Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke !!!

Immer schoen von Dir zu lesen, dieser Bericht kommt wieder mal besonders gut an.
Gerade fuer uns " nicht Lachs Angler " ein toller Einblick wie es mal laufen kann, wenn alles passt. :Smilie4:

Kannst Du vielleicht auch noch ab und an ein paar Bilder von deinen Ruten und Rollen mit einstellen ?

Gruss Micha
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Sehr schön Christoph!
Heute in 5 Wochen sind wir schon in BC. Dann wollen wir mal sehen, ob du mit deinen Kids noch ein paar Lachse übrig gelassen habt:-)

Gruß
Jochen
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Die beiden Berichte, speziell der mit den Kindern, haben mir wieder einen schönen Tagesausklang beschert. Vielen Dank dafür und großes Petri an die glücklichen Fänger.

Petri

Hans
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Bin etwas hinterher mit meiner Berichtlieferung. War zuviel los die letzten Wochen. Auch in angerlerischer Hinsicht! Am 25.7. war wieder mein grosses Fishing Derby. Voller Erfolg, viel Geld an Lachsprojekte gespendet, viel Spass gehabt, paar Arbeitskollegen das Angeln naeher gebracht….wer ein paar Bilder davon sehen moechte, hier ist der Link: http://consultantsinvitational.com/photo-gallery-2/2015-2/

Am 2.8. hatte ich dann den Praesident unserer Anglerinteressengesellschaft (Anglers Coalition) mitgenommen. Chris ist super aktiv fuer die Fische und Angler hier auf Vancouver Island, kommt aber selber kaum ans Wasser. Es war Zeit, dass ich ihn mal in meinem neuen Boot mitnahm. Chris ist in England mit Karpfen und Makrelenangeln aufgewachsen, hatte dann lange in Ontario gelebt und auf Forellen und Schwarzbarsch geangelt, bevor er hier an die Westkueste kam. Obwohl er die Lachsbiologie aus dem FF kennt und die Theorie perfekt beherrscht, mangelt es ihm an Praxis. Ich war gespannt, ob wir beide mit einem aehnlichen Lebenslauf den lokalen Westkuestlern mal was vormachen konnten!

Der Sonntag sollte absolut windstill und sonnig werden. Es war Vollmond und die Stroemung wuerde zur Hauptzeit nur so reissen. Frueh war eine harte Ebbe waehrend der sich die wandernden Lachse in Kehrstroemungen druecken wuerden um nicht wieder bis nach Japan abgetrieben zu werden. Da ich bei voller Ebbe noch nie allzuviel Erfolg hatte, goennte ich uns einen faulen Start und wir liessen das Boot erst gegen 9:00 Uhr zu Wasser. Es war schon warm und wir genossen die kurze Fahrt von Sooke zur Trap Shack vor dem East Sooke Park. Es war viel los auf dem Wasser – klar, es war langes Wochenende, volle Lachshochsaison und perfektes Wetter. Sogar kleine, offene 4 m Aluboote waren unterwegs und auch einige Kayaks.

Wir beschlossen einige aggressive Runden dicht unter Land mit flacher Koederfuehrung zu probieren. Wir montierten beide ein Koederfischsystem mit Flasher. Ich schlaengelte uns durch die vielen Boote bis wir ganz dicht vor der Kueste waren. Neben uns kruemmte sich eine Rute auf einem Boot und es entstand kurz Hektik an Bord – Fish On. Ein gutes Zeichen! Ich konnte Graham, ein Angelkumpel, in seinem Boot ausmachen, der seine beiden kleinen Jungs mit an Bord hatte. Auch da ploetzlich Hektik und Grossfisch am Band! Wir fuhren gespannt bis in die tiefste Buchtspitze und drehten dann 180 Grad. Waehrend der Wendung ruckelte erst Chris’ Rute los und darauf gleich auch meine. Ruck zuck waren wir bei den Ruten – in Hoffnung auf schwere Gegner – ach, nur ein Paerchen Pinklachse. Chris verlor seinen im Drill und ich hob meinen gleich am Vorfach in die Fischkiste. Chris wollte sein Lachslimit heute mitnehmen um auch mal selbstgefangenes Westcoast Seafood bei sich auf dem Tisch zu haben.

Schnell wieder bekoedert und die selbe Strecke andersherum abgeschleppt. Diesmal kam kein Biss aber wir sahen wie Graham und seine Jungs einen fetten Chinook kescherten. Gratulation! Die Jungs jubelten! Als wir das naechste Mal im Buchtzipfel zur Wendung ansetzten, rums! Chris’ Rute loeste aus und wurde sofort krumm gezogen. Das war was Besseres! Chris drillte sehr vorsichtig. Der Fisch nahm erstmal ein Stueck Schnur was mir Zeit gab meine Rute und beide Downrigger einzuholen und alles klar zur Landung zu machen. Auch steuerte ich unser Boot aus der Bucht heraus und weg von der ganzen Flotte. Mittlerweile gewann Chris gut Schnur zurueck und der Fisch kam das erste Mal in Bootsnaehe. Da der Drill bisher recht unspektakulaer und auch harmlos war, vermutete ich einen eher mittleren Chinook. Ich war daher erstaunt als ich den ersten Blick auf den auftauchenden Fisch bekam – “Mensch, Chris, das ist ein Brocken!” meinte ich, und Chris wollte davon nichts hoeren um nicht noch mehr Druck auf sich zu spueren. Er stand unter Strom und wollte den Fisch unbedingt haben!

Kaum hatte der Lachs das Boot gesehen, drehte er laessig ab und gab Gas. Der war noch lange nicht kescherreif, bemerkte ich. Doch wieder zog der Fisch nicht allzuweit – eher tief. So ging das noch ein paar Mal hin und her und als Chris ihn mal wieder an der Oberflaeche hatte und der Kopf Richtung Boot zeigte, hiess ich Chris zuruecktreten und Druck zu machen um den Fisch mit Schwung auf’s Boot zu zu schliddern. Der Fisch liess sich kopfschuetteln heranziehen und ich versenkte ihn im Kescher. Chris schrie seinen Siegesruf heraus und ich stimmte ein als ich den praechtigen Lachs in das Boot hievte. Ein stattliches Exemplar – mit Sicherheit der Groesste auf meinem neuen Boot dieses Jahr! Wir klatschten uns ab und Chris tanzte ganz aufgeregt um das Tier. Versorgt und kurz gewogen – die Waage blieb bei 27.5 Pfund stehen. Nicht ganz ein Tyee aber ein toller Fisch!

Dann machten wir die Ruten wieder klar und gesellten uns wieder zur Flotte. Es tat sich nun nicht mehr viel. Chris fing noch einen Pink und ich hatte einen Felsenbarsch als ich mal wieder dicht ueber ein Riff schleppte. Wir sahen noch ein anderes Boot einen guten Chinook landen aber dann schien das Spaetfruehstueck der Lachse vorbei zu sein. Als es gegen Mittag ging, schlug ich vor zum Stroemungswechsel zum Otter Point zu wechseln. Die kurze Stroemungsstillstandzeit war immer fuer ein Fisch gut und wenn dann die harte Flut einsetzte, konnten wir vor dem Otter Point die Bootsnase in die Stroemung stecken und warten bis die Lachse an uns vorbeikamen (oder auch nicht) und dabei den einen oder anderen Koeder nahmen. Chris war einverstanden.

Die Fahrt zum Otter Point unter diesen optimalen Bedingungen dauerte nur 15 Minuten. Auch dort waren eine Menge Boote unterwegs. Wir schleppten dicht am Strand in 20 m tiefem Wasser. Ich koederte nun den so erfolgreichen Sandaal-Blinker um Chris die letzten 7-8 Koederfische, die wir noch hatten, zu lassen. Wir sahen zum Stroemungswechsel 2 gute Chinooks im Drill auf anderen Booten, konnten selber aber nur den einen oder anderen Pink erwischen. Dann drueckte uns die starke Flutstroemung vor die Otter Point Felsklippe und wir reihten uns Nase voran neben ein paar anderen Booten in die Stroemung. Neben uns war Trevor, der Guide von “No Bananas Fishing Charters”, ein aeusserst erfolgreicher Angler und Guide. Na wenn der hier ist….

