AW: Live von Hidra - Mai 2011
21:30 Uhr: Es ist unglaublich. Um 19 Uhr hat der Regen aufgehört. Die Sonne! Ein herrlicher Abend auf unserer Terrasse.
Vierter Tag.
So ein Garmin ist schon ein feiner Kerl. Nicht nur… weil er uns per GPS überall hinführt (zurück natürlich auch)... Nein, so ein Garmin weiß unheimlich viel!! Garmin sagt nämlich, dass heute ein „ausgezeichneter Angeltag“ ist. Und wenn Garmin DAS sagt, dann stimmt das auch. Oder besser gesagt: Kapetano sagt, dass das stimmt. Und was Kapetano sagt, das stimmt auf jeden Fall. Garmin weiß alles. Garmin weiß, dass heute zwischen 12:34 Uhr und 14:15 Uhr eine Top-Angelzeit ist. Nicht früher und nicht später. Kapetano sagt, dass in Garmin gaaaaaanz viele Daten verarbeitet werden. Alle Fangmeldungen der letzten 20 Jahre. Wassertemperaturen. Strömungen. Wellenhöhen. Dazu Tidestand und Mondstand und die Bundesliga-Ergebnisse der letzten 18 Jahre. Daraus errechnet Garmin seine Jagd- und Angelvorhersagen. - Ich sage, heute ist Mittwoch. Und das ist schlecht. Mittwoch fängt man in Südnorwegen die wenigsten Fische. Das kann man statistisch eindeutig (!!) nachweisen: im letzten Jahr haben wir am Mittwoch nämlich auch keinen Fisch gefangen!!
Das, was uns der Wetterbericht gestern schon gezwitschert hat, ist mit ganzer Wucht eingetreten. Dicke Nebelschwaden, Regenwolken hängen über Hidra. Es schüttet wie aus Kübeln. Marco kommt völlig fertig als letzter an den Frühstückstisch. „Mensch, habe ich schlecht geschlafen!“ – Oh, Marco, hast Du heute etwa auch vom Wrackmonster geträumt??? –
Wir haben nicht mehr viele Tage hier und so langsam werden wir doch skeptisch, ob die „Mission Wrackmonster“ noch erfolgreich abgeschlossen werden kann. Tommy hat als erster eine Idee: „He Kapetano, dein Garmin weiß doch soooo viel. Weiß dein Garmin dann nicht auch,…. WO DAS WRACKMONSTER IST????“ – „Klar“, sagt Kapetano entschlossen „Klar, Garmin sagt uns… o.k…..hm… alles klar! Das Wrackmonster liegt hier: N58° 7.696 E6° 30.391…“ - Aha! So so!
Es ist wirklich ein gruseliges Bild, das uns geboten wird. Es scheint fast so, als habe der Liebe Gott tatsächlich neues Wasser für die südnorwegischen Fjorde geordert. Wir versuchen das Ganze positiv zu sehen. Neues Wasser bedeutet vielleicht auch… NEUE FISCHE! Denn, ehrlich gesagt, uns ist schon sehr danach, mal ein paar andere Fische zu fangen, als diese Köhler-Gesellen. O.k., die paar Dorsche, der eine Leng… Ja. Aber mal so ein Lump oder ein Dornhai? Ein Steinbeißer oder ein Heilbutt? Eine Meerforelle oder ein Schellfisch? Oder ein… WRACKMONSTER? - Gestern Abend hatten wir es noch mehrfach mit Köhlerfetzen an Drilling und Beifänger probiert, hatten schöne Naturködermontagen gebaut. Auf diese Köder, diese Köhlerfetzen stieg jedoch nicht ein einziger Fisch ein! Nicht einmal ein Köhler. Und die beißen doch eigentlich auf alles. Was Tommy glatt vermuten lässt, dass „diese Viecher sich selbst nicht mehr sehen können!“ Ist der südnorwegische Köhler eigentlich kanibalistisch veranlagt? Besitzt er überhaupt selbstzerstörerische Züge? Unsere Makrelen, die wir bei Real in Essen, Altendorferstraße an der Fischtheke gekauft haben, sind inzwischen vernichtet…
(22:20 Uhr: Tommy steht immer noch auf der Terrasse und versucht sich mit Spinnrute und Mefo-Blinker. Er gibt nicht auf. Tommy ist angetrieben. Angetrieben von Marco. Marco stand 30 Minuten neben Tommy. Marco hat drei Pollacks und einen Dorsch gefangen. Tommy hat nichts gefangen. Aber Tommy gibt nicht auf. Marco guckt inzwischen „Let’s dance!“)
Wrackmonster steigen nur auf Naturköder ein. Sagt nicht Garmin, - das vermuten wir. Aber die Idee, an der Fischhalle gegenüber Reker abzustauben, ist nicht von Erfolg gekrönt. „Only cooked!“ sagt uns der Fischer. :?
