Wie verhalte ich mich, wenn's kabbelig draussen wird?

flintskalle

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Ennigerloh
Hallo erfahrene Skipper,
im letzten Norwegenurlaub auf Fjellvaeröya waren wir draussen, als entgegen jeder Wetterprognose heftiger Wind aufkam. Wir haben natürlich sofort die Ruten hoch und ab Richtung Heimathafen. Blöd war nur, das wir recht weit draussen waren. Die Welle kam ganz fies von schräg hinten, gepaart mit manchmal fieser Kreuzsee. Unser 21 FT Dolmoy schlingerte wie doof. Ich hatte 90 PS am Hintern, die Kraft alleine brachte mir gar nix. So kreuzte ich heimwärts, mal gegen, mal mit der Welle. Mein Popometer sagte mir, mehr geht nicht. Meine Frage: Wie fährt man in einer solchen Situation richtig? Könnte mir vorstellen, dass diese Frage viele Norwegen-Neulinge auch interessiert?!
 
Das kann man pauschal nicht beantworten, am Ende muss man die Truppe sicher an Land bekommen.
Mit der Welle ist idR. die beste Wahl, kann aber bei hohem Tidenhub sehr gefährlich werden! Wenn jetzt die Motorleistung nicht reicht, muss man leicht beidrehen.
Man muss immer einen Plan B in der Tasche haben (Inselschatten nutzen etc.), wenn der normale Weg nicht mehr geht und ehrlich, man muss auch mal einsehen, wann man angeln sollte und wann auf keinem Fall. 90PS sind eigentlich genug Power, da muss man einfach früher die Rückreise antreten. :wink:
 
Der Wetterbericht sagte max 5m/s voraus. Von daher kein Leichtsinn von uns. Bei den ersten Schaumkronen haben wir sofort eingepackt. Verstehe ich das richtig: Am besten MIT der Welle fahren und den Hebel auf den Tisch, nur zur Not kreuzen? Vielleicht habe ich einfach nur zuviel Angst vor der eigenen Courage gehabt? Gefühlt war es so, wenn die Gischt der Kreuzwelle ins Boot bis zur Scheibe schlägt, ist es mehr als genug.
 
Hatten den Fall auch schon mal. Sonniges Wetter und innerhalb von ein paar Minuten übelster Wind. Bei dem ersten Anzeichen den Rückweg angetreten, die Wellen schräg angefahren und im Zickzack in den Windschatten der nächsten Insel. Auf dem direkten Weg wären die Wellen genau seitlich gekommen, so hat es halt ne Zeit gedauert, immer mal schräg gegen die Welle und dann wieder mit ihr, aber so ging es gut und alle heil im Hafen gelandet.
 
Zuerst das wichtigste, kaum einer denkt daran! Ruft euren vermieter an. Zur not tut es auch ein in deutschland sitzender freund...
Schildert ihm kurz und knapp eure misslige lage, eure GPS position und das ihr AUF dem heimweg seid und etwa x stunden braucht. Wenn ihr euch nach der zeit Nicht meldet, habt ihr ernste probleme. Gut ist immer wenn fuer die zeit des urlaubes ein freund fuer Diesen fall bescheid weiss was zu tun ist!

Ob du 90PS oder 150 oder 50 hast spielt kaum eine rolle!!! Bei wetter musst du gelassen fahren, versuche das boot immer langsam in das wellental zu bekommen, møglichst gerade. Gehts gegen die welle und du bist gezwungen zu kreutzen bedenke den sprit mehrverbrauch. Durch wellen AUF und ab geht gerne die doppelte menge spritt drauf, durch kreutzen ebenfalls. Durch gas geben und bremsen ebenfalls. Bist du bei wetter ohne spritt hast du noch mehr probleme. In den meisten angelgebieten gibt es die møglichkeit mit der welle oder schræg mit der welle in ein geschuetzteren bereich zu kommen. Man muss schauen ob es sinn macht sprittsparend mit der welle in Diesen bereich zu kommen und abzuwettern oder das risiko der heimreise in die anlage vertretbar ist.