Ich musste meinen Schleppmotor ordentlich aufdrehen um ueberhaupt mit der Gegenstroemung mithalten zu koennen. Gelegentlich trieb es uns trotzdem rueckwaerts. Da ploetzlich krachte es in meiner Rute und es riss augenblicklich Schnur von der Rolle! Was fuer ein Screamer! Ich konnte gar nicht an die Rollenkurbel herankommen so schnell drehte sich die Spule. Der Fisch rannte gerade auf ein anderes Boot 60 m hinter uns zu, welches auch gerade seitlich abdrehte mit einem Fisch am Band. Na das kann ja interessant werden, dachte ich nur. Chris raeumte inzwischen alles Geraet ab. Ich konnte immer noch nichts anderes tun als meiner Schnur beim Auslaufen zuzuschauen. Dann endlich stoppte der Fisch und ich machte Druck um die Distanz zu verringern.

Denkste, der Fisch drehte sich wieder und raus flog die Schnur. Diesmal rannte er Gott sei Dank weg von allen Booten auf’s offene Meer zu. Hoffentlich hielt der Einzel-Schonhaken! Ich gewann jetzt Schnur zurueck und weil Chris den Motor herunterdrehte, drifteten wir schnell Richtung Fisch. Ich musste jetzt rasend kurbeln um Druck zu halten. Chris musste den Motor wieder hoeher drehen um mir zu helfen. Nach und nach bekam ich meinen Gegner Richtung Boot manoevriert. Als er hinter dem Boot an der Oberflaeche auftauchte, hatte er nichts Besseres im Sinn als sofort von hinten durch die Motoren unter das Boot zu rasen. Das haette schnell schief gehen koennen aber ich steckte schnell die Rute tief ins Wasser um die Schnur von Propellor und sonstigen Hindernissen frei zu halten. Glueck gehabt!

Der Fisch tobte noch ein bisschen neben dem Boot aber Chris langte ploetzlich mit dem Kescher in das schaumige Gewuehle und schwupps war der Lachs im Netz. Geschafft! Ein feister 16 Pfuender kam an Bord. Zwar lange nicht so gross wie Chris’ vorheriger Fisch aber was fuer ein Kaempfer! Klasse! Wir mussten nun mit dem grossen Motor wieder zum Otter Point fahren da wir waehrend dem Drill ca. 1 km abgedriftet waren. Wir reihten uns wieder neben Trevor ein. Der lieferte kurz darauf eine Show als er einen Doppelbiss von Grosslachsen bekam und selber mit einem Gast die beiden Ruten bediente. Wir konnten sie beiden Fische keschern sehen. Chris und ich fingen nun wieder ein paar Pinks von denen wir die fettesten behielten. Trevor war bald wieder neben uns.

Dann passierte etwas Erstaunliches. Chris bekam einen hammerharten Biss und war wieder an einem schweren Fisch. Der zog aber keine Schnur ab – war einfach nur schwer. Chris kurbelte den Widersacher Zentimeter fuer Zentimeter an das Boot heran. Ich hatte inzwischen Chris’ Bootsseite aufgeraeumt, liess aber meine Rute noch drin weil es ja anscheinend doch kein so grosser Fisch war oder eben kein Lachs. Nach gut 5 Minuten war tauchte der Fisch das erste Mal neben dem Boot auf und – Mensch, schon wieder ein Brocken von einem Lachs! Aber der war ja noch ganz frisch und hatte noch gar keine Energie verbraucht! Kaum hatte ich das gesagt, riss der Lachs seinen Rachen auf und fing an seinen Kopf schnell hin und herzuschuetteln. “Oh, das ist nicht gut!” meinte ich zu Chris. Wir konnten die Haken im Maul haengen sehen – wie lange wuerden die noch halten bei diesem Geschuettele? Chris konnte nichts weiter machen als versuchen die Schnur straff halten – und trotzdem passierte ploetzlich was ich befuerchtet hatte – das ganze Geschirr kam auf uns zu geflogen und der Fisch drehte ab!

Och, Mist usw waren unsere Kommentare waehrend wir den Fisch kurz unter der Oberflaeche hinter unseren Heck abziehen sehen konnten. Er schwamm straks auf Trevor neben uns zu und Sekunden spaeter musste er seinen Schnuere und Koeder kreuzen. Wenn ich es nicht selbst gesehen haette, wuerde ich es nicht glauben aber im selben Augenblick riss Trevor’s Rute nach unten und er war am Fisch! Nach etwa 10 Minuten kescherten sie einen Lachs von der Groesse wie wir ihn gerade verloren hatten. Chris und ich schauten uns nur an, kann das wirklich wahr sein? So gierig kann doch kein Lachs sein, oder? Verrueckt oder ein verrueckter Zufall!

Dann war ich wieder dran. Die eine Sekunde, die man mal nicht zur Rute hinschaut, nutzte gleich ein Fisch aus und riss die Schnur aus dem Clip und wollte sich davon machen. Ich hoerte nur ploetzlich meine Rollenbremse muehsam aufheulen. Ich bekam die Rute kaum aus dem Halter wegen des starken Gegendruckes, fuehlte dann noch ein-zwei schwere Kopfstoesse und dann war der Kontakt weg! Schade!
Wir fingen noch ein paar weitere Pinks und machten dann gegen 15:00 Uhr Feierabend. Wir hatten 2 Chinooks und 6 Pinks im Boot und ein paar Erlebnisse zum erzaehlen. Chris war stolz und glueckich mit seinem Fang. Er hatte heute gezeigt, dass er nicht nur Fisch sprechen sondern auch fangen kann. Ich ich hatte endlich mal wieder die Situation genau richtig eingeschaetzt und uns an den Fisch geskippert! Ein toller Angeltag ging zu Ende. Naechste Woche sollte es dann nach Port Hardy gehen, zum Nordzipfel der Insel – unsere jaehrliche Maennerangeltour!

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7.8.2015; Port Hardy - Tag 1

Port Hardy Tag 1:
Die etwa 6 stuendige Fahrt von Victoria zum Nordzipfel von Vancouver Island hatten Dave, Glenn, Ricardo und ich etwa zur Haelfte aufgeteilt; 3 Stunden nach der Arbeit am Donnerstag mit Uebernachtung bei einem alten Freund von Dave in Campbell River und dann die letzten 3 Stunden Highway Freitag nach dem Fruehstueck. Der Abend in Campbell River war schoen und warm und wir flanierten am Fishing Pier entlang und schauten einer Menge Angler zu. Die warfen Pilker in die Meeresstrasse vor Campbell River und fingen den einen oder anderen Pinklachs (Buckellachs). Die waren voll da und zogen in den nahen Campbell River wo eine Schar von Fliegen- und Spinnangler auf sie wartete – neben einer Menge Schwarzbaeren und allerlei Federvieh. Immer wenn ein neuer Schwarm Pinks am Pier vorbeizog, kam Leben in die Anglerschar. Mit der Polbrille konnte man die Silberpfeile in 10-20ger Gruppen kurz unter der Oberflaeche entlang flitzen sehen und hin und wieder schoss einer oder zwei einem der vorgesetzten Pilker hinterher. Die Lachse haken war eine Sache aber sie nun auf den 5 m hohen Pier zu ziehen eine ganz andere. Seilkescher waren vorhanden aber einige Angler versuchen einfach Herausheben. Manchmal klappte es, manchmal nicht. Der Seilkescher war wohl eher fuer die grossen Kaliber – die Chinooks. Einen Tag zuvor wurde ein 31 Pfuender am Pier gelandet – eine Fangtafel neben der Imbissbude erzaehlte die letzten Erfolge der Pierangler. Einen Grosslachs vom Pier zu drillen, nicht vom Schonhaken zu verlieren und dann noch mit 5 m vertikalem Hoehenunterschied zwischen den Stangen und Stuetzen zu landen – das war wohl der ultimative Geschicklichkeits- und Glueckstest!

Und natuerlich mussten wir auch einen Blick zur Flussmuendung und dem beruehmten Tyeepool werfen. Dort stand die Huette des 100 Jahre alten Tyee Clubs – einer der aeltesten Anglerclubs in Nordamerika. Hier hatten wohlhabende britische Regierungsfunktionaere das elitaere Angeln auf Lachse vom alten Kontinent eingefuehrt und hatten strenge Regeln fuer die Tyee Club Mitgliegschaft ersonnen. Man musste von einem vom Guide geruderten Boot an einer bestimmten Stelle vor der Flussmuendung (wo die Chinooks oft lagen und auf eine guenstige Gezeit zum Aufstieg zu warten) mit 20 Pfund Tragkraft Schnur, einer Rute zwischen 2.5 und 3 m, mit Wobbler oder Blinker mit Einzelschonhaken, ohne Downrigger, hoechstens mit X g Beschwerung einen Chinook von 30 oder mehr Pfund fangen und an der offiziellen Tyee Clubwaage einwiegen. Noch heute waren das die Regeln und taeglich zur Hauptaufstiegszeit versuchten sich etliche Touristen und Einheimische an der Herausforderung. Eine kleine Flotte von Ruderbooten mit Guides wartete in der Marina auf Kundschaft. Ist eigentlich gar nicht so teuer fuer ein paar Stunden – allerdings waren die Chancen auf eine Tyee Mitgliedschaft auch nicht gerade toll. Es wurden schon regelmaessig Chinooks ueberlistet aber meist kleiner als 30 Pfund. Ein paar Glueckliche gibt es doch jedes Jahr. Vor 3 Jahren wurde sogar ein ueber 60 Pfuender ins Ruderboot gehievt. Schaut man sich die Bilder der ersten Jahre des Tyee Clubs an, dann sieht man, dass solche Klopper gar nicht so selten waren vor 100 Jahren. Heute eine absolute Ausnahme.