(22:30 Uhr: Tommy gibt immer noch nicht auf. Vielleicht ist er auch gar nicht angetrieben von Marcos Erfolgen?! Vielleicht genießt Tommy auch einfach nur den festen Untergrund beim Angeln??? Kein Schaukeln, kein Wackeln…Tommy ist echt tapfer!)
Der Regen wird immer stärker. Kaum zu glauben, aber es geht immer noch mehr. Wir wissen, dass wir, wenn wir heute noch angeln wollen, Sprit brauchen! Der Tank vom Boot ist fast leer… Kapetano und pilotti melden sich freiwillig. Es ist, wider Erwarten, ein riesiger Spaß. Bei Wind und Regen fahren wir nach Rasvag. Egal, trocknen können wir uns hinterher. Mal ehrlich, bei Sonne kann doch jeder! Aber diese Fahrt ist einfach nur genial.
(22:34 Uhr: Tommy guckt jetzt auch „Let’s dance!“…)
Wir müssen uns entscheiden, welche Hotspots wir ansteuern wollen. Bei dem Regen ist davon auszugehen, dass die Ausfahrt möglicherweise nicht allzu lang dauern wird. Wir erinnern uns, dass es bei der Rückfahrt von Rasvag durch den kleinen Kanal und den Hidrasund kaum Wellen gab, es war fast wie „Rudern auf dem Baldeneysee“. Dazu Südwind. Kurzum, wir entschließen uns dazu, den Unterwasserberg Halsbaen am Hidrasund-Ausgang anzusteuern. Ein Fehler! Wieder einmal! (Obwohl es genau zwischen 12:34 Uhr und 14:15 Uhr ist. Wie Garmin gesagt hat.) Die Wellen werden schnell so stark, soooo groß, dass Tommy und pilotti sich schon vor dem ersten Pilker-Ablassen fragend angucken, fragend nach dem Sinn des Vorhabens, ein Wrackmonster aus dem „arschkalten“ Wasser der Nordsee ans Tageslicht holen zu wollen. Ich merke, dass ich schon nach 20 Metern kaum noch Kontakt zu meinem 300Gr.-Bergmann-Pilker habe, muss mich permanent festhalten. Nein, das macht keinen Spaß. Blödes Wrackmonster. Ich verzichte auf Dich!
(Ich weiß nicht, ob Tommy gemerkt hat, dass ich mich heimlich an seinem Floater festgehalten habe. Ich bin nicht so tapfer wie Tommy!!!)
Der Regen hört und hört nicht auf. Die Wellen sind echt ungemütlich, aber alle Pilker sind im Wasser. Keine Ahnung, wo sie liegen. Keine Ahnung, wie weit unten sie liegen. Ich krieche von der Bootsbank auf den Bootsboden. Ja, hier fühle ich mich etwas sicherer. Aber das Pilken hockend auf dem Bootsboden ist doof!!! Gut, dass mich hier keiner sieht.
Wir sind uns alle super-schnell einig, dass man auf Halsbaen nicht angeln kann. Heute jedenfalls nicht.
Wir stehen wieder über unseren privaten Dorschwiesen, am Ausgang vom Kirkehavn-Fjord. Komisch, heute ist alles anders. Südwind. Die Drift ist eine andere. Das Wasser hier ist extrem ruhig. Es beißt kein Fisch. Was wir auch versuchen, nichts klappt. Kurz bevor wir abbrechen, hat Kapetano dann doch noch einen Biss. Ein anständiger Köhler kommt nach oben. Gebissen wieder einmal auf ein Vorfach mit kleinen roten Gummifischchen als Beifänger. Das fängigste Vorfach, das wir haben. Die meisten Köhler hatten sich bislang für diese Variante entschieden...
Wir wissen, dass wir uns heute ein anderes Abendessen besorgen müssen.
(23:04 Uhr: Kapetano hat gerade eine merkwürdige Idee. Er will morgen früh schon um 8 Uhr auf Grönnevika stehen. Oh Mann… Hat ihm das sein Freund Garmin gesteckt?????)
Gut, eine Erkenntnis hat uns dieser Regentag gebracht. Wir wissen jetzt endlich, welcher unserer Floater die beste Wassersäule besitzt. Im Test standen: Ein Penn Waveblaster, ein Team Norway (Hallo Frank!), ein Abu Garcia und ein Mullion. Ernüchternd: Nur einer hielt dem enormen Wasserdruck stand und den Träger vollkommen trocken… Was meint ihr, welcher das war??? Ihr habt doch alle Erfahrung und kennt Euch aus…
Tommy, Marco und Kapetano sitzen auf dem Sofa, verdauen Schnitzel, Bratkartoffeln, Salat und gucken Stern TV…
So ein Garmin ist schon ein feiner Kerl. Nicht nur weil er einen überall hinführt (zurück natürlich auch)... Nein, so ein Garmin weiß, dass wir morgen unser Wrackmonster verhaften werden. Bei Sonnenschein! 8)
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