Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Der reine Wahnsinn Deine Berichte - da solltest Du glatt mal ein Buch o.ä. draus machen.
 
11.8.2015; Port Hardy - Tag 5

Port Hardy Tag 5:

Der letzte Morgen brach frueh an. Noch einmal waren wir voller Hoffnung, dass die grossen Chinooks endlich angekommen waren vor Hardy. Wir zogen eine Stelle ca. 10 Minuten vor dem Resort im Gordon Channel in Betracht. Irgendjemand musste das wohl empfohlen haben – Dave war wohl wieder herumschnueffeln gegangen. Mir war’s recht. Da Jerrod auch mal mein Boot von innen kennenlernen wollte, nahm ich ihn bei mir mit auf’s Boot heute. Ricardo war nicht aus der Koje zu kriegen – ok, soll er doch mal ausschlafen – er hatte ja schon seinen grossen Lachs gefangen. Wir hatten nur bis 10:00 Uhr um dann bis Mittag unsere Unterkunft zu saeubern und zu raeumen.

Wieder ein spektakulaerer windstiller und sonniger Morgen – als ob es in Hardy nie anders waere! An der Stelle angekommen, stackten Dave und ich unsere beiden Ruten an einem Downrigger und Jerrod bekam den anderen. Eine Rute fischte nach den gestrigen Erkenntnissen wieder tief - um die 35 m - waehrend die anderen beiden die oberen Schichten abdecken sollten. Ich experimentierte mit Blinkern und Gummi-Anchovie von Gulp.

Eine harte Wendung am Ende einer Bucht loest gleich 2 Ruten gleichzeitig aus – Jerrods und Daves. Waehrend Dave nur einen kleinen Pink heranbrachte, schien Jerrod an einen ordentlichen Kaempfer gelangt zu sein. Ein paar Mal heulte sogar die Rollenbremse auf. Alsbald kam wieder ein fetter Coho neben das Boot. Wir hatten unser Limit an Cohos und so durfte er wieder schwimmen. Wir schleppten dann die steile Felskueste bis zur Spitze der Inselkette und wieder bei der Wendung ruckte Dave’s Rute los. Der Fisch schien auch gut Widerstand zu leisten und als wir schon alle wieder an einen 10 pfuendigen Coho dachten, entpuppte der Fisch sich als ebensogrosser Chinook. Ha! Die richtige Gattung, nur die Groesse koennte noch verbessert werden.

Wir riefen der Jalopy die Daten durch und keine 15 Minuten spaeter bedankte sich Glenn mit einem etwa 14 Pfund Chinook. Na sieh einer an, es schienen Chinookgruppen da zu sein und sie wurden sogar groesser. Mit vermehrtem Eifer zogen wir Schleifen an der Inselkettenspitze entlang. Die Jalopy fast neben uns, konnten wir ploetzlich Glenn mit voll gekruemmter Rute stehen sehen. Das musste ein Grosser sein; Carl raeumte auch schon das Deck ab um Glenn allen Platz zu bieten. Wir beobachteten gespannt wie sich das Duell entwickelte. Seltsamerweise nahm der schwere Fisch keine Schnur aber Glenn hatte sichtlich Muehe Meter um Meter Schnur einzukurbeln. Ein grosser Grundfisch vielleicht? Heilbutte koennen manchmal so agieren. Nach einer Weile konnten wir sehen was passiert war und Glenn erntete einigen Spott – er hatte einen Pinklachs am Bauch gehakt, der dadurch natuerlich super schwer erschien.

Jerrod experimentierte nun auch mit Koedern herum und montierte einen 8 cm langen silber-gelben Blinker. Als wir wiedermal an der Inselspitze zur Kehrwende ansetzten, zog Jerrods Rute ab und sofort lief Schnur von der Rolle. Das war Grosslachs, ohne Zweifel! Jerrod der Ling-King – konnte er auch der Lachsking werden? Er stand mit seiner gekruemmten Rute da und sah seine Schnur davonfliegen. Waehrend Dave die restlichen Ruten einholte und die Downrigger heraufbrachte, steuerte ich das Boot von den Klippen und den anderen Booten weg. Jetzt nur kein Fehler machen!

Nun blieb der Fisch endlich mal stehen und Jerrod begann mit der Schnurzurueckgewinnung. Schwere Kopfstoesse konnte man an der Rutenaktion erkennen, das war ein Brocken. Und dann ploetzlich war der Widerstand weg!! Ich gab Vollgas um vielleicht doch noch Kontakt zum Fisch wiederherzustellen falls er auf’s Boot zugeschossen kam – nutzlos. Er hatte den Haken abgeschuettelt bekommen. So eine Sch….! Jerrod schaute sich nachdenklich seinen leeren Blinker an. Haette er nur noch mal besser hingesehen!!!!

Jetzt waren wir natuerlich auf Draht und hatten Blut geleckt. 3 Ruten in aehnlicher Tiefe und immer wieder die gleiche Schleife. Auch die Jalopy folgte unserem Pfad. Wo einer war, da mussten doch noch paar mehr sein, dachten wir alle! Wir hatten nur noch eine Stunde bis zum Schlusspfiff! 15 Minuten spaeter ging wieder Jerrods Rute ins Wasser und er war wieder an einem guten Fisch. Selbe Prozedur fuer Dave und mich und wir beschwoerten alle Fischgoetter uns diesen Fisch landen zu lassen. Noch waehrend der Fisch unaufhaltsam abzog, war der Kontakt ploetzlich weg. Wie jetzt, gibt’s doch gar nicht, verhext – wir waren total perplex und frustriert. Als Jerrod das leere Geschirr herangholt hatte, sahen wir den Salat: der Haken war gebrochen! Unglaublich! Und das Jerrod, der doch immer wieder darauf besteht, dass man die billigen Chinahaken an allen Kunstkoedern sofort austauschen muss. Und bei diesem Blinker hatte er es angeblich nicht gemacht.

Es sollte einfach nicht sein, der Ling-King blieb bei seinem Solotitel und wir Sterblichen mussten weiter vom Tyee-Himmel irgendwoanders traeumen. Hat trotzdem Riesenspass gemacht und auf der Rueckfahrt gingen wir schon moegliche Ziele fuer die naechstjaehrige Tour durch. Genug Fisch brachten wir allemal mit nach Hause und das Wetter haette besser gar nicht sein koennen. Ich war begeistert wie mein neues Boot den Harcoreangeltest bestanden hatte. Im Prinzip alles richtig gemacht. Port Hardy, wir werden gerne an Dich zurueckdenken – Du hast uns unsterbliche Erinnerungen und Geschichten zum weiterspinnen geliefert.

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hi Cohosalmon,
bin vom 13.9.-6.10. dieses Jahr in Vancouver und auf Vancouver Island und momentan gerade am planen, was ich vor Ort machen werde!!
Habe dir mal eine ausführliche PN geschrieben!
Gruß, Tobias
 
23.8.2015; East Sooke

Hier ein kurzer Bericht von Sonntag, als ich am Pink Salmon Festival in Victoria als Skipper teilgenommen hatte. Dieses Festival findet alle 2 Jahre statt wenn die Pinks (Buckellachse) normalerweise auf dem Hoehepunkt ihrer Wanderung vor Victoria sind. Bei dem Festival geht es darum, unterprivilegierte Kinder mit zum Angeln zu nehmen; Kinder die es sich aufgrund schwierigen haeuslichen oder familiaeren Verhaeltnissen nicht leisten koennen, angeln zu gehen. Es macht mir immer wieder Spass “gruene” Kinder an das beste Hobby der Welt heranzufuehren! Carl, mein Freund mit der Jalopy war auch als Skipper dabei.

Wir holten unsere Kinder mit einem Betreuer (in meinem Fall die Mutter der 3 Geschwister) um 11:00 Uhr an der Pedder Bay Marina ab. Carl war schon ein bisschen vorangeln am Morgen und sagte, dass es schwierig werden wuerde Pinks zu finden. Die Pinks sind aus irgendeinem Grund dieses Jahr schon 6 Wochen frueher aufgetaucht (Ende Mai!) und waren wohl dementsprechend auch 5-6 Wochen frueher durch mit dem Run vor Victoria. Das waere natuerlich wirklich schade fuer die Kinder wenn die keine Pinks mehr fangen konnten!