Die Fahrt am Freitag bis Port Hardy war recht ereignislos; allerdings regnete es in Stroemen. Regen hatte ich schon seit Monaten nicht mehr erlebt! Wir bezogen mittags unsere Ferienwohnung und ich machte mein Boot am dazugehoerigen Dock fest. Das kleine Resort war vorwiegend von Anglern frequentiert – was sollte man in Hardy auch anders machen? Ein kleines Nest mit ein paar Laeden, einem Pub und zwei anderen Restaurants und ein Indianerreservat. Dazu ein kleiner Hafen fuer die Fischereiflotte mit Fischverarbeitung und der BC Ferries Hafen fuer die Inside Passage nach Prince Rupert. Das war’s. Unser Resort, Scotia Bay Resort, erinnerte mich viel an norwegische Anglercamps. Kein Luxus und nicht gerade nagelneu aber sauber und funktionell. Die Besitzer, ein aelteres Paerchen, freundlich und hilfsbereit. Und Miete und Dock waren billig. Es lagen ungefaehr 12-15 Boote am Dock. Viele Gaeste waren mit ihrem RV oder Anhaenger da.

Als Carl und Jerrod ankamen, war unsere Maennerrunde komplett und alle konnten es nicht erwarten raus auf’s Wasser zu kommen. Port Hardy ist Big Fish Country; jedes Jahr kommen von dort Berichte von riesigen Chinooks aber vorallem Grundfisch wie Heilbutt und Ling Cod und Snapper. Das Problem war nur wo? Vor dem Port Hardy Harbour lag eine schier unendliche Insel- und Wasserwelt und vor der der offene Pazifik. Wo faengt man da an wenn man das erste Mal da ist? Dave hatte recherchiert und ein paar Guides ausgequetscht und ich hatte meinen Nachbarn consultiert, der schon 4 Jahre seinen Sommerangelurlaub da verbracht hatte. Wer wirklich regelmaessig Grossfisch will nimmt die Spritrechnung in Kauf und faehrt offshore – so hiess es. Mein Nachbar macht das auch immer wenn das Wetter es erlaubt. Ausser Carl war von uns aber keiner zu wild auf stundenlange Bootsfahrten zu den Fischgruenden und moeglicherweise Herumschaukeln in schwerer Duenung. Wir wollten erst einmal ein paar bekannte lokale inshore Stellen ausprobieren. Schliesslich mussten die offshore Lachse auf ihrem Weg zu den Heimatfluessen auch an der Inselwelt hier vorbei! Und Riffe, Untiefen und Sandbaenke fuer Grundfisch gab es zum Ueberfluss auch inshore. Mal sehen, dachten wir alle!
Gegen 17:00 Uhr waren wir dann alle endlich soweit und dampften zusammen zum Duval Point, dem Buchtausgang. Der Meeresgrund fiel hier am Ufer schon steil ab und hin und wieder ragten ein paar Felsriffe ins Meer. Mit dem Lowrance Structurescan konnte ich eine gute Idee vom Untergrund kriegen. Hier nur kein Bodenkontakt mit dem Downriggerblei bekommen, dachte ich.
Dave, Ricardo und ich waren auf meinem Boot, Jerrod, Glenn und Carl auf Carl’s Jalopy. Beide Boote waren die gleiche Klasse, meines 19 x 8 Fuss und Carl’s 18.5 x 7 Fuss. Da Arimas wenig Holz in der Kontruktion verwenden, war mein Boot trotz groesserer Dimensionen viel leichter und daher mit dem 115 PS Yammi einiges flotter als Carl’s schweres 1802 Trophy mit einem 115 Johnson.
Wir setzten 2 Koederfischruten bei spiegelglattem Wasser ein und waren gespannt auf was da kaeme. Dave’s Rute rappelte bald los und in Erwartung auf einen Monsterlachs setzte Dave auch den Anschlag entsprechend. Dem fetten Pinklachs den Dave bald ans Boot brachte musste dieser Anschlag ja fast das Gesicht abgerissen haben. Der ging wieder zurueck. Auf Pinks waren wir nicht scharf. Auch meine Rute hatte bald Kontakt mit einem Pink der aber wieder vom Haken abfiel. Und so ging es erstmal weiter. Es biss regelmaessig was aber nicht die Zielfische: grosse Chinooks und Cohos.
Dave fing an eine zweite Rute an seiner Downriggerseite einzusetzen. Als er mal wieder den Rigger bis zur zweiten Rute hochholte um diese zu kontrollieren, riss es ploetzlich an seiner noch eingesetzten und jetzt sehr flach laufenden Rute. Der Fisch war besser und nahm auch etwas Schnur. Nach einer Weile brachte er einen sehr sportlichen Coho um die 10 Pfund ans Boot. Einen markierten und einen unmarkierten Coho pro Tag durfte man hier mitnehmen; der durfte mit. So, die Cohos waren also sehr flach denn Dave’s Rute war im Augenblick des Bisses bei ca. 8 m Tiefe. Ich holte meine Rute auf 11 m hoch und bekam auch augenblicklich einen harten Biss. Ricardo schnappte sich die Rute und drillte ebenfalls einen schoenen Coho. Eine Idee kleiner als Daves. Auch der ging mit.

Nun schalteten wir 2 der 3 Ruten auf flach. Wir beobachteten 2 Nachbarboote, die anscheinend in einen Chinookdrill verwickelt waren und fiebrig ihr Geraet einholten. Wenig spaeter konnten wir einen der Chinooks im Kescher verschwinden sehen – wir schaetzten um die 16 Pfund. Bei einer harten Wendung loeste ploetzlich Dave’s Rute aus und ein Fisch riss schon ungeduldig Schnur von der Rolle bis Dave bei der Rute war. War das unser Traumlachs? Nicht wirklich. Zwar machte der ganz schoen Betrieb und Dave hatte seine Freude am Drill aber als ein 10 – 12 pfuendiger Chinook ausgedrillt neben dem Boot lag befanden wir, dass da noch mehr kommen musste. Man konnte nur 4 Chinooks im Besitz haben auf Reisen und Dave wollte die 4 Plaetze mit Grosschinook fuellen. Wir liessen den Burschen wieder frei.

Ueber Funk erkundigten wir uns bei Carl und auch die hatten ein paar Bisse und Pinks auf die flachen Ruten. Tiefer als 20 m schien nichts zu gehen. Wir drehten noch ein paar Runden und erkundeten ein paar Buchten weiter die Wasserstrasse hinunter und schliesslich kam auch ich noch in den Genuss eines feisten Cohodrills. Auch den packten wir auf Eis. Dann ging es heimwaerts. Dunkle Wolken zogen zum Sonnenuntergang auf und liessen nasses erahnen. Wir schafften es noch die Fische im Trocknen zu filetieren. Carl’s Boot hatte nur 2-3 Pinks mitgebracht die wir als Heilbuttkoeder verwenden wollten. Die Pinks waren hier erstaunlich gross und fett; alle 5-7 Pfund.

Ein bisschen Ernuechterung setzte bei uns allen ein – hatten wir doch alle insgeheim gehofft, die Tyees wuerden hier nur so ins Boot springen. Aber das konnte ja noch kommen! Muede und erwartungsfroh sanken wir nach einem kleinen Umtrunk in die Fallen. Ich hatte mit Ricardo Gott sei Dank ein eigenes Schlafzimmer so das wir vom Schnarchfest in den anderen 2 Schlafgemaechern nichts mitbekamen.

