfuender. Alex schlug expertenmaessig mit dem Gaff zu und nagelte den Ling genau durch das Hirn fest und hievte ihn ins Boot. Da jubelten die beiden und ich freute mich mit ihnen. Sie bestaunten den furchterregenden Rachen und die Dolchzaehne. Der Ling wuergte im Boot noch einen halbverdauten Baby-Wolfsaal hoch – ein Verwandter des Steinbeissers.

Zufrieden und in bester Laune duesten wir nun zurueck um. Waehrend ich die 3 Lachse und 2 Ligcods filetierte und verpackte, bestaunten die Jungs die Fische, die von anderen Anglern fuer’s Derby registriert wurden und dann geschlachtet wurden. Die Offshore-Baenke hatten einige schoene Chinooks in der 20 Pfund plus Klasse hergegeben. Auch einige Red Snapper und Lingcods und ein paar wenige Heilbutte kamen von dort. Ein 26.5 Pfund Chinook fuehrte die Tabelle an, Alec hatte bis jetzt den groessten Lachs in der U16 Kategorie mit 17.6 Pfund und, was fuer die Jungs noch wichtiger war, er fuehrte im internen Duell.

Bis ich an mein verdientes Abendbier kam, musste ich noch mein Boot saeubern und fuer die hungrige Meute Abendbrot kochen. Als Vorspeise tafelte ich die 2 gegrillten Felsenbarsche auf und alle waren sich einig, dass das eine der besten Fischgerichte je war. Die Jungs zogen abends nochmal um die Docks und fingen kleine Shiner und Seaperch die um die Docks in Schwaermen umherzogen – nicht zu stoppen dieser Angelnachwuchs. Alt wurde aber keiner denn der fruehe Start steckte uns allen in den Knochen und morgen sollte es wieder frueh raus gehen!

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Hi Christoph,
und wieder mal ein super toller Bericht. Wo nimmst du nur die Energie her? Den ganzen Tag angeln mit den Kids, Boot reinigen, kochen......und dann noch so ausführlich schreiben.
Respekt:applaus:
 
Wieder mal ein wahnsinnig mitreisender Bericht, Christoph!
Die Lincods sind schon coole Fische! Ich kann verstehen, dass sie Alexanders Lieblingsfische sind! So einen muss ich unbedingt auch noch fangen :angeln:

Freue mich schon auf die Fortsetzung! Liebe Grüße nach Victoria!
 
30.jpg 31.jpg 32.jpg 33.jpg 34.jpg 36.jpg 37.jpg 38.jpg 39.jpg 26.6.2016; Nootka Sound; Tag 2

Nachdem nun Ian als Anfaengerkapitaen mir am Tag 1 ganz schoen mein Ansehen als Top-Fisch-Captain angekratzt hatte, musste ich ja meine Muehe verdoppeln um meine junge Crew an ein paar mehr und bessere Lachse zu bringen. Fuer den Sonntag mussten wir auch ein Auge auf das Wetter haben; ab Mittag sollte sich der Wind aus Norden stetig aufbauen und bei ca. 14:00 Uhr Staerken erreichen, die ein Angeln vor der offenen Kueste fast unmoeglich machen wuerden. Um Punkt 16:00 Uhr war Derbyschluss; und da die Heimfahrt ja schon ca. 45 Minuten dauerte, wuerden wir also nicht allzu viel Angeln mehr verpassen nach 14:00 Uhr, falls sich der Wind an den Plan hielt.

Ian und ich beschlossen frueh einen kurzen Stop am Friendly Cove Leuchtturm zu machen und wenn da nicht gerade ein Schwarm von guten Lachsen hungig vor Ort war, wuerden wir es weiter nordwestlich hinter den Wash Rocks bis Beano Creek versuchen, da wo gestern etwas Action war. Dort konnten wir dann bleiben, bis der Wind aufkam und dann mit dem Wind wieder zurueck in den Fjord hineinsurfen.

