Bademeister
Stammnaffe
- Registriert
- 26 September 2007
- Beiträge
- 112
Ich bin in einem kleinen Dorf im Vorharz aufgewachsen und unsere Familie ist von der Vaterseite in sechster Generation hier zu Hause. Bei uns im Dorf gibt es ein Schimpfwort. Es heißt auf Plattdeutsch „en Taujetreckten“. Übersetzt heißt es, „ein Zugezogener“. Auch wenn man das Wort heute mehr im Spaß verwendet, wird man hier immer einen gewaltigen Unterschied merken. Der Grund für die Reserviertheit jedem Fremden gegenüber liegt wohl in den Erfahrungen, die die Leute hier machten und machen. Nach der Wende vielen die Fremden in ihrer negativsten Ausprägung in Form von Pyramindenspielern, Versicherungsverkäufern, Pachtbetrügern, Haustürverkäufern und Teppichhändlern über uns her.
Achtung, etwas überspitzt!:
Am schlimmsten sind aber die neunmalklugen Eigenheimbauer, die zum Sammeln für das Schützenfest so tun als sein sie nicht zu hause und sich dann noch beschweren, wenn man ihnen als Strafe für dies Vergehen die Hof- bzw. Gartentür „temporär verlagert“.
Wenn ich abends von der Arbeit komme und durch unser Dorf nach hause fahre, kenne ich von den Leuten auf der Straße so gut wie Jeden und es wird aus dem Auto gegrüßt.
Das nenne ich Heimat.
Der Eine oder Andere mag sich jetzt fragen: „Was will er damit sagen?“
Ich denke, viele Norweger leben aufgrund von Klima und Kultur ähnlich bodenständig wie wir in unserem Dorf und gehen daher ähnlich reserviert mit den Zugezogenen um. Das Ganze dürfte im Vergleich sogar noch etwas krasser sein, weil es weitaus größere sprachliche und kulturelle Barrieren gibt. Außerdem haben die Fremden auch den Norwegern viel Ärger eingehandelt und das dürfte auf uns Deutsche in ganz besonderem Maße zutreffen. Ich denke also, wer hier weggeht um in Norwegen seine Heimat zu suchen, wird zu allererst das Fremde finden. Wenn er dann noch geht, weil er hier nicht klar kam, wird dort noch größere Probleme bekommen. Hier hatte er ja in vielerlei Hinsicht die besseren Voraussetzungen. In Norwegen ist er einer von vielen Gast- und Hofarbeitern mit Sprachproblemen, wenn er nicht gerade ein top Akademiker oder Arzt ist bzw. in eine einheimische Familie einheiratet.
Außerdem sind auch die norwegischen Arbeitgeber keine Samariter. Dort wird genau wie hier hart gearbeitet. Es mag sein, dass die Uhren dort etwas langsamer ticken und es mehr Arbeit gibt. Ob das aber so bleibt, wage ich zu bezweifeln. Die Konkurrenz schläft auch in Norwegen nicht! Werden die Zeiten dann etwas „stürmischer“ sind die Gastarbeiter mit ihren Integrationsproblemen als erstes die Verlierer.
Nee, ich bin absolut kein Freund der „Hier ist alles Scheiße, ich wandere Aus“- Mentalität. Wir sollten die Probleme hier lösen, anstatt weg zu laufen. (z.B. nach Norwegen)
Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass ich hier so argumentiere, weil ich in einer dörflichen und funktionierenden Gemeinschaft aufgewachsen bin. Sicher gibt es auch Menschen, die hier nie wirkliche vergleichbare Wurzeln hatten. Für die macht es natürlich keinen Unterschied. Die haben dann in Norwegen genau so wenige Wurzeln wie hier und merken es nicht mal. Auch ist der Begriff Heimat ein dehnbarer Begriff. Für mich ist es Heimat, wenn ich mir beim Nachbarn mal die Leiter leihen kann oder zu meinem Schulfreund auf ein Bier mit dem Fahrrad düse, um in alten Zeiten zu schwelgen. Auch ist es für mich Heimat wenn ich weiß, wie meine Familie auf unserem Grundstück wirklich schlechte Zeiten hinter sich brachte. Das ist zwar weit hergeholt, es beruhigt aber ungemein wenn man weiß, dass zur größten Hungerszeit immer genug zu Essen im Hause war.
Ich fahre seit sechs Jahren jährlich nach Norwegen. Ich schätze und achte das Land und seine Leute sehr. Meine Heimat würde ich im Traum nicht dafür hergeben. Kommt einmal der Tag, an dem ich nicht mehr dort hin kann, bleib ich eben hier, ist auch nicht weiter wild. Zuhause ist es für mich eben doch am schönsten. Besonders im Frühjahr, wenn alles blüht und duftet.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich wünsche Jedem, der sich zu einer Auswanderung entschließt, dass es die richtige Entscheidung für ihn und seine Familie ist. Nur glaube ich, dass Einige hier mit diesem Schritt etwas suchen, was sie dort nicht finden. Die Antworten auf die Probleme, die hier mancher hat liegen nicht in Norwegen sondern in ihm selbst. Ich befürchte er wird, wenn ihn der Alltag dort erstmal eingeholt hat, vor den selben Problemen wie hier stehen. Mal abgesehen von den ohnehin Privilegierten wie Ärzte oder Akademiker. Bei denen liegen die Vorteile einer Auswanderung in Richtung Norwegen unbestritten auf der Hand. Auch wenn ich es aus volkswirtschaftlichen Gründen für eine Katastrophe halte, dass wir diese teuer ausgebildeten Fachkräfte an das Ausland verlieren. Aber hier ist sich dann Jeder selbst der Nächste.