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8.8.2015; Port Hardy - Tag 2

Tag 2:
Nachts ging ein wahrer Wolkenbruch nieder und auch zur abgemachten Weckzeit schuettete es aus Kuebeln. Ich schaute 5:00 Uhr bedenklich aus dem Fenster; kein Wind aber eine Wasserwand. Ich hatte Sorge ob die zwei Lenzpumpen in meinem Boot mithielten – d.h. nur eine war automatisch. Ich wagte mich unter den Wasserfall und lief zum Boot. Als ich ankam und den Deckel zur Unterdeck-Fischbox hochhob, sah ich schon den Wasserstand ca. 15 cm hoch vom Boden. Die Automatik hatte also nicht funktioniert – gut dass ich nachgesehen hatte. Beide Pumpen liefen einwandfrei im Handbetrieb und liefen hart fuer 15 Minuten.

Mittlerweile wurde der Regen auch etwas weniger. Meine Crew war dann 6:30 Uhr startklar und wir legten ab. Die Jalopy Crew war auch abflugbereit. Es sollte zur Taylor Bank auf Heilbutt gehen. Wir kamen zuerst an und warfen in 80 m Tiefe den Anker. Carl suchte noch umher wo er ankern wollte. Wir waren noch beim Geraeteklarmachen als ein bekannter lokaler Guide vorbei kam und freundlich und anerkennend bemerkte, dass wir seine Lieblingsstelle besetzten. Ha, richtigen Riecher gehabt. Der Guide und seine Gaeste driftfischten direkt in der Nachbarschaft – Ankern war hier wohl nicht beliebt. Carl kam wieder nah an uns heran und liess dann seinen Anker relativ dicht bei uns ab. Ich hatte schon ein ungutes Gefuehl wegen dieser Naehe.

Die Ruten mit Hering und Lachsfetzen bekoedert, einen Duftsack mit Lachsresten am Downrigger zum Boden und wir waren im Geschaeft. Kaum hatten wir uns hingesetzt, als Carl ueber Funk den ersten Heilbutt vermeldete – aber sehr klein. Es fing nun wieder an zu schuetten – aber wir waren froh ueber die absolute Windstille. Dave bekam eine halbherzigen Biss und setzte den Haken und etwas blieb haengen. Er brachte einen etwa 10 – 12 pfuendigen Heilbutt hoch. Wir konnten nur 2 Butte pro Angler im Besitz haben – einen pro Tag mitnehmen – Dave wollte mehr und liess den halbwuechsigen Butt wieder frei. Ich fing nun an ein paar kleinere Felsenbarsche an meiner Rute hochzubringen – Carl und Crew vermeldeten ebenfalls Barsche. Das hiess Felsen am Grund. Hoffentlich ging das gut mit dem Anker, dachte ich nur.

Dave hatte wieder einen besseren Biss und konnte sich wieder mit einem kleineren Heilbutt messen. Der machte etwas mehr Alarm und war auch etwas besser. Genau als ich ihm mit dem Gaff helfen wollte, riss es an meiner Rute. Da Ricardo sich zu einem Teenager-Morgennickerchen in die Kabine verabschiedete hatte, war nun Aufregung an Bord. Ich ueberliess erstmal Dave sich selbst und sah zu dass mein Fisch hing und nahm Fuehlung auf – war etwas dran, konnte aber nicht uebermaessig gross sein. Da Dave’s Butt nun an der Oberflaeche verrueckt spielte und Dave das Gaffen und Rutehalten gleichzeitig nicht hinbekam, steckte ich meine Rute wieder in den Halter und gaffte erstmal Dave’s Fisch. Dann wieder zu meiner Rute – Fisch noch dran – und sogar gewachsen wie es schien den es war sau schwer. Bald stellte sich heraus war passiert war; der Fisch war um das Downriggerkabel geschwommen.

Was nun? Holte ich den Downrigger hoch, schnitt das Stahlkabel wahrscheinlich durch die Geflochtene. Zog ich das Geschirr mit Fisch mit der Rute am Kabel entlang hoch, konnte das Gleiche passieren oder alles rutschte bis zum Spreizdraht und Stahlvorfach durch und dieses konnte ungefaehrdet am Stahlkabel entlang gleiten. So arbeitete ich mich Meter um Meter voran – ich hoerte das Schleifen am Stahlkabel und hoffte nur, dass es Metal an Metal war. Endlich, endlich kam alles in Sicht. Ein schoener Butt von ueber 20 Pfund hing dran und im selben Moment machte es Peng und die Hauptschnur riss. Mist, Mist – ich suchte schnell die Pilkrute und versuchte mit dem Pilker das absinkenden Knaeuel zu erwischen – umsonst. Alles plus Fisch futsch! So eine Pleite!

Als ob das der Start einer Pleitenserie war, kamen nun die Missgeschicke knueppeldicke. Waehrend Carl den naechsten Butt gelandet meldete, hatte ich einen hammerharten Biss aber bis ich an der Rute war, hatte er wieder losgelassen. Wieder Mist! Dann schwenkte die leichte Stroemung und wir drehten uns an der Ankerleine um den Schwingpunkt. Ich sah wie wir auf Carl’s Ankerschnur zutrieben. Ich rief ihm ueber Funk zu er solle seinen Anker heben und etwas mehr Platz zu lassen – wir waren ja schliesslich zuerst hiergewesen. Er meinte ich waere paranoid und wir haetten genuegend Platz zwischen uns. 10 Minuten spaeter sah ich mein Downriggerkabel ruckeln – und drueckte den Hochholknopf. Schleppend und ruckelnd kam alles Gott sei Dank nach oben – aber es hatte ohne Frage an Carl Ankerschnur gehangen. Nun konnten wir sogar seine Ankerleine am Echolot sehen – und ich warf paar wuetende Kommentare durch den Funk. Gleichzeitig war unsere 3 Rute fest und nach ein paar Zugversuchen stand fest wir hingen in der Ankerschnur.

Nun ging ein stundenlanges Geroedel los und der Guide nebenan hatte eine klasse Show umsonst. Die Jalopy Crew holte alles Geraet ein, holte sich dann unsere festhaengende Rute zu sich an Bord und fing nun an den Anker per Hand von 80 m Tiefe einzuholen da sie ihn nicht ohne uns ueber den Haufen zu fahren hochschleppen konnten. Wir bekamen alles Geraet zurueck aber 1,5 Stunden beste Beiszeit waren vertroedelt. Ich war sauer auf Carl und Jerrod – die beiden sind erfahrene Heilbuttangler in Victoria und haben hundertemal geankert und kennen die Abstaende und Schwingradien genau. Und Jerrod ist ein eifriger Advokat fuer Platzlassen beim Ankern in unserem hiessigen Angelforum. Beide waren auch sichtlich beschaemt. Das genuegt mir. Die Jalopy dueste zum Nordende der Bank und ankerte dort erneut.

Aber damit war meine Pechstraehne noch nicht vorbei. Es biss nun nichts mehr und als auch ich den Anker ziehen wollte, hing der sprichwoertlich felsenfest. Wir hatten uns beim Gezeitenwechsel um 180 Grad gedreht und die Kette musste sich unloesbar um Felsriffe gelegt haben. Ich versuchte von verschiedenen Richtungen aber konnte am Ende nur die Schnur abreissen und Anker plus Kette verlieren. Und um das Uebel noch perfekt zu machen, fiel mir mein gutes Taschenmesser ins Meer. Ich war bedient. Nass und kalt war ich in der Stimmung zurueck zu fahren. Dave und Ricardo, der nun endlich aufgewacht war, stimmten mich aber wieder um. Auch wir fuhren zum Nordende der Bank und driftete nun mit unserem Heilbuttgeschirr. Bis auf einen Felsenbarsch, war fuer uns aber nichts mehr zu holen hier. Jerrod hatte mittlerweile noch einen kleinen Butt heraufgeholt und damit war die Jalopy fertig mit ihrer Heilbutttagesquote. Wir beschlossen alle zusammen ein paar Riffe auf Ling Cod abzuklopfen.

Nach 10 minuetiger Fahrt kamen wir zu einer Stelle in der Wasserstrasse, die mit Unterwasserriffen nur so gepflastert war. Einige der Riffe waren Schongebiet wo angeln verboten war. Wir suchten uns ein Riff gerade ausserhalb der verbotenen Zone mit ca. 30 m Tiefe. Wir montierten schwere Pilker mit Fischfetzen und liessen herab. Momentan war Dave am Boden verhakt und wir mussten einholen und das Boot versetzen um Daves Koeder zu retten. Die Jalopy war etwa 200 m entfernt am Werke. Als wir gerade wieder unsere Position eingenommen hatten und eine neue Drift ueber das Riff begannen, funkte Carl: “Kommt sofort hierher – ich zeig Euch warum!”. Wir schauten uns fragend an, liessen uns aber noch weiter uebers Riff treiben. Als sich nichts tat. Holten wir ein und duesten zu Carl.