Wir fuhren zuerst vor Church Rock in East Sooke und setzten 3 Ruten pro Boot ein. Ich liess 2 Ruten mit pinken Hootchies und Apexkoedern an einem Downrigger ein und am anderen Downrigger liess ich ein Koederfischsystem auf mittlere Tiefe ab. Pinks essen alles aber mit Koederfisch hatte man auch die Chance auf Chinook oder Coho falls mit den Pinks gar nichts ging.

Ein untermassiger Chinook war das erste Lebenszeichen an der Koederfischrute. Dann passierte lange nichts. Die Kinder schauten schon gelangweilt herum (7, 10 und 11 Jahre) und ich musste allerlei Anglerlatein erzaehlen um sie bei Laune zu halten. Dann beschloss ich vor Beachy Head zu fahren, vielleicht ging da was. Kaum waren alle Ruten drin und ich hatte mich auf die Bordwand neben mein Hecksteuer gesetzt, loeste die Rute hinter mir aus – die Koederfischrute. Ich sprang auf und nahm die Rute heraus, setzte den Haken und uebergab die David, dem 10 Jaehrigen.

Er stoehnte wie schwer der Fisch waere und kurbelte langsam heran. Musste ein Pink sein so wie sich der Fisch verhielt. 15 m hinter dem Boot explodierte auf einmal die Wasseroberflaeche und ein etwa 15 pfuendiger Fisch sprang voll aus dem Wasser und fiel sich waelzend wieder ins Wasser! Whooaa! Das war kein Pink! Ich vermutete ein Riesencoho – machte David gleich auf ein paar heftige Runs gefasst, loeste die Bremse etwas und schon ging die Post ab! Jetzt war der Fisch erst aufgewacht und raste los. David hatten gar kein Konzept war er machen sollte und seine Schwester Anita mussten kommen und mit ihm die Rute halten. Wir verabredeten, dass ich den Moment ansagen wuerde, wenn er die Rollenkurbeln einfach loslassen sollte um Schnur zu geben. Als ich das erste Mal rief “Let go!” liess er gleich die Rute mit los – Gott sei Dank hing Anita noch dran sonst haette er wohl die ganze Rute ueber Bord verloren. Lieber Himmel! Das war nicht einfach!

Ich dachte nicht, dass wir den Fisch unter solchen Umstaenden landen wuerden aber wir spielten uns als Team langsam ein und der Fisch wurde muede und kam in Bootsnaehe. Ich sah, dass die Haken tief im Schlund sassen – wohl der Grund warum wir ueberhaupt noch im Spiel waren. Nun mussten die beiden Kinder es schaffen den Fisch bis in Kescherreichweite zu ziehen. Mama musste helfen aber es gelang und ich brachte einen schoenen 14-15 pfuendigen Chinook ins Boot. Die Familie war aus dem Haeuschen und staunte ueber das Tier. Highlight war jetzt das Abschlagen – ich weiss auch nicht warum Kinder, meistens Jungs, so gerne toeten! Irgendetwas Unheimliches dabei. Erik, der Kleine, war aber auch sehr beeindruckt von den scharfen Zaehnen!

Naja, nicht der Zielfisch, eher weit ueber das Ziel hinausgeschossen! Als wieder Ruhe einzog und die Ruten alle wieder fischten, konnten die Kinder es nicht lassen immer wieder in die Fischbox zu schauen. Dann sah ich ein paar Rucke an der pinken Hootchie Rute. Ich nahm die Rute, nahm Fuehlung auf und schlug einfach mal an. Rumms, Rute krumm und schon lief Schnur von der Rolle. Gibt’s doch nicht! Ich drehte mich herum und fragte wer wieder einen grossen Fisch fangen moechte. Erik, der 7 Jaehrige, der wohl noch an die scharfen Zaehne dachte, rannte Kopfschuetteln zur Kabine. Also drueckte ich die Rute Anita in die Hand.

Die 11 Jaehrige machte das wirklich klasse, sie hatte wirklich aufgepasst waehrend dem letzten Drill. Doch dann rannte der Fisch ploetzlich auf’s Boot zu und sie schaffte es nicht die Schnur gespannt zu halten. Ich gab noch mal Gas mit dem Motor aber der Fisch war schon weg. Bisschen schade fuer sie – ich haette es ihr sehr gegoennt. Sie trug’s mit Fassung. Aber was war denn nur los heute? Keine Pinks dafuer waren wohl ‘ne Menge Chinooks in Beisslaune. Wir waren nicht mal an einem der typischen Chinookhotspots dicht unter Land sondern im Niemandsland ueber 100 m tiefem Wasser mit kaum einer Bodenstruktur.

Carl funkte uns an, sie hatten ein paar Pinks weit, weit draussen, fast an der US Grenze gefunden. Ausserdem auch einen 12 pfuendigen Chinook. Wow. Ich holte das Geraet ein und dueste auch weit raus bis wir 200 m tiefes Wasser fanden. Wir waren immer noch ein paar Kilometer weiter westlich als die Jalopy aber ich dachte wenn die Pinks da draussen zogen, mussten sie von Ost nach West verteilt sein. Denkste! Carl musste wohl nur eine kleine lokale Gruppe gefunden haben denn wir schleppten nun fast eine Stunde mit null Erfolg. Ich schleppte Richtung Osten was auch die Richtung zur Marina war. Ich beschloss es hier bis zum Abpfiff zu versuchen.

Die Kinder hatten schon jeden Hoffnung aufgegeben; die Jungs alberten in der Kabine herum und Anita sass bei Mama auf dem Schoss. Da loeste ploetzlich die Koederfischrute in 101 Fuss (danke Ricardo!) Tiefe aus und die Rolle kreischte los. Unglaublich! Wieder ein Grosslachs! Hier draussen mitten in der Wassersaeule? Das ist so gegen alles was man ueber das Chinookbenehmen gelernt hat!

Wieder stand ich da und suchte einen Abnehmer fuer den Fisch. David rieb sich noch seine geschundenen Fingerknoechel vom letzten Drill aber trotzdem drueckte ich ihm die Rute wieder in die Hand. Erik schaute ehrfuerchtig von der Ferne zu. Anita stand ihrem Bruder wieder bei und ein wilder Drill begann. Hin und wieder musste ich mal die Rutenspitze anheben damit sie sich nicht zwischen den Motoren verfing wenn der Fisch mal wieder Gas gab und die Rute fast ins Wasser riss. Unglaublich das es nicht zum Schnurbruch oder Fischverlust kam! Die Kinder hatten viel Glueck. Als der Fisch nach einer gefuehlten Ewigkeit endlich mal neben dem Boot auftauchte, riefen die Kinder vor Erstaunen aus – der war noch groesser als der Erste. Der Fisch tobte nur so neben dem Boot herum, warf sich, waelzte sich sprang halb – ich rief fast im Sekundentakt “Loslassen!”, “Kurbeln!”, “Loslassen!”… der Haken sass und das Geraet hielt obwohl ich den Spitzenring der Rute sich verbiegen sah.

Irgendwann sackte ich den Fisch dann bei einer Gelegenheit ein und hievte den Burschen ins Boot. Wow, etwa 17 Pfund! Keiner der Kinder fand die Kraft den Fisch fuer ein Foto hochzuheben. Es war nun auch schon Zeit zurueckzufahren. Es war etwas wellig geworden und wir hatten eine lange Fahrt zurueck; vorallem durch die Race Passage wo sich bei Ebbe und Westwind ganz schoen Wellen aufschaukeln koennen. War auch ein ganz schoenes Rodeo dort durch. Zurueck an der Marina zogen meine 3 Kinder natuerlich die ganze Aufmerksamkeit auf sich als sie an meiner Seite und den 2 Chinooks in meinen Krallen zum Schlachttisch liefen. Wilde Geschichten von den Drills kursierten sofort in der Kinderrunde – zumindest den Teil des Anglerseins hatten sie schon voll im Griff!