Die Nacht war kurz und die Jungs hatten tiefe Augenringe als sie um 4:00 Uhr aus den Kojen gekrochen kamen. Ziemlich lautlos wurde gefruehstueckt, Snackpakete gepackt und dann die Boote beladen. Ich besorgte noch 2 Pakete gefrorene Heringe; spielte ich doch mit dem Gedanken mitte Morgen eine paar Driften auf Heilbutt zu probieren falls das Lachsfischen zu wuenschen uebrig liess.

Ians Boot dueste zuerst los. Ich liess noch meine Krabbenfalle mit Fischresten von gestern als Koeder bestueckt an der Muendung des Conuma River vor dem Resort ein. Vielleicht gab’s ja noch ein Krabbendinner heute abend! Dann drehte ich den Yamaha mal voll auf und hatte Ian schon bei der Haelfte des Fjordes wieder eingeholt. Als wir um die Fjordspitze mit dem Leuchtturm herumkamen, waren da schon ein paar Boote am Schleppen. War auch etwas kabbelig, das Wasser. Aber machbar.
Wir setzen beide Ruten ruckzuck ein. Heute wollte ich neben dem Nootkablinker auch einen silberblanken Cohokiller-Blinker probieren. Ich hatte naemlich gestern beim Fischefiletieren in einigen Lachsen eine Menge kleiner Sandaale gefunden – nur 5-7 cm lang. Der Nootkablinker war etwas laenger; etwa 10-12 cm aber der kleinere Cohokiller war wohl ein besseres Ebenbild dieser kleinen Sandaale.
Direkt am Leuchtturm ging ausser einem Shaker gar nichts. Ians Boot war schon weitergezogen – Alec wollte wohl unbedingt an seine Fangstelle von gestern zurueck. So schleppten wir nun auch weiter die Kueste hoch. Kurz vor den Wash Rocks schlug es ploetzlich hart an der Cohokillerrute ein. Die Schnur loeste aus und die Rute wurde jaeh zurueckgerissen und bis Alexander dabei war, lief schon Schnur von der Rolle. Jetzt wurde es hektisch an Bord. Ich drehte den Motor vorsichtig etwas zurueck, holte den leeren Downrigger hoch und hiess Owen die andere Rute und Downrigger einzuholen. Dann positionierte ich das Boot mit den Wellen um die Schaukelei zu verringern. Alex drillte inzwischen expertenmaessig. Der Fisch nahm immer mal wieder in kurzen Spurts Schnur und liess sich dann wieder widerwillig Richtung Boot fuehren. Endlich tauchte er hinter dem Boot auf. Der war in den Teens, das war sicher! Owen setzte schon paar aufgeregte Funksprueche zu Ians Crew ab. Ich machte den Kescher klar – ich war jetzt froh ueber meine Modifikation bei der ich den originalen Kescherstiel mit einem Teleskopstiel ausgetauscht hatte mit dem ich jetzt locker 2 m Reichweite hatte wenn ich wollte. Alex hatte naemlich Muehe den Fisch den letzten Meter naeher an’s Boot zu ziehen ohne ihn wieder tiefer zu lassen. So steckte ich dem Lachs den Kescher mit einem Ruck vor den Kopf in ca. 1m Tiefe und der raste doch direkt erschrocken rein ins Netz. Geschafft!

Ich zog einen schoenen 12-13 Pfuender ins Boot und Alexander war gluecklich endlich einen ordentlichen Lachs hier in Nootka gelandet zu haben. Waehrend ich das Deck aufraeumte und mit dem Schlauch abspritzte, setzten die Jungs beide Rute schnell wieder ein. Ich brachte unser Boot wieder in die Gegend des Bisses und drehte dort Achten. Zack, der Nootkablinker wurde ploetzlich inhaliert und die rechte Rute ging in die Knie! Ich war gleich daneben und riss die Rute raus und schlug an. Da hing was dran! Owen uebernahm und fing an zu drillen. Die Schnur sauste einen Augenblick raus und stoppte dann. Ich rief “kurbeln was das Zeug haelt!” aber Owen konnte keinen Kontakt mehr finden. Mist, ausgestiegen! Wieder eingelassen und eine Kurve gedreht. Hier tauchte eine grosse Futterfischwolke auf dem Echolot auf. Ich fuhr voll durch und konnte die Schnuere zittern sehen als sie tausende Kleinfische beruehrten. Am Ende des Futterschwarms als ich gerade zum Umkehren ansetzte, loeste ploetzlich wieder die rechte Rute aus und es riss ungeduldig daran. Alex gab Owen den Vortritt weil er so tragisch seinen vorherigen Fisch verloren hatten.