Leider machen sich viele erst ein kopf wenn der kupferbolzen in der hose schon drueckt, in eurem fall hätte wahrscheinlich das wissen um die strømungen um fjellværøya schon gereicht um zu sehen das ein anderer weg, wo die strømung die wellen Nicht aufpeitscht, ebenfalls møglich ist.
Diese infos gibt es vom guide in anlagen oder unter yr.no (hav og kyst) Als strømungsdiagramm...

Ansonsten immer die ruhe bewaren. Das boot gleichmæssig beladen (Nicht alle hinten sitzen) und lieber mit 2-3 knoten heimwærts tuckern wie mit 16 und im lebensgefahr bereich. Ein norweger sagte mir mal, So lange du ruhig bist und die welle Nicht ueber dem boot bricht, kommst du auch heim...
 
Hatten den Fall auch schon mal. Sonniges Wetter und innerhalb von ein paar Minuten übelster Wind. Bei dem ersten Anzeichen den Rückweg angetreten, die Wellen schräg angefahren und im Zickzack in den Windschatten der nächsten Insel. Auf dem direkten Weg wären die Wellen genau seitlich gekommen, so hat es halt ne Zeit gedauert, immer mal schräg gegen die Welle und dann wieder mit ihr, aber so ging es gut und alle heil im Hafen gelandet.
Na, dann war das von mir nicht so falsch. So habe ich es ja auch gemacht. Ein stetiger Wechsel zwischen Vollgas und max. Halbgas brachte uns dann zurück. Mein Floater war klarschnass... geschwitzt. Und das lag nicht an der Hitze draussen
 
...
Am besten MIT der Welle fahren und den Hebel auf den Tisch, nur zur Not kreuzen? Vielleicht habe ich einfach nur zuviel Angst vor der eigenen Courage gehabt? Gefühlt war es so, wenn die Gischt der Kreuzwelle ins Boot bis zur Scheibe schlägt, ist es mehr als genug.
Mit der Welle ja, ...volle Leistung nein. Das führt in den meisten Fällen zu Unfällen.
Du machst alles richtig, wenn wenig Wasser ins Boot gelangt. Meistens ist langsamer besser, manchmal schneller. Und leicht kreuzen (20°-30°) ist immer sicherer als direkt mit oder gar gegen die Welle.
Bei hohen Wellen muss man auch permanent den Kurs anpassen, ...das ist Schwerstarbeit am Ruder und Gas.

PS: Es war vorhin nicht als Vorwurf gemeint, in diese Situation bekommt jeder mal in Norge.
 
Die Situation die du beschreibst hatte ich 2013 vor Bolga exakt mit dem gleichen Boot, nur mit etwas mehr PS. Raus aus den Schären gefahren zu einem vorgelagerten Leuchtturm inkl. Untiefenfeld. Irgendwann drehte der Wind auf und die Wellen wurden höher bzw. kreuzten sich. Vorhergesagt war das schlechte Wetter eigentlich für den nächsten Tag. Wir haben dann sofort abgebrochen und uns aber noch kurz beraten. Ich war Bootsführer und hatte einen sehr erfahrenen zweiten Bootsführer an Board. Während wir zwei uns die Seekarte angeschaut haben um den besten Rückweg und vor allem Schäreneingang zu finden, haben die anderen zwei das Boot klar gemacht. Ein Umstand den auch viele Vergessen! Boot klar machen bedeutet für mich das alles gesichert ist, sämtliche Köder abmontiert sind, die Fischkisten gleichmäßig verteilt und gegen verrutschen gesichert sind. Wir sind dann wie du es beschrieben hast, mit der Welle rein gefahren und hatten im 90° Winkel eine Kreuzwelle. Das aber auch nur, weil wir einen Umweg zu einem anderen Schäreneingang gemacht haben, der weiter östlich lag. Grund war, zum einen die Kreuzsee, die man so besser fahren konnte und zum anderen ein deutlich breiterer Eingang. Wurde dann doch recht kabbelig besonders im Übergang von Tief zu Flach, bei weitem aber nicht so schlimm wie der direkte Weg.
Ich denke das Beispiel zeigt gut wie man es machen kann. Was wir nicht gemacht haben, da gebe ich Andy recht, ist den Vermieter/Betreuer zu informieren. Das habe ich mir in den letzten Jahren auch angewöhnt, bzw. häufig hat der sich sogar schon vorher bei uns gemeldet.
 