Ein paar Boote hatten ganz gut Pinks gefunden, einige gar nichts. Unsere Fische waren eindeutig die Groessten, auch wenn es darum gar nicht ging. Ich haette im Nachhinein immer noch die 3 Grosslachsdrills gegen 20 kleine Pinks eingetauscht. Die Chinooks waren einfach eine Nummer zu gross fuer die unerfahrenen Kinder und die lange Wartezeit zwischen den paar Bissen war auch nicht das Ideale. Aber so ist eben Angeln – man weiss halt nie was kommt, und das ist macht ja auch die Faszination dieses Hobbies aus!

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30.8.2015; Sooke

Letzten Sonntag habe ich mal wieder Touristenguide gespielt. Familie von meines Sohnes Freunds Alec aus Ontario wollte gerne mal eine Kostprobe vom Westkuestenangeln bekommen. Butch und seine beiden Kinder (10 und 12) und natuerlich Alec kamen mit mir auf’s Wasser. Ich war erst etwas skeptisch wegen 5 Personen auf dem Boot zum Angeln aber es ging erstaunlich gut. Die groesseren Dimensionen meines neuen Bootes machen schon eine Riesenunterschied. Es half natuerlich auch, dass die Kinder nur halbe Portionen waren!

Wegen der zahlreichen Belegschaft, hatte ich nur eine 3-4 stuendige Tourischicht am hellerlichten Tage vor. Der vielversprechende Stroemungswechsel war auch erst um 13:00 Uhr, also holte ich die Bande erst um 9:00 Uhr morgens ab. Ich hatte mir die Gegend zwischen Otter Point und Sheringham Leuchtturm herausgesucht. Ich glaube im Moment ist es gar nicht so wichtig wo; es kommt gerade ein grosser Schwall an Chinooks hier durch und die Berichte waren von fast ueberall fantastisch. Sogar direkt vor Downtown Victoria, vor der Mole, wurden Tageslimits an fetten Chinooks gefangen! Dazu kamen nun auch ein paar Cohos und noch ein paar spaete Pinks dazu. Es ist eine tolle Fischerei hier im Moment.

Nach einem tropischen Sturmauslaeufer am Samstag der ganz ordentlich Schaden angerichtet hatte und auch den lang ersehnten Regen mit sich brachte, war der Sonntag absolut windstill und auch wieder trocken. Bestes Angelwetter! Wir passierten noch die zahlreiche Flotte am Otter Point und setzten ziemlich weit vor der Kueste Richtung Muir Creek 3 Ruten ein. Eine Vielzahl an kommerziellen Krabbenfallenbojen hatte mich so weit raus fahren lassen. Die momentan sehr hohen Krabbenpreise liessen immer mehr Berufsfischer hier ihr Glueck versuchen – zum Leidwesen der Angler, da viele Berufskrabber ihre Poette mitten in den vielbefahrenen Angelstellen aussetzten. Wenn man da nicht aufpasst und mit Downriggern und Geraet in die Schnuere zwischen den Bojen geraet, ist oftmals der Angelladen der lachende Dritte!

Wir hatten gerade alle 3 Ruten drin und einen vorbeischwimmenden Seeloewen bewundert, als die Koederfischrute hinter mir ausloeste und kraeftig nach hinten zog. Schnur lief schon von der Rolle als ich die Rute herausriss, Fuehlung aufnahm und die Rollenbremse einstellte – und die Rute dann dem kleinen Leo uebergab. Das war ein Chinook, keine Frage. Der Junge drillte wie ein Weltmeister, brauchte aber von Alec und mir die eine oder andere Unterstuetzung beim Rutehalten. Der Fisch zog mal rechts und mal links und gab einen spektakulaeren Drill ab. Ich musste aufpassen, dass wir nicht in die Krabbenfallenschnuere drifteten und fuhr uns waehrend des Drills paar Male wieder weiter raus. Beim Keschern ging es nochmal turbulent zu denn Leo kurbelte so weit, dass der Wirbel am Flasher den Spitzenring der Rute zerstoerte und er praktisch keine Schnur mehr geben konnte. Der Fisch war ein bisschen weit weg und ich konnte ihn kaum erreichen – er war halb im halb ausserhalb des Keschers und spielte nun verrueckt. Ich weiss auch nicht wie, aber irgendwie bekam ich ihn schliesslich ins Boot.

Da gab’s ein Freudengeschrei an Bord!

Dann ging’s weiter. Nach einer Weile rappelte die Nootka-Blinkerrute los. Osha, Leos grosse Schwester, hatte genau aufgepasst und brachte einen fetten Pink ans Boot als haette sie das schon 100 Mal diese Woche gemacht. Dann hatten wir wieder einen vielversprechenden Biss am Koederfisch; der zog auch gleich kreftig ab aber als Leo sich ins Zeug legte, riss der Haken wohl aus – Fisch weg. Mittlerweile waren wir am Muir Creek vorbei und kamen dem Leuchtturm naeher. Hier war das Echolot ploetzlich voll mit Schwaermen und grossen Sicheln. Ich riet Alec die Blinkerrute auf knapp 30 m runterzulassen.

Und wie bestellt, riss die Blinkerrute ploetzlich nach unten und Alec blieb gleich an der Rute haengen. Er sollte zwar heute nur Helfer sein aber wenn der Biss schon so dicht an ihm heran passierte, konnter er sich auch nicht mehr helfen und “musste” halt auch mal einen Fisch drillen. Er war natuerlich schon ein Meister und drillte gekonnt einen etwa 10 pfuendigen Chinook zum Boot. Nach kurzem Bewundern liessen wir ihn neben dem Boot wieder frei. Kurz danach schlug wieder Osha an der Blinkerrute zu und wieder war es ein fetter Pink! Maedchen und pink! Auch der durfte wieder schwimmen.

Dann durfte der Papa Butch mal ran. Und was fuer einen Gegner hatte er sich da ausgesucht, oder er ihn. Der Biss auf den Koederfisch kam schon hammerhart und ich sah nur wie die Rute ploetzlich brutal nach hinten gerissen wurde und die Rolle aufkreischte. Butch war ein erfahrener Muskie-Hechtangler in Ontario und gewoehnte sich auch schnell an die Centerpin Moochingrolle. Allerdings schaffte er es nicht mit dem Fisch mitzuhalten als er nach einer Megaflucht ploetzlich Kurs aenderte und aufs Boot zugeflogen kam. Leider kostete das ihm der Druckverlust seinen Fisch.

Dann waren wir am Leuchtturm und dort kam meine Stunde. Ploetzlich hing einer der Downrigger fest und ich dachte wir haetten vielleicht ein Riff gestreift. Von wegen, es war 60 m tief hier und wir fischten hoechstens 30 m. Aber irgendetwas sauschweres hing am Downrigger fest. Die Sicherung des Riggermotors brannte 2 Mal durch und ich steckte eine staerkere ein um wenigstens eine Chance zu haben mein Geraet alles wieder zu kriegen. Meine Crew hatte inzwischen alle Leinen eingeholt und auch den anderen Rigger. Ich zog nun mit einem Lappen um das Stahlkabel gewickelt das Etwas Zentimeter um Zentimeter hoch bis eine Schnur um das Downriggerblei gewickelt auftauchte. “Wenigstens nichts verloren!” dachte ich da und jetzt wollte ich auch wissen was an dem Seil hing.

Ich zog eine grosse Krabbenfalle, wie sie Fishing Guides und andere ernste Angler gerne verwenden, hoch. Was die hier am Leuchtturm mitten in der Trollingschneise machte? Es waren vielleicht 25 m Schnur zwischen Boje und Falle – hier war es 60 m tief! Kein Wunder, dass ich keine Boje gesehen hatte – die war ja unter Wasser vom Gewicht der Falle. Sicher hatte der gestrige Sturm die Falle weit vom urspruenglichen Setzplatz abgetrieben. Da kein Name und keine Telefonnummer an der Boje war (Vorschrift) sackte ich das Geraet als Entschaedigung fuer meine Muehe ein und schenkte sie Alec. Er freute sich ueber diesen Fang!