Diesmal schien der Haken besser zu sitzen denn bei der ersten langen Flucht hielt alles stand. Alex raeumte diesmal das Deck auf und ich positierierte das Boot wieder vorteilhaft. Der Fisch war ein echter Kaempfer und Owen hatte alle Haende voll zu tun. Der Fisch nahm ein paar Mal kraeftig Schnur, ging dann tief und bockte so dass Owen sich richtig reinhaengen musste um ihn hochzukriegen, dann waelzte er sich an der Oberflaeche und waere vielleicht sogar gesprungen wenn das der Flasher nicht so gut wie unmoeglich machte. Ich konnte gar nicht hinsehen – das Rachenschuetteln als er Richtung Boot zeigte war oft der Vorbote eines Verlustes. Aber diesmal hatten wir Glueck. Nach scheinbar ewigen Minuten hatte Owen ihn am Boot. Alex ueberlegt erst ob er Kescherns sollte aber Owen machte ihm unmissverstaendlich klar, dass er kein weiteres Risiko eingehen wollte und schaute zu mir. Alex war ein bisschen betroffen von so viel Ehrlichkeit aber schluckte das auch schnell wieder herunter. Ich sackte den Fisch ein und die Jungs tanzten vor Freude. Der duerfte ueber 14 Pfund sein! Klasse!

Nach ein paar aufgeregten Funkspruechen der Jungs zu Ians Boot, packten die schnell ein und kamen zu uns heran um vielleicht auch noch was von der Action abzubekommen. Sie hatten bis jetzt nichts als ein paar Shaker erwischt. Aber wie das so ist, ab da wurde es ruhig. Wir konnten noch einen guten Biss verbuchen der aber schon beim Ruteaufnehmen wieder vorbei war und dann trat Ruhe ein. Wir kreisten noch geduldig 2 h um die Stelle und den immer noch vorhandenen Futterschwarm herum aber nichts ging mehr. Wir experimentierten mit Tiefe und anderen Koedern, es half nichts. Da beschloss ich ein paar Driften auf Heilbutt zu versuchen. Ians Boot war auch einverstanden. Im Moment als wir losfahren wollten, sah ich ploetzlich vieleicht 20 m hinter Ians Boot einen gewaltigen Ruecken hochkommen. Ich stotterte nur etwas wir “Da! Dort!” und zeigte in die Richtung. Alle drehten sch um uns sahen gerade noch wie die grosse Schwanzflosse eines Buckelwals in der Tiefe verschwand. Mensch, das war aber nah! Nach diesem kleinen Walschreck fuehrte ich uns nicht so sehr weit entfernt zu der Gegend wo wir mit Carl letztes Jahr keine Muehe hatten ein paar Butte zu finden. Ein sandiges Plateau vor der Fjordmuendung. Wir sahen auch ein paar Boote vor Anker in der ungefaehren Naehe. Schnell waren die schweren Rute herausgekramt und das Koedergeschirr angehaengt. Die Drift war perfekt und der leichte Wellengang hier besorgte schon fast die noetige Koederaktion.