Da wäre auch mal ein Video schön für die jenigen die sich nicht sicher sind!
Wahrscheinlich hatte aber jeder von uns der in einer kabbeligen Situation befand doch besseres zu tun als ein Filmchen zu drehen( und das ist auch gut so)
Vielleicht findet ja einer trotzdem was und kann das verlinken, ich habs versucht aber nix gescheites gefunden
 
Ja, das mit dem Video bei Wetter ist so die Sache. Aber generell mal Interessant. Aber eigentlich ist es wie Andreas (Since) es macht schon sehr sinnig. Auch ein ganz wichtiger Aspekt ist. Ein aufgeräumtes Boot ohne rumfligende Gaffs, Zangen, Messer etc. Das kann böse ausgehen. Das ist auch ein Grund warum ich keine Pilkereimer mehr nutze (anderer Tread). Die sind schon sehr kippelig.
 
Leider machen sich viele erst ein kopf wenn der kupferbolzen in der hose schon drueckt

So sieht es aus! Vor jeder Tour wird ein ausgiebiges Kartenstudium durchgeführt was ist wenn und was können wir tun! Lieber einmal alles durchspielen als alles
zu verlieren!
Vor Vikna waren wir wie since offshore aber noch in Schlagdistanz zu den Schären! Auffrischender Südwind spielte uns in die Karten, sprich wir konnten uns schön duchtreiben
lassen, lies aber ein Rückweg der gleichen Strecke nur schwer zu oder sagen wir mal so, er wäre ungemütlich geworden!
Also haben wir den ausgearbeiteten Weg durch die Schären genommen!

Vikna.jpg

Quelle: Gule Sider

Vorbereitung ist für uns Freizeitkapitäne mit das WICHTIGSTE was an erster Stelle steht!!!
Und natürlich die Nerven bewahren.

Kreuzwellen, kann man die überhaupt sinnvoll anfahren? Ich glaub da hat jeder so seine Schwierigkeiten und möchte wahrscheinlich nicht in so bescheidene Situationen kommen!
Wellen von hinten können auch richtig Spaß machen, wenn man das Boot beherrscht und es sich traut auf der Welle zu reiten, ohne ins Tal zu krachen! Aber immer Vorsicht.
Gruss
 
Wellen von hinten können auch richtig Spaß machen, wenn man das Boot beherrscht und es sich traut auf der Welle zu reiten, ohne ins Tal zu krachen! Aber immer Vorsicht.

Nicht nur Vorsicht --> ganz große Vorsicht !! Fährt man in das Wellental, ist es fast so, als wenn man gegen eine Wand fährt. Man meint das Boot steht von einem Augenblick zum nächsten. Deshalb ist Klar Schiff und aktives Mitfahren (Festhalten und Schräglagen ausgleichen) von den Mitfahrern sehr wichtig.

Gruß Norbert
 
Moin, Moin,

Hallo Flintskalle,
wenn du deine Mannen nach Hause gebracht hast, hast du instinktiv nicht soviel falsch gemacht.
Generell ist für vernünftige Boote nur ein Kentern ein ernsthaftes Problem.
Klare Regeln an Bord und kaltblütiges Handeln bedeutet für eine solchen Situation kein Problem.
Soll heißen, einer hat den Hut auf und das Sagen.
Das jetzige Manöver heißt nicht "Klar Schiff" sondern "Klarmachen zur Sturmfahrt".
Dazu gehört alles gegen ein Selbständigmachen zu vertäuen.
Das Boot austrimmen.
Sprit kontrollieren, Tank umstöpseln oder umfüllen, später wird das zu Problem.
Bei selbstlenzenden Booten die Lenzventiele kontrollieren, dann wird überkommendes Wasser
kein Problem.
Fernhalten von Untiefen, sie verstärken den Wellengang und machen ihn unberechenbar.
Bei Welle von hinten muss das Boot schneller sein als die Welle, ansonsten geht die Manövrierfähigkeit verloren.(Tümmler bin bei dir, sollten aber nur erfahrene machen).:a020:
Geschwindigkeit den gegebenen Wellengang anpassen, nicht zu ängstlich sein.
Generell sollte man Vertrauen zu dem Boot aufbauen, sie können in der Regel mehr, als ihre Bootsführer sich zutrauen.
Gegen eine Kreuzsee kann man keine Empfehlung geben, die muss man instinktiv angehen.
Generell sollte man den Kurs gegen die Welle festlegen (20 Grad versetzt), so bleibt das Boot am manövrierfähigsten. Auch wenn das Duschen heißt.
Wenn man das beachtet muss man nicht auf sein Popometer hören, sondern hat sogar ein bisschen Spaß an der Situation, besonders an den anderen Gesichtern.:a055:

Also immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
 
Was meint ihr mit 20° zur Welle?