Leider hatte uns das die beste Zeit des Stroemungswechsels gekostet. Wir schleppten nun mit der Flut zum Otter Point zurueck und konnten dort noch einen vielleicht 13-14 pfuendigen Chinook haken und drillen. Wir wollten ihn eh wieder freilassen aber er kam uns zuvor und schuettelte den Haken direkt neben dem Boot ab. Wir zaehlten das als gefangen fuer Butch’s Ego. Leo und Alec brachten noch 2 ordentliche Cohos zum Boot die auch wieder freigelassen wurden. Dann packten wir ein. Fuer nur 3,5 Stunden Angeln hatten wir eine Menge Lachse gehakt, gedrillt und teils auch gefangen. Es war vielleicht kein Fressrausch gewesen aber stetige Action. Die Kinder hatten einen Riesenspass gehabt und auch Butch war erstaunt wie anscheinend leicht es war ein paar Lachse zu fangen. Und mit 17,5 Pfund war Leo’s Lachs der bisherige Fisch seines Lebens!

Eine geniale Chinook Saison bisher! Vielleicht klappt es ja auch noch mit einem Tyee! Noch sind etwa 2 Wochen Zeit fuer die Chinooks. Vielleicht 3.

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Da habt Ihr wieder ein schönes Erlebnis gehabt. Prima geschrieben, als wäre man dabei gewesen. Danke dafür und freue mich schon auf weitere Berichte.

Petri

Hans
 
5.9.2015; Sooke

So, das letzte lange Wochenende bevor Schule, Eishockey und somit der ganze Rummel wieder losgeht. Mit den kuerzlichen Regenguessen koennte dieses Wochenende auch eines der letzten in der 2015 Chinook Saison gewesen sein. Die Fluesse und Baeche sind wieder gefuellt und bereit die laichwilligen Lachse aufzunehmen. Es war also Pflicht an diesem Wochenende nochmal ein paar lange Angelschichten einzulegen um vielleicht doch noch einen Tyee auf die Schuppen zu legen. Ich war ja sogar bereit ihn wieder freizulassen wenn er deutlich und eindeutig ueber 30 Pfund war.

Carl hatte Besucher aus dem Inneren BCs bei sich und nahm sich schon Freitag frei zum Angeln. Ich plante Samstag und Sonntag Touren mit Dave und seinem Sohn Nathan und vielleicht einen meiner Soehne. Freitag Abend textete Carl, dass er eine Sternstunde am Otter Point erlebt hatte als kurz vor Sonnenuntergang ein fressgieriger Schwarm an Chinooks durchkam. Er hatte mit seinen Besuchern den ganzen Tag auf dem Wasser verbracht und einige mittelpraechtige Cohos und zwei kleinere Chinooks gefangen und war gegen 18:00 Uhr eigentlich bereit gewesen die Waffen zu strecken. Ploetzlich brach wohl Chaos aus als auf einmal 2 Grosschinooks gleichzeitig bissen. Einer ging wohl verloren, einer knapp 20 Pfund kam an Bord. Kaum waren die Ruten im Wasser, wieder Doppelbiss! Innerhalb von 15 Minuten hatten sie 4 Chinooks bis knapp 30 Pfund gefangen. Es gings wohl fast eine Stunde so weiter und sie fingen und liessen noch 5 oder 6 weitere Chinooks zwischen 15 und 25 Pfund wieder frei und verloren noch einige in Drills. Carl’s Crew hatte schlappe Arme als sie 19:00 einpackten.

Auf der Rueckfahrt textete Carl mir und Dave einen Kurzbericht mit Fotos und meinte sie haette einen Tyee! Leider, oder Gott sei Dank fuer mich, stellte sich an der Marina heraus, dass der Groesste nur 28.7 Pfund schwer war! Ich war erleichtert, der letzte Tyee musste also noch fuer mich da draussen irgendwo sein! Lol Dieser Bericht machte uns natuerlich heiss und wir waren schon bei Sonnenaufgang auf dem Wasser und duesten zum Otter Point. Wir waren nur zu dritt da keiner meiner Jungs so frueh aufstehen wollte am letzten Wochenende ihrer Sommerferien. Das Wasser war ruhig und wir gesellten uns zu mindestens 20 anderen Booten, die aehnliche Hoffnungen wie wir hatten. Ich erkannte auch einen Arbeitskollegen.

Es flutete schon deutlich und wir drehten Kreise um die herausragende Felsnase am Point. Dort mussten die Chinooks vorbei wenn sie ihrer Vorliebe, dicht am Ufer entlang zu ziehen, treu bleiben wollten. Eine Weile tat sich gar nichts obwohl wir Fische auf dem Echolot sahen. Dann sahen wir einige andere Boote ploetzlich mit krummen Ruten und mit Keschern in der Hand sund schon waren auch wir mitten drin! Es musste gerade ein hungriger Schwarm Cohos durchkommen, denn es ging nun Schlag auf Schlag; Cohos auf Cohos – egal was fuer ein Koeder und so ziemlich von der Oberflaeche bis 20 m runter. Leider liess die Groesse der Cohos etwas zu wuenschen uebrig – oder waren wir nur verwoehnt von den dicken Silberbarren, die wir in Port Hardy vor 4 Wochen schon gefangen hatten? Alle waren so um die 4-6 Pfund. Dafuer waren einige markierte dabei und wir suchten uns ein paar Grillexemplare heraus.

Dave’s Sohn Nathan durfte fast alle der Cohos drillen – Dave und ich warteten auf etwas groesseres.

Dave schlug wieder einmal an und diesmal hing was groesseres dran. Der Fisch nahm Schnur und sofort waren wir in Alarm Modus. Ich raeumte das Deck ab und Dave konzentrierte sich auf den Drill. Der Fisch machte ordentlich Betrieb aber wir wussten auch bald, dass das keine Tyeeklasse war. Trotzdem war es mal eine schoene Abwechslung von den kleinen Cohos. Schliesslich kescherte ich einen etwa 13 pfuendigen Chinook.

Danach wurde es wieder etwas ruhiger und nur noch hin und wieder schnappte mal ein Coho zu. Nathan brachte mal gerade wieder einen Coho Richtung Boot als der ploetzlich ausstieg. Beim Einkurbeln ploetzlich ein Einschlag und die Rute war sofort krumm und Schnur flog von der Rolle. Nathan bekam gerade noch so seine Finger von den Rollenkurbeln bevor es paar auf die Finger gab! Das musste ein Chinook sein! Aber es passiert schon selten, dass so einer an der Oberflaeche beim Einholen einsteigt.

Nathan hatte seinen Spass am Drill und Dave coachte ihn dabei. Nach einem wirklich spannenden Kampf ergab sich dann der Zwillingsbruder von Dave’s vorherigen Fisch. Nathan war stolz auf seinen Fang – darf er ruhig sein! Wir versuchten es noch eine Weile bis dann gegen 12:30 eine steife Brise aufkam und uns zur Heimfahrt zwang. Die letzten Koerner in meiner 2015 Tyee-Sanduhr schienen durchzulaufen ohne den erhofften Erfolg! Morgen sollte es auf Heilbutt gehen.

Und hier noch ein paar Bilder von einer Begegnung am Freitag auf der Arbeit im Sooke River Wasserschutzgebiet.