Nach einer vergeblichen Stunde versuchten wir noch eine Stelle weiter draussen aber auch dort konnten wir keinen Butt ueberreden. Owen and Alex pilken schon mit einer 3. Rute um die Zeit zu vertreiben und brachten zwei kleinere Schollen herauf. Aber das war’s, keiner zu Hause. Das war schon etwas enttaeuschend aber eben auch lehrsam; auch hier springen die Fische nicht zu jeder Zeit an den Haken. Da hatten wir letztes Jahr wohl nur etwas Glueck gehabt!
Wir packten nach ca. 2 h das Heilbuttzeug wieder ein und gingen wieder zum Lachsschleppen vor der Kueste ueber. Ich fuhr etwas weiter nach Nordwest zum Beano Creek, Ians Boot wieder in die Gegend von heute morgen. Am Beano Creek waren einige Boote unterwegs und wir sahen auch ein Boot einen ordentlichen Lachs landen kurz nachdem wir ankamen. Das liess uns hoffen, dass hier bald noch was passierte. Weit draussen konnte man eine Menge Punkte am Horizont erkennen. Dort war das Bajo Reef, dass gestern schoene Lachse produziert hatte. Ich spielte eine zeitlang mit dem Gedanken, Ian am Ufer zurueckzulassen und dort hinzuduesen. Dann aber rollte eine Nebelbank heran und ich wollte Ian nicht alleine lassen und war auch nicht so begeistert von der Aussicht nun eine halbe Stunde gegen die Wellen dort hinauszuhaemmern und dann eine total neue Angelgegend zu erforschen, wohlmoeglich noch im Nebel mit nur zwei jungen Kerlen als Crew. Ich sah davon ab.

Wir hatten keinen einzigen Biss am Beano Creek. Ich beschloss nochmal eine Pilkrunde an den Riffen von gestern zu probieren. Die Jungs waren sofort einverstanden. Ians Boot kam mittlerweile auch aus dem Nebel heraus und zu uns herueber. So pilkten wir Seite an Seite fuer eine Weile und die Jungs hatten wieder ihren Spass mit den Felsenbarschen. Es ging zwar heute nicht ganz so flott und regelmaessig wie gestern aber dafuer schienen auch ein paar andere Bodenbewohner wach zu sein. Auf Ians Boot konnten sie einen guten Lingcod ins Boot zerren und auch Owen schien einen Ling fuer einen Moment am Haken zu haben bevor der wieder ausstieg. Ich hatte etwas Zeit zum Erholen, holte mir ueber Funk ein paar Fang und Wetterdaten ein. Ein 26.8 Pfund Chinook hatte knapp die Derbyfuehrung uebernommen – natuerlich vom Bajo Reef! Und der Wind und die Wellen waren offshore schon da und rollten heran. Ich schnappte mir auch noch kurz eine Pilkrute – zeigte den Jungs, dass auch ein Skipper fischen kann und machte dann wieder die Lachsruten klar. Wir schleppten nun mit den Wellen Richtung Fjordeingang. Ians Boot war uns voraus und deutete auf keinerlei Action. Als wir die Wash Rocks umkurvten, ruckte ploetzlich die Cohokillerrute los. Alex sprang hin und schlug an. “Fish On!”. Hier wackelte das Boot von der Brandung gegen die Felsinseln ganz schoen und ich ermahnte die Jungs sich vorsichtig und ueberlegt zu bewegen – ich wollte hier keine Rettungsaktion starten muessen. Die Jungs waren aber klasse und ich konnte mich auf sie verlassen. Owen half die Ruten und Downrigger einzuholen und Alex stand breitbeinig an das Heck gelehnt und drillte seine Fisch fachmaennisch. Auch der Fisch machte ganz schoen Radau was natuerlich noch von den Wellenbedingungen verstaerkt wurde. Aber wir waren mittlerweile ein eingespieltes Team und so lange der Haken hielt, hatte ich keine Angst den Fisch noch zu verlieren. Als Alex ihn das erste Mal in Bootsnaehe hatte schob ich die volle Kescherstiellaenge ueber Bord und ich bekam die Fisch gerade so ueber den Kescherrand. Aber dann verhakte sich der Sprengring im Kescher und erlaubte dem Fisch nicht tief ins Netz runterzugleiten, statt dessen hing er am Kescherrand – Gott sei Dank – innen fest. Fast waere mir der Kescher in meiner Hand rotiert und haette den Fisch wieder ausgekippt aber ich fasste nach und konnte schliesslich den Fisch gluecklich an Bord hieven. Ha, another one bites the dust! Kein Riese aber mit knapp 11 Pfund auch kein Schlechter. Alex freute ich, dass er sagen konnte, er haette sein Chinook Limit von 2 am Tag gefangen – auch wenn das nicht fuer den Derbypreis oder den internen Cup reichen wuerde.