Achtung, etwas überspitzt!:
Am schlimmsten sind aber die neunmalklugen Eigenheimbauer, die zum Sammeln für das Schützenfest so tun als sein sie nicht zu hause und sich dann noch beschweren, wenn man ihnen als Strafe für dies Vergehen die Hof- bzw. Gartentür „temporär verlagert“.
Wenn ich abends von der Arbeit komme und durch unser Dorf nach hause fahre, kenne ich von den Leuten auf der Straße so gut wie Jeden und es wird aus dem Auto gegrüßt.
Das nenne ich Heimat.
Der Eine oder Andere mag sich jetzt fragen: „Was will er damit sagen?“
Ich denke, viele Norweger leben aufgrund von Klima und Kultur ähnlich bodenständig wie wir in unserem Dorf und gehen daher ähnlich reserviert mit den Zugezogenen um. Das Ganze dürfte im Vergleich sogar noch etwas krasser sein, weil es weitaus größere sprachliche und kulturelle Barrieren gibt. Außerdem haben die Fremden auch den Norwegern viel Ärger eingehandelt und das dürfte auf uns Deutsche in ganz besonderem Maße zutreffen. Ich denke also, wer hier weggeht um in Norwegen seine Heimat zu suchen, wird zu allererst das Fremde finden. Wenn er dann noch geht, weil er hier nicht klar kam, wird dort noch größere Probleme bekommen. Hier hatte er ja in vielerlei Hinsicht die besseren Voraussetzungen. In Norwegen ist er einer von vielen Gast- und Hofarbeitern mit Sprachproblemen, wenn er nicht gerade ein top Akademiker oder Arzt ist bzw. in eine einheimische Familie einheiratet.
Außerdem sind auch die norwegischen Arbeitgeber keine Samariter. Dort wird genau wie hier hart gearbeitet. Es mag sein, dass die Uhren dort etwas langsamer ticken und es mehr Arbeit gibt. Ob das aber so bleibt, wage ich zu bezweifeln. Die Konkurrenz schläft auch in Norwegen nicht! Werden die Zeiten dann etwas „stürmischer“ sind die Gastarbeiter mit ihren Integrationsproblemen als erstes die Verlierer.
Nee, ich bin absolut kein Freund der „Hier ist alles Scheiße, ich wandere Aus“- Mentalität. Wir sollten die Probleme hier lösen, anstatt weg zu laufen. (z.B. nach Norwegen)
Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass ich hier so argumentiere, weil ich in einer dörflichen und funktionierenden Gemeinschaft aufgewachsen bin. Sicher gibt es auch Menschen, die hier nie wirkliche vergleichbare Wurzeln hatten. Für die macht es natürlich keinen Unterschied. Die haben dann in Norwegen genau so wenige Wurzeln wie hier und merken es nicht mal. Auch ist der Begriff Heimat ein dehnbarer Begriff. Für mich ist es Heimat, wenn ich mir beim Nachbarn mal die Leiter leihen kann oder zu meinem Schulfreund auf ein Bier mit dem Fahrrad düse, um in alten Zeiten zu schwelgen. Auch ist es für mich Heimat wenn ich weiß, wie meine Familie auf unserem Grundstück wirklich schlechte Zeiten hinter sich brachte. Das ist zwar weit hergeholt, es beruhigt aber ungemein wenn man weiß, dass zur größten Hungerszeit immer genug zu Essen im Hause war.
Ich fahre seit sechs Jahren jährlich nach Norwegen. Ich schätze und achte das Land und seine Leute sehr. Meine Heimat würde ich im Traum nicht dafür hergeben. Kommt einmal der Tag, an dem ich nicht mehr dort hin kann, bleib ich eben hier, ist auch nicht weiter wild. Zuhause ist es für mich eben doch am schönsten. Besonders im Frühjahr, wenn alles blüht und duftet.
Bitte versteht mich nicht falsch. Ich wünsche Jedem, der sich zu einer Auswanderung entschließt, dass es die richtige Entscheidung für ihn und seine Familie ist. Nur glaube ich, dass Einige hier mit diesem Schritt etwas suchen, was sie dort nicht finden. Die Antworten auf die Probleme, die hier mancher hat liegen nicht in Norwegen sondern in ihm selbst. Ich befürchte er wird, wenn ihn der Alltag dort erstmal eingeholt hat, vor den selben Problemen wie hier stehen. Mal abgesehen von den ohnehin Privilegierten wie Ärzte oder Akademiker. Bei denen liegen die Vorteile einer Auswanderung in Richtung Norwegen unbestritten auf der Hand. Auch wenn ich es aus volkswirtschaftlichen Gründen für eine Katastrophe halte, dass wir diese teuer ausgebildeten Fachkräfte an das Ausland verlieren. Aber hier ist sich dann Jeder selbst der Nächste.