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Mensch Christof,

es ist ein Genuss deine Berichte zu lesen. Es freut mich dass du weiterhin so viel Spass auf dem Wasser hast!
Grüße an dich und deine Familie

Matt und Sabine
 
7.9.2015; Sooke

Matt, Du must mir noch mal persoenlich zeigen, wie das mit den 30+ Pfuendern geht - ich kann's einfach nicht mehr!! :ergibmich:

Montag war Feiertag und ich fuhr solo auf’s Wasser. Vom spaeten Morgen bis kurz nach Mittag wollte ich auf Lachsjagd gehen und es dann noch 2 Stunden am Anker auf Heilbutt versuchen. Bei wunderschoenem Altweibersommerwetter und kaum Wind schiffte ich mich in Sooke an der Sunny Shores Marina ein und dueste dann die ganze Laenge des Sooke Fjords entlang bis in die Juan de Fuca Strait. Ich wollte eigentlich direkt vor dem Hafen/Fjordeingang fischen, allerdings baeumte sich dort die See wieder stark mit der Stroemung auf. Zu ungemuetlich, zumal ich alleine war. Ich fuhr weiter bis zum Otter Point und dort lag die See ruhig. Schnell hatte ich eine Rute mit Flasher und dem treuen Nootka Blinker bestueckt und eingesetzt und gleich danach eine zweite mit Flasher und Koederfischsystem. Die erstere lief auf 18 m die zweite auf 10 m Tiefe.

Ich sah eine Menge Guides in der kleinen Flotte um mich herum. Das konnte kein schlechtes Zeichen sein. Die Flutstroemung fing gerade an Fahrt aufzunehmen; oftmals der Startschuss zu einer Beisszeit am Otter Point. Die Guides wussten das natuerlich auch. Nach etwa 10 Minuten ruckte es zweimal hart an der Blinkerrute und im Moment als ich die Rute aufnahm, loeste auch schon der Clip aus und ich spuerte ein ungeduldiges Ziehen am anderen Ende. Erst dachte ich an einen mittleren Coho der sich halbwegs problemlos zum Boot hieven liess, aber als der Fisch in Bootsnaehe kam, zeigte er seine wahren Farben. Da ging auf einmal die Post ab und ich wusste, dass ich an einem ordentlichem Chinook hing! Es waren nur einige Boote um mich herum und ich hatte reichlich Platz zum Drillen. Ich genoss es und liess mir Zeit. Der Fisch nahm zweimal richtig Schnur und spielte dann auch neben dem Boot verrueckt. Ich sah, dass er um die 15 Pfund war. Bei weitem kein Tyee aber Spass total! Ich wollte den Fisch eh freilassen und spielte nur mit ihm um ein paar Fotos von ihm zu machen. Dann durfte er unberuehrt wieder abtauchen.

Na das war ja ein verheissungsvoller Start! Und es sollte weitergehen. Der naechste Biss kam an der Koederfischrute und war ein vielleicht 5 pfuendiger unmarkierter Coho. Markiert, unmarkiert, da ich heute nur catch&release betreiben wollte auf der Suche nach einem Tyee, spielte das eh keine Rolle. Hoffentlich verhakte sich keiner zu tief. Es kamen in der naechsten halben Stunde noch 2 oder 3 Cohos des selben Kaliber hinzu – einige Bisse gingen leer aus – ich war gut beschaeftigt. Als ich eine weitere Schleife ins etwas tiefere Wasser zog und ich das Boot gerade um ein treibendes Krautfeld steuerte, sah ich ploetzlich meine Koederfischrute schon hart nach hinten ziehen und schon schrie auch schon die Rolle auf. Das musste etwas Besseres sein! Ich tippte wieder auf einen halbstarken Chinook wie vorhin denn der Fisch nahm paar Mal Schnur und fuehlte sich schwer an. Waehrend ich den Fisch langsam Richtung Boot dirigierte, machte ich noch die Kamera fertig. Ich wollte mal den Moment festhalten, in dem diese Grosssalmonide das erste Mal im gruenen Wasser auftaucht – einer meiner Lieblingsmomente beim Lachsfischen.

Als der Fisch auftauchte und ich die Kamera rasseln liess, stellte ich fest das das nicht ein mittlerer Chinook sondern ein praechtiger Coho war. Mit 13-14 Pfund war das mein groesster Sooke Coho seit einer ganzen Weile. In Port Hardy hatten wir ein paar in dieser Gewichtsklasse gesehen – hier in Sooke sind solche Silberbrocken eher selten. Als ich genug Fotos hatte und der Fisch neben dem Boot endlich mal still hielt, hebelte ich den Schonhaken heraus und der Fisch verschwand in einem Schwall der mir eine kalte Dusche ins Gesicht verpasste. Na gut!

Kurz darauf packte noch ein etwas kleinerer Coho am Blinker zu und als ich schon eine Rute eingeholt hatte um zu den Heilbuttgruenden zu wechseln, packte sogar nochmal ein Chinook am Koederfisch zu. Wieder ein sportlicher Drill eines aehnlich dimensionierten Chinooks den ich allerdings nicht mehr loshaken musste da der Haken schon freiwillig herauskam als ich den Fisch am Boot sich austoben liess. Das war wirklich eine tolle und kurzweilige Angelei gewesen auch wenn es nichts mit dem Tyee wurde. Abends musste ich lernen, dass ein anderer Angler nicht allzuweit entfernt einen ueber 40 Pfuender erwischt hatte. Sie sind also noch da die Brocken!

Ich dueste dann zum Mudhole und setzte mich noch 2 Stunden an den Anker. Die Heringe von gestern waren noch aufgetaut und mussten eh verbraucht werden. Lange tat sich nichts – nicht mal Haie schienen mehr da zu sein – und das war auch gut so. Ich lag in der Kabine und lass eine Angelzeitschrift als ich ploetzlich und ohne Vorwarnung meine rechte Rute sich verbiegen sah. Die Rolle kreischte los und ich sprang auf. Reinkurbeln hatte gar keinen Sinn mehr, etwas Grosses riss schon unaufhaltsam Schnur von der recht straff eingestellten Bremse. Ich band mir noch den Gimbal an und nahm dann die Rute auf.

Schwere Stoesse – unmissverstaendlich von einem aergerlichen Heilbutt. Und der war schwer, sauschwer! Das konnte ja heiter werden – alleine! Ich pumpte vorsichtig um ihn nicht zu sehr zu veraergern. Trotzdem drehte er nach einigen Meter immer wieder um und riss bis zum Grund aus. Ich bekam den Fisch ja nicht mal vom Grund weg! Der musste noch groesser sein als der gestrige! Ich fing an zu schwitzen und war nach 10 Minuten noch nicht weiter – der Fisch kam immer wieder am Grund an. Da, wieder ein paar harte Schlaege in der Rute und………Kontakt ploetzlich weg! NEEEEIIIIINNNNN! Ich liess des Koeder noch lange am Grund und pilkte leicht aber der Butt kam nicht wieder. Schon wieder! Ich war ganz schoen entgeistert. 2 Traumfische in 2 Tagen verloren! Ein leichter Trost war, dass ich mir keinerlei Schuld geben konnte; das Geraet hatte perfekt funktioniert, ich hatte weder ueberhastet noch zu zoegernd gehandelt – es war einfach Pech gewesen, die Burschen hatten einfach nicht richtig gehangen. Ich blieb noch ein bisschen aber es blieb bei diesem einen Biss und der einzigen Chance. Dann wurde die Stroemung zu stark und ich musste das Feld raeumen.

So, das war mein Sommer. Ab jetzt wuerde es nur noch ein paar sporadische Herbsttouren geben. Die naechsten beiden Wochenenden wuerden jeweils ein paar deutsche Angler vom Forum hier vorbeischneien, die ich bei gutem Wind mal mit rausnehme. Das wird sicher spassig werden – ist es eigentlich immer und ich habe so schon viele nette Typen kennengelernt und einige an ihre Traumfische bringen koennen. Ich befuerchte nur, dass die Grosschinooks dann schon durch sind. Es wird also hauptsaechlich auf Coho gehen mit vielleicht dem einen oder anderen Winter-Chinook. Oder vielleicht noch mal eine Butttour wenn die Gezeiten stimmen.