Dort herrschte wahre Aufregung an Bord. Carl hievte nur einen herrlichen Ling am Gaff hoch – sicherlich um die 20 Pfund – und das waere noch nicht der Grosse. Sie haetten schon 2 und haetten noch einen Riesen am Boot verloren. Jede Drift waere ein Fisch. Wir schauten auf die GPS Karte und es war hier flach – nur 10 – 20 m tief. Wir dachten immer Lings waeren tiefer, vorallem die Grossen. Wir folgten der Jalopy zum Anfangspunkt der Drift und fingen an nebeneinander zu angeln. Kaum hatte Dave den Boden erreicht, rumms, Rute krumm bis zum Griff! Gibt’s doch gar nicht! Er brachte einen gut 15 pfuendigen Ling hoch. Gaff, Knueppel, Fischkiste, abklatschen. Ricardo stoehnte ploetzlich auf und seine Rutenspitze verschwand unter dem Boot. Die Rollenbremse kreischte auf. Auf einmal war der Widerstand weg. Schade.

Dann wurden wir auf Geschrei auf der Jalopy aufmerksam. Alle 3 lehnten sich auf einer Seite ueber die Bordwand und gestikulierten wild. Ploetzlich wildes Platschen und Glenn hievte mit brachialer Gewalt etwas Grosses an Bord. Von uns aus sah es aus wie eine Robbe! Was war denn da nur los? Wir sahen ploetzlich Carl und Glenn schreiend auf die Sitze oder Bordwand steigen – wie kleine Maedchen die vor einer Spinne Angst hatten. Ein Bild fuer die Goetter! Wenn es nur nicht so schuetten wuerde – man haette ein paar unvergessliche Fotos machen koennen! Was passiert war, wurde uns erst am Abend am Dock klar: Jerrod hatte einen fetten Felsenbarsch am Haken und ans Boot gebracht. Mit Sicherheit 3 -4 Pfund gross. Auf einmal tauchte ein riessiger Schatten hinter dem Barsch auf und Jerrod liess den Barsch haengen und warnte Carl und Glenn aufzupassen.

Ein Monster-Ling verschluckte den Barsch mit einem Haps und liess nicht mehr los. Glenn schnappte sich das Gaff und schlug zu und hievte das Monster frisch ins Boot. Wenn man sich vorstellt, das so ein Ling in der 40-50 Pfundklasse so mindestens 10 -15 Minuten Rabatz an der Rute macht, kann man sich in etwa vorstellen, was so ein Fisch anrichtete wenn er frisch und noch voller Energie ins Boot kommt – er flippte total aus und die Szene haette nicht anders sein koennen wenn man ein Krokodil ins Boot wirft. Ein Maul so gross wie ein Eimer mit 2 cm langen Dolchzaehnen bestueckt schnappte ununterbrochen nach allem in der Gegend waehrend sich ein Muskelpaket von etwa 1.5 m Laenge sich waelzend und schlaengelnd ueber das Deck bewegt! Carl und Glenn waren veraengstigt sofort auf hoehere Lagen gefluechtet und schrien wie die Maedchen waehrend Jerrod totesmutig das Monster mit Gaff und Knueppel bearbeitete bis endlich Ruhe einkehrte. Unglaublich! Wenn wir nicht Zeugen dieser Buehnenshow gesehen waeren, ich haette sowas nicht geglaubt. Obwohl man immer mal solche Ling Stories zu hoeren bekommt.

Aber wir waren noch nicht fertig. Waehrend auf der Jalopy aufgeraeumt wurde, schlug nun Ricardo zu und kaempfte mit einem feisten Grundfisch. Auch der nahm Schnur und wollte unbedingt wieder in seine Hoehle zurueck. Ricardo hielt prima dagegen und brachte den Burschen schliesslich ans Boot. Wieder ein gut 15 Pfuender – vielleicht sogar was mehr. Jetzt fehlte nur noch ein Fisch fuer mich! Sollte meine Pechstraehne weiter andauern? Wir drifteten schon ins Tiefe ab – 50 m – noch konnte ich Bodenkontakt halten, immer noch – rumms, mir wurde die Rute fast aus der Hand gerissen! Das war ein schwerer Fisch! Ihn jetzt nur nicht in sein Versteck lassen. Ich zog was ich konnte und hievte das Biest vom Grund weg. Auch half es, dass wir nun schon in 70 tiefes Wasser gedriftet waren. Aber jetzt zog er unaufhaltsam ab und ich verlor einige Meter Schnur. Die Rute war zu Brechen gebogen. Ich hoffte nur dem Fisch ging der Wind aus bevor er den Grund erreichte.

Als er stoppte machte ich sofort Druck und brachte ihn wieder ins Mittelwasser. Zweimal ging der Bursche noch auf Tauchfahrt und dann machte er sich einfach nur noch schwer und ich brachte ihn an die Oberflaeche. Den Rachen weit offen und die messerscharfen Reisszaehne fletschend tauchte er auf und Dave setzte das Gaff in den Rachen und schleifte das gut 30 pfuendige Geschoss ins Boot. Damit war unsere Fischkiste uebervoll und der Deckel ging nicht einmal mehr zu. Das hatte alles nicht mehr als 30 Minuten gedauert! Unglaublich!

Da wir unser Limit an Lings hatten und auch keine verangeln wollten, machten wir Schluss hier. Auf dem Heimweg stoppten wir noch zu einer Runde am Duval Point auf Lachs. Ricardo und ich waren durchnaesst und durchfroren und waren nur noch halbherzig bei der Sache. Allerdings haette man mit etwas mehr Geduld wohl noch was aus dieser Stelle heute machen koennen denn Jerrod vermeldete einen 16 pfuendigen Chinook, Dave hatte einen gute Biss der nicht haengenblieb und wir sahen ein anderes Boot einen ordentlichen Lachs einsacken. Aber wir packten bald ein und fuhren heim.

Alles in allem ein aufregender Tag mit einer Menge Gefuehlsschwankungen. Was fuer eine Ling Cod Strecke! Einen von fast 50 Pfund (er hatte zwei ausgewachsene Pinklachse von jeweils 5 Pfund im Magen!!!), 2 um die 30 Pfund, einen knapp 20 und 2 um die 15 Pfund. Da war also das Big Fish Revier!!!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

:daumen::daumen::daumen: für die tollen Zeilen! :Smilie4:

Wann schreibst du eigentlich diese ausführlichen Berichte? Bestimmt auf See wenn mal nicht beißt. ;)
 
9.8.2015; Port Hardy - Tag 3

Port Hardy Tag 3:

Da der dritte Tag wieder absolut windstill werden sollte, wollten wir ein paar Stellen weiter weg vom Resort probieren und vielleicht sogar zum Jeanette Point am Festland fahren. Das war angeblich eine gute Lachsstellen bei Flut und Glenn und ich machten auch zwei vielversprechende Heilbuttstellen daherum aus. Es ging gemaessigt frueh wieder los und die erste Runde galt wieder Duval Point vor der Hardy Bucht. Hier ging ausser ein paar fetten Pinks aber nichts.

Wir beschlossen zum Castle Rock Point zu fahren. Als wir nach 20 Minuten da ankamen, sahen wir schnell warum sich einige Legenden um diese Stellen rankten. Ein langezogenes Felsmassiv ragte hier aus dem Wasser raus auf dessen einer Seite das Wasser schnell grosse Tiefen erreichte und auf dessen anderer Seite eine flache Bucht mit Kelpfeldern lag. An der tiefen Seite befanden sich einige kleine Buchten im Felsmassiv die gute Stroemungsunterstaende ergaben. Es roch hier foermlich nach Fisch. Es schleppten schon 3-4 andere Boot um die Felsnase. Hochbetrieb fuer Hardy!

Dave und ich, Ricardo hielt natuerlich wieder sein Teenagernickerchen, fischten zuerst aggressiv die kleinen Buchten auf der tiefen Seite ab. Nichts. Dann um die Felsspitze herum in die flache Bucht mit Kelp. Auch nichts. Die Jalopy hatte auch nichts zu vermelden. Gegen 9:00 kam Ricardo mal an Deck und ich legte mich auf’s Ohr. Doch die Ruhe waehrte nicht allzu lange als ich ploetzlich von einer Aufregung auf Deck wachwurde. Dave war im Drill und Ricardo hatte den Kescher in der Hand. Die Neugierde liess mich nicht weiter ruhen. Nach einer Weile hatte Dave einen praechtigen Coho neben dem Boot. Ricardo kescherte ihn perfekt und der erste Zielfisch des Tages kam an Bord. Wieder so ein feister 10 Pfund Silberbolide! Solche grossen Cohos sind im Sueden nicht alltaeglich.