Ich versuche das mal zu übersetzen in das, was ich verstehe:
Am Besten eine Alternativroute haben um nicht gegen die Wellen fahren zu müssen und dem Vermieter Bescheid geben.
Sofern möglich...
-generell mit den Wellen fahren und nicht in entgegengesetzte Richtung
-nicht im rechten Winkel zu den Wellen sondern um +/- 20° schräg dazu
-nicht zu schnell ins Wellental kommen
 
Was meint ihr mit 20° zur Welle?

...

Direkt in die Welle sind 0°, ...90° ist quer zur Welle, ...20°sind also leicht schräg gegen die Welle.
Jeder Boot hat da einen speziellen Winkel, bei dem es am besten Kurs halten kann. Je nach Lage des Schwerpunktes schwankt es aber um die 20°. Das Schulschiff der VM hatte 18°.
Ob nun mit oder gegen die Welle ist aus Sicherheitsgründen unkritischer als quer zur Welle, was man tunlichst meiden sollte. Da reicht ein Fahrfehler, ein wenig mehr Welle und das Boot rollt über die Seite und kentert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alles sehr gut beschrieben hier, Respekt dafür. Tatsächlich halte ich die Gewichtsverteilung an Bord (und damit z.B. auch Sitzplätze) für extrem wichtig, was einfach bei der ersten Fahrt zu bestimmen ist. Dann muss der Dicke halt mal nach vorne und während der Fahrt die Kapuze überziehen, ist aber bei Seegang sicherer und spart zudem Sprit. Wenn das Boot ausbalanciert ist, gerät man bei Wellengang nicht ins Schlingern und die Trimm lässt sich leicht ausgleichen, also sollte es kein großen Problem sein, die Wellen seitlich mit den empfohlenen 15-30° zu nehmen.
Noch ein Tip - zwar aus der Segelei, aber auch verbunden mit "sich und dem Boot was zutrauen": Fahrt in die Kiste bringen! Bedeutet auch, dass ausreichend Sprit vorhanden sein muss. Auch ohne Segel und Aufbau bietet ein Boot bei Wellen und v.a. Wind viel Angriffsfläche, da muss man was dagegen setzen, um zügig heim zu kommen. Also keine Angst, die Boote, die wir normalerweise fahren, machen das mit!
Zur Ortung: Entweder einen GPS-Sender mit Sim-Karte mit an Bord haben, auf den eine Vertrauensperson via Internet zugreifen kann (bei manchen Vermietern schon beim Boot dabei) oder für die Dauer des Urlaubs jemandem das eigene Iphone in der Cloud freischalten, damit dieser mit der Funktion "Wo ist mein Iphone?" den Aufenthaltsort bestimmen kann.
 
Hallo zusammen,

ergänzend von mir nur noch: immer dran denken, das man als Skipper für Menschenleben verantwortlich ist. Wagemut und Risikobereitschaft, falls vorhanden, wird dadurch wieder ins rechte Licht gerückt.
Aber auch die Mitfahrer sollten sich sehr wohl bewusst sein, das auch ihre Handlungen über Wohl und Wehe entscheiden können (siehe Hinweise zum sturmsicher machen und Lastverteilung)...
Und allen zusammen sollte klar sein, das in entsprechenden Situationen keine Basisdemokratie angesagt ist.

Viele Grüße,
Axel aka Uku
 
...
Dann muss der Dicke halt mal nach vorne und während der Fahrt die Kapuze überziehen, ist aber bei Seegang sicherer und spart zudem Sprit.
...
:lacher::lacher::lacher:

Ich liege lang!

PS: Ist bei uns auch so, aber wenn der weiter abnimmt, muss ich mein Kapitänspatent abgeben und vorne in die Spillback. :biglaugh:
 
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