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19.9.2015; Sooke

Letzten Freitag trafen drei deutsche Angler aus dem Naffen Forum beim mir ein um mal ein bisschen Meeresluft und Fischduft mit mir zu schnuppern! Annette und Jochen (Kotterine) und Tobias (Jigkopf) hatten sich auf der Faehre nach Victoria getroffen und schlugen also Freitagnachmittag bei uns auf. Wir hatten eine gemeinsame Ausfahrtfahrt fuer Samstag und vielleicht Sonntag geplant. Beim Willkommenstrunk und Essen fragt ich die drei was sie denn am liebsten mal fangen wollten. Ich erklaerte die momentanen Moeglichkeiten: Lachs – da waren auf jeden Fall Cohos vor Ort und alles von 3 – 15 Pfund moeglich, vielleicht noch der eine oder andere Spaetzuegler-Chinook; Heilbutt – dafuer waren nachmittags geeignete Gezeiten. Die drei waren sich schnell einig, dass Lachs das Hauptziel fuer sie war – Heilbutt gab’s ja auch in Norwegen! Alles klar, dachte ich. Nach dem gemeinsamen Dinner mit Lachs und Heilbutt als Vorgeschmack auf was da hoffentlich kaeme, ging’s dann bald in die Kojen.

Mitte Morgen kamen wir in Sooke an der Bootsrampe an und liessen das Boot zu Wasser. Wir hatten die Krabbenfalle mit – vielleicht gingen ja sogar paar Scherenbeiner in den Kaefig! Dann duesten wir zu viert bei absolut ruhiger See aus dem Hafen-Fjord in die JDF Strait. Ich hatte Otter Point angepeilt – dort bestuenden Chancen sowohl auf Coho als auch auf den vielleicht letzten Grosschinook im Meer. Die Sooke River Chinooks warten naemlich schon an der Flussmuendung im Sooke Fjord auf den Regen der den Fluss anschwellen lassen wuerde. Apropo Regen, einige Schauer waren fuer heute angesagt und wir hatten alle unsere Regenkombis an oder dabei. Tobias hatte auch seine GoPro bereit um Ueber- und Unterwasseraufnahmen zu machen. Unterwegs sahen wir ploetzlich eine Unmenge an Moewen und andere Wasservoegel an einer Stelle verruecktspielen. Auch Delfine trieben sich da herum. Das mussten wir natuerlich auskundschaften.

Ich schipperte uns vor den Trubel und ploetzlich trieb der Heringsschwarm, hinter dem die Voegel her waren direkt neben das Boot. Ein Gekreische und Getoese – irgendetwas musste die Heringe zur Oberflaeche druecken und ich konnte auch ein, zwei Fischschatten herumhuschen sehen. Tobias machte seine Spinnrute fertig und warf einen leichten Pilker neben das unmittelbare Gewuehle. Gleich war auch seine Rute krumm und wir dachten schon der erste Lachs kaeme an Bord als sich der Gegner als ein Wasservogel entpuppte. Der arme Kerl hatte den Haken im Fluegel und die Schnur um sich gewickelt. Annette schnappte sich todesmutig den Kopf um den spitzen Schnabel von mir fernzuhalten und ich befreite das Tier. Unverletzt dueste der verstoerte Vogel davon. Was es alles gibt!

Leider konnten wir hier an der Stelle nicht schleppen weil rings herum Bojen von Berufskrabbenfischern schwammen und Kabel und Leinen unter Wasser andeuteten. Tobias pilkte noch ein bisschen um die Heringe herum, konnte aber nichts zum Anbiss ueberreden. Dann verliessen wir dieses Schauspiel und fuhren weiter zum Otter Point.

Ich erklaerte den Dreien die Downriggergeheimnisse und die Geraetewahl. Wir setzten 3 Ruten an den beiden Riggern ein; eine mit Koederfisch, eine mit Squidimitat und eine mit dem Nootkablinker. Es dauerte nicht lange da sah ich die Blinkerrute loszucken. Hoeflich liessen die Maenner Annette den Vortritt und Annette schnappte sich die ruckende Rute. Sie hatte gut aufgepasst bei meinen Instruktionen und loeste perfekt die Schnur vom Clip und drillte gekonnt den Fisch. War kein grosser, das war schnell klar. Als sie den zappelnden Silberbarren neben dem Boot hatte, langte ich mit dem Kescher zu und Annettes erster Lachs war Geschichte. Er war sogar ein markierte und durfte damit behalten werden. Da die beiden nach diesem Wochenende noch ein paar Tage mit dem WoMo unterwegs sein wuerden, wollten sie gerne ein paar leckere Filets mitnehmen. Gesagt getan.

Nicht lange dannach riss es an der Mittelrute am Squidimitat und auch Jochen konnte einen halbstarken und markierten Coho zum Boot bringen. Der ging auch mit! 2 fuer 2 an markierten Cohos ist schon selten. Leider ist eine Groesse von 4-5 Pfund fuer Cohos um diese Jahreszeit auch selten. Die sollten jetzt um die 8-10 Pfund im Schnitt sein. Ich erklaerten, dass wir wohl gerade einen Run eines kleineren Stammes mit einer Brutstation am Fluss vorbeiziehen hatten. Nach dem zweiten Fisch wurde es ersteinmal ruhig. Ich zog ein paar Bahnen dicht am Strand und Ufer vorbei um vielleicht noch einen Chinook da herauszukratzen. Ging nicht. Dann fuhr ich etwas weitere Schleifen ueber tieferes Wasser und ploetzlich sah Tobias die Koederfischrute leichte Bewegungen machen. Ich nickte und Tobias war schnell dran. Leider nur ein untermassiger Chinook.

Wir blieben in der Umgebung und 20 Minuten spaeter loeste ploetzlich die Koederfischrute aus. Ich dachte schon an einen groesseren Fisch dem Biss nach zu urteilen, aber es sollte wieder nur ein mittlerer Coho sein. Jochen drillte den Fisch zum Boot – ein unmarkierter – und wir liessen ihn wieder schwimmen. Dann wurde es ganz ruhig. Nichts interessierte sich mehr fuer unsere Koeder. Nach einer Weile beschloss ich die Stelle zu wechseln. Ich wollte es vor der Hafeneinfahrt und um Secretary Island herum versuchen. Eigentlich immer fuer ein paar Fische gut. Auf der Fahrt dahin kamen wir an ein paar Seelowen und Delfinen vorbei.

Dann schleppten wir eine gute Stunde ohne jeden Anfasser am Possession Point und vor Secretary Island herum. Weiter draussen waren einige Boote unterwegs. Als wir daraufhin steuerten, erkannte ich Carl mit der Jalopy. Ueber Funk berichtete er von einigen mittleren Cohos in 23 m Tiefe. Ich stellte unsere Ruten etwas tiefer und siehe da es kam wieder Leben in die Sache. Wir fingen noch 3 oder 4 Cohos wovon aber nur einer markiert war; da Tobias diesen am Haken hatte, hatte er also auch was zum mitnehmen. Jochen liess noch 2 oder 3 from Haken springen als Tobias versuchte Unterwasservideos mit der GoPro zu filmen. Es war sicher nicht das grosse Beissen und es waren auch keine wesentlich groesseren Fische dabei aber wenigstens tat sich immer mal was.

Dann kam noch ein Highlight der anderen Art. Eine kleine Flotte von Whalewatching Booten sammelte sich auf einmal dicht neben uns und kurz darauf kamen doch wirklich noch die Orcas vorbei. Es ist auch fuer mich immer wieder ein schoenes Erlebnis diese grossen Meeresraeuber zu beobachten. Meine drei Gaeste waren natuerlich begeistert und liessen die Kameras rattern. Dann war es Zeit einzupacken. Wir mussten ja noch die Krabbenfalle einholen, die Fische filetieren, wollten auf der Heimfahrt noch was Essen gehen und wollten dann noch ein Eishockeyspiel meines Sohnes besuchen. Am Dock, waehrend ich die Lachse filetierte, fuetterten Jochen und Tobias die wartenden Robben mit den Fischresten und hatten ihren Spass dabei!