Danach rappelte es noch 2 mal kurz hintereinander – immer in 10 m Tiefe – es musste ein Schwarm Cohos durchkommen. Einen behielten wir noch, einer durfte wieder schwimmen. Aber von Chinooks keine Anzeichen. Auf der Jalopy hatte auch Carl einen guten Coho erwischt. Dann sank wieder Ruhe ueber die Stelle. Nach einer weiteren ergebnislosen Stunde, verabredeten wir uns am Jeanette Point – nochmals 20 Minuten von hier. Gerade als wir losduesen wollten, sahen wir eine Menge Voegel sich einen halben Kilometer vor der Felsnase versammeln und anschliessend wie wild ins Wasser stuerzen. Da musste ein Heringsschwarm an die Oberflaeche gekommen sein. Gleich darauf sahen wir auch eine Fontaene an dieser Stelle auftauchen.

Aha, ein Buckelwal hatte die Heringe aufgestoebert und nach oben gejagt. Wir fuhren naeher heran und schalteten die Motoren ab und beobachteten das Schauspiel. Der Wal drehte immer wieder Kreise um die Stelle jedoch konnten wir leider nicht sehen wie er mit aufgerissenem Maul durch den Heringsschwarm stiess. Das musste wohl weiter unten passieren. Wir ueberlegten, ob es sich lohnte hier nochmal die Ruten einzusetzen aber wir wollten nun weiter. Es war eine zauberhafte Fahrt durch die unzahligen kleinen Inseln und Inselchen. Wir Fahrer mussten aber auch staendig auf herausragende Klippen und Riffe aufpassen. Die GPS Karten waren hier nicht super genau wie wir hin und wieder bemerkten. Bei dichtem Nebel sollte man lieber grosse Umwege um flache Riffe und enge Passagen machen und sich lieber nicht allzusehr auf den Chartplotter verlassen.

Am Jeanette Point angekommen wurde Carl und mir bewusst, dass wir das erste Mal mit unseren eigenen Booten von Vancouver Island bis zum Festland gefahren waren. Es war nun gerade Gezeitenwechsel und damit beste Beisszeit. Kam waren die Ruten im Wasser als auch beide Rute ausschlugen; wieder Pinks. Auch neben der Jalopy platschte es. Gab es denn keine Chinooks mehr in Hardy? Ploetzlich sahen wir Glenn auf der Jalopy mit einer vollgebogenen Rute. Hatten die etwa einen Grosslachs gefunden? Der Funkruf blieb erstmal unbeantwortet. Aber spaeter stellte sich heraus, Glenn hing an einem Riff fest.

Dave steuerte nun mein Boot und zog weitraeumige Schleifen vom Ufer weg ueber tieferem Wasser. Da riss es ploetzlich an seiner Rute, sie loeste sofort aus und Schnur zog von der Rolle. Da hing was Grosses, keine Frage! Dave nahm die Rute und ich sprang auf und holte seinen Rigger ein und drehte den Motor herunter. In dem selben Moment wurde Dave’s Schnur schlaff. Weg! Da hatte man nun mal Kontakt zu einem guten Fisch und dann das! Verhext diese Gegend hier!

Wir versuchten es nun geballt; alle 3 Ruten auf aehnlicher Tiefe, immer wieder ueber die Bisstelle hinweg, mein Boot und auch die Jalopy die wir benachrichtigt hatten. Nur den einen oder anderen Pink. Nach einer weiteren Stunde brachen wir die Lachsjagd ab und wollten eine Bucht nach Ling Cods absuchen. Ich suchte uns eine vielversprechende Kante vor einem Kelpbett und liess uns von 40 m vor die Krautkante treiben. War gefaehrlich vom tiefen ins flache Wasser aber so ging nun mal die Stroemung hier. Bei mir zuppelte bald was Kleines am Pilker und ploetzlich riss es hart an meiner Rute fuer eine Sekunde – dann war der Spuk wieder weg. Verbluefft brachte ich einen pfuendigen Greenling hoch der deutliche Bisspuren aufwiess. Da war doch wieder so ein gefraessiges Monster am Werke gewesen!

Bevor ich Dave das alles erzaehlen und zeigen konnte, war Dave am Fisch. Und der war ein Guter denn seine Rutenspitze zog bis tief ins Wasser. Die Rolle kreischte auf und Dave legte sich ins Zeug um den Fisch nicht im Riff zu verlieren. EIn paar Minuten harter Drill dann kam ein zaehnestarrender Rachen zur Oberflaeche. Ich setzte das Gaff und Dave hatte seinen Ling! Ein herrlich gezeichneter Ling von rund 15 Pfund. Ricardo und ich versuchten es weiter aber ohne weiteren Erfolg.

Carl hatte inzwischen die Jalopy auf einem der Plateaus verankert, dass Glenn und ich gestern herausgesucht hatten. Wir schlossen zu ihnen auf, warfen ein 20 m Seil hinueber und haengten uns an ihr Heck. Schnell waren die Heilbuttruten fertiggemacht und ich liess auch den Duftsack am Downrigger hinab. Es dauerte nicht lange da kam Bewegung in die Sache. Ricardo sah die eine Rute rucken und zog an. “Fish On” meinte er und stemmte sich dagegen. Ein paar Kurbeldrehungen und ploetzlich war der Widerstand weg. Schnell liess er den Koeder wieder hinunter und war ploetzlich wieder am Fisch.

Ich band ihm schon den Gimbal um als der Fisch zum zweiten Male ausstieg und sich diesmal nicht wieder ueberreden liess. Tja ja. Dann hoerten wir Glenn jubeln, er hatte eine kleine Platte gelandet. Kurz danach hatte Jerrod einen Biss und drillte. Waehrend wir abgelenkt Fotos von der Jalopy Crew schossen, verneigte sich Dave’s Rute hart – bis er da war war der Fisch aber wieder weg. Damn! Vielleicht war es der gleiche Fisch aber wenig spaeter ruckte es zweimal ungeduldig an meiner Rute und ich stand bereit. Beim naechsten Zug kurbelte ich rasant in den Fisch hinein bis die Rute krumm blieb. Der hing! Ich nahm die Rute aus dem Halter und der Fisch nahm waehrenddessen sogar Schnur von der Rolle. Das war kein 10 Pfuender! Dave band mir den Guertel um und ich begann die Hebearbeit. Der Fisch war sportlich und haemmerte immer wieder dagegen und gewann auch den einen oder anderen Meter Schnur wieder zurueck. Ganz klar Heilbutt dachte ich.

Dave, in Erwartung eines Riesen machte die Harpune fertig. Als wir einen etwa 25 pfuendigen Butt im Wasser auftauchen sahen, schauten wir uns fragend ab – harpunieren? Gaff waere wohl genuegend aber Dave hatte noch nie harpuniert und wollte es mal versuchen. Ging auch alles klar und bald hing der Butt vertaeut zum Ausbluten am Boot. Der lauthalse Spott fuer die Harpunierung eines “Chickens” von der Jalopy hallte zu uns herueber. Ich bekoederte neu und liess hinab, setzte mich hin um gleich wieder aufzuspringen – die gerade eingelassene Rute war schon wieder krumm! Und dieser Fisch war schwerer, viel schwerer! Die Schnur wurde brutal von der fast angezogenen Bremse gezogen und ich bekam kaum die Rute aus dem Halter.

Die Jalopy Crew johlte anfeuernd hinueber und auch bei uns stieg die Anspannung. War das das naechste Port Hardy Monster? Die zentnerschwere Tischplatte? Wir werden es nie wissen den urploetzlich riss der Kontakt zum Fisch ab und ich konnte ihn auch nicht zu einem weiteren Tanz ueberreden. Schade! Sehr schade!

Die Stroemung nahm jetzt sichtlich zu und waehrend ich zum Ufer hin starrte, meinte ich wir waeren doch viel dichter unter Land gedriftet? Schliff der Anker? Ich hatte das GPS Geraet ausgeschaltet und konnte es so nicht gleich bestaetigen aber Carl meinte wir waeren etwas abgetrieben. Ich holte den Downrigger mit dem Duftsack lieber hoch denn wenn wir in diesem unberechenbaren Revier ploetzlich ueber ein Riff drifteten, war Schluss mit dem Downriggerblei.