Ich konnte nun keine Schleife mehr um die Stelle drehen – wie vorrausgesagt, puenktlich um 14:00 Uhr wurden die Wellen ca. 1.5 m hoch mit Schaumkronen und wir konnten nur noch bequehm mit den Wellen uns in den Fjord hineintreiben lassen. Kein Biss mehr unterwegs. Ians Boot war schon auf dem Heimweg zum Resort. Wir stoppten noch an einer Lingstelle und Owen war ploetzlich wieder im Geschaeft! Er war wohl der Ling-King vom Nootka Sound denn wieder hatte sich ein starker Ling seinen Pilker geschnappt und liess ihn ganz schoen schwitzen. Hier war es auch noch tief und es dauerte einige Minuten bis er das zaehnestarrende Monster an der Oberflaeche hatte. Alex lieferte wieder eine perfekten Gaffvorstellung ab und schwupps kam der gefleckte Bursche ins Boot. Ein guter Abschluss eines fuer uns ordentlichen Tages. Diesmal hatten wir Ians Boot gezeigt, dass wir auch angeln konnten!

Vor dem Resort holten wir noch die Krabbenfalle ein und fanden auch zwei gute Exemplare darin – auf ein Krabbendinner freute ich mich richtig – das hatte ich schon lange vermisst! Bei der Derby-Wiegestelle war grosser Andrang und die Jungs staunten ueber einige fette Lachse um die 25 Pfund. Gibran White, der landbekannte Top-Guide des Resorts hatte eine Filmcrew von der Fishing Show “Big Coast” mit hinausgenommen und wohl an die richtige Stelle gefuehrt. Die hatten mehrere Lachse ueber 20 Pfund und einen der nur ganz knapp den Derbysieg verpasst haette wenn er in der Wertung gewesen waeren. Alec musste zaehneknirschend feststellen, dass ein anderer Junior (auch noch einer mit einem Bayern-Trikot!) einen 21,5 Pfuender eingewogen hatte und ihm damit den Juniorenpreis streitig gemacht hatte. Gestern der Held, heute der Pechvogel, so schnell kann’s gehen beim Angeln!

Nachdem ich alle unsere Fische versorgt hatte und das Boot fuer den letzten Morgen getankt und gesaeubert hatte, gingen wir ins Resort-Restaurant zum Dinner und um dort auch gleich der Siegerehrung beizuwohnen. Zwar ging kein Preis in unsere Richtung aber wir hatten viel Spass an der Live-Auction bei der der Resortmanager James eine tolle Show abzog und einige hundert Dollar extra fuer ein paar Ruten und Rollen etc herausholte weil er so klasse die Bieter gegeneinander aufschaukelte. War ja alles fuer einen guten Zweck – das ganze Derby war ja eine Benefitsveranstaltung fuer die Nootka Sound Watershed Society, die viel Zeit und Aufwand betreibt die Lachsbestaende in dieser fantastischen Gegend zu erhalten und wieder aufzubauen. Ich ueberreichte ihnen auch noch einen Cheque mit einer schoene Spende von unserem Fishing Derby in Victoria und so war dieses Event wieder ein voller Erfolg gewesen.

Damit war aber unser Nootkatrip noch nicht zu Ende. Wir hatten noch vor den Montagmorgen bis 10:00 Uhr zu fischen bevor wir dann unser Chalet raeumen mussten. Also wieder frueh ins Bett und frueh ‘raus!

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Hallo Chris, wieder einmal ein absolut fesselnder spannender Bericht mit tollen Bildern.:applaus:
 
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