Es war ein klasse Ausflug; auch das Wetter war ab Mittag viel besser geworden - mit Sonne und Spaetsommerwaerme. Wir hatten abwechslungsreiche Erlebnisse auf dem Wasser gehabt und auch ein paar Lachse erwischt. Ich bin jetzt auch stolzer Besitzer einer Naffen – Baseballkappe – danke Tobias! Vielleicht gab’s ja am zweiten Tag mehr Qualitaet.

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21.9.2015; Victoria

Sonntag wurde sehr windig und daher nutzten meine drei Gaeste den Tag zum Sightseeing in Victoria. Ich nahm mir dafuer Montag frei und plante einen zweiten Angelausflug mit den Dreien. Ausserdem wollte mein Sohn Alexander mit. Als wir abends zusammensassen, beschlossen wir eine etwas andere Taktik als am Samstag; von Sooke hoerte man nichts Neues, vorwiegend kleinere Cohos. Die Chinooks schienen dort nun endgueltig durch zu sein. Aber vielleicht hingen noch einige der Chinooks die letzte Woche noch vor Sooke waren nun vor downtown Victoria herum. Ein Versuch wert. Ausserdem braechte das uns in angenehme Reichweite der Heilbuttgruende an der Constance Bank. Vor Victoria wuerde es allerdings nicht sehr viele Cohos geben. Schwarmlachse wie Cohos, Pinks oder Sockeyes kamen seltener in die Victoria Buch hinein sondern zogen normalerweise von Sooke an auf die offene Juan de Fuca Strait und von da zum Fraser River. Die Chinooks hingegen folgten oft sehr dicht dem Kuestenverlauf entlang und machten keine Abkuerzungen ueber das offene Wasser. Es stand also Qualitaet statt Quantitaet auf dem Programm.

Wir liessen das Boot in Victoria zu Wasser und fingen praktisch direkt vor der Bootsrampe an zu schleppen. Meine Crew war ja nun schon eingespielt am Geraet – dachte ich – und ausserdem hatte ich ja in Alexander einen Co-Skipper! Wir setzten einen Nootkablinker auf 27 m, einen Koederfisch auf 18 m und einen weiteren Koederfisch auf 12 m. Tobias liess sogar noch einen Blinker an seiner Spinnrute an der Oberflaeche hinterherziehen. Vor Victoria ist immer eine Menge los auf dem Wasser. Wasserfluzeuge landen und starten, Faehren kommen und gehen, Whalewatchboote etc. fahren vorbei, man kann die Touristen auf der Mole beim Spazierengehen beobachten, manchmal kommen Kreuzfahrtschiffe herein oder heraus. Wir sahen auch wieder Define und Robben, wobei ich die letzteren mit kritischen Blicken bedachte; waren sie doch potenzielle Lachsraeuber und jeder Angler der schon mal einen schoenen Fisch an der Angel hatte und dann von einer Robbe geklaut bekommen hatte, kann mich gut verstehen!

Es tat sich eine Stunde lang gar nichts. Aber das Wetter war herrlich sonnig und wir hatten ja viel zu plaudern. Da! Ploetzlich riss es an der Blinkerrute und die Rute sprang zurueck – schon ausgeloest! Jochen sah es auch gleich und sprang hinzu. Ich rief noch “schon ausgeloest!” aber er schlug noch mal voll an bis er selber merkte, dass er schon direkt am Fisch war. Der Haken musste tief sitzen nach diesem Anschlag!! Dann ging schon die Post ab und ich sah die Rute horizontal werden. Ich rief Jochen zu: “Lass die Rolle los, Rolle loslassen!” Er zoegerte etwas – das Drillkonzept mit einer Centerpinrolle war ihm wohl nicht ganz geheuer und er hielt immer noch die Kurbel fest. Ich sah wie sich die Rute vollkommen aufzog und die Spannung an der Schnur sich aufbaute – etwas musste geben, entweder Schnur oder Jochen! Endlich liess Jochen die Rollenkurbel fahren und die Spannung entlud sich – ein Teil an Jochens Fingerknoechel die er nicht ganz schnell genug aus dem Weg der rasenden Rollenkurbel bekam. Autsch! Deswegen heissen die Rollen auch “Knuckle Buster”!

Der Fisch nahm ein gutes Stueck Schnur. Das war Grosschinook – das war uns allen klar. Jetzt hiess es klar Schiff machen und ruhig bleiben. Tobias und ich holten die restlichen Ruten ein – zwei davon hatte Jochens davonsaussender Chinook schon aufgegabelt – allerdings konnten wir die Schnuere schnell trennen. Annette steuerte das Boot von Hindernissen weg bis wir den Schleppmotor in den Leerlauf stellen konnten. Alexander holte beide Downrigger hoch. Teamwork! Und inzwischen drillte Jochen den Fisch wie ein Profi. Er hatte sich nun an das Hin und Her mit der Rolle gewoehnt und schaffte es gut die Schnur gespannt zu halten. Am Blinker war nur ein Einzel-Schonhaken. Eine Sekunde schlappe Schnur und der Fisch schuettelt den Haken ab. Jochen wusste um was es ging – seinen Traumlachs.

Tobias filmte den Drill mit seiner GoPro am Kopf und stand schon mit dem Kescher bereit. Wir waren alle gespannt auf den ersten Blick auf den Fisch. Der Bursche hatte zweimal ordentlich Schnur genommen aber jetzt gewann Jochen stetig Schnur zurueck. Ich hielt bange Ausschau nach etwaigen Robben – war aber keine in Sicht. Dann brach der Fisch das erste Mal durch die Oberflaeche, ca. 20 m hinter dem Boot. Eine grosse Schwanzflosse wurde sichtbar aber man konnte noch keine Groesse schaetzen. Ich bereitete Jochen auf eine wahrscheinliche erneute Flucht vor – meistens scheuen die Lachse beim ersten Anblick eines Bootes noch mal und rasen wieder weit davon. Der hier schien mutiger und Jochen brachte ihn das erste Mal in unmittelbare Naehe des Bootes. Jetzt konnten wir ihn gut sehen – der hatte mindestens 20 Pfund auf den Rippen. Vielleicht noch mehr. Tobias verliess nun der Mut zum Keschern und ich uebernahm das Netz. Der Fisch zog noch mal kurz ab und kreuzte dann hinter dem Boot auf die andere Seite. Gut, dass wir alles andere Geraet herausgenommen hatten!

Wieder zog Jochen ihn dicht vor’s Boot und diesmal kam er flach. Mensch war der gross, dachte ich nur und sagte es wohl auch. Nun war er in Reichweite und waehrend ich immer noch auf eine weitere lange Flucht gefasst war, beschloss ich es zu riskieren; ich schob den Kescher blitzartig vor den Lachskopf und der Fisch schwamm reflexartig hinein. Ich zog zu und er war im Sack! Gleichzeitig schnappte die Rute zurueck – der Haken war gebrochen! Wow, Glueck gehabt! Ein vielstimmiges Siegesgeschrei ertoente als ich den Brocken ins Boot hievte. Das musste der Tyee sein! Was sonst! Wir klatschten uns ab und bewunderten den Silberbrocken. Was fuer ein Fisch. Ich hatte leider keine Waage dabei, war mir aber recht sicher, dass der 30 Pfund haben wuerde. Alles richtig gemacht.

Wir setzten die Ruten wieder ein und schleppten eine ganze Weile weiter, immer um die erfolgreiche Stelle herum. Wir sahen noch wie ein anderes Boot in einen laengeren Drill verwickelt war und schliesslich einen Fisch landete aber ansonsten war nichts mehr los. Schliesslich schleppten wir dann ein gutes Stueck die Kueste weiter entlang und machten dann sogar noch einen kurzen Abstecher zu den Oak Bay Flats. Auch hier war ausser einigen Fotos vom durchlukenden Mt. Baker nichts zu holen. Ein One Hit Wonder! Gegen 13:00 Uhr packten wir das Lachszeug zusammen und fuhren zur Westseite der Constance Bank um den Heilbutten auf die Pelle zu ruecken.