In diesem Moment hoerten wir laute Ausrufe von der Jalopy. Jerrod, der Grosslingfaenger, stand mit einer stark gekruemmten Rute am Heck und musste immer wieder Schnur nachgeben. Das war nichts Kleines – hoffentlich bekamen wir den Fisch mal zu sehen. Nach einer scheinbaren Ewigkeit sahen wir Carl mit dem Gaff etwas neben dem Boot abzuschaetzen; “Monster Ling Cod!” rief er laut! Hatte Jerrod wieder zugeschlagen? Wieder so ein Krokodil? Wir beobachteten und fotografierten wie Carl wieder einen Ling mit unglaublichen Dimensionen an Bord hievte und diesmal ohne Angstgeschrei erledigte. Wow! Jerrod ist der Ling-King! Einen Tick kleiner als der letzte aber wieder ueber 40 Pfund!

Nun war es sicher, dass da Felsen und Riffe unter uns lauerten und Carl brach die Angelei ab um seinen Anker zu sichern. Ging auch alles gut, Gott sei Dank. Es war schon weit am Nachmittag und wir beschlossen fuer heute Schluss zu machen. Es galt ja noch paar Fische zu filetieren. Wieder ging es ueber das spiegelglatte Meer zurueck. Nach 50 Minuten waren wir vor unserer Bucht als Dave ploetzlich Orcas in der Wasserstrasse sah. Sie kamen direkt auf uns zu. Wir schalteten die Motoren ab und genossen eine 1A Walshow. Die Orcas zogen dicht an unseren Booten vorbei und liessen uns paar tolle Fotos machen. Danach ging es dann heim zum Resort.

Abends fuhren wir nochmal zum Sonnenuntergang zum nahen Duval Point auf Lachs. Ein traumhafter Sonnenuntergang aber kein Lachs!
Also Grundfisch ging wieder gut, Grosslachs war Fehlanzeige. Morgen wollten wir ersteinmal alles auf Lachs setzen. Wir wollten es erzwingen!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Ich geh feste bei den Bildern!

Mobil unterwegs...
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke für den Wahnsinsbericht und die klasse Bilder, macht das deine Sekretärin?! Viele Grüße von Maisel
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Kann mal ein Mod den "Cohosalmon" sperren? Ja?
Diese Berichte und erst mal die Bilder gehen ja gar nicht!!!:bindagegen:

Man kommt überhaupt nicht mehr zum Arbeiten und ist stets abgelenkt!8) Mein Chef musste manche Frage schon dreimal stellen, hat aber auch nichts geholfen.:D

Ich hoffe, der nächste Bericht folgt bald !;ooo; Soll der Chef doch 'nen Anderen fragen!!!:genau:

Torsten
 
10.8.2015; Port Hardy - Tag 4

Port Hardy Tag 4:

So, am Abend von Tag 3 hatten wir uns mal ersthaft um ein paar Glaeser herumgesetzt und die Lachssituation diskutiert. Es war ja kaum zu glauben, dass man nach 3 Tagen in Port Hardy noch nicht einen Lachs ueber 20 Pfund gefangen hatte. Haetten wir so viel Resourcen und Stunden in Lachs zu Hause vor Victoria investiert, haetten wir zwischen unseren 2 Booten mit Sicherheit ein Dutzend und mehr Chinooks in der 20+ Klasse gehabt. Woran lag es hier?

Das wir alles falsch machten, dagegen sprach, dass wir auch andere Gruppen nichts Grosses fangen sahen. Auch ueber Funk war kaum was von Grosslachs zu hoeren gewesen. Dave fragte einfach mal unseren Vermieter. Es stellte sich heraus, dass er Ex-Berufsfischer war und sich gut auskannte mit den Lachsgepflogenheiten. Er meinte, es waeren momentan nicht viele Chinooks vor Ort. Wir haetten einfach Pech gehabt denn der schwere Niederschlag an unserem ersten Tag hatte alle vorhandenen Lachse weiterziehen lassen (Lachse riechen ihren Heimatfluss staerker wenn der vom Regen anschwillt) und eine neue Lachs-Welle war wohl noch nicht angekommen. Aber er meinte, die Neuen muessten jede Flut kommen. Na da war wenigstens Logik dahinter und liess auch noch Hoffnung.

Es sollte am Tag 4 von mitte des Morgens an fluten – dann kamen hoffentlich Scharen an dicken Chinooks in die hiessigen Fischgruende. Wir verabredeten das wir hart am Castle Rock Point fischen wuerden. Schon vor Fluteinsatz, durch den Gezeitenwechsel und geduldig durch die Flut. Das war der Plan!
Wir wachten mal wieder, wie konnte es auch anders sein, zu einem sonnigen, windstillen Tag auf. Wenn ich es nicht besser wuesste, wuerde ich hier Port Hardy glatt zu einem Strandurlaubsparadies erklaeren. Normalerweise ist es hier auch im Sommer regnerisch, grau und ungemuetlich. Diesmal liessen wir Duval links liegen und flogen gleich nach Castle Rock raus. Zwei Guideboote und ein paar andere waren schon am Werk als wir ankamen. Die naechsten 2 Stunden zogen wir Runde um Runde, flach, tief, mittel, Koederfisch, Blinker, Plastik – nichts als Sonne und herrliche Gegend. Der Gezeitenwechsel kam und die Flutstroemung begann. Und auf einmal passierte etwas.

Wir konnten wieder etwas vom Ufer ab vor der Felsnase eine Vogelmasse beim Sturztauchen beobachten. Wir zogen sofort dahin und schleppten am Rande der Aufregung. Und ploetzlich kam Leben in unsere flachen Schnuere – egal ob mit Blinker oder Koederfische bestueckt! Erst Dave, dann Ricardo waren mit richtig guten Cohos beschaeftigt. Auch ich durfte bald einen feisten Coho drillen, weitere bissen und gingen verloren im Drill aber das spielte keine Rolle, wir konnten eh nur noch einen oder zwei unmarkierte mitnehmen. Jeder der Cohos war mindestens 10 Pfund, einer von Ricardo wohl locker 12 Pfund. Wir fanden sogar einen markierten in all den wilden Cohos – der war natuerlich der Kleinste mit vielleicht 6 Pfund. Eine tolle Angelei aber es schienen auch wirklich nur Cohos um den Heringsschwarm zu sein.

Ploetzlich rief uns Carl ueber Funk wir sollten zu ihm auf die andere Seite kommen. Sie haetten einen ordentlichen Chinook im Boot und viele Bisse. Vielleicht waren die Chinooks ja jetzt dort angekommen, dachten wir und liessen uns nicht bitten. In 5 Minuten waren wir neben der Jalopy und wollten Beweise sehen – Glenn hielt einen 15-16 Pfuender hoch – jedoch keinen Chinook sondern einen in dieser Gewichtsklasse gewaltigen Coho! Oh Ihr Stuemper! Die Jungs hatten einfach nicht mit solch grossen Cohos gerechnet und automatisch Chinook gedacht als sie einen Lachs in diesen Dimensionen vor dem Kescher sahen. Also immer noch keine Chinooks, die ganze Aufregung wieder “nur” wegen Coho. Naja, wo wir jetzt schon auf dieser Seite waren, fischten wir nun auch eine Weile Seite an Seite mit der Jalopy.

Da waren natuerlich kleine Unterhaltungsspiele noetig; wir spritzen die Jalopy Crew mit Wasserpistolen voll, die schossen alte Koederfische herueber, wir drehten die Stereoanlagen auf und sangen ungehoerige Lieder (und das vor meinem jungen Sohn! Rabenvater!)…. Spass muss sein!

Nach einer Weile fragten wir uns ob wir nicht doch noch mal zur Felsspitze wo die Heringe waren, fahren sollten. Klar, los! Alles schnell eingeholt und an der verbluefften Jalopy Crew vorbeigeduest.

Es waren immer noch viele Voegel auf dem Wasser aber nicht mehr im Fressrausch. In der Ferne konnten wir wieder einen Buckelwal sehen. Der suchte wohl auch wo die Heringe geblieben waren. Diese Stelle schien aber bei Flut auch eine gewisse Kehrstroemung zu erzeugen weil eine Menge Kraut und Holz sich angesammelt hatte. Wir setzten die Ruten etwas ausserhalb des Schwimmgutfeldes ein. Weil die Cohos alle zwischen 7 und 12 m Tiefe gebissen hatten, gingen Dave’s und meine Rute auch dahin. Ricardo wollte seine auf – wie auch anders – auf 101 Fuss haben. “Wie Du willst” sagten wir uns. Und ich weiss nicht was es ist mit Ricardo und 101 aber es scheint eine genial Kombination zu sein: seine Rute ruckte hart an und loeste gleich aus.