Dort waren schon eine Anzahl an Booten verankert und ich musste genau aufpassen, dass ich nicht zu dicht an andere Boote herankam. Die Stroemung war noch so stark, dass wir mit 1 kg Bleien beginnen mussten. Der obligatorische Duftsack ging auch runter um die Butte herzulocken. Alexander hoffte, dass es auch Dornhaie anlocken wuerde – wir ermahnten ihn das Wort nicht einmal auszusprechen. Zu spaet! Die Koeder waren keine 5 Minuten im Wasser als die Rutenspitzen zu ruckeln anfingen und Alexander hatte nun zu tun die Haie einem nach dem anderen nach oben zu kurbeln und mittlerweile fing wohl auch er an zubegreifen, warum man das Wort “Dogfish” beim Heilbuttangeln besser nicht ausspricht.

Die Stroemung liess bald nach und wir konnten zu geringeren Gewichten greifen. Wir hatten gerade die rechte Rute mit neuen Lachsresten bestueckt und abgelassen, als Tobias einen kraeftigen Ruck an der Rute bemerkte und er ging in Stellung – da! noch ein Ruck und schon ging die Rutespitze stetig nach unten. Wie vorher besprochen, kurbelte Tobias hart ein paar Umdrehungen an der Rolle um praktisch den Anschlag zu setzen. Ich finde das funktioniert besser beim stationaeren Grundangeln als erst die Rute aus dem Halter nehmen und dann anrucken. Das in-den-Fisch-Hineinkurbeln wenn die Rute noch im Rutenhalter steckt garantiert eine unmittelbare und zeitnahe Hakenplatzierung was oftmals noetig ist um einen kurzbeissenden Butt zu haken. Mit Kreishaken ist das natuerlich eine ganz andere Sache aber die verwende ich nicht.

Tobias machte das vorbildlich und der Fisch hing. Waehrend ich ihm den Gimbal umhaengte zog der Fisch gut Schnur von der Rolle und wir dachten, dass das ein besserer Fisch sein musste. Gekonnt und norwegen-butterfahren drillte Tobias den Fisch und fing auch die folgenden Fluchten mit der richtigen Bremseinstellung ab. Nach und nach kam der Fisch hoch. Auf halber Hoehe bekam der Butt nochmal seine zweite Luft; allerdings schaffte er es nicht mehr bis zum Grund. Dann hatte Tobias den Burschen endlich oben. 20 Pfund meinte ich. Tobias war skeptisch. Wir ueberlegten was wir mit dem Fisch machen sollten. Ich brauchte kein Fisch mehr fuer meine Verwendung. Und es war zuviel Fisch um es unterwegs auf Reisen zu verwerten. Tobias beschloss ihn mitzunehmen, bei mir gefroren aufzubewahren bis er am Ende seiner Rundreise vielleicht eine Moeglichkeit gefunden hatte es zu verschicken oder selber mitzunehmen.

Er gab Alexander die Rute um den Butt zu gaffen. Irgendetwas lief schief beim Gaffen den ploetzlich tobte der Fisch neben dem Boot los und rast unter dem Boot hindurch. Alexander hatte die Rute zwischen seine Beine geklemmt und war auf so einen ploetzlichen Ruck nicht gefasst – die Rute entfaltete eine gewisse Hebelwirkung ueber die Bordwand und Alexander kruemmte sich vor Schmerz in seinen Weichteilen. Wir konnten uns ein Schmunzeln nicht verkneifen waehrend wir die Situation unter Kontrollen zu kriegen versuchten. Der Butt hing noch fest und kam nicht weit. Ich machte die Harpune klar und stach dann zu. Dann wurde der Butt vertaeut und ausgeblutet.

Wir angelten noch eine Weile weiter aber es sollte wieder bei einen One Hit Wonder bleiben. Wir sahen in der Ferne wieder einen Moewenschwarm verrueckt spielen und wollten das noch mal auskundschaften bevor wir heimfuhren. Tobias, Jochen und Alexander pilkten und blinkerten um das Vogelgetoese aber wieder war kein Lachs bereit die Kunstkoeder zu nehmen. Mein Freund Larry kam mit seinem Boot vorbei und warf uns seine Handwaage herueber damit wir den Tyee bestaetigen konnten. Leider war die Batterie seiner Waage platt und wir bekamen keine vernuenftige Anzeige.

So duesten wir zurueck und nahmen die Fische ganz mit nach Hause um sie dort zu wiegen und zu filetieren. Ausserdem wollten Annette und Jochen bei mir noch ein Abschieds-Steakdinner fuer uns alle zaubern. Ein schoener Angeltag ging zu Ende – wie erhofft und geplant, es war Qualitaet statt Quantitaet! Leider, leider fuer mich stellte sich heraus, dass Jochen’s Chinook doch nicht ganz ein Tyee war – die Waage blieb bei 27,6 Pfund stehen. Ein toller Fisch zum Saisonabschluss und sicher ein Traumfisch fuer Jochen – fuer mich bleibt jedoch das Verlangen nach einem Tyee nach so vielen Jahren Verzicht! Tobias hatte einen ordentlichen Butt gefangen der 20,5 Pfund Lebensgewicht hatte. Damit hatten alle drei meiner Gaeste ein paar anstaendige Fische gefangen, wenn das Angeln auch nicht red hot war. Wir hatten eine schoene Zeit zusammen verbracht, uns kennengelernt und interessante Geschichten ausgetauscht – nicht zuletzt auch von unseren vergangenen Norwegenerlebnissen. Die drei haben mal einen Einblick in die hiessige Fischerei mit ihren Vorzuegen und auch Problemen bekommen, das hiessige Geraet in Aktion gesehen und betaetigt und ausserdem die schoene Gegend am Suedzipfel von Vancouver Island genossen. War klasse! Gerne wieder!

Vielleicht stellen Annette und/oder Tobias ja noch ein paar Fotos oder Videos hier ein – sie hatten ja viel mehr fotographiert als ich!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hi Christoph,
schöner hätte ich den Bericht nicht schreiben können:applaus:

Es war alles genau so beschrieben, wie wir es auch erlebt haben. Es ist echt bewundernd, an welche Details du dich erinnerst.

Vielen Dank nochmal für deine Gastfreundschaft und das du uns mit deinem tollen Boot zu den Fischen geführt hast :dankeschoen:

Wenn wir wieder in Deutschland sind, werden natürlich noch einige Bilder von uns eingestellt.

Liebe Grüße an dich und deine Familie. Wir haben die Zeit bei euch sehr genossen.

Jochen & Annette
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Vielen Dank für die beiden Berichte und die schönen Fotos. Mir gefällt bei Deinen Berichten immer, daß Du Randbemerkungen zu dem Verhalten der Fischarten und anderer Tiere sowie der Umgebung machst.
Wie immer spannend und illustrativ geschrieben.

Petri

Hans
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hi Christoph,
endlich habe ich nach meiner Rückkunft auch einmal Zeit mir Deinen Bericht durchzulesen!
Es waren unvergessliche Tage bei Dir in Victoria und dein Bericht entspricht natürlich vollkommen der Wahrheit!
Nochmals vielen vielen Dank für eure Gastfreundlichkeit und den Aufwand, den Ihr, also Du und Deine Family, für uns betrieben habt!
Auch die beiden Angeltage am Schluss, als ich nochmal vorbeikam, um dem Fisch zum Heimtransport abzuholen, waren absolut klasse und auch wenn da die großen Fänge ausblieben sind, hat es riesen Spaß gemacht, mit Dir angeln zu gehen!
Ich werde später oder in den nächsten Tagen noch ein paar Bilder von unseren Angeltagen in Victoria reinstellen, sowie auch noch einen kleinen Bericht über meinen Angelstopp in Campbell River verfassen!
Bis dahin und liebe Grüße aus der Pfalz an alle, Tobias
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

So, hier jetzt noch ein paar Bilder von den Angeltagen am 19. und 21. September!
 

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Und weiter...
 

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