Ich stand direkt daneben und riss die Rute raus und ruckte an und reichte die Rute meinem schon ungeduldig wartenden Sohn. Die Schnur lief konstant von der Rolle – das war kein Coho, das war Chinook! Es gab uns Zeit alles einzuholen und das Deck klar zur Landung zu machen. Lange hatten wir auf diesen Moment gewartet und alles in Gedanken hundertmal durchgespielt. Zwischen uns lief alles wie am Schnuerchen. Ricardo war nun schon ein erfahrener Lachsfischer und drillte den Fisch sehr kompetent. Dave und ich wussten genau was sonst noch zu tun war. Ich steuerte das Boot so dass Ricardo gute Kontrolle hatte und Dave gab mehr oder weniger Gas je nachdem ob Ricardo mehr oder weniger Druck auf der Schnur gebrauchen konnte.

Der Fisch kaempfte ausdauernd; kaum war er mal fuer paar Sekunden in Bootsnaehe, riss er wieder aus, mal tief, mal flacher. Endlich bekamen wir ihn mal richtig zu Gesicht – kein Monster aber der erste Chinook von etwa 20 Pfund hier in Hardy. Noch ein paar kleinere Fluchten dichter um’s Boot herum und dann zog Ricardo den Fisch perfekt auf das Boot zu. Dave hatte den Kescher und ich sah ihn im richtigen Moment zulangen – Platschen, Dave hob den Kescher hoch und…. kein Fisch drin!!! Waehrend Ricardo nun das wilde Toben des nun aufgeschreckten Lachses abfangen musste, schaute Dave wohl genauso verdutzt wie ich – auch er konnte nicht begreifen warum der Fisch nicht im Kescher war!? “Dave, what the hell happened!???”, entrueckte es mir. Er konnte es mir nicht erklaeren – auch war dazu keine Zeit.

Ricardo zog den sich schuettelnden und schaumschlagenden Fisch in Reichweite und diesmal versenkte Dave den Fisch sicher im Kescher. Also hatte das Netz kein Loch – um so unerklaerlicher war der erste Fehlversuch. Aber alles nochmal gutgegangen. Wir waren froh und beschwingt, endlich einen vorzeigbaren Chinook in Hardy ueberlistet zu haben. Carl musste wohl von weitem etwas gesehen haben und fragte bald ueber Funk nach was los waere. Sie gratulierten Ricardo ueber Funk zum bisher schwersten Lachs des Trips und kamen auch bald herbei um mit uns zusammen zu sehen ob da noch mehr zu holen waere. Aber bis auf ein, zwei weitere Cohos ging nichts mehr an dieser Stelle, egal ob flach oder tief oder auf 101. Es war und blieb eine Eintagsfliege.

Etwas spaeter kamen wir zur Beratung zusammen und beschlossen lieber noch mal zum Ling Riff von vor 2 Tagen zu fahren. Vielleicht konnte der Ling-King nochmal sein Rekord toppen. Aber das Riff erteilte uns eine weitere Lehre; auch die Lings sind entweder nicht immer zur Stelle oder, was wahrscheinlicher ist, fressen auch nicht non-stop. Wieder die Aehnlichkeit mit einem Krokodil, dachte ich; die fressen sich einmal die Woche den Wanst voll und liegen dann faul in ihrer Hoehle zur Verdauung. Die koennen ja nicht staendig 2 ganze Lachse und einen Felsenbarsch dazu verspeisen!

Was nun? Es war frueher Nachmittag. Die Jalopy Crew wollte frueh Schluss machen um ihren bisherigen Fang vakuumverpackt einzufrosten. Das konnte ein paar Stunden dauern. Wir hatten das aber schon jeden Tag gemacht. Ich wollte so gerne noch einen Red Snapper fangen (korrekt waere das ein Yelloweye Rockfish – ein entfernter Verwandter des Rotbarsches). Dave hatte auch eine Heilbutt/Snapperstelle von einem Guide empfohlen bekommen. Diese Stelle war jedoch auf der Aussenseite der Inselwelt – im offenen Pazifik. Aber das Wasser war ein Ententeich – bessere Bedingungen fuer eine Tour auf’s offene Meer konnte man nimmer bekommen. Also los, wir duesten alleine ab. Die erste halbe Stunde noch durch die Inselwelt und dann durch die letzten Inseln auf’s offene Meer. Keine Duenung und vielleicht 20 cm Wellchen – so habe ich den Pazifik noch kaum gesehen! Perfekt!

Wir fanden auch schnell das beschriebene Plateau was eigentlich ein weitlaeufiges Loch mit 80 – 100 m Tiefe zwischen allerlei flacheren Zonen war. Wir driftfischten mit dem Heilbuttgeraet und praktisch selben Koedern (ganze Heringe und Lachsfetzen). Eine sachte Drift brachte uns leicht voran, liess uns aber gut Bodenkontakt halten. Dave hatte den ersten Fischkontakt und der zog die Rute auch gleich ordentlich krumm. Das musste ein Butt sein! Tatsaechlich brachte er nach einer Weile einen knapp 20 pfuendigen Butt hoch – gegafft und versorgt. Klasse, die Tour war schon mal nicht umsonst gewesen! Vielleicht ging noch mehr. Nach einiger Zeit hatte ich einen vorsichtigen Anfasser – ich wartete mit dem Anschlag bis ich meinte jetzt muesste er haengen und kurbelte fest an. Etwas blieb haengen!

Nun begann der lange Weg nach oben. Ich merkte einen stetigen Widerstand da unten – jedoch an dem Heilbuttgeschirr kaum der Rede wert. Ich sagte den ganzen Weg hoch immer wieder laut vor mich hin: “Bitte lass es ein Snapper sein!”. Waere es ein Heilbutt, muesste es ein mickriger Kerl sein. Hai oder was Anderes war uninteressant. Dave fand das lustig. Als ich fast oben war, schauten wir alle gebannt ins Wasser – dann tauchte etwas orangefarbenes auf. Ich jubelte “Mein Snapper, jawoll!”. Ein schoenes Tier von um die 13 Pfund tauchte auf und war von dem Druckunterschied praktisch schon erledigt. Was fuer tolle Farben, was fuer ein tolles Tier! Ricardo sah seinen ersten Snapper live und war auch beeindruckt!

Ein bisschen Reue kommt bei mir immer auf wenn ich grosse gefangene Snapper sehe. Meiner war ja noch bei weitem kein Rekordtier. Dave hatte in seiner Jugend schon ueber 20 Pfuender gefangen und es gab immer mal wieder sogar welche in den 30gern und ueber einem Meter lang. Solche Tiere waren an die 100 Jahre alt und auch meiner hatte wohl um die 50 Jahre auf dem Buckel. Irgendwie schade solche Dinos zu erlegen – Yelloweyes sind wie alle Felsenbarsche extrem langsamwuechsig und daher auch schnell Opfer von Ueberfischung. Und sehr lecker sind sie auch noch dazu! Naja, der eine wird wohl nicht allzuviel ausmachen im Bestand. Hier im Norden gibt es so wenig Angler auf so einer grossen Wasserflaeche, die Snapper-Bestaende sind hier noch gesund. Bei uns vor Victoria ist das eine andere Geschichte. Aber auch da haben wohl die Angler nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Die kommerzielle Fischerei holt da ganz andere Mengen nach oben.

Wir setzten nochmal um und begannen unsere letzte Drift. Dave hatte das letzte Wort und hakte wieder einen kraeftigeren Gegner. Musste wohl wieder ein kleinerer Butt sein so wie der kaempfte. Um so erstaunter waren wir als Dave einen ordentlichen Ling von 90 m Tiefe heraufholte. Ha, die leben wohl ueberall? So hatten wir jetzt Lings in praktisch jeder Tiefenregion von 15 bis 90 m gefangen. Sieh mal einer an, haette ich nicht gedacht!

Danach packten wir ein und fuhren die lange Strecke zurueck. Fast eine Stunde bis wir wieder am Resort waren und in einigen Meeresengen gab es nun doch etwas Wellengang und ich war wieder beeindruckt wie leichtgaengig mein Boot damit fertig wurde ohne den Fahrkomfort zu beeintraechtigen. Am Resort packten wir unser farbenfreudiges Fangpaket aus – von jedem etwas: ein Chinook, ein Coho, ein Ling, ein Snapper und ein Heilbutt. Westcoast Grand Slam! Wieder ein herrlicher Tag, endlich einen Grosslachs und mein Snapper. Hat doch vieles geklappt heute! Nur noch ein Morgenfischen blieb uns, leider! Es wird uns schwerfallen, diesem Traumrevier den Ruecken zu kehren!

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